Neolithische Revolution

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Ungefähre Entstehungsgebiete der Landwirtschaft: Fruchtbarer Halbmond (9500 v. Chr.), China (7000 v. Chr.), Neuguinea (7000–6000 v. Chr.), Mexiko (3000–2000 v. Chr.), Südamerika (3000–2000 v. Chr.), Afrika südlich der Sahara (3000–2000 v. Chr., das genaue Gebiet ist unbekannt), Nordamerika (2000–1000 v. Chr.).[1]

Die neolithische Revolution, auch bekannt als agrarische Revolution, bezeichnet den Übergang von der Lebensweise als Jäger und Sammler zur sesshaften Landwirtschaft. Dieser Wandel begann vor etwa 10.000 Jahren in verschiedenen Regionen der Welt statt und hatte erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Tatsächlich handelte es sich dabei aber nicht um eine kurzfristige Umbruchsphase, sondern um langfristige Entwicklungen und Übergangsphasen, die zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten stattfanden.[2] Der Begriff wurde von dem australischen Archäologen und Anthropologen Vere Gordon Childe in den 1930er Jahren geprägt.[3][4]

Ursachen der neolithischen Revolution

Es gibt viele Theorien darüber, was die treibenden Kräfte hinter der neolithischen Revolution waren. Hier sind einige der am häufigsten diskutierten Ursachen:

Klimawandel: Einige Wissenschaftler glauben, dass der Klimawandel der entscheidende Faktor war, der die Menschen dazu zwang, sesshaft zu werden und ihre Lebensweise zu verändern. Vor etwa 12.000 Jahren endete die letzte Kaltzeit, was zu einem wärmeren Klima und einer Veränderung der Vegetation führte. Dies wiederum beeinflusste die Tierwelt, was sich auf die Jagd auswirkte und möglicherweise dazu führte, dass die Menschen begannen, Pflanzen zu kultivieren.

Bevölkerungswachstum: Das Bevölkerungswachstum könnte ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung der neolithischen Revolution gespielt haben. Als sich die menschliche Bevölkerung ausbreitete, wurde es schwieriger, genügend Nahrung durch Jagd und Sammeln zu beschaffen. Durch die Entwicklung der Landwirtschaft konnten die Menschen eine größere Menge an Nahrungsmitteln produzieren, was zu einem Wachstum der Bevölkerung und einer Zunahme der Sesshaftigkeit führte.

Soziale und kulturelle Faktoren: Es wird auch vermutet, dass soziale und kulturelle Faktoren zur neolithischen Revolution beigetragen haben. Es wird angenommen, dass die Menschen, die sesshaft wurden, mehr Zeit hatten, um Kunst, Handwerk und Religion zu entwickeln. Die Entstehung von Städten, die mit der Landwirtschaft einherging, schuf auch die Bedingungen für die Entstehung von komplexen sozialen Strukturen und Regierungsformen.

Auswirkungen der neolithischen Revolution

Chronologie des neolithischen Wandels in Europa.

Die neolithische Revolution hatte erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft. Hier sind einige der wichtigsten:

Erhöhte Nahrungsproduktion: Die Landwirtschaft ermöglichte es den Menschen, eine größere Menge an Nahrungsmitteln zu produzieren, was zu einem Bevölkerungswachstum und einer Zunahme der Sesshaftigkeit führte.

Entstehung von Städten: Die Landwirtschaft führte auch zur Entstehung von Dörfern und Städten, da die Menschen in der Lage waren, in größerem Maße Nahrungsmittel zu produzieren und Handel zu treiben. Städte schufen die Bedingungen für die Entstehung von komplexen sozialen Strukturen und Regierungsformen.

Fortschritt in Kunst, Handwerk und Religion: Die sesshafte Lebensweise gab den Menschen mehr Zeit, um sich mit Kunst, Handwerk und Religion zu beschäftigen. Die Entstehung von Städten und komplexen sozialen Strukturen führte später auch zur Entwicklung von Schriftsystemen, die es den Menschen ermöglichten, Informationen und Wissen aufzuzeichnen und weiterzugeben. Dies hatte einen enormen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung der Menschheit.

Veränderung der Gesundheit und Lebenserwartung: Die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und der Lebensweise hatte auch Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebenserwartung der Menschen. Die Ernährung wurde vielfältiger und kalorienreicher, was zu einem Wachstum der Bevölkerung führte. Gleichzeitig führte die sesshafte Lebensweise jedoch auch zu einem Anstieg von Infektionskrankheiten und parasitären Infektionen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. J. Diamond, P. Bellwood: Farmers and Their Languages: The First Expansions (2003), Science 300 (5619): S. 597–603.
  2. Kenneth Maddock: Prehistory, Power and Pessimism. In: Peter Gathercole, T. H. Irving, Gregory Melleuish (Hrsg.): Childe and Australia: Archaeology, Politics and Ideas. University of Queensland Press, St Lucia 1995, ISBN 978-0-7022-2613-7, Seite 107–117.
  3. Kevin Greene: V. Gordon Childe and the Vocabulary of Revolutionary Change. In: Antiquity, Volume 73, Issue 279, March 1999, pp. 97–109. Abgerufen am 23. März 2023.
  4. Gordon Childe: Man Makes Himself. New York: Mentor, 1951.