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[[Datei:Bischof Ulfilas erklärt den Goten das Evangelium.jpg|thumb|Bischof Wulfila erklärt den Goten das Evangelium.]]
#WEITERLEITUNG [[Wilhelm Ernst Barkhoff]]
'''Wulfila''' [{{IPA|ˈvʊlfila}}]<!-- Betonung auf der ersten Silbe --> ([[Gotische Sprache|got.]]: „kleiner Wolf“, ursprünglich wohl „zu Wolf gehörig“, [[Lateinische Sprache|lat.]]: ''Ulfilas''; * um [[311]]; † [[383]]) war einer der ersten, möglicherweise auch der erste [[Bischof]] der [[Terwingen]].
 
== Leben ==
Seine christlichen [[Kappadokien|kappadokischen]] Vorfahren waren von Goten im 3. Jahrhundert verschleppt worden, er selbst war entweder Gote oder Halbgote.
 
Der Reichsbischof von [[Konstantinopel]], [[Eusebios von Nikomedia]], weihte Wulfila spätestens 341 in [[Antiochia]] zum „Bischof der Christen im gotischen Land“. Bis 348 war Wulfila missionierend im damaligen Herrschaftsbereich der [[Terwingen]] an der unteren Donau tätig. Der einsetzende Widerstand in den Völkern gegen die christlichen Missionierungsversuche vertrieb Wulfila und andere [[Heidenchristen]] zu den [[Römisches Reich|Römern]], die diese in der Provinz [[Moesia inferior|Moesia secunda]] bei [[Nicopolis ad Istrum|Nikopolis]] im heutigen [[Bulgarien|Nordbulgarien]] ansiedelten.
 
Im Exil entwickelte Wulfila eine [[Schrift]] für das [[Gotische Sprache|Gotische]], das zuvor eine weitgehend schriftlose Sprache war. Lediglich vereinzelte Inschriften und magische Texte wurden bis dahin in [[Runen]] festgehalten.
 
Wulfila starb 383 direkt nach seiner Ankunft in Konstantinopel, wo Kaiser [[Theodosius I.]] eine Versammlung verschiedener Kirchenparteien einberufen hatte. Er liegt auch dort begraben.
 
== Lehre ==
Er verglich [[Jesus Christus]] mit dem germanischen Sohn-Vater-Verhältnis, das auf Gehorsam, Unterordnung und Treue aufgebaut war. Wulfila stimmte in seiner [[Christologie]] mit den Arianern nicht überein, für ihn war Christus der anbetungswürdige „Gott und Herr“. Die Entscheidung für den [[Arianismus]] war nicht nur theologisch, sondern auch kirchenpolitisch bedingt.
 
Er wird im Rahmen der Synodalgeschichte auch als Vertreter der [[Homöismus|homöischen]] Kirchenparteien bezeichnet.
 
== Rezeption ==
=== Religion ===
Neben den Westgoten, die geschlossen zum Christentum übertraten, wurden auch die [[Ostgoten]], [[Vandalen]], [[Langobarden]] und [[Burgunden]] als Folge seiner Tätigkeit christlich.
 
=== Politik ===
Da Wulfila aus dem arianischen Umfeld wirkte, standen die gotischen Christen nicht unter der Autorität [[Rom]]s, sondern [[Konstantinopel]]s. Daraus entstanden heftige und langwierige Konflikte zwischen der neuen germanischen Oberschicht und der ansässigen Bevölkerung in den auf römischem Boden neu entstehenden Reichen der Germanen.
 
[[Datei:Wulfila bibel.jpg|thumb|Seite aus der Wulfila-Bibel.]]
=== Kultur ===
Die von Wulfila entwickelte [[Gotisches Alphabet|gotische Schrift]] war eine Abwandlung der [[Griechische Schrift|griechischen Schrift]] mit einigen [[Latein|lateinischen]] Buchstaben sowie [[Runen]]. Wulfila gab den [[Goten]] nicht nur eine neue Schrift, sondern auch neue Wörter ([[Neologismus|Neologismen]], [[Lehnbildung]]en), da viele Begriffe der griechischen Sprache im Gotischen nicht existierten. Solche Wortschöpfungen waren mit die früheste Form von [[kontext]]ualisierter [[Mission (Christentum)|Mission]], also der Versuch, christliche Konzepte, wie sie insbesondere durch die biblischen Schriften vorgegeben waren, in Kulturen zu übertragen, denen Derartiges fremd sein musste.
 
Wulfilas sprachliche Leistungen sind im Zusammenhang mit seinem bedeutendsten Werk zu sehen: Die so genannte [[Wulfilabibel]] ist die früheste [[Bibelübersetzung]] in eine germanische Sprache. Sie ist als Abschrift im so genannten [[Codex Argenteus]] erhalten, einer norditalienischen [[Manuskript|Handschrift]] aus dem 6. Jahrhundert, die teils mit silbernen, teils mit goldenen Lettern auf Pergament geschrieben ist, das mit der kaiserlichen [[Purpur (Farbe)|Purpurfarbe]] getränkt worden war. Seit 1648 wird der unschätzbar kostbare Kodex in [[Uppsala]] aufbewahrt.
 
Hier das [[Vaterunser]], um einen Begriff von der Sprache Wulfilas zu bekommen. Wulfilas Übersetzungen christlicher Literatur sollte für nachfolgende Texte in germanische Sprachen stilbildend werden:
 
:''atta unsar þu ïn himinam''
:''weihnai namo þein''
:''qimai þiudinassus þeins''
:''wairþai wilja þeins''
:''swe ïn himina jah ana airþai''
:''hlaif unsarana þana sinteinan gif uns himma daga''
:''jah aflet uns þatei skulans sijaima''
:''swaswe jah weis afletam þaim skulam unsaraim''
:''jah ni briggais uns ïn fraistubnjai''
:''ak lausei uns af þamma ubilin''
:''unte þeina ïst þiudangardi''
:''jah mahts jah wulþus ïn aiwins''
:''amen''
 
Das „Vater unser“ {{Bibel|Mt|6|9–13}} ist im Codex Argenteus auf den Seiten Ms4verso (erste Zeile) und Ms5recto (Rest) zu finden. Die Abbildung oben gibt eine Stelle aus {{Bibel|Mk|3|26–32}} wieder, Seite Ms16verso.
 
== Gedenktag ==
Die evangelische Kirche feiert seinen Gedenktag am [[26. August]].
 
Eine Gedenktafel für ihn befindet sich in der [[Walhalla]] in [[Donaustauf]].
 
== Quellen ==
Unsere Informationen über Wulfila stammen, abgesehen von seiner Bibelübersetzung, vor allem vom Kirchenhistoriker [[Philostorgios]] und vom Bischof [[Auxentius von Dorostorum]].
 
=== Literatur ===
* {{RE|IX A,1|512|531|Wulfila|[[Adolf Lippold]]}}
* [[Wilhelm Streitberg]], Die gotische Bibel. T. 1/2, Winter 1965
* {{ADB|44|270|286|Wulfila|[[Friedrich Vogt (Germanist)|Friedrich Vogt]]|ADB:Wulfila}}
* {{BBKL|u/ulfilas|band=12|spalten=854-861|autor=[[Klaus-Gunther Wesseling]]|artikel=Ulfilas}}
 
=== Weblinks ===
{{Wikisource|Wulfila}}
{{Commonscat|Ulfilas}}
* {{DNB-Portal|118763512}}
* [http://www.wulfila.be/ Projekt Wulfila]
* [http://www.gotica.de Linksammlung zu gotischen Sprachdenkmälern]
 
[[Kategorie:Katholischer Theologe]]
[[Kategorie:Person des evangelischen Namenkalenders]]
[[Kategorie:Bischof]]
[[Kategorie:Heiliger]]
[[Kategorie:Geboren im 4. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 383]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 8. Januar 2014, 10:44 Uhr

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