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| Der '''Ich-Gedanke''' bzw. die '''Ich-Vorstellung''' entsteht dadurch, dass sich das [[Ich]] in seinem [[irdisch]]en [[Körper]] [[erlebt]] und sich durch dessen [[Organ]]e der [[sinnlich]]en Außenwelt gegenübergestellt sieht. Der Ich-Gedanke ist dabei aber nur ein unwirkliches [[Bild]] des wirklichen Ich.
| | #REDIRECT [[Amerikanische Kultur]] |
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| "Eine Frage müssen wir uns dabei vorlegen:
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| Finden wir unter all denjenigen Dingen, die uns in der äußeren
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| Welt entgegentreten, die wir erleben vom Morgen bis
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| zum Abend, finden wir unter diesen Außendingen das Ich?
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| Wer sich unbefangen diese Frage aufwirft, wird sich sagen
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| können: In allem, was ich als Erlebnisse der Außenwelt
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| habe, woran sich meine Vorstellungen, Empfindungen und
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| Willensimpulse anlehnen, finde ich das Ich nicht. Von keiner
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| Außenwelt kann mir der Ich-Gedanke auftauchen, dennoch
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| ist er vom Aufwachen bis zum Einschlafen da. - Was kann
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| dasjenige sein, was vom Aufwachen bis zum Einschlafen
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| in der Seele lebt, was immer in der Flut unserer Vorstellungen,
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| Gemütsverfassungen und Willensimpulse gefunden werden
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| kann, und was dennoch in dem Moment ausgelöscht
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| werden kann, wo wir einschlafen? Da es nicht in der Außenwelt
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| gefunden werden kann, so muß es seinem Ursprünge
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| nach in unserer eigenen Innenwelt gesucht werden. Aber
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| unser eigenes Innere ist wiederum so, daß wir dieses, was
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| wir als unser eigenes Ich im normalen Bewußtsein haben,
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| auslöschen. Es gibt im ganzen wehen Umkreise von Begriffen,
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| die sich der Mensch bilden kann, keinen einzigen, der eine
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| solche Tatsache wirklich zum Verständnis bringen könnte
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| außer demjenigen, welcher annimmt, daß dies, was da von
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| keiner Außenwelt gegeben, als der Ich-Gedanke auftritt,
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| wie das normale Bewußtsein ihn hat, eben so nicht eine
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| Wirklichkeit ist, denn eine Wirklichkeit könnte nicht so
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| verschwinden, wie der Ich-Gedanke im Schlafe verschwindet.
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| Eine Wirklichkeit ist dieser Ich-Gedanke nicht. Was ist
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| er also dann? Wenn es keine Wirklichkeit ist, dann gibt es
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| keine andere Möglichkeit, um die Sache zu verstehen, als
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| daß man annimmt, daß es ein Bild ist, aber ein Bild, das uns
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| im weiten Umkreise unserer Erfahrungswelt nicht werden
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| kann, sondern zu dem wir nur durch einen Vergleich kommen,
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| den Vergleich des Menschen mit seinem Spiegelbilde.
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| Nehmen wir an, ein Mensch hätte nie Gelegenheit gehabt,
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| sein Gesicht selber zu sehen. Es ginge ihm dann in bezug auf
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| sein Äußeres wie mit seinem Ich. Das normale Bewußtsein
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| erlebt das Ich immer nur als Bild, es kann nicht dahinterkommen,
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| was dieses Ich ist, so wie ein Mensch im Äußeren
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| sein Gesicht nicht anschauen kann. Wenn er aber vor den
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| Spiegel tritt, dann erscheint ihm sein Gesicht, aber es ist das
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| Bild seines Gesichtes. Und wenn er sich umschaut, was spiegelt
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| sich dann? Wenn er sich umschauen würde, so würde
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| er eben Tische, Stühle oder dergleichen sehen. Aber nicht
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| alles, was um ihn herum ist, spiegelt sich. Doch wenn er
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| sagen kann, daß es etwas ist, was er in seinem Umkreise
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| nicht hat, was sich ihm nur spiegelt — denn nichts, was da
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| ist, kann sich zunächst in unserem Bewußtsein so spiegeln,
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| wie das Ich sich zeigt —, so ist es unser eigenes Wesen, zu dem
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| aber zunächst das Ich im normalen Bewußtsein nicht kommt,
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| es aber im Spiegelbilde erlebt. Und so wahr sich nicht spiegeln
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| kann, was nicht da ist, so wahr muß das Ich da sein,
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| weil es sich spiegelt und weil die Ursache vom Spiegelbilde
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| nicht etwas anderes sein kann. Daß dies richtig ist, dazu
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| genügt ein einziger Blick auf die Weltentatsachen. Daher
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| müssen wir sagen: Da dem Menschen sein Ich zunächst nur
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| im Spiegelbilde gegeben ist, kann es verschwinden, wie das
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| Spiegelbild unseres Gesichtes verschwindet, wenn wir nicht
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| mehr in den Spiegel hineinschauen. Ein Bild kann verschwinden,
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| die Realität bleibt, sie ist da, trotzdem wir sie
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| nicht wahrnehmen. Denn wer die Richtigkeit des letzten
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| Satzes bestreiten wollte, der müßte behaupten, nur das sei
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| vorhanden, was der Mensch wahrnimmt. Da würde er sehr
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| bald die Absurdität dieses Satzes einsehen, sobald er ihn in
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| seinen Konsequenzen verfolgen würde.
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| So müssen wir sagen: In dem Ich-Gedanken haben wir
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| zunächst gar nicht eine Realität. Aber wir gewinnen aus ihm
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| die Möglichkeit, eine Realität unseres Ich vorauszusetzen." {{Lit|{{G|061|454ff}}}}
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| "Wovon hängt es denn ab, daß der Mensch überhaupt
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| zum Bewußtsein seines Ich kommt? Das hängt davon ab, daß er so,
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| wie er es im Wachzustande erlebt, sich seiner Körperlichkeit, seiner
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| Leibesorgane bedient und sich mit seinem Leibe der ganzen Außenwelt
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| gegenüberstellt. Sein Ich muß der Mensch erleben in seiner Körperlichkeit.
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| Denn wenn der Mensch niemals auf die Erde heruntergestiegen
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| wäre, um sich eines Leibes zu bedienen, so würde er sich in alle
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| Ewigkeit hinein nur fühlen zum Beispiel als Glied eines Engels oder
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| Erzengels, wie sich die Hand als Glied unseres Organismus fühlt.
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| Niemals würde der Mensch zum Bewußtsein seiner Selbständigkeit
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| kommen können. Das wäre ganz ausgeschlossen. Er könnte zu allen
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| möglichen Bewußtseinsinhalten und zu allen möglichen großen Dingen
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| der Welt kommen, aber nicht zu einem Ich-Bewußtsein, wenn er
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| nicht in einen Erdenleib einkehren würde. Von diesem Erdenleib aus
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| muß sich der Mensch sein Ich-Bewußtsein holen. Schon wenn Sie den
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| Schlafzustand studieren und das, was der Traum zeigt, sehen Sie, daß
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| da etwas arbeitet ohne Gemeinschaft mit dem Ich. Zu dem Ich-
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| Bewußtsein gehört das Eingekerkertsein im Leibe, das Sich-Bedienen
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| der Sinneswerkzeuge und auch des Werkzeuges des Gehirns. Wenn
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| aber der Mensch, wie wir gesehen haben, nur in ganz geringem Maße
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| in einer Verkörperung sich alles dessen bedienen kann, was ihm in
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| dieser Verkörperung gegeben ist, so darf es nicht verwundern, sondern
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| muß ganz begreiflich erscheinen, daß das hellseherische Bewußtsein
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| sagt: Sofern ich ein Menschen-Ich wirklich durchforsche, insofern
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| es sich mir in seiner wahren Gestalt zeigt, so finde ich in ihm als
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| vorwiegendste Kraft und Trieb zunächst dies: immer wieder und wieder
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| auf die Erde in immer neue Körper zu kommen, um das Ich-
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| Bewußtsein immer weiter und weiter auszubilden und immer reicher
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| und reicher zu machen." {{Lit|{{G|115|299}}}}
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| == Siehe auch ==
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| * [[Ich]]
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| * [[Ich-Bewusstsein]]
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| * [[Ich-Erlebnis]]
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| * [[Ich-Gefühl]]
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| == Literatur ==
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| #Rudolf Steiner: ''Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung'', [[GA 61]] (1983), ISBN 3-7274-0610-0 {{Vorträge|061}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}} | |
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Wesensglieder]] | |