Skythianos und Soziale Plastik: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Skythianos''', der laut [[Rudolf Steiner]] einer der höchsten [[Eingeweihter]] und der [[Bodhisattva]] des Westens ist, wird in den Schriften einiger [[Kirchenvater|Kirchenväter]] erwähnt, u.a. bei [[Wikipedia:Cyrill von Jerusalem|Cyrill von Jerusalem]], [[Wikipedia:Hippolytus von Rom|Hippolytus von Rom]] und [[Epiphanios von Salamis]]<ref>[http://books.google.at/books?id=brxgNsxJKkUC&lpg=PR17&ots=lyqVZzsqk7&dq=Epiphanius%20panarion%20deutsch%20karl%20holl&hl=de&pg=PA219#v=onepage&q&f=false Panarion 66] „Gegen die [[Manichäer]]“ (englisch)</ref>. Erstmals genannt wird er in der antimanichäischen [[Wikipedia:Acta Archelai|Acta Archelai]] des sonst nicht weiter bekannten Kirchenvaters ''Hegemonius''. Skythianos soll demnach ein gebürtiger [[Wikipedia:Skythen|Skythe]] oder [[Wikipedia:Sarazenen|Sarazene]] gewesen sein, der als religiöser Lehrer und erfolgreicher Kaufmann in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] gewirkt habe und um 50 n. Chr. [[Indien]] besuchte.  
[[Bild:Documenta_7_Free_International_University_1982.jpg|thumb|right|200px|Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7]]
Die '''Soziale Plastik''', auch genannt die ''soziale Skulptur'', ist eine spezifische Definition eines ''erweiterten Kunstbegriffs'' des deutschen Künstlers [[Joseph Beuys]]. Beuys nutzte die Begriffe, um damit seine Vorstellung einer gesellschaftsverändernden Kunst zu erläutern. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einem formalästhetisch begründeten Verständnis schließt das von Beuys propagierte Kunstkonzept dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf einer Strukturierung und Formung der Gesellschaft ausgerichtet ist. Damit wird der Kunstbegriff nicht mehr nur auf das materiell fassbare Artefakt beschränkt.<ref>Barbara Lange: ''Soziale Plastik'', in: Hubertus Butin: ''DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst'', S. 276.</ref>


== Skythianos und sein Schüler Therebinthus ==
== Definition ==
Die Theorie der „Sozialen Plastik“ besagt, jeder Mensch könne durch kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken. Aus dieser Vorstellung entstand die viel zitierte These der ''„Sozialen Plastik“'': ''„Jeder Mensch ist ein Künstler“'', die Joseph Beuys erstmals 1967 im Rahmen seiner politischen Aktivitäten äußerte.<ref>Wolfgang Zumdick: ''Joseph Beuys als Denker. PAN/XXX/ttt, Sozialphilosophie – Kunsttheorie − Anthroposophie'', Mayer, Stuttgart, Berlin 2002, S. 12</ref> Im Gegensatz dazu werden im üblichen Sprachgebrauch Menschen als Künstler angesehen, die auf dem Gebiet der bildenden oder der [[Darstellende Kunst|darstellenden Kunst]] und der Musik kreativ tätig sind. Sie erschaffen Kunstwerke oder stellen Ideen zu deren Schaffung bereit.


Cyrill von Jerusalem († 387) berichtet über das Leben des Skythianos und seines Schülers Therebinthus:
Dem stellte Beuys seine Vorstellung gegenüber, dass jeder daran teilnehmen kann, das Leben insbesondere in Politik und Wirtschaft sozial und kreativ zu gestalten. Hierfür richtete er 1972 auf der [[Wikipedia:documenta 5|documenta 5]] ein Informationsbüro der [[Wikipedia:Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung|Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung]] ein und kandidierte 1979 als Vertreter der [[Wikipedia:Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]] für das Europaparlament. Zuvor rief er die [[Wikipedia:Deutsche Studentenpartei|Deutsche Studentenpartei]] (DSP) sowie die [[Wikipedia:Free International University|Free International University]] (FIU) ins Leben, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die ''Free International University'' gliederte sich später in die Bewegung ''der Grünen'' ein. Besondere Fähigkeiten zum Künstler als Erschaffer von Kunstwerken seien in diesem Sinne nicht erforderlich. Beuys ging davon aus, dass die notwendigen Fähigkeiten zur Verwirklichung einer Sozialen Plastik – er sprach hierbei oft von einem „Sozialen Organismus” – [[Spiritualität]], Offenheit, [[Kreativität]] und [[Phantasie]] seien, die in jedem Menschen bereits vorhanden sind. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden.


{{Zitat|In Ägypten lebte ein gewisser Skythianos, ein Sarazene; weder zum Judentum noch zum Christentum stand er in Beziehung. Er wohnte zu Alexandrien und ahmte die aristotelische Lebensweise nach. Er schrieb vier Bücher. Das eine hatte den Titel „Evangelium“, ein leerer Name; denn es enthielt nicht das Leben Christi. Ein anderes hieß „Kapitel“, ein drittes „Geheimnisse“, ein viertes, das bei ihnen noch im Umlauf ist, „Schatz“. Sein Schüler war Terebinthos. Als Skythianos den Plan faßte, nach Judäa zu wandern, um das Land zu verpesten, sandte ihm der Herr eine tödliche Krankheit und verhinderte die Pest.|Cyrill von Jerusalem|''Katechesen an die Täuflinge (Procatechesis et Catecheses ad illuminandos)'' VI, 22 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2745-10.htm]}}
Die Grundlage der Idee einer Sozialen Plastik ist der Mensch, der durch Denken und Sprache soziale Strukturen entwickelt. Diese Entwicklung der [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] verstand Joseph Beuys als einen kontinuierlichen kreativen Prozess. Die Aufgabe der Kunst sei es, dem Menschen diesen Prozess bewusst zu machen. Der Gesamtzusammenhang der Sozialen Plastik erklärt sich aus einem sozialen, also das Allgemeinwohl betreffenden Handeln und dem Begriff [[Plastik]], der ein modellierfähiges und formbares Gebilde benennt, das visuell, haptisch, akustisch und thermisch erfahrbar ist und mit der Wahrnehmung der Gesellschaft gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu einem rein formalästhethischen [[Wikipedia:Kunst#Geschichte des Kunstbegriffes|Kunstbegriff]] umfasst die Soziale Plastik als ein [[Wikipedia:Anthropologie|anthropologischer]] Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem, was der Mensch gestaltet und somit als eine geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, gilt der Einzelne als gesellschaftsverändernd aktiv.


[[Therebinthus]] soll der Schüler des Skythianos gewesen sein und später den Namen [[Buddha]] angenommen haben. Die angedeutete Verbindung zu Buddha - wobei es sich aber nicht um den historischen [[Gautama Buddha]] handeln kann, der wesentlich früher lebte - wird auch in einem Brief des ''Marius Victorius'' aus dem 4. Jahrhundert erwähnt<ref>Marius Victorinus: ''Liber ad Justinum Manichaeum'', Migne J.-P. (ed.), Patrologia Latina 8, 1844, S. 999-1010</ref>.
Aus dieser Annahme heraus beschränkt sich die Kunst nicht mehr nur auf materielle Artefakte, die in einem Museum oder einer Galerie ausgestellt werden, sondern auf die gesamte Gesellschaft, in welcher in allen Bereichen nach der Forderung von Beuys die Kunst ihren Platz einnehmen muss, um veraltete Lebensformen durch neue zu ersetzen.<ref>Barbara Lange: ''Soziale Plastik'', in: Hubertus Butin: ''DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst'', S. 276.</ref><ref name="fr">Joseph Beuys: ''Aufruf zur Alternative'', Erstveröffentlichung in der ''[[Wikipedia:Frankfurter Rundschau|Frankfurter Rundschau]]'' am 23. Dezember 1978</ref>


{{Zitat|Der Schüler der Bosheit, Terebinthos, erbte das Geld, die Bücher und die Häresie des Skythianos. Er kam nach Palästina. Da er aber in Judäa erkannt und verurteilt wurde, entschloß er sich, nach Persien zu gehen. Um sich aber hier nicht durch seinen Namen zu verraten, nannte er sich Budda. Gleichwohl hatte er auch hier seine Gegner, und zwar in den Priestern des Mithras. In vielen Unterredungen und Disputationen, welche er mit ihnen hatte, wurde er widerlegt. In die Enge getrieben, flüchtete er schließlich zu einer Witwe. Da stieg er auf ein Dach und rief die Dämonen der Luft zu Hilfe, welche die Manichäer noch bis auf den heutigen Tag bei der abscheulichen Feigenzeremonie anrufen<ref>vgl. [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2745-21.htm Katech. VI, 33]</ref>. Aber Gott schlug ihn, er stürzte vom Dache und gab seinen Geist auf. So wurde das zweite Tier aus der Welt geschafft.|Cyrill von Jerusalem|''Katechesen an die Täuflinge'' VI, 23 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2745-11.htm]}}
== Hintergrund und Bedeutung ==
Einen großen Einfluss auf [[Wikipedia:Konzeptkunst|Konzeptkunst]], [[Wikipedia:Happening|Happening]] und [[Wikipedia:Fluxus|Fluxus]]  hatte [[Wikipedia:Marcel Duchamp|Marcel Duchamp]]. Zweifelsohne rezipierte Joseph Beuys diesen ''„Inspirator der modernen Kunst“''<ref name="Stachelhaus83">Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys''. S.83f.</ref> auch über seine Aktion ''Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet'' hinaus, die 1964 in Düsseldorf stattgefunden und in der er Duchamps „Anti-Kunstbegriff“ kritisch zur Disposition gestellt hatte. Duchamp hatte den Alltagsgegenstand zweckentfremdet im Museum eingeführt, Beuys befreite diese Alltagskunst nun aus dem Museum und stellte wiederum Duchamps Ansatz in Frage, der auf tradierten Kunstvorstellungen basierte und verkündete: „Wir werden gemeinsam den sozialen Kunstbegriff entwickeln als ein neugeborenes Kind aus den alten Disziplinen“.<ref name="Stachelhaus83" />


== Skythianos als einer der höchsten Eingeweihten ==
Beuys erweiterte nun den gewohnten physikalischen Aspekt der Kunst um die geistige, nicht greifbare, aber ebenso formbare ''plastische'' Komponente. Schließlich führte er ein Wechselspiel der Begrifflichkeiten ein, indem er Polaritäten definierte und Kunst und Anti-Kunst gegenüberstellte, was letztlich zu der einfachen Relation ''Alles und nichts ist Kunst'' führte. Als ''sozial'' definierte er dabei die Erkenntnis, dass der Mensch ein schöpferisches, die Welt bestimmendes Wesen sei und gemeinschaftlich an diesem sinnlichen Erlebnis teilhaben solle. Er formulierte diese Erkenntnis in dem oft zusammenhangslos und beliebig zitierten Ausspruch: ''„Jeder Mensch ist ein Künstler“''.


Skythianos war nach [[Rudolf Steiner]] einer der höchsten [[Eingeweihter|Eingeweihten]] der [[Erde (Planet)|Erde]] und "Bewahrer der uralten atlantischen Weisheit, die tief hineinging sogar in alles dasjenige, was die Geheimnisse des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] sind." {{Lit|{{G|113|190}}}} In den Schulen der [[Rosenkreuzer]] gilt er als der große [[Bodhisattva]] des Westens:
== Rezeption und Interpretation ==
Nach Beuys erhält jeder Mensch mit der Forderung der ''Sozialen Plastik'' im weitesten Sinn die innere und individuelle Freiheit, als einzelner innerhalb der Gesellschaft zu handeln; somit sei der Einzelne auch für die gesamte Gesellschaft verantwortlich. Die ''Soziale Plastik'' bringe die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft und insbesondere die Probleme einer Gesellschaft, wie vor allem die militärische Bedrohung, die ökologische Krise oder die Probleme der Wirtschaft, durch eine kreative Gestaltung und Mitverantwortung in eine inhaltliche Überschneidung, die einen „gesunden“ Austausch ermöglichen könne. Er sah dabei den  Gestaltungsbegriff als Möglichkeit, den „sozialen Organismus“ – von ihm auch ''„Sozial-Leib“'' genannt – aus seiner kranken Gestalt in eine gesunde zu überführen.<ref>[http://www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips/ Wilfried Heidt: ''Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Sommer 1987''. In: Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, hrsg. von der FIU Kassel, Stuttgart, 1989]. (abgerufen 6. Mai 2009)</ref>


<div style="margin-left:20px">
Hinter der Forderung der ''Sozialen Plastik'' steht daher zudem die Hoffnung, dass die Kunst als [[Wikipedia:Interdisziplinarität|interdisziplinäre]] Sprache zwischen Natur und Mensch in Bezug auf die bestehende Umweltproblematik vermitteln kann und somit die Verwirklichung in allen Lebensbereichen der Gesellschaft das Leben auf der Erde zum Positiven verändert. Die Ausweitung des Kunstbegriffs auf die Politik hatte zur Folge, dass  Beuys’ künstlerisches Schaffen zugleich mit politischen Wertmaßstäben betrachtet wurde, obwohl Beuys nicht vordergründig politische  Wirkung erreichen wollte. Die Universalisierung  des Kunstbegriffs bedingte jedoch gleichermaßen das Politische.<ref>[http://nyitottegyetem.phil-inst.hu/kmfil/MERSCH/kunst_4.htm Beuys humanistischer Kunstbegriff und die Universalisierung des Politischen]. (abgerufen 25. Februar 2008)</ref>
"Daher ist es in
aller Geistesschulung des Rosenkreuzes so, daß man hinaufblickt mit
tiefster Verehrung zu jenen alten Eingeweihten, die die uralte Weisheit
der Atlantis bewahrten: zu dem wiederverkörperten Skythianos,
in ihm sah man den großen verehrten Bodhisattva des Westens;
zu dem jeweilig verkörperten Abglanz des Buddha, den man ebenfalls
verehrte als einen der Bodhisattvas, und endlich zu Zarathas, dem
wiederverkörperten Zarathustra." {{Lit|{{G|113|192}}}}
</div>


Nach der oben belegten, auch von [[Rudolf Steiner]] referierten Legende<ref>vgl. dazu {{Lit|{{G|093|310ff}}}}</ref> waren Skythianos und [[Therebinthus]] Vorgänger des [[Mani (Religionsstifter)|Mani]].
''„Jeder Mensch ist ein Künstler“'' verneinte nicht spezielle Begabungen, wie etwa in der Malerei, und stellte keine Anweisung an Jedermann dar, auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Beuys behauptet vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, eine Demokratie ebenso als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle [[Spiritualität]], Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind, Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er jedem Menschen zu. Er wandte sich damit gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will, oder wie es die [[Wikipedia:die tageszeitung|taz]] schließlich auf den essayistischen Punkt brachte: ''„So wollte es der erweiterte Kunstbegriff: Raus aus der Nische, [[Wikipedia:7000 Eichen|7.000 Eichen]] pflanzen und Honig in die Politik pumpen!“''<ref>[http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2001/05/12/a0122 ''politik verstehen, kunst leben: joseph beuys zum achtzigsten''] in: ''taz'', 12. Mai 2001</ref>


<div style="margin-left:20px">
== Forschung und Lehre ==
"Ein großer Prophet, ein gewaltiger Religionslehrer ist aus dem
Jüngling zu Nain geworden! Im dritten nachchristlichen Jahrhundert
trat zunächst in Babylonien auf Mani oder Manes, der Begründer
des Manichäismus. Eine eigentümliche Legende erzählt über ihn
das folgende.


Skythianos und Therebinthus oder Buddha waren seine Vorgänger.
An der [[Wikipedia:Oxford Brookes University|Oxford Brookes University]] existiert eine ''Social Sculpture Research Unit (SSRU)'', an der es die Möglichkeit gibt, den Master-Studiengang ''Soziale Plastik'' zu belegen und zu diesem Themenbereich zu promovieren.<ref>[http://www.social-sculpture.org Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)]</ref> Mitbegründet wurde diese Forschungseinrichtung von der Beuys-Schülerin Shelley Sacks.<ref>[http://www.oya-online.de/article/read/446-Soziale_Plastik_heute.html Soziale Plastik heute] Interview mit Shelley Sacks in Oya 09/11</ref>
Der Letztere war der Schüler des Erstgenannten. Nach dem gewaltsamen
Tode des Skythianos flieht er mit dessen Büchern nach
Babylonien. Auch ihm ergeht es schlecht; nur eine alte Witwe
nimmt seine Lehre an. Sie erbt seine Bücher und hinterläßt diese
ihrem Pflegesohn, der im Alter von zwölf Jahren steht und den sie
als siebenjährigen Sklavenknaben an Kindesstatt angenommen hat.
Dieser, der auch wiederum ein «Sohn der Witwe» genannt werden
kann, tritt mit 24 Jahren auf als Manes, der Begründer des Manichäismus." {{Lit|{{G|264|229}}}}
</div>


In der von Steiner beutzten Quelle heißt es:
== Kritik ==
"Wenn es sich um Kunst und soziales Leben handelt,
so habe ich eigentlich immer ein gewisses unbefriedigendes
Gefühl bei einer diese beiden Dinge betreffenden Diskussion, aus
dem einfachen Grunde, weil schon die ganze Art der Gedankeneinstellung,
der Seeleneinstellung, die in Frage kommt, wenn man
von sozialer Gestaltung, von sozialer Struktur spricht, eine etwas
andere sein muß als diejenige, die man haben muß, wenn man
von Kunst, von ihrem richtigen Hervorgehen aus der Menschennatur
und ihrer Geltendmachung im Leben, vor den Menschen
reden soll.
In einer gewissen Beziehung sind die beiden Gebiete miteinander
nicht recht vergleichbar." ({{G|337b|97}})


<div style="margin-left:20px">
"Deshalb ist eine Diskussion über diese Dinge
"Nachdem es nun festgestellt ist, daß der Manichäismus aus dem
eigentlich mißlich, denn es sind zu disparate Gebiete - das soziale
Mendaïsmus hervorgegangen ist, wollen wir versuchen eine andere
Leben und das künstlerische Leben." (({{G|337b|103}}))
von den Kirchenvätern in bezug auf Mani aufbewahrte Nachricht
zu beleuchten. Nach Epiphanius, Cyrillus Hierosolymitanus, Socrates
und dem Verfasser der Acta Disputationis S. Archelai nämlich, mit
denen Theodoretus, Suidas und Cedrenus zum Teil übereinstimmen,
war Mani nicht der eigentliche Gründer des Manichäismus, sondern
er hatte seine Vorläufer in der Person eines gewissen Scythianus und
in dessen Schüler Terebinthus, der sich nachher Buddha nannte. Ein
jeder, heißt es ferner, welcher sich von der Irrlehre Manis lossagen
wollte, mußte zugleich Zarades (Zoroaster), Buddha und Scythianus
abschwören. Letzterer war nach den Actis ein Scythe aus Scythien -
weshalb er wohl auch jenen Namen führte; sein eigentlicher Name
war also nicht Scythianus -, sei zur Zeit der Apostel aufgetreten und
habe die Lehre von den zwei Prinzipien zu verbreiten angefangen.
Er soll seiner Herkunft nach, heißt es endlich, ein Saracene gewesen
sein und habe eine Frau aus der oberen Thebais geheiratet, derentwegen
er sich in Ägypten niederließ, wo er mit der Weisheit der
Ägypter bekannt wurde. Ungefähr dasselbe berichten auch Epiphanius,
Socrates und Cyrillus Hierosolymitanus. Nur bemerkt ersterer,
daß er aus der Gegend der Saracenen herstamme, in Arabien erzogen
wurde und Reisen nach Indien und Ägypten gemacht hätte, und
letzterer sagt von ihm ausdrücklich, daß er mit Juden- und Christentum
nichts gemein hätte. Er selbst oder sein Schüler Terebinthus
habe vier Schriften verfaßt, welche letzterer nach seiner Auswanderung
nach Babylon, bei seinem Tode an eine Witwe vererbt hätte.
Mani, der Sklave dieser Witwe war, sei durch dieselbe in Besitz jener
Schriften gekommen, deren Lehren er dann für die seinigen ausgab." {{Lit|Chwolson, S 130ff}} [http://books.google.at/books?id=0LAEW3JIKK0C&hl=de&pg=PA130#v=onepage&q&f=false]
</div>


An anderer Stelle erwähnt Steiner, dass [[Buddha]], Skythianos und [[Zarathustra]] die drei großen Schüler des [[Manes]] waren, wobei hier offenbar die durch viele [[Inkarnation]]en schreitende [[Individualität]] gemeint ist und nicht seine spezifische Inkarnation als [[Mani (Religionsstifter)|Mani]].
== Siehe auch ==
*[[Wikipedia:Theorie der Kunst|Theorie der Kunst]]  
*[[Soziale Dreigliederung]]
*[[Kunst im Sozialen]]


<div style="margin-left:20px">
== Literatur ==
"So finden wir innerhalb des Geisteslebens Europas denjenigen, der
''Schriften von Joseph Beuys''
der Träger des Christus war, Zaratas oder Nazarathos, den Zarathustra,
von Zeit zu Zeit wieder; so finden wir Skythianos wieder;
so finden wir auch den dritten großen Schüler des Manes, auch Buddha
wieder, wie er war, nachdem er die späteren Zeiten miterlebt hat.
So blickte der europäische Kenner der Initiation immer hinein in der
Zeiten Wende, zu den wahren Gestalten der großen Lehrer aufschauend.
Von Zaratas, von Buddha, von Skythianos, von ihnen wußte er, daß
durch sie einströmte in die Kultur der Zukunft diejenige Weisheit, die
immerdar von den Bodhisattvas gekommen ist und die verwendet werden
soll, um zu begreifen das würdigste Objekt alles Verstehens, den
Christus, der ein von den Bodhisattvas grundverschiedenes Wesen ist,
den man nur verstehen kann, wenn man alle Weisheit der Bodhisattvas
zusammennimmt. Daher ist in den Geistesweisheiten der Europäer außer
allem andern auch ein synthetischer Zusammenschluß aller Lehren enthalten,
die der Welt gegeben worden sind durch die drei großen Schüler
des Manes und den Manes selbst. Wenn man auch nicht verstanden hat
den Manes, es wird eine Zeit kommen, wo die europäische Kultur sich
so gestalten wird, daß man wieder einen Sinn verbinden wird mit den
Namen Skythianos, Buddha und Zarathustra. Sie werden den Menschen
das Lehrmaterial geben, um den Christus zu verstehen. Immer
besser und besser werden die Menschen durch sie den Christus verstehen.
Angefangen hat das Mittelalter allerdings mit einer sonderbaren
Verehrung und Anbetung gegenüber dem Skythianos, gegenüber dem
Buddha und gegenüber dem Zarathustra, als ihre Namen ein wenig
durchgesickert waren; angefangen hat es damit, daß derjenige, der sich
in gewissen christlichen Religionsgemeinschaften als ein echter Christ
bekennen wollte, die Formel sprechen mußte: «Ich verfluche Skythianos,
ich verfluche Buddha, ich verfluche Zaratas!» Das war eine über viele
Gebiete des christlichen Zeitalters verbreitete Formel, durch die man
sich als rechter Christ bekannte. Was man aber damals glaubte verfluchen
zu müssen, das wird das Kollegium der Lehrer sein, die der
Menschheit den Christus am allerbesten verständlich machen werden,
zu denen die Menschheit emporblicken wird als zu den großen Bodhisattvas,
durch die der Christus wird begriffen werden.
Heute kann kaum die Menschheit als das wenigste zweierlei entgegenbringen
diesen großen Lehrern des Rosenkreuzes, zweierlei, was nur
einen Anfang bedeuten kann von dem, was in der Zukunft groß und
mächtig als Verständnis des Christentums dastehen soll. Das soll gemacht
werden durch die heutige Geisteswissenschaft; sie soll beginnen,
die Lehren des Skythianos, des Zarathustra und des Gautama Buddha
in die Welt zu bringen, nicht in ihrer alten, sondern in einer durchaus
neuen, heute aus sich selbst erforschbaren Form. Wir beginnen damit,
daß wir zunächst das Elementare, welches wir von ihnen lernen können,
der Kultur einverleiben. Von dem Buddha hat das Christentum hinzuzulernen
die Lehre von der Wiederverkörperung und dem Karma, wenn
auch nicht in einer alten, heute nicht mehr zeitgemäßen Art. Warum
fließen heute in das Christentum die Lehren von der Wiederverkörperung
und dem Karma? Sie fließen ein, weil sie die Eingeweihten verstehenlernen
können im Sinne unserer Zeit, wie sie Buddha, der große
Lehrer der Wiederverkörperung in seiner Art verstanden hat. So wird
man auch anfangen den Skythianos zu verstehen, der nicht nur die Wiederverkörperung
des Menschen zu lehren hat, sondern der das zu lehren
hat, was von Ewigkeit zu Ewigkeit waltet. So wird immer mehr und
mehr das Wesen der Welt, immer mehr und mehr das Wesen des Zentrums
unserer Erdenwelt, das Wesen des Christus begriffen werden. So
fließen immer mehr und mehr die Lehren der Initiierten in die Menschheit
hinein." {{Lit|{{G|113|194f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
* Joseph Beuys: ''Jeder Mensch ein Künstler – Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus'' ([[Wikipedia:FIU-Verlag|FIU-Verlag]]), ISBN 3-928780-52-2
"In der Zeit, während welcher in der spirituellen Strömung des
* Joseph Beuys: ''Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst'', Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3-926673-02-8
Christentums eine Verdunkelung eintrat, weil das Christentum sich
* Joseph Beuys: ''Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77'' anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
veräußerlichte, lebte im 13. und 14. Jahrhundert diejenige Strömung
* Joseph Beuys: ''KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4
auf, die wir die rosenkreuzerische nennen. Ihr wurde die Aufgabe zuteil,
die uralte Weisheit zu pflegen, die Schätze der Urweltweisheit zu
behüten, während draußen in der Welt das Christentum immer mehr
sich veräußerlichte und in seiner wahren Gestalt verblaßte. Da wo
draußen nur äußere Formen und verknöcherte Dogmen galten, da
gab es dann auch für das wirkliche spirituelle Leben nur Abschwur
und Fluch; Abschwur und Fluch für das, was in den Mysterien als das
Höchste und Heiligste galt und verehrt wurde. So konnte man damals
oft hören die Worte: Ich fluche dem Skythianos, ich fluche dem
Boddha, ich fluche dem Zarathas. - Das sind die drei Namen derjenigen,
die ganz im Geheimen und im Inneren der Mysterien und Mysterienschulen
der Rosenkreuzer als heilige Meisternamen verehrt wurden.


Zarathas ist dieselbe Persönlichkeit wie Zarathustra, nicht der
''Darstellungen''
Zarathustra, von dem die Geschichte spricht, sondern jene hohe Individualität,
welche die uralt persische Kultur begründete und der Lehrer
der damaligen Geheimschulen war. Skythianos, eine uralte, hochentwickelte
Persönlichkeit, die in einer späteren Inkarnation in Innerasien
die okkulten Schulen leitete und später auch der Lehrer der inneren
Schulen Europas wurde. Boddha oder Buddha ist ein und dieselbe
Persönlichkeit." {{Lit|{{G|109|143}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
* Volker Harlan, [[Wikipedia:Rainer Rappmann|Rainer Rappmann]], Peter Schata: ''Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys'', Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), ISBN 3-88103-065-4
"Hier liegt etwas von dem, was auch in die tieferen Ausgangspunkte
* Thomas Mayer & [[Wikipedia:Johannes Stüttgen|Johannes Stüttgen]] ''Kunstwerk Volksabstimmung'', Wangen 2004 (FIU-Verlag), ISBN 3-9287-80239
des Okkultismus hineinführt und Ihnen zeigen wird, daß bei denjenigen
* Volker Harlan: ''Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys'' , Stuttgart 1986 (Urachhaus), ISBN 3-87838-482-3
Völkern, deren Zeichen sozusagen in dem Venus-Charakter liegt,
* Hiltrud Oman: ''Joseph Beuys. Die Kunst auf dem Weg zum Leben'', München 1998, (Heyne), ISBN 3-453-14135-0
der Hauptausgangspunkt — auch in der okkulten Ausbildung — da
* Wolfgang Zumdick: ''Über das Denken bei Josef Beuys und Rudolf Steiner'', Basel 1995 (Wiese Verlag), ISBN 3909164285
genommen werden muß, wo das Atmen das Wichtigste ist. Dagegen
muß bei allem, was mehr im Westen liegt, der Ausgangspunkt von einer
Vertiefung und Vergeistigung dessen genommen werden, was in der
Sinneswelt liegt. Das haben in den höheren Erkenntnisstufen, in der
Imagination, Inspiration und Intuition ganz in dem Sinne, wie der
Jupitergeist ursprünglich den Charakter modifiziert, diejenigen Volkstümer,
die nach dem Westen gelegen sind. Deshalb gab es diese zwei
Zentren immer in der Menschheitsevolution: jenes Zentrum, das sozusagen
mehr von den Geistern der Venus regiert wurde, und jenes Zentrum,
das mehr regiert wurde von den Geistern des Jupiter. Die Geister
des Jupiter wurden besonders beobachtet in jenen Mysterien, in denen
sich zuletzt zusammengefunden haben — wie diejenigen wissen werden,
die an meinem vorjährigen Münchener Vortragszyklus teilgenommen
haben — die drei Individualitäten, die drei geistigen Wesenheiten des
Buddha, des Zarathustra oder Zarathas in seiner späteren Inkarnation
und desjenigen großen Führers der Menschheit, den wir mit dem Namen
Skythianos bezeichnen. Das ist das Kollegium, das sich, unter der
Führung eines noch Größeren, die Aufgabe gesetzt hat, die geheimnisvollen
Kräfte zu untersuchen, welche ausgebildet werden müssen für
die Evolution der Menschheit, deren Ausgangspunkt genommen worden
ist von jenem Punkte, der ursprünglich zusammenhängt mit den
Jupiter-Kräften und in der erwähnten Landkarte der Erde vorherbestimmt
war." {{Lit|{{G|121|116}}}}
</div>


Beim Untergang der [[Atlantis]] führte Skythianos die nördliche Völkerströmung durch [[Europa]] nach [[Asien]], während die südliche Strömung von dem großen [[Sonneneingeweihter|Sonneneingeweihten]], dem [[Manu]], geleitet wurde.
''Weitere Literatur''
 
*Rudolf Steiner: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus'', [[GA 337b]] (1999), ISBN 3-7274-3372-8 {{Vorträge|337b}}, 6. Diskussionsabend: Der Künstler im dreigliedrigen sozialen Organismus, S. 97 - 109
<div style="margin-left:20px">
{{GA}}
"Die nachatlantischen Kulturen sind aus zwei Strömungen hervorgegangen.
Abgesehen von dem, der nach Westen ging und das heutige
Amerika bevölkerte, ergossen sich zwei Ströme auswandernder
Menschen unter Leitung ihrer Führer nach Osten, der eine in nördlicher,
der andere in südlicher Richtung.
 
Der nördliche, von welchem gewisse Teile in Europa zurückblieben,
drang weiter bis nach Asien hinein. Während sich da neue Kulturen
vorbereiteten und abspielten, lebte die europäische Bevölkerung
wie abwartend durch die Jahrhunderte hindurch. Es waren ihre
Kräfte gleichsam zurückgehalten für das, was kommen sollte. Sie
waren in ihren wesentlichen Kulturelementen beeinflußt von jenem
großen Eingeweihten, der sich dieses Feld bis in die sibirischen
Gegenden hinein ausersehen hat, und den man den Eingeweihten
Skythianos nennt. Von ihm waren inspiriert die Führer der europäischen
Urkultur, welche nicht auf dem fußte, was als Denken in die
Menschheit kam, sondern auf einer Aufnahmefähigkeit für ein Element,
das in der Mitte stand zwischen dem, was man nennen könnte
rezitativ-rhythmische Sprache und eine Art von Gesang, begleitet von
einer eigentümlichen Musik, die heute nicht mehr vorkommt, sondern
auf einem Zusammenspiel von pfeifenartigen Instrumenten beruhte.
Es war ein eigenartiges Element, dessen letzter Rest in den Barden
und Skalden lebte. Alles, was der griechische [[Apollo]]- und [[Orpheus]]mythos
erzählt, hat sich von daher herausgebildet. Daneben wurden
in Europa die praktischen Fähigkeiten herausgebildet durch Besiedelung,
Bebauung und so weiter.
 
Die andern Völkermassen sind unter der Führung des großen
Sonnen eingeweihten nach Asien hinübergezogen. Der vorgeschobenste
Posten hat unter der Führung der Rishis die erste nachatlantische
Kultur gebildet." {{Lit|{{G|117|112}}}}
</div>


== Anmerkungen ==
== Weblinks ==
* [http://www.social-sculpture.org Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)]
* [http://www.fiu-verlag.com/fiu-alt/textekunst.php?zweig=textekunst&liste=va_list_brd.php Johannes Stüttgen Vortrag über den Erweiterten Kunstbegriff (5. Juni 1982)]
* [http://www.wilfried-heidt.de/2008/08/02/die-umstuelpung-des-demiurgischen-prinzips/ Wilfried Heidt Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Kassel, Sommer 1987]


== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


== Literatur ==
[[Kategorie:Kunst der Neuzeit]]
 
[[Kategorie:Kunststil]]
#Daniil Abramovič Chwolson: ''Die Ssabier und der Ssabismus'', Band I, Petersburg und Leipzig 1856 [http://books.google.at/books?id=0LAEW3JIKK0C]
[[Kategorie:Ästhetik]]
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
[[Kategorie:Joseph Beuys]]
#Rudolf Steiner: ''Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen'', [[GA 109]] (2000), ISBN 3-7274-1090-6 {{Vorträge|109}}
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
#Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents'', [[GA 113]] (1982), ISBN 3-7274-1130-9 {{Vorträge|113}}
[[Kategorie:Soziales Leben]]
#Rudolf Steiner: ''Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien'', [[GA 117]] (1986), ISBN 3-7274-1170-8 {{Vorträge|117}}
[[Kategorie:Kunst]]
#Rudolf Steiner: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}}
[[Kategorie:Philosophie]]
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914'', [[GA 264]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|264}}
 
 
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Version vom 9. Juli 2016, 19:48 Uhr

Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7

Die Soziale Plastik, auch genannt die soziale Skulptur, ist eine spezifische Definition eines erweiterten Kunstbegriffs des deutschen Künstlers Joseph Beuys. Beuys nutzte die Begriffe, um damit seine Vorstellung einer gesellschaftsverändernden Kunst zu erläutern. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einem formalästhetisch begründeten Verständnis schließt das von Beuys propagierte Kunstkonzept dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf einer Strukturierung und Formung der Gesellschaft ausgerichtet ist. Damit wird der Kunstbegriff nicht mehr nur auf das materiell fassbare Artefakt beschränkt.[1]

Definition

Die Theorie der „Sozialen Plastik“ besagt, jeder Mensch könne durch kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen und dadurch plastizierend auf die Gesellschaft einwirken. Aus dieser Vorstellung entstand die viel zitierte These der „Sozialen Plastik“: „Jeder Mensch ist ein Künstler“, die Joseph Beuys erstmals 1967 im Rahmen seiner politischen Aktivitäten äußerte.[2] Im Gegensatz dazu werden im üblichen Sprachgebrauch Menschen als Künstler angesehen, die auf dem Gebiet der bildenden oder der darstellenden Kunst und der Musik kreativ tätig sind. Sie erschaffen Kunstwerke oder stellen Ideen zu deren Schaffung bereit.

Dem stellte Beuys seine Vorstellung gegenüber, dass jeder daran teilnehmen kann, das Leben insbesondere in Politik und Wirtschaft sozial und kreativ zu gestalten. Hierfür richtete er 1972 auf der documenta 5 ein Informationsbüro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung ein und kandidierte 1979 als Vertreter der Grünen für das Europaparlament. Zuvor rief er die Deutsche Studentenpartei (DSP) sowie die Free International University (FIU) ins Leben, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die Free International University gliederte sich später in die Bewegung der Grünen ein. Besondere Fähigkeiten zum Künstler als Erschaffer von Kunstwerken seien in diesem Sinne nicht erforderlich. Beuys ging davon aus, dass die notwendigen Fähigkeiten zur Verwirklichung einer Sozialen Plastik – er sprach hierbei oft von einem „Sozialen Organismus” – Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasie seien, die in jedem Menschen bereits vorhanden sind. Diese Fähigkeiten müssten nur erkannt, ausgebildet und gefördert werden.

Die Grundlage der Idee einer Sozialen Plastik ist der Mensch, der durch Denken und Sprache soziale Strukturen entwickelt. Diese Entwicklung der Gesellschaft verstand Joseph Beuys als einen kontinuierlichen kreativen Prozess. Die Aufgabe der Kunst sei es, dem Menschen diesen Prozess bewusst zu machen. Der Gesamtzusammenhang der Sozialen Plastik erklärt sich aus einem sozialen, also das Allgemeinwohl betreffenden Handeln und dem Begriff Plastik, der ein modellierfähiges und formbares Gebilde benennt, das visuell, haptisch, akustisch und thermisch erfahrbar ist und mit der Wahrnehmung der Gesellschaft gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu einem rein formalästhethischen Kunstbegriff umfasst die Soziale Plastik als ein anthropologischer Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem, was der Mensch gestaltet und somit als eine geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, gilt der Einzelne als gesellschaftsverändernd aktiv.

Aus dieser Annahme heraus beschränkt sich die Kunst nicht mehr nur auf materielle Artefakte, die in einem Museum oder einer Galerie ausgestellt werden, sondern auf die gesamte Gesellschaft, in welcher in allen Bereichen nach der Forderung von Beuys die Kunst ihren Platz einnehmen muss, um veraltete Lebensformen durch neue zu ersetzen.[3][4]

Hintergrund und Bedeutung

Einen großen Einfluss auf Konzeptkunst, Happening und Fluxus hatte Marcel Duchamp. Zweifelsohne rezipierte Joseph Beuys diesen „Inspirator der modernen Kunst“[5] auch über seine Aktion Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet hinaus, die 1964 in Düsseldorf stattgefunden und in der er Duchamps „Anti-Kunstbegriff“ kritisch zur Disposition gestellt hatte. Duchamp hatte den Alltagsgegenstand zweckentfremdet im Museum eingeführt, Beuys befreite diese Alltagskunst nun aus dem Museum und stellte wiederum Duchamps Ansatz in Frage, der auf tradierten Kunstvorstellungen basierte und verkündete: „Wir werden gemeinsam den sozialen Kunstbegriff entwickeln als ein neugeborenes Kind aus den alten Disziplinen“.[5]

Beuys erweiterte nun den gewohnten physikalischen Aspekt der Kunst um die geistige, nicht greifbare, aber ebenso formbare plastische Komponente. Schließlich führte er ein Wechselspiel der Begrifflichkeiten ein, indem er Polaritäten definierte und Kunst und Anti-Kunst gegenüberstellte, was letztlich zu der einfachen Relation Alles und nichts ist Kunst führte. Als sozial definierte er dabei die Erkenntnis, dass der Mensch ein schöpferisches, die Welt bestimmendes Wesen sei und gemeinschaftlich an diesem sinnlichen Erlebnis teilhaben solle. Er formulierte diese Erkenntnis in dem oft zusammenhangslos und beliebig zitierten Ausspruch: „Jeder Mensch ist ein Künstler“.

Rezeption und Interpretation

Nach Beuys erhält jeder Mensch mit der Forderung der Sozialen Plastik im weitesten Sinn die innere und individuelle Freiheit, als einzelner innerhalb der Gesellschaft zu handeln; somit sei der Einzelne auch für die gesamte Gesellschaft verantwortlich. Die Soziale Plastik bringe die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft und insbesondere die Probleme einer Gesellschaft, wie vor allem die militärische Bedrohung, die ökologische Krise oder die Probleme der Wirtschaft, durch eine kreative Gestaltung und Mitverantwortung in eine inhaltliche Überschneidung, die einen „gesunden“ Austausch ermöglichen könne. Er sah dabei den Gestaltungsbegriff als Möglichkeit, den „sozialen Organismus“ – von ihm auch „Sozial-Leib“ genannt – aus seiner kranken Gestalt in eine gesunde zu überführen.[6]

Hinter der Forderung der Sozialen Plastik steht daher zudem die Hoffnung, dass die Kunst als interdisziplinäre Sprache zwischen Natur und Mensch in Bezug auf die bestehende Umweltproblematik vermitteln kann und somit die Verwirklichung in allen Lebensbereichen der Gesellschaft das Leben auf der Erde zum Positiven verändert. Die Ausweitung des Kunstbegriffs auf die Politik hatte zur Folge, dass Beuys’ künstlerisches Schaffen zugleich mit politischen Wertmaßstäben betrachtet wurde, obwohl Beuys nicht vordergründig politische Wirkung erreichen wollte. Die Universalisierung des Kunstbegriffs bedingte jedoch gleichermaßen das Politische.[7]

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ verneinte nicht spezielle Begabungen, wie etwa in der Malerei, und stellte keine Anweisung an Jedermann dar, auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Beuys behauptet vielmehr, dass beispielsweise die Gesellschaft, eine Demokratie ebenso als Kunstwerk betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle Spiritualität, Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind, Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er jedem Menschen zu. Er wandte sich damit gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der Kunst nur eine Nische zuweisen will, oder wie es die taz schließlich auf den essayistischen Punkt brachte: „So wollte es der erweiterte Kunstbegriff: Raus aus der Nische, 7.000 Eichen pflanzen und Honig in die Politik pumpen!“[8]

Forschung und Lehre

An der Oxford Brookes University existiert eine Social Sculpture Research Unit (SSRU), an der es die Möglichkeit gibt, den Master-Studiengang Soziale Plastik zu belegen und zu diesem Themenbereich zu promovieren.[9] Mitbegründet wurde diese Forschungseinrichtung von der Beuys-Schülerin Shelley Sacks.[10]

Kritik

"Wenn es sich um Kunst und soziales Leben handelt, so habe ich eigentlich immer ein gewisses unbefriedigendes Gefühl bei einer diese beiden Dinge betreffenden Diskussion, aus dem einfachen Grunde, weil schon die ganze Art der Gedankeneinstellung, der Seeleneinstellung, die in Frage kommt, wenn man von sozialer Gestaltung, von sozialer Struktur spricht, eine etwas andere sein muß als diejenige, die man haben muß, wenn man von Kunst, von ihrem richtigen Hervorgehen aus der Menschennatur und ihrer Geltendmachung im Leben, vor den Menschen reden soll. In einer gewissen Beziehung sind die beiden Gebiete miteinander nicht recht vergleichbar." (GA 337b, S. 97)

"Deshalb ist eine Diskussion über diese Dinge eigentlich mißlich, denn es sind zu disparate Gebiete - das soziale Leben und das künstlerische Leben." ((GA 337b, S. 103))

Siehe auch

Literatur

Schriften von Joseph Beuys

  • Joseph Beuys: Jeder Mensch ein Künstler – Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-52-2
  • Joseph Beuys: Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst, Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3-926673-02-8
  • Joseph Beuys: Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77 anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
  • Joseph Beuys: KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4

Darstellungen

Weitere Literatur

  • Rudolf Steiner: Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus, GA 337b (1999), ISBN 3-7274-3372-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org, 6. Diskussionsabend: Der Künstler im dreigliedrigen sozialen Organismus, S. 97 - 109
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barbara Lange: Soziale Plastik, in: Hubertus Butin: DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, S. 276.
  2. Wolfgang Zumdick: Joseph Beuys als Denker. PAN/XXX/ttt, Sozialphilosophie – Kunsttheorie − Anthroposophie, Mayer, Stuttgart, Berlin 2002, S. 12
  3. Barbara Lange: Soziale Plastik, in: Hubertus Butin: DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, S. 276.
  4. Joseph Beuys: Aufruf zur Alternative, Erstveröffentlichung in der Frankfurter Rundschau am 23. Dezember 1978
  5. 5,0 5,1 Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys. S.83f.
  6. Wilfried Heidt: Vortrag zum "Erweiterten Kunstbegriff" und zur "sozialen Plastik" (Die Umstülpung des demiurgischen Prinzips). Sommer 1987. In: Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, hrsg. von der FIU Kassel, Stuttgart, 1989. (abgerufen 6. Mai 2009)
  7. Beuys humanistischer Kunstbegriff und die Universalisierung des Politischen. (abgerufen 25. Februar 2008)
  8. politik verstehen, kunst leben: joseph beuys zum achtzigsten in: taz, 12. Mai 2001
  9. Homepage der Social Sculpture Research Unit (SSRU)
  10. Soziale Plastik heute Interview mit Shelley Sacks in Oya 09/11


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