Nirwana und Jakob Frohschammer: Unterschied zwischen den Seiten

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Auf dem '''Nirvanaplan''', im '''Nirwana''' oder '''Nirvana''' ([[Sanskrit|skrt.]], n., निर्वाण, nirvāṇa; ''Erlöschen'' oder wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = ''aus'', vā = ''wehen'') bzw. '''Nibbana''' ([[Pali]], nibbāna), liegt die Quelle allen aktiven [[Sein]]s. Hier entspringt die [[Schöpfung aus dem Nichts]]. Das Nirvana ist damit vergleichbar dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) der [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbala]].  
[[Datei:Jakob Frohschammer 1863 (IZ 41-10 n Foto v Hanfstängl).jpg|miniatur|250px|Jakob Frohschammer, 1862. ''Grafik nach einem Foto von Hanfstängl.'']]
'''Jakob Frohschammer''' (* [[Wikipedia:6. Januar|6. Januar]] [[Wikipedia:1821|1821]] in [[Wikipedia:Barbing|Illkofen]]; † [[Wikipedia:14. Juni|14. Juni]] [[Wikipedia:1893|1893]] in [[Wikipedia:Kreuth|Kreuth]]) war ein katholischer Theologe und Philosoph.


Der Nirvanaplan, der noch über der [[Welt der Vorsehung]], dem [[Buddhiplan]], liegt, ist erfüllt von höchster Tätigkeit. Hier haben zugleich alle Taten, die der [[Mensch]] auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]] vollbringt, ihr geistiges Gegenbild und schreiben sich so in die [[Akasha-Chronik]] ein.
== Leben und Lehre ==


<div style="margin-left:20px">
Frohschammer studierte in München Philosophie und Theologie, wurde 1847 zum katholischen Priester geweiht, habilitierte sich 1850 an der Münchener Universität als Privatdozent der Theologie und trat nach dem Erscheinen seiner ''Beiträge zur Kirchengeschichte'' (1850), einer Schrift ''Über den Ursprung der menschlichen Seelen'' (München 1854) und seines offenen Sendschreibens an [[Wikipedia:Karl Vogt|Karl Vogt]]: ''Menschenseele und Physiologie'' (München 1855) als Professor der Philosophie 1855 in die philosophische Fakultät über.  
"Wenn man im Sinne dieser [[Pläne]] den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.


Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man [[Akasha-Chronik]]. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan. Die Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern und dem Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Die Gedanken lebt der Mensch auf dem Mentalplan aus. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper heran und bildet sich so seinen künftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen Gedankenbildern. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten, den Herren des Karma, den [[Lipikas]], die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten des Menschen auf dem Budhi- und dem Nirvanaplan mit ihm - der schon wieder die kamische und andere Hüllen um sich hat - in Zusammenhang bringen für die folgenden Inkarnationen." {{Lit|{{G|089|174ff}}}}
Da seine Schriften ''Einleitung in die Philosophie'' (München 1858), ''Über die Aufgabe der Naturwissenschaft'' (München 1861) und besonders ''Über die Freiheit der Wissenschaft'' (München 1861) in Rom Anstoß erregten und Frohschammer den geforderten Widerruf verweigerte, wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den Kampf gegen die kirchliche Autorität und das [[Unfehlbarkeitsdogma]] in einer Reihe von Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden [[Wikipedia:Alt-Katholische Kirche|altkatholischen]] Bewegung anzuschließen.  
</div>


Aus dem Nirvanaplan stammt auch der [[geist]]ige [[Wesen]]skern des [[Mensch]]en, die [[Monade]]. Als Folge der [[luziferisch]]en [[Versuchung]] in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] stieg die Monade zur [[irdisch]]en [[Inkarnation]] herab und damit bildete der Mensch erstmals [[individuell]]es Karma. Nirvana ist in gewissem Sinn die Quelle, aus der das individuelle Karma stammt, und es ist zugleich die Senke, in die hinein es wieder verschwindet und sich auflöst.
Als Philosoph ist er in seinem zugleich gegen Dogma und Materialismus gerichteten Buch ''Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft'' (Wien 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen Versuch: ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses'' (München 1877), der in naturphilosophischer Weise der bewusstlos verständig schaffenden Einbildungskraft die Vermittlerrolle zwischen Vernunft (Geist) und Sinnlichkeit (Natur) zuweist.


<div style="margin-left:20px">
=== Gegner der Reinkarnationslehre ===
"Der Mensch tritt in der Mitte der lemurischen Zeit auf der Erde auf und schafft zum ersten Male eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles Karma geschaffen -, so müssen wir nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen, da es als etwas Neues hereinwirkte? - Es kann nur aus dem Nirvana kommen. Damals mußte etwas hereinwirken in die Welt, das aus dem Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts» heraus geschaffen wird. Die Wesen, die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins Nirvana hinaufreichen. Was die vierfüßigen Wesen befruchtete, so daß sie Menschen wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan herunterkamen. Sie nennt man Monaden. Das ist der Grund, warum damals Wesen dieser Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten. Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns, im Menschen ist, die Monade." {{Lit|{{G|093a|125}}}}
</div>


Dass der Mensch in das [[Karma]] verstrickt wurde und dadurch in das [[Rad der Wiedergeburten]] gezwungen wurde, ist eine Folge des [[Sündenfall]]s. Dass das Karma dabei einen [[individuell]]en Charakter trägt, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Monade aus der schöpferischen Quelle des Nirvanas stammt.  
{{GZ|Das aber gehört zu dem Menschen des Abendlandes dazu: die
Göttlichkeit in der Sinneswelt, das durchgeistigte, das durchgöttlichte
Sinnliche anzuerkennen. Und wenn der abendländische Mensch unter
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 115 Seite: 253
dem Einfluß des Buddhismus auch nur für kurze Zeit die Geistigkeit
des Sinnlichen verleugnet, in den Gemütern lebt es und wird immer
vorhanden sein. Und in Aristoteles lebte gerade dieses Wert-Legen
auf das äußerlich Physische, nicht um seiner selbst willen, sondern als
einen notwendigen Durchgangspunkt, als eine notwendige Voraussetzung
für die Gesamtevolution des Menschen. Dieses Wert-Legen
auf das äußere Physische lebte immer in den Menschen des Abendlandes,
bis ins 19. Jahrhundert herein. Und das ist eines der Elemente,
warum hervorragende Geister des Abendlandes sich nicht befreunden
konnten mit der Reinkarnation. Das Fühlen der Berechtigung des
luziferischen Prinzips auf der einen Seite und das Anerkennen des
Göttlichen auch in dem äußeren sinnlichen Dasein auf der andern
Seite wirkten sozusagen zusammen, und das erzeugte Gefühle von der
Art, wie ich Ihnen eines mitteilen will bei einem Manne, der wirklich
zu den geistvollsten Persönlichkeiten des Abendlandes gehört. An
dem bedeutsamen Philosophen Frohschammer möchte ich Ihnen dieses
Gefühl nachweisen. Sie finden es beschrieben in seinem Werke, das
er geschrieben hat über die Philosophie des Thomas von Aquino. Da
gibt er eine sehr ausführliche Auseinandersetzung seiner eigenen Philosophie
mit dem Thomismus und spricht sich an einer Stelle in seiner
Art aus über die Möglichkeit dessen, was wir die Reinkarnation nennen.
Frohschammer muß nun in dieser Beziehung durchaus aufgefaßt
werden als ein Repräsentant der abendländischen Weltanschauung,
das heißt als ein Geist, an dem wir erkennen können, wie schwierig es
den verflossenen Jahrhunderten wurde, dasjenige anzuerkennen, was
einen Grundnerv unserer Pneumatosophie ausmachen muß: die Lehre
von der Reinkarnation. Frohschammer sagt:


Karma entsteht aber nur solange, als der Mensch nicht [[bewusst]] aus dieser Quelle schöpfen kann. Durch sein Nichtwissen verfällt er immer wieder der luziferischen Versuchung. Erst wo der Mensch bewusst aus der vollen [[Freiheit]] seines [[Ich]]s tätig wird, handelt er derart rein aus dem Nirvana, dass ''solche'' Taten, völlig unbeeinflusst von den Wirkungen der [[Widersacher]], weder karmische Ursachen haben, noch neues [[Karma]] schaffen.  
«Als von Gott stammend kann die Menschenseele nur als Produkt
oder Werk göttlicher Imagination gelten; denn es muß die Menschenseele
wie die Welt selbst in diesem Falle zwar aus göttlicher Kraft und
Wirksamkeit kommen (da aus bloßem Nichts eben Nichts werden
kann), aber diese Kraft und Wirksamkeit Gottes muß, wie vorbildend
für die Schöpfung, so auch bildend bei deren Realisierung und Forterhaltung
wirken; also als Gestaltungskraft (nicht bloß formaler, sondern
auch realer Art), demnach als Phantasie, das heißt als in der Welt
immanent fortwirkende und fortschaffend erhaltende Kraft oder Potenz,
also als Weltphantasie -, wie dies schon früher erörtert wurde.»


<div style="margin-left:20px">
Ich möchte hier dazu bemerken, daß Frohschammer auch ein Buch
"Und nun denken Sie sich einen Menschen, der zunächst durch Karma bestimmt wird; durch Handlungen, Gedanken, Gefühle aus der Vergangenheit. Man denke sich ihn dann so weit vorgeschritten, daß er alles Karma ausgelöscht hat, also dem Nichts gegenübersteht. Wenn er dann noch handelt, sagt man im Okkultismus: Er handelt aus dem Nirvana heraus. - Aus dem Nirvana heraus erfolgten zum Beispiel die Handlungen eines Buddha, eines Christus, wenigstens zum Teil. Der gewöhnliche Mensch nähert sich dem nur dann, wenn er künstlerisch, religiös oder weltgeschichtlich inspiriert wird.
geschrieben hat «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses»,
in dem er - wie Hegel die Idee, wie Schopenhauer den Willen - die
Phantasie selbst als das schöpferische Weltenprinzip darstellt.


Das intuitive Schaffen kommt aus dem «Nichts». Wer dazu kommen will, muß völlig frei von Karma werden. Er kann dann seine Impulse nicht mehr aus dem nehmen, woraus der Mensch sie gewöhnlich nimmt. Die Stimmung, die ihn dann überkommt, ist die der Gottseligkeit, die als Zustand auch Nirvana genannt wird." {{Lit|{{G|093a|123f}}}}
«Was die Lehre von der Präexistenz der Seelen betrifft (der Seelen,
</div>
die entweder als ewig betrachtet werden oder als zeitlich geschaffen,
aber schon am Anfang und insgesamt auf einmal), die man, wie bemerkt,
in neuerer Zeit wieder hervorgezogen und zur Lösung aller
möglichen psychologischen Probleme für tauglich hält -, so steht sie
mit der Lehre von der Seelenwanderung und Einkerkerung der Seelen
in irdische Leiber in Verbindung.»


Im [[Buddhismus]] bezeichnet Nirvana jenen Zustand, in dem der [[Mensch]] durch die [[Erleuchtung]] ([[Bodhi]]) den Wahn des äußeren [[Dasein]]s und seiner eigenen [[Selbstheit]] überwunden hat und dadurch aus dem [[Rad der Wiedergeburten]] ([[Samsara]]) endgültig heraustritt und sich künftig nicht mehr auf [[Erde (Planet)|Erden]] [[Inkarnation|inkarnieren]] muss. Alles irdische [[Karma]] ist dann endgültig ausgelöscht.
Dies wurde geschrieben im Jahre 1889, und ich habe auch schon in
dem Karlsruher Zyklus angedeutet, daß es allerdings auch im 19. Jahrhundert
immer Bekenner der Lehre von den wiederholten Erdenleben
gegeben hat. Das weiß natürlich Frohschammer auch, und deshalb
sagt er weiter:


Als der [[Buddha]] in das Nirvana einging, hatte er damit einen Zustand erreicht, der der [[Verklärung]] [[Christi]] entspricht. Um im Nirvana aufgehen zu können, muss man das [[Ego]], das im [[Egoismus]] verhärtete nieder [[Ich]], in dem zugleich die Quelle des [[Das Böse|Bösen]] liegt, vollkommen überwunden haben.  
«Danach fände also bei der Zeugung der Ältern weder eine direkte
göttliche Schöpfung der Seelen statt, noch eine schöpferische Produktion
neuer Menschennaturen nach Leib und Seele durch die Eltern,
sondern nur eine neue Verbindung der Seele mit dem Leibe, also eine
Art Fleischwerdung oder Versenkung der Seele in den Körper -, wenigstens
einer teilweisen, so daß sie teils vom Körper umfangen und
gebunden ist, teils darüber hinausragt und eine gewisse Selbständigkeit
als Geist behauptet, aber doch nicht davon loskommen kann, bis
der Tod die Verbindung aufhebt und für die Seele Befreiung und
Erlösung bringt (wenigstens von dieser Verbindung). Der Geist des
Menschen gliche da in seinem Verhältnis zum Körper den armen
Seelen im Fegfeuer, wie sie von malenden Pfuschern auf Votivtafeln
dargestellt zu werden pflegen, als Körper, die halb in die auflodernden
Flammen versenkt sind, mit dem obern Teil aber (als Seelen) hervorragend
und gestikulierend! Man bedenke doch, welche Stellung und
Bedeutung bei dieser Auffassung dem Geschlechtsgegensatz, dem
Gattungswesen der Menschheit, der Ehe und dem Elternverhältnis zu
den Kindern zukäme! Der Geschlechtsgegensatz nur eine Einkerkerungseinrichtung,
die Ehe ein Institut zur Ausführung dieser schönen
Aufgabe, die Eltern den Kinderseelen gegenüber die Schergen zum
Festhalten und Einkerkern derselben, die Kinder selbst den Eltern
diese elende, mühselige Gefangenschaft verdankend, während sie
weiter nichts mit ihnen gemein haben! All das, was sich an dieses
Verhältnis knüpft, beruhte auf elender Täuschung! Und ebenso alles,
was sich in der Menschheit an den Geschlechtsgegensatz knüpft!
Welch eine Rolle spielt doch das Geschlechtsverhältnis! Wie ist so
sehr das Sinnen und Trachten der Menschen von ihm bestimmt!
Welche Sehnsucht erregt es, welche Beglückung geht von ihm aus, für
welch körperliche und geistige Entzückungen ist es die Quelle! Und
wie ist es der Gegenstand unerschöpflichen künstlerischen, insbesondere
poetischen Schaffens! Und nun soll dieser Gegensatz nur eine
Veranstaltung zur Verleiblichung und Einkerkerung armer Seelen
sein, die dadurch dem irdischen Elend preisgegeben werden, den
Mühen, Leidenschaften, Versuchungen und Gefahren dieses irdischen
Daseins verfallen und nur allenfalls mit einem Stück ihres Wesens
noch in ein Jenseits hineinragen oder, wie man sagt, transzendental
(eigentlich transzendent) sind! Die Bedeutung dieses Geschlechtsverhältnisses
liegt demgemäß nicht darin, daß eine beständige Wiedererneuerung,
Verjüngung stattfindet, dem Frühling des Daseins entsprechend,
sondern vielmehr das Gegenteil davon. Und die Sehnsucht,
die zu Grunde läge, und das Entzücken, das davon ausgeht,
wäre nicht in der Befriedigung höchster Schaffenslust begründet, wie
man doch meinen sollte, sondern entspringt aus einem traurigen Streben
nach Einkerkerung neuer Seelen in leibliche Formen, die ihnen
den größten Teil ihres Selbst verdunkeln und entfremden.»


<div style="margin-left:20px">
Sie sehen, das ist ein Mensch, der aufrichtig und ehrlich spricht,
"Das [[Das Böse|Böse]] ist nichts anderes, als das nach außen geworfene, im Inneren des
spricht aus dem Geistesleben seiner Zeit heraus.|115|253ff|254}}
Menschen notwendige [[Chaos]]. Und in diesem Chaos, in dem, was im Menschen
sein muß, aber auch in ihm bleiben muß als ein Herd des Bösen, in dem muß das
menschliche Ich, die menschliche Egoität erhärtet werden. Diese menschliche
Egoität kann nicht jenseits der menschlichen Sinnessphäre in der Außenwelt leben.
Daher verschwindet das Ich-Bewußtsein im Schlafe, und wenn es auftritt in den
Träumen, so erscheint es sich oftmals fremd oder geschwächt. Das Ich, das da in
dem Herd des Bösen im Inneren eigentlich erhärtet wird, das kann da nicht hinein
jenseits der Sphäre der Sinneserscheinungen. Daher die Anschauung des altorientalischen
Weisen, daß man nur durch Hingabe, durch Liebe, durch Aufgabe des Ich da
eindringen kann, und daß, wenn man ganz eindringt, man nicht mehr lebt in einer
Welt des Vana, des Webens in dem Gewohnten, sondern in der Welt, wo dieses gewohnte
Dasein verweht ist, Nirvana ist. Diese Auffassung des Nirvana, des höchstgesteigerten
Hingebens des Ich, wie es im Schlafe vorhanden ist, war so in vollbewußter
Erkenntnis vorhanden für die Schüler der altorientalischen Zivilisation." {{Lit|{{G|207|27}}}}
</div>


Das eigentliche, höhere Ich wird durch das Eingehen ins Nirvana keineswegs ausgelöscht, wie aus einer falschen Interpretation der buddhistischen Lehre des [[Anatta]], des [[Nicht-Ich]], vielfach gefolgert wird, sondern vielmehr gestärkt. Als einer der wenigen westlichen Interpreten des Buddhismus ging [[Georg Grimm]] (1868 - 1945), ein Pionier des [[Wikipedia:Buddhismus in Deutschland|Buddhismus in Deutschland]], davon aus, dass der Buddha nicht lehren wollte, dass es im letzten Sinn kein Ich gibt, sondern dass er im Gegenteil das wahre und unsterbliche Ich des Menschen offenlegen wollte {{Lit|Grimm}}. Grimm wurde dafür von führenden Indologen, insbesondere auch von [[Wikipedia:Helmuth von Glasenapp|Helmuth von Glasenapp]], stark kritisiert.


Um Nirvana erleben zu können, muss man sich mit seinem [[Bewusstsein]] in einem Zustand des [[Wachbewusstsein|wachen]] [[Traum|Träumens]] in das [[Luft-Element]] versetzen. Man muss mittels geeigneter [[Atemübungen]] das [[Leben]] der Luft in sich erleben:  
=== Inspiration durch die geistige Individualität Tycho de Brahes ===
[[Rudolf Steiner]] gibt an, dass Frohschammer ähnlich wie [[Schelling]] von der aus der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] wirkenden [[Individualität]] des [[Tycho de Brahe]] inspiriert wurde:  


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|... eine der Schriften aus der deutschen Philosophie,
"... wenn man sich in das Luftförmige versetzt im Traum, so befindet man sich auf dem Nirvanaplan. Nirvana heißt wörtlich «verlöschen», in Luft verlöschen, so wie man ein Feuer auslöscht. Wenn man darin das Leben sucht, ist man mit dem eigenen Leben auf dem Nirvanaplan. Der Mensch atmet Luft ein. Wenn er das Leben der Luft in sich erlebt, dann ist das der Weg, um auf den Nirvanaplan zu kommen. Daher die Atemübungen der Jogis. Niemand kann den Nirvanaplan erreichen, wenn er nicht wirklich Atemübungen macht. Es sind nur dann [[Hathajoga]]-Übungen, wenn sie auf der falschen Stufe gemacht werden. Sonst sind sie [[Rajajoga]]-Übungen. Man atmet tatsächlich das Leben ein, den Nirvanaplan." {{Lit|{{G|093a|45}}}}
die auf mich einen großen Eindruck gemacht haben, ist die
</div>
Schrift von Jakob Frohschammer: «Die Phantasie als Grundprinzip
des Weltprozesses», eine geistvolle Schrift vom Ende des neunzehnten
Jahrhunderts, Geistvoll deshalb, weil dieser mutige Mann, der
von der Kirche ausgestoßen worden ist, dessen Schriften auf den
Index gesetzt wurden, der mutig war auch der Wissenschaft gegenüber,
die Verwandtschaft aufdeckte zwischen dem, was rein seelisch
in der Phantasie schafft, wenn der Mensch künstlerisch schafft, und
demjenigen, was innerlich als Wachstum und Lebenskraft wirkt.
Dazu gehörte schon etwas in jener Zeit. «Die Phantasie als Grundprinzip
des Weltprozesses», als weltschöpferische Macht, ist schon
eine bedeutsame Schrift.


Nirvana zu erleben bedeutet, dass das [[Bewusstsein]] bis zum Nirvanaplan hinauf reicht. Nirvana wird erfahren als absoulte [[Leerheit]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Shunyata]]), als Negation jeglichen [[sinnlich]]en ''und'' [[übersinnlich]]en [[Sein]]s. Alles [[Schöpfung|Geschaffene]] ist überwunden und das [[Bewusstsein]] erwacht, nun von jeglichem [[Objekt]]- und [[Subjekt]]bezug gereinigt, im Zustand seiner eigentlichen [[Soheit]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Tathata]]) inmitten der schöpferischen Quelle des [[Geist]]es. Der so verstandene [[Begriff]] der Leerheit, als die das Nirvana erlebt wird, weist auf die wahre [[Wirklichkeit]] des [[Geist]]es, wie sie auch aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht aufgefasst wird. Der Geist kann nicht als ein in irgendeiner Form definierbares, d.h. abgrenzbares [[Sein]] beschrieben werden, hier gibt es nicht ''klein'' und ''groß'', kein ''oben'' und ''unten'' usw., sondern er verwirklicht sich im beständigen [[Schaffen aus dem Nichts|Schaffen und Selbsterschaffen aus dem Nichts]]. Der Nirvanaplan ist so schwer in Worten zu beschreiben, dass dafür bis heute noch keine zutreffende Bezeichnung in den europäischen Sprachen gefunden hat:
So interessierte mich wiederum dieser Jakob Frohschammer sehr.
Ich suchte ihm beizukommen, eben auch real, nicht bloß durch
seine Schriften. Wiederum fand ich: Der inspirierende Geist ist derselbe,
der in [[Tycho de Brahe]], in [[Julian Apostata]] gelebt hat.
So gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, bei denen man
sehen kann, wie etwas vorbereitend wirkte für dasjenige, was dann
Anthroposophie geworden ist. Aber man braucht überall dahinter
das spirituelle Licht, das im Übersinnlichen wirkt. Denn was vorher
auf die Erde davon heruntergekommen ist, das sind eben doch
Abstraktionen geblieben. Nur konkretisieren sie sich zuweilen bei
solch einem Geiste wie Schelling oder bei einem so mutvollen
Menschen wie Jakob Frohschammer.|238|102}}


<div style="margin-left:20px">
== Werke ==
"Wenn wir die europäischen Ausdrücke gebrauchen, nennen wir
* ''Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen.'' Wölfle, Landshut 1850 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10024675-3 Digitalisat]).
den physischen Plan die Welt des Verstandes, das Astralische die Welt des Elementarischen,
* ''Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus.'' Rieger, München 1854 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11338340-9 Digitalisat]).
das untere Devachan die himmlische Welt und das obere Devachan die Vernunftwelt.
* ''Menschenseele und Physiologie. Eine Streitschrift gegen Carl Vogt in Genf.'' Literarisch-artistische Anstalt, München 1855 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10043259-3 Digitalisat]).
Und weil der europäische Geist sich erst nach und nach heraufarbeitet,
* ''Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik zur Reform der Philosophie.'' Cotta, München 1858 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10045807-2 Digitalisat]).
um in seiner Sprache die entsprechenden wirklichen Ausdrücke zu haben, so hat er
* ''Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Theologie, Materie und Kunst.'' München 1861 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10043260-6 Digitalisat]).
dasjenige, was über der devachanischen Welt liegt, einen religiös
* ''Ueber die Freiheit der Wissenschaft.'' Lentner, München 1861 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10447503-5 Digitalisat]).
gefärbten Ausdruck bekommen und heißt die «Welt der Vorsehung», was darüber ist,
* ''Das Christenthum und die moderne Naturwissenschaft.'' Tendler, Wien 1868 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10773667-1 Digitalisat]).
das konnte das alte Hellsehen zwar überblicken und alte Überlieferungen konnten
* ''Ueber die religiösen und kirchenpolitischen Fragen der Gegenwart. Gesammelte Abhandlungen.'' Loll, Elberfeld 1875 ([http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11320948-5 Digitalisat]).
es der Menschheit geben, aus den europäischen Sprachen heraus konnte ihm aber
* ''Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses.'' Ackermann, München 1877 ([https://archive.org/details/a582548600frohuoft Digitalisat]).
kein Name gegeben werden, weil heute erst der Seher sich wieder dazu heraufarbeitet.
* ''[[Monade (Philosophie)|Monaden]] und Weltphantasie.'' Ackermann, München 1879 ([https://archive.org/details/a582519400frohuoft Digitalisat]).
So daß über der Welt der Vorsehung eine Welt liegt, für die es in ganz ehrlicher
* ''Ueber die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie [[Kant]]s und [[Spinoza]]s.'' Ackermann, München 1879 ([https://archive.org/details/berdiebedeutung00frohgoog Digitalisat]).
und richtiger Weise den Namen in den europäischen Sprachen noch nicht geben
* ''Über die Principien der aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben.'' Ackermann, München 1881 ([https://archive.org/details/a582578700frohuoft Digitalisat]).
darf, denn es kann auch nicht ein beliebiger Name gefunden werden für das, was
* ''Ueber die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwicklung in Religion, Sittlichkeit und Sprache.'' Ackermann, München 1883 ([https://archive.org/details/bub_gb_scAIAAAAQAAJ Digitalisat]).
sonst im Orientalischen «Nirvana» genannt wird und was über der Welt der Vorsehung,
* ''Ueber die Organisation und Kultur der menschlichen Gesellschaft.'' München 1885.
dem Buddhiplan liegt." {{Lit|{{G|116|31f}}}}
* ''„Kein heiteres Lebensbild“. Eine Autobiographie.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-91-6.
</div>
* ''Die Unfehlbarkeit des Papstes. Offenes Sendschreiben an seine Excellenz den Herrn Erzbischof von München-Freising Gregor von Scherr betreffend den Hirtenbrief vom 26. Dezember 1870.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-90-9.
 
* ''Der Fels Petri in Rom. Beleuchtung des Fundaments der römischen Papstherrschaft.'' Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-89-3.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Nirwana}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Georg Grimm]]: ''Die Lehre des Buddho. Die Religion der Vernunft und der Meditation.'', Hrsg. v. Maya Keller-Grimm u. Max Hoppe, Aurum Verlag, Freiburg 1988
* {{ADB|49|172|177|Frohschammer, Jakob|Max Heinze|ADB:Frohschammer, Jakob}} 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie.'', [[GA 89]] (2001)
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630003106/http://www.bautz.de/bbkl/f/Frohschammer.shtml |autor=Raimund Lachner|artikel=FROHSCHAMMER, Jakob|band=14|spalten=998-1006}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987)
* Rudolf Hausl: ''Jakob Frohschammer (1821–1893).'' In: [[Wikipedia:Heinrich Fries|Heinrich Fries]], [[Wikipedia:Georg Schwaiger (Historiker)|Georg Schwaiger]] (Hrsg.): ''Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert.'' Band 3. München 1975, S. 169–189
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewusstseins'', [[GA 116]] (1982)
* Raimund Lachner: ''Jakob Frohschammer (1821 - 1893): Leben und Werk.'' St. Ottilien: EOS 1990 ISBN 3-88096-905-1
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil'', [[GA 207]] (1990)
* Raimund Lachner: ''Zwischen Rationalismus und Traditionalismus: Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer.'' Münster: Lit 1995 ISBN 3-8258-2390-3
* Elke Pahud de Mortanges: ''Philosophie und kirchliche Autorität. Der Fall Jakob Frohschammer vor der römischen Indexkongregation (1855–1864)'' (= ''Römische Inquisition und Indexkongregation.'' Bd. 4). Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-77672-X.
* {{NDB|5|654|655|Frohschammer, Jakob|Edith Selow|118693840}}
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Atmische Welt*]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Nirwanaplan]]
{{Wikisource}}
[[Kategorie:Buddhismus]]
* [http://archive.org/search.php?query=creator%3A%22Frohschammer%2C+Jakob%2C+1821-1893%22 Jakob Frohschammer: Werke] auf [http://archive.org archive.org]
[[Kategorie:Nirwana|!]]
 
[[Kategorie:Welt]]
{{DEFAULTSORT:Frohschammer, Jakob}}
[[en:Nirvana]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Theologe]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1821]]
[[Kategorie:Gestorben 1893]]  
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 26. Oktober 2017, 10:06 Uhr

Jakob Frohschammer, 1862. Grafik nach einem Foto von Hanfstängl.

Jakob Frohschammer (* 6. Januar 1821 in Illkofen; † 14. Juni 1893 in Kreuth) war ein katholischer Theologe und Philosoph.

Leben und Lehre

Frohschammer studierte in München Philosophie und Theologie, wurde 1847 zum katholischen Priester geweiht, habilitierte sich 1850 an der Münchener Universität als Privatdozent der Theologie und trat nach dem Erscheinen seiner Beiträge zur Kirchengeschichte (1850), einer Schrift Über den Ursprung der menschlichen Seelen (München 1854) und seines offenen Sendschreibens an Karl Vogt: Menschenseele und Physiologie (München 1855) als Professor der Philosophie 1855 in die philosophische Fakultät über.

Da seine Schriften Einleitung in die Philosophie (München 1858), Über die Aufgabe der Naturwissenschaft (München 1861) und besonders Über die Freiheit der Wissenschaft (München 1861) in Rom Anstoß erregten und Frohschammer den geforderten Widerruf verweigerte, wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den Kampf gegen die kirchliche Autorität und das Unfehlbarkeitsdogma in einer Reihe von Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden altkatholischen Bewegung anzuschließen.

Als Philosoph ist er in seinem zugleich gegen Dogma und Materialismus gerichteten Buch Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft (Wien 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen Versuch: Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses (München 1877), der in naturphilosophischer Weise der bewusstlos verständig schaffenden Einbildungskraft die Vermittlerrolle zwischen Vernunft (Geist) und Sinnlichkeit (Natur) zuweist.

Gegner der Reinkarnationslehre

„Das aber gehört zu dem Menschen des Abendlandes dazu: die Göttlichkeit in der Sinneswelt, das durchgeistigte, das durchgöttlichte Sinnliche anzuerkennen. Und wenn der abendländische Mensch unter Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 115 Seite: 253 dem Einfluß des Buddhismus auch nur für kurze Zeit die Geistigkeit des Sinnlichen verleugnet, in den Gemütern lebt es und wird immer vorhanden sein. Und in Aristoteles lebte gerade dieses Wert-Legen auf das äußerlich Physische, nicht um seiner selbst willen, sondern als einen notwendigen Durchgangspunkt, als eine notwendige Voraussetzung für die Gesamtevolution des Menschen. Dieses Wert-Legen auf das äußere Physische lebte immer in den Menschen des Abendlandes, bis ins 19. Jahrhundert herein. Und das ist eines der Elemente, warum hervorragende Geister des Abendlandes sich nicht befreunden konnten mit der Reinkarnation. Das Fühlen der Berechtigung des luziferischen Prinzips auf der einen Seite und das Anerkennen des Göttlichen auch in dem äußeren sinnlichen Dasein auf der andern Seite wirkten sozusagen zusammen, und das erzeugte Gefühle von der Art, wie ich Ihnen eines mitteilen will bei einem Manne, der wirklich zu den geistvollsten Persönlichkeiten des Abendlandes gehört. An dem bedeutsamen Philosophen Frohschammer möchte ich Ihnen dieses Gefühl nachweisen. Sie finden es beschrieben in seinem Werke, das er geschrieben hat über die Philosophie des Thomas von Aquino. Da gibt er eine sehr ausführliche Auseinandersetzung seiner eigenen Philosophie mit dem Thomismus und spricht sich an einer Stelle in seiner Art aus über die Möglichkeit dessen, was wir die Reinkarnation nennen. Frohschammer muß nun in dieser Beziehung durchaus aufgefaßt werden als ein Repräsentant der abendländischen Weltanschauung, das heißt als ein Geist, an dem wir erkennen können, wie schwierig es den verflossenen Jahrhunderten wurde, dasjenige anzuerkennen, was einen Grundnerv unserer Pneumatosophie ausmachen muß: die Lehre von der Reinkarnation. Frohschammer sagt:

«Als von Gott stammend kann die Menschenseele nur als Produkt oder Werk göttlicher Imagination gelten; denn es muß die Menschenseele wie die Welt selbst in diesem Falle zwar aus göttlicher Kraft und Wirksamkeit kommen (da aus bloßem Nichts eben Nichts werden kann), aber diese Kraft und Wirksamkeit Gottes muß, wie vorbildend für die Schöpfung, so auch bildend bei deren Realisierung und Forterhaltung wirken; also als Gestaltungskraft (nicht bloß formaler, sondern auch realer Art), demnach als Phantasie, das heißt als in der Welt immanent fortwirkende und fortschaffend erhaltende Kraft oder Potenz, also als Weltphantasie -, wie dies schon früher erörtert wurde.»

Ich möchte hier dazu bemerken, daß Frohschammer auch ein Buch geschrieben hat «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses», in dem er - wie Hegel die Idee, wie Schopenhauer den Willen - die Phantasie selbst als das schöpferische Weltenprinzip darstellt.

«Was die Lehre von der Präexistenz der Seelen betrifft (der Seelen, die entweder als ewig betrachtet werden oder als zeitlich geschaffen, aber schon am Anfang und insgesamt auf einmal), die man, wie bemerkt, in neuerer Zeit wieder hervorgezogen und zur Lösung aller möglichen psychologischen Probleme für tauglich hält -, so steht sie mit der Lehre von der Seelenwanderung und Einkerkerung der Seelen in irdische Leiber in Verbindung.»

Dies wurde geschrieben im Jahre 1889, und ich habe auch schon in dem Karlsruher Zyklus angedeutet, daß es allerdings auch im 19. Jahrhundert immer Bekenner der Lehre von den wiederholten Erdenleben gegeben hat. Das weiß natürlich Frohschammer auch, und deshalb sagt er weiter:

«Danach fände also bei der Zeugung der Ältern weder eine direkte göttliche Schöpfung der Seelen statt, noch eine schöpferische Produktion neuer Menschennaturen nach Leib und Seele durch die Eltern, sondern nur eine neue Verbindung der Seele mit dem Leibe, also eine Art Fleischwerdung oder Versenkung der Seele in den Körper -, wenigstens einer teilweisen, so daß sie teils vom Körper umfangen und gebunden ist, teils darüber hinausragt und eine gewisse Selbständigkeit als Geist behauptet, aber doch nicht davon loskommen kann, bis der Tod die Verbindung aufhebt und für die Seele Befreiung und Erlösung bringt (wenigstens von dieser Verbindung). Der Geist des Menschen gliche da in seinem Verhältnis zum Körper den armen Seelen im Fegfeuer, wie sie von malenden Pfuschern auf Votivtafeln dargestellt zu werden pflegen, als Körper, die halb in die auflodernden Flammen versenkt sind, mit dem obern Teil aber (als Seelen) hervorragend und gestikulierend! Man bedenke doch, welche Stellung und Bedeutung bei dieser Auffassung dem Geschlechtsgegensatz, dem Gattungswesen der Menschheit, der Ehe und dem Elternverhältnis zu den Kindern zukäme! Der Geschlechtsgegensatz nur eine Einkerkerungseinrichtung, die Ehe ein Institut zur Ausführung dieser schönen Aufgabe, die Eltern den Kinderseelen gegenüber die Schergen zum Festhalten und Einkerkern derselben, die Kinder selbst den Eltern diese elende, mühselige Gefangenschaft verdankend, während sie weiter nichts mit ihnen gemein haben! All das, was sich an dieses Verhältnis knüpft, beruhte auf elender Täuschung! Und ebenso alles, was sich in der Menschheit an den Geschlechtsgegensatz knüpft! Welch eine Rolle spielt doch das Geschlechtsverhältnis! Wie ist so sehr das Sinnen und Trachten der Menschen von ihm bestimmt! Welche Sehnsucht erregt es, welche Beglückung geht von ihm aus, für welch körperliche und geistige Entzückungen ist es die Quelle! Und wie ist es der Gegenstand unerschöpflichen künstlerischen, insbesondere poetischen Schaffens! Und nun soll dieser Gegensatz nur eine Veranstaltung zur Verleiblichung und Einkerkerung armer Seelen sein, die dadurch dem irdischen Elend preisgegeben werden, den Mühen, Leidenschaften, Versuchungen und Gefahren dieses irdischen Daseins verfallen und nur allenfalls mit einem Stück ihres Wesens noch in ein Jenseits hineinragen oder, wie man sagt, transzendental (eigentlich transzendent) sind! Die Bedeutung dieses Geschlechtsverhältnisses liegt demgemäß nicht darin, daß eine beständige Wiedererneuerung, Verjüngung stattfindet, dem Frühling des Daseins entsprechend, sondern vielmehr das Gegenteil davon. Und die Sehnsucht, die zu Grunde läge, und das Entzücken, das davon ausgeht, wäre nicht in der Befriedigung höchster Schaffenslust begründet, wie man doch meinen sollte, sondern entspringt aus einem traurigen Streben nach Einkerkerung neuer Seelen in leibliche Formen, die ihnen den größten Teil ihres Selbst verdunkeln und entfremden.»

Sie sehen, das ist ein Mensch, der aufrichtig und ehrlich spricht, spricht aus dem Geistesleben seiner Zeit heraus.“ (Lit.:GA 115, S. 253ff)


Inspiration durch die geistige Individualität Tycho de Brahes

Rudolf Steiner gibt an, dass Frohschammer ähnlich wie Schelling von der aus der geistigen Welt wirkenden Individualität des Tycho de Brahe inspiriert wurde:

„... eine der Schriften aus der deutschen Philosophie, die auf mich einen großen Eindruck gemacht haben, ist die Schrift von Jakob Frohschammer: «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses», eine geistvolle Schrift vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts, Geistvoll deshalb, weil dieser mutige Mann, der von der Kirche ausgestoßen worden ist, dessen Schriften auf den Index gesetzt wurden, der mutig war auch der Wissenschaft gegenüber, die Verwandtschaft aufdeckte zwischen dem, was rein seelisch in der Phantasie schafft, wenn der Mensch künstlerisch schafft, und demjenigen, was innerlich als Wachstum und Lebenskraft wirkt. Dazu gehörte schon etwas in jener Zeit. «Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses», als weltschöpferische Macht, ist schon eine bedeutsame Schrift.

So interessierte mich wiederum dieser Jakob Frohschammer sehr. Ich suchte ihm beizukommen, eben auch real, nicht bloß durch seine Schriften. Wiederum fand ich: Der inspirierende Geist ist derselbe, der in Tycho de Brahe, in Julian Apostata gelebt hat. So gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, bei denen man sehen kann, wie etwas vorbereitend wirkte für dasjenige, was dann Anthroposophie geworden ist. Aber man braucht überall dahinter das spirituelle Licht, das im Übersinnlichen wirkt. Denn was vorher auf die Erde davon heruntergekommen ist, das sind eben doch Abstraktionen geblieben. Nur konkretisieren sie sich zuweilen bei solch einem Geiste wie Schelling oder bei einem so mutvollen Menschen wie Jakob Frohschammer.“ (Lit.:GA 238, S. 102)

Werke

  • Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen. Wölfle, Landshut 1850 (Digitalisat).
  • Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus. Rieger, München 1854 (Digitalisat).
  • Menschenseele und Physiologie. Eine Streitschrift gegen Carl Vogt in Genf. Literarisch-artistische Anstalt, München 1855 (Digitalisat).
  • Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik zur Reform der Philosophie. Cotta, München 1858 (Digitalisat).
  • Ueber die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaft. Mit Untersuchungen über Theologie, Materie und Kunst. München 1861 (Digitalisat).
  • Ueber die Freiheit der Wissenschaft. Lentner, München 1861 (Digitalisat).
  • Das Christenthum und die moderne Naturwissenschaft. Tendler, Wien 1868 (Digitalisat).
  • Ueber die religiösen und kirchenpolitischen Fragen der Gegenwart. Gesammelte Abhandlungen. Loll, Elberfeld 1875 (Digitalisat).
  • Die Phantasie als Grundprincip des Weltprocesses. Ackermann, München 1877 (Digitalisat).
  • Monaden und Weltphantasie. Ackermann, München 1879 (Digitalisat).
  • Ueber die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie Kants und Spinozas. Ackermann, München 1879 (Digitalisat).
  • Über die Principien der aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben. Ackermann, München 1881 (Digitalisat).
  • Ueber die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwicklung in Religion, Sittlichkeit und Sprache. Ackermann, München 1883 (Digitalisat).
  • Ueber die Organisation und Kultur der menschlichen Gesellschaft. München 1885.
  • „Kein heiteres Lebensbild“. Eine Autobiographie. Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-91-6.
  • Die Unfehlbarkeit des Papstes. Offenes Sendschreiben an seine Excellenz den Herrn Erzbischof von München-Freising Gregor von Scherr betreffend den Hirtenbrief vom 26. Dezember 1870. Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-90-9.
  • Der Fels Petri in Rom. Beleuchtung des Fundaments der römischen Papstherrschaft. Hrsg. und eingeleitet von Klaus H. Fischer. Fischer, Schutterwald 2009, ISBN 978-3-928640-89-3.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wikisource: Jakob Frohschammer – Quellen und Volltexte