Karl Ballmer und Gewinnstreben: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Karl Ballmer um 1930.jpg|thumb|200px|Karl Ballmer (ca. 1930)]]
'''Gewinnstreben''' bzw. '''Gewinnerzielungsabsicht''' im [[volkswirtschaft]]lichen, nicht im [[moral]]ischen Sinn, ist der Motor des [[Wirtschaftsleben]]s. Nach [[Rudolf Steiner]] ist der '''Gewinn''' volkswirtschaftlich gesehen dasjenige, was im physikalischen Prozess die [[Masse]] ist.
'''Karl Ballmer''' (* [[Wikipedia:23. Februar|23. Februar]] [[Wikipedia:1891|1891]] in [[Wikipedia:Aarau|Aarau]]; † [[Wikipedia:7. September|7. September]] [[Wikipedia:1958|1958]] in [[Wikipedia:Lugano|Lugano]]) war ein [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]]er [[Wikipedia:Malerei|Kunstmaler]] und philosophischer [[Wikipedia:Schriftsteller|Schriftsteller]].


== Leben ==
[[Datei:GA340 144.gif|thumb|250px|Zeichnung 6]]
Karl Ballmer wurde als Sohn eines Bankangestellten in Aarau geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters betrieb die Mutter eine Pension.
{{GZ|Nun handelt es sich darum, daß wir, wenn wir irgend bearbeitete
Natur oder gegliederte Arbeit im volkswirtschaftlichen Prozeß drinnen
haben, daß wir dann untersuchen müssen, was gewissermaßen diese
volkswirtschaftlichen Elemente in Bewegung, in Zirkulation bringt.
Es ist gestern an einer andern Stelle darauf aufmerksam gemacht worden,
daß man ja in das volkswirtschaftliche Denken hineinbringen
sollte die Arbeit, die im Wirtschaftsprozeß tätig ist, ebenso wie zum
Beispiel der Physiker die Arbeit in sein physikalisches Denken hineinbringt.
Da muß dann gesagt werden: Ja, der Physiker bringt in sein
physikalisches Denken die Arbeit dadurch hinein, daß er eine Formel
sich ausbildet, in der Masse und Geschwindigkeit ist. - Nicht wahr,
Masse aber ist etwas, was wir durch die Waage bestimmen. Wir haben
also eine Möglichkeit, die Masse durch die Waage zu bestimmen.
Ohne daß wir die Masse durch die Waage bestimmen könnten, hätten
wir nichts, was da fortschreitet im physikalischen Arbeitsprozeß. Die
Frage muß für uns entstehen: Ist nun etwas Ähnliches auch vorhanden
im volkswirtschaftlichen Prozeß, so daß die Arbeit den Dingen Wert
erteilt und auch später das geistige Eingreifen wieder den Dingen
Wert erteilt? Ist im volkswirtschaftlichen Prozeß etwas drinnen, das
sich vergleichen läßt gewissermaßen mit dem Gewichte, das irgendein
Gegenstand hat, wenn man bei ihm reden will von physikalischer
Arbeit? Nun, wenn ich einfach schematisch aufzeichne den Fortgang der
volkswirtschaftlichen Einzelprozesse, so zeigt mir das, daß etwas da sein
muß, das die ganze Sache in Bewegung bringt, das gewissermaßen
die volkswirtschaftlichen Elemente
von hier (siehe Zeichnung 6) nach
hier drückt. Und die Sache würde noch bestimmter sein, wenn nicht nur von hier nach hier gedrückt
würde, sondern wenn auch extra von der anderen Seite eine Saugwirkung
stattfinden würde, wenn also das Ganze durch eine im volkswirtschaftlichen
Prozeß befindliche Kraft weitergetrieben würde. Dann
müßte in diesem volkswirtschaftlichen Prozeß etwas da sein, was
weitertreibt.


Die Schulzeit an der Bezirksschule, dann der [[Wikipedia:Alte Kantonsschule Aarau|Kantonsschule Aarau]] beschreibt Ballmer als ''„eher trostlos“''. Als 16-Jähriger bewies er sein Zeichentalent, indem er seinen Gesangslehrer karikierte. Als der Rektor ihm zur Strafe eine Ohrfeige gab, diktierte Ballmer seiner Mutter die Austrittserklärung und begann eine Zeichnerlehre bei einem Architekten.
Nun, was ist das, was da weitertreibt? Ich habe es Ihnen gerade vorhin
gezeigt, daß fortwährend gewisse Kräfte entstehen, sowohl beim
Käufer wie beim Verkäufer; bei jedem, der mit dem anderen etwas zu
tun hat im volkswirtschaftlichen Prozeß, gar nicht im moralischen
Sinn, sondern im rein volkswirtschaftlichen Sinn, entsteht Vorteil und
Gewinn. So daß es keine Stelle im volkswirtschaftlichen Prozeß gibt,
wo nicht von Vorteil und Gewinn gesprochen werden muß. Und
dieser Gewinn, der ist nicht etwas bloß Abstraktes; dieser Gewinn, an
dem hängt das unmittelbare wirtschaftliche Begehren des Menschen
und muß daran hängen. Ob der Betreffende Käufer oder Verkäufer ist,
es hängt sein wirtschaftliches Begehren an diesem Gewinn, an diesem
Vorteil. Und dieses Hängen an diesem Vorteil ist dasjenige, was
eigentlich den ganzen volkswirtschaftlichen Prozeß hervorbringt, was
die Kraft in ihm ist. Es ist dasjenige, was beim physikalischen Arbeitsprozeß
die Masse darstellt.|340|144}}


Ballmer setzte den Weg einer künstlerischen Ausbildung fort, zuletzt an der [[Wikipedia:Akademie der bildenden Künste München|Kunstakademie München]] und arbeitete von 1913 bis 1914 als Grafiker in [[Wikipedia:Bern|Bern]] und [[Wikipedia:Zürich|Zürich]]. Von 1915 bis 1916 war er als [[Wikipedia:Redakteur|Redakteur]] für Presseagenturen tätig und hoffte, im [[Wikipedia:Journalismus|Journalismus]] Fuß zu fassen. ''„Meine Existenz, seit ich im Frühjahr 1911 von [[Wikipedia:München|München]] nach Aarau zurückkehrte, war bis in den Herbst 1918 eine einzige schwerste Krisis. Nicht so sehr, dass mir die Mittel fehlten zu einem ruhigen Studium war der tiefere Grund einer grauenvollen Verzweiflung. Vielmehr war es die Verzweiflung, der menschlichen Existenz, so wie ich sie damals empfand, überhaupt einen tragenden Sinn abzugewinnen.“''
Für die Fortentwicklung des Wirtschaftslebens sei es laut [[Rudolf Steiner]] nötig, den Profit auszuschalten, aber nicht aus "moralischen" Gründen, sondern weil er die Güterproduktion dem Zufall des [[Markt]]es ausliefere. Demgegenüber solle der Ausgleich zwischen [[Produktion]] und [[Konsum]] zukünftig auf Vernunftgründen beruhen.


Dies änderte sich nachhaltig, als er 1917 die [[Anthroposophie]] und 1918 [[Rudolf Steiner]] persönlich kennenlernte. Ballmer sagte später, dass er Steiner buchstäblich sein Leben verdanke, und setzte sein ganzes weiteres Leben für den Versuch ein, die gebildete Welt auf ''„das Ereignis Rudolf Steiner“'' – wie er die Anthroposophie nannte – aufmerksam zu machen.
{{GZ|In die Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung des
Profites drängen sich Meinungen ein, die sachlich nicht berechtigt
sind. Gewiß ist auf der einen Seite, daß das Profitstreben
egoistisch ist. Unzulänglich aber ist, mit diesem
Egoismus als mit einem Urteilsgrunde zu rechnen, wenn
man daran denkt, den Profit aus dem Wirtschaftskreislauf
auszuschalten. Denn in diesem Kreislauf muß etwas sein, an
dem man erkennt, ob für ein erzeugtes Gut ein Bedürfnis
vorhanden ist. In der gegenwärtigen Wirtschaftsform kann
diese Erkenntnis einzig aus der Tatsache geschöpft werden,
daß das Gut Profit abwirft. Ein Gut, das Profit abwirft,
der im wirtschaftlichen Zusammenhang genügend groß ist,
kann produziert werden; ein solches, das keinen Profit abwirft,
soll nicht erzeugt werden, denn es muß ein Störenfried
werden in der Preisausgleichung der zirkulierenden
Güter. Der Profit mag in ethischer Beziehung was immer
bedeuten; in wirtschaftlicher Beziehung ist er in der hergebrachten
Wirtschaftsform das Erkennungszeichen für die
Notwendigkeit der Erzeugung eines Gutes.


Von den Anthroposophen in Dornach, wo Steiner ihn zur Mitarbeit an der künstlerischen Ausgestaltung des ersten [[Goetheanum]]s gebeten hatte, war Ballmer jedoch offenbar abgeschreckt. Um zu einem selbständigen Standpunkt der Anthroposophie gegenüber zu gelangen, „flüchtete“ er aus Dornach und studierte als Autodidakt an deutschen Bibliotheken – nach einigen Zwischenstationen vor allem ab 1922 in [[Wikipedia:Hamburg|Hamburg]].
Für die Fortentwickelung des Wirtschaftslebens handelt es
sich darum, den Profit aus dem Grunde auszuschalten, weil
er die Gütererzeugung dem Zufall des Marktes ausliefert,
den zu beseitigen eine Forderung des Geistes der Zeit ist.
Man umnebelt sich aber das gesunde Urteil, wenn man in
die Bekämpfung des Profits den Hinweis auf seine egoistische
Natur einfließen läßt. Denn im Leben kommt es
darauf an, daß man in einem Wirklichkeitsgebiete diejenigen
Gründe geltend macht, die in diesem Gebiete sachlich
berechtigt sind. Gründe, die aus einem andern Gebiete
kommen, mögen noch so richtig an sich sein: das notwendige
Urteil können sie nicht in die sachlich bedingte Richtung
bringen.


Hamburg ist zu Ballmers geliebter Wahlheimat geworden, der er später nachgetrauert hat. Neben den intensiven philosophischen Privatstudien malte er. Die zeitgenössische Künstleravantgarde, die sich in Hamburg gerade als [[Wikipedia:Hamburgische Sezession|Hamburgische Sezession]] formiert hatte, wurde in dieser Zeit auf ihn aufmerksam. Insbesondere der Leiter des Museums für Kunst und Gewerbe, [[Wikipedia:Max Sauerlandt|Max Sauerlandt]], war ab 1930 ein wichtiger Förderer. Die Anerkennung, die Ballmer hier genoss, zeigt sich darin, dass seine Bilder in Ausstellungen zusammen mit Klee und Kandinsky gezeigt wurden und auch von den Preisveranschlagungen her ähnlich geschätzt waren. 1932 trat Ballmer in die Sezession ein. Im intensiven Austausch mit anderen Künstlern wie [[Wikipedia:Rolf Nesch|Rolf Nesch]], [[Wikipedia:Richard Haizmann|Richard Haizmann]] und [[Wikipedia:Willem Grimm|Willem Grimm]] trug Ballmer dazu bei, die Arbeit der Hamburgischen Sezession auf hohem künstlerischen Niveau weiterzuentwickeln.
Für das Wirtschaftsleben handelt es sich darum, daß das
 
Erkennungszeichen des Profits abgelöst werde durch das
Ballmers schriftstellerische Versuche, eine intellektuelle Verständigung zwischen Anthroposophie und zeitgenössischer Philosophie zu etablieren, fand dagegen auf beiden Seiten kaum Resonanz. Seine Interpretation der Anthroposophie als autonomistisches Ideenkunstwerk Steiners machte ihn auch bei dessen Anhängern zum [[Wikipedia:enfant terrible|enfant terrible]]. Als er in den 50er Jahren zunehmend Kritik an anthroposophischen Veröffentlichungen äußerte, die seiner Meinung nach in ihrer Scheinwissenschaftlichkeit den Kern der Steinerschen Sache verrieten und dessen Ansehen schädigten, wurde er geradezu geächtet und totgeschwiegen.
Wirken von Personen, die in dem Wirtschaftskreislauf mit
 
der Aufgabe eingeschaltet werden, die Vermittlung zwischen
Als die Nazis nach ihrer Machtübernahme damit anfangen wollten, die Hamburgische Sezession auf ihre Linie zu bringen, erklärte Ballmer seinen Austritt. Die Künstlergruppe selbst löste sich etwas später, am 16. Mai 1933, durch eigenen Beschluss auf und setzte das Vereinsvermögen in Champagner um, den sie am gleichen Abend vertrank. Mit der Selbstauflösung  reagierten die Künstler und Künstlerinnen auf Repressionen der Nazis gegenüber jüdischen sowie politisch unbeugsamen nicht-jüdischen Mitgliedern der Sezession. So hatten die Nazis von der Sezession gefordert, alle jüdischen Mitglieder auszuschließen. Dieser Demütigung der KollegInnen und der vorhersehbaren Zwangsauflösung wollten die Künstler zuvorkommen.
Konsum und Produktion in vernunftgemäßer Weise
 
zu besorgen, so daß der Zufall des Marktes wegfällt. Die
1937 beschlagnahmten die Nazis in der Aktion „[[Wikipedia:Entartete Kunst|Entartete Kunst]]“ Werke von Ballmer und belegten ihn mit Berufsverbot. Im selben Jahr heiratete Ballmer seine Lebensgefährtin, die Anthroposophin Katharina van Cleef, und zog mit ihr in ein neugebautes Atelierhaus in [[Wikipedia:Glinde|Glinde]] bei Hamburg. Unter den Gästen des Richtfestes war der junge [[Wikipedia:Samuel Beckett|Samuel Beckett]], der Ballmer in seinem Atelier besucht hatte und ihn noch Jahrzehnte später als „großen unbekannten Maler“ pries. Doch war das Paar – van Cleef stammte aus einer jüdischen Familie – auch im ländlichen Glinde nicht sicher vor den Anfeindungen der Nazis und ihrer Sympathisanten. Es flüchtete deshalb im September 1938 in die Schweiz. Nach einigen Monaten in Basel ließen sich Ballmer und seine Frau im [[Wikipedia:Kanton Tessin|Tessin]], zunächst in [[Wikipedia:Melide TI|Melide]], ab November 1941 in [[Wikipedia:Lamone|Lamone]] bei Lugano nieder. 1943 erwarb er sich dazu ein traditionelles Tessiner Haus, die ''Casa Fornasella'' in [[Wikipedia:Besazio|Besazio]].
rechte Einsicht in diese Umwandlung von Profiterkennungszeichen
 
in vernunftgemäßes Handeln ergibt, daß diejenigen
Bis zu seinem Tod lebte Ballmer hier in relativer Abgeschiedenheit. Den Anschluss an die Schweizer Kunstszene fand er nicht – er suchte ihn auch nicht offensiv –, malte jedoch weiterhin. 1947 hatte ihn die wiedergegründete Hamburgische Sezession ihn eingeladen, Mitglied zu werden und an einer Ausstellung teilzunehmen. Es kam jedoch zu keiner dauerhaften Zusammenarbeit mehr.
Motive, die bisher in unklarer Weise das Urteil auf diesem
 
Felde getrübt haben, aus dem Wirtschaftsleben ausgeschieden
Unermüdlich studierte er alle ihm erreichbaren Neuerscheinungen über Philosophie, Theologie und Anthroposophie, nahm über Pressedienste und Radio am kulturellen Leben des deutschsprachigen Raumes teil und meldete sich immer wieder über Zeitungsartikel und Briefe an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu Wort.
und auf die Gebiete des Rechts- und des Geisteslebens
 
übergeführt werden.|24|67ff}}
Die geistige Leidenschaft Karl Ballmers – wie sie aus den tausenden Briefen und Manuskriptblättern spricht, die im Staatsarchiv des Kantons Aargau liegen – galt der Formulierung einer universellen Weltanschauung, die er auf höchst eigenwillige Art aus der Anthroposophie entwickelte. An welcher philosophischen, theologischen oder auch physikalischen Einzelfrage er auch anknüpfte, stets ging es ihm ums Ganze, um die (jedoch anti-theistisch verstandene) Gottesfrage, um das mit Steiner geteilte Anliegen, ''„den Menschen von den Fundamenten her aufzuerbauen“''. Seine Antworten und Fragen – er vertrat die These, erst aus aufgefundenen Antworten könnten Fragen entwickelt werden – können sich dabei an keine Disziplingrenzen halten. Ballmers dichte, holzschnittartige Sprache ist schwer verständlich und will sich nicht an akademischen Kriterien messen lassen. Die ''„Wirklichkeit des Widerspruchs“'', in traditionell-abendländischer Wissenschaft verdrängt oder marginalisiert, ist ihm geradezu Wahrheitskriterium.
 
Ballmers „postmodern“ anmutende Thesen lassen fast an den späteren [[Wikipedia:Radikaler Konstruktivismus|Radikalen Konstruktivismus]] denken, haben aber gleichzeitig ein eindeutig sensualistisches Moment, was sicherlich auf Steiners Antikantianismus und letzten Endes auf Goethe zurückgeht. In den letzten Lebensjahren bezeichnete er seine Philosophie sogar in Gänze als eine ''„schlichte Lehre vom Sinneswahrnehmungswesen“'', oder in Anknüpfung an [[Wikipedia:Herman Schmalenbach|Herman Schmalenbach]] als ''„Lehre vom Sichwahrnehmbarmachen des Logos“''.
 
== Werk und Rezeption ==
Ballmers malerisches Werk erlangte kurz vor und dann nach seinem Tod vor allem in der Schweiz wieder Bekanntheit. Die große Retrospektive zum 100. Geburtstag umfasste den größten Teil des zugänglichen Werkes und ist in einem Bildband hervorragend dokumentiert. Auch umfangreiche biographische Informationen sind hier enthalten.
 
Im Zuge der historischen Wiederentdeckung der Hamburgischen Sezession und überhaupt der von den Nazis zerstörten jungen noch unetablierten künstlerischen Bestrebungen (als „Verlierer der Kunstgeschichte“) ist Ballmer auch in Deutschland seit den 90er Jahren wieder als Maler entdeckt worden.
 
Die schriftstellerische Hinterlassenschaft führt eher ein Dornröschendasein. Ballmer gründete 1953 mit einem Freund den Verlag Fornasella, der im Tessin noch existiert und einige Schriften Ballmers herausgibt, jedoch nur schwer erreichbar ist. Seit 1994 gibt der deutsch-französische Verlag [[Wikipedia:Edition LGC|Edition LGC]] Schriften aus dem umfangreichen Nachlass heraus.
 
== Werke ==
*''Rudolf Steiner und die jüngste Philosophie'', Hamburg 1928
*''[[Wikipedia:Ernst Haeckel|Ernst Haeckel]] und Rudolf Steiner'', Hamburg 1929
*''Das Goetheanum Rudolf Steiners'', in: ''Bau-Rundschau'', Hamburg 1930
*''Aber Herr Heidegger! Zur Freiburger Rektoratsrede Martin Heideggers''. Mit einem Vorwort von [[Fritz Eymann]], Basel 1933
*''Der Macher bin ich, den Schöpfer empfange ich'', 1933
*''Rembrandt oder die Tragödie des Lichtes'', 1933
*''[[Wikipedia:Alois Emanuel Biedermann|A. E. Biedermann]] heute! Zur theologischen Aufrüstung'', Bern 1941
*''Das Christentum der Berner Universität'', Aarau 1941
*''Ein Schweizerischer Staatsrechtler: [[Wikipedia:Karl Barth|Karl Barth]]'', Melide 1941
*''Elf Briefe über Wiederverkörperung'', Besazio 1953
*''Briefwechsel über die motorischen Nerven'', Besazio 1953
*''Editorin [[Marie Steiner]]'', Besazio 1954
*''Philologin Marie Steiner'', Besazio 1954
*''Die erste Mitteilung über soziale Dreigliederung'', Besazio 1957
 
Postum erschienen sind:
*''Die Rolle der Persönlichkeit im Weltgeschehen'', Besazio 1964
*''Deutschtum und Christentum in der Theosophie des Goetheanismus'', Besazio 1966
*''[[Ignaz Paul Vitalis Troxler|Troxlers]] Auferstehung'', Besazio 1966
*''Die Judenfrage'', Besazio 1975
*''Die Zukunft des deutschen Idealismus'', Besazio 1975
*''„Wissenschaft“'', Besazio 1976
*''Erlösung der Tiere durch [[Eurythmie]]. Zu Rudolf Steiners „Eurythmie“'', Besazio 1976
*''Die Aktie, Symbol der Schande'', Besazio 1976
*''Rudolf Steiners Philosophie der Freiheit als Analyse des Christusbewusstseins'', Besazio 1979
*''Von der Natur zur Schöpfung. Thomismus und Goetheanismus'', Besazio 1979
*''Anthroposophie und Christengemeinschaft'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-52-X
*''Abschied vom „Leib-Seele-Problem“'', Siegen 1994, ISBN 3-930964-21-X
*''Die moderne Physik, ein philosophischer Wert?'', Siegen 1994, ISBN 3-930964-20-1
*''Synchronizität. Gleichzeitigkeit, Akausalität und „Schöpfung aus dem Nichts“ bei [[Carl Gustav Jung|C. G. Jung]] und Rudolf Steiner'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-25-2
*''Das Ereignis Rudolf Steiner'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-51-1
*''[[Wikipedia:Max Stirner|Max Stirner]] und Rudolf Steiner''. Vier Aufsätze, Siegen 1995, ISBN 3-930964-24-4
*''Deutsche Physik – von einem Schweizer'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-50-3
*''Anknüpfend an eine Bemerkung über [[Wikipedia:James Joyce|James Joyce]]'', Siegen 1996, ISBN 3-930964-23-6
*''Die Überwindung des Theismus als Gegenwartsaufgabe'', Siegen 1996, ISBN 3-930964-53-8
*''Umrisse einer Christologie der Geisteswissenschaft''. Texte und Briefe, hg. v. [[Karen Swassjan]]. Verlag am Goetheanum, Dornach 1999, ISBN 3-7235-1072-8
*''Ehrung – des Philosophen Herman Schmalenbach'', Siegen 2006, ISBN 3-930964-56-2


== Literatur ==
== Literatur ==
*Erwin Rehmann: ''Karl Ballmer 1891-1958''. Katalog zur Ausstellung vom 7. Mai - 4. Juni 1960. Aargauer Kunsthaus, Aarau 1960
*Rudolf Steiner: ''Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915 – 1921'', [[GA 24]] (1982), ISBN 3-7274-0240-7 {{Schriften|024}}
*Hans Gessner: ''Karl Ballmer. Maler und Denker 1891–1958''. Verlag Fornasella, Besazio 1971
*Rudolf Steiner: ''Nationalökonomischer Kurs'', [[GA 340]] (2002), ISBN 3-7274-3400-7 {{Vorträge|340}}
*''Karl Ballmer. 1891-1958. Der Maler''. Verlag Lars Müller, Baden 1990 <small>(Bildband)</small>
*Karen Swassjan: ''Die Karl-Ballmer-Probe''. Mit zwei Aufsätzen (''Marginalien'') von Karl Ballmer. Edition LGC, Siegen 1994, ISBN 3-930964-80-5
*Johannes Spallek: ''Karl und Katharina Ballmer. Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft''. In: ''Jahrbuch für den Kreis Stormarn'', 2006 (24. Jahrgang), herausgegeben vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, Kreisverband Stormarn. M+K Hansa Verlag, Ahrensburg, ISBN 3-920610-79-2
 
== Ausstellung ==
*''Geflohen aus Deutschland. Hamburger Künstler im Exil 1933–1945''. [[Wikipedia:Museum für Hamburgische Geschichte|Museum für Hamburgische Geschichte]], Hamburg 2007
 
== Weblinks ==
{{PND|118652141}}
*[http://www.edition-lgc.de Edition LGC] Informationen rund um Karl Ballmer
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=29 Biographischer Eintrag von Karen Swassjan] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
*[http://www.menschenkunde.com/ballmer/ballmer_downloads.html Einige Texte von Karl Ballmer im PDF-Format] auf www.Menschenkunde.com
 
{{DEFAULTSORT:Ballmer, Karl}}
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Maler der Moderne]]
[[Kategorie:Schweizer Maler]]
[[Kategorie:Schweizer]]
[[Kategorie:Geboren 1891]]
[[Kategorie:Gestorben 1958]]
[[Kategorie:Biographie]]


{{Personendaten
{{GA}}
|NAME=Ballmer, Karl
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=Kunstmaler und philosophischer Schriftsteller
|GEBURTSDATUM=23. Februar 1891
|GEBURTSORT=[[Aarau]]
|STERBEDATUM=7. September 1958
|STERBEORT=[[Lugano]]
}}


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Marxistische Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Wirtschaft]]

Version vom 16. August 2018, 20:53 Uhr

Gewinnstreben bzw. Gewinnerzielungsabsicht im volkswirtschaftlichen, nicht im moralischen Sinn, ist der Motor des Wirtschaftslebens. Nach Rudolf Steiner ist der Gewinn volkswirtschaftlich gesehen dasjenige, was im physikalischen Prozess die Masse ist.

Zeichnung 6

„Nun handelt es sich darum, daß wir, wenn wir irgend bearbeitete Natur oder gegliederte Arbeit im volkswirtschaftlichen Prozeß drinnen haben, daß wir dann untersuchen müssen, was gewissermaßen diese volkswirtschaftlichen Elemente in Bewegung, in Zirkulation bringt. Es ist gestern an einer andern Stelle darauf aufmerksam gemacht worden, daß man ja in das volkswirtschaftliche Denken hineinbringen sollte die Arbeit, die im Wirtschaftsprozeß tätig ist, ebenso wie zum Beispiel der Physiker die Arbeit in sein physikalisches Denken hineinbringt. Da muß dann gesagt werden: Ja, der Physiker bringt in sein physikalisches Denken die Arbeit dadurch hinein, daß er eine Formel sich ausbildet, in der Masse und Geschwindigkeit ist. - Nicht wahr, Masse aber ist etwas, was wir durch die Waage bestimmen. Wir haben also eine Möglichkeit, die Masse durch die Waage zu bestimmen. Ohne daß wir die Masse durch die Waage bestimmen könnten, hätten wir nichts, was da fortschreitet im physikalischen Arbeitsprozeß. Die Frage muß für uns entstehen: Ist nun etwas Ähnliches auch vorhanden im volkswirtschaftlichen Prozeß, so daß die Arbeit den Dingen Wert erteilt und auch später das geistige Eingreifen wieder den Dingen Wert erteilt? Ist im volkswirtschaftlichen Prozeß etwas drinnen, das sich vergleichen läßt gewissermaßen mit dem Gewichte, das irgendein Gegenstand hat, wenn man bei ihm reden will von physikalischer Arbeit? Nun, wenn ich einfach schematisch aufzeichne den Fortgang der volkswirtschaftlichen Einzelprozesse, so zeigt mir das, daß etwas da sein muß, das die ganze Sache in Bewegung bringt, das gewissermaßen die volkswirtschaftlichen Elemente von hier (siehe Zeichnung 6) nach hier drückt. Und die Sache würde noch bestimmter sein, wenn nicht nur von hier nach hier gedrückt würde, sondern wenn auch extra von der anderen Seite eine Saugwirkung stattfinden würde, wenn also das Ganze durch eine im volkswirtschaftlichen Prozeß befindliche Kraft weitergetrieben würde. Dann müßte in diesem volkswirtschaftlichen Prozeß etwas da sein, was weitertreibt.

Nun, was ist das, was da weitertreibt? Ich habe es Ihnen gerade vorhin gezeigt, daß fortwährend gewisse Kräfte entstehen, sowohl beim Käufer wie beim Verkäufer; bei jedem, der mit dem anderen etwas zu tun hat im volkswirtschaftlichen Prozeß, gar nicht im moralischen Sinn, sondern im rein volkswirtschaftlichen Sinn, entsteht Vorteil und Gewinn. So daß es keine Stelle im volkswirtschaftlichen Prozeß gibt, wo nicht von Vorteil und Gewinn gesprochen werden muß. Und dieser Gewinn, der ist nicht etwas bloß Abstraktes; dieser Gewinn, an dem hängt das unmittelbare wirtschaftliche Begehren des Menschen und muß daran hängen. Ob der Betreffende Käufer oder Verkäufer ist, es hängt sein wirtschaftliches Begehren an diesem Gewinn, an diesem Vorteil. Und dieses Hängen an diesem Vorteil ist dasjenige, was eigentlich den ganzen volkswirtschaftlichen Prozeß hervorbringt, was die Kraft in ihm ist. Es ist dasjenige, was beim physikalischen Arbeitsprozeß die Masse darstellt.“ (Lit.:GA 340, S. 144)

Für die Fortentwicklung des Wirtschaftslebens sei es laut Rudolf Steiner nötig, den Profit auszuschalten, aber nicht aus "moralischen" Gründen, sondern weil er die Güterproduktion dem Zufall des Marktes ausliefere. Demgegenüber solle der Ausgleich zwischen Produktion und Konsum zukünftig auf Vernunftgründen beruhen.

„In die Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung des Profites drängen sich Meinungen ein, die sachlich nicht berechtigt sind. Gewiß ist auf der einen Seite, daß das Profitstreben egoistisch ist. Unzulänglich aber ist, mit diesem Egoismus als mit einem Urteilsgrunde zu rechnen, wenn man daran denkt, den Profit aus dem Wirtschaftskreislauf auszuschalten. Denn in diesem Kreislauf muß etwas sein, an dem man erkennt, ob für ein erzeugtes Gut ein Bedürfnis vorhanden ist. In der gegenwärtigen Wirtschaftsform kann diese Erkenntnis einzig aus der Tatsache geschöpft werden, daß das Gut Profit abwirft. Ein Gut, das Profit abwirft, der im wirtschaftlichen Zusammenhang genügend groß ist, kann produziert werden; ein solches, das keinen Profit abwirft, soll nicht erzeugt werden, denn es muß ein Störenfried werden in der Preisausgleichung der zirkulierenden Güter. Der Profit mag in ethischer Beziehung was immer bedeuten; in wirtschaftlicher Beziehung ist er in der hergebrachten Wirtschaftsform das Erkennungszeichen für die Notwendigkeit der Erzeugung eines Gutes.

Für die Fortentwickelung des Wirtschaftslebens handelt es sich darum, den Profit aus dem Grunde auszuschalten, weil er die Gütererzeugung dem Zufall des Marktes ausliefert, den zu beseitigen eine Forderung des Geistes der Zeit ist. Man umnebelt sich aber das gesunde Urteil, wenn man in die Bekämpfung des Profits den Hinweis auf seine egoistische Natur einfließen läßt. Denn im Leben kommt es darauf an, daß man in einem Wirklichkeitsgebiete diejenigen Gründe geltend macht, die in diesem Gebiete sachlich berechtigt sind. Gründe, die aus einem andern Gebiete kommen, mögen noch so richtig an sich sein: das notwendige Urteil können sie nicht in die sachlich bedingte Richtung bringen.

Für das Wirtschaftsleben handelt es sich darum, daß das Erkennungszeichen des Profits abgelöst werde durch das Wirken von Personen, die in dem Wirtschaftskreislauf mit der Aufgabe eingeschaltet werden, die Vermittlung zwischen Konsum und Produktion in vernunftgemäßer Weise zu besorgen, so daß der Zufall des Marktes wegfällt. Die rechte Einsicht in diese Umwandlung von Profiterkennungszeichen in vernunftgemäßes Handeln ergibt, daß diejenigen Motive, die bisher in unklarer Weise das Urteil auf diesem Felde getrübt haben, aus dem Wirtschaftsleben ausgeschieden und auf die Gebiete des Rechts- und des Geisteslebens übergeführt werden.“ (Lit.:GA 24, S. 67ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.