Helmut Zander und Prosagedicht: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Prosagedicht''' ist ein [[Gedicht]] in [[Prosa]], also ohne für Lyrik konstitutive Formelemente wie [[Vers]]e oder [[Reim]]e. Seine Blüte erlebte es im Frankreich des [[19. Jahrhundert|19.]] und [[20. Jahrhundert]]s.
'''Helmut Zander''' (* [[Wikipedia:13. Juli|13. Juli]] [[Wikipedia:1957|1957]] in [[Wikipedia:Oberaußem|Oberaußem]]) ist ein deutscher [[Historiker]] und katholischer [[Theologe]]. Er wurde vor allem bekannt durch seine in wissenschaftlicher Form gehaltene [[Anthroposophie-Kritik]].  


Zander studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Theologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte gesellschaftlicher Pluralisierung sowie die Kultur- und Sozialgeschichte der Religion. Mit einer kritischen, 2007 auch als Buch veröffentlichten Arbeit über die Geschichte der [[Anthroposophie]] und [[Theosophie]] in [[Deutschland]] habitilierte er sich 2002 an der [[Wikipedia:Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Universität zu Berlin]] und lehrte dort als [[Wikipedia:Privatdozent|Privatdozent]] für Neuere und Neueste Geschichte und ist Fellow am Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung an der [[Wikipedia:Ruhr-Universität Bochum|Ruhr-Universität Bochum]]<ref>[http://ikgf.vm.ruhr-uni-bochum.de/?id=215&member=510&action=single&L=10 Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung: Mitglieder]</ref>. Seit 2011 lehrt er als Professor für vergleichende Religionsgeschichte an der Theologischen Fakultät der [[Wikipedia:Universität Freiburg (Schweiz)|Universität Freiburg / Université de Fribourg]].<ref>[http://www.unifr.ch/news/de/7258/ Medienmitteilung zur Berufung nach Fribourg]</ref>
Als erstes Prosagedicht gilt ''[[Gaspard de la nuit]]'' ([[1842]]) von [[Aloysius Bertrand]]. Bekannter wurden die daraufhin entstandenen ''Petits poèmes en prose'' (auch ''Spleen de Paris'') von [[Charles Baudelaire]], in denen der Verfasser sich bewusst um eine prosaische Sprache bemühte. [[Isidore Ducasse]] (Pseudonym [[Comte de Lautréamont]]) verfasste die ''[[Les Chants de Maldoror|Chants de Maldoror]]'', die [[1869]] zum ersten Mal erschienen und im 20. Jahrhundert zu einer Quelle der Inspiration für die [[Surrealismus|Surrealisten]] wurden.


Zanders [[Anthroposophie-Kritik]] ist durch eine sehr einseitige [[Außenperspektive]] geprägt und die Wahrung der dabei gebotenen Neutralität ist sehr umstritten. Da er selten dem gebotenen textanalytischen [[Prinzip der wohlwollenden Interpretation]] folgt, trifft er häufig nur eine Karikatur der von ihm bemängelten Aussagen und stellt damit seine Kritik auf schwache Beine. So konnten ihm zahlreiche Fehler in seiner Habilitationsschrift nachgewiesen werden.<ref>Vgl. Lorenzo Ravagli: ''Zanders Erzählungen: Eine kritische Analyse des Werkes »Anthroposophie in Deutschland«'', Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009 und Karen Swassjan: ''Aufgearbeitete Anthroposophie. Bilanz einer Geisterfahrt'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 2007 sowie Holger Niederhausen: ''Unwahrheit und Wissenschaft. Helmut Zander und Rudolf Steiner'', Occident-Vlg., Baarle Nassau 2013</ref>
Einen starken Anteil an der Entstehung des Genres hatten vermutlich Überlegungen zu der Praxis und den Ergebnissen von Gedicht-Übersetzungen in Prosaversionen.


Es gibt eine theologische Abhandlung Zanders über „[[Seelenwanderung]]“, die begreiflich macht, dass er die [[Anthroposophie]], die von einer [[Reinkarnation]] des Geistes, nicht aber der Seele spricht, nicht verstehen kann. Sicherlich ist dies auch eine der Folgen des Konzils von [[869]], worauf [[Rudolf Steiner]] seinerzeit mehrfach hinwies (vgl. ''Der Kampf um das Menschenbild. Das achte ökumenische [[Konzil von 869]] und seine Folgen''. Hrsg. von Heinz Herbert Schöffler, Vlg. am Goetheanum 1986).
[[Detlev von Liliencron]], mit Baudelaires Werk gut vertraut, veröffentlichte in ''Adjutantenritte und andere Gedichte'' [[1883]] die ersten Prosagedichte in deutscher Sprache.  


Zander bewegt sich in seinen Beiträgen weit abseits der seriösen Esoterikforschung, und es ist wohl kein Zufall, dass er im Alter von 55 Jahren erstmals eine Professur erlangt hat, und zwar im Bereich der katholischen Theologie.  
Man darf allerdings die herkömmliche Version des Ursprungs des Prosagedichts nicht kritiklos hinnehmen. Die deutsche Romantik hat eigentlich in dieser hybriden Gattung seit der Romantik vorgearbeitet: [[Wikipedia:Hölderlin|Hölderlin]]s 'Hyperion' und [[Novalis]]' 'Hymnen an die Nacht' sind als Modelle für die spätere Entwicklung in der sog. 'Neuromantik' anzusehen. [[Wikipedia:Nietzsche|Nietzsche]]s 'Also sprach Zarathustra' weist zeitgleich zu Lilienkron frühe Versuche in dieser Gattung auf. Noch früher dichtet [[Heinrich Heine]] in seinen einflussreichen 'Reisebildern' (Die Nordsee, Ideen.Das Buch Le Grand) einzelne Kapitel als Prosagedichte. Weiterhin dürfen wir bei [[Adalbert Stifter]] (Der Nachsommer) wiederholt Passagen von erhöhter dichterischer Qualität als Prosagedichte auffassen. Die Namen [[Stefan George]], [[Rainer Maria Rilke]] und [[Hugo von Hofmannsthal]] dürfen bei keiner Aussage über diese Form fehlen.


== Schriften ==
Unter den zeitgenössischen deutschen Lyrikern ragen als Gattungsvertreter (des Prosagedichts) [[Hans Magnus Enzensberger]], [[Erich Fried]] und [[Günter Bruno Fuchs]] hervor.
* ''Die Christen und die [[Wikipedia:Friedensbewegung|Friedensbewegung]]en in beiden deutschen Staaten. Beiträge zu einem Vergleich für die Jahre 1978–1987''. In: ''Beiträge zur politischen Wissenschaft'', Band 54. Duncker & Humblot, Berlin 1989, ISBN 3-428-06641-3. (= Diss. Bonn 1987: ''Zur Rolle der Christen in den Friedensbewegungen der beiden deutschen Staaten'')
* ''[[Reinkarnation]] und Christentum. [[Rudolf Steiner]]s Theorie der Wiederverkörperung im Dialog mit der Theologie''. Schöningh, Paderborn 1995, ISBN 3-506-79769-7.
* ''Geschichte der Seelenwanderung in Europa. Alternative religiöse Traditionen von der [[Antike]] bis heute''. Primus, Darmstadt 1999, ISBN 3-89678-140-5.
* ''[[Anthroposophie]] in Deutschland. [[Theosophie|Theosophische]] Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945''. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-55452-4. (Habilitationschrift).
* ''Rudolf Steiner. Die Biographie''. Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-05448-5. <ref>Siehe dazu: [http://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/Rudolf_Steiner:_Universalgenie_Universal-Dilettant.html?cid=29681316 ''Rudolf Steiner: Universalgenie? Universal-Dilettant?''], Interview mit Helmut Zander auf [[Wikipedia:Swissinfo|swissinfo.ch]]</ref>


== Weblinks ==
Auch [[Rudolf Steiner]] verfasste viele seiner [[Wahrspruchworte]] und [[Seelenübungen]] in der lyrischen Form des Prosagedichts.
* {{DNB-Portal|121597237}}
* [http://www.videoportal.sf.tv/video?id=cd417eb3-78a9-40c3-9342-21bde5e7a471 ''Mysterium Anthroposophie''], Gespräch von [[Wikipedia:Norbert Bischofberger|Norbert Bischofberger]] mit Helmut Zander, [[Wikipedia:Sternstunde Philosophie|Sternstunde Philosophie]] vom 15. Februar 2009 (Video, ca. eine Stunde)
* [http://www.zander-zitiert.de/ Kritische Website zu Helmut Zander], von [[Wolfgang Schad]] ([[Wikipedia:Verantwortlich im Sinne des Presserechts|V.i.S.d.P.]]) bzw. [[Lorenzo Ravagli]]/Agentur für angewandte Anthroposophie (Redaktion)
* [http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/02/Helmut_Zander.pdf «Ich halte objektive Erkenntnis für eine Utopie»] - Helmut Zanders voluminöses Vorbeigehen am methodischen Kern der Anthroposophie R. Steiners – ihrer Wissenschaftlichkeit ([[Thomas Meyer]])
* [http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/02/Zander_anthroposophischen_Medizin.pdf Helmut Zander und seine Geschichte der anthroposophischen Medizin] - Peter Selg
* [http://www.geistesschulung.de/anthro/zander1.htm Materialiensammlung zu Helmut Zander:  Anthroposophie in  Deutschland]


== Einzelnachweise ==
Als ein anthroposophischer Verfechter des Prosagedichts ist [[Michael Heinen-Anders]] anzusehen.
<references />


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== Literatur ==
 
* Erich Fried: ''Gedichte. Ausgewählt und herausgegeben von Klaus Wagenbach. Mit einem Nachwort des Herausgebers'', dtv, 14. Auflage München 2009
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* Hans Magnus Enzensberger: ''Gedichte 1950 - 2005'', Suhrkamp Vlg., Frankfurt a. M. 2006
[[Kategorie:Anthroposophie-Kritik]]
* Günter Bruno Fuchs: ''Nach der Haussuchung. Gedichte und Grafiken'', Vlg. Eremiten-Presse, Düsseldorf 1978
[[Kategorie:Historiker]]
* Michael Heinen-Anders: ''DAS LITERARISCHE GESAMTWERK 1969 - 2017'', BOD, Norderstedt 2017 (Ebendort: ''Nachwort'')
[[Kategorie:Katholischer Theologe]]
* Rudolf Steiner: ''Meditationen und Dichtungen'', Edition Rudolf Steiner, Rudolf Steiner Vlg., Dornach 1996
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1957]]
[[Kategorie:Prosa]]
[[Kategorie:Mann]]


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Aktuelle Version vom 13. Juni 2018, 14:57 Uhr

Ein Prosagedicht ist ein Gedicht in Prosa, also ohne für Lyrik konstitutive Formelemente wie Verse oder Reime. Seine Blüte erlebte es im Frankreich des 19. und 20. Jahrhunderts.

Als erstes Prosagedicht gilt Gaspard de la nuit (1842) von Aloysius Bertrand. Bekannter wurden die daraufhin entstandenen Petits poèmes en prose (auch Spleen de Paris) von Charles Baudelaire, in denen der Verfasser sich bewusst um eine prosaische Sprache bemühte. Isidore Ducasse (Pseudonym Comte de Lautréamont) verfasste die Chants de Maldoror, die 1869 zum ersten Mal erschienen und im 20. Jahrhundert zu einer Quelle der Inspiration für die Surrealisten wurden.

Einen starken Anteil an der Entstehung des Genres hatten vermutlich Überlegungen zu der Praxis und den Ergebnissen von Gedicht-Übersetzungen in Prosaversionen.

Detlev von Liliencron, mit Baudelaires Werk gut vertraut, veröffentlichte in Adjutantenritte und andere Gedichte 1883 die ersten Prosagedichte in deutscher Sprache.

Man darf allerdings die herkömmliche Version des Ursprungs des Prosagedichts nicht kritiklos hinnehmen. Die deutsche Romantik hat eigentlich in dieser hybriden Gattung seit der Romantik vorgearbeitet: Hölderlins 'Hyperion' und Novalis' 'Hymnen an die Nacht' sind als Modelle für die spätere Entwicklung in der sog. 'Neuromantik' anzusehen. Nietzsches 'Also sprach Zarathustra' weist zeitgleich zu Lilienkron frühe Versuche in dieser Gattung auf. Noch früher dichtet Heinrich Heine in seinen einflussreichen 'Reisebildern' (Die Nordsee, Ideen.Das Buch Le Grand) einzelne Kapitel als Prosagedichte. Weiterhin dürfen wir bei Adalbert Stifter (Der Nachsommer) wiederholt Passagen von erhöhter dichterischer Qualität als Prosagedichte auffassen. Die Namen Stefan George, Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal dürfen bei keiner Aussage über diese Form fehlen.

Unter den zeitgenössischen deutschen Lyrikern ragen als Gattungsvertreter (des Prosagedichts) Hans Magnus Enzensberger, Erich Fried und Günter Bruno Fuchs hervor.

Auch Rudolf Steiner verfasste viele seiner Wahrspruchworte und Seelenübungen in der lyrischen Form des Prosagedichts.

Als ein anthroposophischer Verfechter des Prosagedichts ist Michael Heinen-Anders anzusehen.

Literatur

  • Erich Fried: Gedichte. Ausgewählt und herausgegeben von Klaus Wagenbach. Mit einem Nachwort des Herausgebers, dtv, 14. Auflage München 2009
  • Hans Magnus Enzensberger: Gedichte 1950 - 2005, Suhrkamp Vlg., Frankfurt a. M. 2006
  • Günter Bruno Fuchs: Nach der Haussuchung. Gedichte und Grafiken, Vlg. Eremiten-Presse, Düsseldorf 1978
  • Michael Heinen-Anders: DAS LITERARISCHE GESAMTWERK 1969 - 2017, BOD, Norderstedt 2017 (Ebendort: Nachwort)
  • Rudolf Steiner: Meditationen und Dichtungen, Edition Rudolf Steiner, Rudolf Steiner Vlg., Dornach 1996


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