Marie Steiner und Fleisch: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Marie Steiner 01.jpg|mini|Marie von Sivers]]
'''Fleisch''' ({{ELSalt|σάρξ}} ''sarx'', „Fleisch, Körper“) ist im [[okkult]]en Sinn [[leben]]dige [[Substanz]], die nicht nur, wie die [[Pflanzen]], von [[Ätherkräfte]]n, sondern auch von [[Astralkräfte]]n durchzogen und gestaltet ist. Mit der '''Fleischwerdung''' wurde dem [[Organismus]] aber auch der [[Tod]] einverleibt.
[[Datei:Marie Steiner 02.jpg|mini|Marie Steiner]]
[[Datei:Marie und Rudolf Steiner 01.jpg|mini|Marie und Rudolf Steiner (1908)]]
[[Datei:Marie Steiner Mönch 1911.jpg|mini|Marie Steiner als Mönch in Rudolf Steiners zweitem [[Mysteriendramen|Mysteriendrama]] «[[Die Prüfung der Seele]]» (München 1911)]]
[[Bild:Marievonsivers.jpg|thumb|right|Marie von Sivers (1903)]]
[[Datei:Marie von Sivers um 1871.jpg|mini|Marie von Sivers (etwa 1871)]]
[[Datei:Marie Steiner 03.jpg|mini|Marie Steiner (Schweden 1930)]]
<!--[[Datei:Hammacher Marie Steiner.png|mini|]]-->


'''Marie Steiner''' auch ''Marie Steiner-von Sivers'', geborene '''Marie von Sivers''' oder Sievers, Siebers (* [[Wikipedia:14. März|14. März]] [[Wikipedia:1867|1867]] in [[Wikipedia:Wloclawek|Wloclawek]], [[Wikipedia:Polen|Polen]]; † [[Wikipedia:27. Dezember|27. Dezember]] [[Wikipedia:1948|1948]] in [[Wikipedia:Beatenberg|Beatenberg]], [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]]) war eine russisch/deutsche [[Schauspielerin]], [[Theosophie|Theosophin]], [[Anthroposophie|Anthroposophin]] und die zweite Ehefrau von [[Rudolf Steiner]], dem Begründer der Anthroposophie.  
{{GZ|Betrachten Sie den Menschen,
wie er heute ist, wie er besteht aus Organen in aufsteigender
und Organen in absteigender Linie der Entwickelung. Nicht immer
hat der Mensch den astralischen Leib gehabt; dieser wurde ihm erst
nach und nach eingegliedert. Bevor er den astralischen Leib eingegliedert
hatte, waren seine Organe pflanzenähnlich, sie waren von
pflanzlichem Wesen. Dadurch, daß der Mensch sich eingegliedert
hat den astralischen Leib, hat er sich das Fleisch in den ganzen Organismus
des Pflanzenleibes hineingegliedert. Dieses Hineinarbeiten
des astralischen Leibes in den Pflanzenleib, das ist die
Fleischwerdung. Aber dies hat nach und nach stattgefunden, es hat
sich nach und nach entwickelt, es hat nicht alle Organe zu gleicher
Zeit ergriffen.


==Leben und Wirken==
Wenn wir zurückgehen in der Menschheitsentwickelung durch
===Kindheit und Jugend===
die ganze atlantische und Teile der lemurischen Zeit und noch weiter
Marie Steiner wurde am 14. März 1867 in Wloclawek, damals zu [[Wikipedia:Russland|Russland]] gehörend, heute ein Teil Polens, als eines von acht Kindern geboren. Der Vater ''Jacob von Sievers'', aus einem [[Wikipedia:Livland|livländischen]] Geschlecht stammend, war Militär in russischen Diensten im Rang eines [[Wikipedia:Generalleutnant|Generalleutnant]]s und Stadtkommandant des Ortes. Die Mutter ''Caroline Baum'' stammte aus einer [[Wikipedia:Ripuarische Dialektgruppe|Rheinischen]] Familie, die sich im nordrussischen [[Wikipedia:Archangelsk|Archangelsk]] angesiedelt hatte. Um 1874/75 zog die Familie aufgrund einer Dienstversetzung des Vaters nach [[Wikipedia:Riga|Riga]], und um 1877, nach der Pensionierung des Vaters, folgte ein weiterer Umzug nach [[Wikipedia:Sankt Petersburg|Sankt Petersburg]]. Dort besuchte Marie eine deutsche Privatschule, nach deren Abschluss folgte sie einem ihrer Brüder auf ein heruntergewirtschaftetes Bauerngut bei [[Wikipedia:Weliki Nowgorod|Nowgorod]], wo sie als Lehrerin tätig war. 1894/95 starb der Bruder, und Marie musste zurück nach Sankt Petersburg.
zurück, so würden wir da einen Menschenleib finden, der noch
deutlich Pflanzenorgane an sich trug. Teile des menschlichen Leibes
waren schon umgewandelt in Fleisch, als andere noch pflanzlicher
Natur waren. Alle diejenigen Organe des Menschenleibes, die die
Begierden weniger stark in sich tragen, sind am frühesten in Fleisch
umgewandelt worden; und die, welche die Begierden am stärksten in
sich tragen, die Sexualorgane, sind am spätesten umgewandelt worden.
Sie waren lange, lange pflanzlicher Natur, und sie werden auch
am frühesten wieder zur pflanzlichen Natur zurückkehren. Erst als
in der Entwickelung des Menschen das Ich schon tief in den Astralleib
hinuntergestiegen war und die eigensüchtigen Begierden tief
eingedrungen waren, da gestalteten sich die ehemals pflanzlichen
Organe um und wurden fleischliche Organe.


===Hinwendung zur Kunst===
Auf jene uralte heilige Zeit blickt die Geisteswissenschaft zurück,
Mit finanzieller Unterstützung ihrer Familie studierte sie von 1895 bis 1897 in [[Wikipedia:Paris|Paris]] am [[Wikipedia:Conservatoire de Paris|Conservatoire de Paris]] [[Theaterwiki:Rezitation|Rezitation]] und [[Schauspiel|Schauspielkunst]], letzteres Studium vertiefte sie nach ihrer Rückkehr nach Sankt Petersburg noch weiter. 1899 erhielt sie ein Angebot, am [[Berlin]]er [[Wikipedia:Schillertheater (Berlin)|Schillertheater]] zu spielen, woraufhin sie nach Deutschland übersiedelte. Die Enge des Bühnenbetriebs sagte ihr jedoch nicht zu, worauf sie noch im selben Jahr das Theater wieder verließ. Nachdem sie die Werke von [[Eduard Schuré]] kennen und schätzen gelernt hatte, nahm sie im Oktober 1900 mit diesem Kontakt auf, worauf sich ein reger Briefwechsel entwickelte und sie mehrere Werke Schurés aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte.  
als der Mensch noch nichts von den sexuellen Kräften wußte. In den
alten Mysterien wurde ein Bild verehrt, das den Menschen darstellt,
der noch ungeschlechtlich war, bei dem noch nicht umgestaltet war
das Geschlechtliche. An der Stelle des Leibes, wo heute die Sexualorgane
sind, können wir rankenartige, pflanzliche Organe erblikken,
die bloß vom Ätherleib durchzogen sind und noch nichts vom
Astralleib in sich tragen. Der [[Hermaphrodit]] der antiken Kunst tritt
uns so entgegen. Er wurde so abgebildet, wie man den früheren
Menschen auch aus der Geistesforschung heraus schildern kann. Er
hat Pflanzenorgane an der Stelle der jetzigen Fortpflanzungsorgane,
und aus seinem Rücken treiben rankenförmige Pflanzengebilde heraus.
Jetzt begreifen wir - in anderer Weise, als es die kindliche Art
ist, in der man dies gewöhnlich versteht - , warum die alten Mythen
und die biblische Geschichte vom Feigenblatt sprechen: Nicht um
etwas zu verdecken, zu verhüllen, sondern um auf eine wirkliche
Tatsache in der Menschheitsentwickelung hinzudeuten, auf jenen
uralten heiligen Zustand, von dem die Alten noch wußten, daß der
Mensch da auf einer höheren Stufe gestanden hatte und die Organe
an dieser Stelle noch pflanzlicher Natur gewesen waren.


===In der Theosophischen Gesellschaft===
Aber gehen wir noch weiter. Wir können das Erobern der Verhärtungstendenz
Durch einen Hinweis Schurés aufmerksam geworden, trat sie im November 1900 der [[Deutsche Theosophische Gesellschaft|Deutschen Theosophischen Gesellschaft]] (D.T.G.) in Berlin bei. Dort lernte sie noch im selben Monat in der Bibliothek von ''[[Cay Lorenz Graf von Brockdorff]]'' und dessen Frau ''[[Sophie Gräfin von Brockdorff]]'' sowie [[Rudolf Steiner]] kennen, welcher in diesen Räumen seit Ende September 1900 Vorträge hielt. Diese Begegnung prägte von nun an ihr Leben bis zu ihrem Tod im Jahr 1948. Nachdem Graf Brockdorff aus Altersgründen von seiner Funktion als Leiter der Berliner D.T.G.-Loge zurückgetreten war, wurde Steiner am 17. Januar 1902 sowohl Mitglied der D.T.G. als auch neuer Leiter der Berliner Loge, mit Marie als seiner Sekretärin und rechten Hand. Bei der am 19. Oktober 1902 folgenden Gründung der [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft|Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] (DSdTG) übernahm Steiner den Posten des Generalsekretärs, weiterhin mit Marie als seiner Sekretärin.  
beim Menschen noch in anderer Weise beobachten.
Es ist merkwürdig, daß in den okkulten Schulen in einer ganz
eigenartigen Weise darauf Rücksicht genommen ist. Als das Menschen-
Ich hinabgestiegen war auf die Erde aus dem Schöße der Gottheit,
da mußte diese Verhärtungstendenz von ihm erobert werden.
Aber es gibt andere Wesen, die viel früher den Abschluß ihrer Entwickelung
schon erlangt hatten. Das sind die Vögel. Sie haben auch
ein Ich, aber ein solches, das viel mehr in der Außenwelt lebt. Sie
haben deshalb auch etwas nicht mitgemacht, was wichtig ist für alle
menschliche Höherentwickelung, für die okkulte Entwickelung des
Menschen. Sie haben nicht mitgemacht dasjenige, was seinen Ausdruck
findet in der Herausbildung gewisser Teile des Knochenbaues,
des Knochenmarkes, des innersten Inhaltes der Knochen. Vögel haben
viel hohlere Knochen als der Mensch und als die anderen Tiere;
sie haben einen viel älteren Zustand konserviert. Der Mensch ist
über diesen Zustand hinaus-, hinweggeschritten; auch die höheren
Tiere sind darüber hinweggeschritten. Es sendet der Mensch die
Kräfte des Ich bis in das Knochenmark hinein, und ein guter Teil der
okkulten Entwickelung besteht darin, durch Übungen darauf Rücksicht
zu nehmen, daß der Mensch jene passive, untätige Art, wie er
sich zu seinem Knochenmark verhält, verlebendigt, in eine bewußte
umändert. Heute kann er nur wirken auf den Inhalt der Knochenkapsel
seines Schädels, auf sein Gehirn. Aber vorbereiten wird sich
ein zukünftiger Zustand der Menschheit dadurch, daß er Gewalt
bekommen wird über das Element, das als halbflüssiges Element seine
Knochen durchsetzt. Die Konstruktion der Knochen hat dem
Menschen - und auch den Tieren - auf der Erde die Gestalt gegeben.
Daß der Mensch die Knochen so ausgebildet hat, gab ihm die Möglichkeit
seiner jetzigen Entwickelung. In Zukunft muß der Mensch
die Kräfte gewinnen, seine Knochen wieder zu beleben, ihnen die
Verhärtungstendenz zu nehmen und sie umzuwandeln. Er wird die
Herrschaft über sein Blut gewinnen, so daß in viel größerem Maße
die Kraft des Ich darin sein wird, und dieses Blut wird dann das Instrument
sein, mit dem der Mensch wirken kann bis in die Umgestaltung
der Knochensubstanz. Was ist denn die Knochenbildung
anderes als eine Vermineralisierung? Wenn der Mensch die Tendenz
zur Erweichung, die sich heute zur Unzeit als Rachitis ausdrückt,
beherrschen wird, wenn er das Blut so beherrschen wird, daß er wirken
kann bis in die Knochensubstanz, dann wächst er über die Mineralisierungstendenz
hinaus; er wird sich selbst die Gestalt geben,
er wird seinen physischen Leib umgestalten bis zu dem, was wir
Atma oder Geistesmensch nennen. Da besiegt der Mensch das Verhärtungsprinzip,
jenes starke Prinzip, das zum Tode führt, dessen
eigentliche Physiognomie ausgedrückt ist im menschlichen Skelett.
Es ist eine Intuition richtiger Art, wenn man den Tod im Bilde des
Skeletts anschaulich macht. Diese Physiognomie des Todes wird der
Mensch unter seine Herrschaft bringen. Er wird sie besiegen, wenn
er seine Gestalt, so wie er sie jetzt von außen durch die mechanische
Kraft der Muskeln beherrscht, von innen durch die Kraft des Geistes
beherrschen und sich selbst die Gestalt geben wird. Heute kann der
Mensch erst seine Gedanken bis in seine Knochen schicken; wenn
später seine Gefühle in den Knochen wirken werden und noch später
der bewußte Wille, dann wird er die Physiognomie des Todes
überwunden haben.|101|57ff}}


Von Anfang an arbeitete Sivers auf das engste mit Steiner zusammen, dabei war sie es, die zum größten Teil die administrativen und organisatorischen Arbeiten bei der DSdTG bewältigte und damit maßgeblich für deren Aufbau verantwortlich zeichnete. Daneben organisierte sie die immer umfangreicher werdende Vortragstätigkeit Steiners, führte seine dadurch notwendig werdende Korrespondenz, begleitete ihn auf vielen seiner Reisen und fungierte im Ausland auch als seine Dolmetscherin. Um die zahlreichen Schriften Steiners einfacher publizieren zu können, gründete sie 1908  in Berlin den ''Philosophisch-Theosophischen Verlag''. Ein wesentlicher Grund hierfür war, dass Steiners Werke zunehmend [[Esoterik|esoterischer]] wurden und sich deshalb immer weniger Verleger, wegen befürchteter geringer Absatzzahlen, zu einer Veröffentlichung bereit erklärten. 1913 wurde die Einrichtung in ''Philosophisch-Anthroposophischer Verlag'' umbenannt und 1923 ins schweizerische [[Dornach SO|Dornach]] verlegt.
== Fleischgenuß ==


=== Als Freimaurerin ===
{{Siehe auch|Ernährung}}
Am 24. Januar 1905 wurde Marie von Sivers, zusammen mit Rudolf Steiner, in den [[Ordo Templi Orientis]] aufgenommen, ein gemischtgeschlechtliches „[[Regularität (Freimaurerei)|irreguläres]]“ Freimaurersystem nach dem [[Memphis-Misraïm-Ritus]]. Ziel war die Gründung einer eigenen Freimaurer-Loge, welche Frauen und Männer aufnahm. Nach dessen Gründung erhielt sie am 3. Januar 1906 von [[Theodor Reuß]] die Autorisierung, selber Frauen aufzunehmen. Kurz darauf folgte die Ernennung zur General-Großsekretärin für Adoptionslogen. Im Sommer 1914 stellte Steiner den Betrieb der Loge ein. Seitdem pflegten sie keine weiteren freimaurerischen Aktivitäten.


===In der Anthroposophischen Gesellschaft===
Über die Folgen der Fleischkost sagt [[Rudolf Steiner]] laut der freien Nachschrift (A) einer von ihm in Köln, am 9. Mai 1912 gehaltenen esoretischen Stunde:


Um die Jahreswende 1912/13 kam es zur Trennung von der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]], Steiner gründete am 3. Februar 1913 die [[Anthroposophische Gesellschaft]] und Marie übernahm neben [[Carl Unger]] und [[Michael Bauer]] den Vorsitz der neuen Gesellschaft. 1916 gab sie diesen Posten, einem Rat Steiners folgend, jedoch wieder auf. Ende 1923 wurde sie, neben Steiner und anderen, Vorstandsmitglied bei der neu gegründeten ''Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft''.
{{GZ|Der Fleischgenuß macht den Geist erdschwer und bindet ihn
ans Physische; er gibt dem Körper Gelegenheit, sich an den
Geist zu hängen. Die Pflanzenkost stellt größere Anforderungen
an den physischen Leib, so daß er beschäftigt ist und den Geist
in seiner Arbeit nicht hindern kann.


Während sich langsam die neue Bewegungskunst der [[Eurythmie]] herauszubilden begann, wurde parallel zu einem theosophischen Kongress vom 18. bis 21. Mai 1907 in [[Wikipedia:München|München]] das durch Sivers übersetzte und von Steiner inszenierte [[Eduard Schuré|Schuré]]-Stück ''Das heilige [[Drama]] von Eleusis'' aufgeführt, weitere derartige Ereignisse folgten in den Jahren darauf. In den von Steiner verfassten ''Mysteriendramen'', welche in den Jahren 1910 bis 1913, ebenfalls in München, zur Aufführung kamen, spielte Sivers Hauptrollen.
Was aber wird noch bewirkt durch die Enthaltsamkeit vom
Fleisch-, besonders vom Fischgenuß?


Am 24. Dezember 1914 besiegelte die standesamtliche Heirat zwischen ihr und Steiner die bereits jahrelange Verbindung der beiden. Sivers nahm den Nachnamen ihres Mannes an, wird aber bis heute auch ''Marie Steiner- von Sievers'' genannt. - Die Ehe blieb kinderlos.
Das Schlimme am Fleischgenuß ist die bleibende Wirkung des
Schmerz-Verursachens und Tötens der Tiere. Diese gemarterten
Tiere kehren dann wieder in der Form solcher Wesenheiten, die
ihre Kraft gegen die Leiber der Nachkommen derer wenden, die
sie einst getötet haben. Bazillen sind die wiederverkörperten,
gequälten und getöteten, verzehrten Tiere.|266b|371|372}}


=== Eurythmie und Sprachgestaltung ===
{{GZ|Das Pflanzenreich, als ein Reich
des Lebens, führt die anorganischen Stoffe, die leblosen Stoffe bis
zu einer gewissen Organisation herauf. Daß die lebendige Pflanze
werde, das setzt voraus, daß die leblosen Stoffe in einer gewissen
Weise — wie eben in einem lebendigen Laboratorium — verarbeitet
werden bis zu einer gewissen Stufe der Organisation herauf. So daß
wir in der Pflanze ein Lebewesen vor uns haben, welches die leblosen
Naturprodukte bis zu einer gewissen Stufe der Organisation
bringt. Der Mensch ist nun so organisiert als physischer Organismus,
daß er in der Lage ist, den Organisationsprozeß da aufzunehmen,
bis wohin die Pflanze ihn gebracht hat, und dann ihn von
dem Punkte an weiterzuführen, so daß der höhere Menschenorganismus
entsteht, wenn der Mensch das, was die Pflanze bis zu
einem gewissen Grade organisiert hat, weiterorganisiert. Es verhalten
sich die Dinge ganz genau so, daß dann eigentlich eine vollständige
Kontinuation da ist, wenn der Mensch einen Apfel oder
ein Baumblatt abpflückt und ißt. Das ist die vollständigste Kontinuation.
Würden alle Dinge so vorliegen, daß immer das Allernatürlichste könnte getan werden, so würde man sagen können:
Das Natürlichste wäre, daß der Mensch einfach den Organisationsprozeß
da fortsetzt, wo ihn die Pflanze stehengelassen hat, das heißt
die Pflanzenorgane so nimmt, wie sie sich draußen darbieten, und
von da aus in sich selber weiterorganisiert. Das würde eine gerade
Linie der Organisation geben, die nirgends irgendwie durchbrochen
wäre: von der leblosen Substanz bis zur Pflanze, bis zu einem gewissen
Punkt der Organisation, und von diesem Punkt bis zum menschlichen
Organismus hindurch.


Bereits seit 1907 war Marie an der Entwicklung der später so genannten [[Eurythmie]] beteiligt. Deren Name (das altgriechische Wort für ''Gleichmaß)'' geht auf ihren Vorschlag zurück. Ab Ende 1914 entwickelte Marie Steiner gemeinsam mit [[Rudolf Steiner]] eine spezielle [[Rezitation|Kunst der Rezitation]] für die Eurythmie, ja überhaupt eine neue Kunst des Sprechens, die soganannte „[[Sprachgestaltung]]“. Aus den gemeinsam dazu gegebenen Kursen gibt es die Aufzeichnungen ''Methodik und Wesen der Sprachgestaltung'', ''Die Kunst der Rezitation und Deklamation'' und ''Sprachgestaltung und Dramatische Kunst''. 1919, nach dem Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]], bereiste sie mehrere europäische Länder, gab Eurythmievorstellungen und gründete Eurythmieschulen. Nach dem Tod ihres Gatten beteiligte sie sich maßgeblich daran, dass der ganze ''[[Goethes Faust|Faust]]'' ungekürzt 1938 zum ersten Mal aufgeführt wurde.
Nehmen wir nun gleich das Gröbste: der Mensch genießt das
Tier. Im Tier haben wir ein Lebewesen vor uns, welches den Organisationsprozeß
auch schon weiterführt als die Pflanze, bis zu einem
gewissen Punkte über die Pflanzenorganisation hinausführt. So daß
wir von dem Tiere sagen können, es setzt den Organisationsprozeß
der Pflanze fort. Nehmen wir nun an, der Mensch ißt das Tier. Da
tritt in einer gewissen Weise das Folgende ein: der Mensch hat
jetzt nicht nötig, das an inneren Kräften anzuwenden, was er hätte
anwenden müssen bei der Pflanze. Hätte er da angefangen, die Nahrungsmittel
organisieren zu müssen, wo die Pflanze aufgehört hat,
dann hätte er eine gewisse Summe von Kräften anwenden müssen.
Die bleibt nun ungenützt, wenn er das Tier ißt; denn das Tier hat
die Organisation der Pflanze schon bis zu einem gewissen höheren
Punkte heraufgeführt; erst da braucht der Mensch jetzt anzufangen.
Wir können also sagen: Der Mensch setzt nicht die Organisation
da fort, wo er sie fortsetzen könnte, sondern er läßt Kräfte, die in
ihm sind, ungenützt und setzt später die Organisation fort; er läßt
sich von dem Tiere einen Teil der Arbeit abnehmen, den er leisten
müßte, wenn er die Pflanze genießen würde. Nun besteht das Wohlsein
eines Organismus nicht darin, daß er möglichst wenig leistet,
sondern darin, daß er alle seine Kräfte wirklich in Tätigkeit bringt.
Wenn der Mensch tierische Nahrung zu sich nimmt, so macht er
mit denjenigen Kräften, welche organische Tätigkeiten entwickeln
würden, wenn er nur Pflanzen äße, etwas ähnliches, wie wenn er
auf seinen linken Arm verzichten würde, ihn anbinden würde, so
daß er nicht benützt werden kann. So bindet der Mensch, wenn er
Tiere ißt, innere Kräfte an, die er sonst aufrufen würde, wenn er
nur Pflanzen äße. Er verurteilt also eine gewisse Summe von Kräften
in sich zur Untätigkeit. Alles, was so zur Untätigkeit im menschlichen
Organismus verurteilt wird, bewirkt zugleich, daß die betreffenden
Organisationen, welche sonst tätig waren, brachgelegt werden,
gelähmt, verhärtet werden. So daß der Mensch einen Teil seines
Organismus tötet oder wenigstens lähmt, wenn er das Tier
genießt. Diesen Teil seines Organismus, den der Mensch so in sich
verhärtet, den trägt er dann mit durch das Leben wie einen Fremdkörper.
Diesen Fremdkörper fühlt er im normalen Leben nicht.
Wenn aber der Organismus so innerlich beweglich wird und seine
Organsysteme voneinander unabhängiger werden, so wie es im
anthroposophischen Leben geschieht, dann beginnt der physische
Leib, der ohnedies schon, wie wir charakterisiert haben, sich unbehaglich
fühlt, sich noch unbehaglicher zu fühlen, weil er ja jetzt
einen Fremdkörper in sich hat.


Marie Steiner setzte sich sehr dafür ein, dass die Eurythmie weiterentwickelt wurde und unterrichtete die Schauspieler der Goetheanum-Bühne in der Gestaltung der Sprache. Sie entwickelte in den zwanziger Jahren eine Sprechchor-Kunst und baute einen Sprechchor auf, der auf seinen erfolgreichen Tourneen durch ganz Europa bestaunt und gefeiert wurde, wie man der Presse der damaligen Zeit entnehmen kann. ''„Sie stellte damals ein Ensemble von Schauspielern zusammen und prägte mit ihnen einen Sprechchor, der durch seine elementare Ausdruckskraft und Sprachdisziplin weit über seine Zeit hinaus als einmalig und unwiederholbar galt.“''<!--Zitatquelle???-->
Wie gesagt, es soll nicht agitiert, sondern nur die Wahrheit an
sich hingestellt werden. Und wir werden andere Wirkungen der
tierischen Nahrung noch kennenlernen; wir werden diesmal genötigt
sein, dieses Kapitel ausführlich zu besprechen. Daher also
kommt es, daß Fortschritt an innerem anthroposophischem Leben
allmählich eine Art von Ekel erzeugt an tierischer Nahrung. Nicht
als ob man dem Anthroposophen die tierische Nahrung verbieten
müßte; sondern das gesund fortschreitende Instinktleben wehrt sich
nach und nach gegen die tierische Nahrung und mag sie auch nicht
mehr; und das ist auch viel besser, als wenn der Mensch aus irgendeinem
abstrakten Grundsatz heraus Vegetarier wird. Das beste ist,
wenn die Anthroposophie den Menschen dazu bringt, eine Art Ekel
und Abscheu vor der Fleischnahrung zu haben, und es hat nicht
viel Wert in bezug auf das, was man seine höhere Entwicklung
nennen kann, wenn der Mensch auf andere Weise sich die Fleischnahrung
abgewöhnt. So daß man sagen kann: Die tierische Nahrung
bewirkt in dem Menschen etwas, was für den physischen
Leib des Menschen eine Last wird, und diese Last wird empfunden.
Das ist der okkulte Tatbestand von einer Seite.|145|17ff}}


Sie übergab ihren Schülern H. Zuelzer-Ernst und Johann Wolfgang Ernst das Recht, diese Sprachschule weiter zu führen. Doch in Auseinandersetzungen um den Nachlass wurde die ''Marie-Steiner-Schule für Sprachgestaltung'' in Dornach nicht geduldet und führte auf Wanderschaft und in [[Malsch (Landkreis Karlsruhe)|Malsch]] bei Karlsruhe ein nahezu unbeachtetes Schattendasein.
=== Fleischnahrung der Tiere ===


===Die Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung===
{{GZ|Wenn wir ans Tierische herangehen, dann müssen wir uns klar sein,
Nach [[Rudolf Steiner]]s Tod, am 30. März 1925, verwaltete sie, als testamentarische Erbin, seinen gesamten literarischen und künstlerischen Nachlass. Es war vor allem ihr Verdienst, dass Rudolf Steiners Werk als Einheit und unverändert herausgegeben werden konnte. Diese Aufgabe war nicht leicht, angesichts von rund 5900 Vorträgen, die zu einem großen Teil nur als [[Wikipedia:Stenografie|stenografische]] Notizen erhalten waren, sowie einer längeren Reihe von Aufsätzen und Briefen und 28 Büchern Steiners. Die ''Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', die allerdings bis heute (2006) noch nicht zur Gänze herausgegeben ist, umfasst denn auch über 300 Bände, darunter voluminöse Exemplare, oft noch in Teilbände untergliedert. Marie Steiner selbst bearbeitete dabei über 500 Publikationen und fasste zu ihnen Einführungen und Erläuterungen ab.  
daß das Tierische selbst zunächst die Verdauung hat, daß das Tierische
aufnimmt zunächst das Pflanzliche. Sehen wir auf die Pflanzenfresser.
Das Tierische nimmt das Pflanzliche in sich auf. Das ist wiederum ein
sehr komplizierter Vorgang, denn indem das Tier das Pflanzliche in
sich aufnimmt, kann ja das Tier keine menschliche Gestalt dem Pflanzlichen
entgegensetzen. Daher kann sich im Tiere das Pflanzliche nicht
von unten nach oben und von oben nach unten kehren. Das Tier hat
seine Wirbelsäule parallel der Erdoberfläche. Dadurch wird dasjenige,
was da geschehen will beim Verdauen, im Tiere ganz in Unordnung gebracht.
(Tafel VII, rechts.) Da will das Untere nach oben, und es will
das Obere nach unten, und die Sache staut sich, staut sich in sich selber,
so daß die tierische Verdauung etwas wesentlich anderes ist als die
menschliche Verdauung. Bei der tierischen Verdauung staut sich dasjenige,
was in der Pflanze lebt. Die Folge davon ist, daß beim Tier dem
Pflanzenwesen das Versprechen gegeben wird: du darfst deiner Sehnsucht
nach den Weltenweiten genügen — aber es wird ihm das Versprechen
nicht gehalten. Die Pflanze wird wiederum zurück zur Erde geworfen.


Um das von ihr begonnene Werk fortzusetzen, gründete Marie Steiner 1943 die ''Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Verein zur Verwaltung des literarischen und künstlerischen Nachlasses von Dr. Rudolf Steiner''. Am 1. Dezember 1947 übertrug sie ihr offiziell sämtliche Rechte an den Werken Steiners. Diese Absicht hatte schon seit 1945 zu Streitigkeiten mit der [[Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]] (AAG) geführt, welche ihrerseits Rechte am Werk Steiners geltend machte. Die Differenzen mündeten 1949 in eine Spaltung der AAG, es gab nun auch eine [[Anthroposophische Vereinigung in der Schweiz]], die bis heute besteht.
Dadurch aber, daß im tierischen Organismus die Pflanze zurück
zur Erde geworfen wird, dringen sofort in die Pflanze, statt daß wie
beim Menschen, wenn die Umkehr stattfindet, von oben die Weltengeister
mit ihren Kräften eindringen, beim Tier gewisse Elementargeister
ein. Und diese Elementargeister, die sind Angstgeister, Angstträger.
So daß für die geistige Anschauung dieses Merkwürdige zu verfolgen
ist: Das Tier selbst genießt die Nahrung, genießt sie in innerer
Behaglichkeit; und während der Strom der Nahrung nach der einen
Seite geht, geht ein Angststrom von Angst-Elementargeistern nach der
anderen Seite. Fortwährend strömt in der Richtung der Verdauung
durch den Verdauungskanal des Tieres das Wohlbehagen der Nahrungsaufnahme,
und entgegengesetzt der Verdauung strömt eine furchtbare
Strömung von Angst-Elementargeistigem.


Marie Steiner starb im 81. Lebensjahr, am 27. Dezember 1948, in Beatenberg.
Das ist auch dasjenige, was die Tiere zurücklassen, wenn sie sterben.
Indem die Tiere, die also nicht denjenigen Ordnungen angehören, die
ich in anderer Weise schon beschrieben habe, aber auch solche, die zum
Beispiel den vierfüßigen Säugetieren angehören, indem diese Tiere sterben,
stirbt immer, man könnte eigentlich sagen, lebt auf in ihrem Sterben
ein Wesen, das ganz aus Ängstlichkeit zusammengesetzt ist. Mit
dem Tier stirbt Angst, das heißt, lebt Angst auf. Bei Raubtieren ist es
so, daß sie schon diese Angst mitgenießen. Das Raubtier, das seine
Beute zerreißt, genießt mit Wohlbehagen das Fleisch. Und diesem Wohlgefallen
am Fleischgenusse strömt entgegen die Angst, die Furcht, die
das pflanzenfressende Tier erst beim Tode von sich gibt, die das Raubtier
bereits ausströmt während seines Lebens. Daher sind solche Tiere,
wie Löwen, Tiger, in ihrem astralischen Leibe von Angst durchsetzt,
die sie zunächst nicht spüren während ihres Lebens, die aber nach ihrem
Tode diese Tiere, weil es eben entgegengesetzt dem Wohlbehagen geht,
zurücktreiben; so daß die fleischfressenden Tiere sogar noch ein Nachleben
haben in ihrer Gruppenseele, ein Nachleben, das ein viel furchtbareres
Kamaloka darstellt, könnte man sagen, als es die Menschen
jemals durchleben können, einfach dadurch, daß die Raubtiere diese
Natur haben, die sie schon einmal haben.


== Bedeutung für Steiners Werk und Leben ==
Natürlich müssen Sie sich bei solchen Dingen vorstellen, daß das ja
in einem anderen Bewußtsein erlebt wird. Also wenn Sie gleich wiederum
materialistisch werden und nun anfangen zu denken, was das Raubtier
erleben muß, indem Sie sich an seine Stelle versetzen, und jetzt sich
denken: Wie muß solch ein Kamaloka für mich sein? - und dann anfangen,
das Raubtier danach zu beurteilen, wie für Sie solch ein Kamaloka
sein könnte, dann sind Sie natürlich materialistisch, eigentlich animalistisch;
dann versetzen Sie sich in die tierische Natur. Natürlich,
man muß diese Dinge verstehen, wenn man die Welt verstehen will,
aber man darf nicht sozusagen in diese Dinge sich hineinversetzen, wie
sich der Materialist für die ganze Welt in die leblose Materie hineinversetzt.


Marie von Sivers trat wenige Jahre nach dem Ende von Rudolf Steiners Zeit als Mitarbeiter der Weimarer Ausgabe von [[Goethe]]s Werken in dessen Leben und war damit ähnlich pünktlich wie Christiane Vulpius, die 1788, nach Goethes Rückkehr aus Italien, zu ihm kam, um Hilfe für ihren schriftstellernden Bruder August zu erbitten. Ihr Auftauchen fällt nahezu zusammen mit der Begründung der [[Anthroposophie]] durch Steiner und markiert grob den Beginn von dessen esoterischer Zeit bei der Theosophischen und später bei der Anthroposophischen Gesellschaft. Durch ihre Sprachkenntnisse und ihren unermüdlichen künstlerischen und menschlichen Beistand war Sivers von Anfang an ein grundlegender Bestandteil des esoterischen Berufslebens von Rudolf Steiner: nicht nur ''Hilfe,'' sondern auch von Verständnis noch für die komplexesten philosophisch-anthroposophischen Einlassungen des Ehemannes getragen, die sie innerlich mit vertreten hat. In ihren Erinnerungen zeichnet sie recht wirklichkeitsnah das Bild ihres Mannes als eines oft Angefeindeten und Unverstandenen, der in ehrlicher Weise Geistesarbeit leistet und aus der Masse der ihn umgebenden Literaten deutlich herausragt.
Hier beginnt ein Kapitel, über das ich ja nicht anders als seelisch
spreche, denn Anthroposophie soll niemals agitatorisch auftreten, nicht
für das eine und nicht für das andere eintreten, sondern nur eben die
Wahrheit hinstellen. Was der Mensch dann für seine Lebensart für Konsequenzen
zieht, das ist seine Sache, denn Anthroposophie gibt keine
Vorschriften, sondern spricht die Wahrheiten aus. Daher werde ich
niemals für die Fanatiker selber nun gewissermaßen Gebote aufstellen,
die da folgen aus dem, was ein Tier gestaltet aus der Pflanzennahrung.
Ich werde also von diesem Gesichtspunkte aus nicht in gebothafter
Weise über Vegetarismus, Fleischessen und dergleichen sprechen, denn
diese Dinge müssen schon durchaus in die Sphäre des eigenen Erwägens
gelegt werden und haben eigentlich nur einen Wert, wenn sie in die
Sphäre des eigenen Erlebens gelegt werden. Ich erwähne das, damit eben
nicht die Meinung entsteht, Anthroposophie bedeute, für diese oder jene
Ernährungsweise und dergleichen einzutreten, während sie in der Tat
nur jede Art von Ernährungsweise begreiflich macht.|230|189ff|187}}


==Werke (Auswahl)==
== Literatur ==
* ''Aphoristisches zur Rezitationskunst''. Der kommende Tag, Stuttgart 1922
#Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
* ''Rudolf Steiner und die Künste, Ein Aufsatz aus dem Jahr 1927''. Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1961
#Rudolf Steiner: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?'', [[GA 145]] (2005), ISBN 3-7274-1450-2 {{Vorträge|145}}
* ''Rudolf Steiner und die redenden Künste, Eurythmie, Sprachgestaltung und dramatische Kunst, gesammelte Aufsätze und Berichte''. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1974; ISBN 3-7274-5169-6
#Rudolf Steiner: ''Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes'', [[GA 230]] (1993), ISBN 3-7274-2300-5 {{Vorträge|230}}
* ''Aus dem Wirken von Marie Steiner, Gesammelte Aufsätze''. Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1951
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912'', [[GA 266/2]] (1996), ISBN 3-7274-2662-4 {{Schule|266b}}
'''Als Übersetzerin:'''
* Schuré, Eduouard: ''Das heilige Drama von Eleusis, Rekonstruiert von Edouard Schuré, In freie Rhythmen gebracht durch Rudolf Steiner''. Verlag am Goetheanum, Dornach 1939
* Schuré, Edouard: ''Die großen Eingeweihten, Geheimlehren der Religionen''. Barth, München 1992; ISBN 3-502-65542-1
* Die Heiligtümer des Orients, Ägypten - Griechenland - Palästina''. Engel und Seefels, Stuttgart 1991; ISBN 3-927118-02-8
* Solov'ev, Vladimir Sergeevich: ''Gedichte''. Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1969


==Literatur==
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* Hammacher, Wilfried: ''Marie Steiner, Lebensspuren einer Individualität''. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998; ISBN 3-7725-1798-6
* Poeppig, Fred: ''Marie Steiner, ein Leben im Dienst der Wiedergeburt des Wortes''. Lohengrin-Verlag, Rendsburg 1990
* Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung (Hrsg.): ''Marie Steiner- von Sivers, ein Leben für die Anthroposophie , eine biografische Dokumentation in Briefen und Dokumenten, Zeugnissen von Rudolf Steiner, Maria Strauch, Edouard Schuré und anderen''. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1988; ISBN 3-7274-5321-4
* Samweber, Anna: ''Aus meinem Leben, Erinnerungen an Rudolf Steiner und Marie Steiner- von Sivers''. Verlag Die Pforte, Basel 1983; ISBN 3-85636-063-8
* Schubert, Ilona: ''Selbsterlebtes im Zusammensein mit Rudolf Steiner und Marie Steiner''. Zbinden, Basel 1977; ISBN 3-85989-383-1


==Weblinks==
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* [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=672 Ausführliche Biografie und Bilder]
 
[[Kategorie:Russe|Steiner, Marie]]
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Version vom 11. September 2016, 12:49 Uhr

Fleisch (griech. σάρξ sarx, „Fleisch, Körper“) ist im okkulten Sinn lebendige Substanz, die nicht nur, wie die Pflanzen, von Ätherkräften, sondern auch von Astralkräften durchzogen und gestaltet ist. Mit der Fleischwerdung wurde dem Organismus aber auch der Tod einverleibt.

„Betrachten Sie den Menschen, wie er heute ist, wie er besteht aus Organen in aufsteigender und Organen in absteigender Linie der Entwickelung. Nicht immer hat der Mensch den astralischen Leib gehabt; dieser wurde ihm erst nach und nach eingegliedert. Bevor er den astralischen Leib eingegliedert hatte, waren seine Organe pflanzenähnlich, sie waren von pflanzlichem Wesen. Dadurch, daß der Mensch sich eingegliedert hat den astralischen Leib, hat er sich das Fleisch in den ganzen Organismus des Pflanzenleibes hineingegliedert. Dieses Hineinarbeiten des astralischen Leibes in den Pflanzenleib, das ist die Fleischwerdung. Aber dies hat nach und nach stattgefunden, es hat sich nach und nach entwickelt, es hat nicht alle Organe zu gleicher Zeit ergriffen.

Wenn wir zurückgehen in der Menschheitsentwickelung durch die ganze atlantische und Teile der lemurischen Zeit und noch weiter zurück, so würden wir da einen Menschenleib finden, der noch deutlich Pflanzenorgane an sich trug. Teile des menschlichen Leibes waren schon umgewandelt in Fleisch, als andere noch pflanzlicher Natur waren. Alle diejenigen Organe des Menschenleibes, die die Begierden weniger stark in sich tragen, sind am frühesten in Fleisch umgewandelt worden; und die, welche die Begierden am stärksten in sich tragen, die Sexualorgane, sind am spätesten umgewandelt worden. Sie waren lange, lange pflanzlicher Natur, und sie werden auch am frühesten wieder zur pflanzlichen Natur zurückkehren. Erst als in der Entwickelung des Menschen das Ich schon tief in den Astralleib hinuntergestiegen war und die eigensüchtigen Begierden tief eingedrungen waren, da gestalteten sich die ehemals pflanzlichen Organe um und wurden fleischliche Organe.

Auf jene uralte heilige Zeit blickt die Geisteswissenschaft zurück, als der Mensch noch nichts von den sexuellen Kräften wußte. In den alten Mysterien wurde ein Bild verehrt, das den Menschen darstellt, der noch ungeschlechtlich war, bei dem noch nicht umgestaltet war das Geschlechtliche. An der Stelle des Leibes, wo heute die Sexualorgane sind, können wir rankenartige, pflanzliche Organe erblikken, die bloß vom Ätherleib durchzogen sind und noch nichts vom Astralleib in sich tragen. Der Hermaphrodit der antiken Kunst tritt uns so entgegen. Er wurde so abgebildet, wie man den früheren Menschen auch aus der Geistesforschung heraus schildern kann. Er hat Pflanzenorgane an der Stelle der jetzigen Fortpflanzungsorgane, und aus seinem Rücken treiben rankenförmige Pflanzengebilde heraus. Jetzt begreifen wir - in anderer Weise, als es die kindliche Art ist, in der man dies gewöhnlich versteht - , warum die alten Mythen und die biblische Geschichte vom Feigenblatt sprechen: Nicht um etwas zu verdecken, zu verhüllen, sondern um auf eine wirkliche Tatsache in der Menschheitsentwickelung hinzudeuten, auf jenen uralten heiligen Zustand, von dem die Alten noch wußten, daß der Mensch da auf einer höheren Stufe gestanden hatte und die Organe an dieser Stelle noch pflanzlicher Natur gewesen waren.

Aber gehen wir noch weiter. Wir können das Erobern der Verhärtungstendenz beim Menschen noch in anderer Weise beobachten. Es ist merkwürdig, daß in den okkulten Schulen in einer ganz eigenartigen Weise darauf Rücksicht genommen ist. Als das Menschen- Ich hinabgestiegen war auf die Erde aus dem Schöße der Gottheit, da mußte diese Verhärtungstendenz von ihm erobert werden. Aber es gibt andere Wesen, die viel früher den Abschluß ihrer Entwickelung schon erlangt hatten. Das sind die Vögel. Sie haben auch ein Ich, aber ein solches, das viel mehr in der Außenwelt lebt. Sie haben deshalb auch etwas nicht mitgemacht, was wichtig ist für alle menschliche Höherentwickelung, für die okkulte Entwickelung des Menschen. Sie haben nicht mitgemacht dasjenige, was seinen Ausdruck findet in der Herausbildung gewisser Teile des Knochenbaues, des Knochenmarkes, des innersten Inhaltes der Knochen. Vögel haben viel hohlere Knochen als der Mensch und als die anderen Tiere; sie haben einen viel älteren Zustand konserviert. Der Mensch ist über diesen Zustand hinaus-, hinweggeschritten; auch die höheren Tiere sind darüber hinweggeschritten. Es sendet der Mensch die Kräfte des Ich bis in das Knochenmark hinein, und ein guter Teil der okkulten Entwickelung besteht darin, durch Übungen darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Mensch jene passive, untätige Art, wie er sich zu seinem Knochenmark verhält, verlebendigt, in eine bewußte umändert. Heute kann er nur wirken auf den Inhalt der Knochenkapsel seines Schädels, auf sein Gehirn. Aber vorbereiten wird sich ein zukünftiger Zustand der Menschheit dadurch, daß er Gewalt bekommen wird über das Element, das als halbflüssiges Element seine Knochen durchsetzt. Die Konstruktion der Knochen hat dem Menschen - und auch den Tieren - auf der Erde die Gestalt gegeben. Daß der Mensch die Knochen so ausgebildet hat, gab ihm die Möglichkeit seiner jetzigen Entwickelung. In Zukunft muß der Mensch die Kräfte gewinnen, seine Knochen wieder zu beleben, ihnen die Verhärtungstendenz zu nehmen und sie umzuwandeln. Er wird die Herrschaft über sein Blut gewinnen, so daß in viel größerem Maße die Kraft des Ich darin sein wird, und dieses Blut wird dann das Instrument sein, mit dem der Mensch wirken kann bis in die Umgestaltung der Knochensubstanz. Was ist denn die Knochenbildung anderes als eine Vermineralisierung? Wenn der Mensch die Tendenz zur Erweichung, die sich heute zur Unzeit als Rachitis ausdrückt, beherrschen wird, wenn er das Blut so beherrschen wird, daß er wirken kann bis in die Knochensubstanz, dann wächst er über die Mineralisierungstendenz hinaus; er wird sich selbst die Gestalt geben, er wird seinen physischen Leib umgestalten bis zu dem, was wir Atma oder Geistesmensch nennen. Da besiegt der Mensch das Verhärtungsprinzip, jenes starke Prinzip, das zum Tode führt, dessen eigentliche Physiognomie ausgedrückt ist im menschlichen Skelett. Es ist eine Intuition richtiger Art, wenn man den Tod im Bilde des Skeletts anschaulich macht. Diese Physiognomie des Todes wird der Mensch unter seine Herrschaft bringen. Er wird sie besiegen, wenn er seine Gestalt, so wie er sie jetzt von außen durch die mechanische Kraft der Muskeln beherrscht, von innen durch die Kraft des Geistes beherrschen und sich selbst die Gestalt geben wird. Heute kann der Mensch erst seine Gedanken bis in seine Knochen schicken; wenn später seine Gefühle in den Knochen wirken werden und noch später der bewußte Wille, dann wird er die Physiognomie des Todes überwunden haben.“ (Lit.:GA 101, S. 57ff)

Fleischgenuß

Siehe auch: Ernährung

Über die Folgen der Fleischkost sagt Rudolf Steiner laut der freien Nachschrift (A) einer von ihm in Köln, am 9. Mai 1912 gehaltenen esoretischen Stunde:

„Der Fleischgenuß macht den Geist erdschwer und bindet ihn ans Physische; er gibt dem Körper Gelegenheit, sich an den Geist zu hängen. Die Pflanzenkost stellt größere Anforderungen an den physischen Leib, so daß er beschäftigt ist und den Geist in seiner Arbeit nicht hindern kann.

Was aber wird noch bewirkt durch die Enthaltsamkeit vom Fleisch-, besonders vom Fischgenuß?

Das Schlimme am Fleischgenuß ist die bleibende Wirkung des Schmerz-Verursachens und Tötens der Tiere. Diese gemarterten Tiere kehren dann wieder in der Form solcher Wesenheiten, die ihre Kraft gegen die Leiber der Nachkommen derer wenden, die sie einst getötet haben. Bazillen sind die wiederverkörperten, gequälten und getöteten, verzehrten Tiere.“ (Lit.:GA 266b, S. 371)

„Das Pflanzenreich, als ein Reich des Lebens, führt die anorganischen Stoffe, die leblosen Stoffe bis zu einer gewissen Organisation herauf. Daß die lebendige Pflanze werde, das setzt voraus, daß die leblosen Stoffe in einer gewissen Weise — wie eben in einem lebendigen Laboratorium — verarbeitet werden bis zu einer gewissen Stufe der Organisation herauf. So daß wir in der Pflanze ein Lebewesen vor uns haben, welches die leblosen Naturprodukte bis zu einer gewissen Stufe der Organisation bringt. Der Mensch ist nun so organisiert als physischer Organismus, daß er in der Lage ist, den Organisationsprozeß da aufzunehmen, bis wohin die Pflanze ihn gebracht hat, und dann ihn von dem Punkte an weiterzuführen, so daß der höhere Menschenorganismus entsteht, wenn der Mensch das, was die Pflanze bis zu einem gewissen Grade organisiert hat, weiterorganisiert. Es verhalten sich die Dinge ganz genau so, daß dann eigentlich eine vollständige Kontinuation da ist, wenn der Mensch einen Apfel oder ein Baumblatt abpflückt und ißt. Das ist die vollständigste Kontinuation. Würden alle Dinge so vorliegen, daß immer das Allernatürlichste könnte getan werden, so würde man sagen können: Das Natürlichste wäre, daß der Mensch einfach den Organisationsprozeß da fortsetzt, wo ihn die Pflanze stehengelassen hat, das heißt die Pflanzenorgane so nimmt, wie sie sich draußen darbieten, und von da aus in sich selber weiterorganisiert. Das würde eine gerade Linie der Organisation geben, die nirgends irgendwie durchbrochen wäre: von der leblosen Substanz bis zur Pflanze, bis zu einem gewissen Punkt der Organisation, und von diesem Punkt bis zum menschlichen Organismus hindurch.

Nehmen wir nun gleich das Gröbste: der Mensch genießt das Tier. Im Tier haben wir ein Lebewesen vor uns, welches den Organisationsprozeß auch schon weiterführt als die Pflanze, bis zu einem gewissen Punkte über die Pflanzenorganisation hinausführt. So daß wir von dem Tiere sagen können, es setzt den Organisationsprozeß der Pflanze fort. Nehmen wir nun an, der Mensch ißt das Tier. Da tritt in einer gewissen Weise das Folgende ein: der Mensch hat jetzt nicht nötig, das an inneren Kräften anzuwenden, was er hätte anwenden müssen bei der Pflanze. Hätte er da angefangen, die Nahrungsmittel organisieren zu müssen, wo die Pflanze aufgehört hat, dann hätte er eine gewisse Summe von Kräften anwenden müssen. Die bleibt nun ungenützt, wenn er das Tier ißt; denn das Tier hat die Organisation der Pflanze schon bis zu einem gewissen höheren Punkte heraufgeführt; erst da braucht der Mensch jetzt anzufangen. Wir können also sagen: Der Mensch setzt nicht die Organisation da fort, wo er sie fortsetzen könnte, sondern er läßt Kräfte, die in ihm sind, ungenützt und setzt später die Organisation fort; er läßt sich von dem Tiere einen Teil der Arbeit abnehmen, den er leisten müßte, wenn er die Pflanze genießen würde. Nun besteht das Wohlsein eines Organismus nicht darin, daß er möglichst wenig leistet, sondern darin, daß er alle seine Kräfte wirklich in Tätigkeit bringt. Wenn der Mensch tierische Nahrung zu sich nimmt, so macht er mit denjenigen Kräften, welche organische Tätigkeiten entwickeln würden, wenn er nur Pflanzen äße, etwas ähnliches, wie wenn er auf seinen linken Arm verzichten würde, ihn anbinden würde, so daß er nicht benützt werden kann. So bindet der Mensch, wenn er Tiere ißt, innere Kräfte an, die er sonst aufrufen würde, wenn er nur Pflanzen äße. Er verurteilt also eine gewisse Summe von Kräften in sich zur Untätigkeit. Alles, was so zur Untätigkeit im menschlichen Organismus verurteilt wird, bewirkt zugleich, daß die betreffenden Organisationen, welche sonst tätig waren, brachgelegt werden, gelähmt, verhärtet werden. So daß der Mensch einen Teil seines Organismus tötet oder wenigstens lähmt, wenn er das Tier genießt. Diesen Teil seines Organismus, den der Mensch so in sich verhärtet, den trägt er dann mit durch das Leben wie einen Fremdkörper. Diesen Fremdkörper fühlt er im normalen Leben nicht. Wenn aber der Organismus so innerlich beweglich wird und seine Organsysteme voneinander unabhängiger werden, so wie es im anthroposophischen Leben geschieht, dann beginnt der physische Leib, der ohnedies schon, wie wir charakterisiert haben, sich unbehaglich fühlt, sich noch unbehaglicher zu fühlen, weil er ja jetzt einen Fremdkörper in sich hat.

Wie gesagt, es soll nicht agitiert, sondern nur die Wahrheit an sich hingestellt werden. Und wir werden andere Wirkungen der tierischen Nahrung noch kennenlernen; wir werden diesmal genötigt sein, dieses Kapitel ausführlich zu besprechen. Daher also kommt es, daß Fortschritt an innerem anthroposophischem Leben allmählich eine Art von Ekel erzeugt an tierischer Nahrung. Nicht als ob man dem Anthroposophen die tierische Nahrung verbieten müßte; sondern das gesund fortschreitende Instinktleben wehrt sich nach und nach gegen die tierische Nahrung und mag sie auch nicht mehr; und das ist auch viel besser, als wenn der Mensch aus irgendeinem abstrakten Grundsatz heraus Vegetarier wird. Das beste ist, wenn die Anthroposophie den Menschen dazu bringt, eine Art Ekel und Abscheu vor der Fleischnahrung zu haben, und es hat nicht viel Wert in bezug auf das, was man seine höhere Entwicklung nennen kann, wenn der Mensch auf andere Weise sich die Fleischnahrung abgewöhnt. So daß man sagen kann: Die tierische Nahrung bewirkt in dem Menschen etwas, was für den physischen Leib des Menschen eine Last wird, und diese Last wird empfunden. Das ist der okkulte Tatbestand von einer Seite.“ (Lit.:GA 145, S. 17ff)

Fleischnahrung der Tiere

„Wenn wir ans Tierische herangehen, dann müssen wir uns klar sein, daß das Tierische selbst zunächst die Verdauung hat, daß das Tierische aufnimmt zunächst das Pflanzliche. Sehen wir auf die Pflanzenfresser. Das Tierische nimmt das Pflanzliche in sich auf. Das ist wiederum ein sehr komplizierter Vorgang, denn indem das Tier das Pflanzliche in sich aufnimmt, kann ja das Tier keine menschliche Gestalt dem Pflanzlichen entgegensetzen. Daher kann sich im Tiere das Pflanzliche nicht von unten nach oben und von oben nach unten kehren. Das Tier hat seine Wirbelsäule parallel der Erdoberfläche. Dadurch wird dasjenige, was da geschehen will beim Verdauen, im Tiere ganz in Unordnung gebracht. (Tafel VII, rechts.) Da will das Untere nach oben, und es will das Obere nach unten, und die Sache staut sich, staut sich in sich selber, so daß die tierische Verdauung etwas wesentlich anderes ist als die menschliche Verdauung. Bei der tierischen Verdauung staut sich dasjenige, was in der Pflanze lebt. Die Folge davon ist, daß beim Tier dem Pflanzenwesen das Versprechen gegeben wird: du darfst deiner Sehnsucht nach den Weltenweiten genügen — aber es wird ihm das Versprechen nicht gehalten. Die Pflanze wird wiederum zurück zur Erde geworfen.

Dadurch aber, daß im tierischen Organismus die Pflanze zurück zur Erde geworfen wird, dringen sofort in die Pflanze, statt daß wie beim Menschen, wenn die Umkehr stattfindet, von oben die Weltengeister mit ihren Kräften eindringen, beim Tier gewisse Elementargeister ein. Und diese Elementargeister, die sind Angstgeister, Angstträger. So daß für die geistige Anschauung dieses Merkwürdige zu verfolgen ist: Das Tier selbst genießt die Nahrung, genießt sie in innerer Behaglichkeit; und während der Strom der Nahrung nach der einen Seite geht, geht ein Angststrom von Angst-Elementargeistern nach der anderen Seite. Fortwährend strömt in der Richtung der Verdauung durch den Verdauungskanal des Tieres das Wohlbehagen der Nahrungsaufnahme, und entgegengesetzt der Verdauung strömt eine furchtbare Strömung von Angst-Elementargeistigem.

Das ist auch dasjenige, was die Tiere zurücklassen, wenn sie sterben. Indem die Tiere, die also nicht denjenigen Ordnungen angehören, die ich in anderer Weise schon beschrieben habe, aber auch solche, die zum Beispiel den vierfüßigen Säugetieren angehören, indem diese Tiere sterben, stirbt immer, man könnte eigentlich sagen, lebt auf in ihrem Sterben ein Wesen, das ganz aus Ängstlichkeit zusammengesetzt ist. Mit dem Tier stirbt Angst, das heißt, lebt Angst auf. Bei Raubtieren ist es so, daß sie schon diese Angst mitgenießen. Das Raubtier, das seine Beute zerreißt, genießt mit Wohlbehagen das Fleisch. Und diesem Wohlgefallen am Fleischgenusse strömt entgegen die Angst, die Furcht, die das pflanzenfressende Tier erst beim Tode von sich gibt, die das Raubtier bereits ausströmt während seines Lebens. Daher sind solche Tiere, wie Löwen, Tiger, in ihrem astralischen Leibe von Angst durchsetzt, die sie zunächst nicht spüren während ihres Lebens, die aber nach ihrem Tode diese Tiere, weil es eben entgegengesetzt dem Wohlbehagen geht, zurücktreiben; so daß die fleischfressenden Tiere sogar noch ein Nachleben haben in ihrer Gruppenseele, ein Nachleben, das ein viel furchtbareres Kamaloka darstellt, könnte man sagen, als es die Menschen jemals durchleben können, einfach dadurch, daß die Raubtiere diese Natur haben, die sie schon einmal haben.

Natürlich müssen Sie sich bei solchen Dingen vorstellen, daß das ja in einem anderen Bewußtsein erlebt wird. Also wenn Sie gleich wiederum materialistisch werden und nun anfangen zu denken, was das Raubtier erleben muß, indem Sie sich an seine Stelle versetzen, und jetzt sich denken: Wie muß solch ein Kamaloka für mich sein? - und dann anfangen, das Raubtier danach zu beurteilen, wie für Sie solch ein Kamaloka sein könnte, dann sind Sie natürlich materialistisch, eigentlich animalistisch; dann versetzen Sie sich in die tierische Natur. Natürlich, man muß diese Dinge verstehen, wenn man die Welt verstehen will, aber man darf nicht sozusagen in diese Dinge sich hineinversetzen, wie sich der Materialist für die ganze Welt in die leblose Materie hineinversetzt.

Hier beginnt ein Kapitel, über das ich ja nicht anders als seelisch spreche, denn Anthroposophie soll niemals agitatorisch auftreten, nicht für das eine und nicht für das andere eintreten, sondern nur eben die Wahrheit hinstellen. Was der Mensch dann für seine Lebensart für Konsequenzen zieht, das ist seine Sache, denn Anthroposophie gibt keine Vorschriften, sondern spricht die Wahrheiten aus. Daher werde ich niemals für die Fanatiker selber nun gewissermaßen Gebote aufstellen, die da folgen aus dem, was ein Tier gestaltet aus der Pflanzennahrung. Ich werde also von diesem Gesichtspunkte aus nicht in gebothafter Weise über Vegetarismus, Fleischessen und dergleichen sprechen, denn diese Dinge müssen schon durchaus in die Sphäre des eigenen Erwägens gelegt werden und haben eigentlich nur einen Wert, wenn sie in die Sphäre des eigenen Erlebens gelegt werden. Ich erwähne das, damit eben nicht die Meinung entsteht, Anthroposophie bedeute, für diese oder jene Ernährungsweise und dergleichen einzutreten, während sie in der Tat nur jede Art von Ernährungsweise begreiflich macht.“ (Lit.:GA 230, S. 189ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992), ISBN 3-7274-1010-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?, GA 145 (2005), ISBN 3-7274-1450-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes, GA 230 (1993), ISBN 3-7274-2300-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912, GA 266/2 (1996), ISBN 3-7274-2662-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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