Engel und Fulbertus von Chartres: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Engel]] oder [[Angeloi]] (von [[Wikipedia:griechische Sprache|griech.]] '''άγγελος''', ''ángelos - Bote'' über [[Wikipedia:Latein|lat.]] '''angelus''' als Übersetzung des [[Wikipedia:hebräische Sprache|hebr.]] ''mal'ach '' ('''מלאך''') - Bote; auch Geister od. '''Söhne des Zwielichts''', '''Geister der Dämmerung''', '''Söhne des Lebens''', '''Boten''' oder '''Lunar Pitris''' genannt) gehören der [[Dritte Hierarchie|dritten Hierarchie]] an und stehen in der Rangordnung der [[Geistige Wesenheiten|geistigen Wesenheiten]] ([[Hierarchien]]) eine Stufe über dem [[Mensch|Menschen]]. Sie haben ihre [[Menschheitsstufe]], d.h. die Entwicklung des [[Ich]] bzw. des Ich-Bewusstseins, bereits auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] absolviert. Gegenwärtig bilden sie ihr [[Geistselbst]] aus. Die [[Mondensphäre]] ist ihr kosmisches [[Herrschaftsgebiete der Hierarchien|Herrschaftsgebiet]].
[[Bild:Notre-Dame_de_Chartres.jpg|thumb|Notre-Dame de Chartres (Westfassade) in ihrer heutigen Gestalt]]
'''Fulbertus von Chartres''' (* um 950 in Italien oder Frankreich, vermutlich in Aquitanien oder in der Diözese Laudun (= Laon), † 10.4. 1028 in Chartres) war in Reims Schüler des [[Wikipedia:Gerbert von Aurillac|Gerbert von Aurillac]] und begründete um 990 die [[Schule von Chartres]]. Er war nicht nur Lehrer, sondern auch Baumeister und legte den Grundstein für die erste Kathedrale aus Stein in Chartres. 1003 wurde Fulbertus Kanzler der Kirche von Chartres, Schatzbewahrer der St. Hilariuskirche in Poitiers und 1006 wahrscheinlich auf Betreiben König Roberts, seines früheren Mitschülers, Bischof von Chartres. Fulbertus starb 1028, noch ehe die erste Kathedrale aus Stein vollendet war. Fulbertus war einer der einflußreichsten Theologen des 11. Jahrhunderts. Seine Schüler waren u. a. [[Wikipedia:Berengar von Tours|Berengar von Tours]] und [[Wikipedia:Adelmann von Lüttich|Adelmann von Lüttich]].  


Jedem Menschen ist eine Engelwesenheit zugeordnet, die gleichsam als '''Schutzengel''' sein geistiger Führer ist. Unser Engel überblickt die ganze Kette unserer aufeinanderfolgenden irdischen Verkörperungen, solange wir selbst noch nicht dazu fähig sind. Er leitet, zwar mithilfe noch viel höherer Hierarchien, aber doch in letzter Instanz, unseren Schicksalsweg gemeinsam mit den anderen leitenden Engeln unserer Mitmenschen und sorgt so für den rechten [[Karma|karmischen]] Ausgleich. Allerdings ist im Lauf der [[Menschheitsentwicklung]] eine bedeutsame [[Unordnung im Karma]] enstanden, die nicht alleine durch die Engel, sondern nur durch die Hilfe des [[Christus]] ausgeglichen werden kann.
Fulbertus wirkte ganz im [[platon]]ischen Sinn und galt seinen Schülern geradezu als der "verehrenswürdige Sokrates". Mit Fulbertus "Akademie" begann das goldene Zeitalter der [[Schule von Chartres|Schulen von Chartres]]. In seiner Amtszeit wurde die [[Wikipedia:Kathedralschule|Kathedralschule]] zu einem führenden geistigen Zentrum nördlich der Alpen, dessen Blütezeit 200 Jahre währte, um schließlich um [[1250]] von der [[Aristoteles|aristotelisch]] geprägten [[Scholastik]] abgelöst zu werden.


== Das Bewusstsein der Engel ==
Als Fulbert in Chartres einlangte, stand nur eine verwitterte, der [[Jungfrau Maria]] geweihte Holzkirche auf dem Hügel. Fulbertus verstand es, die Menschen zur Bauarbeit hierher zu ziehen und die entsprechenden finanziellen Mittel aufzutreiben – etwa von König Knut von Dänemark. Bald wurde eine erste hölzerne Kathedrale errichtet, die aber schon nach drei oder vier Jahren vom Blitz getroffen wurde und in Flammen aufging. Und so begann Fulbertus von neuem Mittel zu sammeln – diesmal für eine Kathedrale aus Kalksteinblöcken. Der Bau der romanischen [[Wikipedia:Kathedrale|Kathedrale]], die heute noch als Unterkirche erhalten ist, begann im Jahre [[Wikipedia:1020|1020]]). Im Laufe von 350 Jahren sollte dreizehnmal das Feuer in Chartres wüten, doch immer wieder erstand die Kathedrale wie der Phönix aus der Asche.
Das [[Wesen]] und das [[Bewusstsein]] der Engel charakterisiert [[Rudolf Steiner]] so:


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Fulbertus zeichnete sich vor allem auch durch seine tief innige Verehrung der Heiligen Jungfrau aus. Er erklärte ihren Namen als »'''maris stella'''«, Stern des Meeres: so wie der Polarstern die Seeleute sicher durch die stürmische See leitet, so führt der Geistesstern der Maria den Menschen auf seiner Entwicklungsbahn. In seinem berühmten Marien-Sermon erzählt er auch die Legende von ''Theophilus'', der sich dem Teufel verschrieben hat und nur dadurch gerettet werden kann, dass er sich in inbrünstiger Reue an die Jungfrau Maria wendet – "das [[Ewig-Weibliche]] zieht uns hinan". Das [[Faust-Dichtung|Faustmotiv]] wird hier ähnlich wie bei [[Goethe]] erlebt. Es geht also um die Verwandlung des [[Astralleib]]s zum wieder jungfräulich reinen [[Geistselbst]]. Nur in der jungfräulich reinen Seele kann das Geisteslicht geboren werden.
"Wenn wir uns nun fragen: Wie ist das Bewußtsein der Engelwesenheiten? - so bekommen wir zur Antwort: Es ist in einer gewissen Beziehung ein höheres Bewußtsein, und es ist dadurch als ein höheres Bewußtsein charakterisiert, daß es nicht bis zum mineralischen Reiche hinunterreicht. Bis dahin, wo die Steine sind, die Mineralien, reicht das Engelbewußtsein nicht herunter. Dagegen sind in diesem
Engelbewußtsein pflanzliche Wesenheiten, tierische Wesenheiten, menschliche Wesenheiten und das eigene Reich der Engel, das dort die
gleiche Rolle spielt wie das Reich der Menschen für uns. Daher können wir sagen: diese Engel nehmen mit ihrem Bewußtsein auch vier Reiche
wahr, das Reich der Pflanzen, der Tiere, der Menschenwesen und das Reich der Engel.


Das ist das Eigentümliche der Engelwesen: sie haben keinen physischen Leib, und aus diesem Grunde also auch keine Organe des physischen Leibes, keine Augen und Ohren und so weiter. Deshalb nehmen sie das physische Reich nicht wahr. Sie haben als ihre niederste Wesenheit ihren ätherischen Leib. Dadurch haben sie eine gewisse Verwandtschaft mit den Pflanzen. Sie können also mit ihrem Bewußtsein herabsteigen bis zu den Pflanzen; sie können Pflanzen noch wahrnehmen. Dagegen wo ein Mineral ist, nehmen sie einen Hohlraum wahr, geradeso wie wir es beschrieben haben für den Menschen während des Devachanzustandes, wo der Mensch auch den Raum, den hier auf dem physischen Plan ein Mineral ausfüllt, als einen Hohlraum wahrnehmen wird. So nehmen diese Engel überall da, wo hier physisches Reich ist, einen Hohlraum wahr. Dagegen ragt ihr Bewußtsein da hinauf, wo des Menschen Bewußtsein heute noch nicht hinaufragt." {{lit|GA 102, 8.Vortrag, S 138f}}
Die Umbildung der Seele kann beginnen, wenn die dafür nötigen Bildekräfte frei geworden sind. Daher fängt das Schulalter mit etwa 7 Jahren an, weil nun die grundlegende Bildung des physischen Körpers abgeschlossen ist und ätherische [[Bildekräfte]] frei werden, um nun formend in der Seele wirken. Alle Bildung, die die menschliche Seele zur Weisheit führt, beruht letztlich darauf, dass die Ätherkräfte formend die Seele ergreifen. Dafür ist eine geordnete Siebenzahl von Ätherkräften nötig, die in der Schule von Chartres durch die Pflege der [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]] entfaltet wurden.  
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== Die Wesensglieder der Engel ==
== Jubiläum 1006 - 2006 ==
Die [[Wikipedia:Französische Regierung|Französische Regierung]] ehrte Fulbertus im Jahre [[Wikipedia:2006|2006]] mit der Jubiläumsfeier ''„Célébration nationale du Millénaire de Fulbert, Chartres 1006-2006“'' aus, deren Höhepunkt am [[Wikipedia:8. September|8. September]] [[Wikipedia:2006|2006]] die Einweihung der renovierten Fulbert-Unterkirche und die anschließende Uraufführung des Marienoratoriums [[Stella Maris]] von [[Wikipedia:Helge Burggrabe|Helge Burggrabe]] unter der Schirmherrschaft der [[Wikipedia:Botschafter|Botschafter]] [[Wikipedia:Frankreich|Frankreich]]s und [[Wikipedia:Deutschland|Deutschland]]s war.


Im Prinzip haben die Engel die gleichen sieben [[Wesensglieder]] wie der Mensch, doch sind sie etwas anders geartet und anders angeordnet als beim Menschen. Die Engel haben ihren [[Physischer Leib|physischen Leib]], der nicht bis in die dichteste Stofflichkeit hinunterreicht, nur aus den [[Elemente]]n [[Wasser]], [[Luft]] und [[Feuer]] gewoben und die Körper sind weder in sich zusammenhängend, noch voneinander abgegrenzt, sondern können sich durchdringen. Nur der physische Leib, der [[Ätherleib]] und der [[Astralleib]] der Engel ist auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]] zu finden; die höheren Wesensglieder, also [[Ich]], [[Geistselbst]], [[Lebensgeist]] und [[Geistesmensch]], sind auf dem [[Astralplan]] zu finden.
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Fulbert von Chartres}}
[[Bild:Wesensglieder Mensch Engel.gif|thumb|Die [[Wesensglieder]] des [[Mensch]]en und der [[Engel]].]]
 
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"Da müssen wir sagen: dieser Engel hat physischen Leib, l, Ätherleib, 2, und Astralleib, 3, entwickelt, so daß diese in gewisser Beziehung ein Ganzes geben. Aber nun müssen wir das Ich, 4, davon getrennt zeichnen, Manas, 5, Buddhi, 6, und Atma, 7. Wenn Sie sich die Natur eines Engels klarmachen wollen, so müssen Sie sich denken, daß die höheren Glieder, die er hat und zu denen er sich ja entwickeln kann — in Wirklichkeit hat er ja erst das Manas vollständig ausgebildet, die anderen zwei wird er erst später entwickeln -, daß diese höheren Glieder sozusagen in einer geistigen Welt über demjenigen schweben, was von ihm im Physischen vorhanden ist. Wenn man also die Natur eines Engels studieren wollte, so würde man sich sagen müssen: Der Engel hat nicht ein solches auf der Erde in einem Körper unmittelbar herumwandelndes Ich wie der Mensch. Er entwickelt auch nicht sein Manas auf der jetzigen Stufe seiner Entwickelung auf der Erde. Daher schaut auch das, was von ihm auf der Erde ist, gar nicht so aus, als wenn es zu einem geistigen Wesen gehören würde. Wenn Sie einem Menschen begegnen, so sehen Sie ihm an: der hat seine Prinzipien in sich, der hat daher alles organisch gegliedert. Wenn Sie einen Engel aufsuchen wollen, dann müssen Sie berücksichtigen, daß sein Physisches hier unten nur etwas ist wie ein Spiegelbild seiner geistigen Prinzipien, die auch nur im Geistigen zu schauen sind. Im fließenden und rieselnden Wasser, in dem sich in Dunst auflösenden Wasser, ferner in den Winden der Luft und in den durch die Luft zuckenden Blitzen und dergleichen, da haben Sie den physischen Körper der Engelwesen zu suchen. Und die Schwierigkeit besteht zunächst für den Menschen darin, daß er glaubt, ein Körper müsse ringsherum bestimmt begrenzt sein. Dem Menschen wird es schwer, sich zu sagen: Ich stehe vor einem aufsteigenden oder herabfallenden Nebel, ich stehe vor einer sich zerstäubenden Quelle, ich stehe im dahinbrausenden Wind, ich sehe den Blitz aus den Wolken schießen und weiß, daß das die Offenbarungen der Engel sind; und ich habe zu sehen hinter diesem physischen Leib, der eben nicht so begrenzt ist wie der menschliche, ein Geistiges.
 
Der Mensch soll alle seine Prinzipien in sich abgeschlossen entwickeln; damit hängt es zusammen, daß er sich nicht vorstellen kann, daß ein physischer Leib verschwimmend, verschwebend sein kann, daß er gar nicht einmal richtig abgeteilt zu sein braucht. Sie müssen sich durchaus denken, daß achtzig Engel zusammengehören, die in einer einzigen Partie dieser oder jener Wasserfläche den dichtesten Teil ihres physischen Leibes haben. Es braucht auch gar nicht dieser physische Leib der Engel so aufgefaßt zu werden, daß er überhaupt begrenzt sein müßte, es kann hier ein Stück Wasser dazu gehören, weit weg ein anderes Stück. Kurz, wir sehen, daß wir uns alles, was uns umgibt als Wasser, Luft und Feuer der Erde, daß wir uns das vorzustellen haben als in sich enthaltend die Körper der nächsten über dem Menschen stehenden Hierarchie. Und es muß mit hellseherischem Blick hineingeschaut werden in die astralische Welt, um das Engel-Ich und Engel-Manas zu erblicken — das schaut uns aus der höheren Welt an. Und das Gebiet in dem Sonnensystem, wo wir zu forschen haben, wenn wir nach den Engelwesen suchen, das geht bis zu der Marke des Mondes. Bei diesen Engeln ist die Sache nur noch verhältnismäßig einfach, denn da liegt sie so, daß wenn wir zum Beispiel da unten den physischen Leib eines Engels in einer Wassermasse oder dergleichen haben und wir hellseherisch dieses Wassergebiet oder einen Wind betrachten, daß wir darin einen Ätherleib und einen astralischen Leib finden. Daher sind diese drei Dinge auch hier zusammengezeichnet worden. Natürlich ist das, was im Wind dahinsaust, was im Wasser dahinfließt oder zerstiebt, nicht nur das materielle Abbild, das der grobe Verstand sieht, es lebt eben in der mannigfaltigsten Weise in Wasser, Luft und Feuer Ätherisches und Astralisches der Engel, der nächsten Hierarchie über dem Menschen. Wollen Sie dafür die geistig-seelische Wesenheit dieser Engel suchen, dann müssen Sie im astralischen Gebiet suchen, dann müssen Sie dort hinein hellseherisch schauen. {{Lit| GA 110, S 111ff}}
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==Literatur==
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', [[GA 102]] (1984), Achter Vortrag, Berlin, 20. April 1908, S 138 ff., ISBN 3-7274-1020-5
#J. P. Migne: ''Patrologiae cursus completus, series Latina'', Bde. 141, 189-278 (Briefe, Reden, Traktate, liturg. Stücke), Paris 1878-1890
#Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1981), Düsseldorf, 16. April 1909, abends
#Karl Heyer: ''Das Wunder von Chartres'', 4. Auflage, Orient-Occident Verlag, Stuttgart 1982, S 55 - 64
 
#René Querido: ''Vision und Morgenruf in Chartres'', Novalis Verlag, Schaffhausen 1989, S 33 - 42
{{Vorlage:GA}}
#Frank Teichmann: ''Der Mensch und sein Tempel, Bd. 4: Chartres - Schule und Kathedrale'', Urachhaus Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3878386889
 
==Weblinks==
#[http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_110.htm GA 110: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt] - Der gesamte Vortragszyklus online.


=== Weblinks ===
* [http://www.fulbert-chartres.org 1000 Jahr Bischof Fulbert]
* [http://www.oratorium-stellamaris.com Stella Maris - Marienoratorium]


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien]] [[Kategorie:Engel]]
[[Kategorie:Schule von Chartres]] [[Kategorie:Bischof]] [[Kategorie:Heiliger]] [[Kategorie:Mann]]

Version vom 5. November 2018, 08:47 Uhr

Notre-Dame de Chartres (Westfassade) in ihrer heutigen Gestalt

Fulbertus von Chartres (* um 950 in Italien oder Frankreich, vermutlich in Aquitanien oder in der Diözese Laudun (= Laon), † 10.4. 1028 in Chartres) war in Reims Schüler des Gerbert von Aurillac und begründete um 990 die Schule von Chartres. Er war nicht nur Lehrer, sondern auch Baumeister und legte den Grundstein für die erste Kathedrale aus Stein in Chartres. 1003 wurde Fulbertus Kanzler der Kirche von Chartres, Schatzbewahrer der St. Hilariuskirche in Poitiers und 1006 wahrscheinlich auf Betreiben König Roberts, seines früheren Mitschülers, Bischof von Chartres. Fulbertus starb 1028, noch ehe die erste Kathedrale aus Stein vollendet war. Fulbertus war einer der einflußreichsten Theologen des 11. Jahrhunderts. Seine Schüler waren u. a. Berengar von Tours und Adelmann von Lüttich.

Fulbertus wirkte ganz im platonischen Sinn und galt seinen Schülern geradezu als der "verehrenswürdige Sokrates". Mit Fulbertus "Akademie" begann das goldene Zeitalter der Schulen von Chartres. In seiner Amtszeit wurde die Kathedralschule zu einem führenden geistigen Zentrum nördlich der Alpen, dessen Blütezeit 200 Jahre währte, um schließlich um 1250 von der aristotelisch geprägten Scholastik abgelöst zu werden.

Als Fulbert in Chartres einlangte, stand nur eine verwitterte, der Jungfrau Maria geweihte Holzkirche auf dem Hügel. Fulbertus verstand es, die Menschen zur Bauarbeit hierher zu ziehen und die entsprechenden finanziellen Mittel aufzutreiben – etwa von König Knut von Dänemark. Bald wurde eine erste hölzerne Kathedrale errichtet, die aber schon nach drei oder vier Jahren vom Blitz getroffen wurde und in Flammen aufging. Und so begann Fulbertus von neuem Mittel zu sammeln – diesmal für eine Kathedrale aus Kalksteinblöcken. Der Bau der romanischen Kathedrale, die heute noch als Unterkirche erhalten ist, begann im Jahre 1020). Im Laufe von 350 Jahren sollte dreizehnmal das Feuer in Chartres wüten, doch immer wieder erstand die Kathedrale wie der Phönix aus der Asche.

Fulbertus zeichnete sich vor allem auch durch seine tief innige Verehrung der Heiligen Jungfrau aus. Er erklärte ihren Namen als »maris stella«, Stern des Meeres: so wie der Polarstern die Seeleute sicher durch die stürmische See leitet, so führt der Geistesstern der Maria den Menschen auf seiner Entwicklungsbahn. In seinem berühmten Marien-Sermon erzählt er auch die Legende von Theophilus, der sich dem Teufel verschrieben hat und nur dadurch gerettet werden kann, dass er sich in inbrünstiger Reue an die Jungfrau Maria wendet – "das Ewig-Weibliche zieht uns hinan". Das Faustmotiv wird hier ähnlich wie bei Goethe erlebt. Es geht also um die Verwandlung des Astralleibs zum wieder jungfräulich reinen Geistselbst. Nur in der jungfräulich reinen Seele kann das Geisteslicht geboren werden.

Die Umbildung der Seele kann beginnen, wenn die dafür nötigen Bildekräfte frei geworden sind. Daher fängt das Schulalter mit etwa 7 Jahren an, weil nun die grundlegende Bildung des physischen Körpers abgeschlossen ist und ätherische Bildekräfte frei werden, um nun formend in der Seele wirken. Alle Bildung, die die menschliche Seele zur Weisheit führt, beruht letztlich darauf, dass die Ätherkräfte formend die Seele ergreifen. Dafür ist eine geordnete Siebenzahl von Ätherkräften nötig, die in der Schule von Chartres durch die Pflege der Sieben Freien Künste entfaltet wurden.

Jubiläum 1006 - 2006

Die Französische Regierung ehrte Fulbertus im Jahre 2006 mit der Jubiläumsfeier „Célébration nationale du Millénaire de Fulbert, Chartres 1006-2006“ aus, deren Höhepunkt am 8. September 2006 die Einweihung der renovierten Fulbert-Unterkirche und die anschließende Uraufführung des Marienoratoriums Stella Maris von Helge Burggrabe unter der Schirmherrschaft der Botschafter Frankreichs und Deutschlands war.

Siehe auch

Literatur

  1. J. P. Migne: Patrologiae cursus completus, series Latina, Bde. 141, 189-278 (Briefe, Reden, Traktate, liturg. Stücke), Paris 1878-1890
  2. Karl Heyer: Das Wunder von Chartres, 4. Auflage, Orient-Occident Verlag, Stuttgart 1982, S 55 - 64
  3. René Querido: Vision und Morgenruf in Chartres, Novalis Verlag, Schaffhausen 1989, S 33 - 42
  4. Frank Teichmann: Der Mensch und sein Tempel, Bd. 4: Chartres - Schule und Kathedrale, Urachhaus Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3878386889

Weblinks