Seligpreisungen und Assoziation (Wirtschaftsleben): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Frescoangelico100216.jpg|thumb|Die Freskomalerei "die Bergpredigt"]]
'''Assoziationen''' sind dezentrale Lenkungsorgane geeigneter Größe im [[Wirtschaftsleben]] eines sozialen Organismus im Sinne der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederungsidee]] Rudolf Steiners.


Der [[Christus]] Jesus deutet mit seinen '''Seligpreisungen''' auf eine grundlegende Veränderung in der Welt durch das [[Mysterium von Golgatha]] hin, durch das sich der Christus durch seinen [[Tod]] mit der [[Erde]] verbunden hat. Es ist hierbei wichtig zu beachten, dass der Christus den Tod vorher nicht kannte, da er ein rein geistiges Wesen war und man den Tod nur auf der Erde oder auf Welten, die auf einer vergleichbaren Entwicklungsstufe stehen, erleben kann. Und durch den Tod auf der Erde konnte der Christus sich mit dieser verbinden. Jeder Teil der Seligpreisungen deutet auf eine Veränderung eines [[Wesensglieder|Wesensgliedes]] des [[Mensch|Menschen]] hin. Die [[Bergpredigt]] richtete der Christus nur an seine Jünger:
{{GZ|Die Assoziation ist keine Organisation,
ist nicht irgendeine Koalition. Sie entsteht dadurch,
daß sich die einzelnen Wirtschaftenden zusammenfinden,
und daß jeder einzelne nicht das aufnimmt,
was aus irgendeiner Zentralstelle heraus gemacht wird,
sondern daß der einzelne das beitragen kann, was er aus
seiner Erkenntnis des Gebietes, in dem er darinnensteht,
weiß und kann. Und aus dem Zusammenarbeiten, bei
dem ein jeder sein Bestes gibt und wo das, was geschieht,
durch den Zusammenklang einer Anzahl entsteht, aus
solchen Assoziationen kann sich erst alles übrige Wirtschaftliche
ergeben.|83|304f}}


<div style="margin-left:20px">"Christus Jesus gab selbst die eindringlichste Lehre von der Erfüllung der Zeiten in dem, was wir die Bergpredigt nennen. Sie war durchaus keine Volkspredigt, denn es heißt: «Da Christus das Volk sah, ging er hinweg und offenbarte sich seinen Jüngern.»" {{Lit|GA 118}}</div>
== Aufgaben der Assoziationen ==


[[Fra Angelico]] muss das, insofern er seine Freskomalerei "Die Bergpredigt" selbst entworfen hat, bereits gewusst haben, was man deutlich an selbiger erkennen kann.
''Assoziationen'' ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der [[Ware]]n ([[Handel]]), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden [[Geld]]fluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.


{{GZ|Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. [...]
[...] Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus.|23|14}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der
'''Selig sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. (Vers 3 wörtlich: Selig die Armen im Geist)''' (Mt 5,3)
Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen.|24|253f}}
</div>
Gerade dieser Satz wird häufig falsch verstanden, was man auch gut an der hier verwendeten Einheitsübersetzung erkennen kann. [[Rudolf Steiner|Steiner]] sagt folgendes dazu:


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Das Wirtschaftsleben im dreigliedrigen sozialen Organismus
"Früher konnte nur derjenige zur geistigen Welt aufsteigen, der angefüllt war mit den Strömungen dieser geistigen Welt; nur dieser konnte seliggepriesen werden als ein Reicher des Geistes. Das war der Hellseher im alten Sinne, und der gehörte zu den seltensten Persönlichkeiten. Die meisten waren Bettler geworden im Geiste. Jetzt aber konnten diejenigen das Reich der Himmel finden, die es in ihrem Ich suchten." {{Lit|GA 118}}
kommt durch das Zusammenwirken der aus den Produktionserfordernissen
</div>
und Konsumtionsinteressen sich
bildenden Assoziationen zustande. Diese werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem [[Geistesleben|geistigen]] und dem [[Rechtsleben|Rechtsgebiet]] heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt.


<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.''' (Mt 5,4)</div>
Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch
wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus.|24|261f}}


Damit ist folgendes gemeint:
Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die [[Preis]]bildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:


<div style="margin-left:20px">"Sodann sagte er vom Ätherleib: Früher konnten die Menschen vom leiblichen und seelischen Leid geheilt werden durch Hinaufsteigen in die geistige Welt mittels der Ekstase. Wenn sie nun gotterfüllt, gottinnig werden, dann können, die da Leid tragen, geheilt, getröstet werden und können in sich selber den Grund, den Trost finden." {{Lit|GA 118}}</div>
{{GZ|In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein:
Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung
- das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern
lediglich darf in ihm sein [[Verwaltung]] der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Warenverbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses
Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat.|333|085f}}


Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Assoziationen, Preise, die in gewissen Hinsichten unrichtig erscheinen, etwa per Dekret höher oder niedriger festzulegen, woran sich dann Produzenten und Konsumenten zu halten hätten. Die Einflußnahme ist nur durch die Einwirkung auf die Preisbildungsprozesse sinnvoll:


<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.''' (Mt 5,5)</div>
{{GZ|Sie sehen also, dass man nicht am Wert die Sache erfassen soll, sondern hinter dem Wert sie erfassen muss. Man muss zu dem zurückgehen, was den Wert bildet, und muss da allmählich vielleicht auf die konstanteren Verhältnisse kommen, auf die man dann einen unmittelbaren Einfluss haben kann. Denn in dem Augenblick, wo Sie den Wert in die volkswirtschaftliche Zirkulation gebracht haben, da müssen Sie ihn im Sinne des volkswirtschaftlichen Organismus fluktuieren lassen. (...) es [kann] sich niemals darum handeln, über den Wert und Preis herumzureden, sondern nur darum, dass man zu den ersten Faktoren geht, zu demjenigen, was dann, wenn es richtig formiert wird, eben den entsprechenden Preis herausbringt, der dann schon von selber so wird. (...) [zum Beispiel:] wir beobachten irgendwo auf einem bestimmten Felde, dass für eine Warengattung der Preis bedenklich sinkt, so bedenklich sinkt, dass das eine deutlich ausdrückbare Misere darstellt. Nun handelt es sich darum, dass wir zunächst dieses wirkliche Sinken der Preise theoretisch beobachten. Da sind wir gewissermaßen erst bei der Notifizierung des Thermometerstandes. Dann handelt es sich darum: Was tun, wenn die Preise bedenklich sinken für irgendeine Warengattung oder ein Produkt? - Nun, wir werden diese Dinge noch genauer sehen; zunächst möchte ich nur sagen, was da zu geschehen hat und von wem, wenn die Preise irgendeiner Warengattung bedenklich sinken. Da wird es sich darum handeln, dass wir eine Maßregel treffen, die geeignet ist, diesem Sinken der Preise entgegenzuwirken. Es wird vielleicht verschiedene solche Maßregeln geben. Aber eine von ihnen wird die sein, dass wir etwas tun zum Beschleunigen des Umlaufs, des Verkehrs, des Handels mit den betreffenden Waren.|340|30ff}}


Mit diesen Worten bezieht sich Christus auf den [[Astralleib]]:
[[Preisbildung|''Siehe auch Hauptartikel --> Preisbildung'']]


<div style="margin-left:20px">"Weiter sagte er vom Astralleib: Früher mussten diejenigen, die wilde, stürmische Leidenschaften und Impulse im Astralleib hegten, dadurch besänftigt werden, dass ihnen Gleichmut, Gelassenheit und Läuterung zuströmte von den geistig-göttlichen Wesenheiten. - Jetzt aber sollten die Menschen durch die Kraft ihres eigenen Ich unter der Einwirkung Christi die Kraft finden, ihren Astralleib zu läutern. Die Stätte, wo der Astralleib sich läutern kann, ist jetzt die Erde geworden. Daher musste dieser Einschlag für den Astralleib so dargestellt werden, dass gesagt wurde: Selig und gotterfüllt im Astralleib können nur diejenigen sein, die sich das Gleichnis, Gleichmaß erwerben, und ihnen wird als Los, als Lohn aller Trost und alles Gute auf der Erde zufallen." {{Lit|GA 118}}</div>
Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:


{{GZ|Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin.|340|261f}}


<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.''' (Mt 5,6)</div>
Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.


Jetzt spricht der Christus von der [[Empfindungsseele]].
==Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit==


<div style="margin-left:20px">"Auf die Empfindungsseele bezieht sich die vierte Seligpreisung. Wer sich in seiner Empfindungsseele recht läutern und eine höhere Entwickelung durchmachen will, der wird in seinem Ich einen Einschlag des Christus bekommen; er wird einen Durst im Herzen nach Gerechtigkeit verspüren, gottinnig werden und sein Ich wird in sich selber gesättigt sein." {{Lit|GA 118}}</div>
{{GZ|Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten.|200|95}}


{{GZ|Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln.|335|73}}


<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.''' (Mt 5,7)</div>
==Wirtschaftsparlamente?==


Gelegentlich hört man soziale Dreigliederer, welche die Materie noch nicht so recht durchdrungen haben, von "Wirtschaftsparlamenten" reden. Dieser Ansatz ist aber das Gegenteil von dem, was Rudolf Steiner anstrebte. Assoziationen, also Zusammenschlüsse von Produzenten, Händlern und Konsumenten entstehen zunächst regional nach dem "Bottom up"-Prinzip. Sie nehmen im Rahmen ihrer Tätigkeit Kontakte zu benachbarten Assoziationen auf, und entsenden Delegierte in eine Art Gesamtplanungs- oder Gesamtüberschaugremium, welches innerhalb eines Landes die Tätigkeiten der einzelnen Assoziationen steuert und reguliert. Ferner regeln sie den Güteraustausch mit angrenzenden Gebieten bzw. Ländern. Setzt sich die Assoziationsidee weltweit durch, dann wird es auch notwendig sein, Vertreter in ein Gesamtplanungs- bzw. Weltüberschaugremium zu entsenden, damit der freie Warenfluß weltweit nicht behindert wird.
Diese Gremien, man könnte sie auch Cluster nennen, aber Rudolf Steiner wählte dafür den Begriff "Assoziation" werden aber stets paritätisch von Produzentenvertretern, Händlervertretern und Konsumentenvertretern besetzt werden müssen, um ihre regulierende Funktion nicht zu verlieren. Man sieht also: diese Assoziationen sind etwas ganz und gar anderes als Parlamente. Ihre Ergebnisse werden sie nur finden können, wenn sie brüderlich, das ist "einvernehmlich", entscheiden, anders werden heilsame Entscheidungen gar nicht möglich sein.


<div style="margin-left:20px">"Das nächste Glied ist die Verstandes- oder Gemütsseele. Das Ich schlummert dumpf in der Empfindungsseele und erwacht erst in der Verstandes- oder Gemütsseele. Wenn wir mit unserem Ich in der Empfindungsseele schlummern, dann können wir nicht in allen Menschen das finden, was sie erst zu wirklichen Menschen macht: das Ich. Bevor der Mensch das Ich in sich entwickelt hat, muss er seine Empfindungsseele in höhere Welten hinaufwachsen lassen, um dort etwas wahrnehmen zu können. Wenn er aber in der Verstandes- oder Gemütsseele sich entwickelt, kann er den Menschen neben sich wahrnehmen. Bei allen bisher genannten Gliedern müssen wir uns an das erinnern, was in früheren Reichen gegeben war. Erst in der Verstandes- oder Gemütsseele kann sich die Seele mit dem erfüllen, was von Mensch zu Mensch strömt. Es wird in dem Satzgefüge der fünften Seligpreisung etwas Besonderes eintreten müssen; es muss Subjekt und Prädikat gleich sein, weil hingedeutet werden soll auf das, was das Ich in sich entwickelt. Dieser fünfte Satz sagt: «Wer Mitleid und Barmherzigkeit entwickelt, der wird Barmherzigkeit wiederfinden.» Das ist eine Kreuzprobe, die wir hier bei einem okkulten Dokument machen. Christus hat in bezug auf die einzelnen Glieder der menschlichen Natur alles verheißen, alles stimmt." {{Lit|GA 118}}</div>
== Sozialwissenschaftliche Begründung der Notwendigkeit von Assoziation ==


Der tieferliegende, sozialwissenschaftliche oder menschenkundliche Grund für das Erfordernis, das Wirtschaften durch Assoziationen zu gestalten und zu lenken, liegt in der Unfähigkeit des einzelnen Menschen, für das wirtschaftliche und soziale Gebiet zu sachgemäßen Urteilen zu kommen. Nur gemeinsam, als Gruppe, im assoziativen Austausch konfrontativer, einzelner, einseitiger, und wegen ihrer Einseitigkeit falscher Erfahrungen, Kenntnisse und Ansichten, können heutige Menschen Wirtschaftsangelegenheiten sachgerecht beurteilen und gestalten, indem sie sich aus den verschiedenen Aspekten, einseitigen Perspektiven und Interessen ein gemeinsames Situationsverständnis bilden.


<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.''' (Mt 5,8)</div>
{{GZ|Und wir gehen zum dritten Gebiet, zum Wirtschaftsgebiet. Wir wissen,
daß sich das sehr im Unterbewußten vollzieht, daß der einzelne
Mensch heute gar nicht in der Lage ist, aus dem, was vorliegt, in vollbewußter
Weise zu durchdringen, was im Wirtschaftsgebiet vorliegt. Es
müssen sich Assoziationen bilden, wo die Erfahrung des einen durch die
Erfahrung des andern ergänzt wird. Aus den Assoziationen, aus Gruppenbildungen
heraus muß sich dann das Urteil bilden. Während wir
auf dem Geistgebiet, jeder einzelne individuell, das, was unseren Anlagen
gemäß ist, heraussetzen müssen, muß das, was im Wirtschaftsgebiet
tätig ist, aus dem Gruppenurteil herauskommen.|199|233}}


{{GZ|Weil, wenn zwölf zusammensitzen aus den
verschiedensten parteipolitischen Richtungen mit dem guten Willen,
ihre einzelnen Erfahrungen als Teilerfahrungen zusammenzufassen,
so haben wir nicht bloß eine Summe von zwölf verschiedenen Meinungen,
sondern indem diese Meinungen wirklich in Aktion treten,
entsteht eine Potenzierung dieser zwölf Impulse. Also eine ganz
ungeheure Summe von wirtschaftlichen Erfahrungen bildet sich einfach
dadurch, daß wir die Menschenmeinungen sozialisieren in dieser
Weise.|337a|31}}


<div style="margin-left:20px">"Auf die Bewusstseinsseele bezieht sich der nächste Satz der Seligpreisungen. Durch sie kommt das Ich als reines Ich derart zur Entwickelung, dass es den Gott in sich aufnehmen kann. Wenn also der Mensch so weit heraufdringen kann, dann kann er den Tropfen des Göttlichen, sein Ich in sich wahrnehmen. Er kann durch seine gereinigte Bewusstseinsseele Gott schauen. Dieser sechste Satz der Seligpreisungen muss sich also auf das Gottschauen beziehen. Der äußere physische Ausdruck für das Ich und die Bewusstseinsseele ist das physische Blut, und worin sich dieses besonders zum Ausdruck bringt, das ist das menschliche Herz als Ausdruck des gereinigten Ich. Christus sprach daher: «Selig werden die sein, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.» Damit ist geradezu bis in diese Intimität herein angedeutet, dass unser Herz, der Ausdruck des Ich, des Göttlichen im Menschen ist." {{Lit|GA 118}}</div>
== Zitate ==
{{GZ|Man wird dann vielleicht auf Verständnis stoßen, wenn man darauf
aufmerksam macht, daß ja vieles von dem, was heute besteht, eigentlich
aus alten instinktiven Assoziationen hervorgegangen ist. Bedenken
Sie nur einmal, wie der heutige abstrakte Markt Dinge zusammenbringt,
deren Zusammenkommen und wiederum Weiterverteiltwerden
an den Konsumenten gar nicht überschaut werden kann. Aber wie
ist man denn überhaupt zu diesem Marktverhältnis gekommen? Im
Grunde genommen aus der instinktiven Assoziation heraus, indem eine
Anzahl von Dörfern in solch einer Entfernung, daß man hin- und zurückgehen
kann im Tage, um einen größeren Ort herum waren und da
die Leute ihre Produkte austauschten. Das nannte man nicht eine Assoziation.
Man sprach überhaupt kein Wort aus; aber in Wirklichkeit
war es eine instinktive Assoziation. Diejenigen Leute, welche hier sich
zum Markt vereinigten, waren assoziiert mit all denen, die in den Dörfern
herum wohnten. Sie konnten rechnen auf einen bestimmten Absatz,
der sich erfahrungsgemäß ergab. Daher konnten sie nach dem
Konsum die Produktion regeln in ganz lebendigen Zusammenhängen.
In solchen primitiven Wirtschaften waren durchaus assoziative Verhältnisse,
die sich nur nicht als solche aussprachen, vorhanden.|339|86f.}}


== Zur Kritik ==
"Ich persönlich halte den Begriff der Assoziationswirtschaft, der übrigens gar nicht von [[Steiner]] stammt, sondern von [[August Cieszkowski]], für komplett verfehlt... Derart unbestimmte und diffuse Begriffe können wir heute nicht mehr gebrauchen..." ([[Joachim Stiller]])


<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.''' (Mt 5,9)</div>
== Literatur ==
 
 
<div style="margin-left:20px">"Der gegenwärtige Mensch kann wohl die drei Seelenglieder ausbilden, aber in ferner Zukunft erst die höheren Glieder: Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese können im Menschen noch nicht in sich selber leben, er muss dazu aufschauen zu höheren Wesen. Sein Geistselbst ist noch nicht in ihm; es ergießt sich erst später über ihn. Er ist noch nicht genügend entwickelt, um das Geistselbst völlig in sich aufzunehmen, er steht in dieser Beziehung erst im Anfang der Entwickelung, ist nur gleichsam ein Gefäß, um es allmählich in sich aufzunehmen. Das deutet auch der siebente Satz der Seligpreisung an. Das Geistselbst kann ihn zunächst nur durchwärmen, durchweben. Allein die Tat Christi bringt es auf die Erde herunter als die Kraft der Liebe und Harmonie. Daher sagt Christus: Selig sind die, welche das Geistselbst als erstes geistiges Glied zu sich herunterholen, denn sie werden Gottes Kinder werden. - Das weist die Menschen hinauf in die höheren Welten." {{Lit|GA 118}}</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.''' (Mt 5,10)</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">"Fernerhin wird Bezug genommen auf dasjenige, was für die Zukunft herbeigeführt werden soll, was aber von der Gegenwart mehr und mehr angefochten und mit allen Kräften und Mächten verfolgt wird. Es ist angedeutet in dem achten Satz der Seligpreisungen: Gotterfüllt oder selig sind diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn sie werden erfüllt sein in ihrem Selbst von den Reichen des Himmels, vom Lebensgeist, von Buddhi." {{Lit|GA 118}}</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">'''Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.''' (Mt 5,11)</div>
 


<div style="margin-left:20px">"Im Anschlusse daran finden wir noch Hinweise auf die besondere Mission des Christus selber, auch in dem Sinne, dass die intimen Schüler des Christus selig sein können, wenn sie um seinetwillen Verfolgung leiden müssen: eine leise Andeutung auf das Atma, das erst in ferner Zukunft uns zuteil werden wird, ist damit verbunden." {{Lit|GA 118}}</div>
* [[Stefan Leber]] (Hrsg):''Die wirtschaftlichen Assoziationen: Beiträge zur Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben'', 1987, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772509037
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Kernpunkte der Sozialen Frage'', [[GA 23]] (1976), ISBN 3-7274-0230-X {{Schriften|023}}
Ergänzend ist noch anzumerken, dass [[Valentin Tomberg]] in seiner allerletzten noch anthroposophischen Phase den entscheidenden Hinweis gab, mit Hilfe der neun Seligpreisungen wäre die Menschheit zukünftig in der Lage die derzeit dämonisch besetzten neun Schichten des Erdinneren zukünftig zu Erlösen.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit'', [[GA 83]] (1981), ISBN 3-7274-0830-8 {{Vorträge|083}}
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'',
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung'', [[GA 199]] (1985), ISBN 3-7274-1990-3 {{Vorträge|199}}
#Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (2002)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'', [[GA 200]] (2003), ISBN 3-7274-2000-6 {{Vorträge|200}}
#Valentin Tomberg: Der VATERUNSER-Kurs, Bände 1 - 4, Achamoth Vlg., Taisersdorf 2010
* [[Rudolf Steiner]]: ''Gedankenfreiheit und soziale Kräfte'', [[GA 333]] (1985), ISBN 3-7274-3330-2 {{Vorträge|333}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Nationalökonomischer Kurs'', [[GA 340]] (2002), ISBN 3-7274-3400-7 {{Vorträge|340}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Wirtschaft]] [[Kategorie:Wirtschaftsmodell|B]] [[Kategorie:Assoziative Wirtschaft|*]] [[Kategorie:Soziale Dreigliederung]] [[Kategorie:Wirtschaftsleben]]
 
# [http://anthroposophie.byu.edu/vortraege/118_09.pdf GA 118: 9. Vortrag: Die Bergpredigt. Das Land Schamballa]

Version vom 29. August 2020, 14:41 Uhr

Assoziationen sind dezentrale Lenkungsorgane geeigneter Größe im Wirtschaftsleben eines sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners.

„Die Assoziation ist keine Organisation, ist nicht irgendeine Koalition. Sie entsteht dadurch, daß sich die einzelnen Wirtschaftenden zusammenfinden, und daß jeder einzelne nicht das aufnimmt, was aus irgendeiner Zentralstelle heraus gemacht wird, sondern daß der einzelne das beitragen kann, was er aus seiner Erkenntnis des Gebietes, in dem er darinnensteht, weiß und kann. Und aus dem Zusammenarbeiten, bei dem ein jeder sein Bestes gibt und wo das, was geschieht, durch den Zusammenklang einer Anzahl entsteht, aus solchen Assoziationen kann sich erst alles übrige Wirtschaftliche ergeben.“ (Lit.:GA 83, S. 304f)

Aufgaben der Assoziationen

Assoziationen ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der Waren (Handel), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden Geldfluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.

„Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. [...] [...] Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus.“ (Lit.:GA 23, S. 14)

„Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen.“ (Lit.:GA 24, S. 253f)

„Das Wirtschaftsleben im dreigliedrigen sozialen Organismus kommt durch das Zusammenwirken der aus den Produktionserfordernissen und Konsumtionsinteressen sich bildenden Assoziationen zustande. Diese werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem geistigen und dem Rechtsgebiet heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt.

Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus.“ (Lit.:GA 24, S. 261f)

Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die Preisbildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:

„In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein: Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung - das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern lediglich darf in ihm sein Verwaltung der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Warenverbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen? Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat.“ (Lit.:GA 333, S. 085f)

Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Assoziationen, Preise, die in gewissen Hinsichten unrichtig erscheinen, etwa per Dekret höher oder niedriger festzulegen, woran sich dann Produzenten und Konsumenten zu halten hätten. Die Einflußnahme ist nur durch die Einwirkung auf die Preisbildungsprozesse sinnvoll:

„Sie sehen also, dass man nicht am Wert die Sache erfassen soll, sondern hinter dem Wert sie erfassen muss. Man muss zu dem zurückgehen, was den Wert bildet, und muss da allmählich vielleicht auf die konstanteren Verhältnisse kommen, auf die man dann einen unmittelbaren Einfluss haben kann. Denn in dem Augenblick, wo Sie den Wert in die volkswirtschaftliche Zirkulation gebracht haben, da müssen Sie ihn im Sinne des volkswirtschaftlichen Organismus fluktuieren lassen. (...) es [kann] sich niemals darum handeln, über den Wert und Preis herumzureden, sondern nur darum, dass man zu den ersten Faktoren geht, zu demjenigen, was dann, wenn es richtig formiert wird, eben den entsprechenden Preis herausbringt, der dann schon von selber so wird. (...) [zum Beispiel:] wir beobachten irgendwo auf einem bestimmten Felde, dass für eine Warengattung der Preis bedenklich sinkt, so bedenklich sinkt, dass das eine deutlich ausdrückbare Misere darstellt. Nun handelt es sich darum, dass wir zunächst dieses wirkliche Sinken der Preise theoretisch beobachten. Da sind wir gewissermaßen erst bei der Notifizierung des Thermometerstandes. Dann handelt es sich darum: Was tun, wenn die Preise bedenklich sinken für irgendeine Warengattung oder ein Produkt? - Nun, wir werden diese Dinge noch genauer sehen; zunächst möchte ich nur sagen, was da zu geschehen hat und von wem, wenn die Preise irgendeiner Warengattung bedenklich sinken. Da wird es sich darum handeln, dass wir eine Maßregel treffen, die geeignet ist, diesem Sinken der Preise entgegenzuwirken. Es wird vielleicht verschiedene solche Maßregeln geben. Aber eine von ihnen wird die sein, dass wir etwas tun zum Beschleunigen des Umlaufs, des Verkehrs, des Handels mit den betreffenden Waren.“ (Lit.:GA 340, S. 30ff)

Siehe auch Hauptartikel --> Preisbildung

Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:

„Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin.“ (Lit.:GA 340, S. 261f)

Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.

Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit

„Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten.“ (Lit.:GA 200, S. 95)

„Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln.“ (Lit.:GA 335, S. 73)

Wirtschaftsparlamente?

Gelegentlich hört man soziale Dreigliederer, welche die Materie noch nicht so recht durchdrungen haben, von "Wirtschaftsparlamenten" reden. Dieser Ansatz ist aber das Gegenteil von dem, was Rudolf Steiner anstrebte. Assoziationen, also Zusammenschlüsse von Produzenten, Händlern und Konsumenten entstehen zunächst regional nach dem "Bottom up"-Prinzip. Sie nehmen im Rahmen ihrer Tätigkeit Kontakte zu benachbarten Assoziationen auf, und entsenden Delegierte in eine Art Gesamtplanungs- oder Gesamtüberschaugremium, welches innerhalb eines Landes die Tätigkeiten der einzelnen Assoziationen steuert und reguliert. Ferner regeln sie den Güteraustausch mit angrenzenden Gebieten bzw. Ländern. Setzt sich die Assoziationsidee weltweit durch, dann wird es auch notwendig sein, Vertreter in ein Gesamtplanungs- bzw. Weltüberschaugremium zu entsenden, damit der freie Warenfluß weltweit nicht behindert wird. Diese Gremien, man könnte sie auch Cluster nennen, aber Rudolf Steiner wählte dafür den Begriff "Assoziation" werden aber stets paritätisch von Produzentenvertretern, Händlervertretern und Konsumentenvertretern besetzt werden müssen, um ihre regulierende Funktion nicht zu verlieren. Man sieht also: diese Assoziationen sind etwas ganz und gar anderes als Parlamente. Ihre Ergebnisse werden sie nur finden können, wenn sie brüderlich, das ist "einvernehmlich", entscheiden, anders werden heilsame Entscheidungen gar nicht möglich sein.

Sozialwissenschaftliche Begründung der Notwendigkeit von Assoziation

Der tieferliegende, sozialwissenschaftliche oder menschenkundliche Grund für das Erfordernis, das Wirtschaften durch Assoziationen zu gestalten und zu lenken, liegt in der Unfähigkeit des einzelnen Menschen, für das wirtschaftliche und soziale Gebiet zu sachgemäßen Urteilen zu kommen. Nur gemeinsam, als Gruppe, im assoziativen Austausch konfrontativer, einzelner, einseitiger, und wegen ihrer Einseitigkeit falscher Erfahrungen, Kenntnisse und Ansichten, können heutige Menschen Wirtschaftsangelegenheiten sachgerecht beurteilen und gestalten, indem sie sich aus den verschiedenen Aspekten, einseitigen Perspektiven und Interessen ein gemeinsames Situationsverständnis bilden.

„Und wir gehen zum dritten Gebiet, zum Wirtschaftsgebiet. Wir wissen, daß sich das sehr im Unterbewußten vollzieht, daß der einzelne Mensch heute gar nicht in der Lage ist, aus dem, was vorliegt, in vollbewußter Weise zu durchdringen, was im Wirtschaftsgebiet vorliegt. Es müssen sich Assoziationen bilden, wo die Erfahrung des einen durch die Erfahrung des andern ergänzt wird. Aus den Assoziationen, aus Gruppenbildungen heraus muß sich dann das Urteil bilden. Während wir auf dem Geistgebiet, jeder einzelne individuell, das, was unseren Anlagen gemäß ist, heraussetzen müssen, muß das, was im Wirtschaftsgebiet tätig ist, aus dem Gruppenurteil herauskommen.“ (Lit.:GA 199, S. 233)

„Weil, wenn zwölf zusammensitzen aus den verschiedensten parteipolitischen Richtungen mit dem guten Willen, ihre einzelnen Erfahrungen als Teilerfahrungen zusammenzufassen, so haben wir nicht bloß eine Summe von zwölf verschiedenen Meinungen, sondern indem diese Meinungen wirklich in Aktion treten, entsteht eine Potenzierung dieser zwölf Impulse. Also eine ganz ungeheure Summe von wirtschaftlichen Erfahrungen bildet sich einfach dadurch, daß wir die Menschenmeinungen sozialisieren in dieser Weise.“ (Lit.:GA 337a, S. 31)

Zitate

„Man wird dann vielleicht auf Verständnis stoßen, wenn man darauf aufmerksam macht, daß ja vieles von dem, was heute besteht, eigentlich aus alten instinktiven Assoziationen hervorgegangen ist. Bedenken Sie nur einmal, wie der heutige abstrakte Markt Dinge zusammenbringt, deren Zusammenkommen und wiederum Weiterverteiltwerden an den Konsumenten gar nicht überschaut werden kann. Aber wie ist man denn überhaupt zu diesem Marktverhältnis gekommen? Im Grunde genommen aus der instinktiven Assoziation heraus, indem eine Anzahl von Dörfern in solch einer Entfernung, daß man hin- und zurückgehen kann im Tage, um einen größeren Ort herum waren und da die Leute ihre Produkte austauschten. Das nannte man nicht eine Assoziation. Man sprach überhaupt kein Wort aus; aber in Wirklichkeit war es eine instinktive Assoziation. Diejenigen Leute, welche hier sich zum Markt vereinigten, waren assoziiert mit all denen, die in den Dörfern herum wohnten. Sie konnten rechnen auf einen bestimmten Absatz, der sich erfahrungsgemäß ergab. Daher konnten sie nach dem Konsum die Produktion regeln in ganz lebendigen Zusammenhängen. In solchen primitiven Wirtschaften waren durchaus assoziative Verhältnisse, die sich nur nicht als solche aussprachen, vorhanden.“ (Lit.:GA 339, S. 86f.)

Zur Kritik

"Ich persönlich halte den Begriff der Assoziationswirtschaft, der übrigens gar nicht von Steiner stammt, sondern von August Cieszkowski, für komplett verfehlt... Derart unbestimmte und diffuse Begriffe können wir heute nicht mehr gebrauchen..." (Joachim Stiller)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.