Kaspar Hauser und Kruzifix: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Hauser Kreul.jpg|miniatur|Kaspar Hauser, Pastell von J. F. C. Kreul, ca. 1830. Zu erkennen sind Hausers Narben auf der Stirn und an der rechten Schläfe, die von der 1829 erlittenen Schnittwunde bzw. dem „Pistolenunfall“ von 1830 stammten.]]
"Damit war ein Bruch gekommen in die ganze Anschauung der christlichen Welt; denn dieses Bild, welches fortan durch die Jahrhunderte
gegangen ist - der am Kreuz hängende, schmerzdurchtränkte Christus -,
das ist der Christus, welcher nicht mehr in seiner geistigen Wesenheit
aufgefaßt werden kann, sondern allein in seiner leiblich-körperhaften
Wesenheit. Und je mehr die Schmerzensmerkmale dem menschlichen
Leibe aufgeprägt wurden, je mehr es die Kunst in ihrer großen
kommenheit zu verschiedenen Epochen zustande gebracht hat, dem am
Kreuze hängenden Erlöser die Schmerzensmerkmale aufzudrücken, um
so mehr wurden die Keime materialistisch-christlichen Empfindens gelegt. Der Kruzifixus ist der Ausdruck für den Übergang zum christlichen Materialismus. Dem widerspricht nicht, daß in einer großen, gewaltigen Weise gerade das, was als Schmerz des Erlösers durch die
Kunst verkörpert worden ist, in seiner vollen Tiefe und Bedeutung
anerkannt werde. Trotzdem bleibt es wahr, daß mit diesem Bilde des
Erlösers, der am Kreuze unter Schmerzen vergeht, von einer eigentlich
geistigen Auffassung des Christentums der Abschied genommen worden ist." (Lit.: [[GA 203]], S. 280f).


'''Kaspar Hauser''' (* [[Wikipedia:29. September|29. September]] [[Wikipedia:1812|1812]]; † [[Wikipedia:17. Dezember|17. Dezember]] [[Wikipedia:1833|1833]] in [[Wikipedia:Ansbach|Ansbach]]) wurde in der [[Wikipedia:Biedermeier|Biedermeierzeit]] als „rätselhafter Findling“ bekannt.
"Geistige Erkenntnis muß an dem Auferstehungsgedanken den ersten
 
großen Halt finden, muß auch im Menschen anerkennen das Unberührtsein des Geistig-Ewigen von dem, was leiblich-physisch ist, muß sehen
Hauser tauchte am 26. Mai 1828 in [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]] als etwa 16-jähriger, geistig anscheinend zurückgebliebener und wenig redender Jugendlicher auf. Durch seine späteren Aussagen, dass er, solange er denken könne, bei Wasser und Brot immer ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden sei, erregte er internationales Aufsehen. Bei buchstäblichem Verständnis sind Hausers Angaben mit den Kenntnissen der modernen Medizin nur schwer zu vereinbaren.
in dem paulinischen Wort: «Und ist der Christus nicht auferstanden,
 
so ist euer Glaube tot» eine Bekräftigung - die in der neueren Zeit nur
Ein zeitgenössisches Gerücht kolportierte, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von [[Wikipedia:Großherzogtum Baden|Baden]], den man gegen einen sterbenden Säugling getauscht und beiseite geschafft habe, um einer [[Wikipedia:Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden#Regenten der Markgrafschaft Baden-Durlach („ernestinische Linie“)|Nebenlinie]] des [[Wikipedia:Haus Baden|badischen Fürstenhauses]] die Thronfolge zu ermöglichen. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur ist diese „Prinzenlegende“ auf Grund später publizierter Dokumente und Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen umstritten. Eine wegen zahlreichen Vorwegannahmen, sehr zweifelhafte, wissenschaftlich publizierte [[Wikipedia:DNA-Analyse|Genanalyse]] aus dem Jahr 1996 zeigte, dass eine Hauser zugeschriebene Blutprobe nicht vom badischen Erbprinzen stammen soll<ref>Weichhold GM, Bark JE, Korte W, Eisenmenger W, Sullivan KM: ''DNA analysis in the case of Kaspar Hauser.'' In: ''International Journal of Legal Medicine.'' vol.111, 1998, S.287-291. Link zum Institutstext ''Analyse mitochondrialer DNA im Fall Kaspar Hauser [http://www.rechtsmedizin.med.uni-muenchen.de/aktuelles/archiv/archiv_news/archiv_news_1998/1998_02_18_kaspar/index.html]</ref>. Eine weitere Genanalyse aus dem Jahr 2002 erbrachte den Gegenbeweis<ref>Bernd Brinkmann: Neuester Stand der Forschung der Gerichtsmedizin und Pathologie der Universität Münster. Vorwort zu: Anselm von Feuerbach: Kaspar Hauser. Reprint-Verlag, Leipzig 2006.</ref>.
auf andere, bewußtere Weise errungen werden muß -, eine Bekräftigung
 
dessen, was im Grunde genommen die eigentliche Wesenheit des Christus
==Leben==
ausmacht.
[[Datei:kaspar hauser.jpg|miniatur|hochkant|Der junge Kaspar Hauser, getuschte Federzeichnung von Johann Georg Laminit (1775–1848)]]
In dieser Art müssen wir uns heute wiederum an den Ostergedanken
===Die Geschichte des Kaspar Hausers===
erinnern. In dieser Art muß uns die Zeit, in der wir uns an den Ostergedanken erinnern können, wiederum ein innerliches Fest werden, ein
''Kaspar Hauser'' war ein Findelkind, das im Mai 1828 zum ersten Mal in Nürnberg auftauchte. Zu diesem Zeitpunkt war HAUSER ca. 16 Jahre alt.
Fest, an dem wir für uns selber den Sieg des Geistes über die Leiblichkeit
 
feiern. Uns muß, weil wir ja nicht unhistorisch sein dürfen, vor Augen
Das Findelkind wird noch im Mai vom Magistrat verhört. Er kann kaum gehen, kaum sprechen, sagt nur: "Ä sechtene möcht ih wähn, wie mei Vottä wähn is" (bedeutet etwa: Ich möchte ein solcher werden, wie mein Vater es war), "Woas nit," "Hoam weissä".
stehen der schmerzgeplagte Jesus am Kreuze, der Schmerzensmann;
 
uns muß aber über dem Kreuze erscheinen der Triumphator, der unberührt bleibt sowohl von der Geburt wie vom Tode, und der allein unseren Blick hinaufwenden kann zu den ewigen Gefilden des geistigen Lebens. Erst dadurch werden wir uns der wahren Wesenheit des Christus wiederum nähern." (Lit.: [[GA 203]], S. 284).
Als man ihm Papier und Feder gibt, schreibt er den Namen "KASPAR HAUSER" auf das Stück Papier. Der Magistrat sperrt den Jungen zunächst in einen Gefängnisturm. Hier kümmerte sich ein Wärter um den Jungen. Da er selbst Kinder hatte, erkannte er, dass der Junge sich trotz seiner körperlichen Entwicklung geistig auf der Stufe eines Kleinkindes befand. Der Wärter nahm ''Kaspar Hauser'' auch mit nach Hause zu seiner Familie. Kaspar lernte hier auf einem Stuhl zu sitzen, seine Hände zu gebrauchen und neue Wörter zu sprechen.
 
===Kaspar Hauser – Ausstellungsgegenstand===
Die Nachricht über "den Wilden, der in einem Loch gefangen gehalten worden war" verbreitete sich rasend schnell im ganzen Land und über die Landesgrenzen hinweg. Von überall kommen die Leute, ob reich oder arm, ihn im Turmzimmer zu begaffen. Sie wollen sein außergewöhnliches Gedächtnis prüfen, ihn anschauen, ihn zum Sprechen bewegen. Kaspar malte mit Leidenschaft und klebte seine Bilder mit seinem Speichel an die Wände seines Turmzimmers. Das erfreute die Besucher natürlich sehr.
 
An seinem Verhalten wurde bald klar, dass der ganze Rummel um seine Person zu viel für den Jungen war. Es kam zu physischen Reaktionen wie Gesichtszuckungen, Zittern, Schweißausbrüchen, Epilepsie ähnlichen Anfällen und Fieber. Einen dieser Anfälle erlebte der Präsident des Obersten Gerichtshofs [[Anselm von Feuerbach]] mit. Er kannte die Geschichte von ''Kaspar Hauser'' inzwischen gut und sah nun, wie der Junge unter all den Besuchern litt. Er setzte sich sofort für ein Besuchsverbot ein, das vom Magistrat auch bewilligt wurde.
 
===Ausbildung bei Daumer===
Kaspar siedelte dann am 18. Juli 1828 in das Haus des Nürnberger Gymnasialprofessor [[Georg Friedrich Daumer]] über und lebte dort einige Zeit. Daumer lehrte ihn lesen, schreiben, rechnen und reiten. Dabei gehen langsam seine nachtseherischen und telepathischen Fähigkeiten verloren. Kaspar fühlte sich dort sehr wohl und lernte gut. Daumer ist über Kaspars Fähigkeiten erstaunt und führte einige Tests und Untersuchungen mit ihm durch, die er natürlich auch seinen Kollegen zeigen wollte. Daher lud er diese in sein Haus ein. Kaspar musste dann jeweils einige Tests über sich ergehen lassen.
 
===Attentate und Umzüge===
Im Oktober (17.10.1829) wird ein erstes Attentat auf Hauser verübt und er wird dabei schwer verletzt. Von da an bewachen zwei Polizeibeamte ihn rund um die Uhr. Im Januar 1830 zog Kaspar dann in das Haus des Magistrates Biberbach um. Die Frau des Magistrates beaufsichtigte ihn und sie war wohl auch der Grund, dass sich Kaspar nicht so wohlfühlte wie im Hause Daumers.
 
Nach einem Unfall mit einer Waffe, die Kaspar zu seiner Verteidigung erhalten hatte, übersiedelte er in das Haus seines Vormundes [[Wikipedia:Gottlieb Freiherr von Tucher|Gottlieb Freiherr von Tucher]].
 
Im Mai 1832 lernt [[Lord Stanhope]] Kaspar kennen. Sie freunden sich an und [[Lord Stanhope]] will ihn mit auf sein Schloss in England nehmen. Er wird im November neuer Vormund von Kaspar. Am selben Tag (29. November 1832) zieht ''Kaspar Hauser'' von Nürnberg nach [[Wikipedia:Ansbach|Ansbach]]. Er wohnt erst bei [[Anselm von Feuerbach]] und später bei seinem neuen Lehrer [[Wikipedia:Johann Georg Mayer|Johann Georg Mayer]]. Von dem zwielichtigen Lord hört Kaspar nichts mehr.
 
Mayer unterrichtet Kaspar und mithilfe Feuerbachs beginnt er eine Ausbildung als Gerichtsschreiber.
 
Ein zweites Attentat, das am 14.12.1833 im Ansbacher Hofgarten auf ''Kaspar Hauser'' verübt wird, übersteht er nicht. Er erliegt den Stichverletzungen. Im "Nürnberger Korrespondenten" erscheint folgende Todesanzeige:
" ...Kaspar Hauser, mein geliebter Kurand, ist nicht mehr. Er starb zu Ansbach, gestern nacht um 10 Uhr an den Folgen der am 14. ds. Mts. durch einen Mäuchelmörder erlittenen Verletzungen. Ihm, dem Opfer greulvoller elterlicher Unnatur, sind nun die Rätsel gelöst, an welche die Vorsehung sein trauriges Dasein geknüpft hatte. Im ewigen Frühling jenseits wird der gerechte Gott ihm die gemordeten Freuden der Kindheit, die untergrabene Jugend und die Vernichtung für ein Leben, das ihn erst seit 5 Jahren zum Bewußtsein des Menschen erhoben hatte, reich vergelten. Friede seiner Asche!
Nürnberg, am 18.Dezember 1833 Binder, 1.Bürgermeister..."<ref>http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Kaspar_Hauser.htm</ref>
 
Auf dem Ansbacher Stadtfriedhof befindet sich ein Grabstein mit folgender Aufschrift: "Hic iacet Casparus Hauser. Aenigma sui temporis. Ignota natavitas. Oculta mors." - "Hier ruht KASPAR HAUSER – Ein Rätsel seiner Zeit, unbekannt die Herkunft, mysteriös der Tod."<ref>http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Kaspar_Hauser.htm</ref>
 
Wer sich aus [[anthroposophisch]]er Sicht mit dem Fall befassen möchte, der kommt an den bahnbrechenden Studien von [[Peter Tradowsky]] nicht vorbei.
 
Demnach handelt es sich bei ''Kaspar Hauser'' - trotz der 1996 mit großem publizistischem Aufwand platzierten [[Wikipedia:Genanalyse|Genanalyse]] - eindeutig um den badischen Erbprinzen.
 
== Rudolf Steiner über Kaspar Hauser ==
 
{{GZ|Der nicht hoch genug zu schätzende Professor ''Daumer'' hat
diesen Fall gut beobachtet an jenem für viele so rätselhaften Menschen,
der einmal auf geheimnisvolle Weise in diese Stadt hier
hereinversetzt worden ist, und der auf ebenso geheimnisvolle Weise
in Ansbach den Tod gefunden hat; derselbe, von dem ein Schriftsteller
sagt, um das Geheimnisvolle seines Lebens anzudeuten, daß,
als man ihn hinausgetragen hat, ein Tag war, wo an der einen Seite
am Rande des Himmels die Sonne unterging und auf der entgegengesetzten
Seite der Mond aufstieg. Sie wissen, daß ich von Kaspar
Hauser rede. Wenn Sie absehen von allem Pro und Kontra, das in
bezug auf diesen Fall geltend gemacht worden ist, wenn Sie nur
auf das sehen, was unter allen Umständen belegt ist, so werden Sie
wissen, daß dieser Findling, der einfach einmal da war auf der
Straße, der, weil man nicht wußte, woher er gekommen war, das
Kind Europas genannt worden ist, daß er nicht lesen, nicht rechnen
konnte, als man ihn fand. Er hatte in einem Alter von zwanzig
Jahren nichts von dem, was durch den Intellekt erworben wird,
aber merkwürdigerweise hatte er ein wunderbares Gedächtnis. Als
man anfing ihn zu unterrichten, als die Logik in seine Seele trat,
schwand das Gedächtnis. Dieser Übergang im Bewußtsein war auch
noch mit etwas anderem verbunden. Eine unbegreifliche, geradezu
eingeborene Wahrhaftigkeit war ursprünglich in ihm, und gerade
an dieser Wahrhaftigkeit wurde er immer mehr und mehr irre. Je
mehr er an der Intellektualität naschen durfte, desto mehr schwand
sie dahin.
 
Wir könnten manches studieren, wenn wir in diese Seele uns
vertieften, die künstlich zurückgehalten worden war. Und gar nicht
so unbegründet ist für denjenigen, der auf dem Boden der Geisteswissenschaft
steht, die Volkstradition, die die gelehrten Leute von
heute nicht glauben und die da berichtet, daß Kaspar Hauser, als
er noch gar nichts wußte, noch gar keine Ahnung davon hatte, daß
es Wesen außer ihm von verschiedener Gestalt gebe, daß er da eine
merkwürdige Wirkung ausübte, wenn er mit ganz wütenden Tieren zusammengebracht wurde. Die wilden Tiere duckten sich und
wurden ganz sanftmütig. Es strömte von ihm etwas aus, was
bewirkte, daß solch ein Tier, das jeden anderen zornig anfiel, sanft
wurde.|104|19f}}
 
{{GZ|Es würde durchaus ein Fortschritt sein, wenn die Menschen - sie
brauchen ja nicht bloß zu der Redensart zu kommen: es ist gutes und
schlechtes Wetter, das ist sehr abstrakt -, wenn die Menschen wiederum
dazu kommen würden, indem sie das oder jenes sich erzählen, nicht zu
vergessen, was bei diesem oder jenem Ereignis, das erlebt worden ist,
für Wetter war, für Erscheinungen überhaupt in der Natur waren.
 
Es ist dies außerordentlich interessant, wenn bei auffälligen Erscheinungen
dies noch da oder dort erwähnt wird, wie das zum Beispiel
für den Tod des ''Kaspar Hauser'' erwähnt wird, weil es eine auffällige
Erscheinung war, daß auf der einen Seite die Sonne unterging, während
auf der andern Seite der Mond aufging, und so weiter.|222|113}}
 
"Rudolf Steiner (brachte) die Antwort: er habe geistig untersucht da, wo Caspar Hauser in das physische Dasein trat und dort, wo er ermordet wurde. Er habe aber weder eine vorhergehende, noch eine nachfolgende Verkörperung finden können. Es handle sich hier um ein höheres Wesen, das eine besondere Mission auf Erden hatte." (Keyserlingk, Graf A. von: Koberwitz 1924. Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft (1974), Seite 67) [Der bulgarische Anthroposoph Dimitar Mangurov meint eine frühere Inkarnation von Kaspar Hauser identifiziert zu haben: Nach ihm war Kaspar Hauser der gute Schächer am Kreuze zu Golgatha, an der Seite Christi. ("Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein").]<ref>https://erzengelmichaelblog.wordpress.com/2017/09/26/kaspar-hauser-und-das-mysterium-von-golgatha/</ref>
 
==Zitat==
 
<div style="margin-left:20px">
"Der spirituelle Zustand der europäischen Bevölkerung im Beginn des 19. Jahrhunderts wird drastisch dadurch deutlich gemacht, dass Kaspar Hauser sozusagen in den Kerker hineingeboren wird, wenige Tage nach seiner Geburt am 29. September 1812 wird er aus seinem Sonnenschloß entführt, um es nie wieder zu sehen. Das Geschehen kann als eine Real-Imagination verstanden werden. Denn vor den Augen der geistigen Welt war schon durch den damals wirkenden Materialismus eine Situation entstanden, die in der geistigen Welt ein neues Christus-Opfer erforderte. Die Finsternis des Materialismus in den Seelen wurde durch den Tod in die geistige Welt hineingetragen, wo sie zu einer Art zweiten Kreuzigung Christi führte. Die folgende Auferstehung schuf für das 20. Jahrhundert die Möglichkeit eines individuellen Bewußtseins. Kaspar Hauser vollzog in seinem Martyrium im Diesseits dieses Christus-Opfer nach.
(...)
Kaspar Hauser wurde mit Recht als <<Kind Europas>> erkannt und bezeichnet. Das <<Kind Europas>> erregte zwar europaweit großes Aufsehen, aber seine Botschaft wurde wenig verstanden und aufgegriffen. Das <<Kind Europas>> brachte die Botschaft, den Ursprung des Menschen in der geistigen Welt nicht zu vergessen. Und für die Deutschen war es insbesondere die dringende Ermahnung, den eigenen Volksgeist nicht zu verraten. Aber auch in dieser Beziehung spricht die Geschichte eine klare Sprache. Als Ausdruck der wirkenden feindlichen Kräfte, die auch auf den Christus-Impuls zielen, wird das <<Kind Europas>> vor Weihnachten 1833 in Ansbach ermordet. Prophetisch ist dieser Mord wie ein Vorspiel auf das Jahr [[1933]] gesehen worden. Das ist nicht als unabwendbares Fatum zu verstehen. Es gab durchaus die Möglichkeit, das Schicksal zu wenden, aber diese Möglichkeit konnte nicht ergriffen werden ..."<ref>Peter Tradowsky: Das Mysterium von Golgatha, Radioaktivität und Atomkraft (Anhang), Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 75 - 77</ref>.
</div>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kasper Hauser}}
 
==Literatur==
*[[Karl Heyer]]: ''Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert'', Studienmaterialien zur Geschichte des Abendlandes, Bd.9, Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert, Perseus Verlag; Auflage: 4., unveränd. Aufl. (1999), ISBN 3907564332
*Ulrike Leonhardt: ''Prinz von Baden genannt Kaspar Hauser. Eine Biographie'', Rowohlt TB Vlg., Reinbek b. Hamburg 2002
*Peter Tradowsky: ''Kaspar Hauser oder das Ringen um den Geist'', Dornach 1980
*Peter Tradowsky: ''Kaspar Hauser. Das Kind von Europa (zusammen mit Johannes Mayer), Urachhaus Vlg., Stuttgart 1984
*Peter Tradowsky: ''<<Auf neue nach so langer Frist / Soll ich beschimpft, zertreten werden>>''. Kaspar Hauser im Geisteskampf der Gegenwart, Vlg. am Goetheanum, Dornach 1998
*Peter Tradowsky: ''Vom Opfergang Kaspar Hausers''. In: Wochenschrift "Das Goetheanum", Nr. 36 vom 8.9.2012, S. 4 - 5
*Rudolf Biedermann: ''Kaspar Hauser: Neue Forschung und Aspekte I''. Dokumente - Gegebenheiten - Kommentare, Kaspar Hauser Vlg., Offenbach 1998
*Ralph Melas Große: ''Meditative Studien zur Kaspar-Hauser-Forschung'', Hiram-Horizont Vlg., 1996
*Johannes Mayer: ''Philip Henry [[Lord Stanhope]]. Der Gegenspieler Kaspar Hausers''. Mayer Vlg., Stuttgart 1988
*Juliane Cernohorsky-Lücke: ''Kaspar Hauser - Warum Europa um mehr als einen badischen Kronprinzen betrogen wurde'', Ch. Möllmann Vlg., Borchen, 5. Auflage 2016
*Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
 
{{GA}}
 
==Film==
* ''KASPAR HAUSER. Der Mensch. Der Mythos. Das Verbrechen''. Ein Film von Peter Sehr (1994)
 
==Einzelnachweise==
<references />
 
{{SORTIERUNG:Hauser, Kaspar}}
[[Kategorie:Kaspar Hauser|!]]
[[Kategorie:Person (Romantik)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren im 19. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1833]]
[[Kategorie:Mann]]
{{wikipedia}}

Version vom 26. Juli 2013, 16:13 Uhr

"Damit war ein Bruch gekommen in die ganze Anschauung der christlichen Welt; denn dieses Bild, welches fortan durch die Jahrhunderte gegangen ist - der am Kreuz hängende, schmerzdurchtränkte Christus -, das ist der Christus, welcher nicht mehr in seiner geistigen Wesenheit aufgefaßt werden kann, sondern allein in seiner leiblich-körperhaften Wesenheit. Und je mehr die Schmerzensmerkmale dem menschlichen Leibe aufgeprägt wurden, je mehr es die Kunst in ihrer großen kommenheit zu verschiedenen Epochen zustande gebracht hat, dem am Kreuze hängenden Erlöser die Schmerzensmerkmale aufzudrücken, um so mehr wurden die Keime materialistisch-christlichen Empfindens gelegt. Der Kruzifixus ist der Ausdruck für den Übergang zum christlichen Materialismus. Dem widerspricht nicht, daß in einer großen, gewaltigen Weise gerade das, was als Schmerz des Erlösers durch die Kunst verkörpert worden ist, in seiner vollen Tiefe und Bedeutung anerkannt werde. Trotzdem bleibt es wahr, daß mit diesem Bilde des Erlösers, der am Kreuze unter Schmerzen vergeht, von einer eigentlich geistigen Auffassung des Christentums der Abschied genommen worden ist." (Lit.: GA 203, S. 280f).

"Geistige Erkenntnis muß an dem Auferstehungsgedanken den ersten großen Halt finden, muß auch im Menschen anerkennen das Unberührtsein des Geistig-Ewigen von dem, was leiblich-physisch ist, muß sehen in dem paulinischen Wort: «Und ist der Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube tot» eine Bekräftigung - die in der neueren Zeit nur auf andere, bewußtere Weise errungen werden muß -, eine Bekräftigung dessen, was im Grunde genommen die eigentliche Wesenheit des Christus ausmacht. In dieser Art müssen wir uns heute wiederum an den Ostergedanken erinnern. In dieser Art muß uns die Zeit, in der wir uns an den Ostergedanken erinnern können, wiederum ein innerliches Fest werden, ein Fest, an dem wir für uns selber den Sieg des Geistes über die Leiblichkeit feiern. Uns muß, weil wir ja nicht unhistorisch sein dürfen, vor Augen stehen der schmerzgeplagte Jesus am Kreuze, der Schmerzensmann; uns muß aber über dem Kreuze erscheinen der Triumphator, der unberührt bleibt sowohl von der Geburt wie vom Tode, und der allein unseren Blick hinaufwenden kann zu den ewigen Gefilden des geistigen Lebens. Erst dadurch werden wir uns der wahren Wesenheit des Christus wiederum nähern." (Lit.: GA 203, S. 284).