Nicht-Ich

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Nicht-Ich ist ein von Johann Gottlieb Fichte erstmals in seiner Wissenschaftslehre geprägter Begriff, der von zentraler Bedeutung für den nachkantischen Idealismus wurde. Indem sich das Ich durch eine reine Tathandlung selbst setzt, sieht es sich zugleich als Subjekt der äußeren Welt der Objekte, d.h. dem Insgesamt des Nicht-Ich, gegenübergestellt und wird sich dadurch seiner selbst bewusst.

„Es ist ursprünglich nichts gesetzt, als das Ich; und dieses nur ist schlechthin gesetzt. Demnach kann nur dem Ich schlechthin entgegengesetzt werden. Aber das dem Ich entgegengesetzte ist = Nicht-Ich. So gewiß das unbedingte Zugestehen der absoluten Gewißheit des Satzes: -A nicht = A unter den Tatsachen des empirischen Bewusstseins vorkommt: so gewiß wird dem Ich schlechthin entgegengesetzt ein Nicht-Ich.“

Johann Gottlieb Fichte: Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre.[1]

Eine völlig andere Bedeutung hat das Nicht-Ich für die buddhistische Weltanschauung in Form des Anatta, der Nicht-Selbstigkeit. Nach dieser Anschauung ist die Illusion des Ich die Quelle aller Leiden, die es zu durchschauen und zu überwinden gilt. Nur auf diesem Weg könne der der leidvolle Kreislauf der Wiedergeburten durch das endgültige Verlöschen im Nirvana zu einem Ende gebracht werden.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Fichte, J.G.; Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre. Hamburg, Meiner, 1997, S. 24