Nikolaus Kopernikus

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Ausschnitt aus dem Copernicus-Epitaph in der Kirche St. Johann in Thorn, wo Copernicus 1473 getauft wurde. Eines der ältesten Kopernikus-Bildnisse, um 1582 gestiftet vom Thorner Stadtphysicus Dr. Melchior Pyrnesius (gest. 1589). Der Spruch soll die Religiosität und Demut von Kopernikus betonen. Er stammt von dem ehemaligen ermländischen Bischof und späteren Papst Pius II., Enea Silvio Piccolomini, und lautet: "Weder bitte ich um die gleiche Gnade, die dem Paulus gewährt wurde, noch suche ich die Vergebung, die Petrus fand, sondern ich bitte inbrünstig um diejenige, die Du am Kreuz dem Schächer gegeben hat."

Nikolaus Kopernikus, bürglicher Name Niklas Koppernigk (* 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg), latinisierte Namensversion Nicolaus Coppernicus, auch Copernicus, Domherr und Arzt in Frauenburg, der in seiner Freizeit astronomische, mathematische und geographische Studien betrieb. Begründer des kopernikanischen Weltbildes.

Jugend und Studienjahre

Kopernikus wuchs als Jüngster von vier Geschwistern in Thorn an der Weichsel auf, einer der zahlreichen Handelsstädte, die im 13. Jahrhundert von deutschen Aussiedlern in dem ursprünglich vom Stamm der Pruzzen bewohnten Gebiet an der Ostsee, dem späteren Ostpreußen, heutigen Nordpolen, gegründet wurden. Sein Vater Niklas Koppernigk (* vor 1454; † um 1483), ein aus Krakau zugewanderter Kupferhändler war auch als Schöppe beim Amtsgericht/Notariat in Thorn tätig. Er trat mit seiner Familie 1469 (4 Jahre vor der Geburt von Kopernikus) dem 3. Orden des heiligen Dominicus bei (Lateinische Urkunde: Prowe, Band II, Urkundenteil). „Frater tertiarius“ war die Bezeichnung für Menschen, die sich als weltliche Laienbrüder mit ihrer Familie dem Dominikanerorden anschlossen und nach der „Regel für die Brüder und Schwestern von der Buße des heiligen Dominikus“ lebten. (Den Bruderorden bezeichnete man als den 1. Orden und den Schwesternorden als den 2. Orden.) Kopernikus' Mutter Barbara Watzelrode (Watzenrode) gehörte einer alteingesessenen Patrizierfamilie in Thorn an.

Als Kopernikus etwa 10 Jahre alt war, starb sein Vater. Die Witwe und ihre vier Kinder Niklas, Andreas, Barbara und Katharina wurden von der wohlhabenden Verwandtschaft unterstützt, insbesondere von der Familie ihrer Schwester Christina von Allen, geb. Watzelrode, sowie ihrem Bruder Lucas Watzelrode, dem späteren Fürstbischof des Ermlandes. Letzterer ermöglichte Kopernikus und seinem Bruder Andreas nach der Schulausbildung an der Johannes-Schule in Thorn ein Studium an den Universitäten in Krakau und Bologna sowie eine Stellung als Domherren in Frauenburg. Zu diesem Zweck erwarben sie sich den Titel eines Doctor canonicus (Kopernikus 1503 in Ferrara). Kopernikus erhielt vom Domkapitel die zusätzliche Erlaubnis für ein Medizinstudium in Padua, um sowohl den Domherren wie auch seinem Onkel auf dem Bischofssitz in Heilsberg mit ärztlichem Rat zur Seite stehen zu können.

Schon auf der Universität in Krakau erwarb sich Kopernikus umfassende mathematische und astronomische Kenntnisse, die es ihm ermöglichten, neben seinem Rechts-Studiums an der Universität in Bologna mit dem dortigen Astronomieprofessor Domenico Maria da Novara zusammen zu arbeiten, der bereits Zweifel an der Richtigkeit des Ptolemäischen Systems hatte.

Begegungen mit Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael?

Während Kopernikus an der Universität in Padua Medizin studierte, lehrte dort der Medizinprofessor Marco Antonio della Torre, der zusammen mit seinem Freund Leonardo da Vinci an einem Anatomiebuch arbeitete. Noch gab es in Padua keinen Lehrstuhl für Anatomie. Die Studien am geöffneten Leichnam wurden meist heimlich betrieben. Nur zweimal im Jahr gab es für die Studenten an der Universität eine offizielle Leichenschau. Leonardo da Vinci lieferte die Anatomiezeichnungen zu den Texten seines Freundes. Höchstwahrscheinlich lernte Kopernikus zusammen mit anderen Medizinstudenten Leonardo in Florenz kennen.

Ebenso dürfen wir davon ausgehen, dass Kopernikus während seines längeren Aufenthaltes in Rom im heiligen Jahr 1500 auch dem dort für den Papst tätigen Michelangelo begegnete. Das Fürstbistum Ermland, dem Kopernikus angehörte, unterstand direkt dem Päpstlichen Stuhl und einige Frauenburger Domherren hielten sich jahrelang bei der Kurie in Rom auf (auch Kopernikus' Bruder Andreas), um dort die ermländischen Interessen zu vertreten. Der Überlieferung nach soll Kopernikus in Rom auch mathematische Vorträge gehalten haben.

Die Gruppe der Astronomen in Raffaels Fresko Die Schule von Athen in der Stanza della Segnatura, Vatikan

Als Domherr und Bischofsneffe interessierte sich Kopernikus für religiöse Kunst. Der Maler Raffael hingegen verfolgte mit Interesse die geistige Entwicklung der Menschheit, wie wir an seinem Fresko Die Schule von Athen sehen können. In diesem wenig verstandenen Gemälde stellt er auf der rechten Seite dar, wie alles Wissen zunächst durch die königliche Kunst Astronomie dem Makrokosmos abgelesen und mithilfe von Arithmetik und Geometrie auf die Erde herunter gebracht wird. Auf der linken Seite des Gemäldes stellt Raffael dar, wie das vom Mikrokosmos Mensch dann verinnerlichte Wissen mithilfe von Rhetorik, Dialektik, Grammatik und Poesie wieder an die Welt zurückgegeben wird.

Raffael neben dem zehn Jahre älteren Kopernikus?

Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich Raffael gerade zu der Gruppe der Astronomen als interessiert lauschender Zuhörer hinzugemalt hat. Diese Personengruppe ist deutlich dreigegliedert. Der Älteste, mit dem langen Bart, stellt Zarathustra dar, den Begründer der Kosmologie. Er trägt eine Himmelskugel mit dem Sternenhimmel auf seiner Rechten. Ihm gegenüber, dem Betrachter den Rücken zuwendend, steht Ptolemäus. Er trägt eine Erdkugel auf seiner Linken als Begründer des geozentrischen Weltbildes. Traditionsgemäß wurde er mit dem ägyptischen Pharaonengeschlecht der Ptolemäer in Verbindung gebracht und deshalb meist mit goldener Königskrone und Königsmantel dargestellt. Zarathustra und Ptolemäus repräsentieren die Gegensätze Himmel und Erde. Beide blicken sie zu einem Dritten hin, der zwischen ihnen steht und die Sonne mit den sie umgebenden Planeten bzw. das heliozentrische Weltbild repräsentiert. Diese Person trägt das schwarze Untergewand eines ermländichen Domherren und die typische Mütze eines Studenten zu Bologna. Zu dem Zeitpunkt, da Raffael die "Schule von Athen" malte (1510 - 1511), war der Commentariolus des Kopernikus, in dem er die Grundzüge seiner Vorstellung eines heliozentrischen Planetensystems beschrieb, bereits unter interessierten Astronomen bekannt geworden. Offenbar kannte Raffael dieses Werk und hat Kopernikus daher als Vertreter der Sonne und der Planeten zwischen die Repräsentanten des Sternenhimmels und der Erde gemalt. Raffael war 10 Jahre jünger als Kopernikus. Er hat Letzteren wohl aus dem Gedächtnis gemalt, denn es ist durchaus möglich, dass sich beide in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts persönlich begegnet sind, zumal Kopernikus als Domherr und Ziehsohn des Fürstbischofs vom Ermland sich sehr für religiöse Kunst, insbesondere Mariendarstellungen interessiert haben dürfte, denn die Kathedrale von Frauenburg, an der er Domherr war, trug den Namen "Unserer lieben Frau". Sie war der Gottesmutter, inbesondere Mariä Himmelfahrt geweiht (daher auch der Orts- und Domname "Frauenburg"). Nimmt man noch die Aussagen Rudolf Steiners über die besondere Zusammensetzung des Astralleibes von Kopernikus hinzu (siehe unten), so wird es noch einsichtiger, warum Raffael sich selbst (Johannes der Täufer), Zarathustra (Meister Jesus) und Kopernikus auf dem Bild als Gruppe zusammenstellt, auch warum Kopernikus dasselbe weiße Obergewand (als Ausdruck der Seelenhülle bzw. des Astralleibes) trägt wie Zarathustra. Auf dem ganzen Gemälde gibt es überhaupt nur drei Personen, die ein den ganzen Körper bedeckendes, weißes Obergewand tragen. Die dritte Person ist der androgyn wirkende Jüngling mit den langen Haaren in der linken Hälfte des Bildes, den Rudolf Steiner ausdrücklich auch mit Raffael (bzw. Johannes dem Evangelisten) in Verbindung bringt. Leider liegen uns keine Aussagen Rudolf Steiners über den Astralleib des Ptolemäus vor.

Besonderheiten seines Astralleibes

Aussagen Rudolf Steiners zur besonderen Zusammensetzung des Astralleibes von Kopernikus:

  • „Er (Nikolaus von Kues) hat vorweggenommen die kopernikanische Planetensystem-Anschauung (die heliozentrische Lehre). Mehr verschleiert brachte er sie. Der Astralleib des Nikolaus von Kues wird übergeführt in Nikolaus Kopernikus, und der beschreibt und erklärt, was (jen)er vorher verschleiert gegeben hatte. Ein Stück des ägyptischen Hermes war darin (im Astralleib) enthalten, ein wichtiges Stück.“ (GA 109, Das Prinzip der spirituellen Ökonomie, Anhang zu Teil I, Auszug aus Vortrag vom 25.02.1909, Kassel)

Hermes wiederum war ein Schüler Zarathustras und erhielt dessen Astralleib für seine besondere Mission in der ägyptischen Kulturepoche. Dazu teilte uns Rudolf Steiner mit: "Den einen (Hermes) bildete er vorzüglich aus in Bezug auf alles, was die Urteilskraft betrifft, in den Wissenschaften, Astronomie und Astrologie, in Ackerbau und anderem. Alles dieses übertrug er auf diesen einen Schüler, und zwar wurde dies ermöglicht durch einen Vorgang oder Prozess zwischen ihnen, welcher ein Geheimnis ist. Dadurch wurde der Schüler so vorbereitet, dass er in der folgenden Verkörperung den Astralleib seines Lehrers tragen konnte. Dieser wiedergeborene Schüler mit dem Astralleib seines Lehrers ist Hermes. Hermes war der große Lehrer der ägyptischen Mysterien." (GA 109, Das Prinzip der spirituellen Ökonomie, Vortrag vom 21.01.1909, Heidelberg)

  • „In ihm (Nikolaus von Kues) lebte der astralische Leib Christi und dieser ging später über in Nikolaus Kopernikus. Ein anderes Beispiel: Der ätherische Leib des Christus leuchtet auf in Galilei." (GA 109, Das Prinzip der spirituellen Ökonomie, Anhang zu Teil I, Auszug aus Vortrag vom 19.02.1909, Leipzig)

Berücksichtigt man diese Aussagen Rudolf Steiners, so scheint es erstaunlich, wie treffend der Maler des Bildes im Kopernikus-Epitaph der Johannes-Kirche in Thorn die Seelenstimmung des Kopernikus wiedergegeben hat (siehe Bild ganz oben).

Frühere Inkarnationen

Aussage Rudolf Steiners über Kopernikus als Teilnehmer am Osiriskult im alten Ägypten: „Wir versetzen uns in die Seele des Kopernikus. Diese war da in der alten ägyptischen Zeit; sie hat damals an einer besonders hervorragenden Stelle den Osiriskultus erlebt und hat gesehen, wie Osiris als ein Wesen betrachtet worden ist, das dem hohen Sonnenwesen gleichkommt. Die Sonne stand in geistig-spiritueller Beziehung in dem Mittelpunkte des ägyptischen Denkens und Fühlens, aber nicht die äußerliche sinnliche Sonne, die nur als der körperliche Ausdruck des Geistigen angesehen wurde. So wie das Auge der Ausdruck der Sehkraft ist, so war für den Ägypter die Sonne das Auge des Osiris, der Ausdruck, die Verkörperung dessen, was der Geist der Sonne war. Das alles hatte die Seele des Kopernikus einst durchlebt, und die unbewusste Erinnerung daran war es, die ihn dazu bewog, in der Gestalt, wie es in einem materialistischen Zeitalter sein konnte, diese Idee wieder zu erneuern, diese alte Osirisidee, die damals spirituell war. Sie tritt uns da, wo die Menschheit tiefer heruntergestiegen ist auf den physischen Plan, in der materialistischen Ausgestaltung des Kopernikanismus entgegen. Die Ägypter haben das spirituell gehabt; sich an diesen Gedanken zu erinnern, war das Weltenkarma des Kopernikus, und das hat herausgezaubert jene Richtungskombination, die zu seinem Sonnensystem geführt hat.“ (GA 105, „Welt, Erde und Mensch“, Vortrag vom 16.08.1908)

Das Wiederaufleben der Seelenstimmung einer alten ägyptischen Inkarnation und einer folgenden griechisch-pythagoräischen Inkarnation: Kopernikus schreibt im 10. Kapitel des 1. Buches von „De revolutionibus orbium coelestium“: „In der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Sitz. Denn wer möchte sie in diesem herrlichen Tempel als Leuchte an einen anderen oder gar besseren Ort stellen als dorthin, von wo aus sie das Ganze zugleich beleuchten kann? Nennen doch einige sie ganz passend die Leuchte der Welt, andere den Weltengeist, wieder andere ihren Lenker, Trismegistos nennt sie den sichtbaren Gott, die Elektra des Sophokles den Allessehenden. So lenkt die Sonne gleichsam auf königlichem Thron sitzend, in der Tat die sie umkreisende Familie der Gestirne. […] Indessen empfängt die Erde von der Sonne und wird mit jährlicher Frucht gesegnet.“

Kopernikus verwendete zur Unterzeichnung seiner Briefe ein Wachssiegel mit der Abbildung des Apollon mit der Leier. Bis kurz vor seinem Lebensende hielt sich Kopernikus an den pythagoräischen Grundsatz, wonach Philosophie und Wissenschaft nur unter Philosophen und Wissenschaftlern betrieben und diskutiert werden sollten, weil die Unkundigen aus ihrem Unverständnis heraus über vieles nur spotten würden: "Mathematik wird nur für Mathematiker geschrieben" (De Revolutionibus, Widmungsvorrede an den Papst). Da er wusste, dass der damals amtierende Papst Paul III. Mathematik und Astronomie sehr zugetan war, bat er ihn in der Widmungs-Vorrede von De Revolutionibus um Unterstützung. Die Verfolgung der Heliozentriker vonseiten der katholischen Kirche begann erst im 17. Jahrhundert. Luther und Melanchthon wandten sich dagegen schon zu Lebzeiten von Kopernikus gegen seine Lehre einer ruhenden Sonne und bewegten Erde. Von Luther selbst ist uns überliefert, dass er gegen Kopernikus wetterte: "Der Narr will die ganze Kunst Astronomiae umkehren! Aber wie die heilige Schrift anzeigt, so hieß Josua die Sonne still stehen und nicht das Erdreich." (aus Luthers Tischreden). Dies führte er als biblischen Beweis an, dass die Sonne sich bewegt haben müsse und die Erde still stünde ganz im Sinne des alten geozentrischen Weltbildes.

Werke

Astronomisch-mathematische Werke:

  • Commentariolus, vollständiger Titel: Nicolai Copernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus, Heilsberg ca. 1507. In dieser frühen Schrift, die Kopernikus auf dem Bischofssitz seine Onkels verfasste, beschreibt er bereits die Grundzüge seines heliozentrischen Weltsystems.
  • De lateribus et angulis triangulorum tum planorum rectilineorum tum sphaericorum (Über die Seiten und Winkel der ebenen, geradlinigen und sphärischen Dreiecke), Wittenberg 1542, veröffentlicht von Kopernikus' Schüler Georg Joachim Rheticus (enthalten auch in "De Revolutionibus" Buch 1, Kap. 12-14). Dieses Werk von Kopernikus zählt zu den Vorläufern der damals noch nicht zur Verfügung stehenden Sinustabellen. Um die Bahnen der Planeten genauer berechnen zu können, musste er sich selbst entsprechende mathematische Hilfsmittel erst erarbeiten. Für seine Beobachtungen verwendetete Kopernikus einen selbstgefertigten Dreistab. Rheticus weist in seinem Vorwort darauf hin, dass Kopernikus seine Trigonometrie unabhängig von der des Regiomontanus erarbeitet hat.
  • De Revolutionibus Orbium Coelestium, Nürnberg 1543, ist das Hauptwerk des Kopernikus, in dem er seine vorab im Commentariolus angelegten Ideen für alle damals bekannten Planeten und den Mond detailliert ausgearbeitet hat. Der Druck des Buches erfolgte auf Drängen des Papstes in Rom durch den Kardinal Nikolaus von Schönberg, auf Drängen von Kopernikus' Freunden, insbesondere seines engsten Freundes, des Kulmer Bischofs Tiedemann Giese sowie auf Drängen des protestantischen Mathematikers Georg Joachim Rheticus, der schließlich das bis heute erhaltene handschriftliche Manuskript von De Revolutionibus zur Druckerei nach Nürnberg brachte. An seinem Todestag, dem 24.05.1543, wurde Kopernikus, der an einem Schlaganfall darnieder lag, die erste Druckausgabe noch in die Hände gelegt.

Sonstige Werke:

  • Kopernikus war auch als Geograph tätig. 1519 legte er bei einem Marienburger Gerichtstag zu einem Streit über die Fischereirechte der Stadt Elbing eine selbstgefertigte Landkarte der Küste des Frischen Haffs vor. Aufgrund seiner geographischen Kennntnisse und auch zeichnerischen Fähigkeiten wurde er 1529 vom damaligen ermländischen Bischof Mauritius Ferber beauftragt, gemeinsam mit dem Domherrn Alexander Scultetus eine Karte des ganzen Preußenlandes anzufertigen. Auch über eine von Kopernikus gefertigte "erdkundliche Beschreibung" Preußens wird von preußischen Schriftstellern des ausgehenden 16. Jahrhunderts berichtet. Leider ist von alledem nichts erhalten geblieben. (Quelle: Hans Schmauch, Nikolaus Kopernikus; Heft 34 der Schriftenreihe des Göttinger Arbeitskreises von 1935)

Aussagen Rudolf Steiners zur Tat des Kopernikus

"Es gibt Menschen, die in der Tat des Kopernikus die größte der geistigen Kulturumwälzungen sehen, welche die Menschheit, soweit die geschichtliche Erinnerung reicht, überhaupt erlebt habe. Und man muss gestehen, dass der Eindruck und der Einfluss dieser geistigen Umwälzung für alles äußere Denken der Menschen so bedeutsam, so großartig war, dass sich in der Tat kaum irgend etwas an Eindringlichkeit, an Wirksamkeit damit vergleichen lässt. ... Es wurde eigentlich damals den Menschen für ihre Anschauung buchstäblich der Boden unter den Füßen wankend gemacht. Was sie bis dahin fest geglaubt hatten, so fest geglaubt hatten, dass sie dachten, die Sonne und der ganze Sternenhimmel drehe sich um diesen festen irdischen Wohnplatz, und alles, was im Weltenraume ausgebreitet ist, sei nur da, um der Ziele und Eigenartigkeiten dieses irdischen Wohnplatzes willen, darüber mußte man jetzt denken lernen, es sei nun selber etwas, was mit rasender Geschwindigkeit durch den Weltenraum eilt. Die sich bewegende Sonne mußten sie denken lernen als etwas im Verhältnis zur Erde Stehendes und die Erde selbst als etwas Bewegliches. ... Und was sich uns damals als das größte Geschehen der Menschheitsentwickelung gezeigt hat, stellt sich uns gerade in einem schönen speziellen Falle dar, wenn wir auf die Tat des Kopernikus sehen. Was ist denn eigentlich damals im sechzehnten Jahrhundert geschehen, als schon nach dem Tode des Kopernikus sein großes Werk über die Umwälzung der Himmelskörper vor die gebildete Welt trat, welches Kopernikus selber noch so im Einklänge mit seiner ganzen eigenen Stellung als katholischer Domherr glaubte, dass er es dem Papste widmete, und welches doch bis zum Jahre 1821 auf dem Index der verbotenen Bücher der katholischen Kirche gestanden hat? Nur aus der ganzen Zeitkultur und geistigen Zeiterfassung heraus läßt sich eigentlich die Tat des Kopernikus begreifen, nur dann, wenn man darauf Rücksicht nimmt, dass in den Jahrhunderten bis zum Auftreten des Kopernikus im geistigen Leben, insofern dasselbe sich wissenschaftlich glaubte, dasjenige geherrscht hat, was man den Aristotelismus nennen kann, die Weltanschauung dieses großen griechischen Weisen der vorchristlichen Kultur. ... Und des Kopernikus Lehre ist in einer gewissen Beziehung ein Bruch, man müßte sagen nicht mit der Lehre des Aristoteles, wohl aber mit demjenigen, was im Mittelalter aus dem Aristoteles durch die Forscher, namentlich durch die christlichen Forscher geworden ist. ... Fassen wir das innere Verhältnis der Sterne zur Sonne nicht so auf, wie es die mittelalterliche Wissenschaft und der Aristotelismus aufgefaßt haben, sondern nehmen wir an, daß die Sonne im Mittelpunkte stehe, und daß die Planeten um sie herum kreisen. Was würde daraus folgen, wenn wir diese Annahme machen? So fragte sich etwa Kopernikus. Und er konnte sich sagen: Dann haben wir einen großen Grundsatz, einen methodischen, einen logischen Grundsatz des Aristoteles mehr befolgt als die, welche jetzt in ihrer Art das äußerlich sinnlich Erschaubare erklären wollen. ... So hat Aristoteles, obwohl ihn jene nicht verstanden haben, welche glaubten, echte Aristoteliker des Mittelalters zu sein, im Grunde genommen doch den Impuls gegeben, welcher die Menschheit auf jene Stufe brachte, auf der sie in Kopernikus Innern die Idee fasste, den Gedanken der Einfachheit auf das äußere Weltall anzuwenden. ... Kopernikus blieb, trotzdem seine Lehre später so weltumwälzend gewirkt hat, in bezug auf sein Bekenntnis fest gegründet in dem Glauben an ein Geistiges, das alle Welt durchlebt und durchwogt." (GA 61, Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung, Vortrag vom 15.02.1912: "Kopernikus und seine Zeit")

Siehe auch: "Aussagen Rudolf Steiners zum kopernikanischen Weltbild".

Erweiterung des kopernikanischen Weltbildes durch Rudolf Steiner

Rudolf Steiner erklärt die Planetenbewegung auf eine völlig andere Weise als wir es vom kopernikanischen Weltbild her gewohnt sind. Er scheint die kopernikanischen Bahnen der Planeten als das Resultat komplizierter Bahnbildeprozesse zu betrachten, die sich aus verschiedenen Bewegungsformen zusammensetzen. So sprach er in verschiedenen Vortragszyklen z.B. von Schraubenbewegungen, bei denen die inneren Planeten den äußeren Planeten nachfolgen, von "künstlerischen" Bewegungen, aber vor allem von Lemniskatenbahnen der Planeten und hat eine Reihe von Skizzen dazu gegeben.

Angeblich aufgefundene sterbliche Überreste des Kopernikus

Im Jahr 2005 wurden im Dom zu Frauenburg im Bereich des Heilig-Kreuz-Altars die sterblichen Überreste eines Mannes ausgegraben, die nach einer angeblich "wissenschaftlichen Untersuchung" polnischer Forscher mit hoher Wahrscheinlichkeit die des Kopernikus sein sollen. Auch eine Gesichtsrekonstruktion wurde vollzogen. Schaut man sich die "wissenschaftliche Untersuchung" genauer an, wird jedoch deutlich, dass lediglich per DNA-Analyse nachgewiesen werden konnte, dass ein Zahn des ausgegrabenen Schädels, der zu einem im Alter von 60 bis 70 Jahren verstorbenen Mann gehörte, genetisch identisch ist mit zwei Haaren, die in einem Buch gefunden wurden, das nachweislich Kopernikus gehörte. Kopernikus vermachte die meisten seiner Bücher der Dombibliothek, die von zahlreichen Domherren benutzt wurden. So fanden sich in besagtem Buch 9 Haare. Von 4 Haaren konnte genetisches Material gewonnen und nachgewiesen werden, dass sie drei verschiedenen Personen gehörten. Teilnehmer einer internationalen Kopernikus-Konferenz in Krakau warfen dem Untersuchungsteam mangelhafte Recherche und kritische Fehler vor. Dennoch wurden am 22.05.2010 die sterblichen Überreste des vermeintlichen Kopernikus in einem feierlichen Staatsakt erneut im Frauenburger Dom beigesetzt.

Die Unwissenschaftlichkeit der Interpretation des Gutachtens beginnt schon damit, dass der Heilig-Kreuz-Altar im Frauenburger Dom als derjenige des Kopernikus angegeben wird. Jeder der zu Lebzeiten von Kopernikus üblicherweise 16 Domherren hatte einen eigenen Altar an einer der Säulen des Mittelschiffes, an dem er in sein Amt eingeführt wurde. Kopernikus hatte das 14. Numerarkanonikat inne. Daher war ihm der 7. Säulenaltar auf der rechten Seite zugeordnet. (Die Zählung der Altäre erfolgte mit dem 1. Seitenalter links, dem Altar des Domprobstes, beginnend von rechts nach links.) Dies ist uns historisch bestätigt durch ein Epitaph zum Gedenken an Kopernikus, das der ermländische Bischof Martin Kromer an der rechten Außenwand des Domes in unmittelbarer Nähe zum 7. Seitenaltar rechts anbringen ließ. Nachdem "De Revolutionibus", das Hauptwerk von Kopernikus, im Jahre 1616 von der Katholischen Kirche zumindest auszugsweise auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt worden war, schwand in den folgenden Jahrhunderten das Interesse an einer Würdigung von Kopernikus. Im Jahre 1732 ließ der damalige ermländische Bischof Szembek das Epitaph schließlich entfernen, weil an dieser Stelle der Außenwand des Domes der Eingang zu einer von ihm errichteten barocken Seitenkapelle erfolgen sollte. Nach urkundlichen Belegen war geplant, das Epitaph in unmittelbarer Nähe wieder anzubringen. Dieses Vorhaben wurde jedoch letztlich nie ausgeführt und das Epitaph ging schließlich ganz verloren. Nur eine Abbildung ist uns noch erhalten. Im 18. und 19. Jahrhundert begann man sogar zu zweifeln, ob Kopernikus überhaupt in Frauenburg oder nicht vielmehr in seiner Geburtstadt Thorn gestorben und bestattet worden sei. Durch später aufgefundene Briefe sowie das im Jahre 1581, also 38 Jahre nach dem Tode von Kopernikus, angebrachte Gedenk-Epitaph des Bischofs Kromer ist jedoch eindeutig belegt, dass Kopernikus in Frauenburg verstarb und bestattet wurde. Aufgrund der Zerstörungen durch die Schwedenkriege ist es jedoch möglich, dass sich die sterblichen Überreste nicht mehr an der ursprünglichen Stelle befinden. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden je nach Gutdünken ingesamt 3 Altäre in größeren Zeitabständen zum Altar und zur Grabstätte des Kopernikus erklärt. Entsprechend findet man im Frauenburger Dom heute an 3 Säulen Gedenktafeln (2. Säulenaltar links, 4. und 7. Säulenaltar rechts). Die Beschränkung der von Sikorski im Jahre 2005 durchgeführten Ausgrabungen allein auf das Umfeld des Heilig-Kreuzaltars (4. Säulenaltar rechts) ist völlig unwissenschaftlich. Unter den Bodenplatten des Domes sind mehr als 200 Leichname bestattet, größtenteils ohne Namenskennzeichnung. Auch das Alter der gefundenen sterblichen Überreste lässt Zweifel an Sikorskis Interpretation aufkommen, denn Kopernikus starb mit 70 Jahren. Sein Skelett würde somit auf ein Sterbealter von 65 bis 75 Jahren geschätzt werden, d.h. 5 Jahre älter als das gefundene. Zudem wurde genetisch nachgewiesen, dass der Schädel zu einem Menschen mit blauen oder grauen Augen, d.h. mit heller Iris, gehörte. Tatsächlich zeigen aber alle erhaltenen Gemälde von Kopernikus diesen stets mit dunkelbraunen Augen und ebensolchen Haaren. Auch wird behauptet, es seien keine lebenden leiblichen Verwandten von Kopernikus mehr auffindbar. Das mag für Polen zutreffen. Aber Kopernikus war deutschsprachig und deutschstämmig und in Deutschland gibt es durchaus noch lebende leibliche Verwandte, z.B. Nachfahren seiner Tante mütterlicherseits, Christina von Allen, geb. Watzelrode, wie eine Stammtafel belegt. Ganz offensichtlich war bei der Interpretation des "wissenschaftlichen" Gutachtens vor allem der Wunsch der Vater des Gedankens.