Ägyptische Mysterien

Aus AnthroWiki
Version vom 26. Juni 2011, 00:24 Uhr von imported>Odyssee
Ägyptische Sphinx (Louvre)
Thot-Hermes

Die ägyptischen Mysterien wurden von Thot-Hermes (Trismegistos) eingesetzt, dem legendären Inaugurator und Lehrer der ägyptischen Kultur. Die uralte heilige Weisheit, die er den Ägyptern gebracht hat, soll zurückreichen bis in jene Zeit, die drei Sothis-Perioden zu je 1460 Jahren vor dem Jahr 1322 v.Chr. lag, das den Auszug Israels aus Ägypten bezeichnet, also bis in das 6. vorchristliche Jahrtausend (Lit.: GA 060, S. 369f).

Thot-Hermes

"Den aber, in welchem die Ägypter sozusagen alle ursprüngliche Größe jener alten hellseherischen Weisheit sahen, nannten sie ihren großen Weisen, den alten Hermes. Als dann in einer späteren Zeit wieder ein Erneuerer der altägyptischen Weisheit kam, nannte er sich - wie im Grunde genommen so viele nach einem alten Brauch der ägyptischen Weisen — wieder Hermes. Und seine Bekenner, weil sie sagten, daß des in urferner Vergangenheit lebenden Hermes Weisheit wieder auflebte, nannten jetzt diesen ersten Hermes den Dreimal Großen: Hermes Trismegistos. Doch im Grunde genommen nannte ihn nur der Grieche Hermes, bei den Ägyptern hatte er den Namen Thoth." (Lit.: GA 060, S. 351)

Der mystische Weg ins Innere des Menschen

Der Weg der ägyptischen Einweihung führte den Geistesschüler vorbei an dem kleinen Hüter der Schwelle ins eigene Innere des Menschen. Gefahrlos konnte das nur geschehen, wenn der Geistesschüler seinen Astralleib zuvor in hohem Grad geläutert hatte.

"Schon in den ägyptischen Mysterien konnte nur der eingeweiht werden, der seinen ganzen Astralleib durchgearbeitet hatte, so daß der Astralleib vollständig von dem Ich aus geleitet werden konnte. Ein solcher Mensch stand so vor dem Einweihungspriester: er hatte keinen Einfluß auf den physischen Leib und auch keinen auf den Ätherleib; aber sein Astralleib war sein eigenes Geschöpf. Nun wurde ihm gezeigt, wie er auf den Äther- und auf den physischen Leib einwirken kann. Der physische Leib wurde in einen lethargischen Zustand versetzt - drei Tage und drei Nächte mußte er in diesem Zustand bleiben -, und während dieser Zeit war der Ätherleib herausgehoben. Und da der Einzuweihende mächtig geworden war in bezug auf den Astralleib, so konnte er nun die Macht gewinnen, auf den Ätherleib einzuwirken. Was er im Astralischen hatte, konnte er lernen in den Ätherleib hineinwirken zu lassen. Das waren die drei Tage der Grablegung und Auferstehung in einem Ätherleib, der ganz und gar durchsetzt ist von dem, was man den Heiligen Geist nennt. Man nannte einen solchen Eingeweihten einen mit dem Logos, dem «Wort» begabten Menschen. Dieses «Wort» ist nichts anderes als die Weisheit, Manas, das in den Astralleib hineingearbeitet ist. Niemals kann die Weisheit in den Ätherleib kommen, wenn nicht vorher der Astralleib damit durchdrungen ist." (Lit.: GA 093, S. 178)

"In den alten Einweihungen war es so, daß der Astralleib nur die Kraft hatte auf den Ätherleib zu wirken dann, wenn der Ätherleib herausgehoben war aus dem physischen Leibe. Das geschah deswegen, weil in dieser Zeit der Ätherleib, verbunden mit dem physischen Leibe, zu großen Widerstand geleistet hätte, als daß in ihn sich eingeprägt hätte dasjenige, was der Astralleib in sich gebildet hatte. Daher wurde in den alten Einweihungen durch einen Zeitraum von dreieinhalb Tagen der Einzuweihende in einen todähnlichen Zustand versetzt, in dem der physische Leib vom Ätherleib verlassen war, und der Ätherleib, befreit vom physischen Leibe, sich mit dem Astralleib verband. Und dieser prägte nun dem Ätherleibe dasjenige ein, was ihm selbst eingeprägt worden war durch die Übungen. Wenn dann der Hierophant den Einzuweihenden wiedererweckte, dann war dieser ein Erleuchteter, dann wußte er, was in der geistigen Welt vorgeht, denn er hatte während der dreieinhalb Tage einen merkwürdigen Gang getan. Er war durch die Gefilde der geistigen Welt geführt worden, er hatte gesehen, was da vorgeht, er hatte durch die Erfahrung erlebt, was ein anderer Mensch nur durch die Offenbarung erfahren kann. So daß ein solcher, der eingeweiht worden war, aus seinen eigenen Erlebnissen heraus Kunde geben konnte von den Wesen, die in der geistigen Welt, jenseits des physischen Planes waren." (Lit.: GA 106, S. 144f)

Herabstimmung des Ich-Gefühls

"Wenn der Mensch sich dazumal nicht mit seinem ganzen Ich dem Führer unterworfen hätte, dann hatte er niemals diese Wege gehen können, die jetzt beschrieben worden sind, sondern er wäre in sein Inneres hineingestiegen und hätte die allerschlimmsten Seiten seines Inneren kennengelernt. Er hätte das kennengelernt, was er durch sein selbstsüchtiges Ich aus sich gemacht hat." (Lit.: GA 119, S. 147)

"Gerade aus diesem Grunde mußte in der alten Einweihung die Stärke des Ich-Gefühls und des Ich-Bewußtseins ganz herabgestimmt werden, und es mußte das Ich sozusagen übertragen werden auf den geistigen Führer, wie wir es gestern beschrieben haben. Diese Herabstimmung des Ich wurde zunächst so bewirkt, daß durch die Kraft, welche ausging von dem geistigen Führer, das Ich-Bewußtsein des Betreffenden, der da eingeweiht werden sollte, auf ein Drittel der gewöhnlichen Stärke heruntergestimmt wurde. Das ist schon sehr, sehr viel, denn wir können sagen, daß unser Bewußtsein im Schlafzustande, wenn nicht ganz tiefer Schlaf vorhanden ist, ungefähr auf ein Drittel herabgestimmt ist. In den alten ägyptischen Mysterien wurde diese Herabstimmung noch weiter getrieben. Es wurde jenes Drittel des Bewußtseins nochmals auf ein Viertel reduziert, also auf ein Zwölftel des gewöhnlichen Bewußtseins herabgestimmt, so daß der betreffende Mensch zuletzt wirklich in einem todesähnlichen Zustande war. Vollständig ähnlich einem Toten war er für die äußere Beobachtung.

Worauf ich aber hinweisen möchte, das ist, daß diese elf Zwölftel des Bewußtseins nicht etwa ins Nichts verschwanden. Das war durchaus nicht der Fall. Im Gegenteil, man konnte dann erst durch geistige Wahrnehmung sehen, wie intensiv der menschliche Egoismus ist, denn mit jedem Zwölftel des menschlichen Ich-Bewußtseins kam aus dem Menschen geistig etwas heraus, was ein kräftiges Stück seines Egoismus war. Und so sonderbar es Ihnen klingen mag, es war aber doch so: Um diese aus dem Menschen herausströmenden Egoismen im Zaume zu halten, gleichsam um den Menschen geistig zu halten, wenn er sein Ich heruntergestimmt bekam, waren für den Führer zwölf Gehilfen notwendig. Das ist eines der Geheimnisse der höheren Einweihung des Altertums. Es soll hier nur angeführt werden, um zu zeigen, was der Mensch findet, wenn er in sein Inneres hinuntersteigt. Der Mensch würde, wenn er sich selbst überlassen ohne weiteres in sein Inneres hineingeführt würde, sich in der Tat so gebärden, daß er Eigenschaften bekommen würde, welche zwölfmal schlechter wären als diejenigen, die er im gewöhnlichen Leben hat. Diese Eigenschaften des Menschen, die im gewöhnlichen Leben niedergehalten oder verdeckt werden durch Konvention, durch Sitten, Gewohnheiten oder Gesetze, wurden bei der Einweihung in den alten ägyptischen Mysterien im Zaume gehalten durch die Gehilfen des Hermespriesters." (Lit.: GA 119, S. 151f)

Die ägyptische Naturlehre

Die Erde als Spiegel des Kosmos

"Wenn Sie manche Mysterienszene in einem gewissen Zeitalter der ägyptischen Entwickelung, in dem Zeitalter, in welchem das Mumifizieren der Leichen in besonderer Blüte stand, hätten belauschen können, dann würden Sie das Folgende erfahren haben. Der lehrende Mysterienpriester versuchte seinen Zöglingen zunächst klarzumachen, wie im menschlichen Haupte eigentlich alle Geheimnisse der Welt verborgen liegen. Aber auf eine ganz besondere Art seien sie verborgen, so würde er gesagt haben. Er würde gesagt haben: Schauet die Erde an; so, wie sie der Wohnplatz der Menschen ist, ist sie eigentlich ein Spiegel, ein Reflex des ganzen Kosmos. Sie finden in der Tat alles, was Sie im Kosmos finden, auch in der Erde selbst. Sie brauchen nur auf das Folgende hinzublicken. Sie wissen, wenn wir hinausschauen in die Sternenwelt, so ist der Mond zunächst unser Erdennachbar unter den Himmelsgebilden. Wenn wir uns das als Erde vorstellen, hier den Mond kreisend um die Erde (siehe Zeichnung), so können wir uns die Bahn vorstellen, in der sich der Mond herumbewegt um die Erde, und wir können dann das, was sich zwischen der Erde und der Mondesbahn befindet, etwa mit dieser roten Fläche bezeichnen. Wer nun richtig die Erscheinungen zu deuten versteht, die ihm da entgegentreten, wenn er in die Erde hineingräbt, der muß in der Tat

Die Erde als Spiegel des Kosmos
Die Erde als Spiegel des Kosmos

sich sagen: Das, was da in der Umgebung ist, findet sich abgespiegelt, aber nur verdichtet, in einer äußeren Schicht der Erde selbst.

Gehen wir jetzt zu dem nächsten Planeten, der mit der Erde um die Sonne kreist, so können wir uns schematisch - es ist natürlich hier ungenau - diesen Planeten, die Venus, in ihrer Bahn vorstellen und können das, was in dem Raum auf eine luftförmige, ätherische, feinere Art eingeschlossen ist, wiederum in dieser Weise bezeichnen (gelb), und wir müßten, wenn wir die nächste Schicht der Erde zeichnen, diese Schicht wieder als eine Spiegelung dessen zeichnen, was da draußen ist (gelb). Und so würden wir die ganze Erde bekommen als ein Spiegelbild des Universums, nur daß wir immer das, was draußen in ätherischer Verdünnung, in ätherischer Flüchtigkeit ist, zusammengedrückt, verdichtet finden würden, wenn wir in die Erde hineingraben. Und wenn wir dann zu dem äußersten Umkreis des Weltenalls kämen, so würde dieser äußerste Umkreis des Weltenalls im Mittelpunkte der Erde ganz verdichtet in einem einzigen Punkte sein. Was ich Ihnen jetzt ganz skizzenhaft auseinandergesetzt habe, von dem sprach auch der ägyptische Eingeweihte zu seinen Schülern in der Zeit, die ich jetzt meine. Aber er sagte ihnen: Wenn man wiederum verstehen will, wie das Universum, der Kosmos, und sein Spiegelbild, die Erde, gegenseitig aufeinander wirken, dann schaue man den menschlichen Kopf, das menschliche Haupt an. - Das menschliche Haupt wird in der Tat im Leibe der Mutter gebildet durch das Zusammenwirken des ganzen Universums und der Erde. Aber - so sagte dieser Eingeweihte weiter zu seinen Schülern - durch keine Betrachtung des menschlichen Kopfes kann man das verstehen, was da eigentlich vorliegt, denn das menschliche Haupt enthüllt in sich selber nicht seine Geheimnisse. - [...]

Was der menschliche Kopf tut, das könnt ihr nur dann betrachten - so würde dieser Eingeweihte zu seinen Schülern gesprochen haben - , wenn ihr genau alles das kennt, was im menschlichen physischen Leibe vor sich geht.

Die Ägypter wußten das, aber sie mußten, weil sie nicht mehr die Mittel der alten Zeit hatten, zu andern Mitteln greifen als zum Beispiel die urpersischen oder die urindischen Eingeweihten. Die urindischen Eingeweihten haben ihre Schüler Jogaübungen machen lassen; sie haben sie in einer bestimmten Weise atmen lassen. Dadurch, daß die Schüler den Atmungsvorgang zu einem Sinnesvorgang gemacht haben, haben sie den menschlichen physischen Leib kennengelernt." (Lit.: GA 216, S. 86ff)

Die Kunst der Mumifizierung

Hauptartikel: Mumie

"Nun habe ich Ihnen schon die letzten Male klargemacht, daß diese Art der Hellseherkunst eben in einer bestimmten Epoche des ägyptischen Zeitalters verlorengegangen war, daß die Ägypter zu andern Mitteln greifen mußten. Und so führten die Eingeweihten dieses ägyptischen Zeitalters ihren Schülern die Mumie vor, lehrten sie auch, den menschlichen Organismus zu mumifizieren, und lehrten sie durch diese Anschauung das, was früher auf eine innerliche Weise durch das Verfolgen des Atmungsprozesses gelernt worden war.

Aber ich habe Ihnen auch gesagt, wenn diese ägyptischen Schüler der Eingeweihten auch nicht mehr die geistigen Vorgänge innerlich verfolgen konnten - denn auf die kam es an - , die sich als Taten des Gehirnes am menschlichen Organismus enthüllen, so kamen den alten ägyptischen Eingeweihten, wenn sie mit ihren Schülern sprachen, die geistigen Wesenheiten zu Hilfe, die mit dem Monde, mit der Mondensphäre zusammenhängen. Und diese geistigen Wesenheiten, die eben sonst obdachlos herumgeirrt wären auf Erden, die fanden ihr Obdach, ihr Haus, ihre Wohnung in den Mumien. Die waren es dann, welche man noch beobachten konnte, deren Sprache man sogar noch verstand in diesem Zeitalter der ägyptischen Entwickelung und von denen man die erste Naturwissenschaft lernte, indem man das, was der Jogaschüler noch auf innere Weise durch den kultivierten Atmungsprozeß wahrgenommen hat, so lehrte, daß man sagte: Sieh dir das menschliche Haupt an! Es ist eigentüch in einem fortwährenden Vergehen. - Das menschliche Haupt ist im Grunde genommen in einem fortwährenden Sterben, und in jeder Nacht muß sich der menschliche Organismus bemühen, gegen dieses Sterben des menschlichen Kopfes zu arbeiten. Aber was er während dieses Sterbens zwischen Geburt und Tod ausführt, das ist ein Neubeleben der übrigen Körperorgane, so daß diese, indem sie ihre Kräfte - natürlich nicht ihre Materie, sondern ihre Kräfte - durch die Zwischenzeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt in die Zukunft hineinschicken, Haupt werden, Kopf werden in der nächsten Erdenorganisation. Aber - so sagte der Eingeweihte zu seinen Schülern - ihr müßt verstehen, was in den Formen der Organe liegt. - Deshalb suchte man so sorgfältig die Mumie zu bewahren, damit einem an den Formen der Organe der Mumie die eben angeführten Mondengeister erzählen konnten, welches die Geheimnisse dieser Organe sind, wie sie im Zusammenhange stehen mit dem menschlichen Haupte, wie sie in sich die Keimkräfte tragen, um selbst im nächsten Erdenleben Haupt zu werden. Diesen Unterricht gab der ägyptische Eingeweihte seinen Schülern an der Mumie." (Lit.: GA 216, S. 86ff)

Isis und Osiris

Hauptartikel: Isis- und Osiriskult

Eine spätere Form der ägyptischen Mysterien war der Isis- und Osiriskult, der dann vor allem im spätantiken römischen Reich ein weit verbreiteter Mysterienkult war und von den römischen Legionären bis nach Germanien und Britannien getragen wurde.

"Da spricht zum Beispiel die ägyptische Legende von dem Götterpaare Osiris und Isis, und die ägyptische Legende nennt Hermes den weisen Ratgeber des Osiris. In Osiris sieht die Legende ein Wesen, das in grauer Vorzeit auf dem Gebiete gelebt habe, auf dem nunmehr die Menschen leben. Dieser Osiris, der von der Legende dargestellt wird als der Wohltäter der Menschheit, unter dessen weisem Einfluß Hermes oder Thoth den Ägyptern ihre alte Kultur gegeben hat bis in das materielle Wesen dieser Kultur hinein, dieser Osiris hatte einen Feind. Denselben nannte der Grieche dann Typhon. Dieser Feind stellte dem Osiris nach, tötete ihn, zerstückelte den Leichnam, verbarg ihn in einem Sarg und warf ihn ins Meer. Die Schwester und Gattin Isis suchte den Osiris, suchte lange nach dem Gatten, der ihr durch Typhon oder Seth entrissen worden war, und als sie ihn endlich fand, sammelte sie die Stücke, in die ihn Typhon oder Seth zerstückelt hatte, begrub ihn an verschiedenen Orten des Landes, wo dann Tempel errichtet wurden und gebar wie ein nachgeborenes höheres Wesen den Homs, der also erst entstanden war nach dem Tode des Osiris - nur durch einen geistigen Einfluß, der von dem mittlerweile in eine andere Welt gegangenen Osiris auf die Isis übergegangen war. Und Horus ist nun dazu berufen, Typhon zu besiegen und in einer gewissen Weise die Herrschaft jenes Lebens wieder einzuführen, das - von Osiris ausgehend - in die Menschheit einströmen sollte." (Lit.: GA 060, S. 353f)

"... da sagt sich der Mensch: Ich trage ein besseres Selbst in mir, aber durch das, was ich im physischen Leibe bin, tritt zunächst dieses bessere Selbst zurück, wird zunächst nicht ganz offenbar. Mir liegt eine Osiris-, eine Isis-Natur zugrunde, aber die gehört den Ursprungswelten, den alten goldenen, heiligen Zeiten an. Für den gegenwärtigen Menschen ist sie durch die Kräfte überwunden worden, die das äußere Physische zum Menschenleib geballt haben und die Osiris- und Isis-Kräfte in den Leib eingekerkert haben, der verweslich ist und der Zerstörung unterliegt wie die äußeren Naturkräfte.

So sehen wir die Legende von Osiris und Isis in Empfindungen umgesetzt. Osiris, des Menschen höhere Kraft, die im Weltenraume ausgebreitet ist, wird von denjenigen Kräften überwunden, welche der Zerstörung in der Menschennatur unterliegen. Von Typhon wird eingekerkert, was als Osiris-Kraft im Menschen lebt. Typhon hängt sogar sprachlich mit dem Worte «auflösen, verwesen» zusammen. Sie wird eingekerkert in das, was wie ein Sarg des geistigen Menschenteiles geformt wird, in welchem - unsichtbar für die äußere Welt - der Osiris-Teil des Menschen verschwindet. Aber es bleibt als ein Geheimnisvolles für die Vorstellungen des alten Ägypters die Seelennatur darin, die für den Menschen die geheimnisvolle Isis-Natur ist. Sie bleibt, um in der Zukunft - und zwar mit Durchdringung der intellektuellen Kraft - das wieder zu erreichen, aus dem der Mensch hervorgegangen ist. So strebt also etwas in dem Menschen Verborgenes darnach, den Osiris wieder zu beleben. Die Isis-Kraft ist in der menschlichen Seele, um den Menschen aus dem, was er gegenwärtig ist, nach und nach wieder zum Osiris hinzuführen. Und diese Isis-Kraft macht es, daß der Mensch, allerdings nicht, solange er physischer Mensch bleibt, sich von der physisch-sinnlichen Natur absondern kann, aber sie macht es, daß der Mensch, ob er zwar ein äußerer, physischer Mensch bleibt und voll in der äußeren, physischen Welt steht, doch in seinem Inneren immerfort den Aufblick hat zu einem höheren Ich, das nach der Anschauung aller bedeutendsten Geister der Menschheit tief verborgen allen menschlichen Kräften zugrunde liegt. Dieser Mensch, der nicht der äußere, physische Mensch ist, sondern der Mensch, der zum geistigen Licht aufzustreben immerfort den Ansporn hat, immer von den verborgenen Isis-Kräften getrieben wird, ist es, der wie der irdische Sohn des nicht in der irdischen Welt aufgegangenen, sondern in den geistigen Welten verborgen gebliebenen Osiris erscheint. Dieser unsichtbare Mensch, der Mensch des Strebens nach dem höheren Selbst, wurde von der ägyptischen Seele als Horus empfunden, als der nachgeborene Sohn des Osiris." (Lit.: GA 060, S. 359ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins, GA 60 (1983), ISBN 3-7274-0600-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Ägyptische Mythen und Mysterien, GA 106 (1992), ISBN 3-7274-1060-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Makrokosmos und Mikrokosmos, GA 119 (1988), ISBN 3-7274-1192-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Die Grundimpulse des weltgeschichtlichen Werdens der Menschheit, GA 216 (1988), ISBN 3-7274-2160-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.