Phantasie und Lili Kolisko: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Phantasie''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]]: φαντασία, ''phantasia'' = „[[Erscheinung]], [[Vorstellung]], [[Traum]]gesicht, [[Gespenst]]“, von ''phantάzesthai'' = „erscheinen“) oder '''Einbildungskraft''', in moderner Schreibweise auch '''Fantasie''', ist eine [[schöpfer]]ische  Leistung des [[mensch]]lichen [[Geist]]es und Quelle des [[Kunst|künstlerischen]] Schaffens, wie auch des originären technischen Erfindertums. Die Phantasie besteht primär in der Befähigung, innere [[Bild]]er zu erzeugen. Die Phantasie umfasst häufig auch produktive Fähigkeiten auf [[musik]]alischem und sprachlichem Gebiet und originäre [[Denken|Denkleistungen]]. Im weitesten Sinn können alle [[Sinne]]ssphären und das gesamte [[Denken]] durch die Phantasie schöpferisch befruchtet werden und eine so eine [[Seele|seelische]] Innenwelt hervorbringen, die unabhängig von der unmittelbaren äußeren [[Sinneswahrnehmung]] ist. Dabei kommt es häufig zu [[synästhetisch]]en Verschränkungen mehrerer Sinnessphären.
[[Bild:Lili_Kolisko.jpg|thumb|250px|Lili Kolisko mit ihrer Tochter]]
'''Lili Kolisko''' (* [[Wikipedia:2. September|2. September]] [[Wikipedia:1889|1889]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]] (damals [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]]; † [[Wikipedia:20. November|20. November]] [[Wikipedia:1976|1976]] in [[Wikipedia:Gloucester|Gloucester]] ([[Wikipedia:Großbritannien|Großbritannien]])) war [[Anthroposoph]]in und [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaftler]]in. Die von ihr entwickelte [[Steigbildmethode]] ermöglichte erstmals den Nachweis [[kosmisch]]er Wirkungen in [[irdisch]]en [[Substanz]]en und machte sie zu einer Pionierin der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen Landwirtschaft]].


== Die Phantasie und ihr geistiger Hintergrund ==
== Leben ==


Über den geistigen Hintergrund der Phantasie sagt [[Rudolf Steiner]] in "[[Mein Lebensgang]]", Bezug nehmend auf den am [[Wikipedia:25. November|25. November]] [[Wikipedia:1891|1891]] in [[Wikipedia:Weimar|Weimar]] gehaltenen, nicht erhaltenen Vortrag über ''Die Phantasie als Kulturschöpferin'':
Am [[Wikipedia:2. September|2. September]] [[Wikipedia:1889|1889]] wurde Lili Kolisko in [[Wikipedia:Wien|Wien]] als Tochter eines Schriftsetzers geboren. Gemeinsam mit ihren beiden Stiefschwestern verlebte sie ihre Kindheit und Jugendzeit in ärmlichen Verhälthissen, die durch die Trunksucht des Vaters zusätzlich belastet waren. Dennoch konnte sie das Gymnasium besuchen und mit der [[Wikipedia:Matura|Matura]] abschließen. Nach Ausbruch des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] arbeitete sie ab [[Wikipedia:1914|1914]] als freiwillige Helferin in einem Wiener Lazarett, wo sie die verschiedensten medizinischen Labortechniken handhaben lernte. Hier begegnete sie auch dem jungen Assistenzarzt [[Eugen Kolisko]], dessen Ehefrau sie [[Wikipedia:1917|1917]] wurde. Beide verband das starke Interesse für [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaft]]en und [[Anthroposophie]].


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Nachdem Lili Kolisko [[Wikipedia:1915|1915]] erstmals [[Rudolf Steiner]] persönlich begegnet war, bat sie in bald darauf brieflich um Anregungen zur Entwicklung einer [[geisteswissenschaft]]lich orientierten [[Wikipedia:Chemie|Chemie]].  
"Mir erschien, was in der Phantasie lebt, nur dem Stoffe
nach angeregt von den Erlebnissen der menschlichen
Sinne. Das eigentlich Schöpferische in den echten Phantasiegestaltungen
zeigte sich mir als ein Abglanz der
außer dem Menschen bestehenden geistigen Welt. Ich
wollte zeigen, wie die Phantasie das Tor ist, durch das
die Wesenheiten der geistigen Welt schaffend auf dem
Umwege durch den Menschen in die Entfaltung der
Kulturen hereinwirken." {{Lit|{{G|028|234}}}}
</div>
 
== Das Märchen von der Phantasie ==
 
[[Das Märchen von der Phantasie]] wird von [[Felicia Balde]] im 6. Bild von [[Rudolf Steiner]]s drittem [[Mysteriendrama]] «[[Der Hüter der Schwelle]]» erzählt: Es war einmal ein helles Götterkind, das wuchs heran, gepflegt vom Wahrheitvater, und blickte oft voll Mitgefühl zur Erde, wo die Menschen nach der Wahrheit dürsten. Und da der Wahrheitvater den Menschen, die atmend auf der Erde leben, selbst sein Wahrheitslicht nicht geben konnte, so sandte er sein helles Götterkind, die Phantasie der Menschen zu beflügeln. Doch eines Tages traf das Wesen einen Mann, der sprach: „Du webst in Menschengeistern nur wilde Träume und betrügst die Seelen.“ Und seit dieser Zeit verleumden viele Menschen dieses Wesen, das Licht in Atemseelen bringen kann {{Lit|{{G|014|356ff}}}}.


Danach erscheinen [[Philia, Astrid und Luna]], welche die Verbindung der menschlichen [[Seelenkräfte]] mit dem Kosmos vermitteln, und [[die andere Philia]], die diese Verbindung zu hemmen versucht.
[[Wikipedia:1919|1919]] wurde dem Ehepaar Kolisko eine Tochter geboren und im März [[Wikipedia:1920|1920]] übersiedelte die Familie nach [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]], wo Eugen Kolisko von nun an als [[Waldorflehrer|Lehrer]] in der neu begründeten [[Waldorfschule]] arbeitete.  


== Vorstellungsvermögen und Phantasie ==
Im Juli desselben Jahres forschte Eugen Kolisko zusammen mit Rudolf Steiner an einem Heilmittel gegen die damals grassierende [[Wikipedia:Maul- und Klauenseuche|Maul- und Klauenseuche]]. Die dafür nötigen Laborarbeiten, um die richtige Dosierung des Mittels herauszufinden, wurden Lili Kolisko übertragen. Rudolf Steiner gab ihr dazu die Anweisung, Keimversuche an Pflanzen mit verschiedenen Verdünnungen vornehmen und das Resultat in Kurvenform aufzuzeichnen. Lili Kolisko untersuchte auch das Blut der erkrankten Tiere und konnte 1922, als man noch wenig über die Funktion der Milz wusste, in ihrer bahnbrechenden Schrift „Milzfunktion und Plättchenfrage“ einen von der Milz abgesonderten Stoffwechselregulator nachweisen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde, zunächst in einem kleinen, als Labor gebrauchten Raum der [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]er Waldorfschule, das nach Steiners Wunsch so benannte [[Biologisches Institut am Goetheanum|Biologischen Institut am Goetheanum]] begründet, dessen Tätigkeitsbereich bald erweitert wurde.


Von der [[Vorstellung]] unterscheidet sich die Phantasie dadurch, dass sie [[Gedanke|gedankendurchdrungene]] äußere [[Wahrnehmung]]en nicht bloss mehr oder weniger getreu als inneres Bild wiederholt, sondern schöpferisch neugestaltet. ''Echte'' schöpferische Phantasie steht dabei aber stets im Einklang mit den [[idee]]llen Gesetzen des [[Dasein]]s und schafft ein inneres Bild dessen, was (noch) nicht verwirklicht, aber durchaus möglich ist. Die Phantasie beschränkt sich dabei nicht auf die äußere [[Wirklichkeit]], sondern bezieht auch höhere Wirklichkeiten ein, die sie allerdings in sinnliche Bilder kleidet. Sinnliche und ideelle Elemente müssen sich in der Phantasie in rechter Weise durchdringen, wenn sie nicht den Kontakt zur Wirklichkeit verlieren soll. Fehlt der Bezug zu den idellen Gesetzen des Daseins, so verkommt die Phantasie zur wesenlosen, willkürlichen Phantasterei.
Rudolf Steiner hielt Lili Koliskos Forschungsarbeiten für sehr bedeutsam und besuchte sie häufig in ihrem Labor, um die Ergebnisse zu besprechen und weitere Anregungen zu geben. Koliskos Versuche sollten darauf abzielen, den herrschenden [[Materialismus]] zu überwinden und die [[ätherisch]]en Qualitäten, die der [[Materie]] zugrunde liegen, sichtbar zu machen. Gemeinsam mit Steiner entwickwelte Kolisko dazu [[Potenzierung]]sverfahren, durch die die materielle Substanz schrittweise so bis über die Grenze der [[Wikipedia:Analyse (Chemie)|analytischen]] Nachweisbarkeit verdünnt wurden, dass dabei zugleich die ätherische Wirksamkeit immer deutlicher hervortrat. In Keimversuchen mit Pflanzen zeigten die Verdünnungen, von Steiner als «[[kleinste Entitäten]]» bezeichnet, den von ihm erwarteten rhythmischen Verlauf.  


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"Wer nun wirklich Seelenkunde, Psychologie treibt, nicht jene
"Ich denke aber, seit den Untersuchungen von
Wortkunst, die man heute an den Universitäten oftmals als Psychologie
Lily Kolisko über die Wirkungen kleinster Entitäten, die in so glänzender Weise alles
betreibt, der weiß, daß diese Erinnerungsvorstellungen, die wir
dasjenige, was bisher Tappen und Tasten in der Homöopathie war, auf eine so gründliche
haben, substantiell genau dasselbe sind wie die Phantasievorstellungen,
wissenschaftliche Basis gestellt haben, ich denke seit der Zeit kann man es
die wir uns gewissermaßen frei schaffend bilden, nur daß wir dieselbe
durchaus als wissenschaftlich ansehen, daß kleinste Entitäten, in
Kraft, die wir in dem Weben der Phantasievorstellung anwenden, anders
kleinen Mengen gerade die strahlenden Kräfte, die gebraucht werden in der organischen
verwenden beim Erinnern. Indem wir uns erinnern, indem wir
Welt, dadurch entbunden werden, daß man kleinste Mengen in entsprechender
unser Gedächtnis pflegen, leben wir schließlich in demselben Elemente
Weise verwendet." {{Lit|GA 327, S 122ff}}
wie beim Phantasieschaffen, nur daß wir anknüpfen an dasjenige, was
wir durch die Sinne oder überhaupt durch das Leben erfahren haben
und so die «Phantasmen» in der Erinnerung gesetzmäßig gestalten,
während wir sie in der Phantasie frei schweifen lassen." {{Lit|{{G|198|215f}}}}
</div>
</div>


Beschränkt sich die Phantasie nur auf die ''äußere'' [[sinnlich]]e Wirklichkeit, so gerät der [[Mensch]] in die Fänge [[Ahriman]]s. Schwebt die Phantasie nur in höheren, ideellen Wirklichkeiten, so kommt sie in den Einflussbereich [[Luzifer]]s.
Im Nachwort ihrer Studie, die ihrer Arbeiten von 1923 - 1959 über den ''physiologischen und physikalischen Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten'' zusammenfasst, schreibt Lili Kolisko:
 
== Körperbildung, Phantasie und Verstand in der Entwicklung des Kindes ==
 
Das kleine Kind hat noch keine frei [[schöpferisch]]e Phantasie, da die dazu nötigen Wachstumskräfte bis etwa zum [[Zahnwechsel]] noch ganz für die Bildung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] benötigt werden. Erst danach werden diese Wachstumskräfte frei für die Bildung der Phantasie. Mit der [[Geschlechtsreife]] bilden sich diese Kräfte weiter so um, dass nun der [[Verstand]] erwachen kann.


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"Schauen wir, um die Kraft der Phantasie zu verstehen, dazu
"In dem Kursus, den Rudolf Steiner im Jahre 1920 für Ärzte in der Schweiz hielt, bezeichnete er es als eine „schöne Aufgabe, die Wirkungen, die sich bei der Potenzierung herausstellen, in gewissen Kurven darzustellen". Es war eine schöne Aufgabe. Immer wieder überzeugt man sich, daß, wenn man Rudolf Steiners Worte ernst nimmt und seinen Anregungen folgt, sie sich in allen Einzelheiten bewahrheiten. Wie wunderbar war es erst, als die Versuche bis zur 30. Dezimalpotenz ausgeführt wurden, festzustellen, daß die Pflanze im Wachstumsprozeß reagiert auf kleinste Stoffmengen, daß das Wachstum zunimmt, dann abnimmt, daß man einen Nullpunkt erreicht. Das Wachstum sinkt weit unter die Wasserkontrolle, Der Stoff wird weiter potenziert und wiederum steigt das Wachstum an, überschreitet die Wasserkontrollpflanze, erreicht ein maximales Wachstum. Man potenziert weiter und wiederum fällt das Wachstum zu einem Minimum herunter.
einmal das kindliche Alter an. Das kindliche Alter hat noch nicht
Phantasie. Es hat höchstens Träume. Die frei schöpferische Phantasie
lebt noch nicht im Kinde. Sie lebt nicht offenbar. Aber sie
ist nicht etwas, was plötzlich aus den Menschen in einem bestimmten
Lebensalter aus dem Nichts hervorkommt. Die Phantasie
ist doch, nämlich verborgen da im Kinde, obwohl sie sich
nicht offenbart, und das Kind ist eigentlich voll von Phantasie.
Aber was tut denn beim Kinde die Phantasie? Ja, dem, der mit
unbefangenem Geistesauge die Menschenentwickelung betrachten
kann, zeigt sich, wie im zarten Kindesalter noch unplastisch im
Verhältnis zu der späteren Gestalt namentlich das Gehirn, aber
auch der übrige Organismus ausgebildet ist. Das Kind ist innerlich
der unglaublichste, bedeutende Plastiker in der Ausgestaltung seines
eigenen Organismus. Kein Plastiker ist imstande, so wunderbar
aus dem Kosmos heraus Weltenformen zu schaffen, als das
Kind sie schafft, wenn es in der Zeit zwischen der Geburt und
dem Zahnwechsel plastisch das Gehirn ausgestaltet und den übrigen
Organismus. Das Kind ist ein wunderbarer Plastiker, nur
arbeitet die plastische Kraft in den Organen als innerliche Wachstums-
und Bildekraft. Und das Kind ist auch ein musikalischer
Künstler, denn es stimmt seine Nervenstränge in musikalischer
Weise. Wiederum ist die Phantasiekraft Wachstumskraft, Kraft der
Abstimmung des Organismus selber.


Sehen Sie, wenn wir nach und nach zu dem Zeitalter aufrücken,
Nun dehnt man die Versuchsreihe weiter aus. Man verdoppelt die Anzahl der Potenzen bis zur 60. Dezimalpotenz und findet einen fortschreitenden rhythmischen Prozeß, der immer wieder neue Minima und Maxima ergibt. Der kleine Rhythmus verschwimmt in einem größeren.
in dem der charakterisierte Zahnwechsel geschieht, um das siebente
Jahr herum, und nachher aufrücken zu dem Zeitalter der Geschlechtsreife,
da brauchen wir nicht mehr so viel plastisch-musikalische
Kraft als Wachstumskraft, als Bildekraft in uns wie früher.
Da bleibt etwas übrig. Da kann die Seele gewissermaßen etwas
herausziehen aus der Wachstums- und Bildekraft. Was die Seele
dann nach und nach, indem das Kind heranwächst, nicht mehr
braucht, um den eigenen Körper als Wachstumskraft zu versorgen,
das bleibt übrig als Phantasiekraft. Die Phantasiekraft ist nur die
ins Seelische metamorphosierte natürliche Wachstumskraft. Wollen
Sie kennenlernen, was die Phantasie ist, studieren Sie zunächst die
lebendige Kraft im Formen der Pflanzengebilde, studieren Sie die
lebendige Kraft im Formen der wunderbaren Innengebilde des
Organismus, die das Ich zustande bringt, studieren Sie alles dasjenige,
was im weiten Weltenall gestaltend ist, was in den unterbewußten
Regionen des Kosmos gestaltend und bildend und wachsend
wirkt, dann haben Sie auch einen Begriff von dem, was dann
übrig bleibt, wenn der Mensch so weit in der Bildung seines eigenen
Organismus vorgerückt ist, daß er nicht mehr das volle Maß
seiner Wachstums- und Bildekraft braucht. Dann rückt ein Teil in
die Seele herauf und wird Phantasiekraft. Und erst ganz zuletzt,
das Letzte, was übrig bleibt, ich kann nicht sagen der Bodensatz,
weil der Bodensatz unten ist, und das, was da übrig bleibt, geht
nach oben, ist dann die Verstandeskraft. Das ist die ganz durchgesiebte
Phantasiekraft, das Letzte, was übrig bleibt, ich kann nicht
sagen der Bodensatz, sondern der Niveausatz, der oben herauskommt:
der Verstand." {{Lit|{{G|276|141ff}}}}
</div>


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Und wiederum versucht man, die Reihe der Potenzen zu erweitern bis zur 120. Potenz. Der rhythmische Prozeß kommt nicht zu einem Ende. Das Pflanzenwachstum zeigt immer wieder eine Wirksamkeit, die aber nicht mehr an einen Stoff gebunden ist. Wirkungen nimmt man wahr — ohne daß man einen Stoff dafür nachweisen kann. Man steht staunend und bewundernd vor den reinen Kräftewirkungen.
"Und so muß man den Übergang im Zahnwechsel beobachtend erleben.
Man wird dann finden, daß das Kind vor allen Dingen die
symbolisierende Gabe, die Phantasiegabe herausentwickelt aus dem,
daß es vorher ganz Sinnesorgan ist, und darauf muß man rechnen,
auch schon im Spiel. Unsere materialistische Zeit sündigt furchtbar
dagegen. So bekommt man heute zum Beispiel überall sogenannte
schöne Puppen für die Kinder. Oh, die haben ein so schön geformtes
Gesicht, wunderbar gestrichene Wangen, sogar Augen, mit denen
sie schlafen können, wenn man sie hinlegt, echte Haare, und was
nicht alles! Aber damit wird die Phantasie des Kindes totgemacht.
Es kann selber nichts mehr in der Phantasie aus dieser Gestalt machen.
Das Kind erlebt auch nicht so viel Freude daran. Dagegen
macht man selbst eine Puppe aus einer Serviette oder einem Taschentuch,
mit zwei Tintenklecksen die Augen, mit einem Tintenklecks
einen Mund, man kann auch irgendwie Arme formen, dann kann das
Kind mit der Phantasie sehr viel dazusetzen. Das ist für das Kind
ganz besonders gut, möglichst viel dazusetzen zu können, die Phantasie,
die symbolisierende Tätigkeit entwickeln zu können Das ist
dasjenige, was man für sie suchen muß; möglichst wenig Fertiges,
Schönes, wie man es nennt, geben. Denn das Schöne solch einer
Puppe, wie ich sie vorhin beschrieben habe, mit echten Haaren und
so weiter, ist nur konventionell schön; in Wahrheit ist diese Puppe
ja scheußlich, weil sie unkünstlerisch ist.


Darauf kommt es an, daß man genau gewahr wird, wie in dem
Dann werden die Versuche mit physikalischen Methoden weitergeführt bis zur 600. Dezimalpotenz und wieder ergeben sich Kurven mit Maxima und Minima. Für jeden Stoff eine spezifische Kurve. Es schwingt ein wunderbarer Rhythmus durch die Substanz, vom terrestrischen hinüber zum kosmischen...
Lebensalter, das den Zahnwechsel in sich schließt, das Kind in das
Phantasieleben übergeht, nicht in das Verstandesleben, in das Phantasieleben
übergeht. Da müssen Sie nun auch als Lehrer, als Erzieher,
das entwickeln können. Phantasieleben können diejenigen Menschen
entwickeln, die im Innern ihrer Seele wirkliche Menschenkenntnis
haben. Es ist schon so, Menschenkenntnis läßt das innere Seelenleben
auftauen, läßt das Lächeln in die Physiognomie des Gesichtes kommen.
Das Griesgrämigsein kommt von der Unkenntnis. Gewiß, man
kann irgendein krankes Organ haben und dadurch irgendwelche
krankhaften Züge im Gesicht haben. Die machen es aber nicht aus,
darüber geht das Kind hinweg. Dasjenige aber, was sich in der
Physiognomie ausdrückt von dem Innersten der Seele, die mit Menschenkenntnis
erfüllt ist, das macht den Lehrer fähig, ein wirklicher
Erzieher zu werden.


Aus dem Wesen der Phantasie heraus muß also zwischen dem Zahnwechsel
Man muß die Kurven lesen lernen. Auch das ist eine schöne Aufgabe. Im Jahn 1926 schrieb ich im Nachwort des Buches „Physiologischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten bei sieben Metallen": ''Die Kurven sind ins Physische heruntergeholte Bilder geistiger Realitäten! Sie spiegeln Weltgesetzmäßigkeiten wieder.'' Wenn man sich das vor Augen hält, dann scheut man nicht zurück vor der Mühe, in dieses wunderbare Gebiet tiefer einzudringen und in Dankbarkeit Rudolf Steiners zu denken, der uns diese Erkenntnisse erschlossen hat." {{Lit|Kolisko, S 273f}}
und der Geschlechtsreife erzogen werden. Man möchte sagen,
dasjenige, was bei dem Kinde in den ersten Jahren da ist, daß
es ganz Sinnesorgan ist, das wird mehr verinnerlicht, seelisch. Die
Sinnesorgane denken ja nicht. Die Sinnesorgane nehmen Bilder
wahr, oder vielmehr sie formen Bilder aus den äußeren Gegenständen.
Auch wenn dasjenige, was das Kind als Sinnesorgan hervorbringt,
zunächst seelisch wird, so wird nicht ein Gedanke daraus,
sondern ein Bild, wenn auch ein seelisches, ein Phantasiebild. Daher
muß man in Bildern arbeiten vor dem Kinde." {{Lit|{{G|311|29f}}}}
</div>
</div>


== Phantasie und Lüge ==
[[Bild:Kolisko Steigbild1.gif|thumb|350px|Steigbilder nach [[Lili Kolisko]].]]
Die von Lili Kolisko entwickelte Rhythmisierungsverfahren, bei der sie differenzierte Schüttelrhythmen für einzelne [[Stoff]]e ausarbeitete, war wegweisend für die spätere [[anthroposophisch]]e [[Heilmittel]]forschung. Von der [[Wala|Wala Heilmittel GmbH]] wurden dieser Verfahren unter Leitung von [[Rudolf Hauschka]] weiterentwickelt.


<div style="margin-left:20px">
Um die Wirksamkeit der «kleinsten Entitäten» noch deutlicher sichtbar zu machen, entwickelte Koliska ab [[Wikipedia:1923|1923]] das [[Steigbildverfahren]], durch das dem geübten Auge das sinnliche Abbild der [[ätherisch]]en [[Bildekräfte]] offenbart wird. Auf Basis dieses Verfahrens untersuchte sie in den folgenden Jahrzehnten auch den Einfluss [[kosmisch]]er Konstellationen auf die Gestaltungskräfte. So konnte sie in aufwendigen Versuchsreihen mit einprozentigen ''Metallsalzlösungen'' die Wirkung von [[Sonne]]n- und [[Mond]]finsternissen und den Einfluss der [[Planet]]enbewegungen auf die sieben [[Planetenmetalle]] dokumentieren. Das "Sternenwirken in Erdenstoffen" - so der Titel ihrer grossen zusammenfassenden Arbeit über dieses Thema - wurde damit erstmals auf wissenschaftlich fundierte Weise nachgewiesen. Gemeinsam mit ihrem Mann war Lili Kolisko sehr aktiv in der [[Anthroposophische Gesellschaft]] tätig. Nach der [[Weihnachtstagung]] wurde sie [[Wikipedia:1924|1924]] von [[Rudolf Steiner]] beauftragt, im Rahmen der neu begründeten [[Erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft|Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]] die von Steiner gegebenen esoterischen Unterweisungen, die sogenannten [[Klassenstunden]], für die [[Waldorflehrer|Lehrer]] der [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]er [[Waldorfschule]] zu lesen.
"Es gibt Menschen,
die scheinen gar keine Phantasie zu haben auf den Gebieten, auf denen
man oftmals Phantasie sucht. Ja, wenn sie manchmal Gelegenheit nehmen,
sich über die Phantasie zu äußern, zeigen sie sogar einen ausgesprochenen
Haß gegen alle Phantasieschöpfungen. Wenn man ihnen aber zu
Leibe oder, ich möchte sagen, zur Seele rückt, zeigen sie, daß sie im
Grunde sehr viel Phantasie haben: kaum hören sie nämlich da oder dort
ein Wort über ihren Nebenmenschen, das ihm abträglich ist, so erfinden
sie ganze Geschichten und erzählen die tollsten Dinge über ihren
Nebenmenschen. Alles, was man so lügt, ist ja Geschöpf der Phantasie,
ist ein Umwandlungsprodukt der Phantasie ins Böse. Und wenn Sie
diese Erweiterung der Phantasie ins Böse nehmen, so werden Sie gewahr
werden, daß die Phantasie doch ziemlich verbreitet ist in der Welt der
Menschen. Wenn Sie alle die Schöpfungen der Phantasie ins Auge fassen,
welche die Menschen zuwege bringen, indem sie über ihre Mitmenschen
dieses oder jenes sagen, oder auch sonst dieses oder jenes zum besten
geben, so werden Sie ein ziemliches Quantum von Phantasie finden auch
bei denjenigen Menschen, die im gewöhnlichen, im edleren Sinne phantasiearm
sind. Die menschlichen Fähigkeiten verschlagen sich eben
manchmal, und Lügenhaftigkeit und Verleumdungssucht sind eben verschlagene
Phantasie." {{Lit|{{G|161|18}}}}
</div>


== Imagination, Phantasie und Individualisierung ==
Nach dem Tod Rudolf Steiners im Jahre [[Wikipedia:1925|1925]] wurden die Arbeitsbedingungen in den folgenden Jahren für das Ehepaar Kolisko, das sich [[Ita Wegman]] und [[Elisabeth Vreede]] verpflichtet fühlte, aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen rund um die Nachfolge Steiners zunehmend schwierig. Auch wurden Lili Koliskos Arbeiten von den anthroposophischen Ärzten weitgehend ingnoriert und nur mit geringen finanziellen Mitteln bedacht, da man sie nicht als kompetent genug ansah, weil sie keine akademische [[medizin]]ische oder [[Wikipedia:Pharmazie|pharmazeutische]] Ausbildung vorweisen konnte. [[Wikipedia:1934|1934]] verließ das Ehepaar Stuttgart und übersiedelte schließlich nach einem kurzen Aufenthalt in [[Wikipedia:Unterlengenhardt|Unterlengenhardt]] endgültig nach [[Wikipedia:London|London]], wo auf Anregung des englischen [[Theosoph]]en und [[Anthroposoph]]en [[Daniel Nicol Dunlop]] die [[International Association for the Advancement of Spiritual Science]] aufgebaut werden sollte. Der Plan scheiterte, da Dunlop schon im folgenden Jahr verstarb.


In ältesten Zeiten schöpfte die Kunst aus der unmittelbaren [[traum]]bewussten [[imaginativ]]en Anschauung der [[Geistige Welt|geistigen Welt]]. Was man so in Farben,Formen, Tönen und Worten bildete, war eine unmittelbare Nachahmung des geistig Erlebten. Damals trat allerdings die Kunst erst in sehr bescheidener Form in Erscheinung; man bedurfte ihrer noch kaum, da ohnehin noch die meisten Menschen eine unmittelbare Anschauung der geistigen Welt hatten. Mit dem Anbruch des [[Kali-Yuga]], des finsteren Zeitalters, wurde das anders. Die meisten Menschen verloren das natürliche [[Hellsehen]], das nun nur mehr von wenigen [[Eingeweihter|Eingeweihten]] und ihren Schülern innerhalb der [[Mysterien]] durch entsprechende [[geistige Schulung]] gepflegt wurde. Was so nur mehr Einzelne innerhalb der Mysterien geistig erleben konnten, wurde der breiten Masse in sinnlichen Bildern vor Augen gestellt. Die Mysterien waren nun die Quelle der Kunst. Damit begann zugleich die Blütezeit der ersten Hochkulturen. Alle Kunst hatte damals rein sakralen Charakter und war nach dem gebildet, was die Eingeweihten in [[Imagination]]en geschaut hatten.
[[Wikipedia:1939|1939]] starb Lili Koliskos Mann Eugen plötzlich und unerwartet in einem einsamen Eisenbahnabteil eines Vorortzuges an einem [[Wikipedia:Herzinfarkt|Herzinfarkt]]. Von da an lebte Lili Kolisko sehr zurückgezogen, doch setzte sie unter schwierigsten finaziellen Bedingungen unermüdlich ihre Forschungen fort. Auch übersetzte sie zahlreiche Werke ihres verstorbenen Mannes ins [[Wikipedia:Engische Sprache|Englische]]. [[Wikipedia:1961|1961]] konnte sie die  Biographie ihres Mannes Eugen Kolisko, fertigstellen, in der sie auch sehr ausführlich über die bitteren Erfahrung mit der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] nach dem Tod Steiners berichtet.


Diese Art der Kunst ging zugrunde, als mit dem anbrechenden letzten vorchristlichen [[Michael-Zeitalter]] die [[Wikipedia:Antikes Griechenland|antike griechische Klassik]] aufzublühen begann. An die Stelle der [[Imagination]] trat nun die aus dem schöpferischen [[Wille]]n tätig entspringende künstlerische Phantasie. Hinter der künstlerischen Phantasie stehen, sofern es sich um wirkliche Kunst handelt, auch Imagination, doch bleiben diese dem Künstler unbewusst. Nach [[Rudolf Steiner]] erfolgte etwa mit dem Jahr [[Wikipedia:300 v. Chr.|300 v. Chr.]] bei den damals kulturführenden Griechen dieser Übergang von der anschauenden, das Geistige nachahmenden Kunst zur tätigen künstlerischen Phantasie.  
Lili Kolisko starb am [[Wikipedia:20. November|20. November]] [[Wikipedia:1976|1976]] in [[Wikipedia:Gloucester|Gloucester]] nach einem arbeitsreichen Leben, das sie selbst einmal lapidar so zusammengefasst hatte: ''Nehmen Sie die Milzfunktion (1922) bis zum Blei (1952), dann haben Sie meine Biographie.''.


<div style="margin-left:20px">
== Werke ==
"Die Menschen dieses 3., 4. Jahrhunderts vor Christi
*''Milzfunktion und Plättchenfrage'', Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1922
Geburt hatten ein deutliches Bewußtsein davon: Es geschieht etwas in
*''Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten'', Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1923, neu herausgegeben vom Verlag am Goetheanum, Dornach 1997
der Geisteswelt, das spielt herein in die Welt der Menschen. - Und dasjenige,
*''Aus dem biologischen Institute am Goetheanum'', in: ''Gäa Sophia'', Bd. I, Dornach 1926
was sie da sahen, wir können es heute bezeichnen: das war die
*''Kristall-Gestaltungskräfte'', Dornach o. J.
eigentliche Geburt der menschlichen Phantasie." {{Lit|{{G|198|25}}}}
*''Die Sonnenfinsternis vom 29. Juni 1927'', Stuttgart 1927
</div>
*''Sternenwirken in Erdenstoffen'', Stuttgart 1927
*''Das Silber und der Mond'', Stuttgart 1929
*''Der Jupiter und das Zinn'', Stuttgart 1932
*''Der Mond und das Pflanzenwachstum'', Stuttgart 1933
*''Mitteilungen des Biologischen Instituts am Goetheanum'', Bd. I/II/III/IV, Stuttgart 1934/1934 /1935/1935
*''Gold und die Sonne. Die totale Finsternis vom 19. VI. 1936'', Stuttgart 1936
*''Capillary Dynamolysis, Wynstones [1943]
* mit E. Kolisko: ''Agriculture of Tomorrow'', Gloucester 1945
*''Foot and Mouth Disease'', Edge o. J.
*''Spirit in Matter'', Edge 1948
*''Saturn und Blei'', Edge near Stroud 1952
* mit E. Kolisko: ''Die Landwirtschaft der Zukunft'', Edge 1958;
*''Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923–1959'', Stuttgart 1959
*''Die totale Sonnenfinsternis vom 15. II. 1961'', Stuttgart 1961
*''Die Sonnenfinsternis im Experiment, als Erlebnis und ihr Wesen'', Stuttgart 1961
*''Eugen Kolisko, ein Lebensbild, Gerabronn 1961


Die göttliche Kunst wurde damit zu einer rein menschlichen, die allerdings zunächst noch ein archetypisches, ideal-menschliches und noch kein [[individuell]]es Gepräge hat. Das [[idee]]lle hat hier noch ein starkes Übergewicht über das [[sinnlich]]e Element und verleiht der künstlerischen Phantasie einen deutlich [[luziferisch]]en Charakter. Erst im [[Wikipedia:Hellenismus|Hellenismus]] treten die individuellen Züge stärker hervor.
== Literatur ==
#Lili Kolisko: ''Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923 - 1959'', Herausgegeben durch die Arbeitsgemeinschaft anthroposophischer Ärzte, Stuttgart
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft'', [[GA 327]] (1999)


<div style="margin-left:20px">
{{GA}}
"Es war natürlich auch schon künstlerisches
Schaffen vor dem 3. oder 4. Jahrhundert vor Christi Geburt da;
aber dieses künstlerische Schaffen ging nicht aus dem hervor, was wir
heute Phantasie nennen. Dieses künstlerische Schaffen ging aus einer
wirklichen hellseherischen Imagination hervor. Diejenigen, die Künstler
waren, konnten schauen, wie sich ihnen das Geistige enthüllte, und
sie kopierten einfach das Geistige, das sich ihnen enthüllte. Das alte
atavistische Hellsehen, die alte Imagination war dasjenige, was der
Künstler zugrunde liegend hatte. Jene Phantasie, die damals erst aufkam
und die dann sich weiter ausbildete bis zu den Schöpfungen eines
''Leonardo'' oder ''Raffael'' oder ''Michelangelo'', um dann wieder talab zu
gehen, diese Phantasie nimmt dazumal ihren Ursprung, diese Phantasie,
die nicht so schafft, als ob ein Geistiges erscheint, imaginiert wird,
sondern als ob man nur aus sich selbst heraus etwas anordnete, als ob man
nur aus sich selbst heraus etwas gestaltete. Und daß sie mit der Phantasie
begabt wurden, das schrieben die Menschen dieser Zeit zu einem
Kampfe von göttlichen Wesen, die über ihnen walteten, in deren Auftrag
sie auf der Erde handelten." {{Lit|{{G|198|25f}}}}
</div>
 
Der eigentliche Durchbruch zur Individualisierung beginnt erst mit dem [[Bewusstseinsseelenzeitalter]]. In der [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]] greift man zwar auf die [[Wikipedia:Antike|Antike]] zurück, bringt aber nun alles in eine stark individualisierte Form. Während die alten Griechen in der bildenden Kunst noch ohne äußeres Vorbild auskommen konnten und die ideale menschliche Gestalt im inneren Erleben erspürten, richtet man sich nun nach dem konkreten äußeren Modell. Der sinnliche Anteil der künstlerischen Phantasie wird nun immer bedeutsamer. Das [[Wikipedia:Barock|Barock]] sprüht geradezu von sinnlicher Pracht.
 
Je größer der sinnliche Anteil der künstlerischen Phantasie wurde, desto mehr ging man aber auch zur bloßen Nachahmung der äußeren Welt über, was schließlich im [[Wikipedia:Naturalismus|Naturalismus]] enden musste, dessen Blütezeit [[1879]] mit dem anbrechenden [[Michael-Zeitalter]] begann und etwa bis [[1900]] dauerte. Reine Nachahmung des Äußeren ist aber ebensowenig Kunst, wie die bloße Nachahmung des Übersinnlichen im Sinnlichen. Mit dem Naturalismus war man am Ende einer langen Entwicklung angelangt, die nun bereits aus dem eigentlich Künstlerischen herausführt. Die Phantasie wurde von den [[ahrimanisch]]en Mächten ergriffen.
 
Ein neuer Aufbruch war nötig, und der kam auch, nachdem [[1899]] das finstere Zeitalter, das [[Kali-Yuga]], abgelaufen war. [[Wikipedia:Impressionismus|Impressionismus]] und [[Wikipedia:Expressionismus|Expressionismus]] geben davon bereits ein bedeutsames Zeugnis. In der dramatischen Kunst gab [[Rudolf Steiner]] mit seinen [[Mysteriendramen]] einen entscheidenden Impuls, der aber bis heute noch nicht wirklich aufgenommen wurde. Die Kunst der Zukunft wird wieder aus der bewussten [[Imagination]] schöpfen müssen, ohne aber deshalb auf die individualisierende künstlerische Phantasie zu verzichten - sonst würde man bloß wieder in die ältesten Zeiten zurückkehren, was nicht der Sinn der Entwicklung sein kann. Es kann also nicht so sein, dass man, wie in der fernen Vergangenheit, traumhaft erlebte Imaginationen unmittelbar in sinnliche Bilder übersetzt, sondern man wird die mit dem voll erwachten [[Ich-Bewusstsein]] erfahrenen geistigen Eindrücke in die unbewussten Wesenstiefen versenken, aus denen man sie in verwandelter und völlig individualisierter Gestalt durch die schöpferisch-produktive künstlerische Phantasie wieder herausholt. Man geht hier einen Weg, der in ähnlicher Art ja auch für die Geistesschulung gilt: Was man zuerst sich in kräftigen Imaginationen aufgebaut hat, was man in reichen seelischen Bildern erlebt hat, das muss man wieder willentlich wegschaffen, das Bewusstsein völlig davon befreien und eine Leere des Bewusstseins herstellen, ehe die Inspiration – in diesem Fall die künstlerische Inspiration – einschlagen kann. Dadurch wird etwas geschaffen, was es in dieser Art weder in der sinnlichen noch in der übersinnlichen Welt zuvor schon gegeben hat, was aber im vollen Einklang mit den Gesetzmäßigkeiten beider Welten steht und beide Welten durch etwas bereichert, was nur der einzelne individuelle Mensch geben kann. 
 
Wahre schöpferische Phantasie erfordert den Durchgang durch das [[Nichts]]. Alles, was wir gelernt und erfahren haben, auch alle [[Hellsehen|hellsichtig]] erlebte Imagination, muss zuerst hingeopfert und in die Tiefe des [[Unterbewusstsein]]s versenkt werde, ehe es von dort durch die tätige schöpferische Phantasie in völlig neuer Gestalt wiedererweckt werden kann. ''"In deinem Nichts hoff' ich das All zu finden"'', lässt [[Goethe]] seinen [[Faust]] zu Recht sagen; man muss den ''Gang zu den Müttern'' wagen:
 
<pre>
FAUST. Die Mütter! Mütter! - 's klingt so
wunderlich!
 
MEPHISTOPHELES.
Das ist es auch. Göttinnen, ungekannt
Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt.
Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen;
Du selbst bist schuld, daß ihrer wir bedürfen.


FAUST. Wohin der Weg?
== Weblinks ==
*{{PND|126507244}}
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=248 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
*[http://wwwuser.gwdg.de/~uare/news/Kalender/Lili%20Kolisko.pdf Lili Kolisko] - Pionierin der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.
* In der [http://www.soilandhealth.org/01aglibrary/01aglibwelcome.html Soil And Health Library] findet man, neben vielen anderen Werken zum Thema, auch Eugen und Lili Koliskos: ''Die Landwirtschaft der Zukunft'' (''"Agriculture of Tomorrow"'') zum Download [http://www.soilandhealth.org].


MEPHISTOPHELES. Kein Weg! Ins Unbetretene,
{{DEFAULTSORT:Kolisko, Lili}}
Nicht zu Betretende; ein Weg ans Unerbetene,
[[Kategorie:Frau]]
Nicht zu Erbittende. Bist du bereit? -
[[Kategorie:Österreicher]]
Nicht Schlösser sind, nicht Riegel wegzuschieben,
[[Kategorie:Autor]]
Von Einsamkeiten wirst umhergetrieben.
[[Kategorie:Naturwissenschaftler]]
Hast du Begriff von Öd' und Einsamkeit?
[[Kategorie:Anthroposoph]]
 
[[Kategorie:Biographie]]
FAUST. Du spartest, dächt' ich, solche Sprüche;
Hier wittert's nach der Hexenküche.
 
MEPHISTOPHELES.
Und hättest du den Ozean durchschwommen,
Das Grenzenlose dort geschaut,
So sähst du dort doch Well' auf Welle kommen,
Selbst wenn es dir vorm Untergange graut.
Du sähst doch etwas. Sähst wohl in der Grüne
Gestillter Meere streichende Delphine;
Sähst Wolken ziehen, Sonne, Mond und Sterne -
Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne,
Den Schritt nicht hören, den du tust,
Nichts Festes finden, wo du ruhst.
 
FAUST. Du sprichst als erster aller Mystagogen,
Die treue Neophyten je betrogen;
Nur umgekehrt. Du sendest mich ins Leere,
Damit ich dort so Kunst als Kraft vermehre;
Nur immer zu! wir wollen es ergründen,
In deinem Nichts hoff' ich das All zu finden.
 
MEPH. Ich rühme dich, eh' du dich von mir trennst,
Und sehe wohl, daß du den Teufel kennst;
 
          (FAUST II, 1. Akt, ''Finstere Galerie'')
</pre>
 
Die Kunst, und damit auch die künstlerische Phantasie, der sie entspringt, ist ein ''Sinnlich-Übersinnliches''. Beide Elemente, das sinnliche und das übersinnliche, müssen im rechten, ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und dieses rechte Verhältnis wird durch das individuelle Ich des Künstlers hergestellt. Die reine Nachahmung des Sinnlichen und die Darstellung des Übersinnlichen, sagt [[Rudolf Steiner]] sind die beiden Erbsünden der Kunst {{Lit|{{G|271|86ff}}}}. Was rein aus dem übersinnlichen Erleben fließt, ist ''noch nicht'' Kunst im eigentlichen Sinn, und was sich im bloßen [[Wikipedia:Naturalismus (Kunst)|Naturalismus]] erschöpft, ist ''nicht mehr'' Kunst.
 
== Die physiologische Grundlage der Phantasie ==
Das [[Rhythmisches System|Rhythmische System]] des Menschen, das [[Atmung]] und [[Blutkreislauf]] umfasst, steht in engem Zusammenhang mit dem Denken, das sich im Rhythmus des durch die Atmung auf- und absteigenden Gehirnwassers gestaltet, und mit der [[Sinneswahrnehmung]], die im weitesten Sinn eine Art Lichtatmungsprozess die [[Sinne]]sorgane ist. Vermittelt durch den Rhythmus der Blutzirkulation verbindet sich das Rhytmische System mit dem [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]], durch das die eigentlich produktiven [[Wille]]nskräfte aufgerufen werden, die sich in der Phantasietätigkeit offenbaren.
 
<div style="margin-left:20px">
"Im Gedächtnis wirkt im wachenden Menschen unmittelbar das göttlich-geistige Wesen; im Gewissen wirkt im wachenden Menschen mittelbar - als Nachwirkung - dieses göttlich-geistige Wesen.
 
Gedächtnisbildung spielt sich in der Nerven-Sinnesorganisation ab; Gewissensbildung spielt sich als rein seelischgeistiger Vorgang ab, aber in der Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation. 
 
Zwischen beiden liegt die rhythmische Organisation. Diese ist nach zwei Seiten hin polarisch in ihrer Wirksamkeit ausgebildet. Sie ist als Atmungsrhythmus in inniger Beziehung zur Sinneswahrnehmung und zum Denken. In dem Lungen-Atmen ist der Vorgang am gröbsten; er verfeinert sich und wird als verfeinertes Atmen sinnliches Wahrnehmen und Denken. Was noch dem Atmen ganz nahesteht, aber ein Atmen durch die Sinnes-Organe, nicht durch die Lungen ist, das ist das sinnliche Wahrnehmen. Was dem Lungen-Atmen schon ferner ist und durch die Denkorganisation gestützt wird, das ist Vorstellen, Denken; und was schon nach dem Rhythmus der Blutzirkulation hinübergrenzt, schon ein innerliches Atmen ist, das mit der Gliedmaßen-Stoffwechselorganisation sich verbindet, das offenbart sich in der Phantasie-Tätigkeit.
 
Diese reicht dann seelisch in die Willenssphäre, wie der Zirkulationsrhythmus in die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation reicht.
 
In der Phantasiebetätigung strebt die Denkorganisation an die Willensorganisation nahe heran. Es ist ein Untertauchen des Menschen in seine wachende Schlafsphäre des Willens. Es erscheinen daher bei Menschen, die in dieser Art organisiert sind, die Seelen-Inhalte wie Träume im Wachzustande. In Goethe lebte eine solche Menschen-Organisation. Daher spricht er davon, daß ihm Schiller seine dichterischen Träume deuten müsse.
 
In Schiller selbst war die andere Organisation wirksam. Er lebte aus dem heraus, was er sich aus den vorigen Erdenleben mitbrachte. Er mußte zu einem starken Wollen den Phantasie-Inhalt suchen.
 
Auf Menschen, die nach der Phantasiesphäre hin veranlagt sind, so daß sich ihnen wie von selbst die Anschauung der sinnlichen Wirklichkeit in Phantasiebilder wandelt, zählt bei ihren Weltenabsichten die ahrimanische Macht. Sie meint, mit Hilfe solcher Menschen die Entwickelung der Menschheit von der Vergangenheit ganz abschneiden zu können, um sie in eine Richtung zu bringen, die sie will.
 
Auf Menschen, die nach der Willenssphäre hin organisiert sind, die aber die sinnliche Anschauung in Phantasiebilder aus innerer Liebe zur idealen Weltanschauung kräftig gestalten, zählt die luziferische Macht. Sie möchte die Menschheitsentwickelung durch solche Menschen ganz in den Impulsen der Vergangenheit erhalten. Sie könnte dann die Menschheit vor dem Untertauchen in die Sphäre bewahren, in der die ahrimanische Macht überwunden werden muß." {{Lit|{{G|026|237ff}}}}
</div>
 
=== Phantasie und Pepsin ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Dann kommt zum Beispiel heraus, daß, wenn man einem
Kinde eine ganze Stunde erzählt hat, ohne daß man seine Phantasie
angeregt hat, sich die Magensäure sammelt, und das Kind hat dann zuviel
Pepsin im Magen. Man kann es nicht verhindern, daß man durch
den anschaulichen, betrachtlichen Unterricht Pepsin ansammelt; aber
dieses Pepsin hat ja nicht nur die Aufgabe, die Nahrungsmittel zu
säuern, die in den Magen hineinkommen, sondern alle diese Dinge haben
auch noch eine geistige Aufgabe. Alles Stoffliche ist zugleich Geistiges.
Das Pepsin hat die Aufgabe, wenn das Kind zum Gesanglehrer
kommt, das innere Prickeln hervorzurufen, das das Kind während des
Singens erleben soll. Dieses Prickeln kann man nicht hervorrufen, wenn
das Pepsin in den Falten des Magens bleibt. Und es bleibt in den Falten
des Magens, wenn man bloß erzählt, ohne auf die Phantasie zu wirken.
Wirkt man aber auf die Phantasie, so trägt man dieses Pepsin durch
den ganzen Körper, und die Folge davon ist, daß der Gesanglehrer ein
Kind bekommt, das ein Prickeln in allen Organen haben kann, während
er, wenn man nur erzählt hat, ein Kind bekommt, das das Pepsin
in den Falten hat und in den übrigen Organen gar nicht hat; nun hat
er ein Kind, das vor allen Dingen in den Sprachorganen kein Prickelnerregendes
hat. Die Folge davon ist eine Faulheit gegenüber dem Singen
oder überhaupt die, daß es nichts Ordentliches hervorbringt." {{Lit|{{G|302|24}}}}
</div>
 
== Phantasie und Angeloi ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Phantasie ist ja in vieler
Beziehung etwas ebenso Schöpferisches, aber individuell Schöpferisches
wie die Sprache, und im Grunde genommen liegt der Sprache die Phantasietatigkeit
zugrunde. So wie der Mensch gewöhnlich von der Sprache
nur etwas Abstraktes erlebt, so wie er den Sprachgenius, der ein Archangelos
ist, in der Sprache nicht immer, ich möchte sagen, seine Fittiche
entfalten spürt, so nimmt der Mensch auch in der Phantasie - die, wenn
sie luziferisch durchwebt wird, zur Phantastik wird - , es nimmt der
Mensch auch nicht in der Phantasie wahr, daß eigentlich ein Engel
durchschlüpft durch sein individuelles Leben, indem er in der Phantasie
lebt.
 
Der wirkliche Dichter, der wirkliche Künstler, der nicht zum Zyniker
oder zum Frivolling oder zum Oberflächling geworden ist, der
weiß aber, daß ihn durchsetzt, indem er künstlerisch schafft, eine
höhere Geistigkeit. Es ist dieselbe höhere Geistigkeit, die uns eigentlich
von Leben zu Leben wie ein individueller Schutzgeist trägt: der
Angelos, der Engel. Und es ist durchaus eigentlich das Denken des
Angelos, das in die geregelte menschliche Phantasie hereinspielt. Man
kann durchaus in gewissen Aussprüchen Goethes, ich möchte sagen,
in einer dezenten Form erkennen, wie er sich bewußt ist, daß eigentlich
ein Unbewußtes da hereinspielt, das aber eben in der Phantasie real
wirkt.
 
Wenn der Mensch nun aber nicht innerlich aus sich herausgeht,
sondern im Schlafe wirklich aus sich heraus ist, und er im Schlafe dann
eindringt in die Region, in der sonst die wachende Phantasie wurzelt,
dann kündigt sich dasselbe, was sich in der Phantasie besonnen ankündigt,
mehr unter dem Bewußtsein an als das Träumen. Geradeso wie
die Phantasie zur Phantastik ausarten kann, wenn sie luziferisch durchsetzt
wird, so kann das Träumen ausarten zu allem möglichen Irregulären,
das der Mensch dann sogar für eine Realität hält, indem ahrimanische
Einflüsse auf das Träumen stattfinden. Das Träumen als
solches geht ja in die luziferische Region hinein, kann aber ahrimanisch
durchsetzt werden. Aber eigentlich lebt in unseren Träumen, wenn sie,
möchte man sagen, unschuldig und rein menschlich sind, wiederum das,
was wir den Angelos nennen, diejenige Wesenheit, die also auch in
der Phantasie uns durchsetzt, wenn wir innerlich gewissermaßen aus
uns herausgehen.
 
Nun schattet sich die Sprachwelt, die der Erzengel beherrscht, nach
innen ab zu einer Welt, die zwischen Gefühl und Gedanken mitten
drinnen lebt: zu der Welt der Vorstellungen; man könnte auch sagen:
zu der Welt der gefühlsmäßigen Vorstellung (siehe Zusammenstellung).
Die Phantasie und das Träumen schatten sich ab zu der Welt der Gefühle
selbst - Gefühle und desjenigen, was in den Gefühlen lebt als
Willensmäßiges; wir könnten auch sagen: willensmäßige Gefühle." {{Lit|{{G|208|38f}}}}
</div>
 
== Phantasietätigkeit und Mondrhythmus ==
Die Phantasietätigkeit unterliegt Schwankungen, in denen sich der [[Mond]]rhythmus abbildet. Auf eine 14-tägige Phase des produktiven Schaffens fruchtbarer Ideen und künstlerischer Phantasie folgen weitere 14 Tage, in der diese Ideen ausgearbeitet werden können. Ein solcher Rhythmus ist bei der Geistesforschung noch ausgeprägter vorhanden. Dieser 14- bzw. 28-tägige Rhythmus bildet zwar den äußeren Rhythmus der Mondphasen in seinem Zeitmaß ab, korrespondiert aber heute nicht mehr notwendigerweise unmittelbar mit diesem äußeren Rhythmus, sondern hat sich im Zuge der [[Menschheitsentwicklung]], ähnlich wie der Fruchtbarkeitszyklus der Frau, davon weitgehend unabhängig gemacht {{Lit|{{G|058|289ff}}}}. 
 
== Phantasie und Jupitersphäre ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Menschen
haben hinaufgesehen, sagen wir zu dem Saturn. Sie haben in den
Kräften, die mit den Lichtstrahlen von dem Saturn zur Erde herunterkommen,
diejenigen Kräfte gesehen, welche in das menschliche Wesen
hereinwirken und in diesem menschlichen Wesen die Kraft des Gedächtnisses
bewirken. Sie haben hinaufgesehen zum Jupiter, haben den
Jupiter verbunden gesehen mit geistigen Wesenheiten höherer Hierarchien,
die ihre Wirkungen hereinsenden in den Menschen, so daß die
Folge dieser Wirkungen im Menschen die Ausbildung der Kraft der
Phantasie ist. Sie haben zum Mars hinaufgesehen: sie waren der Anschauung,
daß die Kräfte, die von den geistigen Wesenheiten des Mars
in den Menschen hereinwirken, dem Menschen die Kraft der Vernunft
geben." {{Lit|{{G|221|49}}}}
</div>
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0 {{Schriften|014}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998) {{Schriften|026}}
#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6; '''Tb 636''', ISBN 978-3-7274-6361-7 {{Schriften|028}}
#Rudolf Steiner: ''Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Erster Teil'', [[GA 58]] (1984) {{Vorträge|058}}
#Rudolf Steiner: ''Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung'', [[GA 161]] (1999), ISBN 3-7274-1610-6 {{Vorträge|161}}
#Rudolf Steiner: ''Heilfaktoren für den sozialen Organismus'', [[GA 198]] (1984) {{Vorträge|198}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil'', [[GA 208]] (1992), ISBN 3-7274-2080-4 {{Vorträge|208}}
#Rudolf Steiner: ''Erdenwissen und Himmelserkenntnis'', [[GA 221]] (1998), ISBN 3-7274-2210-6 {{Vorträge|221}}
#Rudolf Steiner: ''Kunst und Kunsterkenntnis'', [[GA 271]] (1985) {{Vorträge|271}}
#Rudolf Steiner: ''Das Künstlerische in seiner Weltmission'', [[GA 276]] (2002), ISBN 3-7274-2760-4 {{Vorträge|276}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung'', [[GA 302]] (1986), ISBN 3-7274-3020-6 {{Vorträge|302}}
 
{{GA}}


[[Kategorie:Bewusstsein]] [[Kategorie:Kunst]]
{{Personendaten
|NAME=Kolisko, Lili
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=österreichische Anthroposophin und Naturwissenschaftlerin
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Version vom 19. Juni 2009, 16:07 Uhr

Lili Kolisko mit ihrer Tochter

Lili Kolisko (* 2. September 1889 in Wien (damals Österreich-Ungarn; † 20. November 1976 in Gloucester (Großbritannien)) war Anthroposophin und Naturwissenschaftlerin. Die von ihr entwickelte Steigbildmethode ermöglichte erstmals den Nachweis kosmischer Wirkungen in irdischen Substanzen und machte sie zu einer Pionierin der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Leben

Am 2. September 1889 wurde Lili Kolisko in Wien als Tochter eines Schriftsetzers geboren. Gemeinsam mit ihren beiden Stiefschwestern verlebte sie ihre Kindheit und Jugendzeit in ärmlichen Verhälthissen, die durch die Trunksucht des Vaters zusätzlich belastet waren. Dennoch konnte sie das Gymnasium besuchen und mit der Matura abschließen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete sie ab 1914 als freiwillige Helferin in einem Wiener Lazarett, wo sie die verschiedensten medizinischen Labortechniken handhaben lernte. Hier begegnete sie auch dem jungen Assistenzarzt Eugen Kolisko, dessen Ehefrau sie 1917 wurde. Beide verband das starke Interesse für Naturwissenschaften und Anthroposophie.

Nachdem Lili Kolisko 1915 erstmals Rudolf Steiner persönlich begegnet war, bat sie in bald darauf brieflich um Anregungen zur Entwicklung einer geisteswissenschaftlich orientierten Chemie.

1919 wurde dem Ehepaar Kolisko eine Tochter geboren und im März 1920 übersiedelte die Familie nach Stuttgart, wo Eugen Kolisko von nun an als Lehrer in der neu begründeten Waldorfschule arbeitete.

Im Juli desselben Jahres forschte Eugen Kolisko zusammen mit Rudolf Steiner an einem Heilmittel gegen die damals grassierende Maul- und Klauenseuche. Die dafür nötigen Laborarbeiten, um die richtige Dosierung des Mittels herauszufinden, wurden Lili Kolisko übertragen. Rudolf Steiner gab ihr dazu die Anweisung, Keimversuche an Pflanzen mit verschiedenen Verdünnungen vornehmen und das Resultat in Kurvenform aufzuzeichnen. Lili Kolisko untersuchte auch das Blut der erkrankten Tiere und konnte 1922, als man noch wenig über die Funktion der Milz wusste, in ihrer bahnbrechenden Schrift „Milzfunktion und Plättchenfrage“ einen von der Milz abgesonderten Stoffwechselregulator nachweisen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde, zunächst in einem kleinen, als Labor gebrauchten Raum der Stuttgarter Waldorfschule, das nach Steiners Wunsch so benannte Biologischen Institut am Goetheanum begründet, dessen Tätigkeitsbereich bald erweitert wurde.

Rudolf Steiner hielt Lili Koliskos Forschungsarbeiten für sehr bedeutsam und besuchte sie häufig in ihrem Labor, um die Ergebnisse zu besprechen und weitere Anregungen zu geben. Koliskos Versuche sollten darauf abzielen, den herrschenden Materialismus zu überwinden und die ätherischen Qualitäten, die der Materie zugrunde liegen, sichtbar zu machen. Gemeinsam mit Steiner entwickwelte Kolisko dazu Potenzierungsverfahren, durch die die materielle Substanz schrittweise so bis über die Grenze der analytischen Nachweisbarkeit verdünnt wurden, dass dabei zugleich die ätherische Wirksamkeit immer deutlicher hervortrat. In Keimversuchen mit Pflanzen zeigten die Verdünnungen, von Steiner als «kleinste Entitäten» bezeichnet, den von ihm erwarteten rhythmischen Verlauf.

"Ich denke aber, seit den Untersuchungen von Lily Kolisko über die Wirkungen kleinster Entitäten, die in so glänzender Weise alles dasjenige, was bisher Tappen und Tasten in der Homöopathie war, auf eine so gründliche wissenschaftliche Basis gestellt haben, ich denke seit der Zeit kann man es durchaus als wissenschaftlich ansehen, daß kleinste Entitäten, in kleinen Mengen gerade die strahlenden Kräfte, die gebraucht werden in der organischen Welt, dadurch entbunden werden, daß man kleinste Mengen in entsprechender Weise verwendet." (Lit.: GA 327, S 122ff)

Im Nachwort ihrer Studie, die ihrer Arbeiten von 1923 - 1959 über den physiologischen und physikalischen Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten zusammenfasst, schreibt Lili Kolisko:

"In dem Kursus, den Rudolf Steiner im Jahre 1920 für Ärzte in der Schweiz hielt, bezeichnete er es als eine „schöne Aufgabe, die Wirkungen, die sich bei der Potenzierung herausstellen, in gewissen Kurven darzustellen". Es war eine schöne Aufgabe. Immer wieder überzeugt man sich, daß, wenn man Rudolf Steiners Worte ernst nimmt und seinen Anregungen folgt, sie sich in allen Einzelheiten bewahrheiten. Wie wunderbar war es erst, als die Versuche bis zur 30. Dezimalpotenz ausgeführt wurden, festzustellen, daß die Pflanze im Wachstumsprozeß reagiert auf kleinste Stoffmengen, daß das Wachstum zunimmt, dann abnimmt, daß man einen Nullpunkt erreicht. Das Wachstum sinkt weit unter die Wasserkontrolle, Der Stoff wird weiter potenziert und wiederum steigt das Wachstum an, überschreitet die Wasserkontrollpflanze, erreicht ein maximales Wachstum. Man potenziert weiter und wiederum fällt das Wachstum zu einem Minimum herunter.

Nun dehnt man die Versuchsreihe weiter aus. Man verdoppelt die Anzahl der Potenzen bis zur 60. Dezimalpotenz und findet einen fortschreitenden rhythmischen Prozeß, der immer wieder neue Minima und Maxima ergibt. Der kleine Rhythmus verschwimmt in einem größeren.

Und wiederum versucht man, die Reihe der Potenzen zu erweitern bis zur 120. Potenz. Der rhythmische Prozeß kommt nicht zu einem Ende. Das Pflanzenwachstum zeigt immer wieder eine Wirksamkeit, die aber nicht mehr an einen Stoff gebunden ist. Wirkungen nimmt man wahr — ohne daß man einen Stoff dafür nachweisen kann. Man steht staunend und bewundernd vor den reinen Kräftewirkungen.

Dann werden die Versuche mit physikalischen Methoden weitergeführt bis zur 600. Dezimalpotenz und wieder ergeben sich Kurven mit Maxima und Minima. Für jeden Stoff eine spezifische Kurve. Es schwingt ein wunderbarer Rhythmus durch die Substanz, vom terrestrischen hinüber zum kosmischen...

Man muß die Kurven lesen lernen. Auch das ist eine schöne Aufgabe. Im Jahn 1926 schrieb ich im Nachwort des Buches „Physiologischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten bei sieben Metallen": Die Kurven sind ins Physische heruntergeholte Bilder geistiger Realitäten! Sie spiegeln Weltgesetzmäßigkeiten wieder. Wenn man sich das vor Augen hält, dann scheut man nicht zurück vor der Mühe, in dieses wunderbare Gebiet tiefer einzudringen und in Dankbarkeit Rudolf Steiners zu denken, der uns diese Erkenntnisse erschlossen hat." (Lit.: Kolisko, S 273f)

Steigbilder nach Lili Kolisko.

Die von Lili Kolisko entwickelte Rhythmisierungsverfahren, bei der sie differenzierte Schüttelrhythmen für einzelne Stoffe ausarbeitete, war wegweisend für die spätere anthroposophische Heilmittelforschung. Von der Wala Heilmittel GmbH wurden dieser Verfahren unter Leitung von Rudolf Hauschka weiterentwickelt.

Um die Wirksamkeit der «kleinsten Entitäten» noch deutlicher sichtbar zu machen, entwickelte Koliska ab 1923 das Steigbildverfahren, durch das dem geübten Auge das sinnliche Abbild der ätherischen Bildekräfte offenbart wird. Auf Basis dieses Verfahrens untersuchte sie in den folgenden Jahrzehnten auch den Einfluss kosmischer Konstellationen auf die Gestaltungskräfte. So konnte sie in aufwendigen Versuchsreihen mit einprozentigen Metallsalzlösungen die Wirkung von Sonnen- und Mondfinsternissen und den Einfluss der Planetenbewegungen auf die sieben Planetenmetalle dokumentieren. Das "Sternenwirken in Erdenstoffen" - so der Titel ihrer grossen zusammenfassenden Arbeit über dieses Thema - wurde damit erstmals auf wissenschaftlich fundierte Weise nachgewiesen. Gemeinsam mit ihrem Mann war Lili Kolisko sehr aktiv in der Anthroposophische Gesellschaft tätig. Nach der Weihnachtstagung wurde sie 1924 von Rudolf Steiner beauftragt, im Rahmen der neu begründeten Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft die von Steiner gegebenen esoterischen Unterweisungen, die sogenannten Klassenstunden, für die Lehrer der Stuttgarter Waldorfschule zu lesen.

Nach dem Tod Rudolf Steiners im Jahre 1925 wurden die Arbeitsbedingungen in den folgenden Jahren für das Ehepaar Kolisko, das sich Ita Wegman und Elisabeth Vreede verpflichtet fühlte, aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen rund um die Nachfolge Steiners zunehmend schwierig. Auch wurden Lili Koliskos Arbeiten von den anthroposophischen Ärzten weitgehend ingnoriert und nur mit geringen finanziellen Mitteln bedacht, da man sie nicht als kompetent genug ansah, weil sie keine akademische medizinische oder pharmazeutische Ausbildung vorweisen konnte. 1934 verließ das Ehepaar Stuttgart und übersiedelte schließlich nach einem kurzen Aufenthalt in Unterlengenhardt endgültig nach London, wo auf Anregung des englischen Theosophen und Anthroposophen Daniel Nicol Dunlop die International Association for the Advancement of Spiritual Science aufgebaut werden sollte. Der Plan scheiterte, da Dunlop schon im folgenden Jahr verstarb.

1939 starb Lili Koliskos Mann Eugen plötzlich und unerwartet in einem einsamen Eisenbahnabteil eines Vorortzuges an einem Herzinfarkt. Von da an lebte Lili Kolisko sehr zurückgezogen, doch setzte sie unter schwierigsten finaziellen Bedingungen unermüdlich ihre Forschungen fort. Auch übersetzte sie zahlreiche Werke ihres verstorbenen Mannes ins Englische. 1961 konnte sie die Biographie ihres Mannes Eugen Kolisko, fertigstellen, in der sie auch sehr ausführlich über die bitteren Erfahrung mit der Anthroposophischen Gesellschaft nach dem Tod Steiners berichtet.

Lili Kolisko starb am 20. November 1976 in Gloucester nach einem arbeitsreichen Leben, das sie selbst einmal lapidar so zusammengefasst hatte: Nehmen Sie die Milzfunktion (1922) bis zum Blei (1952), dann haben Sie meine Biographie..

Werke

  • Milzfunktion und Plättchenfrage, Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1922
  • Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten, Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1923, neu herausgegeben vom Verlag am Goetheanum, Dornach 1997
  • Aus dem biologischen Institute am Goetheanum, in: Gäa Sophia, Bd. I, Dornach 1926
  • Kristall-Gestaltungskräfte, Dornach o. J.
  • Die Sonnenfinsternis vom 29. Juni 1927, Stuttgart 1927
  • Sternenwirken in Erdenstoffen, Stuttgart 1927
  • Das Silber und der Mond, Stuttgart 1929
  • Der Jupiter und das Zinn, Stuttgart 1932
  • Der Mond und das Pflanzenwachstum, Stuttgart 1933
  • Mitteilungen des Biologischen Instituts am Goetheanum, Bd. I/II/III/IV, Stuttgart 1934/1934 /1935/1935
  • Gold und die Sonne. Die totale Finsternis vom 19. VI. 1936, Stuttgart 1936
  • Capillary Dynamolysis, Wynstones [1943]
  • mit E. Kolisko: Agriculture of Tomorrow, Gloucester 1945
  • Foot and Mouth Disease, Edge o. J.
  • Spirit in Matter, Edge 1948
  • Saturn und Blei, Edge near Stroud 1952
  • mit E. Kolisko: Die Landwirtschaft der Zukunft, Edge 1958;
  • Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923–1959, Stuttgart 1959
  • Die totale Sonnenfinsternis vom 15. II. 1961, Stuttgart 1961
  • Die Sonnenfinsternis im Experiment, als Erlebnis und ihr Wesen, Stuttgart 1961
  • Eugen Kolisko, ein Lebensbild, Gerabronn 1961

Literatur

  1. Lili Kolisko: Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923 - 1959, Herausgegeben durch die Arbeitsgemeinschaft anthroposophischer Ärzte, Stuttgart
  2. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, GA 327 (1999)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks