Ecclesia und Objektiver Idealismus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:ND strasb synagogue.jpg|mini|hochkant|links|Synagoga am [[Wikipedia:Strassburger Münster|Strassburger Münster]]]]
Der '''objektive Idealismus''' ist eine Weltsicht, in der dem [[Materie|materiellen]] Sein ein [[Geist|geistiges]] Sein zugrunde liegt. Er steht als philosophische Auffassung [[Ontologie|ontologisch]] im Gegensatz zum [[Materialismus]]. Zugleich ist er vom [[Spiritualismus]] abzugrenzen.
[[Bild:Germany Freiberg Münster Church.jpg|mini|Ecclesia am [[Wikipedia:Freiburger Münster|Freiburger Münster]]]]
Die '''Ecclesia''' ([[lat.]] „Kirche, Gemeinde“) oder '''Ekklesia'''  ({{ELSalt|ἐκκλησία}}, wörtlich: „die her[aus]gerufene [Versammlung]“, ursprünglich die ''Volksversammlung der [[Griechisch-Lateinische Kultur|altgriechischen]] [[Wikipedia:Stadtstaat|Stadtstaat]]en'') findet sich an manchen [[Wikipedia:mittelalter|mittelalter]]lichen Kirchen als [[Personifikation|personifizierte]] Darstellung der [[Wikipedia:Ekklesiologie|christlichen Kirche]], die im eigentlichen Sinn die durch das [[Pfingstfest]] mit der Ausgießung des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] berufene [[Gemeinschaft]] der [[Christen]] ist und seitdem in ihrer Gesamtheit den [[Mystik|mystischen]] [[Leib Christi]] (''corpus Christi mysticum'') bildet. Die [[Ekklesiologie]] dient der [[Theologie|theologischen]] Reflexion über Wesen und Bedeutung der christlichen Gemeinde und ihrer Institutionalisierung in Form der [[Kirche]].


Dargestellt wird die Ecclesia als eine schöne, stolze Frauenfigur. Meist trägt sie eine Krone, hält ein [[Kreuz]] als Zeichen für das [[Christentum]] und einen Kelch als Zeichen für den neuen [[Wikipedia:Bund (Bibel)|Bund]] in ihren Händen.
Während der [[Subjektiver Idealismus|subjektive Idealismus]] die Abhängigkeit der Realität vom subjektiven Bewusstsein betont,  versteht der ''objektive'' oder ''absolute'' Idealismus die Realität als Form des Geistig-Ideellen und hält die Erfassung einer objektiven Wirklichkeit durch das denkende Bewusstsein für möglich.
Ihr gegenüber steht die '''Synagoga''' (von {{ELSalt|συναγωγή}} ''synagōgē'' „Versammlung“). Ebenfalls als Frauenfigur stellt sie die personifizierte Form der [[Jüdische Religion|jüdischen Religion]] dar. Der Synagoga sind jedoch die Augen verbunden, gedeutet als Zeichen für ihre Blindheit hinsichtlich [[Jesus von Nazaret|Jesu von Nazaret]] als [[Messias]]. Sie wird als schwache, geschlagene Frau gezeigt, die gegen die Ecclesia nicht bestehen kann. Die Figur der Ecclesia triumphiert über die Figur der Synagoga.


Diese beiden Figuren zeigen das mittelalterliche Verhältnis zwischen Christentum und [[Judentum]], das von starker Abneigung der christlichen Kirche gegenüber dem Judentum geprägt war. Eine ähnliche mittelalterliche Deutung ist, dass Ecclesia das [[Evangelium (Glaube)|Evangelium]] und Synagoga das [[Gesetz]] darstellt. Sowohl ''ecclesia'' als auch ''synagoga'' bedeuten übersetzt „[[Wikipedia:Versammlung|Versammlung]].
Für diese Variante des Idealismus stehen exemplarisch die Philosophie [[Platon]]s und der [[Deutscher Idealismus|Deutsche Idealismus]]. Wichtige Philosophen des Deutschen Idealismus in der Nachfolge von [[Immanuel Kant]] sind [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling]] als objektive Idealisten, während [[Johann Gottlieb Fichte]] einen subjektiven Idealismus vertrat.  


Aus [[anthroposophisch]]er Sicht kommt die Seherin [[Verena Staël von Holstein]] zu folgender Betrachtung des Wesens der "Ecclesia" (also des verkörperten Geistes der katholischen Kirche):
Moderne Vertreter eines objektiven Idealismus sind z. B. [[Wikipedia:Vittorio Hösle|Vittorio Hösle]] und [[Wikipedia:Dieter Wandschneider|Dieter Wandschneider]].  
„Inzwischen sieht die Ecclesia aus wie ein Geier. Sie hat sich sehr gewandelt. Sie ist aber noch sehr mächtig, ein ganz großes Wesen. Dieses Wesen ist aber nicht mehr weiß. Es hat noch weiße Federn, aber es hat deutlich graue Züge inzwischen. Es sieht aus wie ein Geier und hat blutige Krallen. Es ist eine reale Gottheit.“ {{Lit|Flensburger Hefte Nr. 108, S. 109}}.


== Die Ecclesia in der valentinianischen Gnosis ==
[[Rudolf Steiner]] bezeichnete 1925 seine eigene philosophische Position ebenfalls als objektiven Idealismus.<ref>Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang (GA&nbsp;28).'' Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung, Dornach 2000, ISBN 3-7274-0280-6, S.&nbsp;93.</ref>


Im [[Gnosis|gnostischen]] System der [[Valentinianer]] ist ist die ''Ecclesia'', mit der aber nicht die äußere irdische Kirche, sondern deren himmlisches [[Urbild]] gemeint ist, die weibliche Partnerin des  [[Anthropos (Gnosis)|Anthropos]] ({{ELSalt|ἄνθρωπος}}, [[Mensch]]), des himmlischen [[Urmensch]]en. Beide gehören zu den [[acht]] höchsten [[Äon]]en, die aus der [[Gottheit]] [[Emanation|emaniert]] wurden und gemeinsam die sogenannte «[[Achtheit]]» ({{ELSalt|ογδοάς}} ''Ogdoas'') bilden, die aus 4 [[Mann|männlich]]-[[weib]]lichen Paaren ([[Syzygien]]) besteht.
== Siehe auch ==
* [[Idealismus]]


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
<references />


* [[Flensburger Hefte]] Nr. 108: ''Kultus: Ursprung - Gegenwart - Zukunft'', Flensburger Hefte Vlg., Flensburg 2010
[[Kategorie:Philosophie]]
 
[[Kategorie:Ekklesiologie]]
[[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Gnosis]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 4. Juli 2015, 18:48 Uhr

Der objektive Idealismus ist eine Weltsicht, in der dem materiellen Sein ein geistiges Sein zugrunde liegt. Er steht als philosophische Auffassung ontologisch im Gegensatz zum Materialismus. Zugleich ist er vom Spiritualismus abzugrenzen.

Während der subjektive Idealismus die Abhängigkeit der Realität vom subjektiven Bewusstsein betont, versteht der objektive oder absolute Idealismus die Realität als Form des Geistig-Ideellen und hält die Erfassung einer objektiven Wirklichkeit durch das denkende Bewusstsein für möglich.

Für diese Variante des Idealismus stehen exemplarisch die Philosophie Platons und der Deutsche Idealismus. Wichtige Philosophen des Deutschen Idealismus in der Nachfolge von Immanuel Kant sind Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling als objektive Idealisten, während Johann Gottlieb Fichte einen subjektiven Idealismus vertrat.

Moderne Vertreter eines objektiven Idealismus sind z. B. Vittorio Hösle und Dieter Wandschneider.

Rudolf Steiner bezeichnete 1925 seine eigene philosophische Position ebenfalls als objektiven Idealismus.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang (GA 28). Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung, Dornach 2000, ISBN 3-7274-0280-6, S. 93.


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