Quaestio (Literaturgattung) und Walther Cloos: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Quaestio''' ([[Latein|lat.]] „Frage“) bezeichnet eine Untereinheit einer '''Quaestiones''' genannten wissenschaftlichen [[Wikipedia:Abhandlung|Abhandlung]]. In der [[Scholastik]] des [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]]s war diese literarische Form weit verbreitet. Sie ist angelehnt an die ''Questio'', die als Lehr- und Lernpraxis an den mittelalterlichen Universitäten gebräuchlich war. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist die monumentale [[Summe der Theologie]] des [[Thomas von Aquin]], die aus über 1000 einzelnen Quaestiones besteht.
[[Datei:Walter Cloos.jpg|mini|Walther Cloos]]


Quaestionen haben folgende Grundstruktur:  
'''Walther Cloos''' (* [[Wikipedia:22. Juni|22. Juni]] [[Wikipedia:1900|1900]] in [[Wikipedia:Darmstadt|Darmstadt]]; [[Wikipedia:30. Juni|30. Juni]] [[Wikipedia:1985|1985]] in [[Wikipedia:Ulm|Ulm]]) war ein [[Wikipedia:Deutschland|deutscher]] [[Wikipedia:Apotheker|Apotheker]] und [[Anthroposoph]], der sich schon von seiner Kindheit an sehr für die [[Mineral]]- und [[Gestein]]swelt und auch für die [[Pflanzen]] interessierte, die er schon früh in der [[Geologie|geologisch]] reichhaltigen weiteren Umgebung Darmstadts kennenlernte.


:(1) die quaestio (die Frage, das Problem)
Gegen Ende des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] begann Cloos in einer Abteilung eines Darmstädter Chemieunternehmens zu arbeiten, wo seltene [[Mineral]]e [[Chemie|chemisch]] weiterverarbeitet wurden. [[Wikipedia:1920|1920]] wurde er Mitglied im Darmstädter Zweig der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]]. Bereits unter dem Eindruck der [[Anthroposophie]] begann er an der [[Wikipedia:Technischen Hochschule Stuttgart|Technischen Hochschule Stuttgart]] das Studium der [[Wikipedia:Pharmazie|Pharmazie]]. Im Juli [[Wikipedia:1921|1921]] nahm er an dem von [[Rudolf Steiner]] gehaltenen [[Darmstädter Hochschulkurs]] teil. [[Wikipedia:1925|1925]], kurz nach dem Tod Rudolf Steiners, begann Cloos noch während seines Studiums zunächst halbtägig für das Laboratorium des Klinisch-Therapeutischen Instituts in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] zu arbeiten, aus dem später die [[Weleda AG]] hervorging. Hier war er bis zu seiner Penionierung [[Wikipedia:1969|1969]] tätig und entwickelte zahlreiche mineralische und [[metall]]ische Präparate und arbeitete u.a. mit [[Oskar Schmiedel]], [[Wilhelm Spieß]], [[Wilhelm Pelikan]] und [[Hans Krüger]] zusammen. Gemeinsam mit dem Botaniker [[Gerbert Grohmann]] erforschte er die Anbau- und Lebensbedingungen verschiedener [[Heilpflanzen]] und leitet auf den firmeneigenen Plantagen deren [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen]] Anbau.
:(2) Argumente in logischer Form für das Pro und Contra
:(3) Auflösung der quaestio (determinatio) sowie der Argumente der Gegenposition als ungültige oder Trugschlüsse, bei denen z.B. eine Mehrdeutigkeit in den Prämissen vorkommt."<ref>Peter Schulthess: ''Scholastik.'' In: Jordan/Nimtz (Hrsg.): ''Lexikon Philosophie. Hundert Grundbegriffe.'' Reclam, Stuttgart 2009, S. 240 (242)</ref>


== Ein Beispiel ==
Später hielt Cloos vermehrt Kurse für Studenten, Mediziner, Landwirte und Pädagogen und veröffentlichte eine Reihe von Publikationen zur [[Heilmittel]]lehre und über die lebendigen [[Entwicklung der Erde]].


Der typische Aufbau einer Quaestio soll im Folgenden am Beispiel der ersten Quaestio der Summe der Theologie dargestellt werden:
== Werke ==


Der ''Titel'' der Quaestio ist die Frage, um die es im Folgenden gehen soll, im Falle des Beispiels ''Utrum sit necessarium, praeter philosophicas disciplinas, aliam doctrinam haberi'' – „Ob man neben der Philosophie noch eine weitere Wissenschaft brauche“ (gemeint ist die Theologie).
* ''Die Erde - ein Lebewesen'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1952
* ''Werdende Natur : Betrachtungen über den Kiesel, die Metalle und die drei Prinzipien in ihren Beziehungen zum Werden von Mensch und Erde.'', Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1966
* ''Menschengemässe Heilmittel'', Verlag Die Kommenden, 1971
* ''Lebensstufen der Erde. Beiträge zu einer organischen Gesteins- und Mineralkunde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1984 ISBN 978-3772504853
* Walter Cloos, [[Friedrich Benesch]] (Hrsg.): ''Das Jahr der Erde. Von der Alchymie der Jahreszeiten'', Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben, Stuttgart 1996 ISBN 978-3878384700
* ''Kleine Edelsteinkunde'', Oratio Verlag, 1998 ISBN 978-3721406160
* ''Vom Arbeiten mit der werdenden Natur'', Oratio Verlag, 2001 ISBN 978-3721421743


Es folgen die so genannten ''Objectiones'' (Einwände). Ein erster Einwand wird mit ''videtur'' („es scheint“) eingeleitet, weitere mit ''praeterea'' („außerdem“) angeschlossen. Diese Einwände scheinen eine bestimmte Antwort auf die Frage nahezulegen. Diese ist jedoch nicht die, die der Autor später geben wird. Der erste Einwand im Beispiel lautet, dass es von Dingen, welche die Vernunft übersteigen, keine Wissenschaft geben kann.  
{{Personendaten
|NAME=Cloos, Walther
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Apotheker und Anthroposoph
|GEBURTSDATUM=22. Juni 1900
|GEBURTSORT=Darmstadt
|STERBEDATUM=30. Juni 1985
|STERBEORT=Ulm
}}


Der nächste Abschnitt beginnt mit ''sed contra'' („aber dagegen (spricht)“). Es wird eine Autorität zitiert, d.h. entweder die [[Bibel]] oder einer der [[Wikipedia:Kirchenväter|Kirchenväter]]. Diese Autorität gibt eine den Objectiones entgegengesetzte Antwort. Im Beispielfall wird der [[Apostel]] [[Paulus von Tarsus|Paulus]] zitiert ([[Wikipedia:Briefe des Paulus an Timotheus|2. Tim.]] 3, 16), der sagt, dass die [[Bibel]] Gegenstand der Lehre und der Argumentation sei.
[[Kategorie:Anthroposoph]]
 
[[Kategorie:Deutscher]]  
Darauf formuliert der Autor seine eigene Antwort, die mit dem ''Sed Contra'' übereinstimmt und den ''Objectiones'' widerspricht. Dieser Teil beginnt mit ''respondeo'' („ich antworte“). Thomas argumentiert im Beispiel, dass die richtige Orientierung auf Gott hin, von der ja das menschliche Heil abhänge, die Erkenntnis dessen, was Gott will, voraussetze. Diese Erkenntnis werde aber über eine Wissenschaft vermittelt, eben die Theologie.
[[Kategorie:Mann]]
 
Am Schluss werden mit ''ad primum'', ''ad secundum'' die vorher aufgestellten ''Objectiones'' einzeln widerlegt. Thomas antwortet beispielsweise auf den oben angeführten Einwand, dass zwar Gottes Wille die Vernunft übersteigt, dass dem Menschen aber die [[Offenbarung]] gegeben sei, um selbigen zu ergründen.
 
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Quaestio (Rechtsgeschichte)|Quaestio]]
 
== Weblinks ==
* [http://www.hoye.de/name/quaestio.pdf William J. Hoye: ''Die mittelalterliche Methode der Quaestio''] (PDF; 95&nbsp;kB)
== Einzelnachweise ==
<references/>
[[Kategorie:Scholastik]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 13. August 2017, 03:30 Uhr

Walther Cloos

Walther Cloos (* 22. Juni 1900 in Darmstadt; 30. Juni 1985 in Ulm) war ein deutscher Apotheker und Anthroposoph, der sich schon von seiner Kindheit an sehr für die Mineral- und Gesteinswelt und auch für die Pflanzen interessierte, die er schon früh in der geologisch reichhaltigen weiteren Umgebung Darmstadts kennenlernte.

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs begann Cloos in einer Abteilung eines Darmstädter Chemieunternehmens zu arbeiten, wo seltene Minerale chemisch weiterverarbeitet wurden. 1920 wurde er Mitglied im Darmstädter Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft. Bereits unter dem Eindruck der Anthroposophie begann er an der Technischen Hochschule Stuttgart das Studium der Pharmazie. Im Juli 1921 nahm er an dem von Rudolf Steiner gehaltenen Darmstädter Hochschulkurs teil. 1925, kurz nach dem Tod Rudolf Steiners, begann Cloos noch während seines Studiums zunächst halbtägig für das Laboratorium des Klinisch-Therapeutischen Instituts in Stuttgart zu arbeiten, aus dem später die Weleda AG hervorging. Hier war er bis zu seiner Penionierung 1969 tätig und entwickelte zahlreiche mineralische und metallische Präparate und arbeitete u.a. mit Oskar Schmiedel, Wilhelm Spieß, Wilhelm Pelikan und Hans Krüger zusammen. Gemeinsam mit dem Botaniker Gerbert Grohmann erforschte er die Anbau- und Lebensbedingungen verschiedener Heilpflanzen und leitet auf den firmeneigenen Plantagen deren biologisch-dynamischen Anbau.

Später hielt Cloos vermehrt Kurse für Studenten, Mediziner, Landwirte und Pädagogen und veröffentlichte eine Reihe von Publikationen zur Heilmittellehre und über die lebendigen Entwicklung der Erde.

Werke

  • Die Erde - ein Lebewesen, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1952
  • Werdende Natur : Betrachtungen über den Kiesel, die Metalle und die drei Prinzipien in ihren Beziehungen zum Werden von Mensch und Erde., Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1966
  • Menschengemässe Heilmittel, Verlag Die Kommenden, 1971
  • Lebensstufen der Erde. Beiträge zu einer organischen Gesteins- und Mineralkunde, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1984 ISBN 978-3772504853
  • Walter Cloos, Friedrich Benesch (Hrsg.): Das Jahr der Erde. Von der Alchymie der Jahreszeiten, Verlag Urachhaus/Freies Geistesleben, Stuttgart 1996 ISBN 978-3878384700
  • Kleine Edelsteinkunde, Oratio Verlag, 1998 ISBN 978-3721406160
  • Vom Arbeiten mit der werdenden Natur, Oratio Verlag, 2001 ISBN 978-3721421743


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