imported>Joachim Stiller |
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| '''Gewinnstreben''' bzw. '''Gewinnerzielungsabsicht''' im [[volkswirtschaft]]lichen, nicht im [[moral]]ischen Sinn, ist der Motor des [[Wirtschaftsleben]]s. Nach [[Rudolf Steiner]] ist der '''Gewinn''' volkswirtschaftlich gesehen dasjenige, was im physikalischen Prozess die [[Masse]] ist.
| | [[Kategorie:Philosoph als Thema (Mittelalter)]] |
| | | [[Kategorie:Universalgelehrter als Thema]] |
| [[Datei:GA340 144.gif|thumb|250px|Zeichnung 6]] | | [[Kategorie:Tugendethiker als Thema]] |
| {{GZ|Nun handelt es sich darum, daß wir, wenn wir irgend bearbeitete
| | [[Kategorie:Scholastiker als Thema]] |
| Natur oder gegliederte Arbeit im volkswirtschaftlichen Prozeß drinnen
| | [[Kategorie:Philosoph als Thema|U]] |
| haben, daß wir dann untersuchen müssen, was gewissermaßen diese
| | [[Kategorie:Thomas von Aquin|!]] |
| volkswirtschaftlichen Elemente in Bewegung, in Zirkulation bringt.
| | [[Kategorie:Meister Serapis]] |
| Es ist gestern an einer andern Stelle darauf aufmerksam gemacht worden,
| | [[Kategorie:Neuthomismus]] |
| daß man ja in das volkswirtschaftliche Denken hineinbringen
| | [[Kategorie:Thomismus]] |
| sollte die Arbeit, die im Wirtschaftsprozeß tätig ist, ebenso wie zum
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| Beispiel der Physiker die Arbeit in sein physikalisches Denken hineinbringt.
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| Da muß dann gesagt werden: Ja, der Physiker bringt in sein
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| physikalisches Denken die Arbeit dadurch hinein, daß er eine Formel
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| sich ausbildet, in der Masse und Geschwindigkeit ist. - Nicht wahr,
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| Masse aber ist etwas, was wir durch die Waage bestimmen. Wir haben
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| also eine Möglichkeit, die Masse durch die Waage zu bestimmen.
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| Ohne daß wir die Masse durch die Waage bestimmen könnten, hätten
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| wir nichts, was da fortschreitet im physikalischen Arbeitsprozeß. Die
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| Frage muß für uns entstehen: Ist nun etwas Ähnliches auch vorhanden
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| im volkswirtschaftlichen Prozeß, so daß die Arbeit den Dingen Wert
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| erteilt und auch später das geistige Eingreifen wieder den Dingen
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| Wert erteilt? Ist im volkswirtschaftlichen Prozeß etwas drinnen, das
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| sich vergleichen läßt gewissermaßen mit dem Gewichte, das irgendein
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| Gegenstand hat, wenn man bei ihm reden will von physikalischer
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| Arbeit? Nun, wenn ich einfach schematisch aufzeichne den Fortgang der
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| volkswirtschaftlichen Einzelprozesse, so zeigt mir das, daß etwas da sein
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| muß, das die ganze Sache in Bewegung bringt, das gewissermaßen
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| die volkswirtschaftlichen Elemente
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| von hier (siehe Zeichnung 6) nach
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| hier drückt. Und die Sache würde noch bestimmter sein, wenn nicht nur von hier nach hier gedrückt
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| würde, sondern wenn auch extra von der anderen Seite eine Saugwirkung
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| stattfinden würde, wenn also das Ganze durch eine im volkswirtschaftlichen
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| Prozeß befindliche Kraft weitergetrieben würde. Dann
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| müßte in diesem volkswirtschaftlichen Prozeß etwas da sein, was
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| weitertreibt.
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| Nun, was ist das, was da weitertreibt? Ich habe es Ihnen gerade vorhin
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| gezeigt, daß fortwährend gewisse Kräfte entstehen, sowohl beim
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| Käufer wie beim Verkäufer; bei jedem, der mit dem anderen etwas zu
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| tun hat im volkswirtschaftlichen Prozeß, gar nicht im moralischen
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| Sinn, sondern im rein volkswirtschaftlichen Sinn, entsteht Vorteil und
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| Gewinn. So daß es keine Stelle im volkswirtschaftlichen Prozeß gibt,
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| wo nicht von Vorteil und Gewinn gesprochen werden muß. Und
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| dieser Gewinn, der ist nicht etwas bloß Abstraktes; dieser Gewinn, an
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| dem hängt das unmittelbare wirtschaftliche Begehren des Menschen
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| und muß daran hängen. Ob der Betreffende Käufer oder Verkäufer ist,
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| es hängt sein wirtschaftliches Begehren an diesem Gewinn, an diesem
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| Vorteil. Und dieses Hängen an diesem Vorteil ist dasjenige, was
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| eigentlich den ganzen volkswirtschaftlichen Prozeß hervorbringt, was
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| die Kraft in ihm ist. Es ist dasjenige, was beim physikalischen Arbeitsprozeß
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| die Masse darstellt.|340|144}}
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| Für die Fortentwicklung des Wirtschaftslebens sei es laut [[Rudolf Steiner]] nötig, den Profit auszuschalten, aber nicht aus "moralischen" Gründen, sondern weil er die Güterproduktion dem Zufall des [[Markt]]es ausliefere. Demgegenüber solle der Ausgleich zwischen [[Produktion]] und [[Konsum]] zukünftig auf Vernunftgründen beruhen.
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| {{GZ|In die Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung des
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| Profites drängen sich Meinungen ein, die sachlich nicht berechtigt
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| sind. Gewiß ist auf der einen Seite, daß das Profitstreben
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| egoistisch ist. Unzulänglich aber ist, mit diesem
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| Egoismus als mit einem Urteilsgrunde zu rechnen, wenn
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| man daran denkt, den Profit aus dem Wirtschaftskreislauf
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| auszuschalten. Denn in diesem Kreislauf muß etwas sein, an
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| dem man erkennt, ob für ein erzeugtes Gut ein Bedürfnis
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| vorhanden ist. In der gegenwärtigen Wirtschaftsform kann
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| diese Erkenntnis einzig aus der Tatsache geschöpft werden,
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| daß das Gut Profit abwirft. Ein Gut, das Profit abwirft,
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| der im wirtschaftlichen Zusammenhang genügend groß ist,
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| kann produziert werden; ein solches, das keinen Profit abwirft,
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| soll nicht erzeugt werden, denn es muß ein Störenfried
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| werden in der Preisausgleichung der zirkulierenden
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| Güter. Der Profit mag in ethischer Beziehung was immer
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| bedeuten; in wirtschaftlicher Beziehung ist er in der hergebrachten
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| Wirtschaftsform das Erkennungszeichen für die
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| Notwendigkeit der Erzeugung eines Gutes.
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| Für die Fortentwickelung des Wirtschaftslebens handelt es
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| sich darum, den Profit aus dem Grunde auszuschalten, weil
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| er die Gütererzeugung dem Zufall des Marktes ausliefert,
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| den zu beseitigen eine Forderung des Geistes der Zeit ist.
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| Man umnebelt sich aber das gesunde Urteil, wenn man in
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| die Bekämpfung des Profits den Hinweis auf seine egoistische
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| Natur einfließen läßt. Denn im Leben kommt es
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| darauf an, daß man in einem Wirklichkeitsgebiete diejenigen
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| Gründe geltend macht, die in diesem Gebiete sachlich
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| berechtigt sind. Gründe, die aus einem andern Gebiete
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| kommen, mögen noch so richtig an sich sein: das notwendige
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| Urteil können sie nicht in die sachlich bedingte Richtung
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| bringen.
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| Für das Wirtschaftsleben handelt es sich darum, daß das
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| Erkennungszeichen des Profits abgelöst werde durch das
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| Wirken von Personen, die in dem Wirtschaftskreislauf mit
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| der Aufgabe eingeschaltet werden, die Vermittlung zwischen
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| Konsum und Produktion in vernunftgemäßer Weise
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| zu besorgen, so daß der Zufall des Marktes wegfällt. Die
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| rechte Einsicht in diese Umwandlung von Profiterkennungszeichen
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| in vernunftgemäßes Handeln ergibt, daß diejenigen
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| Motive, die bisher in unklarer Weise das Urteil auf diesem
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| Felde getrübt haben, aus dem Wirtschaftsleben ausgeschieden
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| und auf die Gebiete des Rechts- und des Geisteslebens
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| übergeführt werden.|24|67ff}}
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| == Literatur ==
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| *Rudolf Steiner: ''Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915 – 1921'', [[GA 24]] (1982), ISBN 3-7274-0240-7 {{Schriften|024}}
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| *Rudolf Steiner: ''Nationalökonomischer Kurs'', [[GA 340]] (2002), ISBN 3-7274-3400-7 {{Vorträge|340}}
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Marxistische Wirtschaftstheorie]] | |
| [[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]] | |
| [[Kategorie:Wirtschaftstheorie]] | |
| [[Kategorie:Wirtschaftsleben]] | |
| [[Kategorie:Wirtschaft]] | |