Pythia

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Priestess of Delphi (1891) von John Collier. Die Priesterein wird durch das aufsteigende Pneuma inspiriert.
Pythia, Statue von Marcello, 1870
Themis in der Rolle der Pythia prophezeit dem Aigeus einen Sohn (attischer Kylix aus Vulci, etwa 440/430 v. Chr.)

Pythia (griech. Πυθία, vgl. Python) war die weissagende Priesterin im Orakel der Tempelanlage des Apollon in Delphi, die in veränderten Bewusstseinszuständen (Trance) ihre Prophezeiungen verkündete.[1] Sie saß im Adyton[2] auf einem Dreifuß[3] über einer Erdspalte, aus der ein Gas quoll, durch das die Pythia in eine Art Trance versetzt wurde.[4]

Geistiger Hintergrund

„Die Griechen stellten dar den Christus, durchseelend den späteren nathanischen Jesusknaben, als ihren Apollon. Und in tief bedeutsamer Weise, man möchte sagen, in den Kosmos selbst hineingestellt ist Sankt Georg mit dem Drachen in Griechenland. Die Griechen hatten jenen kastalischen Quell am Parnassos, an dem sich eröffnete aus der Erde heraus ein Schlund, aus dem Dämpfe aufstiegen. Diese Dämpfe umgaben schlangenartig den Berg, so daß man in diesen schlangenartig den Berg umgebenden Dämpfen selber ein Bild hatte der wild stürmenden menschlichen Leidenschaften, die Denken, Fühlen und Wollen in Unordnung bringen. Über dem Erdschlund, an der Stelle, wo diese schlangenartigen Dämpfe herauskamen, in denen der Python lebte, errichtete man jene Orakelstätte, welche der Pythia geweiht war. Die Pythia saß auf ihrem Dreifuß über diesem Erdschlund und wurde durch die heraufsteigenden Dämpfe in einen visionären Zustand gebracht, und was sie in diesem Zustande sprach, das faßte man auf als den Ausspruch des Apollon selber. Und die, welche Ratschlüsse haben wollten, schickten zur Pythia und ließen sich von Apollo durch den Mund der Pythia Rat erteilen.

Die Anschauung lag also bei den Griechen zugrunde, daß Apollo zurückführt auf eine wirkliche Wesenheit. Jetzt kennen wir diese Wesenheit. Es ist der von dem Christus durchseelte spätere nathanische Jesusknabe, Apollo bei den Griechen genannt. Er nimmt dem, was aus der Erde in der Seele der Pythia aufsteigt, seine luziferischahrimanische Wirkung. Und weil in den Dämpfen das Opfer des Apollon aufsteigt, so sind sie nicht mehr verwirrend, sondern weise ordnend Denken, Fühlen und Wollen für die Griechen. So sehen wir, wie in der Apollon-Idee der Griechen das lebt, daß in Denken, Fühlen und Wollen der Menschen eingezogen ist der Gott, den wir später den Christus nennen, der Gott, der damals sich geopfert hat, indem er in die Seele des späteren nathanischen Jesusknaben eingezogen ist und Harmonie ausgegossen hat in das, worauf der Einfluß von Luzifer und Ahriman - in Denken, Fühlen und Wollen - in der Menschenseele verwirrend wirken mußte.“ (Lit.:GA 148, S. 196f)

Amt

Die Pythien wurden aus den Einwohnerinnen von Delphi ausgewählt. Ihr sozialer Stand scheint (zumindest zeitweise) keine Rolle gespielt zu haben. Die Weihung zur Priesterin erfolgte ursprünglich und normalerweise in ihrer Jugend, nach einem Übergriff eines thessalischen Feldherrn sollen die Delphier beschlossen haben, nur noch betagten Frauen das Amt zu übergeben.[5] Die Pythien mussten jungfräulich bleiben.[6]

Historische Erwähnung der Wahrsagung

Schon Cicero bemerkte in seinem Werk De divinatione (Über die Wahrsagung): „Im übrigen meine ich, dass es auch gewisse Ausdünstungen der Erde gab, die in den Geist eindrangen, so dass er Orakel ausstieß.“ (De divinatione I,115)[7]

Der griechische Schriftsteller Plutarch bezeugte, dass einst eine Pythia Symptome zeigte, die den von den berauschenden Gasen erzeugten Effekten exakt entsprechen und dazu führten, dass die Pythia daraufhin unter Krämpfen starb.[8]

Neueste Forschungen

Neue Forschungen haben ergeben, dass die Orakelstätte auf einer Gesteinsformation erbaut worden war, aus deren Felsspalten Gase wie Methan und Ethylen austraten, die die veränderten Bewusstseinszustände der Pythia hervorriefen. Diese Gase entstanden durch Pflanzenablagerungen in einer Gesteinsschicht aus Kalkstein in Kombination mit Quellwasser.[9]

Einer neuen These eines griechisch-italienischen Forscherteams unter Leitung des italienischen Geologen Giuseppe Etiope nach wurde in der relativ kleinen Kammer der Sauerstoff durch ansonsten nicht giftige Gase wie Methan und Kohlendioxid verdrängt. Der bei der Pythia entstehende Sauerstoffmangel habe sich dann in einer Art Trunkenheit geäußert.[10]

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Hrgb.: Johannes Irmscher, Renate Johne: Lexikon der Antike, 10. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig, 1990, S. 4764.
  2. Stavros P. Papamarinopoulos: Delphi's Definition by Zeus ([1]pdf). in: The Sixteenth seminar of BDA, Druskininkai, Juni 2008, S. 105.
  3. Hrgb.: Johannes Irmscher, Renate Johne: Lexikon der Antike, 10. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig, 1990, S. 4764.
  4. Günther Ohloff: Düfte: Signale Der Gefühlswelt, [[Wikipedia:Helvetica Chimica Acta|]], Zürich, 2004
  5. Michael Maaß: Das antike Delphi. C. H. Beck, München, 2007, S.16
  6. Benjamin H. Dunning: Specters of Paul: Sexual Difference in Early Christian Thought., University of Pennsylvania Press, 2011, S. 115
  7. Wolfgang Bauer und [[Wikipedia:Clemens Zerling|]]: Das Lexikon der Orakel. Atmosphären Verlag München 2004. Stichwort: Cicero.
  8. Annekatrin Puhle: Das Lexikon der Geister. Atmosphären Verlag München 2004. S. 269
  9. Annekatrin Puhle: Das Lexikon der Geister. Atmosphären Verlag München 2004. S. 269
  10. Dagmar Röhrlich: Die Zukunft erschnüffeln - Orakel von Delphi gibt Geologen Anlass zur Debatte. Deutschlandfunk, 11. Oktober 2006


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