Sefer Jetzira und Eudaimonie: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Sefer Jetzira''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]]: ספר יצירה, „Buch der Formung“ oder auch „Buch der Schöpfung“) gilt als das älteste eigenständig überlieferte Werk der [[Kabbala]]. Es stellt die wesentlichen Elemente der [[Schöpfung]] in ihrer Entstehung ([[Kosmogonie]]) und ihrer Struktur ([[Kosmologie]]) dar. Diese Elemente sind die 10 Urziffern ([[Sephiroth]]) und die 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]].  
'''Eudaimonie''' oder '''Eudämonie''' oder '''Eudaimonia''' ist ein in der praktischen [[Philosophie]] häufig gebrauchter Begriff, der ursprünglich (etwa bei [[Aristoteles]]) das Gedeihen oder Gelingen (der Lebensführung) bezeichnet. Mittelbar wird der Begriff mit [[Glück|Glückseligkeit]] und seelischem Wohlbefinden verbunden.<ref>J. Barnes: ''Aristoteles. Eine Einführung'', Stuttgart 1992, 123f.</ref>


Das ''Sefer Jetzira'' ist ab dem 10.&nbsp; Jahrhundert in der jüdischen Tradition reich kommentiert worden. Entsprechend der rationalen Darstellungsweise des Buches standen dabei zunächst philosophisch-wissenschaftliche Zugänge im Vordergrund. Später wurde es mystisch-spekulativ interpretiert und so die Bedeutung des Buches für die Kabbala begründet.
== Näheres ==


== Entstehung und Geschichte ==
Dieser ethische Begriff kommt ursprünglich aus dem [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|Altgriechischen]] ({{Polytonisch|εὐδαιμονία}}: wörtlich „einen guten [[Dämon]] habend“ – philologische [[Wikipedia:Transkription (Schreibung)|Transkription]]: ''eudaimonía'', lateinische Schreibweise [seit der Übernahme literarischer und philosophischer Termini durch römische Autoren] „''eudaemonia''“, dies ursprünglich genau der Schreibweise entsprechend ausgesprochen mit zwei echten Diphthongen „e-u“ und „a-e“, in der eigentümlichen Aussprache des Deutschen in der Neuzeit dann „oidäm...“ und darum schließlich im deutschen Sprachgebiet mit Umlaut geschrieben).
Nach [[Judentum|jüdischer]] [[Wikipedia:mündliche Überlieferung|mündlicher Tradition]] gilt der biblische [[Abraham]] als Autor des Werks, im Sinne des „Niederschreibers“, der es bei seiner „Einweihung“ durch [[Melchisedek]] empfangen habe<ref>{{Literatur
|Autor = Heinrich E. Benedikt
|Titel = Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg
|Band = Bd. 1.
|Auflage = 3.
|Verlag = Hermann Bauer
|Jahr = 1991
|Seiten = 24
|ISBN = 3-7626-0279-4
}}</ref>. Der Text selbst nennt keinen Verfasser, erwähnt jedoch Abraham als den ersten, der die beschriebenen Wege der Weisheit gegangen ist, worauf sich die Annahme seiner Autorschaft stützt. Das ist wohl nich wörtlich in dem Sinn zu nehmen, als hätte er unmittelbar den überlieferten Text verfasst, aber richtig ist, dass die Lehren der [[Kabbala]] ganz aus dem Geist des abrahamitischen Zeitalters entspringen. [[Abraham]] war der erste, dessen [[physisch]]es [[Gehirn]] so beschaffen war, dass er das, was ehemals durch das ursprüngliche [[Hellsehen]] erlebt wurde, nun in klare [[Gedanke|gedankliche]] [[Begriff]]e fassen konnte. Dazu gehört vor allem auch die [[Erkenntnis]] von dem [[Wesen]] der [[Zahlen]] und ihrem gesetzmäßigen Zusammenwirken. Der Überlieferung nach gilt Abraham daher auch als "Erfinder" des [[Wikipedia:Zählen|Zählen]]s und [[Wikipedia:Rechnen|Rechnen]]s, der [[Wikipedia:Arithmetik|Arithmetik]] überhaupt. Heute, wo wir mit dem Ablauf des [[Kali Yuga]]s bzw. mit dem Beginn des dritten Jahrtausends gleichsam in das umgekehrte abrahamitische Zeitalter einlaufen, stehen wir vor der gegenteiligen Aufgabe: Wir müssen aus den klar gefassten [[spirituell]]en, aber an den logischen [[Verstand]] gebundenen Gedanken allmählich wieder die [[Imagination]]en entbinden und so von der [[sinnlich]]en wieder zur direkten geistigen [[Wahrnehmung]] aufsteigen. In diesem Sinne kann heute die [[Kabbala]] in zeitgemäßer Form studiert werden.


<div style="margin-left:20px">
„Eudaimonie“ steht im Zentrum der [[Tugendethik]] und gilt als höchstes Gut und Endziel menschlichen Handelns. Sie steht für sich selbst und ist nicht, wie andere Güter, nur Mittel zum Zweck. Im Gegensatz zu anderen Gütern erstrebt man sie um ihrer selbst willen. Sie ist, wie [[Aristoteles]] sagt, „''das vollkommene und selbstgenügsame Gut und das Endziel des Handelns.''“ (1097 b20).
"Wir haben nun gesehen bei meinem letzten Besuche hier, wie das erste Jahrtausend bei seinem Abschlusse eine Art Ersatz brachte für das Hineinschauen in die geistigen Welten, jenen Ersatz, der dadurch dem Menschen gegeben war, daß eine besondere Individualität, Abraham, ausersehen worden ist - die jene Einrichtung im physischen Gehirn besonders hatte -, ohne die alten Fähigkeiten dennoch zu einem Bewußtsein von der geistigen Welt kommen zu können. Deshalb nennen wir den ersten Teil des Kali Yuga in der Geisteswissenschaft vorzugsweise das abrahamitische Zeitalter, jenes Zeitalter, in dem der Mensch zwar den unmittelbaren Ausblick in die höheren geistigen Welten verliert, in dem ihm aber etwas erwächst wie ein Gottesbewußtsein, das nach und nach immer mehr und mehr in sein Ich hereinwächst, so daß er immer mehr und mehr den Gott vorstellt als verwandt mit dem Ich-Bewußtsein, dem menschlichen Ich-Bewußtsein. Wie das Welten-Ich, so erscheint die Gottheit demjenigen Zeitalter, dem ersten Jahrtausend im Kali Yuga, das wir an seinem Abschluß das abrahamitische Zeitalter nennen können.  


[...]
Die Glückseligkeit, als Ziel des menschlichen [[Dasein]]s ist, nach Aristoteles [[Nikomachische_Ethik#Glückseligkeit|nikomachischer Ethik]], nur durch einen tugendhaften Lebenswandel erreichbar. Dieser wird von den täglichen Handlungen bestimmt. Handlungen werden anhand der Absicht bewertet, mit der sie vollzogen wurden. Eine Handlung ist dann ethisch einwandfrei, wenn sie als Ziel die ''eudaimonie'' hatte. Am Ende des Lebens lässt sich Bilanz ziehen und feststellen, ob das Leben den Ansprüchen dieser [[Ethik]] genügt hat.


Die Bedeutung des abrahamitischen Zeitalters war, daß sozusagen das alte Hellsehen geschwunden ist, daß dem Menschen ein Gottesbewußtsein gegeben ward, das mit den menschlichen Fähigkeiten eng zusammenhängt. Alles, was die Menschheit aus diesem Gottesbewußtsein, das an das menschliche Gehirn gebunden ist, gewinnen konnte, ist nach und nach ausgeschöpft worden, und nur wenig ist noch auf dem Weg dieser Fähigkeiten für das Gottesbewußtsein der Menschen zu gewinnen, wenig nur noch. Dagegen gehen wir den genau umgekehrten Weg in dem neuen abrahamitischen Zeitalter. Wir gehen den Weg, der die Menschheit wiederum hinausführt aus dem bloß physisch-sinnlichen Anschauen, aus dem Kombinieren der physischsinnlichen Merkmale; wir gehen den Weg, der die Menschen wiederum zurückführt in jene Regionen, in denen sie einmal vor dem abrahamitischen Zeitalter waren. Wir gehen den Weg, der die Menschen wieder eintreten lassen wird in Zustände natürlichen Hellsehens, natürlich hellseherischer Kräfte. In dem Zeitalter Kali Yuga war es ja nur die Einweihung, die hinaufführen konnte in regelrechter Weise in die geistigen Welten. Natürlich führt die Einweihung in hohe Stufen hinauf, die von den Menschen in sehr ferner Zukunft erst erklommen werden können, aber die ersten Spuren eines erneuerten Hellsehens, das auftreten wird wie eine natürliche menschliche Fähigkeit, werden sich verhältnismäßig bald zeigen, je mehr wir in die Erneuerung des abrahamitischen Zeitalters hinübergehen."
Für [[Thomas von Aquin]] ist die ewige Glückseligkeit, die im [[Leben nach dem Tod]] durch die unmittelbare [[Anschauung]] [[Gott]]es erreicht wird, das höchste Gut.
{{Lit|GA 118, S 110ff}}
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Die wissenschaftliche Erforschung der Entstehungsgeschichte des ''Sefer Jetzira'' hat zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Von einigen Forschern wird das Werk in die [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]]-römische Antike eingeordnet. [[Wikipedia:Heinrich Graetz|H. Graetz]] sah darin zunächst eine Antwort auf die [[Gnosis]] und datierte es in das 2. oder 3.&nbsp;Jahrhundert, ebenso wie [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]. Neuere Forschungen sehen jedoch eine Abhängigkeit von [[Islam|islamischen]] Traditionen und setzen die Entstehung demzufolge erst nach dem 7.&nbsp;Jahrhundert an. Aber auch diesen Theorien ist unter Hinweis auf Parallelen zur Philosophie [[Wikipedia:Philon von Alexandria|Philos von Alexandria]] widersprochen worden, woraus eine Frühdatierung sogar ins 1. Jahrhundert  folgt.<ref> Zur Datierung vgl. K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seiten 184 bis 204</ref> Abschließende Antworten auf die Frage nach der historischen Einordnung sind nicht möglich, jedoch ist eine Entstehung jedenfalls vor dem 10.&nbsp;Jahrhundert sicher.      
Als [[Eudämonismus]] wird eine philosophische Lehre bezeichnet, die im Glück des Einzelnen oder der Gemeinschaft die Sinnerfüllung menschlichen Daseins sieht. Vertreter dieser Lehre nennt man Eudämonisten.


Auch die Textüberlieferung des Werkes ist unübersichtlich. Es existieren handschriftliche Kurz- und Langfassungen, deren Verhältnis zueinander jedoch umstritten ist. Zur Langfassung gehört vor allem die Handschrift ''Ms. Vatikan 299'' aus dem 10. Jahrhundert, zur Kurzfassung die Handschrift ''Ms. London 6577'' aus dem 14.&nbsp;Jahrhundert. Daneben tritt eine frühe Textversion, die als ''Sa'adjanische Rezension'' bekannt geworden ist. Sie geht auf den jüdischen Gelehrten [[Wikipedia:Saadia Gaon|Saadia Gaon]] († 942) zurück.
== Kritiken des Eudämonismus ==
 
Der erste Druck − in [[Latein|lateinischer]] Übersetzung − wurde 1552 in [[Wikipedia:Paris|Paris]] gefertigt. Die erste gedruckte hebräische Ausgabe erfolgte 1562 in [[Wikipedia:Mantua|Mantua]]. Es liegen heute verschiedene Ausgaben vor, die teilweise auch implizite kommentierende Texte umfassen.


== Inhalt ==
Die Übersetzung von '''Eudaimonie''' mit Begriffen wie „Glückseligkeit“, „gutem Leben“ oder „Wohlbefinden“ ist ungenau, da dem ethischen Konzept „Eudaimonie“ kein Wort im Deutschen entspricht. Aristoteles' Bestimmung des obersten Gutes ist unscharf und eine Vermengung von zwei Konzepten, die heute begrifflich exakt differenzierbar sind, nämlich subjektives „Wohlbefinden“ zum einen, objektiver Erfolg beim Erreichen bestimmter Ziele im Sinne der Realisierung eines erwünschten Weltzustandes zum anderen. Aristoteles' Konzept der Eudämonia wird von Antihedonisten oft auf die Erfolgskomponente reduziert. Dabei bleibt für Nicht-[[Nominalismus|Nominalisten]] aber die Frage offen, warum man Leute, die bestimmte Ziele erreichen, ohne sich darüber zu freuen, nicht einfach als erfolgreich statt glücklich bezeichnen sollte.
Das ''Sefer Jetzira'' hat selbst in den umfangreichsten Fassungen kaum mehr als 2000 Worte. Es stellt '''[[32 Pfade der Weisheit]]''' dar, die sich zusammensetzen aus den 10 [[Sephiroth]] und den 22 [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Buchstaben]], die den 22 Pfaden entsprechen, welche die 10 Sephiroth miteinander verbinden.


{{Zitat|In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, JHVH Zabaoth, Gott Israels, lebendiger Elohim, König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim ({{HeS|םפרים}}): Erzählung ({{HeS|סִפּוּר}},''sippur''), Zahl ({{HeS|סִפְרָה}}, ''sefar'', Ziffer) und Zeichen ({{HeS|סֵפֶר}}, ''sefer''; Buchstabe).|Sefer Jezirah 1,2}}
Über das, was tugendhaft ist, und was nicht, herrscht keine Einigkeit. Während die einen eine Handlung für moralisch gut halten, ist sie für andere schlecht. Diese Uneinigkeit kann nach Auffassung einiger Kritiker nicht überwunden werden, denn es gelte das als gut, was allgemein erstrebenswert ist, doch auch darüber lässt sich streiten. Für eine objektive Lehre des Guten und Bösen argumentiert dagegen beispielsweise das [[Naturrecht]], aber auch viele neuere realistische moralphilosophische Theorien.


Das sind die Kräfte, die den [[Baum des Lebens]] bilden: der [[Zahlenäther]] und der [[Wortäther|Wort]]- oder [[Lebensäther]]. Die Verfügung über diese [[ätherisch]]en Kräfte wurde dem [[Mensch]]en nach dem [[Sündenfall]] und der Vertreibung aus dem [[Paradies]] entzogen. Bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des [[Christus]] neu und [[Bewusstsein|vollbewusst]] wieder gewinnen.
==Siehe auch==
* [[Eudämonologie]]
* [[Aristoteles#Ethik|Aristoteles’ Ethik]],
** [[Nikomachische Ethik]],
** [[Eudemische Ethik]],
* [[Glück]]
* [[Zufriedenheit]]


=== [[Sephiroth]] ===
==Weblinks==
[[Datei:Tree of life hebrew.png|thumb|300px|Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den [[Pfad des flammenden Schwerts]] (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt.
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/ethics-virtue/#2}}
Bezieht man dieses Diagramm auf den irdischen Menschen, so entspricht die rechte Seite der rechten Körperhälfte, die linke Seite der linken Körperhälfte - es ist also ein Bild des Menschen, wie es von ''hinten'' gesehen wird. In [[freimaurer]]ischen und [[rosenkreuzer]]ischen Darstellungen wird der Mensch meist von ''vorne'' betrachtet und im Diagramm erscheinen dann die linke und rechte Seite vertauscht.]]
Der Begriff ''[[Sephiroth]]'' (hebr. ספרות, Singular: ''Sephira'' - ספרה) ist eine Neuschöpfung des Buches Jetzira. Er geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r (ספר, vgl. Sefer Jezirah §&nbsp;1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und als Nomen auch „Buch“ (''sefer'') bedeuten kann, entlehnt aus [[Wikipedia:Arabisch|arabisch]] ''sifr'' „[[Null]], [[leer]]“, was wiederum lehnübersetzt ist von [[Wikipedia:altindisch|altindisch]] ''[[sunya]]'' „Null, leer“. Meist wird ''Sephira'' als „Zahl“ übersetzt. Es ist [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] aber auch verwandt mit dem griechischen Wort σφαιρα und wird daher auch als „Sphäre“ oder „Element“ wiedergegeben.<ref>K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seite 226</ref>


Die Zahl [[0]] (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus {{Lit|GA 110, S 187}}, aus dem mit der [[10]] (okkult gelesen als [[Eins aus dem Ei]]) die neue [[Schöpfung]] hervorbricht. 10 entspricht auch dem hebräischen Buchstaben [[Jod (Hebräisch)|Jod]] (י), der für das schöpferische göttliche [[Ich]] steht, von dem auch ein Funke im [[Mensch]]en wohnt. Sehr nachdrücklich wird daher im ''Sefer Jetzira'' betont, dass es 10 Sephiroth gibt, nicht mehr und nicht weniger:
== Einzelnachweise ==
 
{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.|Sefer Jezirah 1,4}}
 
Die zehn Sephiroth sind Sinnbilder der dialogischen Struktur der Welt:
* Vorher – Nachher
* Gutes – Böses
* Männliches – Weibliches
* Hohes – Niedriges;
daneben stehen die vier Himmelsrichtungen
* Osten – Westen – Norden – Süden.
 
Das Sefer Jetzira kennt noch keine Namen der Sephiroth, wie sie später im Sephiroth- oder Lebensbaum strukturbildend geworden sind. Die Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13.&nbsp; Jahrhundert im [[Sohar]] und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet.
 
=== [[Hebräisches Alphabet|Buchstaben]] ===
Der weitaus größte Teil des Buches widmet sich den Bedeutungen und Beziehungen der hebräischen Buchstaben. Die 22 Buchstaben werden in Gruppen zusammengefasst und den grundlegenden Dimensionen von Zeit, Welt und Mensch zugeordnet:
 
{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.|Sefer Jezirah 1,2}}
 
{| class="prettytable"
|-
! Gruppe
! Buchstaben
! Zuordnung
|-
| 3 [[Mütter (Kabbala)|Mütter]]
| <big>&#1513;&nbsp;&nbsp;&#1502;&nbsp;&nbsp;&#1488;</big><br />
Aleph, Mem, Schin
| Luft ([[Seele]]) – Wasser ([[Materie]]) – Feuer ([[Geist]])<br/>
Von den drei [[Säulen der Manifestation]] wird der rechten, weißen Säule [[Jachin]] das [[Shin]] zugeordnet, der mittleren [[Säule der Milde]] das [[Aleph]] und der linken, schwarzen Säule [[Boas]] das [[Mem]].<br/>
Von den [[Weltentwicklungsstufen]] enspricht ''Shin'' dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], ''Aleph'' der [[Alte Sonne|alten Sonne]] und ''Mem'' dem [[Alter Mond|alten Mond]].
|-
| 7 Doppelte
| <big>&#1514;&nbsp;&nbsp;&#1512;&nbsp;&nbsp;&#1508;&nbsp;&nbsp;&#1499;&nbsp;&nbsp;&#1491;&nbsp;&nbsp;&#1490; &nbsp;&nbsp;&#1489;</big><br />
Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Peh, Resch, Thaw
| 7 Planeten (von [[Saturn]] bis [[Mond]]), 7 Wochentage, 7 Pforten der Sinne am menschlichen Haupt: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, Mund.<ref name="doppelte">Die genaue Zuordnung ist allerdings unsicher, da die verschiedenen Ausgaben des Sefer Jetzira dazu sehr unterschiedliche, widersprüchliche Angaben machen.</ref>
|-
| 12 Einfache
|  <big>&#1511;&nbsp;&nbsp;&#1510;&nbsp;&nbsp;&#1506;&nbsp;&nbsp;&#1505;&nbsp;&nbsp;&#1504;&nbsp;&nbsp;&#1500;&nbsp;&nbsp;&#1497;&nbsp;&nbsp;&#1496;&nbsp;&nbsp;&#1495;&nbsp;&nbsp;&#1494; &nbsp;&nbsp;&#1493;&nbsp;&nbsp;&#1492;</big><br />
Heh, Waw, Sajin, Cheth, Tet, Jod, Lamed, Nun, Samech, Ajin, Zade, Qoph
| 12 Sternbilder (von [[Widder (Sternbild)|Widder]] bis [[Fische (Sternbild)|Fische]]), 12 Monate, 12 Organe des menschlichen Körpers.<ref name="einfache">Bezüglich der Zuordnung zu den Sternbildern stimmen die meisten Ausgaben überein - im Gegensatz zur Zuordnung der Planeten.</ref>
|}
 
== Bedeutung ==
Das ''Sefer Jetzira'' hat mit der Lehre über die 10 Sephiroth erheblichen Einfluss auf die kabbalistische Tradition im Judentum genommen. Die Sephiroth bilden die Elemente des [[Lebensbaum (Kabbala)|Lebensbaums]] und stellen damit das wohl wirkungsvollste Symbol der Kabbala überhaupt dar. Dafür zeugen auch die späteren Ausführungen zu ihrer Gestalt und ihren Beziehungen zueinander im [[Sohar]] und den sich daran anschließenden Lehr- und Lebenstraditionen.
 
Die Spekulationen über die hebräischen Buchstaben und deren dreigliedrige Struktur haben ebenfalls größte Wirkung im Judentum und darüber hinaus in anderen [[Mystik|mystischen]] Traditionen erzielt. Das bekannteste Beispiel dafür ist der moderne [[Wikipedia:Tarot|Tarot]]. Die Zuordnung der 22 Karten der „Großen Arkana“ wurde von bekannten Tarot-Auslegern bis in Details hinein der Struktur der Buchstaben im Buch Jetzira nachgebildet.
 
== Anmerkungen ==
<references />
<references />


== Kommentierte Textausgaben ==
[[Kategorie:Weltanschaulicher -ismus]]
Hebräisch und Deutsch:
[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
* [[Wikipedia:Lazarus Goldschmidt|Lazarus Goldschmidt]], ''Sefer Jesirah. Das Buch der Schöpfung'', Frankfurt 1894, Nachdruck Hamburg 2004 ISBN 3-937392-14-9
[[Kategorie:Teleologische Ethik]]
* Arjeh Kaplan, ''Sefer Jezira - Das Buch der Schöpfung in Theorie und Praxis'', Grevenbroich, 2007, ISBN 978-3-929588-25-5
[[Kategorie:Eudämonismus]]
* Guillaume Postel, Wolf P. Klein (Herausgeber), ''Sefer jezirah.'', Stuttgart, 1994, ISBN 3-7728-1623-1
Deutsch:
* Klaus Herrmann (Herausgeber), ''Sefer Jezira - Buch der Schöpfung.'', Frankfurt a. M. und Leipzig, 2008, ISBN 978-3-458-70007-4
Hebräisch und Englisch:
* A. Peter Hayman, ''Sefer yeṣira: edition, translation, and text-critical commentary.'', Tübingen, 2004, ISBN 3-16-148381-2
 
== Textausgaben online==
* http://faculty.biu.ac.il/~barilm/yezifra.html (Hebräisch mit hebräischem Kommentar)
* http://www.hebrewbooks.org/pdfpager.aspx?req=38753 (Hebräisch-Englisch)
* http://www.sacred-texts.com/jud/yetzirah.htm (Englische Übersetzung von W. Wescott)
* http://www.psyche.com/psyche/txt/scholem_sy.html (Englische Übersetzung von [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]])
* http://www.wbenjamin.org/saadia.html (Englische Übersetzung inkl. des Kommentars von Saadja)
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (1984) {{Vorträge|118}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
* [http://www.rodurago.de/index.php?site=lebensbaum Kabbalistischer Lebensbaum (interaktiv)]
* http://www.hagalil.com/judentum/kabbala/jezirah0.htm
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalaaleph.htm Das hebräische Alephbeth]
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Dunasch ibn Tamim|Dunasch ibn Tamim]]
* [[Sefer ha-Bahir]]
 
[[Kategorie:Kabbala]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 9. März 2020, 02:30 Uhr

Eudaimonie oder Eudämonie oder Eudaimonia ist ein in der praktischen Philosophie häufig gebrauchter Begriff, der ursprünglich (etwa bei Aristoteles) das Gedeihen oder Gelingen (der Lebensführung) bezeichnet. Mittelbar wird der Begriff mit Glückseligkeit und seelischem Wohlbefinden verbunden.[1]

Näheres

Dieser ethische Begriff kommt ursprünglich aus dem Altgriechischen (εὐδαιμονία: wörtlich „einen guten Dämon habend“ – philologische Transkription: eudaimonía, lateinische Schreibweise [seit der Übernahme literarischer und philosophischer Termini durch römische Autoren] „eudaemonia“, dies ursprünglich genau der Schreibweise entsprechend ausgesprochen mit zwei echten Diphthongen „e-u“ und „a-e“, in der eigentümlichen Aussprache des Deutschen in der Neuzeit dann „oidäm...“ und darum schließlich im deutschen Sprachgebiet mit Umlaut geschrieben).

„Eudaimonie“ steht im Zentrum der Tugendethik und gilt als höchstes Gut und Endziel menschlichen Handelns. Sie steht für sich selbst und ist nicht, wie andere Güter, nur Mittel zum Zweck. Im Gegensatz zu anderen Gütern erstrebt man sie um ihrer selbst willen. Sie ist, wie Aristoteles sagt, „das vollkommene und selbstgenügsame Gut und das Endziel des Handelns.“ (1097 b20).

Die Glückseligkeit, als Ziel des menschlichen Daseins ist, nach Aristoteles nikomachischer Ethik, nur durch einen tugendhaften Lebenswandel erreichbar. Dieser wird von den täglichen Handlungen bestimmt. Handlungen werden anhand der Absicht bewertet, mit der sie vollzogen wurden. Eine Handlung ist dann ethisch einwandfrei, wenn sie als Ziel die eudaimonie hatte. Am Ende des Lebens lässt sich Bilanz ziehen und feststellen, ob das Leben den Ansprüchen dieser Ethik genügt hat.

Für Thomas von Aquin ist die ewige Glückseligkeit, die im Leben nach dem Tod durch die unmittelbare Anschauung Gottes erreicht wird, das höchste Gut.

Als Eudämonismus wird eine philosophische Lehre bezeichnet, die im Glück des Einzelnen oder der Gemeinschaft die Sinnerfüllung menschlichen Daseins sieht. Vertreter dieser Lehre nennt man Eudämonisten.

Kritiken des Eudämonismus

Die Übersetzung von Eudaimonie mit Begriffen wie „Glückseligkeit“, „gutem Leben“ oder „Wohlbefinden“ ist ungenau, da dem ethischen Konzept „Eudaimonie“ kein Wort im Deutschen entspricht. Aristoteles' Bestimmung des obersten Gutes ist unscharf und eine Vermengung von zwei Konzepten, die heute begrifflich exakt differenzierbar sind, nämlich subjektives „Wohlbefinden“ zum einen, objektiver Erfolg beim Erreichen bestimmter Ziele im Sinne der Realisierung eines erwünschten Weltzustandes zum anderen. Aristoteles' Konzept der Eudämonia wird von Antihedonisten oft auf die Erfolgskomponente reduziert. Dabei bleibt für Nicht-Nominalisten aber die Frage offen, warum man Leute, die bestimmte Ziele erreichen, ohne sich darüber zu freuen, nicht einfach als erfolgreich statt glücklich bezeichnen sollte.

Über das, was tugendhaft ist, und was nicht, herrscht keine Einigkeit. Während die einen eine Handlung für moralisch gut halten, ist sie für andere schlecht. Diese Uneinigkeit kann nach Auffassung einiger Kritiker nicht überwunden werden, denn es gelte das als gut, was allgemein erstrebenswert ist, doch auch darüber lässt sich streiten. Für eine objektive Lehre des Guten und Bösen argumentiert dagegen beispielsweise das Naturrecht, aber auch viele neuere realistische moralphilosophische Theorien.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. J. Barnes: Aristoteles. Eine Einführung, Stuttgart 1992, 123f.


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