Glimmer und Gestaltpsychologie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Csillamlap01.jpg|mini|Glimmerblättchen (farbloser [[Wikipedia:Muskovit|Muskovit]]]]
[[Datei:Necker-wuerfelrp.png|thumb|Nach längerer Betrachtung „kippt“ der Würfel. Man hat dieses Kippen als ''[[Gestaltwechsel]]'' bezeichnet]]


'''Glimmer''' (von „glimmern, glühen, glänzen“; [[lat.]], [[Wikipedia:Englische Sprache|eng.]] ''mica'', von [[lat.]] ''micare'' „funkeln“), auch als '''Glimmergruppe''' bezeichnet, sind in Schichtrichtung leicht spaltbare, helle oder dunkle [[Wikipedia:Schichtsilikate|Schichtsilikate]] und zählen zu den häufigsten [[gestein]]sbildenden [[Mineral]]en. [[Chemie|Chemisch]] sind die Schichtsilikate der Glimmergruppe [[Wikipedia:Komplexchemie|Komplexverbindungen]], die folgendem allgemeinen Formelschema entsprechen, wobei die in Klammer gelisteten [[Chemisches Element|chemischen Elemente]] einander im [[Wikipedia:Stöchiometrie|stöchiometrischen]] Verhältnis vertreten können. Die häufiger als Bestandteile zu findenden Elemente sind fett gedruckt:
Als '''Gestaltpsychologie''' wird eine Richtung innerhalb der [[Psychologie]] bezeichnet, die die menschliche Wahrnehmung als Fähigkeit beschreibt, Strukturen und Ordnungsprinzipien in Sinneseindrücken auszumachen. Das Wort „Gestaltpsychologie“ kann nur bedingt als klar definierbarer wissenschaftlicher Begriff gelten; es ist zum Teil ein durch seinen Gebrauch organisch gewachsener Name für eine Anzahl ähnlicher Auffassungen. Die Gestaltpsychologien unterschiedlicher Richtung leiten sich jedoch aus einer einzigen Arbeit aus dem Jahre 1890 her, in der der Philosoph [[wikipedia:Christian von Ehrenfels|Christian von Ehrenfels]] seine Erkenntnis berichtete, die Wahrnehmung enthalte Qualitäten, die sich nicht aus der Anordnung einfacher Sinnesqualitäten ergeben. So sei die Melodie eine solche '''Gestaltqualität''', denn die Töne als Elemente der Melodie könnten durch ganz andere Töne ersetzt werden, und es wäre dennoch dieselbe Melodie, wenn nur die Anordnungsbeziehung zwischen den Tönen erhalten bliebe.


: D G<sub>2,3</sub> [T<sub>4</sub> O<sub>10</sub>] X<sub>2</sub>.<ref name="Smith 1998">Smith u. a.: ''A systematic approach to general and structure-type formulas....'' 1998.</ref>
'''Gestalttheorie''' ist ein allgemeinerer Begriff für den Ansatz, der Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Bezeichnung [[Gestaltpsychologie]] bekannt wurde. Mit dem Begriff Gestalttheorie wird darauf verwiesen, dass es sich zwar um eine psychologische Theorie handelt, dass diese aber für sich in Anspruch nimmt, auch über die [[Psychologie]] hinaus für andere Wissenschaftszweige als [[wikipedia:Metatheorie|Metatheorie]] relevant zu sein.
In dieser Formel bedeuten:
[[Image:Reification.jpg|thumb|250px|Bilder, die in der phänomenalen Wahrnehmungswelt auf Grundlage von Gehirnprozessen vervollständigt werden]]
* '''D:''' 12-fach koordinierte [[Wikipedia:Kation|Kation]]en ('''[[Kalium|K]]''', '''[[Natrium|Na]]''', '''[[Calcium|Ca]]''', [[Wikipedia:Barium|Ba]], [[Wikipedia:Rubidium|Rb]], [[Wikipedia:Cäsium|Cs]], [[Wikipedia:Ammonium|NH<sub>4</sub><sup>+</sup>]])
* '''G:''' 6-fach [[Wikipedia:Oktaeder|oktaedrisch]] koordinierte Kationen ([[Wikipedia:Lithium|Li]], '''[[Magnesium|Mg]]''', '''[[Eisen|Fe<sup>2+</sup>]]''', [[Wikipedia:Mangan|Mn]], [[Wikipedia:Zink|Zn]], '''[[Aluminium|Al]], Fe<sup>3+</sup>, [[Wikipedia:Chrom|Cr]], [[Wikipedia:Vanadium|V]], [[Wikipedia:Titan (Element)|Ti]])
* '''T:''' 4-fach [[Wikipedia:Tetraeder|tetraedrisch]] koordinierte Kationen ('''[[Silizium|Si]]''', '''Al''', '''Fe<sup>3+</sup>''', [[Wikipedia:Bor|B]], [[Wikipedia:Beryllium|Be]])
* '''X:''' [[Wikipedia:Anion|Anion]] ('''OH<sup>−</sup>''', '''[[Fluor|F<sup>−</sup>]]''', [[Chlor|Cl<sup>−</sup>]], [[Sauerstoff|O<sup>2−</sup>]], [[Schwefel|S<sup>2−</sup>]])


== Struktur ==
[[Datei:Mica-MO-sheet-a-b-plane.gif|mini|hochkant=1|''Die mittlere Schicht der Glimmerstruktur:'' GO<sub>6</sub>-Oktaederschicht]]
[[Datei:Mica SiO-sheet-a-b-plane.gif|mini|hochkant=1|''Eine der beiden äußere Schichten der Glimmerstruktur:'' SiO<sub>4</sub>-Tetraederschicht]]


[[Struktur]]ell ist jeweils eine Schicht von GO<sub>6</sub>-[[Wikipedia:Oktaeder|Oktaeder]]n sandwichartig von zwei Schichten mit TO<sub>4</sub>-[[Wikipedia:Tetraeder|Tetraeder]]n umschlossen. Diese Anordnung ergibt sich aus den [[Geometrie|geometrischen]] Verhältnissen:
=== Gestaltgesetze ===
[[wikipedia:Max Wertheimer|Wertheimer]] formulierte sechs Gesetze:<ref>http://www.ch-becker.de/extern/vosem/3.html</ref><ref>http://psychologie.fernuni-hagen.de/lernportal/Externe_Materialien/Brennd_Objektwahrnehmung/Objektwahrnehmung.html#5</ref>
; Gesetz der Nähe [[Datei:Gestalt_proximity.svg|mini|hochkant|Gesetz der Nähe]]  
: Elemente mit geringen Abständen zueinander werden als zusammengehörig wahrgenommen.
; Gesetz der Ähnlichkeit [[Datei:Gestalt_similarity.svg|mini|hochkant|Gesetz der Ähnlichkeit]]
: Einander ähnliche Elemente werden eher als zusammengehörig erlebt als einander unähnliche.
; Gesetz der guten Gestalt (oder Einfachheit bzw. Prägnanz)
: Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die in einer einprägsamen ([[Prägnanztendenz]]) und einfachen Struktur (= „Gute Gestalt“) resultieren.
; Gesetz der guten Fortsetzung (oder der durchgehenden Linie)
: Linien werden immer so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg. Kreuzen sich zwei Linien, so gehen wir nicht davon aus, dass der Verlauf der Linien an dieser Stelle einen Knick macht, sondern wir sehen zwei gerade durchgehende Linien.
; [[Datei:Nocube.svg|mini|hochkant|Die Kanten des Würfels sind imaginär; sie werden von unserem Gehirn nach dem ''Gesetz der Geschlossenheit'' erzeugt]]
; Gesetz der Geschlossenheit
: Es werden bevorzugt Strukturen wahrgenommen, die eher geschlossen als offen wirken.
; Gesetz des gemeinsamen Schicksals
: Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit oder Gestalt wahrgenommen.


Bei den Oktaedern der mittleren Schicht liegen jeweils vier Sauerstoffatome in einer Ebene, die zusammen ein Quadrat bilden. Über die vier von ihnen gebildeten Kanten ist das Oktaeder mit vier benachbarten Oktaedern in der gleichen Ebene verbunden, mit denen sie jeweils eine Kante gemeinsam haben. Diese vier Oktaeder sind wieder mit weiteren benachbarten Oktaedern verbunden, sodass sich die Ebene theoretisch unbegrenzt ausfüllen lässt. Über die zwei nach oben bzw. unten aus der Ebene herausragenden Sauerstoffatome ist die mittlere Schicht mit den beiden äußeren Tetraederschichten verbunden.
Zusätzlich zu diesen von Wertheimer formulierten Gesetzen fand Stephen Palmer in den 1990er Jahren drei weitere Gestaltgesetze:<ref>Stephen E. Palmer: ''Vision Science''. MIT Press, Cambridge (USA) 1999, ISBN 978-0262161831.</ref>
; Gesetz der gemeinsamen Region
: Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.
; Gesetz der Gleichzeitigkeit
: Elemente, die sich gleichzeitig verändern, werden als zusammengehörig empfunden.
; Gesetz der verbundenen Elemente
: Verbundene Elemente werden als ein Objekt empfunden.


Beim Tetraeder wiederum liegen jeweils drei Sauerstoffatome in einer Ebene, die ein gleichseitiges Dreieck bilden und als gemeinsame Sauerstoffatome drei weiteren, in der gleichen Ebene liegenden benachbarten Tetredern angehören, wodurch sich in Fortsetzung dieses Prinzips ebenfalls eine unendlich ausgedehnte Ebene füllen lässt. Das vierte, aus der Ebene herausragende Sauerstoffatom stellt als gemeinsames Sauerstoffatom die Verbindung zur inneren Oktaederschicht her.


Untereinander sind diese dreilagigen „TOT“-Schichten nur schwach durch zwischengelagerte [[Wikipedia:Kation|Kation]]en verbunden, woraus die leichte Spaltbarkeit der Glimmer resultiert.
== Siehe auch ==
 
== Weblinks ==
== Beispiele ==
*{{Commonscat|Gestalt|Gestaltpsychologie}}
 
*http://www.gestalttherapie-lexikon.de/gestaltpsychologie.htm
Der bedeutendste und am häufigsten zu findende Naturglimmer ist der farblose bis hell grün, rot oder bräunlich gefärbte [[Wikipedia:Muskovit|Muskovit]] (auch ''Hellglimmer'', ''Kaliglimmer'' oder ''Tonerdeglimmer'': KAl<sub>2</sub>[(OH,F)<sub>2</sub>{{Pipe}}AlSi<sub>3</sub>O<sub>10</sub>]).
 
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Muscovite-70800.jpg|[[Wikipedia:Muskovit|Muskovit]] oder ''Hellglimmer'' (auch ''Tonerdeglimmer'' oder ''Kaliglimmer'') ([[Wikipedia:Minas Gerais|Minas Gerais]], Brasilien)<br />KAl<sub>2</sub>[(OH,F)<sub>2</sub>{{Pipe}}AlSi<sub>3</sub>O<sub>10</sub>]
Biotite aggregate - Ochtendung, Eifel, Germany.jpg|[[Wikipedia:Biotit|Biotit]] oder ''Dunkelglimmer'' (''Eisenglimmer'' oder ''Magnesiumeisenglimmer'') ([[Wikipedia:Eifel|Eifel]], Deutschland)<br />K(Mg,Fe<sup>2+</sup>,Mn<sup>2+</sup>)<sub>3</sub>[(OH,F)<sub>2</sub>{{Pipe}}(Al,Fe<sup>3+</sup>,Ti<sup>3+</sup>)Si<sub>3</sub>O<sub>10</sub>] ]]
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== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references/>
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Helmut Knauer: ''Erdenantlitz und Erdenstoffe'', Verlag am Goetheanum, Dornach 1961, ISBN 978-3723500705
[[Hans Büchenbacher]]:''Über Gestalts- und Ganzheitspsychologie'', in: Abhandlungen zur Philosophie und Psychologie, Heft II, 1953, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum
#[[Dankmar Bosse]]: ''Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch: Entwurf einer Geologie und Paläontologie der lebendigen Erde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgat 2002, ISBN 978-3772515934
{{GA}}
 
{{wikipedia}}
[[Kategorie:Geologie]] [[Kategorie:Mineral]]
[[Kategorie:Wahrnehmung]][[Kategorie:Denken]][[Kategorie:Wissenschaft]][[Kategorie:Philosophie]][[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 5. Juli 2015, 13:25 Uhr

Nach längerer Betrachtung „kippt“ der Würfel. Man hat dieses Kippen als Gestaltwechsel bezeichnet

Als Gestaltpsychologie wird eine Richtung innerhalb der Psychologie bezeichnet, die die menschliche Wahrnehmung als Fähigkeit beschreibt, Strukturen und Ordnungsprinzipien in Sinneseindrücken auszumachen. Das Wort „Gestaltpsychologie“ kann nur bedingt als klar definierbarer wissenschaftlicher Begriff gelten; es ist zum Teil ein durch seinen Gebrauch organisch gewachsener Name für eine Anzahl ähnlicher Auffassungen. Die Gestaltpsychologien unterschiedlicher Richtung leiten sich jedoch aus einer einzigen Arbeit aus dem Jahre 1890 her, in der der Philosoph Christian von Ehrenfels seine Erkenntnis berichtete, die Wahrnehmung enthalte Qualitäten, die sich nicht aus der Anordnung einfacher Sinnesqualitäten ergeben. So sei die Melodie eine solche Gestaltqualität, denn die Töne als Elemente der Melodie könnten durch ganz andere Töne ersetzt werden, und es wäre dennoch dieselbe Melodie, wenn nur die Anordnungsbeziehung zwischen den Tönen erhalten bliebe.

Gestalttheorie ist ein allgemeinerer Begriff für den Ansatz, der Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Bezeichnung Gestaltpsychologie bekannt wurde. Mit dem Begriff Gestalttheorie wird darauf verwiesen, dass es sich zwar um eine psychologische Theorie handelt, dass diese aber für sich in Anspruch nimmt, auch über die Psychologie hinaus für andere Wissenschaftszweige als Metatheorie relevant zu sein.

Bilder, die in der phänomenalen Wahrnehmungswelt auf Grundlage von Gehirnprozessen vervollständigt werden


Gestaltgesetze

Wertheimer formulierte sechs Gesetze:[1][2]

Gesetz der Nähe
Gesetz der Nähe
Elemente mit geringen Abständen zueinander werden als zusammengehörig wahrgenommen.
Gesetz der Ähnlichkeit
Gesetz der Ähnlichkeit
Einander ähnliche Elemente werden eher als zusammengehörig erlebt als einander unähnliche.
Gesetz der guten Gestalt (oder Einfachheit bzw. Prägnanz)
Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die in einer einprägsamen (Prägnanztendenz) und einfachen Struktur (= „Gute Gestalt“) resultieren.
Gesetz der guten Fortsetzung (oder der durchgehenden Linie)
Linien werden immer so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg. Kreuzen sich zwei Linien, so gehen wir nicht davon aus, dass der Verlauf der Linien an dieser Stelle einen Knick macht, sondern wir sehen zwei gerade durchgehende Linien.
Die Kanten des Würfels sind imaginär; sie werden von unserem Gehirn nach dem Gesetz der Geschlossenheit erzeugt
Gesetz der Geschlossenheit
Es werden bevorzugt Strukturen wahrgenommen, die eher geschlossen als offen wirken.
Gesetz des gemeinsamen Schicksals
Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit oder Gestalt wahrgenommen.

Zusätzlich zu diesen von Wertheimer formulierten Gesetzen fand Stephen Palmer in den 1990er Jahren drei weitere Gestaltgesetze:[3]

Gesetz der gemeinsamen Region
Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.
Gesetz der Gleichzeitigkeit
Elemente, die sich gleichzeitig verändern, werden als zusammengehörig empfunden.
Gesetz der verbundenen Elemente
Verbundene Elemente werden als ein Objekt empfunden.


Siehe auch

Weblinks

Anmerkungen

Literatur

Hans Büchenbacher:Über Gestalts- und Ganzheitspsychologie, in: Abhandlungen zur Philosophie und Psychologie, Heft II, 1953, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Gestaltpsychologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.