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Die '''Psychologie''' ist eine [[Empirie|empirische]] [[Wissenschaft]]. Ihr Ziel ist es, menschliches [[Erleben]] und [[Verhalten (Psychologie)|Verhalten]], deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen oder Bedingungen zu beschreiben und erklären.
#WEITERLEITUNG [[HaSchem]]


Das Wort ''Psychologie'' (als ''psychologia'' erstmals im 16. Jahrhundert belegt) bedeutet wörtlich ''Seelenkunde<ref>[http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Seelenkunde ''Begriff Seelenkunde im Duden'']</ref>'' (abgeleitet von griechisch ''ψυχολογία'', ''psychología'', von {{grcS|ψυχή}} ''psyché'' ‚Hauch‘, ‚[[Seele]]‘, ‚Gemüt‘ und [[-logie]] als Lehre bzw. Wissenschaft<ref>Wilhelm Gemoll: ''Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch'', München/ Wien 1965</ref>).
[[Kategorie:Name]] [[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]] [[Kategorie:Die Namen Gottes (Judentum)]]
 
== Einordnung ==
Psychologie ist als Wissenschaft bereichsübergreifend: Sie lässt sich weder gänzlich den [[Naturwissenschaft]]en noch den [[Sozialwissenschaft]]en oder [[Geisteswissenschaft]]en allein zuordnen. Eine [[Anthropologie]] im weitesten Sinn und die Methoden der [[Statistik]] bilden ihre Grundlage. Eine aus dem angelsächsischen Raum stammende Einteilung untergliedert Psychologie im Sinne der ''Behavioural sciences'' in [[Verhaltensbiologie|Verhaltenswissenschaft]], [[Kognitionswissenschaft]] und [[Neurowissenschaft]]. Da nach Meinung mancher mittels rein naturwissenschaftlich-empirischer Forschung nicht alle psychologischen Phänomene erfasst werden können, ist auch auf die Bedeutung der [[Verstehende Psychologie|geisteswissenschaftlichen Psychologie]] zu verweisen.
 
Neben der akademischen Psychologie existiert eine ''[[Alltagspsychologie]]''. Sie ist vereinzelt Gegenstand der akademischen Disziplin, von der hier die Rede ist.<ref>Uwe Laucken, ''Naive Verhaltenstheorie.'' Klett, Stuttgart 1974, ISBN 3-12-925260-6</ref> Sie bedient sich ursprünglich akademisch-psychologischer Konzepte und Begriffe, die in die Alltagssprache eingeflossen sind, und beruft sich gerne auf den sogenannten „[[Gesunder Menschenverstand|gesunden Menschenverstand]]“. Dessen Erkenntnisse genügen nicht den wissenschaftlichen Ansprüchen, etwa hinsichtlich ihrer [[Objektivität]], [[Reliabilität]] und [[Validität]].<ref>Die akademische Psychologie hat sich von der Alltagspsychologie her entwickelt. Die Philosophie hat Jahrhunderte lang Einzelthemen aus ihr reflektiert, aber keine zusammenhängende Theorie der Psychologie formuliert und eine empirische psychologische Forschung angeregt. Anstöße zu einer wissenschaftlichen Erforschung psychischer Tatbestände datieren aus dem 19. Jahrhundert und kamen damals einerseits aus der sinnesphysiologischen Forschung in der Medizin („[[Psychophysik]]“), während andererseits die damals langsam wichtiger werdende junge psychische Heilkunde oder [[Psychiatrie]] immer mehr Bedarf an Klärung psychologischer Zusammenhänge zumindest im Bereich der [[Psychopathologie]] entwickelte.</ref>
 
[[Psychologe]]n sind Personen, deren Berufsbild durch die Anwendung psychologischen Wissens charakterisiert ist und deren Bezeichnung in Deutschland ein Hochschulstudium im Hauptfach Psychologie voraussetzen.
 
== Ursprung und Geschichte ==
{{Hauptartikel|Geschichte der Psychologie}}
 
''Psychologie'' wurde als eigenständige akademische Disziplin Anfang des 19. Jahrhunderts in damaligen wissenschaftlichen Zentren Deutschlands wie [[Leipzig]] und [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] begründet.
 
In Leipzig gründete [[Wilhelm Wundt]] gemeinsam mit [[Gustav Theodor Fechner]] 1879 (zunächst als Privatinstitut) das [[Experimentalpsychologie|''Institut für experimentelle Psychologie'']]. Um diese beiden sammelte sich binnen kurzer Zeit ein Kreis engagierter junger Forscher, zu denen unter anderem [[Emil Kraepelin]], [[Hugo Münsterberg]], [[Granville Stanley Hall]] und [[James McKeen Cattell]] gehörten. 1883 wurde das Institut offizielles Universitätsinstitut.
 
Insbesondere [[Johann Friedrich Herbart]], ab 1809 Nachfolger [[Immanuel Kant]]s auf dessen [[Albertus-Universität Königsberg|Königsberger Lehrstuhl]], bemühte sich mit zahlreichen Veröffentlichungen um eine eigene ''Lehre der Psychologie'' (siehe die entsprechenden Angaben dazu in dem Namensartikel zu Herbart 1816, 1824, 1839–1840 und 1840). Dies ist deshalb nicht so geläufig, da Herbart vornehmlich als Begründer der wissenschaftlichen [[Pädagogik]] gilt. Dennoch ist die Bedeutung Herbarts für beide Disziplinen nicht zu unterschätzen. Wissenschaftler heutiger Zeit entdecken bisweilen, dass scheinbare neue Entwicklungen sich schon in Ansätzen bei Herbart und zeitgenössischen Wissenschaftlern finden.
 
1896 verwendete Sigmund Freud zum ersten Mal [[Sigmund Freud#Die Entstehung der Psychoanalyse|den Begriff Psychoanalyse]].
 
Die [[Tierpsychologie]] (heute: [[Verhaltensbiologie|Verhaltensforschung]]) sonderte sich im frühen 20. Jahrhundert unter [[Konrad Lorenz]] als eigenständiges Fach von der Psychologie ab. Sie ging ebenfalls maßgeblich vom ehemaligen Lehrstuhl Kants aus.
 
== Standortbestimmung ==
Entgegen ihrem Bild und dem Verständnis in der [[Öffentlichkeit]] ist die in den akademischen Institutionen betriebene und gelehrte Psychologie eine streng [[Empirie|empirische]] Wissenschaft. Als empirische [[Wissenschaft]] vom Erleben und Verhalten obliegt es der Psychologie, [[Theorie]]n und daraus abgeleitete [[Modell]]e, [[Hypothese]]n, Annahmen für die Beantwortung einer konkreten Fragestellung usw. mit geeigneten wissenschaftlichen Methoden empirisch zu prüfen. Die Methodik ist überwiegend naturwissenschaftlich, mithin quantitativ, in Verbindung mit [[experiment]]ellem oder [[Quasi-Experiment|quasi-experimentellem]] Vorgehen. Daher stellen die [[Mathematik]], insbesondere die [[Deskriptive Statistik]], die [[Stochastik]] – hier besonders die [[Induktive Statistik]] und die [[Statistischer Test|statistischen Testverfahren]] – sowie zunehmend Ansätze der [[Systemtheorie]] – insbesondere die mathematische Systemanalyse – wichtige Werkzeuge der Psychologen dar.
 
Als empirische [[Humanwissenschaft]] unterscheidet sich Psychologie von verwandten Forschungsgebieten anderer Fächer, die zum Teil eigene „Psychologien“ inkorporieren, wie beispielsweise Philosophie, [[Soziologie]], Pädagogik, Anthropologie, Ethnologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Allgemeinen Linguistik, Medizin<ref>Gernot Huppmann, S. Fischnbeck (Hrsgg.): ''Psychologie in der Medizin.'' Würzburg 1992.</ref> und Zahnmedizin<ref>Gernot Huppmann: ''Zu den Anfängen der Zahnärztlichen Psychologie: Arbeiten von Erich Stern (1898–1959), Wilhelm Balters (1893–1973) und Erich Heinrich (1895–1982).'' In: H.-G. Sergl, G. Huppmann, G. Kreyer (Hrsgg.): ''Jahrbuch der Psychologie und Psychosomatik in der Zahnheilkunde.'' Band 6, 1998, S. 213–224.</ref> oder Biologie, durch naturwissenschaftlich-experimentelle Ausrichtung: ''Mentale Prozesse,'' konkrete ''Verhaltensmechanismen'' sowie ''Interaktionen'' von mentalen Prozessen und dem Verhalten von Menschen werden beschrieben und erklärt, wobei Überschneidungen bis hin zur gegenseitigen [[Interdisziplinarität]] möglich sind. Diese Abgrenzung kann als eine erweiterte Definition der Psychologie gelesen werden.
 
Methodisch finden sich heute neben den naturwissenschaftlichen Ansätzen auch solche der empirischen [[Sozialwissenschaften]]. Eine Schwerpunktsetzung schwankt je nach Ausrichtung eines psychologischen Fachbereiches. Vorherrschend sind hier [[Quantitative Sozialforschung|quantitative Methoden]], wiewohl auch [[Qualitative Sozialforschung|qualitative Methoden]] zum Repertoire gehören, zum Beispiel [[Grounded Theory]] oder [[Inhaltsanalyse]]. Die Trennung zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung ist nicht immer eindeutig: Die Psychologie unterscheidet eher zwischen primär naturwissenschaftlichen und primär sozialwissenschaftlichen methodischen Ansätzen, die sehr oft neben den quantitativen in einer gewissen Art und Weise auch qualitative Aspekte beinhalten. Eine Trennung zwischen natur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen ist nicht immer eindeutig möglich.
 
Insbesondere bei mathematischen und statistischen Modellierungen ist, wie sonst in der quantitativ geprägten psychologischen Arbeitsweise, das Vorgehen nicht zwingend [[Deduktion|deduktiv]].
 
Wenig bekannt ist, dass in der Psychologie wie in anderen Naturwissenschaften und der Medizin auch [[Tierversuch]]e durchgeführt werden, sowohl im Rahmen der psychologischen [[Grundlagenforschung]], vornehmlich der [[Allgemeine Psychologie|Allgemeinen]] und der [[Biopsychologie]], als auch zum Beispiel in der [[Klinische Psychologie|Klinischen Psychologie]]. Schon in den 1920er Jahren, vor allem im Rahmen der Lernforschung durchgeführt, wurden sie grundlegender Bestandteil der [[Aggression]]s-, [[Stress]]- und [[Angst]]forschung, später auch der [[Depression]]sforschung und der [[Wahrnehmung]]sforschung. Insbesondere bei neuropsychologischen Fragestellungen wurden sie nochmals, besonders in Form von Läsionsexperimenten, verstärkt eingesetzt. Heute werden sie vornehmlich in Forschungen zur Psychoneuroendokrinologie und -immunologie, zur [[Umweltpsychologie]], zur [[Ernährungspsychologie]] und zum Beispiel auch in der Erforschung selbstverletzenden [[Verhalten (Biologie)|Verhaltens]], vor allem aber in der [[Sucht]]&shy;forschung eingesetzt. Auch psychologische Tierexperimente unterliegen weltweit strengen ethischen Standards.
 
=== Was die moderne Psychologie nicht ist ===
Die Auffassung über Psychologie als Wissenschaftsdisziplin unterliegt einem historischen Wandlungsprozess, immer im Spannungsfeld zwischen Geistes- und Naturwissenschaften liegend. Eine rein „geisteswissenschaftlich“ verstandene Psychologie lässt sich am ehesten aus der deutschen Philosophie als „[[verstehende Psychologie]]“ ([[Wilhelm Dilthey]]) ableiten. Die Psychologie ist nach moderner Auffassung nur insoweit eine „[[Geisteswissenschaft]]“, zumindest bezogen auf die englische Bedeutung der ''Humanities'', als sie sich mit dem Menschen, genauer gesagt mit den ausgewählten Aspekten des Menschseins, eben dem zu beobachtenden Erleben und Verhalten, befasst.
 
Dabei darf nicht übersehen werden, dass bis weit ins 19. Jahrhundert hinein die Psychologie ein Teil der Philosophie war und als „[[Spekulation (Philosophie)|spekulative]]“ oder „rationale“, also nicht-empirische, Psychologie meist der [[Metaphysik]] zugeordnet wurde. Der deutsche Aufklärungsphilosoph [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]] setzte dieser „rationalen“ Psychologie bereits eine „empirische“ entgegen, meinte damit aber eine [[Selbstbeobachtung|introspektive]], also nach heutigem Sprachgebrauch gerade nicht empirische Psychologie.<ref>Vgl. zu diesem (historischen) Psychologieverständnis den Artikel [http://www.textlog.de/1950.html ''Psychologie''] in Friedrich Kirchners [http://www.textlog.de/kirchner_woerterbuch.html ''Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe''] (1907).</ref> Wiewohl anfangs die Introspektion anerkannte Methode in den frühen psychologischen Experimenten war und erst später wegen erkannter methodischer Probleme und besserer indirekter Beobachtungsmethoden – besonders durch die [[Gestaltpsychologie]] der [[Würzburger Schule]] – aus dem Repertoire der Psychologie weitgehend verschwand. Im Unterschied zu den Begriffen [[Seele]] oder [[Geist]] als [[Synonym]]e für [[Psyche]] sind sie im metaphysischen beziehungsweise theologischen Sinn nicht Gegenstand der heutigen Psychologie. Bei ihrer Begründung im 19. Jahrhundert wurden metaphysische Elemente explizit ausgeklammert, jedoch deren Gegenstände – natürlich mit Beschränkung auf im gewählten methodischen Zugang auch untersuchbare Bereiche – in Kombination damals neuer Methoden der Biologie und Physik, später auch der modernen Inferenzstatistik, erforscht.
 
Die Ausgestaltung der Psychologie als eine eigene akademische Disziplin geht einher mit der durchaus kompromisshaften Lösung methodologischer Probleme, die schon innerhalb der Philosophie lange Zeit heftig diskutiert wurden, wie beispielsweise auch von [[Immanuel Kant]]. Möglich wurde dies durch neue Erkenntnisse der Experimentalphysik und Neuerungen insbesondere der Biologie, genauer: der Sinnesphysiologie des 19. Jahrhunderts. Dadurch bedingt, beschränkt sich die Psychologie in ihrer Arbeitsweise wie auch in ihrem Anspruch (''Psychologie ist keine Universalwissenschaft der „menschlichen Seele“ oder „des Menschlichen“''); wesentlich ist also ''auch'' ein vornehmlich der Physik und besonders der Biologie entlehnter [[Reduktionismus]]. Außerhalb dieses Vorgehens bleiben die methodologischen Probleme bestehen, sodass auch nach heute gültigen mehrheitlich vertretenen wissenschaftstheoretischen Ansichten Psychologie als eine eigene Wissenschaftsdisziplin nur unter diesen Prämissen, analog insbesondere zu den Naturwissenschaften, möglich ist.
 
Insofern bestehen Gebiete mit stärker „spekulativen“ oder „metaphysisch“ geprägten „psychologischen Ansätzen“ oder ''Seelenlehren,'' zum Beispiel eingebettet innerhalb der Philosophie und Theologie, teilweise auch in den Kulturwissenschaften und vereinzelt in der Soziologie weitgehend unabhängig von der akademischen Psychologie fort.
 
Psychologie ist auch nicht – insbesondere im Hinblick auf die Darstellung ihrer [[Geschichte der Psychologie|Geschichte]] – mit dem Gebiet der [[Philosophie des Geistes]] zu verwechseln. Nach einem weiteren populären Irrtum beschäftigt sich die Psychologie hauptsächlich mit gestörtem [[Sozialverhalten|Verhalten]] und „psychischen Problemen“. Tatsächlich stellt die Klinische Psychologie aber nur einen Teilbereich der [[Angewandte Psychologie|Angewandten Psychologie]] dar.
 
=== Verhältnis zu angrenzenden Fächern ===
Häufig wird die Psychologie mit [[Psychotherapie]], [[Psychiatrie]], [[Psychosomatik]] und [[Psychoanalyse]] verwechselt oder gleich gesetzt. Hierbei handelt es sich um irrtümliche Auffassungen.
 
;Psychotherapie und Psychiatrie
 
Psychotherapie ist die professionelle Behandlung von psychischen Erkrankungen mit psychologischen Mitteln.<ref>Stichwort [https://portal.hogrefe.com/dorsch/psychotherapie-1/ Psychotherapie] im DORSCH (Enzyklopädie für Psychologie)</ref> Um als Psychotherapeut in Deutschland tätig werden zu dürfen, ist eine [[Approbation (Heilberufe)|Approbation]] nötig. Diese setzt grundsätzlich neben einem einschlägigen wissenschaftlichen Hochschulstudium in Psychologie oder Medizin (im letzteren Fall mit Approbation zum Arzt) auch eine entsprechende, gesetzlich geregelte Weiterbildung voraus. Auch wenn das Fach Klinische Psychologie absolviert wurde, dürfen daher [[Psychologe]]n ohne entsprechende Approbation nicht als Psychotherapeuten tätig sein. In Deutschland ist zwischen einem (bloßen) Psychologen und einem [[Psychologischer Psychotherapeut|Psychologischen Psychotherapeuten]] bzw. zwischen einem (bloßen) [[Arzt]] und einem [[Ärztlicher Psychotherapeut|Ärztlichen Psychotherapeuten]] zu differenzieren. Für Ärzte gibt es mehrere Wege, die Qualifikation zum Psychotherapeuten zu erlangen. Darüber hinaus existiert das Berufsbild eines [[Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut]]en. Unter gewissen Voraussetzungen dürfen auch [[Heilpraktiker]] [[Psychotherapie (Heilpraktikergesetz)|Psychotherapie]] betreiben.
 
;Psychoanalyse
Ein [[Psychoanalytiker]] ist in den meisten Fällen ein Psychologe oder Arzt, der nach dem jeweiligen Studium eine Weiterbildung in Psychoanalyse abgeschlossen hat. Die Psychoanalyse ist Teil der Tiefenpsychologie und wurde durch [[Sigmund Freud]] begründet. Das Spezifische der Psychoanalyse ist ihre Ausrichtung auf die Erforschung des [[Das Unbewusste|Unbewussten]]. Psychoanalytische Konzepte spielen in der [[Entwicklungspsychologie]], der [[Pädagogische Psychologie|Pädagogischen Psychologie]], der [[Klinische Psychologie|Klinischen Psychologie]], der [[Sozialpsychologie]], sowie in der [[Differentielle und Persönlichkeitspsychologie|Differentiellen- und Persönlichkeitspsychologie]] eine Rolle. In der internationalen [[Psychotherapie]] stellt die Psychoanalyse in vielen modifizierten Formen keine einzelne, vielmehr verschiedene Behandlungsverfahren für [[Psychische Störung]]en dar. Gleichzeitig ist die [[Psychoanalyse]] nicht nur eine Behandlungsmethode der Psychotherapie, sondern auch ein [[Modell]] des [[Mensch]]en im Sinne von [[Heuristik]]en durch [[Induktion (Philosophie)|Induktion]].
 
Die Psychoanalyse nach [[Sigmund Freud]] sowie die Theorien anderer Vertreter einer [[Tiefenpsychologie]] wie [[Carl Gustav Jung]] oder [[Alfred Adler]] spielen in der heutigen Psychologie an den meisten deutschen Universitäten eine Nebenrolle, an vielen naturwissenschaftlichen Fakultäten wird an den psychologischen Instituten die Psychoanalyse (im Gegensatz zu kultur- und geisteswissenschaftlichen Fakultäten) praktisch ausgeklammert und häufig wissenschaftshistorisch aufgrund des [[Induktionsproblem]]s kritisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierten tiefenpsychologische Ansätze innerhalb der Psychologie kurzzeitig zum Forschungs[[paradigma]]. Insbesondere in den Bereichen Motivation und Kognition gab es Versuche, tiefenpsychologische Annahmen in der Modellbildung zu berücksichtigen. Einiges konnte nach den vorherrschenden wissenschaftstheoretischen Vorstellungen in weiterführende Modelle integriert und weiter differenziert werden und einiges konnte anders oder zumindest sparsamer erklärt werden (siehe [[Ockhams Rasiermesser]]). In der Regel entfernen sich Ansätze dieser Art jedoch sehr weit von den theoretischen und praktischen Konzepten der Psychoanalyse.
 
Die Psychoanalyse wird oft als unwissenschaftlich abgelehnt, z.&nbsp;B. durch [[Karl Popper]], der sie als [[Pseudowissenschaft]] einstufte. Gleichwohl gibt es heutzutage Bestrebungen seitens der Psychoanalyse, sich der Forderung nach wissenschaftlicher Überprüfbarkeit zu stellen. Besonders deutlich wurde dies in Deutschland durch die Umwandlung des [[Sigmund-Freud-Institut]]s Frankfurt zur reinen Forschungseinrichtung, die Gründung der [[International Psychoanalytic University Berlin]], sowie durch zahlreiche Publikationen der [[International Psychoanalytical Association|Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung]], der [[Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft|Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft]], der [[Deutsche Psychoanalytische Vereinigung|Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung]] und der [[Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie|Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie]].
 
Der Mediziner [[Otto F. Kernberg]], der zurzeit wohl bedeutendste Vertreter der [[Objektbeziehungstheorie]], publizierte beispielsweise über die Integration von Erkenntnissen und Vorstellungen verschiedener neurowissenschaftlicher Disziplinen mit psychoanalytischen Erklärungsmodellen. Auch in erkenntnistheoretischer Hinsicht wird der [[Kritischer Rationalismus|kritisch-rationalistische]] Standpunkt Poppers nicht unwidersprochen rezipiert.<ref>Eberhard Döring: ''Immanuel Kant. Einführung in sein Werk.'' Marix Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-00-2, Seite 122 zur ''Falsifikation;'' Seite 236 ff. zum ''Kritischen Rationalismus.''</ref> Dennoch wurde und wird die Psychoanalyse sowohl aus der Psychologie heraus wie auch von Seiten der Philosophie kritisiert; insbes. Grünbaum (1988) legte eine v.&nbsp;a. aus erkenntnistheoretischer Sicht grundlegende moderne Kritik an der Psychoanalyse vor.<ref>Grünbaum, A. (1988): „Die Grundlagen der Psychoanalyse – Eine philosophische Kritik.“ Reclam: Ditzingen.</ref>
 
=== Wissenschaftliche Paradigmen ===
Innerhalb der Psychologie existieren viele grundlegend verschiedene Denkansätze ([[Paradigma|Paradigmen]]) und Behandlungsmethoden, die darauf basieren. Die wichtigsten sind das
 
* [[Behaviorismus|behavioristische]] Paradigma,
* das Informationsverarbeitungsparadigma
* das psychoanalytisch-[[Psychodynamik|psychodynamische]] Paradigma
* das phänomenologisch-humanistische Paradigma,
* das Eigenschaftsparadigma,
* das dynamisch-interaktionistische Paradigma und
* das soziobiologische Paradigma sowie die [[Evolutionäre Psychologie]].
 
Diese Paradigmen sind keine Teildisziplinen der Psychologie (wie etwa die [[Allgemeine Psychologie]]), sondern jedes ist ein theoretisches Konzept für die verschiedenen Teildisziplinen und Forschungsprogramme der Psychologie. Diese Ansätze, die sich in Grundannahmen und in der Methodik unterscheiden, werden in der Regel nicht explizit erwähnt, bilden aber eine sehr wichtige Grundlage für das (korrekte) Verständnis der Psychologie, ihrer Theorien und v.&nbsp;a. der psychologischen Forschungsergebnisse. Heute sind innerhalb eines psychologischen Faches (einer Disziplin) in der Regel verschiedene Paradigmen gleichberechtigt (so z.&nbsp;B. in der aktuellen persönlichkeitspsychologischen Forschung das Informationsverarbeitende Paradigma, das Eigenschaftsparadigma und das dynamisch-interaktionistische Paradigma). Diese Komplexität der Psychologie sollte man vor allem auch in Bezug auf die einzelnen Disziplinen berücksichtigen: Es gibt eben innerhalb einer Disziplin immer verschiedene Herangehensweisen, unter denen ein Gegenstandsbereich betrachtet werden muss, bzw. eben eine hohe methodologische Flexibilität, unter der eine Fragestellung bestmöglich wissenschaftlich-methodisch beantwortet werden kann.
 
=== Zuordnung zu den unterschiedlichen Fakultäten ===
Die Anbindung eines psychologischen [[Fakultät (Hochschule)|Fachbereichs]] an eine [[Fakultät (Hochschule)|Fakultät]] (in der Regel naturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche oder philosophische) sagt nicht immer etwas über dessen Ausrichtung aus (eher naturwissenschaftlich oder eher sozialwissenschaftlich). Diese Anbindungen sind in der Regel historisch oder verwaltungstechnisch begründet. Insofern kann man z.&nbsp;B. auch keine analogen Rückschlüsse über den [[Doktorgrad]] eines promovierten Psychologen ziehen; anders ausgedrückt: Man kann als Psychologe im Extrem einen Dr. phil. mit einer [[Dissertation]] in [[Neuropsychologie]] erlangen und genauso im Extrem einen Dr. rer. nat. mit einer qualitativ-sozialwissenschaftlichen Arbeit.
 
== Disziplinen ==
Vielfach wird innerhalb der Psychologie zwischen '''Grundlagen-, Anwendungs-''' und '''Methodenfächern''' unterschieden. Außerdem kann der [[Empirie|empirischen]] Forschung sowie der [[Praxis (Philosophie)|Praxis]] der [[Angewandte Psychologie|Angewandten Psychologie]] eine [[Theoretische Psychologie]] ([[Metatheorie]]) gegenübergestellt werden.
 
=== Grundlagenfächer ===
Innerhalb dieser Disziplinen kann man noch zwischen solchen unterscheiden, die auch Bestandteil ''anderer'' Grundlagenfächer sind, und solchen, die grundlegende Erkenntnisse in spezifischen ''Kontexten'' liefern. Zu den ersteren gehören die Psychologische Methodenlehre, sowie die Allgemeine Psychologie und die Biopsychologie (die wiederum untereinander stark vernetzt sind), zu den letztgenannten die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie sowie die Persönlichkeits- und Differenzielle Psychologie. Die neuere Einteilung (z.&nbsp;B. für die Bachelor-of-Science-Studiengänge) fasst die Allgemeine und die Biologische Psychologie unter „Kognitive und biologische Grundlagen des Verhaltens und Erlebens“ zusammen, die Persönlichkeits-, Differenzielle, Sozial- und Entwicklungspsychologie unter „Grundlagen intra- und interpersoneller Prozesse“.
 
* Die '''[[Allgemeine Psychologie]]''' erforscht allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten in grundlegenden psychischen Funktionsbereichen, wie [[Kognition]], [[Wahrnehmung]], [[Lernen]], [[Gedächtnis]], [[Denken]], [[Problemlösen]], [[Wissen]], [[Aufmerksamkeit]], [[Bewusstsein]], [[Volition (Psychologie)|Volition]], [[Emotion]], [[Motivation]] und [[Sprache]], sowie [[Psychomotorik]].
* Die '''[[Biologische Psychologie]]''' (auch Biopsychologie), mit verschiedenen Unterdisziplinen wie z.&nbsp;B. [[Physiologische Psychologie]], Psychophysiologie, [[Psychobiologie]], [[Neuropsychologie]] oder interdisziplinären Teilgebieten wie [[Psychoneuroimmunologie]] oder [[Psychoneuroendokrinologie]], widmet sich hingegen den physischen Funktionsbereichen, die sich auf Verhalten und Erleben auswirken (z.&nbsp;B. [[Genetik]], neuronale Prozesse, v.&nbsp;a. [[Anatomie]] und [[Physiologie]] des [[Gehirn]]s, [[Sinnesphysiologie]], [[Endokrinologie]]). Sie beschäftigt sich zusammen mit der Methodenlehre auch mit der Messung physiologischer Verhaltenskorrelate (z.&nbsp;B. Gehirnaktivität (z.&nbsp;B. [[Ereigniskorrelierte Potentiale]]), [[Herzfrequenz]], [[Blutdruck]], [[Elektrodermale Aktivität]], [[Durchblutung]]s&shy;status (z.&nbsp;B. Gesicht), [[Muskulatur|Muskelaktivität]] usw.) durch unterschiedliche Verfahren (z.&nbsp;B. [[Elektroenzephalogramm]], [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|Bildgebende Verfahren]], Analyse von Laborparametern). Zusammen mit der Allgemeinen Psychologie und der Methodenlehre gewinnt auch das Formulieren und Testen von mathematischen Modellen biopsychologischer/neuropsychologischer Theorien und die Prüfung von Hypothesen über neuronale Mechanismen durch Simulation von [[Neuronenmodell]]en ([[Künstliches neuronales Netz]]) erheblich an Bedeutung.
* Die '''[[Differentielle und Persönlichkeitspsychologie|Differentielle- bzw. Persönlichkeitspsychologie]]''' beschäftigt sich im Gegensatz dazu mit den individuellen Unterschieden in den o.&nbsp;g. Bereichen. Solche Unterschiede werden in Konzepten wie [[Persönlichkeit]]s&shy;modellen, der [[Intelligenz]] u.&nbsp;a. erarbeitet. Diese Differenzen können interindividuell (Unterschiede zwischen Menschen) oder intraindividuell (Unterschiede, die bei einem Individuum über die Zeit auftreten) sein. Die Operationalisierung und Messung solcher Unterschiede wird der Differentiellen Psychologie zugerechnet. Damit ist sie wichtige Grundlage für die [[Psychologische Diagnostik]].
* Die '''[[Entwicklungspsychologie]]''' untersucht die psychische Wandlung des Menschen von der [[Empfängnis]] bis zum [[Tod]] (intraindividuelle Veränderungen, [[Ontogenese]]). Gegenstandsbereiche sind z.&nbsp;B. Faktoren der Entwicklung (Anlage, Umwelt), Entwicklungsstufen, Entwicklung der Wahrnehmung, der Psychomotorik, der kognitiven Kompetenzen, des Gedächtnisses, der Sprache, der Persönlichkeit usw.; eine weitergehende moderne Variante ist die Herausbildung der [[Entwicklungswissenschaft]]/(en) als integrierter Ansatz, mit Soziologie, Medizin, Psychologie und Pädagogik (Vertreter: Petermann).
* Die '''[[Sozialpsychologie]]''' erforscht im weitesten Sinne die Auswirkungen sozialer Interaktionen auf Gedanken, Gefühle und Verhalten des Individuums („an attempt to understand and explain how the thought, feeling and behavior of individuals are influenced by the actual, imagined, or implied presence of others“, [[Gordon Allport|Allport]] 1968). Gegenstandsbereiche sind z.&nbsp;B. soziale Aspekte der Wahrnehmung (wie die Wahrnehmung von Personen und Situationen, [[Vorurteil]]e, [[Stereotyp]]e, Annahmen und Schlussfolgerungen über das Verhalten von Menschen u.&nbsp;a.), soziale Aspekte der [[Emotion]] (z.&nbsp;B. [[Aggression]]), interpersonale Attraktion, pro-soziales Verhalten, Einstellungen, [[Kommunikation]] oder auch Gruppenprozesse ([[Minoritäteneinfluss]], Entscheidungsprozesse in Gruppen, Gruppendenken, Gehorsam (vgl. dazu z.&nbsp;B. das [[Milgram-Experiment]] oder das [[Stanford Prison Experiment]]), Gruppenleistung, Intergruppenbeziehungen).
 
=== Anwendungsfächer ===
{{Hauptartikel|Angewandte Psychologie}}
* [[Klinische Psychologie]]
* [[Organisationspsychologie]] & [[Wirtschaftspsychologie]]
* [[Pädagogische Psychologie]]
 
Weitere Anwendungsbereiche der Psychologie bilden u.&nbsp;a. die [[Verkehrspsychologie|Verkehrs-]], [[Personalpsychologie]], [[Medienpsychologie|Medien-]], [[Rechtspsychologie|Rechts-]], [[Kulturvergleichende Sozialforschung|Kulturvergleichende-]], [[Gerontopsychologie|Geronto-]], [[Sportpsychologie|Sport-]], [[Umweltpsychologie|Umwelt-]], [[politische Psychologie]], [[Führungspsychologie]], [[Gesundheitspsychologie]], [[Behavioral Finance]], [[Werbepsychologie]], [[Suchtprävention]] usw.
 
=== Methodenfächer ===
* Die '''Psychologische Methodenlehre''' befasst sich mit der gesamten Bandbreite des Instrumentariums („Handwerkszeug“) psychologischen Erkenntnisgewinns. Sie stellt den existierenden Verfahrensfundus für andere Disziplinen der Psychologie bereit und ist gleichermaßen ein eigenständiges Forschungsgebiet mit dem Ziel, den Methodenbestand zu verbessern und zu ergänzen, etwa durch Eigenentwicklungen (wie z.&nbsp;B. der [[Metaanalyse]]) oder auch durch Adaption von Verfahren aus den Katalogen anderer Wissenschaften. Dabei reicht ihr inhaltliches Spektrum von [[Wissenschaftstheorie]] und [[Ethik]] über [[Psychologisches Experiment|Experimentalmethodik]], [[Evaluation]]s&shy;forschung bis hin zu Hilfswissenschaften mit hohem Stellenwert, v.&nbsp;a. Mathematik (hauptsächlich [[Statistik]]) sowie [[Informatik]] oder Spezialfällen der Psychologischen Methodenlehre wie der [[Mathematische Psychologie|Mathematischen Psychologie]].
* Ein weiteres Methodenfach ist die ''[[Psychologische Diagnostik]]'' (diagnostische Entscheidungsfindung) mit Verbindungen zur Methodik (z.&nbsp;B. [[Testtheorie (Psychologie)|Testtheorie]], -konstruktion und -analyse). Die Diagnostik ist die Grundlage jeglicher Intervention und somit für alle Bereiche der Psychologie relevant.
 
Grundsätzlich sind auch andere Klassifikationen psychologischer Teildisziplinen möglich, z.&nbsp;B. solche, die einen ''Forschungsgegenstand'' benennen und als Untergebiet oder Arbeitsschwerpunkt ausweisen oder diesen über alle ihn betreffende Disziplinen hinweg und zusammenfassend beschreiben (z.&nbsp;B. Wahrnehmungspsychologie, Emotionspsychologie u.&nbsp;a.), oder auch solche, die zugrunde liegende Ansätze oder besondere Aspekte von Paradigmen betonen (z.&nbsp;B. Verhaltenspsychologie, [[Evolutionäre Psychologie]] u.&nbsp;a.). Diese eher bereichsspezifischen Bezeichnungen (mit entsprechender thematischer Bündelung von verschiedenen Inhalten) finden sich auch häufig dann, wenn es um eine umfassende Vermittlung von spezifischen Inhalten und weniger um Forschung und methodische Zusammenhänge geht, also insbesondere wenn psychologisches Wissen im Rahmen von Neben- oder Hilfsfächern (z.&nbsp;B. an nicht-psychologischen Fachbereichen, in Fachhochschulstudiengängen usw.) vermittelt wird. Hier werden auch zum Teil Bezeichnungen o.&nbsp;g. Grundlagendisziplinen anders inhaltlich ausgefüllt, wie z.&nbsp;B. Allgemeine Psychologie als eine den allgemeinen (ersten) Überblick gebende Einführung in die Psychologie (wie in den sprichwörtlichen [[Hunderteins#Sonstiges|101-Kursen]] in den USA) oder Pädagogische Psychologie als Psychologie für Pädagogen.
 
== Analyseebenen der Psychologie ==
Jedes [[Individuum]] ist ein komplexes System aus mehreren kleinen Systemen, das wiederum Teil eines großen [[Soziales System|sozialen Systems]] ist. Es wird also auf unterschiedlichen Analyseebenen gearbeitet, die einander ergänzen. Die differierenden Analyseebenen bilden zusammen einen sogenannten biopsychosozialen Ansatz: Darin werden die Einflüsse biologischer, psychologischer und [[soziokultur]]ellen Faktoren gleichermaßen beachtet und berücksichtigt. Diese drei zentralen unterschiedlichen Analyseebenen beeinflussen und steuern das [[Verhalten (Psychologie)|Verhalten]] und die mentalen Prozesse eines Individuums.<ref>[Drei zentrale Analyseebenen der Psychologie, Quelle:David G. Myers: Psychologie. 3. Auflage]. Heidelberg: Springer, 2014, ISBN 978-3-642-40781-9</ref>
 
=== Biologische Einflüsse ===
Zu den biologischen Einflüssen zählt die [[Selektion (Evolution)|Selektion]] [[Evolutionäre Anpassung|adaptiver]] Merkmale, also Merkmale, die für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg eines Individuums vorteilhaft sind. (Siehe [[Evolutionäre Anpassung]]). Auch die genetischen Prädispositionen, also die erblich bedingte Empfänglichkeit für bestimmte Erkrankungen in der entsprechenden Umgebung, spielen eine große Rolle beim menschlichen Verhalten. Zudem wirken sich die Gehirnmechanismen und die hormonellen Einflüsse unterschiedlich auf das Verhalten und Prozesse des Denkens, der Vorstellung, der Sprache und des Urteils aus.
 
=== Psychologische Einflüsse ===
Zu den psychologischen Einflüssen, die sich auf unser Verhalten auswirken, zählen erlernte Ängste, Unsicherheiten und andere erlernte Erwartungen. Auch emotionale Reaktionen, [[Kognition|kognitive]] Verarbeitungen und Wahrnehmungsinterpretationen werden unter die psychologischen Einflüsse gefasst.
 
=== Soziokulturelle Einflüsse ===
Großen Einfluss auf das menschliche Verhalten und die mentalen Prozesse haben die [[Wikipedia:Soziokultur|soziokultur]]ellen Faktoren. Das soziale Umfeld in dem sich ein Individuum bewegt und die Anwesenheit Anderer hat erheblichen Einfluss auf individuelle Verhaltensweisen. Auch die Erwartungen, die die Kultur, die Gesellschaft und die Familie an einen stellt zählen zu den soziokulturellen Einflüssen. Besonders wichtig sind zudem Einflüsse vonseiten der Gleichaltrigen und von anderen Gruppen.
 
== Siehe auch ==
{{Portal|Psychologie}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Psychologie}}
* {{WikipediaDE|Psychologie}}
* {{WikipediaDE|Quantitative Psychologie}}
 
== Literatur ==
=== Philosophische Grundlagen ===
* Dirk Hartmann: [https://web.archive.org/web/20121024221907/http://www.uni-due.de/~bg0057/Dokumente/PhilGrundlagenPsych.pdf''Philosophische Grundlagen der Psychologie.''] (PDF; 17,1&nbsp;MB) WBG, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-13887-2.
* Klaus Holzkamp: ''Grundlegung der Psychologie.'' 2. Aufl. Campus, Frankfurt 2003
 
=== Allgemeine Einführungen und Lehrbücher (Auswahl) ===
* David G. Myers: ''Psychologie.'' 3. Auflage. Springer, Heidelberg, Berlin 2014, ISBN 978-3-642-40781-9.
* Lyle E. Bourne, Bruce R. Ekstrand: ''Einführung in die Psychologie.'' 4. Auflage (Nachdruck). Verlag Dietmar Klotz, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-88074-500-5.
* Stefan Lautenbacher, Astrid Schütz, Herbert Selg (Hrsg.): ''Psychologie – Eine Einführung in ihre Grundlagen und Anwendungsfelder.'' 3. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln 2005, ISBN 978-3-17-018373-5.
* ''Hilgards Einführung in die Psychologie'', Frontcover, Rita L. Atkinson, Richard C. Atkinson, Edward E. Smith, Joachim Grabowski, Susan Nolen-Hoeksema, Daryl J. Bem, Akademie Verlag 2001
* Norbert Groeben (Hrsg.): ''Zur Programmatik einer sozialwissenschaftlichen Psychologie.'' Aschendorff, Münster 1997/1999.
* Joachim Grabowski, Elke van der Meer (Hrsg.): ''Hilgards Einführung in die Psychologie. Von Rita L. Atkinson, Richard C. Atkinson, Edward E. Smith u.&nbsp;a.'' Spektrum Lehrbuch, 2001, ISBN 3-8274-0489-4.
* Richard J. Gerrig, Philip Zimbardo: ''Psychologie.'' 18. Auflage. Pearson Studium, München 2008, ISBN 3-8273-7275-5.
* Wolfgang Metzger: ''Psychologie – Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit Einführung des Experiments.'' 6. Auflage. Krammer, Wien 2001 (Erstauflage 1941).
* Jochen Müsseler (Hrsg.): ''Allgemeine Psychologie.'' 2. Auflage. Spektrum, Heidelberg 2008, ISBN 3-8274-1780-5.
* Kurt Pawlik (Hrsg.): ''Handbuch Psychologie. Wissenschaft – Anwendung – Berufsfelder.'' Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-22178-6.
 
=== Lehrbücher zu Teilbereichen der Psychologie ===
* M. Amelang, D. Bartussek: ''Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung.'' Kohlhammer, 2001, ISBN 3-17-016641-7.
* J. R. Anderson: ''Kognitive Psychologie.'' Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1996, ISBN 3-86025-354-9.
* E. Aronson et al.: ''Sozialpsychologie.'' Pearson Studium, 2003, ISBN 3-8273-7084-1.
* Bernad Batinic, Markus Appel (Hrsg.): ''Medienpsychologie.'' 2008, Heidelberg: Springer. ISBN 978-3-540-46894-3.
* Niels Birbaumer, R. F. Schmidt: ''Biologische Psychologie.'' Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-25460-9.
* Jürgen Bortz, Christof Schuster: ''Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler.'' 7. Aufl. Springer, 2010, ISBN 978-3-642-12769-4.
* Jürgen Bortz, Nicola Döring: ''Forschungsmethoden und Evaluation.'' 4. Auflage. Springer, 2006, ISBN 978-3-540-33305-0.
* G. C. Davison, J. M. Neale: ''Klinische Psychologie.'' PVU, Weinheim 2002, ISBN 3-621-27458-8.
* Walter Hussy, Margrit Schreier, Gerald Echterhoff: ''Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften – für Bachelor.'' Springer, 2009, ISBN 978-3-540-95935-9.
* G. Felser: ''Werbe- und Konsumentenpsychologie.'' 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001, ISBN 3-7910-1944-9.
* K. D. Kubinger: ''Psychologische Diagnostik – Theorie und Praxis psychologischen Diagnostizierens.'' Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 3-8017-1693-7.
* G. Lienert, U. Raatz: ''Testaufbau und Testanalyse.'' PVU, Weinheim 1998, ISBN 3-621-27424-3.
* R. Oerter, L. Montada: ''Entwicklungspsychologie.'' PVU, Weinheim 2002, ISBN 3-621-27479-0.
* Lawrence A. Pervin, Daniel Cervone, Oliver P. John: ''Persönlichkeitstheorien.'' Mit 33 Tabellen (Originaltitel: ''Personality'', übersetzt von Elfriede Peschel). 5., vollständig überarbeitete und erweitert Auflage, UTB 8035 / Reinhardt, München / Basel 2005, ISBN 978-3-497-01792-8 (E. Reinhardt) / ISBN 3-8252-8035-7 (UTB).
* Hans-Otto Schenk: ''Psychologie im Handel.'' Entscheidungsgrundlagen für das Handelsmarketing. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Oldenbourg, München / Wien 2007, ISBN 978-3-486-58379-3 (1. Auflage 1995 unter dem Titel: ''Handelspsychologie'').
* Heinz Schuler, Hermann Brandstätter (Hrsg.): ''Lehrbuch Organisationspsychologie.'' 4., aktualisierte Auflage, Huber, Bern 2003, ISBN 978-3-456-84458-9.
 
=== Fachzeitschriften ===
* [http://rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/fl.phtml?bibid=UBR&colors=7&lang=de&notation=CL-CZ Psychologische Fachzeitschriften] in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek
* PSYNDEX: Psychologie-Datenbank des ZPID
 
== Weblinks ==
{{Wikibooks|Regal:Psychologie|Regal Psychologie}}
{{Wikiquote}}
{{Wikiversity|Fachbereich Psychologie|Psychologie}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.dgps.de/index.php?id=48 Fachgruppen der Deutschen Gesellschaft für Psychologie]
* [http://www.bdp-verband.org/ Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen (bdp)]
* [http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/psychologie/psychologie_als_wissenschaft.pdf Psychologie zwischen Natur- und Geisteswissenschaften] (PDF-Datei; 207&nbsp;kB)
* [http://psydok.sulb.uni-saarland.de/ Open Access Dokumente und kostenlos nutzbarer wissenschaftlicher Psychologie-Publikationsserver: PsyDok]
* [http://www.zpid.de/ Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID)]
* [http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/PLEX/ Gebärden-Fachlexikon der Psychologie]
* [http://www.wissenschaft-online.de/artikel/781468 Standortbestimmung „Psychologie im 21. Jahrhundert“]
* [http://www.psychspider.de/ Psychologie Suchmaschine PsychSpider]
* [http://lehrbuch-psychologie.de/projects/psychologie/containers/lerncenter-32 Kostenlose Lernmaterialien zum Lehrbuch der Psychologie von David G. Myers: Glossar, Prüfungsfragen, Psycho-Quiz, Lernkarten]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Version vom 3. September 2018, 14:05 Uhr

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