Klingsor

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Moritz von Schwind: Der Sängerkrieg (Fresko auf der Wartburg, 1855)

Klingsor (auch Klingsohr, Klinschor, Klingesor oder Klinsor genannt), der aus Ungarn stammende Herzog von Terra de Labûr (auch Terre de Labour oder Terra di Lavoro) im südlichen Kalabrien und Schlossherr von Chastelmarveille (altfranz. „Schloss der Wunder“; verballhornt auch: Schastelmarveile), tritt in Wolfram von Eschenbachs Parzival-Dichtung als schwarzmagischer Zauberer auf und steht im Gegensatz zur weißen Magie des Heiligen Grals. In der Manessischen Liederhandschrift vom Beginn des 14. Jahrhunderts ist er Wolframs Gegenspieler im Sängerkrieg auf der Wartburg. Richard Wagner hat die Thematik in seinem Parsifal und in Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg aufgegriffen.

Der Sage nach ließ sich Klingsor auf der in Sizilien gelegenen Festung Kalot Bobot mit Iblis, der Gattin König Giberts, auf ein Liebesabenteuer ein. Zur Strafe wird er von Gibert entmannt und sinnt seitdem auf Rache an allen Männern und Frauen. Nach der Parzival-Erzählung schenkt ihm König Irot einen festen Berg, auf dem Klingsor seine Burg Chastel Marveille errichtet und rundherum den Klingsorwald pflanzt.

„Terre de Labour (Kalabrien) ist das Land des Klinsor; Chaps war seine Hauptstadt, er selbst der Neffe des Virgilius von Napel, der auch der Wunder viel vollbracht. Von Herzog Klinsor sprachen Weib und Mann. Es war in Sicilien ein König, sein Name Gibert, Iblis aber hieß sein Weib, und die trug den minniglichsten Leib, der je von Brüsten war genommen. Ihrem Dienste hatte sich Klinsor ergeben, bis sie's mit Minne lohnte. Darum höhnte ihn der König sehr, zu einem Kapaunen mit einem Schnitt ward er gemacht, auf Kalot Bobot einer festen Burg, erwarb er der Welt Spott, dort traf der König ihn schlafend in seines Weibes Arm, und er beschnitt ihn an dem Leibe, daß er zur Lust keinem Weibe mehr mag gefrommen. Es ist nicht das Land Persia, eine Stadt die heißet Persida, da der erste Zauber ward erdacht. Da fuhr er hin und brachte von dannen mit, daß er wohl schafft, was er will. Durch die Schändung an seinem Leibe trug er nicht Manne noch Weibe guten Willen. „Zwölftausend meiner Frauen, schreibt im Titurel Str. 2428 der König von Marroch, hat er sich unterwunden; an Mannes Lid verhauen wird er zu einem Diebe, und er stielt die Frauen von Ungunste; alle Geehrten will er von hoher Würde kehren mit seiner Zaubereien Gaukelwunder, weil er selbst der hohen Ehre ist ein Waise.“ Ein König Jrot aber, fährt der Parcival fort, fürchtete für sich dieselbe Noth, und damit er Frieden halten sollte, schenkte er ihm einen festen Berg, und dort legte er Castel Marvale an und erbaute darin den Saal, dessen Estricht also glatt, daß kaum der Fuß fassen mag, und worauf das Wunderbette steht, das immer vor dem flieht, der es besteigen will, und den, der es zum Stehen gebracht, mit vielen Gefahren hart bedrängt. Er richtet dort die Säule auf, die er aus Indien hergebracht, in der alles sichtbar wird, was acht Meilen in der Runde sich begiebt, stellt in den Eingang den reichen Kram und pflanzt unten den Klinsorwald. Auf der Hochzeit von Artus raubte er dann die vierhundert Frauen und entführte sie auf jenes Schloß, wo sie in sicherer Huth verpflegt werden und bewahrt, bis ein Ritter allein, Gawan, sie erstritt; und wäre Accedille, Utpandraguns Schwester, nicht gewesen, die mit ihrer Kunst den Zauber unterstanden, er hätte mehr Uebels noch gegen die Massenie verübt.““

August Koberstein: Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege[1]

Über den geistigen Hintergrund dieser Erzählung berichtet Rudolf Steiner:

„Es bestanden im Mittelalter noch Überreste der alten profanierten Mysterien. Alles, was dazugehört, das wird zusammengefaßt unter dem Namen Klingsor. Er ist der schwarze Magier gegenüber der weißen Magie des Heiligen Gral. Richard Wagner hat ihn auch den Tempeleisen gegenübergestellt.“ (Lit.:GA 97, S. 266f)

„Nun können wir sogleich auf die Gestalt eingehen, die Richard Wagner der Parsifal-Sage gegeben hat. Es ist im wesentlichen dieselbe, die wir schon bei Wolfram von Eschenbach haben. Wir haben da auf der einen Seite den Gralstempel mit seinen Rittern, auf der anderen Seite das Zauberschloß des Klingsor mit seiner Ritterschaft, die die eigentlichen Feinde der Ritterschaft des Grals sind. Zwei Arten des Christentums werden da einander gegenübergestellt: die eine stellt die Ritterschaft des Grals dar, die andere Klingsor mit seinen Rittern. Klingsor ist derjenige, der sich verstümmelt hat, um nicht der Sinnlichkeit zu verfallen. Das Verlangen aber ist von ihm nicht überwunden worden, er hat es nur unmöglich gemacht, es zu befriedigen. So lebt er noch im Reiche der Sinnlichkeit. Ihm dienen Zaubermädchen. Kundry ist die eigentliche Verführerin in diesem Reich. Sie zieht alles, was zu Klingsor kommt, hin nach der sinnlichen Seite, nach dem, was der Vergangenheit angehören sollte. In Klingsor ist personifiziert das Christentum des Mittelalters, das asketisch geworden ist, das zwar die Sinnlichkeit, nicht aber zugleich das Verlangen abgetötet hat; es rettet nicht vor der verführenden Kraft der sinnlichen Liebe, die in der Kundry personifiziert ist. Etwas Höheres sah man in der Entsagekraft der höheren Spiritualität, die nicht durch Zwang die Sinnlichkeit abtötet, sondern die durch höheres geistiges Erkennen diese Sinnlichkeit veredelt und sich erhebt in das Reich der geläuterten Liebe. Amfortas und die Gralsritterschaft erstreben es, aber es war bis dahin nicht möglich, dieses Reich zu schaffen. Es gelang nicht. Solange nicht die rechte spirituelle Kraft da war, muß Amfortas der Verführung der Kundry verfallen; die höhere Gesinnung in Amfortas fällt der niederen Gesinnung, dem Klingsor, zum Opfer.

So stellt uns die Parsifal-Sage zwei Erscheinungen nebeneinander: auf der einen Seite das Christentum, das asketisch geworden ist, das aber durch die Abtötung der Sinnlichkeit doch nicht höhere, spirituelle Erkenntnis hat erreichen können, und auf der anderen Seite die Repräsentanten der geistigen Ritterschaft, welche aber solange immer Klingsors Verführung zum Opfer fallen, wie der Erlöser nicht erschienen ist, der Klingsor besiegt. Amfortas wird verwundet, verliert die heilige Lanze an Klingsor und muß als schmerzbehafteter König den Gral hüten. So krankt und leidet auch das höhere Christentum. Es muß im Leiden die eigentlichen Geheimnisse, die Mysterien des Christentums hüten, die mit dem heiligen Gral verbunden sind, bis ein Erlöser in neuer Gestalt erscheint - und dieser Erlöser ersteht in Parsifal.“ (Lit.:GA 92, S. 141f)

„Wenn der mittelalterliche Initiierte im Bilde darstellen wollte, was er zu lernen hatte, um so seinen lebendig gebliebenen Seelenteil zu durchdringen mit der neuen Weisheit, so wies er hin auf die Burg des Heiligen Gral und auf das, was als neue Weisheit - das ist ja der «Gral» - von dieser Burg ausgeht. Und wenn er hinweisen wollte auf das, was dieser neuen Weisheit feindlich ist, so wies er hin auf ein anderes Gebiet, auf jenes Gebiet, worinnen alle die Wesenheiten und Kräfte hausten, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, an den tot gewordenen Teil des menschlichen Leibes und den unbewußt gewordenen Teil der menschlichen Seele heranzukommen. Dieses Gebiet, in das mit Recht - im okkulten Sinne gesprochen mit Recht - versetzt wurden alle die Nachkömmlinge der schlimmen geistigen Wesenheiten älterer Zeiten, die sich herüberbewahrt hatten die schlimmsten Kräfte orientalischer Zauberei - nicht die besten Kräfte, die auch geblieben waren —, das Gebiet, das in dieser angedeuteten Beziehung am bösartigsten war, das da dem Gral am feindlichsten gegenübersteht, war «Chastelmarveille», der Sammelort von alledem, was an den Menschen herankommt, an dieses Gebiet des Leibes und der Seele des Menschen, das eben ein solches karmisches Schicksal erfahren hat, wie eben angedeutet worden ist. Was heute schon mehr vergeistigt ist, was übergegangen ist in eine Weisheit, die überall hingebracht werden kann - weil wir jetzt schon am Übergange zur sechsten Kulturepoche stehen, wo diese Dinge nicht mehr an Orte gebunden sind -, das war in jener mittelalterlichen Zeit, wie ich es auch angedeutet habe in dem Buche «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit», noch an gewisse örtlichkeiten gebunden. Während es also für die alten Zeiten in der Tat nicht im uneigentlichen Sinne gesprochen ist, wenn man auf Örtlichkeiten hinweist, so daß man hinzureisen hatte an eine gewisse Örtlichkeit, wenn man die betreffenden Lehren haben wollte, muß man heute so sprechen, daß die Weisheiten einen weniger lokalen Charakter haben; denn wir leben in der Zeit des Überganges von dem Leben in Raum und Zeit in mehr geistige Formen der Zeit.

Während man nun an den Westen von Europa die Burg des Gral verweist, ist die Burg der Gegnerschaft des Gral lokal zu verweisen an einen anderen Ort, wo der Mensch, wenn er hinkommt, durch gewisse spirituelle Kräfte, die dort sind, sowohl einen großen, gewaltigen guten Eindruck haben kann, wie auf der anderen Seite auch den gegenteiligen durch andere Kräfte, die bis in die heutigen Zeiten dort geblieben sind, wie eine Akasha-Nachwirkung von jenen Gralsgegnern, von denen hier gesprochen wurde. Denn an jenem Orte kann man von den schlimmsten Kräften sprechen, die noch in ihren Nachwirkungen bemerkbar sind. Einst haben sich an diesem Orte abgespielt, man möchte sagen, ganz im physischen Leben vor sich gehende böse Künste, von denen ausgestrahlt haben die Angriffe auf den unbewußt gewordenen Teil der Menschenseele und den tot gewordenen Teil der menschlichen Organisation. Und das alles gliedert sich um eine Gestalt herum, die sagenhaft aus dem Mittelalter herüberschimmert, die aber der mit dem Mysterienwesen Bekannte ganz gut kennt, um eine Persönlichkeit, die eine reale war um die Mitte des Mittelalters, um Klinschor, den Herzog von Terra de labûr, eine Gegend, die wir zu suchen haben örtlich in dem heutigen südlichen Kalabrien. Von dort aus erstreckten sich die Streifzüge des Feindes des Gral besonders hinüber nach Sizilien. Ebenso wie wir, wenn wir heute den Boden Siziliens betreten und den okkulten Blick haben, auf uns einwirken sehen - was schon öfter erwähnt worden ist - die Akasha-Nachwirkungen des großen Empedokles, wie diese in der Atmosphäre Siziliens vorhanden sind, so sind auch in ihr heute noch wahrzunehmen die bösen Nachwirkungen Klinschors, der einstmals sich verbunden hat von seinem Herzogtum Terra de labûr aus über die Meerenge hinüber mit jenen Feinden des Gral, die dort seßhaft waren in jener Feste, die man im Okkultismus und in der Legende nennt Kalot bobot.

Kalot bobot auf Sizilien war in der Mitte des Mittelalters der Sitz jener Göttin, die man nennt Iblis, die Tochter des Eblis. Und unter allen schlimmen Verbindungen, die innerhalb der Erdentwickelungen sich zwischen Wesenheiten, in deren Seelen okkulte Kräfte waren, zugetragen haben, ist den Okkultisten als die schlimmste dieser Verbindungen diejenige des Klinschor mit der Iblis, der Tochter des Eblis, bekannt. «Iblis» ist schon dem Namen nach charakterisiert als verwandt mit «Eblis»: so heißt in der mohammedanischen Tradition die Gestalt, die wir mit «Luzifer» bezeichnen. Eine Art weiblicher Aspekt von «Eblis», dem mohammedanischen Luzifer, ist «Iblis», mit der sich zu seinen bösen Künsten, durch die er im Mittelalter gegen den Gral wirkte, derjenige verband, den man den bösen Zauberer Klinschor nennt.

Diese Dinge müssen in Bildern, die aber den Realitäten entsprechen, zum Ausdruck kommen, sie können nicht in abstrakten Ideen ausgesprochen werden. Und die ganze Feindschaft zum Gral spielte sich ab auf jener Feste der Iblis «Kalot bobot», auf die sich auch jene merkwürdige Königin Sybille mit ihrem Sohne Wilhelm 1194 unter der Herrschaft Heinrichs VI. geflüchtet hat. Alles, was man unternommen hat als eine feindliche Herrschaft gegen den Gral, und wodurch auch verwundet worden ist Amfortas, das ist zuletzt zurückzuführen auf den Bund, den Klinschor geschlossen hat auf der Festung der Iblis, Kalot bobot. Und alles, was hereinleuchtet an Elend und Not in das Gralstum durch Amfortas, drückt sich aus in diesem Bund. Das macht es, daß die Seele auch heute noch stark gewappnet sein muß, wenn sie in die Nähe jener Gegenden kommt, von denen alle feindlichen Einflüsse ausgehen können, die sich für die Geheimnisse des Gral auf die fortschreitende Menschheitsentwickelung beziehen. Wenn wir die Sache so ansehen, haben wir auf der einen Seite das Reich des Gral, auf der anderen Seite das böse Reich Chastelmarveille, in das hereinspielt, was der Bund von Klinschor mit Iblis gestiftet hat. Und wir haben da in einer wunderbaren Weise dramatisch ausgedrückt ein Zusammenspielen desjenigen, was das selbständigste, das innerste der Seelenglieder - die Verstandes- oder Gemütsseele - auszuhalten hat gegenüber den Angriffen von außen. Die Verstandes- oder Gemütsseele war im vierten nachatlantischen Kulturzeitraum noch nicht so innerlich, wie sie werden mußte im fünften. Sie zog sich von jenem Leben mehr mit der Außenwelt, wie es im Griechen- und Römertum vorhanden war, zurück in das Innere des Menschen, wurde selbständiger, auch freier. Dafür aber war sie von all den Mächten, aus den Gründen, die angeführt worden sind, viel angreifbarer als in der griechisch-lateinischen Zeit. Die ganze Veränderung, die mit der Verstandes- oder Gemütsseele vorgegangen war, drückt sich aus in dem, was stammelnd, sagenhaft und doch so dramatisch vor uns steht in dem Gegensatz von «Montsalvatsch» und «Chastelmarveille». Alle Leiden und alle Überwindungen der Verstandes- oder Gemütsseele fühlen wir nachklingen in den Erzählungen, die mit dem Heiligen Gral zusammenhängen. Alles, was anders werden mußte mit der Menschenseele in der neueren Zeit, zeigt sich dem, der mit dem Mysterienwesen bekannt wurde.“ (Lit.:GA 144, S. 69ff)

Miniatur des Sängerkriegs aus dem Codex Manesse, 14. Jahrhundert

Im Sängerkrieg auf der Wartburg wird Klingsor von dem historisch allerdings bislang nicht belegten[2] Heinrich von Ofterdingen im Wettstreit gegen Wolfram von Eschenbach zur Hilfe gerufen. Heinrich von Ofterdingen hat nach der Angabe Rudolf Steiners tatsächlich gelebt und wird später als der Religionsphilosoph Gideon Spicker (1840-1912) wiedergeboren, der das lebende Vorbild des Doktor Strader in Rudolf Steiners Mysteriendramen wurde.

„Heinrich von Ofterdingen nimmt den Kampf auf gegen die andern. Man hat schon den Henker gerufen: er soll gehenkt werden, wenn er verliert. Er entzieht sich der Sache. Aber er ruft, um einen erneuerten Kampf herbeizuführen, aus dem Ungarlande den Zauberer Klingsor. Er bringt den Zauberer Klingsor aus dem Ungarlande ja wirklich nach Eisenach.

Nun spielt sich da eine neuere Art Wartburgkrieg ab, bei dem Klingsor mitwirkt. Man sieht aber ganz deutlich: Klingsor, der jetzt eintritt für Heinrich von Ofterdingen, der selber kämpfend, singend auftritt, kämpft nicht allein, sondern er läßt geistige Wesenheiten mitkämpfen. Und um geistige Wesenheiten mitkämpfen zu lassen, läßt er ja zum Beispiel einen Jüngling besessen sein von einer solchen geistigen Wesenheit, läßt den dann statt seiner singen. Und er läßt noch stärkere geistige Kräfte auf der Wartburg auftreten.

All dem, was da von Klingsors Seite kommt, all dem steht gegenüber Wolfram von Eschenbach. Eine Prozedur, die Klingsor ausführt, besteht ja namentlich darinnen, daß eine solche geistige Wesenheit dahinterkommen soll, ob Wolfram von Eschenbach ein gelehrter Mensch ist oder nicht. Klingsor ist etwas in die Enge getrieben durch Wolfram von Eschenbach. Denn als Wolfram von Eschenbach merkt, daß da Geistiges im Spiele ist, da singt er von dem heiligen Abendmahl, von der Transsubstantiation, von der Gegenwart Christi im Abendmahl, — und der Geist muß weichen, er kann das nicht vertragen. Hinter diesen Dingen liegen ja durchaus wirkliche Realitäten, wenn ich diese Tautologie gebrauchen darf.

Und es gelingt Klingsor, dem Wolfram von Eschenbach mit Hilfe mancher geistiger Wesenheiten zu beweisen, daß Wolfram von Eschenbach wohl ein Sternenloses Christentum hat, das nicht mehr mit dem Kosmos rechnende Christentum hat, aber ganz ungelehrt ist in aller kosmischen Weisheit. Darauf kommt es nun an. Klingsor hat bewiesen, daß der Sänger des Gral schon in jener Zeit nur alles das vom Christentum kennt, was das kosmische Christentum abgestreift hat. Und Klingsor kann ja nur dadurch in der geistig unterstützten Weise auftreten, daß er die Sternenweisheit hat. Aber schon aus der Art und Weise, wie er sie verwendet, sieht man, daß sich dasjenige, was man «schwarze Magie» nennt, in seine Künste hineinmischt.

Und so sehen wir denn, wie auf eine unrichtige Weise dem Sternen-Laien Wolfram von Eschenbach die Sternenweisheit entgegengestellt worden ist. Wir stehen in der Zeit des dreizehnten Jahrhunderts, vor dem Auftreten jener Dominikaner, von denen ich gesprochen habe; wir stehen in der Zeit, wo das Christentum gerade da, wo es besonders groß war, abgestreift hat alle Einsicht in die Sternenwelt und wo im Grunde genommen nur da, wo innerliche Entfremdung von dem Christentum war, noch Sternenweisheit vorhanden war, wie bei dem Klingsor aus dem Ungarlande.“ (Lit.:GA 238, S. 115f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. August Koberstein: Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichtes vom Wartburger Kriege, Naumburg 1823, S. 35f
  2. Zur Quellenlage über den „historischen“ Heinrich von Ofterdingen vgl. Peter Volk, „Von Ôsterrîch der herre mîn“. Zum Stand der Forschung zur Historizität Heinrichs von Ofterdingen, in: Wartburg-Jahrbuch 2000, hg. von der Wartburg-Stiftung, Regensburg (Schnell und Steiner) 2002, S. 48–133 (mit 15 Abbildungen).