Edmund Husserl und Peripatos: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Peripatos Acropolis Athens.jpg|thumb|Ein Peripatos an der Akropolis in Athen]]


'''Edmund Husserl''' (* 8. April 1859 in [[wikipedia:Prostějov|Proßnitz]], Mähren; † 27. April 1938 in Freiburg im Breisgau) war ein [[Philosoph]] und Mathematiker des frühen [[20. Jahrhundert|20. Jahrhunderts]].
'''Peripatos''' ist der Name der [[Wikipedia:Philosophenschulen der Antike|philosophischen Schule]] des [[Aristoteles]]. Wie die anderen philosophischen Schulen Athens ([[Platonische Akademie|Akademie]], [[Stoa]], [[Kepos]]) erhielt sie ihren Namen von dem Ort, an dem der Unterricht stattfand, in diesem Fall vom ''Peripatos'' (περίπατος) für „Wandelhalle“. Die Angehörigen der Schule heißen '''Peripatetiker'''. Die populäre Etymologie, die diesen Namen direkt von ''peripatein'' (περιπατεῖν „umherwandeln“) ableitet, ist unzutreffend.<ref>Stattdessen müsse es vom Substantiv (περίπατος) abgeleitet werden. Vgl. {{Literatur|Autor=A. Busse|Titel=Peripatos und die Peripatiker|Sammelwerk=Hermes. Zeitschrift für klassische Philologie|Band=Bd. 61|Jahr=1929|Seiten=335–342}}</ref>
Der Geburt nach Österreicher, erwarb Husserl 1896 die preußische Staatsangehörigkeit.  


Husserl ist der Begründer der philosophischen [[Phänomenologie]], mit deren Hilfe er die ''Philosophie als strenge Wissenschaft'' (Titel einer programmatischen Schrift von 1910/11) zu begründen suchte. Er ist einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts.
== Geschichte des Peripatos ==
Aristoteles hatte im Jahr 335 vor Chr. seine Aufgabe als Erzieher des makedonischen Prinzen [[Alexander der Große|Alexander]] aufgegeben und war wieder nach [[Wikipedia:Athen|Athen]] gekommen. Dort kehrte er nicht in die [[Platonische Akademie]] zurück, deren Angehöriger er siebzehn Jahre lang gewesen war, sondern lehrte zusammen mit seinem engen Freund und Mitarbeiter [[Wikipedia:Theophrastos von Eresos|Theophrast]] am [[Wikipedia:Lykeion|Lykeion]], einem Park mit einem [[Wikipedia:Gymnasion|Gymnasion]] im Süden Athens außerhalb der Stadtmauern. Ob die Gründung einer eigenen philosophischen Schule noch in die Lebenszeit des Aristoteles fällt, ist in der Forschung umstritten. Wahrscheinlich lag die namengebende „Wandelhalle“ innerhalb des Lykeions, möglicherweise aber auch auf dem Grundstück, das Theophrast nach dem Tod des Aristoteles kaufte und in seinem erhalten gebliebenen Testament erwähnte. Die Bezeichnung „Peripatos“ selbst als Name der Schule ist erst nach Theophrast belegt.  


Husserl forderte von der Philosophie, sich vorschneller Weltdeutungen zu enthalten und sich bei der analytischen Betrachtung der Dinge an das zu halten, was dem Bewusstsein unmittelbar ([[phänomen]]al) erscheint. Damit brach er mit dem um 1900 vorherrschenden [[Psychologismus]], der die Gesetze der [[Logik]] als Ausdruck bloßer psychischer Gegebenheiten sah, wodurch die Objektivität des Logischen prinzipiell unerreichbar sei. Etwa ab 1907 verband er seine Phänomenologie mit der [[Transzendentalphilosophie]], eine Wendung, der einige seiner Schüler, wie [[Max Scheler]] und [[Martin Heidegger]] nicht folgen konnten.
[[Wikipedia:Scholarch|Scholarch]]en nach Theophrast waren [[Wikipedia:Straton von Lampsakos|Straton von Lampsakos]] (Scholarch seit 288/287 oder 287/286 v.&nbsp;Chr.) und [[Wikipedia:Lykon aus der Troas|Lykon aus der Troas]] (seit 270/267 v.&nbsp;Chr.), Ariston von Keos (seit ca. 224 v.&nbsp;Chr.), Kritolaos aus Phaselis (Mitte des 2. Jahrhunderts v.&nbsp;Chr.) und Diodoros von Tyra (bis nach 110 v.&nbsp;Chr.). Nach Lykon bricht die [[Wikipedia:Doxographie|doxographische]] Überlieferung ab, und es ist wahrscheinlich, dass die Schule im ersten Jahrhundert v.&nbsp;Chr. aufhörte zu existieren; wahrscheinlich wurden die Anlagen im [[Wikipedia:Mithridatischer Krieg|mithridatischen Krieg]] im Jahr 86 v.&nbsp;Chr. zerstört. In der Forschungsliteratur vor 1972 werden oft noch zahlreiche weitere angebliche Schulleiter genannt, die aber nicht im strengen Sinn als Vorsteher der von Aristoteles oder Theophrast gegründeten Schule gelten können.


Husserl war äußerst produktiv. Der Nachlass umfasst etwa 40.000 Seiten; seit 1950 wird das Werk im Rahmen der ''Husserliana'' (Gesammelte Werke) herausgegeben. Großen Einfluss übte Husserl auf die [[Existenzphilosophie|Existenzphilosophen]] [[Merleau-Ponty|Maurice Merleau-Ponty]], [[Jean-Paul Sartre]] und Martin Heidegger aus. Aber auch [[Theodor W. Adorno]] baute auf ihn auf. Für die [[Soziologie]] machte besonders [[Alfred Schütz]] den Husserlschen Ansatz fruchtbar.
Der Peripatos befasste sich mit den Gegenständen, die auch Aristoteles behandelt hatte, doch hatte nur Theophrast einen gleichermaßen weiten Gesichtskreis. Die übrigen Angehörigen der Schule konzentrierten sich auf Einzelwissenschaften, die Philosophie im engen Sinne wurde eher vernachlässigt. Aus der ersten Schülergeneration sind die Titel zahlreicher historischer Arbeiten überliefert, doch sind keine vollständigen Werke erhalten. Weitgehend erhalten sind nur zwei Schriften über Harmonik und Rhythmik von [[Wikipedia:Aristoxenos|Aristoxenos]], die ihn als bahnbrechenden Musik-Mathematiker ausweisen. Straton war der letzte Peripatetiker, der als Wissenschaftler Bedeutendes leistete. Neben und nach ihm verfiel die Schule in populärwissenschaftliche und vielfach auch unwissenschaftliche rhetorische Vielschreiberei.  


== Husserl und die Anthroposophie ==
Seit der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. erweiterte sich die Bedeutung der Ausdrücke „Peripatetiker“ und „peripatetisch“, die jetzt nicht mehr nur die Angehörigen der Athener Schule des Peripatos bezeichneten, sondern jeden Autor, dessen Schriften sich der von den Peripatetikern begründeten literarischen Formen der Biographie und der Literaturgeschichte zuordnen ließen.


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== Aristotelismus seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. ==
"Ich muß gestehen, als ich meine «Rätsel der Philosophie» in der neuen Auflage abfaßte und versuchte, ein wenig diese neueren  
Die Anknüpfung an die aristotelische Lehre seit dem 1. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. wird in der neueren Forschung als [[Aristotelismus]] bezeichnet. Der Erneuerer der Lehre war [[Wikipedia:Andronikos von Rhodos|Andronikos von Rhodos]], von dem unbekannt ist, ob er in Athen (so P. Moraux) oder in Rom (so J. Lynch) lehrte und mit dem die erneute Beschäftigung mit den aristotelischen Lehrschriften (den sogenannten „esoterischen“ Schriften) wieder begann, nachdem sich aus den beiden Jahrhunderten vor ihm nur wenige Spuren einer Benutzung dieser Werke nachweisen lassen. Der Aristotelismus nach Andronikos, dessen Geschichte bis zu [[Wikipedia:Alexander von Aphrodisias|Alexander von Aphrodisias]] reicht, ist keine Fortsetzung der wissenschaftlichen Forschung im Sinne des Aristoteles, sondern eine Tradition der Aristoteles-Kommentierung und -Deutung, die aber eine sich in den Spuren des Aristoteles haltende philosophische Originalität nicht ausschloss. So ist zumindest Alexander von Aphrodisias einer der bedeutendsten Denker der griechischen Antike.
Richtungen zu verarbeiten, da stand ich immer wieder vor der Frage: Was soll man nun mit dem Husserl eigentlich machen? - Es ist tatsächlich so, wenn man sich noch so sehr bemüht, etwas
heranzuholen, um ihm irgendwie beizukommen, ihn zu fassen, man kriegt es nicht fertig; es kommt nichts Besonderes dabei heraus. Es ist mir so stark aufgefallen, wie Husserl im Grunde
genommen in Worten kramt, wie er auch bei aller seiner
[[Wesensschau]] und so weiter ganz abhängig ist von dem
sekundären Wortinhalt und wie er nicht zu einem wirklichen
Schauen auch nur der einfachsten Bewußtseinstatbestände
kommen kann" {{Lit|{{G|73a|501f}}}} (1920)<ref> Dieses Zitat ist aus einem Schlußwort Rudolf Steiners nach einem Vortrag von Paula Matthes zur neueren Philosophie.


SCHLUSSWORT
Der im zweiten Jahrhundert n. Chr. um sich greifende [[Eklektizismus]] verschmolz die aristotelische mit der platonischen und stoischen Philosophie.  
nach dem Vortrag von Paula Matthes über die Frage «Was kann Philosophie dem Menschen heute noch geben?»
Dornach, 11. Mai 1920, S. 493 - 514


 
== Die Rezeption des Aristotelismus in der Scholastik ==
"Nun hat Fräulein Matthes gerade die deutschen Richtungen in einer vorzüglichen Weise Ihnen hier vorgeführt. Für die Schweiz habe ich das Gefühl, daß diese vier deutschen Richtungen zunächst doch weniger Bedeutung haben. Hier hat ja in weiteren Kreisen die Bergsonsche Richtung einen gewissen Einfluß erlangt. Und nur in weniger intensiver Weise sind diese vier deutschen Richtungen in das philosophische Leben der Schweiz eingedrungen." (498)
Seit dem 13. Jahrhundert stand die scholastische Philosophie weitgehend unter dem Einfluss des Aristoteles, wie ihn [[Albertus Magnus]], [[Thomas von Aquin]]o und [[Duns Scotus]] interpretierten. Mit der Wiedererweckung der klassischen Literatur im 15. Jahrhundert begann im Westen Europas ein allgemeiner Kampf gegen die Scholastik, der sich anfänglich nur gegen den entstellten Text des Aristoteles, an dessen Stelle man den echten Peripatetismus zu setzen suchte, dann allerdings auch gegen dessen Philosophie selbst kehrte ([[Mystiker]], [[Wikipedia:Petrus Ramus|Ramisten]]). Die [[Jesuiten]] in der Nachfolge des Thomas von Aquino – verteidigten die Peripatetiker gegen Neuerer wie [[Galileo Galilei]] oder [[René Descartes]]. Mit dem Erfolg der Naturwissenschaften in der Nachfolge [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]]s erlosch der Aristotelismus allmählich auf den Universitäten.
 
 
"Nun, diese vier Richtungen, die von Fräulein Matthes charakterisiert worden sind, sie sind ja alle eigentlich schon vor dem Kriege dagewesen, und gerade an ihnen ist vielleicht das Trostlose der geistigen Substanz unserer Gegenwart so recht zu bemerken." (499)
 
 
Folgende vier Richtungen sind gemeint:
1. Marburger Schule (Neukantianismus)
2. Phänomenologie
"Dann, nicht wahr, gibt es die Richtung von Husserl, aber die kommt nicht sehr stark in Betracht." (501)
"Man kommt eigentlich aus seinem Gewirre durch alle möglichen Auseinandersetzungen nicht zu irgend etwas Greifbarem. Dieses Gefühl habe ich auch, wenn ich die ja zuweilen recht schönen Abhandlungen von Scheler ins Auge fasse." (502f.)
3. Südwestdeutsche Schule (Neukantianismus)
4. Leonard Nelson und seine Richtung
 
 
. Das philosophische Niveau dieses Schlußwortes Rudolf Steiners zu dem Vortrag Matthes' ist nicht besonders hoch. Nicht nur die Richtung von Husserl, auch die anderen drei Richtungen werden kurz abgefertigt. Das paßt zu der Ansicht Steiners, daß die neuzeitliche Philosophie in die Anthroposophie als ihrem eigentlichen Ziel einmünden müsse. Echte, gute Philosophie müsse zu ihr hinführen. Ansätze dazu werden in den neueren Richtungen nicht gesehen.
 
 
"Philosophie ohne Geisteswissenschaft kommt heute doch nur zu einem leeren Formalismus, kommt nicht zu einem Inhalt." (514)</ref>
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Entsprechend findet Husserl dann auch in der Neuauflage der "Rätsel der Philosophie" keine Erwähnung (allerdings übrigens auch [[Max Scheler]] nicht). Steiner registriert jedoch, daß Husserl wie er selbst ein Schüler [[Brentano]]s war. Wenn Steiner den heutigen Wert der Philosophie noch darin sah, daß sie eine Schule des logischen Denkens sei <Quelle>, dann kann man dem entgegen halten, daß das auf die von Husserl begründete philosophische Phänomenologie ganz sicher nicht zutrifft. Denn sie ist nicht, wenn es denn um Schulung gehen soll, Schule des logischen Denkens, sondern des genauen Beobachtens und Sehens.
 
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"Eine klare Schwäche – um dies noch einzufügen – ist Husserls Schreib- und Ausdrucksstil, der vielen den Zugang erschwert. Husserl ist sehr schwankend in seiner Terminologie und knüpft auch an in der Philosophie vorbelastete Begriffe an, ohne dass ihm dies immer bewusst ist. Auch hat er viele verschiedene Begriffe für die im Wesentlichen gleichen Phänomene („Subjekt“, „Cogito“, „Bewusstsein“, usw.). Aber hierauf kann man entgegnen, dass Husserl immer wieder betont hat, dass für die von ihm beschriebenen Dinge „die Begriffe fehlen“, er also versucht, Dinge sprachlich zu fassen, die eben, der Natur des Gegenstandes gemäß, schwer sprachlich zu „fixieren“ sind." (Lit: Sebastian Luft, 2014)
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Sebastian Luft bringt mit dieser Äußerung eine zu Steiners Meinung ganz entgegengesetzte Ansicht zum Ausdruck: Nicht kramte Husserl in Worten, konnte nicht zu einem Schauen auch nur der einfachsten Bewußtseinstatbestände kommen, wie Steiner behauptet, sondern umgekehrt: Husserl schaute Phänomene, Bewußtseinstatsachen, die er versuchte, in verständliche sprachliche Verfaßtheit zu bringen, was ihm aber nicht immer besonders gut gelungen ist, und Hauptursache der Schwerverständlichkeit seines Werkes ist.  Rudolf Steiner mag einfach nicht genug Zeit gefunden haben für eine gründlichere Lektüre Husserls, die zu einem gerechteren Urteil hätte führen können.
 
Inwieweit Steiner die "Ideen I" schon kannte, das 1913 erschienene Werk, das die transzendentale Wende Husserls dokumentiert, ist unbekannt. Laut Jaap Sijmons (Phänomenologie und Idealismus, 2008, S 4f.) befanden sich in Rudolf Steiners Bibliothek die "Logischen Untersuchungen" Husserls in der 2. Aufl. 1913. Steiner betreute die Dissertation (ersch. 1919) [[Walter Johannes Stein]]s mit, in der ein Aspekt der Übereinstimmung zwischen dem Husserl der LU und Steiners philosophischen Ansichten diskutiert wird.
 
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"Es besteht aber auch ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Ansätzen, was möglicherweise erklärt, warum Husserl durch seine transzendentale Epoché nicht zu den gleichen Ergebnissen kam wie Steiner durch seine Meditationsübungen, und insbesondere, warum Husserls Phänomenologie nicht dieselbe Tiefe und Breite des Einblicks in die Realität der geistigen Welt wie Steiners Anthroposophie entwickelte. Für Steiner war klar, dass die „Ausklammerung" der Welt und das Zerschneiden der inneren Bänder zu ihr nur einen ersten und vorläufigen Schritt auf dem Weg in die Welt des Geistes bildet. Was einer solchen via negativa folgen muss, ist erstens eine via positiva, die in der Stärkung der Seele durch spezifische Übungen besteht, und zweitens die Ausstattung der Seele mit einer inneren Struktur, die Entwicklung der Organe der übersinnlichen Wahrnehmung. Ohne eine solche innere Strukturierung und Differenzierung ist die Seele zwar fähig, sich von der Bindung an den Körper und an die Welt der körperlichen Sinne zu befreien, aber sie ist nicht in der Lage, etwas in der geistigen Welt wahrzunehmen. Sie befindet sich vielmehr in einem Zustand, der uns aus der Erfahrung des tiefen Schlafs vertraut ist, in welchem die Seele ebenfalls vom Körper getrennt, aber eben bewusstlos ist. Mir scheint, dass Husserl der Mangel an Einsicht in die Notwendigkeit einer solchen inneren Strukturierung der Seele durch spezifische und strenge Übungen hinderte, den 'versteckten Zweck' seiner tranzendentalen Epoché zu erreichen." (Majorek, 2015, S. 1316, Hervorhebungen weggelassen)
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Diese Einschätzung Majoreks ist insofern unrichtig, als Husserl sich mit Recht auf das ihm Beobachtbare beschränkte. Eine geistige Welt, die sich höheren Erkenntnisvermögen der Imagination, Inspiration und Intuition erschließt, konnte nicht sein Untersuchungsgegenstand sein. Dieser ist ihm das innnere Bewußtseinsleben, und sein Verhältnis zur Welt, zu der auch die idealen Gegenstände gehören. Das Forschungsgebiet Husserls ist in etwa dasjenige der "Philosophie der Freiheit", und der anderen philosophischen Grundlagenwerke Rudolf Steiners. Husserls Forschungsresultate sind von einem enormen Detailreichtum, und seine philosophische Methode soll dazu anleiten, diese selbst aufzusuchen. Die mit solchem Bemühen verbundene Übung hat meditativen Charakter, sie stärkt das Denken bis hin zu einem sicheren Selbstgewahrsein - Voraussetzung jeder weiter gehenden geistigen Forschung, die sich höherer Organe bedient. Hauptorgan für die Wahrnehmung des Geistigen ist das Denken selbst. Ohne Schulung der [[seelische Beobachtung|seelischen Beobachtung]] - und die Einarbeitung in Husserls Werk ''ist'' eine solche Schulung - gibt es keinen sicheren, wissenschaftlichen Boden für "Geist"-forschung.
 
Darüber hinaus stellt Husserl die philosophischen Mittel bereit, das philosophische Grundlagenwerk Rudolf Steiners zu überprüfen und kritisch zu befragen - eine Aufgabe, die Steiner selbst auch nur in Ansätzen nicht geleistet hat - und bietet mit seiner Phänomenologie eine Anschlußmöglichkeit der Anthroposophie an die heutige kontinentale Philosophie, die in ihrem phänomenologischen Zweig von Husserl ausgeht. Man mag es deshalb bedauerlich finden, daß sich Anthroposophen, von Ausnahmen abgesehen, bisher wenig mit dem Husserlschen Werk beschäftigt haben<ref>"Nicht nur die Philosophen
des 20. Jahrhunderts haben Rudolf Steiners Philosophie
und Anthroposophie ignoriert; die auf Steiner
sich berufenden Anthroposophen haben ihrerseits
die philosophische Entwicklung des 20. Jahrhunderts
kaum bearbeitet und sich nur in seltenen Fällen in
ein aktives Verhältnis zu ihr gesetzt.2 Die philosophischen
Weichenstellungen des 20.
Jahrhunderts sind somit weitgehend
jenseits von der Philosophie
und Anthroposophie Steiners verlaufen.
Was es hier an Versäumnis
aufzuarbeiten gilt, kann gar nicht
von Einzelnen geleistet werden –
ganze Forschungsgemeinschaften
müssten sich dieser Problematik
annehmen." (Steffen Hartmann in: "Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer
Philosophie", Der Europäer Jg. 11 / Nr. 2/3 / Dezember/Januar 2006/07, S. 22)</ref>. Auch wenn es auf kritische Abgrenzungen hinauslaufen würde: es würde dadurch mehr Klarheit über die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Anthroposophie geschaffen werden können.
 
=== Fremdwahrnehmung, Wahrnehmung des Alter Ego ===
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"Es gibt zwar in der neueren Zeit eine ganz vertrackte Anschauung,
die von allerlei Leuten vertreten wird. Vielleicht könnte man
als charakteristische Persönlichkeit unter den sie Vertretenden den
Philosophen und Psychologen Lipps anführen. Die sind sich nicht
bewußt, wenn ihnen ein Mensch gegenübertritt, daß sie einen unmittelbaren
Eindruck von seinem Ich haben, sondern sie sagen:
Wenn ich einem Menschen gegenübertrete, so hat der ein Gesicht;
das macht bestimmte Bewegungen, und er redet bestimmte Dinge,
und da soll man nun aus dem, was er redet und tut, schließen können,
daß ein Ich dahinter ist. Also das Ich ist etwas Erschlossenes,
nicht etwas unmittelbar Wahrgenommenes. Dagegen ist eine neue
Philosophenschule, die ihren guten Interpreten in Max Scheler hat,
anderer Ansicht. Die hat schon die Wahrnehmung gemacht, daß
man einen unmittelbaren Eindruck von dem Ich des anderen Menschen
haben kann. Und was von dem Ich, mehr streng wissenschaftlich,
Husserl, der Philosoph, und dann etwas populärer, namentlich
in seinen neueren Aufsätzen, Scheler geschrieben hat, zeigt, daß die
neuere Philosophie auf dem Wege ist, anzuerkennen, daß ein unmittelbares
Bewußtsein auch etwas wissen kann von einem anderen
Bewußtsein." {{Lit|{{G|164|112}}}} (1915)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Wer
wirklich beobachten kann, der weiß, daß es eine unmittelbare Wahrnehmung
ist, nicht ein Analogieschluß, durch die wir zu der Wahrnehmung
des andern, des fremden Ich kommen. Es ist eigentlich nur
ein Freund, möchte ich sagen, oder ein Verwandter der Göttinger
Husserl-Schule, Max Scheler, der eben darauf gekommen ist auf dieses
unmittelbare Wahrnehmen des Ich des andern." {{Lit|{{G|322|94}}}} (1920)
</div>
 
(Lit.: Liangkang Ni: ''Zum Problem der Originalität der Einfühlung bei Husserl und Scheler'', Thaumàzein Rivista di Filosofia, 3/2015, [http://rivista.thaumazein.it/index.php?journal=thaum&page=article&op=download&path%5B%5D=53&path%5B%5D=55 PDF])
 
== Werke ==
*  ''Beiträge zur Theorie der Variationsrechnung''. Univ. Diss. Wien 1882 [http://phaidra.univie.ac.at/o:58535 UB Wien]
* ''Über den Begriff der Zahl. Psychologische Analysen.'' Heynemann, Halle 1887 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5870/ Uni Freiburg]
* ''Philosophie der Arithmetik. Psychologische und logische Untersuchungen.'' Band 1. Pfeffer, Halle 1891 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6159/ Uni Freiburg]
* ''Logische Untersuchungen.'' 2 Bände. 1900/1901
** Band 1: Prolegomena zur reinen Logik. Niemeyer, Halle 1900 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5920/index.html Uni Freiburg], Veit, Leipzig 1900 {{IA|logischeuntersuc01hussuoft}} 2. umgearbeitete Auflage, Niemeyer, Halle 1913 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6096/index.html Uni Freiburg]
** Band 2: Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis. Niemeyer, Halle 1901 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6020/ Uni Freiburg], {{IA|logischeuntersuc00hussuoft}} 2. umgearbeitete Auflage, Niemeyer, Halle 1913 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6097/ Uni Freiburg]
* ''Philosophie als strenge Wissenschaft.'' In: Logos 1 (1911), S. 289–341 [https://www.digizeitschriften.de/download/PPN51032052X_1910-11_0001/PPN51032052X_1910-11_0001___log61.pdf Digizeitschriften.de]
* ''Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Buch 1: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie.'' Niemeyer, Halle 1913.[http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5973/ Uni Freiburg]
* ''Erinnerungen an Franz Brentano''. In: [[Wikipedia:Oskar Kraus|Oskar Kraus]]: ''Franz Brentano''. München 1919, S. 150–167 {{IA|franzbrentanozur00krauuoft|150}}
* ''Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins.'' Martin Heidegger (Hrsg.). Niemeyer, Halle 1928 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5974/ Uni Freiburg]
* ''Formale und transzendentale Logik. Versuch einer Kritik der logischen Vernunft.'' Niemeyer, Halle 1929 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6005/ Uni Freiburg]
* ''Nachwort zu meinen „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“.'' Niemeyer, Halle 1930
* ''Mèditations cartèsiennes''. 1931
** ''Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge.'' S. Strasser (Hrsg.). Nijhoff, Den Haag 1950 E-Text [http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/20Jh/Husserl/hus_pari.html Bibliotheca Augustana]
* ''Die  Krisis des europäischen Menschentums und die Philosophie''. Vortrag, Wien 1935 E-Text [http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/20Jh/Husserl/hus_kris.html Bibliotheca Augustana]
* ''Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie. Eine Einleitung in die phänomenologische Philosophie.'' In: Philosophia 1 (1936), S. 77–176
* ''Erfahrung und Urteil. Untersuchungen zur Genealogie der Logik.'' Ludwig Landgrebe (Hrsg.). Academia, Prag 1939 [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6004/ Uni Freiburg]
* ''Arbeit an den Phänomenen. Ausgewählte Schriften''. Bernhard Waldenfels (Hrsg.). München 2003 {{MDZ|00042988-3}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Edmund Husserl}}


== Literatur ==
== Literatur ==
*Bernet, Kern, Marbach (Hrsg.): Edmund Husserl. Darstellung seines Denkens. 2. Auflage. Meiner, Hamburg, 1996 ; ''(Dieses Buch gilt auch heute noch als eine gelungene Gesamtdarstellung der Husserlschen Phänomenologie, die alle wesentlichen Aspekte referiert und erläutert/diskutiert. Es handelt sich jedoch um ein schwieriges Buch, das nicht für Einsteiger geeignet ist, sondern als Prüfstein für eine erfolgreiche Einarbeitung in Husserls Werk dienen kann.)''
* John Patrick Lynch: ''Aristotle's School. A Study of a Greek Educational Institution.'' University of California Press, Berkeley CA u. a. 1972.
*Di Grazia, Alessandro: ''Osservazioni sulla nozione di Io in Rudolf Steiner e Edmund Husserl'', Trieste, 2006 ; ''(nozione di io: Ich-Begriff)''
* [[Wikipedia:Paul Moraux|Paul Moraux]]: ''Der Aristotelismus bei den Griechen. Von Andronikos bis Alexander von Aphrodisias.'' 3 Bände. de Gruyter, Berlin u. a. 1973–2001.
*Fabbianelli, Faustino / Luft, Sebastian (Hrsg.): ''Husserl und die klassische deutsche Philosophie'', Springer 2014, Reihe Phenomenologica 212, ISBN 978-3-319-01709-9, [https://www.springer.com/de/book/9783319017099 Inhalt] ; Review-Essay: Vittorio De Palma: ''Phänomenologie und Transzendentalphilosophie. Review-Essay zu Faustino Fabbianelli, Sebastian Luft (hg.), Husserl und die Klassische Deutsche Philosophie'', in: Metodo. International Studies in Phenomenology and Philosophy, Vol. 3, n. 1 (2015), ISSN 2281-9177, [http://www.metodo-rivista.eu/index.php/metodo/article/view/120/102 PDF]
* [[Wikipedia:Fritz Wehrli|Fritz Wehrli]] (Hrsg.): ''Die Schule des Aristoteles.'' Texte und Kommentare. 10 Hefte. Schwabe, Basel u. a. 1944–1959 (2., ergänzte und verbesserte Auflage. 1967–1969), dazu erschienen 2 Supplemente. ebenda 1974, ISBN 3-7965-0600-3, ebenda 1978, ISBN 3-7965-0683-6.
*Falter, Reinhard: ''Was ist Phänomenologie?'', Zeitschrift Novalis, Nr. 3, 1996
* Fritz Wehrli: ''Der Peripatos bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit''. In: [[Wikipedia:Friedrich Ueberweg|Friedrich Ueberweg]] (Begr.): ''Grundriß der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike.'' Band 3: [[Wikipedia:Hellmut Flashar|Hellmut Flashar]] (Hrsg.): ''Ältere Akademie, Aristoteles – Peripatos.'' Völlig neubearbeitete Ausgabe. Schwabe, Basel 1983, ISBN 3-7965-0810-3, S. 459–599 (Völlig neu bearbeitete Ausgabe, 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. ebenda 2004, ISBN 3-7965-1998-9).
*Fasching, Wolfgang: ''Phänomenologische Reduktion und Mushin. Edmund Husserls Bewusstseinstheorie und der Zen-Buddhismus'', Alber Verlag 2003, ISBN 3495480935
*[[wikipedia:Eugen Fink|Fink, Eugen]]: ''Die Phänomenologische Philosophie Edmund Husserls in der gegenwärtigen Kritik'', mit einem Vorwort von Edmund Husserl, in: Kant-Studien 38, 1-2, S. 319-383, 1933, [http://nasepblog.files.wordpress.com/2012/08/fink-eugen-die-phc3a4nomenologische-philosophie-edmund-husserls-in-der-gegenwc3a4rtigen-kritik-1933.pdf] ''(Einführung in die transzendentale Phänomenologie Husserls mittels Kontrastierung mit dem neukantianischen Kritizismus, die zudem von Husserl durchgesehen und in jeder Hinsicht als zutreffend bezeichnet wurde. Beleuchtung einiger ganz wesentlicher Aspekte von Husserls Phänomenologie und Verdeutlichung, wodurch sich Husserls Phänomenologie von anderem, was sich auch "Phänomenologie" nennt, unterscheidet.)''
*[[Benediktus Hardorp|Hardop, Benediktus]]: ''Elemente einer Neubestimmung des Geldes und ihre Bedeutung für die Finanzwirtschaft der Unternehmung'', KIT Scientific Publishing, 2009, (Diss. 1958, erw. u. akt.), ISBN 3866442653, {{VT16|http://www.ksp.kit.edu/download/1000009031}} ;Ergänzung 2009: ''Geld, Wirtschaft, Assoziation, Kapital – und was darunter zu verstehen ist'', S. 317 - 319, {{IT|16|http://d-nb.info/996982809/04|Inhaltsverzeichnis}}; (mit einem Kapitel: Die phänomenologischen Grundlagen und die soziologische Aufgabenstellung der eidetischen Ontologie) {{HT|16|http://www.dreigliederung.de/essays/2010-01-001.html|Rezension}} (Rezension Kannenberg-Rentschler)
*[[wikipedia:Klaus Held|Held, Klaus]]: ''Husserls neue Einführung in die Philosophie: Der Begriff der Lebenswelt'', in: Gethmann, Carl Friedrich (Hg.), Lebenswelt und Wissenschaft. Studien zum Verhältnis von Phänomenologie und Wissenschaftstheorie. Bonn [Bouvier Verlag] 1991, S. 79-113, ISBN 3-416-01995-4
*Held, Klaus: ''Gott in Edmund Husserls Phänomenologie'', in: Ierna C., Jacobs H., Mattens F. (Hrsg.): Philosophy, Phenomenology, Sciences. Essays in Commenmoration of Edmund Husserl, Dordrecht 2010, S. 723 - 738, ''(dieser Text ist einem Vortrag Helds zugehörig, der als mp3-Datei zum Download bereit liegt: [http://hiw.kuleuven.be/hua/Media/Recordings/Held mp3])''
*Hennigfeld, Iris: ''Zu den Sachen selbst. Horizonte wissenschaftlicher Anthroposophie-Forschung'', in Die Drei, 3/2016, [http://diedrei.org/autoren-anzeigen/autor/hennigfeld-iris.html Inhaltsverzeichnis] ; [http://www.steinerkritischeausgabe.com/henningfeld-ska-2?_escaped_fragment_=henningfeld-ska-2/vylnw#!henningfeld-ska-2/vylnw] (u.a. zur Psychologismuskritik Husserls)
*Husserl, Edmund, /[[wikipedia:Klaus Held|Klaus Held]] : ''Die Phänomenologische Methode. Ausgewählte Texte I''. Reclam (1985), ISBN 9783150080849, ''Einleitung von Klaus Held'' (S. 5-51)
*Husserl, Edmund / Klaus Held: ''Phänomenologie der Lebenswelt. Ausgewählte Texte II''. Reclam (1986), ISBN 9783150080856, ''Einleitung von Klaus Held'' (S. 5-53) ; ''Diese beiden Bändchen haben ihren Wert nicht durch augewählten Husserl-Texte, sondern durch die von Held gegebenen Einleitungen''
*Husserl, Edmund / Steiner, Uwe C.: ''Husserl. / ausgew. und vorgestellt von Uwe C. Steiner'', Diederichs, München 1997, Reihe Philosophie Jetzt! Texte aus dem Gesamtwerk, Einleitung von Uwe C. Steiner, S. 13-57, Literaturverz. S. 521-527, mit Sachwort- und Namensregister, ISBN 3424012904
*Jachmann, Otto: ''Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie''. Verlag Ch. Möllmann 2009
*Loidolt, Sophie: ''Transzendentalphilosophie und Idealismus in der Phänomenologie Überlegungen zur phänomenologischen „Gretchenfrage“'', in: Metodo. International Studies in Phenomenology and Philosophy, Special Issue, n. I, ch. 1 (2015), S. 103-135, ISSN 2281-9177, [http://www.metodo-rivista.eu/index.php/metodo/article/view/110/83 PDF]
*Luft, Sebastian: ''Husserls Transzendentalphilosophie. Fragen an Sebastian Luft'', Information Philosophie, 3/2014, S. 41 - 62, ''(Mit Tipps für die Husserl-Lektüre)'', [http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=8259&n=2&y=4&c=113 HTML]
*Majorek, Marek B.: ''Origins of consciousness and conscious (free) intentions from the viewpoint of Rudolf Steiner's Spiritual Science (Anthroposophy) in relation to Husserl's transcendental reduction'', 2007, in:  Anna-Teresa Tymieniecka (ed.): Phenomenology of Life from the Animal Soul to the Human Mind II: The Human Soul in the Creative Transformation of the Mind, (Analecta Husserliana XCIV), Springer, pp. 259–278, ISBN 1402051816
*Malhotra, M. K.: ''Die indische Philosophie und die Phänomenologie Husserls. Der Begriff der "Wahrnehmung" in den beiden Denkrichtungen'', Zeitschrift für philosophische Forschung, Bd. 13, H. 2, Erweitertes Heft zum 100.Geburtstag von Edmund Husserl (Apr. - Jun., 1959), pp. 339-346
*Steiner, Rudolf: ''Fachwissenschaften und Anthroposophie'', [[GA 73a]] (2005), ISBN 3-7274-0735-2 {{Vorträge|073a}}
*Welburn, Andrew: ''Rudolf Steiner's Philosophy and the Crisis of Contemporary Thought'', 2004, ISBN 0-86315-436-0, ''(zu Husserl: S. 98 - 104)''
*Zahavi, Dan: ''Husserls Phänomenologie'', UTB 3239 Mohr Siebeck, 2009, ISBN 3825232395, [http://d-nb.info/994208294/04 Inhaltsverzeichnis], [http://picodella.files.wordpress.com/2010/12/sammelrezension-mayerschnellzahavi.pdf Rezension]
''(weitere Literatur siehe [[Phänomenologie]])''
 
== Zitierte Literatur ==
*Majorek, Marek B.: ''Rudolf Steiners Geisteswissenschaft. Mythisches Denken oder Wissenschaft?'', Narr Francke Attempto Verlag, 2015
*Sijmons, Jaap: ''Phänomenologie und Idealismus. Struktur und Methode der Philosophie Rudolf Steiners'', Schwabe Verlag Basel, 2008
 
== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|118555006}}
* {{DDB|Person|118555006}}
* {{UTB-Philosophie|Thomas Blume|25|Husserl, Edmund}}
* {{NDB|10|87|89|Husserl, Edmund|[[wikipedia:Ulrich Claesges|Ulrich Claesges]]|118555006}}
* Christian Beyer: {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/husserl/ || Christian Beyer}}
*[http://timmsrc.uni-tuebingen.de/Player/PlayerFlow/UT_20150520_001_levinas_0001 Johannes Brachtendorf, Uni Tübingen: Husserlvorlesung (1) SoSe 2015 Video]
*[http://timmsrc.uni-tuebingen.de/Player/PlayerFlow/UT_20150603_001_levinas_0001 Johannes Brachtendorf, Uni Tübingen: Husserlvorlesung (2) SoSe 2015 Video]
*[http://timmsrc.uni-tuebingen.de/Player/PlayerFlow/UT_20150610_001_levinas_0001 Johannes Brachtendorf, Uni Tübingen: Husserlvorlesung (3) SoSe 2015 Video]
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie7d3.html Projekt Phänomenologie] Wbsite


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 15. September 2019, 14:23 Uhr

Ein Peripatos an der Akropolis in Athen

Peripatos ist der Name der philosophischen Schule des Aristoteles. Wie die anderen philosophischen Schulen Athens (Akademie, Stoa, Kepos) erhielt sie ihren Namen von dem Ort, an dem der Unterricht stattfand, in diesem Fall vom Peripatos (περίπατος) für „Wandelhalle“. Die Angehörigen der Schule heißen Peripatetiker. Die populäre Etymologie, die diesen Namen direkt von peripatein (περιπατεῖν „umherwandeln“) ableitet, ist unzutreffend.[1]

Geschichte des Peripatos

Aristoteles hatte im Jahr 335 vor Chr. seine Aufgabe als Erzieher des makedonischen Prinzen Alexander aufgegeben und war wieder nach Athen gekommen. Dort kehrte er nicht in die Platonische Akademie zurück, deren Angehöriger er siebzehn Jahre lang gewesen war, sondern lehrte zusammen mit seinem engen Freund und Mitarbeiter Theophrast am Lykeion, einem Park mit einem Gymnasion im Süden Athens außerhalb der Stadtmauern. Ob die Gründung einer eigenen philosophischen Schule noch in die Lebenszeit des Aristoteles fällt, ist in der Forschung umstritten. Wahrscheinlich lag die namengebende „Wandelhalle“ innerhalb des Lykeions, möglicherweise aber auch auf dem Grundstück, das Theophrast nach dem Tod des Aristoteles kaufte und in seinem erhalten gebliebenen Testament erwähnte. Die Bezeichnung „Peripatos“ selbst als Name der Schule ist erst nach Theophrast belegt.

Scholarchen nach Theophrast waren Straton von Lampsakos (Scholarch seit 288/287 oder 287/286 v. Chr.) und Lykon aus der Troas (seit 270/267 v. Chr.), Ariston von Keos (seit ca. 224 v. Chr.), Kritolaos aus Phaselis (Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.) und Diodoros von Tyra (bis nach 110 v. Chr.). Nach Lykon bricht die doxographische Überlieferung ab, und es ist wahrscheinlich, dass die Schule im ersten Jahrhundert v. Chr. aufhörte zu existieren; wahrscheinlich wurden die Anlagen im mithridatischen Krieg im Jahr 86 v. Chr. zerstört. In der Forschungsliteratur vor 1972 werden oft noch zahlreiche weitere angebliche Schulleiter genannt, die aber nicht im strengen Sinn als Vorsteher der von Aristoteles oder Theophrast gegründeten Schule gelten können.

Der Peripatos befasste sich mit den Gegenständen, die auch Aristoteles behandelt hatte, doch hatte nur Theophrast einen gleichermaßen weiten Gesichtskreis. Die übrigen Angehörigen der Schule konzentrierten sich auf Einzelwissenschaften, die Philosophie im engen Sinne wurde eher vernachlässigt. Aus der ersten Schülergeneration sind die Titel zahlreicher historischer Arbeiten überliefert, doch sind keine vollständigen Werke erhalten. Weitgehend erhalten sind nur zwei Schriften über Harmonik und Rhythmik von Aristoxenos, die ihn als bahnbrechenden Musik-Mathematiker ausweisen. Straton war der letzte Peripatetiker, der als Wissenschaftler Bedeutendes leistete. Neben und nach ihm verfiel die Schule in populärwissenschaftliche und vielfach auch unwissenschaftliche rhetorische Vielschreiberei.

Seit der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. erweiterte sich die Bedeutung der Ausdrücke „Peripatetiker“ und „peripatetisch“, die jetzt nicht mehr nur die Angehörigen der Athener Schule des Peripatos bezeichneten, sondern jeden Autor, dessen Schriften sich der von den Peripatetikern begründeten literarischen Formen der Biographie und der Literaturgeschichte zuordnen ließen.

Aristotelismus seit dem 1. Jahrhundert v. Chr.

Die Anknüpfung an die aristotelische Lehre seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. wird in der neueren Forschung als Aristotelismus bezeichnet. Der Erneuerer der Lehre war Andronikos von Rhodos, von dem unbekannt ist, ob er in Athen (so P. Moraux) oder in Rom (so J. Lynch) lehrte und mit dem die erneute Beschäftigung mit den aristotelischen Lehrschriften (den sogenannten „esoterischen“ Schriften) wieder begann, nachdem sich aus den beiden Jahrhunderten vor ihm nur wenige Spuren einer Benutzung dieser Werke nachweisen lassen. Der Aristotelismus nach Andronikos, dessen Geschichte bis zu Alexander von Aphrodisias reicht, ist keine Fortsetzung der wissenschaftlichen Forschung im Sinne des Aristoteles, sondern eine Tradition der Aristoteles-Kommentierung und -Deutung, die aber eine sich in den Spuren des Aristoteles haltende philosophische Originalität nicht ausschloss. So ist zumindest Alexander von Aphrodisias einer der bedeutendsten Denker der griechischen Antike.

Der im zweiten Jahrhundert n. Chr. um sich greifende Eklektizismus verschmolz die aristotelische mit der platonischen und stoischen Philosophie.

Die Rezeption des Aristotelismus in der Scholastik

Seit dem 13. Jahrhundert stand die scholastische Philosophie weitgehend unter dem Einfluss des Aristoteles, wie ihn Albertus Magnus, Thomas von Aquino und Duns Scotus interpretierten. Mit der Wiedererweckung der klassischen Literatur im 15. Jahrhundert begann im Westen Europas ein allgemeiner Kampf gegen die Scholastik, der sich anfänglich nur gegen den entstellten Text des Aristoteles, an dessen Stelle man den echten Peripatetismus zu setzen suchte, dann allerdings auch gegen dessen Philosophie selbst kehrte (Mystiker, Ramisten). Die Jesuiten – in der Nachfolge des Thomas von Aquino – verteidigten die Peripatetiker gegen Neuerer wie Galileo Galilei oder René Descartes. Mit dem Erfolg der Naturwissenschaften in der Nachfolge Isaac Newtons erlosch der Aristotelismus allmählich auf den Universitäten.

Literatur

  • John Patrick Lynch: Aristotle's School. A Study of a Greek Educational Institution. University of California Press, Berkeley CA u. a. 1972.
  • Paul Moraux: Der Aristotelismus bei den Griechen. Von Andronikos bis Alexander von Aphrodisias. 3 Bände. de Gruyter, Berlin u. a. 1973–2001.
  • Fritz Wehrli (Hrsg.): Die Schule des Aristoteles. Texte und Kommentare. 10 Hefte. Schwabe, Basel u. a. 1944–1959 (2., ergänzte und verbesserte Auflage. 1967–1969), dazu erschienen 2 Supplemente. ebenda 1974, ISBN 3-7965-0600-3, ebenda 1978, ISBN 3-7965-0683-6.
  • Fritz Wehrli: Der Peripatos bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit. In: Friedrich Ueberweg (Begr.): Grundriß der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 3: Hellmut Flashar (Hrsg.): Ältere Akademie, Aristoteles – Peripatos. Völlig neubearbeitete Ausgabe. Schwabe, Basel 1983, ISBN 3-7965-0810-3, S. 459–599 (Völlig neu bearbeitete Ausgabe, 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. ebenda 2004, ISBN 3-7965-1998-9).

Einzelnachweise

  1. Stattdessen müsse es vom Substantiv (περίπατος) abgeleitet werden. Vgl.  A. Busse: Peripatos und die Peripatiker. In: Hermes. Zeitschrift für klassische Philologie. Bd. 61, 1929, S. 335–342.


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