Jakob Frohschammer und Assoziation (Wirtschaftsleben): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Jakob Frohschammer 1863 (IZ 41-10 n Foto v Hanfstängl).jpg|miniatur|250px|Jakob Frohschammer, 1862. ''Grafik nach einem Foto von Hanfstängl.'']]
'''Assoziationen''' sind dezentrale Lenkungsorgane geeigneter Größe im [[Wirtschaftsleben]] eines sozialen Organismus im Sinne der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederungsidee]] Rudolf Steiners.  
'''Jakob Frohschammer''' (* [[Wikipedia:6. Januar|6. Januar]] [[Wikipedia:1821|1821]] in [[Wikipedia:Barbing|Illkofen]]; † [[Wikipedia:14. Juni|14. Juni]] [[Wikipedia:1893|1893]] in [[Wikipedia:Kreuth|Kreuth]]) war ein katholischer Theologe und Philosoph.


== Leben und Lehre ==
{{GZ|Die Assoziation ist keine Organisation,
ist nicht irgendeine Koalition. Sie entsteht dadurch,
daß sich die einzelnen Wirtschaftenden zusammenfinden,
und daß jeder einzelne nicht das aufnimmt,
was aus irgendeiner Zentralstelle heraus gemacht wird,
sondern daß der einzelne das beitragen kann, was er aus
seiner Erkenntnis des Gebietes, in dem er darinnensteht,
weiß und kann. Und aus dem Zusammenarbeiten, bei
dem ein jeder sein Bestes gibt und wo das, was geschieht,
durch den Zusammenklang einer Anzahl entsteht, aus
solchen Assoziationen kann sich erst alles übrige Wirtschaftliche
ergeben.|83|304f}}


Frohschammer studierte in München Philosophie und Theologie, wurde 1847 zum katholischen Priester geweiht, habilitierte sich 1850 an der Münchener Universität als Privatdozent der Theologie und trat nach dem Erscheinen seiner ''Beiträge zur Kirchengeschichte'' (1850), einer Schrift ''Über den Ursprung der menschlichen Seelen'' (München 1854) und seines offenen Sendschreibens an [[Wikipedia:Karl Vogt|Karl Vogt]]: ''Menschenseele und Physiologie'' (München 1855) als Professor der Philosophie 1855 in die philosophische Fakultät über.
== Aufgaben der Assoziationen ==


Da seine Schriften ''Einleitung in die Philosophie'' (München 1858), ''Über die Aufgabe der Naturwissenschaft'' (München 1861) und besonders ''Über die Freiheit der Wissenschaft'' (München 1861) in Rom Anstoß erregten und Frohschammer den geforderten Widerruf verweigerte, wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den Kampf gegen die kirchliche Autorität und das [[Unfehlbarkeitsdogma]] in einer Reihe von Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden [[Wikipedia:Alt-Katholische Kirche|altkatholischen]] Bewegung anzuschließen.  
''Assoziationen'' ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der [[Ware]]n ([[Handel]]), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden [[Geld]]fluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.


Als Philosoph ist er in seinem zugleich gegen Dogma und Materialismus gerichteten Buch ''Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft'' (Wien 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen Versuch: ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses'' (München 1877), der in naturphilosophischer Weise der bewusstlos verständig schaffenden Einbildungskraft die Vermittlerrolle zwischen Vernunft (Geist) und Sinnlichkeit (Natur) zuweist.
{{GZ|Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. [...]
[...] Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus.|23|14}}


=== Gegner der Reinkarnationslehre ===
{{GZ|Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der
Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen.|24|253f}}


{{GZ|Das aber gehört zu dem Menschen des Abendlandes dazu: die
{{GZ|Das Wirtschaftsleben im dreigliedrigen sozialen Organismus
Göttlichkeit in der Sinneswelt, das durchgeistigte, das durchgöttlichte
kommt durch das Zusammenwirken der aus den Produktionserfordernissen
Sinnliche anzuerkennen. Und wenn der abendländische Mensch unter
und Konsumtionsinteressen sich
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 115 Seite: 253
bildenden Assoziationen zustande. Diese werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem [[Geistesleben|geistigen]] und dem [[Rechtsleben|Rechtsgebiet]] heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt.
dem Einfluß des Buddhismus auch nur für kurze Zeit die Geistigkeit
des Sinnlichen verleugnet, in den Gemütern lebt es und wird immer
vorhanden sein. Und in Aristoteles lebte gerade dieses Wert-Legen
auf das äußerlich Physische, nicht um seiner selbst willen, sondern als
einen notwendigen Durchgangspunkt, als eine notwendige Voraussetzung
für die Gesamtevolution des Menschen. Dieses Wert-Legen
auf das äußere Physische lebte immer in den Menschen des Abendlandes,
bis ins 19. Jahrhundert herein. Und das ist eines der Elemente,
warum hervorragende Geister des Abendlandes sich nicht befreunden
konnten mit der Reinkarnation. Das Fühlen der Berechtigung des
luziferischen Prinzips auf der einen Seite und das Anerkennen des
Göttlichen auch in dem äußeren sinnlichen Dasein auf der andern
Seite wirkten sozusagen zusammen, und das erzeugte Gefühle von der
Art, wie ich Ihnen eines mitteilen will bei einem Manne, der wirklich
zu den geistvollsten Persönlichkeiten des Abendlandes gehört. An
dem bedeutsamen Philosophen Frohschammer möchte ich Ihnen dieses
Gefühl nachweisen. Sie finden es beschrieben in seinem Werke, das
er geschrieben hat über die Philosophie des Thomas von Aquino. Da
gibt er eine sehr ausführliche Auseinandersetzung seiner eigenen Philosophie
mit dem Thomismus und spricht sich an einer Stelle in seiner
Art aus über die Möglichkeit dessen, was wir die Reinkarnation nennen.
Frohschammer muß nun in dieser Beziehung durchaus aufgefaßt
werden als ein Repräsentant der abendländischen Weltanschauung,
das heißt als ein Geist, an dem wir erkennen können, wie schwierig es
den verflossenen Jahrhunderten wurde, dasjenige anzuerkennen, was
einen Grundnerv unserer Pneumatosophie ausmachen muß: die Lehre
von der Reinkarnation. Frohschammer sagt:


«Als von Gott stammend kann die Menschenseele nur als Produkt
Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch
oder Werk göttlicher Imagination gelten; denn es muß die Menschenseele
wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus.|24|261f}}
wie die Welt selbst in diesem Falle zwar aus göttlicher Kraft und
Wirksamkeit kommen (da aus bloßem Nichts eben Nichts werden
kann), aber diese Kraft und Wirksamkeit Gottes muß, wie vorbildend
für die Schöpfung, so auch bildend bei deren Realisierung und Forterhaltung
wirken; also als Gestaltungskraft (nicht bloß formaler, sondern
auch realer Art), demnach als Phantasie, das heißt als in der Welt
immanent fortwirkende und fortschaffend erhaltende Kraft oder Potenz,
also als Weltphantasie -, wie dies schon früher erörtert wurde.»


Ich möchte hier dazu bemerken, daß Frohschammer auch ein Buch
Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die [[Preis]]bildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:
geschrieben hat «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses»,
in dem er - wie Hegel die Idee, wie Schopenhauer den Willen - die
Phantasie selbst als das schöpferische Weltenprinzip darstellt.


«Was die Lehre von der Präexistenz der Seelen betrifft (der Seelen,
{{GZ|In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein:
die entweder als ewig betrachtet werden oder als zeitlich geschaffen,
Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung
aber schon am Anfang und insgesamt auf einmal), die man, wie bemerkt,
- das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern
in neuerer Zeit wieder hervorgezogen und zur Lösung aller
lediglich darf in ihm sein [[Verwaltung]] der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Warenverbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses
möglichen psychologischen Probleme für tauglich hält -, so steht sie
Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
mit der Lehre von der Seelenwanderung und Einkerkerung der Seelen
Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
in irdische Leiber in Verbindung.»
in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat.|333|085f}}


Dies wurde geschrieben im Jahre 1889, und ich habe auch schon in
Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Assoziationen, Preise, die in gewissen Hinsichten unrichtig erscheinen, etwa per Dekret höher oder niedriger festzulegen, woran sich dann Produzenten und Konsumenten zu halten hätten. Die Einflußnahme ist nur durch die Einwirkung auf die Preisbildungsprozesse sinnvoll:
dem Karlsruher Zyklus angedeutet, daß es allerdings auch im 19. Jahrhundert
immer Bekenner der Lehre von den wiederholten Erdenleben
gegeben hat. Das weiß natürlich Frohschammer auch, und deshalb
sagt er weiter:


«Danach fände also bei der Zeugung der Ältern weder eine direkte
{{GZ|Sie sehen also, dass man nicht am Wert die Sache erfassen soll, sondern hinter dem Wert sie erfassen muss. Man muss zu dem zurückgehen, was den Wert bildet, und muss da allmählich vielleicht auf die konstanteren Verhältnisse kommen, auf die man dann einen unmittelbaren Einfluss haben kann. Denn in dem Augenblick, wo Sie den Wert in die volkswirtschaftliche Zirkulation gebracht haben, da müssen Sie ihn im Sinne des volkswirtschaftlichen Organismus fluktuieren lassen. (...) es [kann] sich niemals darum handeln, über den Wert und Preis herumzureden, sondern nur darum, dass man zu den ersten Faktoren geht, zu demjenigen, was dann, wenn es richtig formiert wird, eben den entsprechenden Preis herausbringt, der dann schon von selber so wird. (...) [zum Beispiel:] wir beobachten irgendwo auf einem bestimmten Felde, dass für eine Warengattung der Preis bedenklich sinkt, so bedenklich sinkt, dass das eine deutlich ausdrückbare Misere darstellt. Nun handelt es sich darum, dass wir zunächst dieses wirkliche Sinken der Preise theoretisch beobachten. Da sind wir gewissermaßen erst bei der Notifizierung des Thermometerstandes. Dann handelt es sich darum: Was tun, wenn die Preise bedenklich sinken für irgendeine Warengattung oder ein Produkt? - Nun, wir werden diese Dinge noch genauer sehen; zunächst möchte ich nur sagen, was da zu geschehen hat und von wem, wenn die Preise irgendeiner Warengattung bedenklich sinken. Da wird es sich darum handeln, dass wir eine Maßregel treffen, die geeignet ist, diesem Sinken der Preise entgegenzuwirken. Es wird vielleicht verschiedene solche Maßregeln geben. Aber eine von ihnen wird die sein, dass wir etwas tun zum Beschleunigen des Umlaufs, des Verkehrs, des Handels mit den betreffenden Waren.|340|30ff}}
göttliche Schöpfung der Seelen statt, noch eine schöpferische Produktion
neuer Menschennaturen nach Leib und Seele durch die Eltern,
sondern nur eine neue Verbindung der Seele mit dem Leibe, also eine
Art Fleischwerdung oder Versenkung der Seele in den Körper -, wenigstens
einer teilweisen, so daß sie teils vom Körper umfangen und
gebunden ist, teils darüber hinausragt und eine gewisse Selbständigkeit
als Geist behauptet, aber doch nicht davon loskommen kann, bis
der Tod die Verbindung aufhebt und für die Seele Befreiung und
Erlösung bringt (wenigstens von dieser Verbindung). Der Geist des
Menschen gliche da in seinem Verhältnis zum Körper den armen
Seelen im Fegfeuer, wie sie von malenden Pfuschern auf Votivtafeln
dargestellt zu werden pflegen, als Körper, die halb in die auflodernden
Flammen versenkt sind, mit dem obern Teil aber (als Seelen) hervorragend
und gestikulierend! Man bedenke doch, welche Stellung und
Bedeutung bei dieser Auffassung dem Geschlechtsgegensatz, dem
Gattungswesen der Menschheit, der Ehe und dem Elternverhältnis zu
den Kindern zukäme! Der Geschlechtsgegensatz nur eine Einkerkerungseinrichtung,
die Ehe ein Institut zur Ausführung dieser schönen
Aufgabe, die Eltern den Kinderseelen gegenüber die Schergen zum
Festhalten und Einkerkern derselben, die Kinder selbst den Eltern
diese elende, mühselige Gefangenschaft verdankend, während sie
weiter nichts mit ihnen gemein haben! All das, was sich an dieses
Verhältnis knüpft, beruhte auf elender Täuschung! Und ebenso alles,
was sich in der Menschheit an den Geschlechtsgegensatz knüpft!
Welch eine Rolle spielt doch das Geschlechtsverhältnis! Wie ist so
sehr das Sinnen und Trachten der Menschen von ihm bestimmt!
Welche Sehnsucht erregt es, welche Beglückung geht von ihm aus, für
welch körperliche und geistige Entzückungen ist es die Quelle! Und
wie ist es der Gegenstand unerschöpflichen künstlerischen, insbesondere
poetischen Schaffens! Und nun soll dieser Gegensatz nur eine
Veranstaltung zur Verleiblichung und Einkerkerung armer Seelen
sein, die dadurch dem irdischen Elend preisgegeben werden, den
Mühen, Leidenschaften, Versuchungen und Gefahren dieses irdischen
Daseins verfallen und nur allenfalls mit einem Stück ihres Wesens
noch in ein Jenseits hineinragen oder, wie man sagt, transzendental
(eigentlich transzendent) sind! Die Bedeutung dieses Geschlechtsverhältnisses
liegt demgemäß nicht darin, daß eine beständige Wiedererneuerung,
Verjüngung stattfindet, dem Frühling des Daseins entsprechend,
sondern vielmehr das Gegenteil davon. Und die Sehnsucht,
die zu Grunde läge, und das Entzücken, das davon ausgeht,
wäre nicht in der Befriedigung höchster Schaffenslust begründet, wie
man doch meinen sollte, sondern entspringt aus einem traurigen Streben
nach Einkerkerung neuer Seelen in leibliche Formen, die ihnen
den größten Teil ihres Selbst verdunkeln und entfremden.»


Sie sehen, das ist ein Mensch, der aufrichtig und ehrlich spricht,
[[Preisbildung|''Siehe auch Hauptartikel --> Preisbildung'']]
spricht aus dem Geistesleben seiner Zeit heraus.|115|253ff|254}}


=== Inspiration durch die geistige Individualität Tycho de Brahes ===
Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:
[[Rudolf Steiner]] gibt an, dass Frohschammer ähnlich wie [[Schelling]] von der aus der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] wirkenden [[Individualität]] des [[Tycho de Brahe]] inspiriert wurde:  


{{GZ|... eine der Schriften aus der deutschen Philosophie,
{{GZ|Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin.|340|261f}}
die auf mich einen großen Eindruck gemacht haben, ist die
Schrift von Jakob Frohschammer: «Die Phantasie als Grundprinzip
des Weltprozesses», eine geistvolle Schrift vom Ende des neunzehnten
Jahrhunderts, Geistvoll deshalb, weil dieser mutige Mann, der
von der Kirche ausgestoßen worden ist, dessen Schriften auf den
Index gesetzt wurden, der mutig war auch der Wissenschaft gegenüber,
die Verwandtschaft aufdeckte zwischen dem, was rein seelisch
in der Phantasie schafft, wenn der Mensch künstlerisch schafft, und
demjenigen, was innerlich als Wachstum und Lebenskraft wirkt.
Dazu gehörte schon etwas in jener Zeit. «Die Phantasie als Grundprinzip
des Weltprozesses», als weltschöpferische Macht, ist schon
eine bedeutsame Schrift.


So interessierte mich wiederum dieser Jakob Frohschammer sehr.
Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.
Ich suchte ihm beizukommen, eben auch real, nicht bloß durch
seine Schriften. Wiederum fand ich: Der inspirierende Geist ist derselbe,
der in [[Tycho de Brahe]], in [[Julian Apostata]] gelebt hat.
So gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, bei denen man
sehen kann, wie etwas vorbereitend wirkte für dasjenige, was dann
Anthroposophie geworden ist. Aber man braucht überall dahinter
das spirituelle Licht, das im Übersinnlichen wirkt. Denn was vorher
auf die Erde davon heruntergekommen ist, das sind eben doch
Abstraktionen geblieben. Nur konkretisieren sie sich zuweilen bei
solch einem Geiste wie Schelling oder bei einem so mutvollen
Menschen wie Jakob Frohschammer.|238|102}}


== Werke ==
==Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit==
* ''Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen.'' Wölfle, Landshut 1850 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10024675-3 Digitalisat]).
 
* ''Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus.'' Rieger, München 1854 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11338340-9 Digitalisat]).
{{GZ|Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten.|200|95}}
* ''Menschenseele und Physiologie. Eine Streitschrift gegen Carl Vogt in Genf.'' Literarisch-artistische Anstalt, München 1855 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10043259-3 Digitalisat]).
 
* ''Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik zur Reform der Philosophie.'' Cotta, München 1858 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10045807-2 Digitalisat]).
{{GZ|Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln.|335|73}}
* ''Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Theologie, Materie und Kunst.'' München 1861 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10043260-6 Digitalisat]).
 
* ''Ueber die Freiheit der Wissenschaft.'' Lentner, München 1861 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10447503-5 Digitalisat]).
==Wirtschaftsparlamente?==
* ''Das Christenthum und die moderne Naturwissenschaft.'' Tendler, Wien 1868 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10773667-1 Digitalisat]).
 
* ''Ueber die religiösen und kirchenpolitischen Fragen der Gegenwart. Gesammelte Abhandlungen.'' Loll, Elberfeld 1875 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11320948-5 Digitalisat]).
Gelegentlich hört man soziale Dreigliederer, welche die Materie noch nicht so recht durchdrungen haben, von "Wirtschaftsparlamenten" reden. Dieser Ansatz ist aber das Gegenteil von dem, was Rudolf Steiner anstrebte. Assoziationen, also Zusammenschlüsse von Produzenten, Händlern und Konsumenten entstehen zunächst regional nach dem "Bottom up"-Prinzip. Sie nehmen im Rahmen ihrer Tätigkeit Kontakte zu benachbarten Assoziationen auf, und entsenden Delegierte in eine Art Gesamtplanungs- oder Gesamtüberschaugremium, welches innerhalb eines Landes die Tätigkeiten der einzelnen Assoziationen steuert und reguliert. Ferner regeln sie den Güteraustausch mit angrenzenden Gebieten bzw. Ländern. Setzt sich die Assoziationsidee weltweit durch, dann wird es auch notwendig sein, Vertreter in ein Gesamtplanungs- bzw. Weltüberschaugremium zu entsenden, damit der freie Warenfluß weltweit nicht behindert wird.
* ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses.'' Ackermann, München 1877 ([https://archive.org/details/a582548600frohuoft Digitalisat]).
Diese Gremien, man könnte sie auch Cluster nennen, aber Rudolf Steiner wählte dafür den Begriff "Assoziation" werden aber stets paritätisch von Produzentenvertretern, Händlervertretern und Konsumentenvertretern besetzt werden müssen, um ihre regulierende Funktion nicht zu verlieren. Man sieht also: diese Assoziationen sind etwas ganz und gar anderes als Parlamente. Ihre Ergebnisse werden sie nur finden können, wenn sie brüderlich, das ist "einvernehmlich", entscheiden, anders werden heilsame Entscheidungen gar nicht möglich sein.
* ''[[Monade (Philosophie)|Monaden]] und Weltphantasie.'' Ackermann, München 1879 ([https://archive.org/details/a582519400frohuoft Digitalisat]).
 
* ''Ueber die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie [[Kant]]s und [[Spinoza]]s.'' Ackermann, München 1879 ([https://archive.org/details/berdiebedeutung00frohgoog Digitalisat]).
== Sozialwissenschaftliche Begründung der Notwendigkeit von Assoziation ==
* ''Über die Principien der aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben.'' Ackermann, München 1881 ([https://archive.org/details/a582578700frohuoft Digitalisat]).
 
* ''Ueber die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwicklung in Religion, Sittlichkeit und Sprache.'' Ackermann, München 1883 ([https://archive.org/details/bub_gb_scAIAAAAQAAJ Digitalisat]).
Der tieferliegende, sozialwissenschaftliche oder menschenkundliche Grund für das Erfordernis, das Wirtschaften durch Assoziationen zu gestalten und zu lenken, liegt in der Unfähigkeit des einzelnen Menschen, für das wirtschaftliche und soziale Gebiet zu sachgemäßen Urteilen zu kommen. Nur gemeinsam, als Gruppe, im assoziativen Austausch konfrontativer, einzelner, einseitiger, und wegen ihrer Einseitigkeit falscher Erfahrungen, Kenntnisse und Ansichten, können heutige Menschen Wirtschaftsangelegenheiten sachgerecht beurteilen und gestalten, indem sie sich aus den verschiedenen Aspekten, einseitigen Perspektiven und Interessen ein gemeinsames Situationsverständnis bilden.
* ''Ueber die Organisation und Kultur der menschlichen Gesellschaft.'' München 1885.
 
* ''„Kein heiteres Lebensbild“. Eine Autobiographie.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-91-6.
{{GZ|Und wir gehen zum dritten Gebiet, zum Wirtschaftsgebiet. Wir wissen,
* ''Die Unfehlbarkeit des Papstes. Offenes Sendschreiben an seine Excellenz den Herrn Erzbischof von München-Freising Gregor von Scherr betreffend den Hirtenbrief vom 26. Dezember 1870.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-90-9.
daß sich das sehr im Unterbewußten vollzieht, daß der einzelne
* ''Der Fels Petri in Rom. Beleuchtung des Fundaments der römischen Papstherrschaft.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-89-3.
Mensch heute gar nicht in der Lage ist, aus dem, was vorliegt, in vollbewußter
Weise zu durchdringen, was im Wirtschaftsgebiet vorliegt. Es
müssen sich Assoziationen bilden, wo die Erfahrung des einen durch die
Erfahrung des andern ergänzt wird. Aus den Assoziationen, aus Gruppenbildungen
heraus muß sich dann das Urteil bilden. Während wir
auf dem Geistgebiet, jeder einzelne individuell, das, was unseren Anlagen
gemäß ist, heraussetzen müssen, muß das, was im Wirtschaftsgebiet
tätig ist, aus dem Gruppenurteil herauskommen.|199|233}}
 
{{GZ|Weil, wenn zwölf zusammensitzen aus den
verschiedensten parteipolitischen Richtungen mit dem guten Willen,
ihre einzelnen Erfahrungen als Teilerfahrungen zusammenzufassen,
so haben wir nicht bloß eine Summe von zwölf verschiedenen Meinungen,
sondern indem diese Meinungen wirklich in Aktion treten,
entsteht eine Potenzierung dieser zwölf Impulse. Also eine ganz
ungeheure Summe von wirtschaftlichen Erfahrungen bildet sich einfach
dadurch, daß wir die Menschenmeinungen sozialisieren in dieser
Weise.|337a|31}}
 
== Zitate ==
{{GZ|Man wird dann vielleicht auf Verständnis stoßen, wenn man darauf
aufmerksam macht, daß ja vieles von dem, was heute besteht, eigentlich
aus alten instinktiven Assoziationen hervorgegangen ist. Bedenken
Sie nur einmal, wie der heutige abstrakte Markt Dinge zusammenbringt,
deren Zusammenkommen und wiederum Weiterverteiltwerden
an den Konsumenten gar nicht überschaut werden kann. Aber wie
ist man denn überhaupt zu diesem Marktverhältnis gekommen? Im
Grunde genommen aus der instinktiven Assoziation heraus, indem eine
Anzahl von Dörfern in solch einer Entfernung, daß man hin- und zurückgehen
kann im Tage, um einen größeren Ort herum waren und da
die Leute ihre Produkte austauschten. Das nannte man nicht eine Assoziation.
Man sprach überhaupt kein Wort aus; aber in Wirklichkeit
war es eine instinktive Assoziation. Diejenigen Leute, welche hier sich
zum Markt vereinigten, waren assoziiert mit all denen, die in den Dörfern
herum wohnten. Sie konnten rechnen auf einen bestimmten Absatz,
der sich erfahrungsgemäß ergab. Daher konnten sie nach dem
Konsum die Produktion regeln in ganz lebendigen Zusammenhängen.
In solchen primitiven Wirtschaften waren durchaus assoziative Verhältnisse,
die sich nur nicht als solche aussprachen, vorhanden.|339|86f.}}
 
== Zur Kritik ==
"Ich persönlich halte den Begriff der Assoziationswirtschaft, der übrigens gar nicht von [[Steiner]] stammt, sondern von [[August Cieszkowski]], für komplett verfehlt... Derart unbestimmte und diffuse Begriffe können wir heute nicht mehr gebrauchen..." ([[Joachim Stiller]])


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{ADB|49|172|177|Frohschammer, Jakob|Max Heinze|ADB:Frohschammer, Jakob}} 
 
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630003106/http://www.bautz.de/bbkl/f/Frohschammer.shtml |autor=Raimund Lachner|artikel=FROHSCHAMMER, Jakob|band=14|spalten=998-1006}}
* [[Stefan Leber]] (Hrsg):''Die wirtschaftlichen Assoziationen: Beiträge zur Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben'', 1987, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772509037
* Rudolf Hausl: ''Jakob Frohschammer (1821–1893).'' In: [[Wikipedia:Heinrich Fries|Heinrich Fries]], [[Wikipedia:Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]] (Hrsg.): ''Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert.'' Band 3. München 1975, S. 169–189
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Kernpunkte der Sozialen Frage'', [[GA 23]] (1976), ISBN 3-7274-0230-X {{Schriften|023}}
* Raimund Lachner: ''Jakob Frohschammer (1821 - 1893): Leben und Werk.'' St. Ottilien: EOS 1990 ISBN 3-88096-905-1
* [[Rudolf Steiner]]: ''Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit'', [[GA 83]] (1981), ISBN 3-7274-0830-8 {{Vorträge|083}}
* Raimund Lachner: ''Zwischen Rationalismus und Traditionalismus: Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer.'' Münster: Lit 1995 ISBN 3-8258-2390-3
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'',  
* Elke Pahud de Mortanges: ''Philosophie und kirchliche Autorität. Der Fall Jakob Frohschammer vor der römischen Indexkongregation (1855–1864)'' (= ''Römische Inquisition und Indexkongregation.'' Bd. 4). Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-77672-X.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung'', [[GA 199]] (1985), ISBN 3-7274-1990-3 {{Vorträge|199}}
* {{NDB|5|654|655|Frohschammer, Jakob|Edith Selow|118693840}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'', [[GA 200]] (2003), ISBN 3-7274-2000-6 {{Vorträge|200}}
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Gedankenfreiheit und soziale Kräfte'', [[GA 333]] (1985), ISBN 3-7274-3330-2 {{Vorträge|333}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Nationalökonomischer Kurs'', [[GA 340]] (2002), ISBN 3-7274-3400-7 {{Vorträge|340}}


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Version vom 29. August 2020, 13:41 Uhr

Assoziationen sind dezentrale Lenkungsorgane geeigneter Größe im Wirtschaftsleben eines sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners.

„Die Assoziation ist keine Organisation, ist nicht irgendeine Koalition. Sie entsteht dadurch, daß sich die einzelnen Wirtschaftenden zusammenfinden, und daß jeder einzelne nicht das aufnimmt, was aus irgendeiner Zentralstelle heraus gemacht wird, sondern daß der einzelne das beitragen kann, was er aus seiner Erkenntnis des Gebietes, in dem er darinnensteht, weiß und kann. Und aus dem Zusammenarbeiten, bei dem ein jeder sein Bestes gibt und wo das, was geschieht, durch den Zusammenklang einer Anzahl entsteht, aus solchen Assoziationen kann sich erst alles übrige Wirtschaftliche ergeben.“ (Lit.:GA 83, S. 304f)

Aufgaben der Assoziationen

Assoziationen ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der Waren (Handel), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden Geldfluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.

„Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. [...] [...] Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus.“ (Lit.:GA 23, S. 14)

„Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen.“ (Lit.:GA 24, S. 253f)

„Das Wirtschaftsleben im dreigliedrigen sozialen Organismus kommt durch das Zusammenwirken der aus den Produktionserfordernissen und Konsumtionsinteressen sich bildenden Assoziationen zustande. Diese werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem geistigen und dem Rechtsgebiet heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt.

Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus.“ (Lit.:GA 24, S. 261f)

Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die Preisbildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:

„In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein: Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung - das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern lediglich darf in ihm sein Verwaltung der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Warenverbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen? Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat.“ (Lit.:GA 333, S. 085f)

Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Assoziationen, Preise, die in gewissen Hinsichten unrichtig erscheinen, etwa per Dekret höher oder niedriger festzulegen, woran sich dann Produzenten und Konsumenten zu halten hätten. Die Einflußnahme ist nur durch die Einwirkung auf die Preisbildungsprozesse sinnvoll:

„Sie sehen also, dass man nicht am Wert die Sache erfassen soll, sondern hinter dem Wert sie erfassen muss. Man muss zu dem zurückgehen, was den Wert bildet, und muss da allmählich vielleicht auf die konstanteren Verhältnisse kommen, auf die man dann einen unmittelbaren Einfluss haben kann. Denn in dem Augenblick, wo Sie den Wert in die volkswirtschaftliche Zirkulation gebracht haben, da müssen Sie ihn im Sinne des volkswirtschaftlichen Organismus fluktuieren lassen. (...) es [kann] sich niemals darum handeln, über den Wert und Preis herumzureden, sondern nur darum, dass man zu den ersten Faktoren geht, zu demjenigen, was dann, wenn es richtig formiert wird, eben den entsprechenden Preis herausbringt, der dann schon von selber so wird. (...) [zum Beispiel:] wir beobachten irgendwo auf einem bestimmten Felde, dass für eine Warengattung der Preis bedenklich sinkt, so bedenklich sinkt, dass das eine deutlich ausdrückbare Misere darstellt. Nun handelt es sich darum, dass wir zunächst dieses wirkliche Sinken der Preise theoretisch beobachten. Da sind wir gewissermaßen erst bei der Notifizierung des Thermometerstandes. Dann handelt es sich darum: Was tun, wenn die Preise bedenklich sinken für irgendeine Warengattung oder ein Produkt? - Nun, wir werden diese Dinge noch genauer sehen; zunächst möchte ich nur sagen, was da zu geschehen hat und von wem, wenn die Preise irgendeiner Warengattung bedenklich sinken. Da wird es sich darum handeln, dass wir eine Maßregel treffen, die geeignet ist, diesem Sinken der Preise entgegenzuwirken. Es wird vielleicht verschiedene solche Maßregeln geben. Aber eine von ihnen wird die sein, dass wir etwas tun zum Beschleunigen des Umlaufs, des Verkehrs, des Handels mit den betreffenden Waren.“ (Lit.:GA 340, S. 30ff)

Siehe auch Hauptartikel --> Preisbildung

Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:

„Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin.“ (Lit.:GA 340, S. 261f)

Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.

Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit

„Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten.“ (Lit.:GA 200, S. 95)

„Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln.“ (Lit.:GA 335, S. 73)

Wirtschaftsparlamente?

Gelegentlich hört man soziale Dreigliederer, welche die Materie noch nicht so recht durchdrungen haben, von "Wirtschaftsparlamenten" reden. Dieser Ansatz ist aber das Gegenteil von dem, was Rudolf Steiner anstrebte. Assoziationen, also Zusammenschlüsse von Produzenten, Händlern und Konsumenten entstehen zunächst regional nach dem "Bottom up"-Prinzip. Sie nehmen im Rahmen ihrer Tätigkeit Kontakte zu benachbarten Assoziationen auf, und entsenden Delegierte in eine Art Gesamtplanungs- oder Gesamtüberschaugremium, welches innerhalb eines Landes die Tätigkeiten der einzelnen Assoziationen steuert und reguliert. Ferner regeln sie den Güteraustausch mit angrenzenden Gebieten bzw. Ländern. Setzt sich die Assoziationsidee weltweit durch, dann wird es auch notwendig sein, Vertreter in ein Gesamtplanungs- bzw. Weltüberschaugremium zu entsenden, damit der freie Warenfluß weltweit nicht behindert wird. Diese Gremien, man könnte sie auch Cluster nennen, aber Rudolf Steiner wählte dafür den Begriff "Assoziation" werden aber stets paritätisch von Produzentenvertretern, Händlervertretern und Konsumentenvertretern besetzt werden müssen, um ihre regulierende Funktion nicht zu verlieren. Man sieht also: diese Assoziationen sind etwas ganz und gar anderes als Parlamente. Ihre Ergebnisse werden sie nur finden können, wenn sie brüderlich, das ist "einvernehmlich", entscheiden, anders werden heilsame Entscheidungen gar nicht möglich sein.

Sozialwissenschaftliche Begründung der Notwendigkeit von Assoziation

Der tieferliegende, sozialwissenschaftliche oder menschenkundliche Grund für das Erfordernis, das Wirtschaften durch Assoziationen zu gestalten und zu lenken, liegt in der Unfähigkeit des einzelnen Menschen, für das wirtschaftliche und soziale Gebiet zu sachgemäßen Urteilen zu kommen. Nur gemeinsam, als Gruppe, im assoziativen Austausch konfrontativer, einzelner, einseitiger, und wegen ihrer Einseitigkeit falscher Erfahrungen, Kenntnisse und Ansichten, können heutige Menschen Wirtschaftsangelegenheiten sachgerecht beurteilen und gestalten, indem sie sich aus den verschiedenen Aspekten, einseitigen Perspektiven und Interessen ein gemeinsames Situationsverständnis bilden.

„Und wir gehen zum dritten Gebiet, zum Wirtschaftsgebiet. Wir wissen, daß sich das sehr im Unterbewußten vollzieht, daß der einzelne Mensch heute gar nicht in der Lage ist, aus dem, was vorliegt, in vollbewußter Weise zu durchdringen, was im Wirtschaftsgebiet vorliegt. Es müssen sich Assoziationen bilden, wo die Erfahrung des einen durch die Erfahrung des andern ergänzt wird. Aus den Assoziationen, aus Gruppenbildungen heraus muß sich dann das Urteil bilden. Während wir auf dem Geistgebiet, jeder einzelne individuell, das, was unseren Anlagen gemäß ist, heraussetzen müssen, muß das, was im Wirtschaftsgebiet tätig ist, aus dem Gruppenurteil herauskommen.“ (Lit.:GA 199, S. 233)

„Weil, wenn zwölf zusammensitzen aus den verschiedensten parteipolitischen Richtungen mit dem guten Willen, ihre einzelnen Erfahrungen als Teilerfahrungen zusammenzufassen, so haben wir nicht bloß eine Summe von zwölf verschiedenen Meinungen, sondern indem diese Meinungen wirklich in Aktion treten, entsteht eine Potenzierung dieser zwölf Impulse. Also eine ganz ungeheure Summe von wirtschaftlichen Erfahrungen bildet sich einfach dadurch, daß wir die Menschenmeinungen sozialisieren in dieser Weise.“ (Lit.:GA 337a, S. 31)

Zitate

„Man wird dann vielleicht auf Verständnis stoßen, wenn man darauf aufmerksam macht, daß ja vieles von dem, was heute besteht, eigentlich aus alten instinktiven Assoziationen hervorgegangen ist. Bedenken Sie nur einmal, wie der heutige abstrakte Markt Dinge zusammenbringt, deren Zusammenkommen und wiederum Weiterverteiltwerden an den Konsumenten gar nicht überschaut werden kann. Aber wie ist man denn überhaupt zu diesem Marktverhältnis gekommen? Im Grunde genommen aus der instinktiven Assoziation heraus, indem eine Anzahl von Dörfern in solch einer Entfernung, daß man hin- und zurückgehen kann im Tage, um einen größeren Ort herum waren und da die Leute ihre Produkte austauschten. Das nannte man nicht eine Assoziation. Man sprach überhaupt kein Wort aus; aber in Wirklichkeit war es eine instinktive Assoziation. Diejenigen Leute, welche hier sich zum Markt vereinigten, waren assoziiert mit all denen, die in den Dörfern herum wohnten. Sie konnten rechnen auf einen bestimmten Absatz, der sich erfahrungsgemäß ergab. Daher konnten sie nach dem Konsum die Produktion regeln in ganz lebendigen Zusammenhängen. In solchen primitiven Wirtschaften waren durchaus assoziative Verhältnisse, die sich nur nicht als solche aussprachen, vorhanden.“ (Lit.:GA 339, S. 86f.)

Zur Kritik

"Ich persönlich halte den Begriff der Assoziationswirtschaft, der übrigens gar nicht von Steiner stammt, sondern von August Cieszkowski, für komplett verfehlt... Derart unbestimmte und diffuse Begriffe können wir heute nicht mehr gebrauchen..." (Joachim Stiller)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.