Warencharakter der menschlichen Arbeit und Python (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Warencharakter der menschlichen Arbeit''' entstand dadurch, dass ein Teil des Menschenwesens vom Kapitalismus in den Wirtschaftsprozess eingegliedert wurde:
[[Datei:Virgil Solis - Apollo Python.jpg|thumb|''Apollo tötet den Python''<br />([[Wikipedia:Virgil Solis|Virgil Solis]]).]]


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Der '''Python''' ({{ELSalt|Πύθων}}) ist in der [[Wikipedia:griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] eine Schlange, die das [[Orakel von Delphi]] bewachte und von [[Apollon]] getötet wurde.  
"Im Altertum gab es Sklaven. Der ganze Mensch wurde wie eine Ware verkauft. Etwas weniger vom Menschen, aber doch eben ein Teil des Menschenwesens selber wurde in den Wirtschaftsprozeß eingegliedert durch die Leibeigenschaft. Der [[Kapitalismus]] ist die Macht geworden, die noch einem Rest des Menschenwesens den Charakter der Ware aufdrückt: der Arbeitskraft." {{Lit|{{G|23|53}}}}
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== Mythos ==
"Sie können den größten menschlichen Scharfsinn, Sie können die tiefsten nationalökonomischen Erkenntnisse aufwenden, um darüber zu diskutieren, wie man das 
In der ältesten Fassung des Mythos, dem [[Wikipedia:Homerische Hymnen|Homerischen Hymnos]],<ref>Homerischer Hymnos 3 ''An Apollon'' 300ff, 356-374</ref> tötet Apollon einen weiblichen Drachen ({{Polytonisch|δράκαινα}}), den [[Hera]] als Wächter für ihren Sohn [[Typhaon]] eingesetzt hatte. In dieser Fassung ist der Name des Drachens nicht Python, vielmehr wird der Name von dem unter den Strahlen der Sonne verfaulenden ({{Polytonisch|πύθεσθαι}} ''pýthesthai'') Leichnam hergeleitet. Ähnlich bei [[Wikipedia:Ovid|Ovid]], bei dem der Python aus dem faulenden Schlamm und dem Schleim entstand, der übrig blieb, nachdem die Wasser der [[Deukalionische Flut|Deukalionischen Flut]] sich verlaufen hatten. Er wird von dem mit der Sonne identifizierten Apollon „mit tausend Pfeilen“ getötet.
nun machen soll, daß im sozialen Organismus der Arbeiter nicht mehr seine [[Arbeitskraft]] als [[Ware]] zum Markte tragen soll, daß er diese letzte Konsequenz der [[Sklaverei]] aus der Welt schaffen könnte, und Sie werden, auch wenn Sie mit dem größten Scharfsinn, mit den tiefsten nationalökonomischen Erkenntnissen mehrere Menschenleben nachdenken könnten, Sie werden zu keinem Resultate kommen. Sie können zu keinem Resultate kommen, denn dies ist gerade im eminentesten Sinne eine Frage, welche nicht diskutiert werden kann, welche nicht theoretisch beantwortet werden kann, sondern welche nur vom Leben selbst beantwortet werden kann, nur dadurch beantwortet werden kann, daß man etwas schafft, was im Leben so wirkt, daß die Arbeitskraft des Warencharakters entkleidet wird." {{Lit|{{G|328|67f}}}}
„Fäulnis“ ist demnach die Wurzel für den Namen des Orakels, den Beinamen des Gottes und den Titel der Priesterin, der [[Pythia]].
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Eine Antwort auf diese Frage liegt also nicht in theoretischen Resultaten, wie etwa
Als Name des Ungeheuers wird '''Delphyne''' genannt.<ref>[[Wikipedia:Apollonios von Rhodos|Apollonios von Rhodos]] ''Argonautika'' 2.706; [[Wikipedia:Nonnos von Panopolis|Nonnos von Panopolis]] ''[[Wikipedia:Dionysiaka|Dionysiaka]]'' 13.28</ref> Später sei dann der Name des Ortes zum Namen der Schlange geworden.
auch dem [[Marxismus]], sondern vielmehr in zu schaffenden praktischen Einrichtungen,
In einer nüchternen Variante des [[Wikipedia:Strabon|Strabon]] sind Tityos und Python genannt „Der Drache“ einfach zwei Gewalttäter, die von Apollon erschossen werden.<ref>Strabon ''Geographika'' 9.3.12, ähnlich bei Pausanias ''Beschreibung Griechenlands'' 10.6.5</ref> Diesem ganz entgegengesetzt ist, wenn erzählt wird, dass Apollon sich einer rituellen Reinigung und Sühne unterziehen musste, was nur der tun muss, der sich eines Frevels schuldig gemacht hat.<ref>Pausanias 2.7.7; 2.30.3</ref>
wie etwa einem allgemein zugänglichen Bedingungslosen [[Grundeinkommen]].


== Arbeit ist ein Recht und nicht eine Ware ==
Nach Ovid und [[Wikipedia:Hyginus Mythographus|Hyginus Mythographus]] ist Python ein Sohn der [[Gaia (Mythologie)|Gaia]], der Mutter zahlreicher Ungeheuer der griechischen Mythologie. Er ist es, der am [[Wikipedia:Parnass|Parnass]] ursprünglich die Orakel gibt, er ist es aber auch, der auf Befehl der Hera die [[Leto (Mythologie)|Leto]] verfolgt, die Geliebte des [[Zeus]] und zukünftige Mutter von Apollon und Artemis. Die Tat des Apollon (und der Artemis in manchen Berichten) wird damit gerechtfertigt: Python war, nachdem er die schwangere Leto nicht hatte finden können, auf den Parnass zurückgekehrt. Nach Hyginus erschoss der eben 4 Tage alte Apollon den Python aus Rache für die Verfolgung der Mutter. Nach dieser Tat begründete Apollon zum Andenken Pythons die [[Wikipedia:Pythische Spiele|Pythischen Spiele]]. Nach Plutarch geht auch das delphische Fest [[Wikipedia:Septerion|Septerion]] auf die Tötung des Python zurück.<ref>Plutarch ''quaestiones Graecae'' 293c</ref> Apollon soll den Python unter dem [[Wikipedia:Omphalos|Omphalos]] begraben haben<ref>[[Wikipedia:Marcus Terentius Varro|Marcus Terentius Varro]] ''de lingua Latina'' 7.17</ref> oder (weniger pietätvoll) den Dreifuß der Pythia mit der Haut des Drachen überzogen und seine Gebeine darin aufbewahrt haben.<ref>[[Wikipedia:Maurus Servius Honoratius|Maurus Servius Honoratius]] ''commentarius in Vergilii Aeneida'' 6.347; 3.92; 3.360</ref> Die Schale des Dreifußes diente traditionell als Behälter für die weißen und schwarzen Steine, die beim Losorakel verwendet wurden.<ref>Marion Giebel: ''Das Orakel von Delphi.'' Reclam, Stuttgart 2001, S. 14f</ref>


Im gesunden [[Sozialer Organismus|sozialen Organismus]] darf die Arbeit nicht mehr zur Ware werden, sondern muss den Charakter eines [[Recht]]es bekommen, das im [[Rechtsleben]] verankert ist und nicht im [[Wirtschaftsleben]]. Es muss folglich eine '''Trennung von Arbeit und Einkommen''' zustande kommen, die [[Rudolf Steiner]] schon 1905 als notwendige Konsequenz des von ihm formulierten [[Soziales Hauptgesetz|Sozialen Hauptgesetzes]] gefordert hat.
Nach der ''[[Wikipedia:Bibliotheke des Apollodor|Bibliotheke des Apollodor]]'' schließlich gab ursprünglich [[Themis (Mythologie)|Themis]], die Göttin der Gerechtigkeit, die Orakel am Parnass und Python war der Wächter des heiligen Bezirks, der Apollon den Zutritt verweigern wollte und deshalb erschossen wurde.<ref>''Bibliotheke des Apollodor'' 1.22</ref>


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== Quellen ==
"Man sieht auch, daß diese Wirtschaftsform der menschlichen Arbeitskraft den Charakter der Ware aufgeprägt hat. Aber man sieht nicht, wie es im Wirtschaftsleben selbst liegt, daß alles ihm Eingegliederte zur Ware werden muß. In der Erzeugung und in dem zweckmäßigen Verbrauch von Waren besteht das Wirtschaftsleben. Man kann nicht die menschliche Arbeitskraft des Warencharakters entkleiden, wenn man nicht die Möglichkeit findet, sie aus dem Wirtschaftsprozeß herauszureißen." {{Lit|{{G|23|54}}}}
* Ovid ''[[Wikipedia:Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' 1, 416 - 451.
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* Hyginus Mythographus ''fabulae'' 140


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== Literatur ==
"Geld und Arbeit sind keine austauschbaren Werte, sondern nur Geld und Arbeitserzeugnis. Gebe ich daher Geld für Arbeit, so tue ich etwas Falsches. Ich schaffe einen Scheinvorgang. Denn in Wirklichkeit kann ich nur Geld für Arbeitserzeugnis geben." {{Lit|{{G|23|77}}}}
* [[Wikipedia:Joseph Eddy Fontenrose|Joseph Eddy Fontenrose]]: ''Python. A study of Delphic myth and its origins.'' University of California Press, Berkeley 1959
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* {{RE|XXIV|609|610|Python (1)|[[Wikipedia:Hans von Geisau|Hans von Geisau]]}}
* {{LIMC|7|609|610|Python|L. Kahl}}


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== Weblinks ==
"Im gesunden sozialen Organismus muss zutage treten, dass die Arbeit nicht bezahlt werden kann. Denn diese kann nicht im Vergleich mit einer Ware einen wirtschaftlichen Wert erhalten. Einen solchen hat erst die durch Arbeit hervorgebrachte Ware im Vergleich mit andern Waren." {{Lit|{{G|23|78}}}}
{{Commonscat|Python (mythology)|Python (Mythologie)}}
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* [http://www.theoi.com/Ther/DrakainaPython.html Drache Python] im Theoi Project (engl.)


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== Einzelnachweise ==
"Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier
<references />
Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein
wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und
Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht
auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für
Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den
eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam
zustande bringen." {{Lit|{{G|23|99}}}}
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== Siehe auch ==
 
*[[Arbeit]]
*[[Ware]]
*[[Dienstleistung]]
*[[Soziale Dreigliederung]]
*[[Soziales Hauptgesetz]]
 
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Die Kernpunkte der Sozialen Frage'', [[GA 23]] (1976), ISBN 3-7274-0230-X; '''Tb 606''', ISBN 978-3-7274-6061-6 {{Schriften|023}}
[[Kategorie:Kreatur der griechischen Mythologie]]
#Rudolf Steiner: ''Die soziale Frage'', [[GA 328]] (1977), ISBN 3-7274-3280-2 {{Vorträge|328}}
[[Kategorie:Mythische Schlange]]
{{GA}}
[[Kategorie:Mythologischer Drache]]
[[Kategorie:Kult des Apollon]]
[[Kategorie:Griechische Mythologie]]


[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Recht]][[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Arbeit]]
{{Wikipedia}}

Version vom 1. Juli 2015, 15:39 Uhr

Apollo tötet den Python
(Virgil Solis).

Der Python (griech. Πύθων) ist in der griechischen Mythologie eine Schlange, die das Orakel von Delphi bewachte und von Apollon getötet wurde.

Mythos

In der ältesten Fassung des Mythos, dem Homerischen Hymnos,[1] tötet Apollon einen weiblichen Drachen (δράκαινα), den Hera als Wächter für ihren Sohn Typhaon eingesetzt hatte. In dieser Fassung ist der Name des Drachens nicht Python, vielmehr wird der Name von dem unter den Strahlen der Sonne verfaulenden (πύθεσθαι pýthesthai) Leichnam hergeleitet. Ähnlich bei Ovid, bei dem der Python aus dem faulenden Schlamm und dem Schleim entstand, der übrig blieb, nachdem die Wasser der Deukalionischen Flut sich verlaufen hatten. Er wird von dem mit der Sonne identifizierten Apollon „mit tausend Pfeilen“ getötet. „Fäulnis“ ist demnach die Wurzel für den Namen des Orakels, den Beinamen des Gottes und den Titel der Priesterin, der Pythia.

Als Name des Ungeheuers wird Delphyne genannt.[2] Später sei dann der Name des Ortes zum Namen der Schlange geworden. In einer nüchternen Variante des Strabon sind Tityos und Python genannt „Der Drache“ einfach zwei Gewalttäter, die von Apollon erschossen werden.[3] Diesem ganz entgegengesetzt ist, wenn erzählt wird, dass Apollon sich einer rituellen Reinigung und Sühne unterziehen musste, was nur der tun muss, der sich eines Frevels schuldig gemacht hat.[4]

Nach Ovid und Hyginus Mythographus ist Python ein Sohn der Gaia, der Mutter zahlreicher Ungeheuer der griechischen Mythologie. Er ist es, der am Parnass ursprünglich die Orakel gibt, er ist es aber auch, der auf Befehl der Hera die Leto verfolgt, die Geliebte des Zeus und zukünftige Mutter von Apollon und Artemis. Die Tat des Apollon (und der Artemis in manchen Berichten) wird damit gerechtfertigt: Python war, nachdem er die schwangere Leto nicht hatte finden können, auf den Parnass zurückgekehrt. Nach Hyginus erschoss der eben 4 Tage alte Apollon den Python aus Rache für die Verfolgung der Mutter. Nach dieser Tat begründete Apollon zum Andenken Pythons die Pythischen Spiele. Nach Plutarch geht auch das delphische Fest Septerion auf die Tötung des Python zurück.[5] Apollon soll den Python unter dem Omphalos begraben haben[6] oder (weniger pietätvoll) den Dreifuß der Pythia mit der Haut des Drachen überzogen und seine Gebeine darin aufbewahrt haben.[7] Die Schale des Dreifußes diente traditionell als Behälter für die weißen und schwarzen Steine, die beim Losorakel verwendet wurden.[8]

Nach der Bibliotheke des Apollodor schließlich gab ursprünglich Themis, die Göttin der Gerechtigkeit, die Orakel am Parnass und Python war der Wächter des heiligen Bezirks, der Apollon den Zutritt verweigern wollte und deshalb erschossen wurde.[9]

Quellen

  • Ovid Metamorphosen 1, 416 - 451.
  • Hyginus Mythographus fabulae 140

Literatur

Weblinks

Commons: Python (Mythologie) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Homerischer Hymnos 3 An Apollon 300ff, 356-374
  2. Apollonios von Rhodos Argonautika 2.706; Nonnos von Panopolis Dionysiaka 13.28
  3. Strabon Geographika 9.3.12, ähnlich bei Pausanias Beschreibung Griechenlands 10.6.5
  4. Pausanias 2.7.7; 2.30.3
  5. Plutarch quaestiones Graecae 293c
  6. Marcus Terentius Varro de lingua Latina 7.17
  7. Maurus Servius Honoratius commentarius in Vergilii Aeneida 6.347; 3.92; 3.360
  8. Marion Giebel: Das Orakel von Delphi. Reclam, Stuttgart 2001, S. 14f
  9. Bibliotheke des Apollodor 1.22


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