Astrologie und Sefer Jetzira: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Kepler-Wallenstein-Horoskop.jpg|thumb|300px|right|[[Wikipedia:Wallenstein|Wallenstein]]s Horoskop, erstellt 1608 von [[Wikipedia:Johannes Kepler|Johannes Kepler]], der noch hinzufügt: "Ich habe das Horoskop erst aufgestellt, als ich sicher war, daß meine Arbeit für jemanden berechnet war, der die [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] versteht und nicht unvereinbar dem Aberglauben unterlegen ist." {{Lit|Larsen/Michael/Rasmussen, S 119}}]]
Das '''Sefer Jetzira''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]]: &#1505;&#1508;&#1512; &#1497;&#1510;&#1497;&#1512;&#1492;, ''„Buch der Formgebung“''; fälschlich<ref name="Jetzira">Die gelegenlich gebrauchte Übersetzung als ''Buch der Schöpfung'' ist inkorrekt, denn als [[Welt der Schöpfung]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] עולם בריאה, ''Olam Briah'') wird zu Recht die [[Astralwelt]] bezeichnet, in der sich die Ereignisse abspielen, die im ersten Schöpfungsbericht der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]] geschildert werden. Das ''Sefer Jetzira'' bezieht sich hingegen auf Strukturen und Ereignisse in der [[Ätherwelt]].</ref> auch übersetzt als ''Buch der Schöpfung'') gilt als das älteste eigenständig überlieferte Werk der [[Kabbala]]. [[Jetzira]] steht in der [[jüdisch]]en [[Geheimlehre]] für die [[Ätherwelt]]<ref name="Jetzira" />. Das Buch stellt die wesentlichen Elemente der [[Schöpfung]] in ihrer Entstehung ([[Kosmogonie]]) und ihrer Struktur ([[Kosmologie]]) dar. Diese Elemente sind die 10 Urziffern ([[Sephiroth]]) und die 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]].  
Die '''Astrologie''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] αστρολογία - wörtlich ''die Sternenkunde'', heute streng abgegrenzt von der rein naturwissenschaftlich orientierten [[Astronomie]] - [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''αστρονομία'' - wörtlich ''die Gesetzmäßigkeit der Sterne'') beruht auf der systematischen Deutung der Beziehung bestimmter [[kosmisch]]er Konstellationen, insbesondere der Stellung der [[Planeten]] im [[Tierkreis]], zum irdischen Leben des [[Mensch]]en.  


== Der Ursprung der Astrologie ==
== Entstehung und Geschichte ==
Nach [[Judentum|jüdischer]] [[Wikipedia:mündliche Überlieferung|mündlicher Tradition]] gilt als Autor des Werks der biblische [[Abraham]], der es bei seiner [[Einweihung]] durch [[Melchisedek]] empfangen habe<ref>{{Literatur
|Autor = Heinrich E. Benedikt
|Titel = Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg
|Band = Bd. 1.
|Auflage = 3.
|Verlag = Hermann Bauer
|Jahr = 1991
|Seiten = 24
|ISBN = 3-7626-0279-4
}}</ref>. Der Text selbst nennt keinen Verfasser, erwähnt jedoch Abraham als den ersten, der die beschriebenen Wege der Weisheit gegangen ist, worauf sich die Annahme seiner Autorschaft stützt. Im letzten Absatz des ''Sefer Jetzira'' heißt es<ref>http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalajetzirah6.htm</ref>:


Der Ursprung der Astrologie liegt in der [[Ägyptisch-Chaldäische Zeit|ägyptisch-chaldäischen Zeit]].
{{Zitat|Und als gekommen war Abraham, unser Vater, Friede sei mit ihm, da schaute er, betrachtete, forschte und verstand dies, er hieb und zeichnete, bis er es erlangt hatte, dann offenbarte sich ihm der Herr des Alls, gesegnet sei sein Name, es setzte ihn auf seinen Schoss und küsste ihn auf das Haupt und nannte ihn  Abraham, seinen Freund. Er schloss ein Bündnis mit ihm und seinen Kindern, (denn so heisst es:) er glaubte an [[JHVH]], dies wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Er setzte das Bündniszeichen zwischen die zehn Finger seiner Hände, dies ist die Zunge, und zwischen die zehn Zehen seiner Füsse, dies ist die Beschneidung.<br><br>
Er band ihm die zweiundzwanzig Buchstaben der Torah an die Zunge und der Heilige, gesegnet sei er, offenbarte ihm ihre Geheimnisse: Und er machte sie zur Zugkraft des Wassers, zum Brennen des Feuers und zum Rauschen des Windes, er machte sie zur Leuchtkraft der sieben Sterne und zur Führungskraft der zwölf Sternbilder.|Sefer Jetzira 6}}
 
Die Autorschaft Abrahams ist wohl nich wörtlich in dem Sinn zu nehmen, als hätte er unmittelbar den überlieferten Text verfasst, aber richtig ist, dass die Lehren der [[Kabbala]] ganz aus dem Geist des abrahamitischen Zeitalters entspringen. [[Abraham]] war der erste, dessen [[physisch]]es [[Gehirn]] so beschaffen war, dass er das, was ehemals durch das ursprüngliche [[Hellsehen]] erlebt wurde, nun in klare [[Gedanke|gedankliche]] [[Begriff]]e fassen konnte. Dazu gehört vor allem auch die [[Erkenntnis]] von dem [[Wesen]] der [[Zahlen]] und ihrem gesetzmäßigen Zusammenwirken. Der Überlieferung nach gilt Abraham daher auch als "Erfinder" des [[Wikipedia:Zählen|Zählen]]s und [[Wikipedia:Rechnen|Rechnen]]s, der [[Wikipedia:Arithmetik|Arithmetik]] überhaupt. Heute, wo wir mit dem Ablauf des [[Kali Yuga]]s bzw. mit dem Beginn des dritten Jahrtausends gleichsam in das umgekehrte abrahamitische Zeitalter einlaufen, stehen wir vor der gegenteiligen Aufgabe: Wir müssen aus den klar gefassten [[spirituell]]en, aber an den logischen [[Verstand]] gebundenen Gedanken allmählich wieder die [[Imagination]]en entbinden und so von der [[sinnlich]]en wieder zur direkten geistigen [[Wahrnehmung]] aufsteigen. In diesem Sinne kann heute die [[Kabbala]] in zeitgemäßer Form studiert werden.


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"Dann kommen wir in den dritten nachatlantischen Zeitraum, den
"Wir haben nun gesehen bei meinem letzten Besuche hier, wie das erste Jahrtausend bei seinem Abschlusse eine Art Ersatz brachte für das Hineinschauen in die geistigen Welten, jenen Ersatz, der dadurch dem Menschen gegeben war, daß eine besondere Individualität, Abraham, ausersehen worden ist - die jene Einrichtung im physischen Gehirn besonders hatte -, ohne die alten Fähigkeiten dennoch zu einem Bewußtsein von der geistigen Welt kommen zu können. Deshalb nennen wir den ersten Teil des Kali Yuga in der Geisteswissenschaft vorzugsweise das abrahamitische Zeitalter, jenes Zeitalter, in dem der Mensch zwar den unmittelbaren Ausblick in die höheren geistigen Welten verliert, in dem ihm aber etwas erwächst wie ein Gottesbewußtsein, das nach und nach immer mehr und mehr in sein Ich hereinwächst, so daß er immer mehr und mehr den Gott vorstellt als verwandt mit dem Ich-Bewußtsein, dem menschlichen Ich-Bewußtsein. Wie das Welten-Ich, so erscheint die Gottheit demjenigen Zeitalter, dem ersten Jahrtausend im Kali Yuga, das wir an seinem Abschluß das abrahamitische Zeitalter nennen können.  
wir schon gestern charakterisierten als denjenigen, in welchem die
Seelen angeregt wurden zu ihrem Wissen durch die Kräftewesen,
die aus den Sternen erglänzten, wo nicht mehr bloß das Weltengeheimnis
gesehen wurde in den im Übersinnlichen waltenden Verhältnissen
des Zeitenwesens, sondern wo schon hereingegangen
wurde in das Sinnensein und man im Sinnensein, in dem Gang der
Sterne und in der Schrift, die sie in den Weltenraum hineinschreiben,
das Harmonisierende sah, das Melodisierende des Weltgeschehens.
Diese Weltanschauung möchte ich Astrologie nennen. Auf die
Chronologie folgte die Astrologie. Und alles das, was die echte,
wahre Chronologie des Zarathustrismus, was die echte, wahre Astrologie
der ägyptischen und chaldäischen Mysterien enthüllt, all das
war angeregt durch die Geheimnisse, die an der Welt tätig waren
durch die dreimalige Christus-Tatsache vor der großen atlantischen
Katastrophe." {{Lit|{{G|149|64}}}}
</div>


== Tropische und siderische Astrologie ==
[...]
[[Bild:Stundenbuch Jean Duc de Berry.jpg|thumb|280px|Jean Limburg: ''Der anatomische Mensch'', aus dem Stundenbuch des Duc de Berry, 15. Jh., zeigt den Zusammenhang der [[mensch]]lichen [[Gestalt]] mit den [[Tierkreiszeichen]].]]
Die [[Tierkreiszeichen]] gliedern den Tierkreis in 12 genau gleich große Abschnitte von jeweils 30°. Zur Zeit der Namensgebung vor etwa 2500 Jahren waren die Tierkreiszeichen weitgehend deckungsgleich mit den entsprechenden Sternbildern, sofern man von der unterschiedlichen Größe der einzelnen Sternbilder absieht, die nicht immer genau 30° beträgt. Aufgrund der [[Präzession]] der Erdachse verschieben sich die die Tierkreiszeichen gegenüber den Sternbildern in etwa 2160 Jahren um jeweils ein ganzes Zeichen. Erst nach einem [[Platonisches Weltenjahr|platonischen Weltenjahr]] von ungefähr 25920 Jahren (= 12 x 2160) ist der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.


Die '''abendländische Astrologie''', die auch als ''tropische'' Astrologie bezeichnet wird, rechnet traditionell trotz der Verschiebung gegenüber den entsprechenden Sternbildern weiterhin mit dem ursprünglichen System der Tierkreiszeichen, wie sie zur Zeit um Christi Geburt auch tatsächlich astronomisch existierte. Der tropische Tierkreis beginnt mit dem [[Frühlingspunkt]], der unveränderlich mit dem Beginn des Tierkreis''zeichens'' [[Widder (Sternbild)|Widder]] gleichgesetzt wird. Tatsächlich steht aber der [[Frühlingspunkt]] heute astronomisch bereits weit im Stern''bild'' der [[Fische (Sternbild)|Fische]], (vgl. [[Fischezeitalter]]). Der künftige Einzug des Frühlingspunkts in das Sternbild des Wassermanns, steht für die dann bald beginnende 6. Kulturepoche (vgl. [[Wassermannzeitalter]]). Die tropische Astrologie hat derart die [[Raum|räumliche]] Beziehung zu den tatsächlich sichtbaren Sternbildern aufgegeben und orientiert sich statt dessen am [[Jahreslauf]], also an einem rein [[zeit]]lichen Rhythmus. Eine räumliche Beziehung ist allerdings insofern gegeben, als die Tierkreiszeichen durch die Stellung der Erde zur Sonne festgelegt sind. Der Übergang der Sonne nach Norden über den Äquator hat Widdercharakter und so die folgenden 30 Tage. Die Sommerwende der Sonne hat Krebscharakter, usw. Dabei wird davon ausgegangen, daß der Himmel in Richtung der Sonne jeweils die Qualität der Tierkreiszeichen hat, was jedoch nur eine fiktive Projektion ist, da ausschließlich die Stellung der Erde zur Sonne relevant ist. Wenn z.B. die Venus mit der Sonne in Konjunktion steht, und die Sonne ist gerade über den Äquator Richtung Norden gezogen, dann steht die Venus im Widder.
Die Bedeutung des abrahamitischen Zeitalters war, daß sozusagen das alte Hellsehen geschwunden ist, daß dem Menschen ein Gottesbewußtsein gegeben ward, das mit den menschlichen Fähigkeiten eng zusammenhängt. Alles, was die Menschheit aus diesem Gottesbewußtsein, das an das menschliche Gehirn gebunden ist, gewinnen konnte, ist nach und nach ausgeschöpft worden, und nur wenig ist noch auf dem Weg dieser Fähigkeiten für das Gottesbewußtsein der Menschen zu gewinnen, wenig nur noch. Dagegen gehen wir den genau umgekehrten Weg in dem neuen abrahamitischen Zeitalter. Wir gehen den Weg, der die Menschheit wiederum hinausführt aus dem bloß physisch-sinnlichen Anschauen, aus dem Kombinieren der physischsinnlichen Merkmale; wir gehen den Weg, der die Menschen wiederum zurückführt in jene Regionen, in denen sie einmal vor dem abrahamitischen Zeitalter waren. Wir gehen den Weg, der die Menschen wieder eintreten lassen wird in Zustände natürlichen Hellsehens, natürlich hellseherischer Kräfte. In dem Zeitalter Kali Yuga war es ja nur die Einweihung, die hinaufführen konnte in regelrechter Weise in die geistigen Welten. Natürlich führt die Einweihung in hohe Stufen hinauf, die von den Menschen in sehr ferner Zukunft erst erklommen werden können, aber die ersten Spuren eines erneuerten Hellsehens, das auftreten wird wie eine natürliche menschliche Fähigkeit, werden sich verhältnismäßig bald zeigen, je mehr wir in die Erneuerung des abrahamitischen Zeitalters hinübergehen."
{{Lit|GA 118, S 110ff}}
</div>


In der '''indischen Astrologie''' sind die Tierkreiszeichen hingegen fest an die Sternbilder gebunden, weshalb man hier von der ''siderischen'' Astrologie spricht. In diesem System wird die ursprüngliche unmittelbare räumliche Beziehung der Tierkreiszeichen zu den Sternbildern bewahrt und sie wandern gemeinsam im Zuge der Präzession allmählich durch alle Jahreszeiten.
Im ''Pardes Rimmonim'' (1548) vertritt [[Moses Cordovero]] (1522–1570) die Meinung, das ''Sefer Jetzira'' gehe zwar auf Abraham zurück, wäre aber in der  vorliegenden überlieferten Form von [[Wikipedia:Rabbi Akiba|Rabbi Akiba]] redigiert worden<ref>[http://www.maqom.com/journal/paper14.pdf Christopher P. Benton: ''An Introduction to the Sefer Yetzirah'']</ref>.


== Die Bedeutung des Horoskops ==
Die wissenschaftliche Erforschung der Entstehungsgeschichte des ''Sefer Jetzira'' hat zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Von einigen Forschern wird das Werk in die [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]]-römische Antike eingeordnet. [[Wikipedia:Heinrich Graetz|H. Graetz]] sah darin zunächst eine Antwort auf die [[Gnosis]] und datierte es in das 2. oder 3.&nbsp;Jahrhundert, ebenso wie [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]. Neuere Forschungen sehen jedoch eine Abhängigkeit von [[Islam|islamischen]] Traditionen und setzen die Entstehung demzufolge erst nach dem 7.&nbsp;Jahrhundert an. Aber auch diesen Theorien ist unter Hinweis auf Parallelen zur Philosophie [[Wikipedia:Philon von Alexandria|Philos von Alexandria]] widersprochen worden, woraus eine Frühdatierung sogar ins 1. Jahrhundert  folgt.<ref> Zur Datierung vgl. K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seiten 184 bis 204</ref> Abschließende Antworten auf die Frage nach der historischen Einordnung sind nicht möglich, jedoch ist eine Entstehung jedenfalls vor dem 10.&nbsp;Jahrhundert sicher. 


Im '''Horoskop''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|gr.]] ωροσκόπιο, über [[Wikipedia:Latein|spätlat.]] horoscopium -  aus altgriechisch ''horoskopeion - der Stundenseher'') wird dazu die Stellung der hauptsächlichsten [[Gestirn]]e unseres [[Planetensystem]]s zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Verhältnis zum [[Tierkreis]] aus [[Wikipedia:topozentrisch|topozentrisch]]er Sicht, d.h. bezogen auf einen ganz bestimmten irdischen Beobachtungsort, dargestellt. Die Winkelbeziehungen zwischen den Planeten im Tierkreis, die sog. [[Wikipedia:Aspekte|Aspekte]] (von [[Wikipedia:Latein|lat.]] aspectus = ''Anblick, Ansicht''), werden dabei positiv oder negativ bewertet. ''Quadrat'' (90°) und ''Opposition'' (180°) gelten allgemein als spannungsgeladen und problematisch, ''Trigon'' (120°) und ''Sextil'' (60°) als besonders harmonisch und auch die ''Konjunktion'' (0°), bei der sich die Kräfte der Planeten bündeln, wird, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, positiv gewertet.
Das ''Sefer Jetzira'' ist ab dem 10.&nbsp; Jahrhundert in der jüdischen Tradition reich kommentiert worden. Dabei stand zunächst der philosophisch-wissenschaftliche Zugang im Vordergrund. Später wurde es vermehrt mystisch-spekulativ interpretiert und so die Bedeutung des Buches für die [[Kabbala]] begründet.    
 
<div style="margin-left:20px">
"Dem Stellen des ''Horoskops'' liegt die Wahrheit zum Grunde, daß der Kenner dieser Dinge die Kräfte lesen kann, nach denen sich der Mensch in das physische Dasein hereinfindet. Einem Menschen ist ein bestimmtes Horoskop zugeordnet, weil in demselben sich die Kräfte ausdrücken, die ihn ins Dasein geführt haben. Wenn so zum Beispiel im Horoskop der Mars über dem Widder steht, so heißt das, daß gewisse Widderkräfte nicht durch den Mars durchgelassen werden, daß sie abgeschwächt werden. Es wird also der Mensch in das physische Dasein hineingestellt, und das Horoskop ist das, wonach er sich richtet, bevor er sich hineinbegibt in das irdische Dasein. Es soll diese Sache, die ja in unserer Gegenwart so gewagt erscheint, nicht berührt werden, ohne darauf aufmerksam zu machen, daß fast alles, was in dieser Richtung jetzt getrieben wird, der reinste Dilettantismus ist - ein wahrer Aberglaube -, und daß für die äußere Welt die wahre Wissenschaft von diesen Dingen zum großen Teile ganz verloren gegangen ist. Man soll daher die prinzipiellen Dinge, welche hier gesagt werden, nicht beurteilen nach dem, was gegenwärtig vielfach als Astrologie ein fragwürdiges Dasein führt.


Was den Menschen hereintreibt in die physische Verkörperung, das sind die wirksamen Kräfte der Sternenwelt. Wenn das hellseherische Bewußtsein einen Menschen betrachtet, so kann es an seiner Organisation wahrnehmen, wie diese tatsächlich ein Ergebnis des Zusammenwirkens von kosmischen Kräften ist. Dies soll nun in hypothetischer, aber völlig den hellseherischen Wahrnehmungen entsprechender Form veranschaulicht werden.
=== Überlieferte Textfassungen ===
Die Textüberlieferung des Werkes ist unübersichtlich. Es existieren handschriftliche Kurz- und Langfassungen, deren Verhältnis zueinander jedoch unklar und umstritten ist. Die Kurzfassung umfasst ungefähr 1300 Worte, die Langfassung etwa das Doppelte. Zur Langfassung gehört vor allem die Handschrift ''Ms. Vatikan 299'' aus dem [[Wikipedia:10. Jahrhundert|10. Jahrhundert]], zur Kurzfassung die Handschrift ''Ms. London 6577'' aus dem 14.&nbsp;Jahrhundert. Dazu kommt eine frühe Textversion aus dem 10. Jahrhundert, die sogenannte ''Sa'adjanische Rezension'', für die der jüdische Gelehrte [[Wikipedia:Saadia Gaon|Saadia Gaon]] († 942) die Langfassung neu arangierete und kommentierte. Im [[Wikipedia:16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] bearbeitete [[Isaak Luria]] den Text, um ihn mit dem [[Sohar]] zu harmonisieren. Die weitere Bearbeitung durch [[Wikipedia:Gaon von Wilna|Gaon von Wilna]] im [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] ist als ''Gra Version'' bekannt geworden.
 
Der erste Druck − in [[Latein|lateinischer]] Übersetzung − wurde 1552 in [[Wikipedia:Paris|Paris]] gefertigt. Die erste gedruckte hebräische Ausgabe erfolgte 1562 in [[Wikipedia:Mantua|Mantua]]. Es liegen heute verschiedene Ausgaben vor, die teilweise auch implizite kommentierende Texte umfassen.


Wenn man das physische Gehirn eines Menschen herausnehmen und es hellseherisch untersuchen würde, wie es konstruiert ist, so daß man sehen würde, wie gewisse Teile an bestimmten Stellen sitzen und Fortsätze aussenden, so würde man finden, daß das Gehirn bei jedem Menschen anders ist. Nicht zwei Menschen haben ein gleiches Gehirn. Aber man denke sich nun, man könnte dieses Gehirn mit seiner ganzen Struktur photographieren, so daß man eine Art Halbkugel hätte und alle Einzelheiten daran sichtbar wären, so gäbe dies für jeden Menschen ein anderes Bild. Und wenn man das Gehirn eines Menschen photographierte in dem Moment, in dem er geboren wird, und dann auch den Himmelsraum photographierte, der genau über dem Geburtsort dieses Menschen liegt, so zeigte dieses Bild ganz dasselbe wie das menschliche Gehirn. Wie in diesem gewisse Teile angeordnet sind, so in dem Himmelsbilde die Sterne. Der Mensch hat in sich ein Bild des Himmelsraumes, und zwar jeder ein anderes Bild, je nachdem er da oder dort, in dieser oder jener Zeit geboren ist. Das ist ein Hinweis darauf, daß der Mensch herausgeboren ist aus der ganzen Welt." {{Lit|{{G|015|72f}}}}
== Inhalt ==
</div>
Das ''Sefer Jetzira'' hat selbst in den umfangreichsten Fassungen kaum mehr als 2000 Worte. Es stellt '''[[32 Pfade der Weisheit]]''' dar, die sich zusammensetzen aus den 10 [[Sephiroth]] und den 22 [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Buchstaben]], die den 22 Pfaden entsprechen, welche die 10 Sephiroth miteinander verbinden.


=== Geburts- und Todeshoroskop ===
{{Zitat|In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, JHVH Zabaoth, Gott Israels, lebendiger Elohim, König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim ({{HeS|םפרים}}): Erzählung ({{HeS|סִפּוּר}},''sippur''), Zahl ({{HeS|סִפְרָה}}, ''sefar'', Ziffer) und  Zeichen ({{HeS|סֵפֶר}}, ''sefer''; Buchstabe).|Sefer Jezirah 1,2}}


Die Geburt zu einem neuem Erdenleben ist mit der Aufgabe verbunden, das [[Karma]], das man aus dem vorigen irdischen Dasein mitgebracht hat, soweit als möglich auszugleichen. Um das vergangene Erdenleben mit dem neuen in diesem Sinn zu verbinden und dabei auch die kosmischen Kräfte zur Wirksamkeit zu bringen, die man im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] aufgenommen hat, ist die Sternenkonstellation beim [[Tod]], das Todeshoroskop, im letzten Erdenleben weitgehend ähnlich der Geburtskonstellation, dem Geburtshoroskop, der nächsten [[Inkarnation]].  
Das sind die Kräfte, die den [[Baum des Lebens]] bilden: der [[Zahlenäther]] und der [[Wortäther|Wort]]- oder [[Lebensäther]]. Die Verfügung über diese [[ätherisch]]en Kräfte wurde dem [[Mensch]]en nach dem [[Sündenfall]] und der Vertreibung aus dem [[Paradies]] entzogen. Bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des [[Christus]] neu und [[Bewusstsein|vollbewusst]] wieder gewinnen.  


<div style="margin-left:20px">
=== [[Sephiroth]] ===
"Wenn ein Mensch stirbt, also
[[Datei:Tree of life hebrew.png|thumb|300px|Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den [[Pfad des flammenden Schwerts]] (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt.  
durch die Pforte des Todes geht, dann stirbt er unter einer gewissen
Bezieht man dieses Diagramm auf den irdischen Menschen, so entspricht die rechte Seite der rechten Körperhälfte, die linke Seite der linken Körperhälfte - es ist also ein Bild des Menschen, wie es von ''hinten'' gesehen wird. In [[freimaurer]]ischen und [[rosenkreuzer]]ischen Darstellungen wird der Mensch meist von ''vorne'' betrachtet und im Diagramm erscheinen dann die linke und rechte Seite vertauscht.]]
Sternenkonstellation. Und diese Sternenkonstellation ist in der Tat
Der Begriff ''[[Sephiroth]]'' (hebr. ספרות, Singular: ''Sephira'' - ספרה) ist eine Neuschöpfung des Buches Jetzira. Er geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r (ספר, vgl. Sefer Jezirah §&nbsp;1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und als Nomen auch „Buch“ (''sefer'') bedeuten kann, entlehnt aus [[Wikipedia:Arabisch|arabisch]] ''sifr'' „[[Null]], [[leer]]“, was wiederum lehnübersetzt ist von [[Wikipedia:altindisch|altindisch]] ''[[sunya]]'' „Null, leer“. Meist wird ''Sephira'' als „Zahl“ übersetzt. Es ist [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] aber auch verwandt mit dem griechischen Wort σφαιρα und wird daher auch als „Sphäre“ oder „Element“ wiedergegeben.<ref>K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seite 226</ref>
wesentlich für sein weiteres Seelenleben insofern, als sie sich in einer
gewissen Weise abdrückt in sein Seelenwesen und als Abdruck wirklich
bleibt. Und es bleibt das Bestreben in dieser Seele, mit dieser
Sternenkonstellation wiederum hereinzukommen bei der neuen Geburt,
wiederum gerecht zu werden den Kräften, die man aufgenommen
hat im Todesmoment, wiederum hereinzukommen in dieser
Sternenkonstellation. Und da ist es interessant: Wenn man so versucht
die Sternenkonstellation herauszubekommen für einen menschlichen
Tod, so stimmt die Sternenkonstellation der späteren Geburt
in hohem Maße überein mit der Sternenkonstellation des früheren
Todes. Nur muß man berücksichtigen, daß ein anderer Fleck der
Erde es ist, auf dem der Mensch geboren wird, der dieser Sternenkonstellation
entspricht. So wird der Mensch in der Tat dem Kosmos
angepaßt, fügt sich hinein in ihn, und es gibt so in der Seele eine Art
von Ausgleich zwischen dem individuellen und dem kosmischen
Leben." {{Lit|{{G|140|99}}}}
</div>


== Karma und Planetenwirkungen ==
Die Zahl [[0]] (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus {{Lit|GA 110, S 187}}, aus dem mit der [[10]] (okkult gelesen als [[Eins aus dem Ei]]) die neue [[Schöpfung]] hervorbricht. 10 entspricht auch dem hebräischen Buchstaben [[Jod (Hebräisch)|Jod]] (י), der für das schöpferische göttliche [[Ich]] steht, von dem auch ein Funke im [[Mensch]]en wohnt. Sehr nachdrücklich wird daher im ''Sefer Jetzira'' betont, dass es 10 Sephiroth gibt, nicht mehr und nicht weniger:


[[Datei:Geocentric universe - Hartmann Schedel - Liber chronicarum mundi - 1493.png|thumb|280px|Das [[Geozentrisches Weltbild|Geozentrische Weltbild]] nach der [[Wikipedia:Hartmann Schedel|Schedelschen Weltchronik]] von 1493.]]
{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.|Sefer Jezirah 1,4}}
 
Die zehn Sephiroth sind Sinnbilder der dialogischen Struktur der Welt:
* Vorher – Nachher
* Gutes – Böses
* Männliches – Weibliches
* Hohes – Niedriges;
daneben stehen die vier Himmelsrichtungen
* Osten – Westen – Norden – Süden.


<div style="margin-left:20px">
Das Sefer Jetzira kennt noch keine Namen der Sephiroth, wie sie später im Sephiroth- oder Lebensbaum strukturbildend geworden sind. Die Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13.&nbsp; Jahrhundert im [[Sohar]] und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet.
"Was wir an Vollkommenheiten und Unvollkommenheiten
haben, das wird getreulich in die Akashatafel eingeschrieben
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Das ist da
überall verzeichnet. Die eine von unseren Eigentümlichkeiten ist in
der Mondensphäre verzeichnet, andere Eigentümlichkeiten sind eingeschrieben
in der Venus-, andere in der Mars-, andere in der Merkur-,
andere in der Jupitersphäre und so weiter. Und wenn wir dann
wiederum zurückkehren, langsam uns zusammenziehen, dann begegnen
wir alledem, was wir beim Hinausgehen eingeschrieben haben,
und so wird unser Karma technisch vorbereitet. Wenn wir beim
Rückweg finden: Diese oder jene Unvollkommenheit haben wir gehabt—
, dann können wir eingraben in unser eigenes Wesen — nicht
auslöschen, aber eingraben zunächst in unser eigenes Wesen — eine
Abschrift von dem, was wir erst in die Akasha-Chronik eingegraben
haben. Ausgelöscht wird es da noch nicht. Nun kommen wir unten
auf der Erde an. Dadurch, daß wir das alles in uns haben, was wir
beim Rückweg in uns einschreiben — und wir sind in gewisser Weise
gezwungen, wenn auch nicht alles, so doch sehr vieles einzuschreiben
—, dadurch entwickelt sich unser Karma; aber oben ist noch
alles eingeschrieben. Und nun wirken merkwürdigerweise diese
Schriften zusammen. Diese Schriften sind in Sphären eingegraben,
in die Monden-, Venus-, Merkursphäre und so weiter. Diese Sphären
machen gewisse Bewegungen, so daß Folgendes vorkommen
kann: Der Mensch hat eingegraben in die Mondensphäre eine
gewisse Unvollkommenheit. Während er durch die Mars-Sphäre
durchgegangen ist, hat er eine Charaktereigentümlichkeit von sich
eingegraben dadurch, daß er ein gewisses aggressives Element, das
er nicht gehabt hat, sich dort angeeignet hat; das hat er dort eingegraben.
Jetzt geht er weiter durch, kommt wiederum auf die Erde
zurück. Indem er hier auf der Erde lebt, hat er ja in sein Karma
aufgenommen das, was er eingegraben hat; aber es steht zugleich
über ihm geschrieben. Da oben ist der Mars, der in gewisser Konstellation
zum Monde steht; die äußeren Planeten geben die gegenseitige
Stellung der Sphären an. Indem der Mars in gewisser Konstellation
zum Monde steht, steht sozusagen in derselben Konstellation
seine aggressive Eingrabung und seine Unvollkommenheit.
Die Folge davon ist, daß die zusammenwirken, wenn sie hintereinanderstehen,
und daß das der Moment ist, der angeben kann, wo
er im nächsten Leben durch die aggressive Kraft des Mars das
unternimmt, was unvollkommen geblieben ist. So zeigt die Stellung
der Planeten eigentlich das an, was der Mensch erst selber in diese
Sphären eingeschrieben hat. Und wenn wir astrologisch ablesen die
Stellungen der Planeten und auch die Stellung der Planeten zur
Stellung der Fixsterne, so ist dieses wie eine Art Anzeige dessen,
was wir selber eingeschrieben haben. Es kommt nicht so sehr auf
die äußeren Planeten an - , was auf uns wirkt, ist das, was wir in
die einzelnen Sphären eingegraben haben. Hier haben Sie den
eigentlichen Grund, warum die Konstellationen der Planeten doch
wirken, warum sie anzeigen Wirkungen für die Menschennatur:
weil der Mensch durch sie hindurchgeht. Und wenn der Mond
in einer gewissen Stellung zum Mars steht und zu einem Fixstern,
so wirkt diese Konstellation zusammen; das heißt Marstugend
wirkt zusammen mit Mond und Fixstern auf den Menschen, und
dadurch geschieht das, was durch das Zusammenwirken geschehen
kann.


So also ist es eigentlich unsere zwischen dem Tod und einer
=== [[Hebräisches Alphabet|Buchstaben]] ===
neuen Geburt abgelagerte moralische Verlassenschaft sozusagen,
Der weitaus größte Teil des Buches widmet sich den Bedeutungen und Beziehungen der hebräischen Buchstaben. Die 22 Buchstaben werden in Gruppen zusammengefasst und den grundlegenden Dimensionen von Zeit, Welt und Mensch zugeordnet:
die in einem neuen Leben als Sternenkonstellation in unserem
Schicksal karmisch wiederum auftritt. Das ist der tiefere Grund der
Sternenkonstellation und ihres Zusammenhanges mit dem menschlichen
Karma. So merkt man, wenn man also eingeht auf das Leben
des Menschen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, wie
dieser Mensch eigentlich mit dem ganzen Weltenall zusammenhängt,
wie bedeutsam er zusammenhängt." {{Lit|{{G|140|279ff}}}}
</div>


== Planetenwirkungen und [[Wesensglieder]] ==
{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.|Sefer Jezirah 1,2}}


[[Rudolf Steiner]] hat folgende Angaben dazu gegeben, welche [[Planeten]] am stärksten auf welche [[Wesensglieder]] wirken, wobei er auch die fernen Planeten [[Uranus]] und [[Neptun]] in seine Betrachtungen einbezogen hat:
{| class="prettytable"
 
{|align="center" width=400px
|-
|-
|[[Geistesmensch]]
! Gruppe
|[[Bild:Neptun.gif|20px|Neptun]]
! Buchstaben
|[[Neptun]]
! Zuordnung
|-
|-
|[[Lebensgeist]]
| 3 [[Mütter (Kabbala)|Mütter]]
|[[Bild:Uranus.gif|20px|Uranus]]
| <big>&#1513;&nbsp;&nbsp;&#1502;&nbsp;&nbsp;&#1488;</big><br />
|[[Uranus]]
Aleph, Mem, Schin
| Luft ([[Seele]]) – Wasser ([[Materie]]) – Feuer ([[Geist]])<br/>
Von den drei [[Säulen der Manifestation]] wird der rechten, weißen Säule [[Jachin]] das [[Shin]] zugeordnet, der mittleren [[Säule der Milde]] das [[Aleph]] und der linken, schwarzen Säule [[Boas]] das [[Mem]].<br/>
Von den [[Weltentwicklungsstufen]] enspricht ''Shin'' dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], ''Aleph'' der [[Alte Sonne|alten Sonne]] und ''Mem'' dem [[Alter Mond|alten Mond]].
|-
|-
|[[Geistselbst]]
| 7 Doppelte
|[[Bild:Saturn.gif|20px|Saturn]]
| <big>&#1514;&nbsp;&nbsp;&#1512;&nbsp;&nbsp;&#1508;&nbsp;&nbsp;&#1499;&nbsp;&nbsp;&#1491;&nbsp;&nbsp;&#1490; &nbsp;&nbsp;&#1489;</big><br />
|[[Saturn]]
Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Peh, Resch, Thaw
| 7 Planeten (von [[Saturn]] bis [[Mond]]), 7 Wochentage, 7 Pforten der Sinne am menschlichen Haupt: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, Mund.<ref name="doppelte">Die genaue Zuordnung ist allerdings unsicher, da die verschiedenen Ausgaben des Sefer Jetzira dazu sehr unterschiedliche, widersprüchliche Angaben machen.</ref>
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|[[Bewusstseinsseele]]
| 12 Einfache
|[[Bild:Jupiter.gif|20px|Jupiter]]
| <big>&#1511;&nbsp;&nbsp;&#1510;&nbsp;&nbsp;&#1506;&nbsp;&nbsp;&#1505;&nbsp;&nbsp;&#1504;&nbsp;&nbsp;&#1500;&nbsp;&nbsp;&#1497;&nbsp;&nbsp;&#1496;&nbsp;&nbsp;&#1495;&nbsp;&nbsp;&#1494; &nbsp;&nbsp;&#1493;&nbsp;&nbsp;&#1492;</big><br />
|[[Jupiter]]
Heh, Waw, Sajin, Cheth, Tet, Jod, Lamed, Nun, Samech, Ajin, Zade, Qoph
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| 12 Sternbilder (von [[Widder (Sternbild)|Widder]] bis [[Fische (Sternbild)|Fische]]), 12 Monate, 12 Organe des menschlichen Körpers.<ref name="einfache">Bezüglich der Zuordnung zu den Sternbildern stimmen die meisten Ausgaben überein - im Gegensatz zur Zuordnung der Planeten.</ref>
|[[Verstandesseele]]
|[[Bild:Mars.gif|20px|Mars]]
|[[Mars]]
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|[[Empfindungsseele]]
|[[Bild:Venus.gif|20px|Venus]]
|[[Venus]]
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|[[Empfindungsleib]]
|[[Bild:Merkur.gif|20px|Merkur]]
|[[Merkur]]
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|[[Ätherleib]]
|[[Bild:Mond.gif|20px|Mond]]
|[[Mond]]
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|[[Physischer Leib]]
|[[Bild:Sonne.gif|20px|Sonne]]
|[[Sonne]]
|}
|}


== Bedeutung ==
Das ''Sefer Jetzira'' hat mit der Lehre über die 10 Sephiroth erheblichen Einfluss auf die kabbalistische Tradition im Judentum genommen. Die Sephiroth bilden die Elemente des [[Lebensbaum (Kabbala)|Lebensbaums]] und stellen damit das wohl wirkungsvollste Symbol der Kabbala überhaupt dar. Dafür zeugen auch die späteren Ausführungen zu ihrer Gestalt und ihren Beziehungen zueinander im [[Sohar]] und den sich daran anschließenden Lehr- und Lebenstraditionen.


<div style="margin-left:20px">
Die Spekulationen über die hebräischen Buchstaben und deren dreigliedrige Struktur haben ebenfalls größte Wirkung im Judentum und darüber hinaus in anderen [[Mystik|mystischen]] Traditionen erzielt. Das bekannteste Beispiel dafür ist der moderne [[Wikipedia:Tarot|Tarot]]. Die Zuordnung der 22 Karten der „Großen Arkana“ wurde von bekannten Tarot-Auslegern bis in Details hinein der Struktur der Buchstaben im Buch Jetzira nachgebildet.
"Nehmen Sie den Menschen einmal. Wir gliedern ihn ja, indem wir auf diejenige Gliederung schauen, welche mehr vom ätherischen Prinzip aus die ganze Wesenheit organisiert, wir gliedern ihn ja in den physischen Leib, den ätherischen Leib, den Empfindungsleib, den wir in Zusammenhang bringen mit der Empfindungsseele, die Verstandesseele, was die Griechen Kraftseele nennen, die Bewußtseinsseele, und hier kommen wir zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Nun sehen Sie, wenn man diese Glieder der menschlichen Natur ansieht, so stellen sie sich zunächst heraus als etwas, was in relativer Selbständigkeit betrachtet werden muß und den Menschen zusammensetzt. Aber eigentlich ist die Zusammensetzung bei jedem Menschen eine andere: Der eine hat ein bißchen mehr Kraft im Ätherleib, dafür weniger im physischen Leib, der andere ein bißchen mehr Kraft in der Bewußtseinsseele und so weiter, das hängt zusammen. In alldem steckt dann ja der Mensch mit seiner eigentlichen Individualität drinnen, die durch die wiederholten Erdenleben durchgeht, der diesen ganzen Zusammenhang erst vom Freiheitsprinzip aus in eine individuelle Regulierung bringen muß. Aber dasjenige, was vom Kosmischen herkommt, hängt so am Menschen, daß dem Physischen entspricht die stärkste Sonnenwirkung, die überhaupt auf die Menschen einen starken Einfluß hat. Dem ätherischen Leibe entsprechen die stärksten Mondwirkungen, dem Empfindungsleib die stärksten Merkurwirkungen, der Empfindungsseele die stärksten Venuswirkungen. Der Verstandesseele entsprechen die stärksten Marswirkungen, der Bewußtseinsseele die Jupiterwirkungen, dem Geistselbst der Saturn. Und das, was heute beim Menschen noch nicht entwickelt ist, das kommt im Uranus und Neptun zur Geltung, das sind ja die Vagabunden, die sich unserem Planetensystem später zugesellt haben, bei ihnen haben wir also die planetarischen Einflüsse zu suchen, die eigentlich unter normalen Verhältnissen auf die Geburtskonstellation nicht einen sehr starken Einfluß haben." {{Lit|{{G|317|171f}}}}
</div>


== Astrologie und Intuition ==
== Anmerkungen ==
<references />


[[Rudolf Steiner]] hat nachdrücklich darauf hingewiesen, dass wahre astrologische Erkenntnisse nur den höchsten Graden der [[Intuition]] zugänglich sind, "gegenüber denen auch die Erkenntnis von Wiederverkörperung und Karma noch sehr elementar sind." {{Lit|{{G|034|396ff}}}}
== Kommentierte Textausgaben ==
Hebräisch und Deutsch:
* [[Wikipedia:Lazarus Goldschmidt|Lazarus Goldschmidt]], ''Sefer Jesirah. Das Buch der Schöpfung'', Frankfurt 1894, Nachdruck Hamburg 2004 ISBN 3-937392-14-9
* Arjeh Kaplan, ''Sefer Jezira - Das Buch der Schöpfung in Theorie und Praxis'', Grevenbroich, 2007, ISBN 978-3-929588-25-5
* Guillaume Postel, Wolf P. Klein (Herausgeber), ''Sefer jezirah.'', Stuttgart, 1994, ISBN 3-7728-1623-1
Deutsch:
* Klaus Herrmann (Herausgeber), ''Sefer Jezira - Buch der Schöpfung.'', Verlag der Weltreligionen, Frankfurt a. M. und Leipzig, 2008, ISBN 978-3-458-70007-4
Hebräisch und Englisch:
* A. Peter Hayman, ''Sefer yeṣira: edition, translation, and text-critical commentary.'', Tübingen, 2004, ISBN 3-16-148381-2


<div style="margin-left:20px">
== Textausgaben online==
"Da muß zunächst gesagt werden, daß man gegenwärtig
* http://faculty.biu.ac.il/~barilm/yezifra.html (Hebräisch mit hebräischem Kommentar)
sehr wenig kennt, was Astrologie wirklich ist. Denn was jetzt
* http://www.hebrewbooks.org/pdfpager.aspx?req=38753 (Hebräisch-Englisch)
oft als solche in Handbüchern erscheint, ist eine rein äußerliche
* http://www.sacred-texts.com/jud/yetzirah.htm (Englische Übersetzung von W. Wescott)
Zusammenstellung von Regeln, deren tiefere Gründe
* http://www.psyche.com/psyche/txt/scholem_sy.html (Englische Übersetzung von [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]])
kaum irgendwie angegeben werden. Rechnungsmethoden
* http://www.wbenjamin.org/saadia.html (Englische Übersetzung inkl. des Kommentars von Saadja)
werden angegeben, durch die gewisse Sternkonstellationen
im Augenblicke der Geburt eines Menschen bestimmt werden
können, oder für den Zeitpunkt einer anderen wichtigen
Tatsache. Dann wird gesagt, daß diese Konstellationen dies
oder jenes bedeuten, ohne daß man aus den Andeutungen
etwas entnehmen könnte, warum das alles so sei, ja nur wie es
so sein könne. Es ist daher kein Wunder, daß Menschen unseres
Zeitalters dies alles für Unsinn, Schwindel und Aberglauben
halten. Denn es erscheint ja alles als ganz willkürliche,
rein aus den Fingern gesogene Behauptung. Höchstens wird
im allgemeinen gesagt, daß in der Welt alles in einem Zusammenhange
stehen müsse, daß es daher sehr wohl von einer
Wirkung für das Leben des Menschen sein könne, wie Sonne,
Venus und Mond und so weiter bei der Geburt zueinander
stehen, und was dergleichen Dinge mehr sind. - Die wirkliche
Astrologie ist aber eine ganz intuitive Wissenschaft und
erfordert bei dem, der sie ausüben will, die Entwickelung
höherer übersinnlicher Erkenntniskräfte, welche heute bei
den allerwenigsten Menschen vorhanden sein können. Und
schon, wenn man ihren Grundcharakter darlegen will, so ist
dazu ein Eingehen auf die höchsten kosmologischen Probleme
im geisteswissenschaftlichen Sinne notwendig. Deswegen
können auch hier nur einige ganz allgemeine Gesichtspunkte
angegeben werden.
Das Sternsystem, zu dem wir Menschen gehören, ist ein
Ganzes. Und der Mensch hängt mit allen Kräften dieses
Sternsystems zusammen. Nur grober Materialismus kann
glauben, daß der Mensch ''allein'' mit der Erde im Zusammenhang
stehe. Man braucht sich nur anzusehen, was für ein Verhältnis
zwischen Mensch, Sonne und Mond in den Ergebnissen
der «Akasha-Chronik» festgestellt wird. Daraus wird
man sehen, daß es eine urzeitliche Entwickelung des Menschen
gegeben hat, in denen sein Wohnplatz ein Weltkörper
war, der aus Sonne, Mond und Erde noch gemeinschaftlich
bestand. Daher hat auch heute noch der Mensch in seiner
Wesenheit Kräfte, die verwandt mit denjenigen der genannten
Weltkörper sind. Nach diesen Verwandtschaften regelt
sich auch ein heute noch bestehender Zusammenhang zwischen
Wirkungen der angeführten Weltkörper und dem, was
im Menschen vorgeht. Allerdings sind diese Wirkungen sehr
verschieden von denen rein materieller Art, von denen ja
allein die heutige Wissenschaft spricht. Die Sonne wirkt zum
Beispiel noch durch etwas ganz anderes auf die Menschen als
durch das, was die Wissenschaft Anziehungskraft, Licht und
Wärme nennt. Ebenso gibt es Beziehungen übersinnlicher
Art zwischen Mars, Merkur und anderen Planeten und dem
Menschen. Von da ausgehend kann, wer dazu Veranlagung
hat, sich eine Vorstellung machen von einem Gewebe übersinnlicher
Beziehungen zwischen den Weltkörpern und den
Wesen, welche sie bewohnen. Aber diese Beziehungen zur
klaren, wissenschaftlichen Erkenntnis zu erheben, dazu ist
die Entwickelung der Kräfte eines ganz hohen übersinnlichen
Schauens notwendig. Nur die höchsten, dem Menschen noch
erreichbaren Grade der Intuition reichen da heran. Und zwar
nicht jenes verschwommene Ahnen und halbvisionäre Träumen,
was man jetzt so häufig Intuition nennt, sondern die ausgesprochenste,
nur mit dem mathematischen Denken vergleichbare
innere Sinnesfähigkeit.


Es hat nun in den Geheimschulen Menschen gegeben und
== Literatur ==
gibt noch solche, welche in diesem Sinne Astrologie treiben
#Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (1984) {{Vorträge|118}}
können. Und was in den zugänglichen Büchern darüber steht,
ist auf irgendeine Art doch einmal von solchen Geheimlehrern
ausgegangen. Nur ist alles, was über diese Dinge handelt,
dem landläufigen Denken auch dann unzugänglich,
wenn es in Büchern steht. Denn um diese zu verstehen,
gehört selbst wieder eine tiefe Intuition. Und was nun gar den
wirklichen Aufstellungen der Lehrer von solchen nachgeschrieben
worden ist, die es selbst nicht verstanden haben,
das ist natürlich auch nicht gerade geeignet, dem in der gegenwärtigen
Vorstellungsart befangenen Menschen eine vorteilhafte
Meinung von der Astrologie zu geben. Aber es muß
gesagt werden, daß dennoch selbst solche Bücher über Astrologie
nicht ganz wertlos sind. Denn die Menschen schreiben
um so besser ab, je weniger sie das verstehen, was sie abschreiben.
Sie verderben es dann nicht durch ihre eigene
Weisheit. So kommt es, daß bei astrologischen Schriften,
auch wenn sie noch so dunklen Ursprungs sind, für denjenigen,
welcher der Intuition fähig ist, immer Perlen von Wahrheit
zu finden sind - allerdings nur für einen solchen. Im allgemeinen
sind also astrologische Schriften in ihrer Art heute
sogar besser als die vieler anderer Erkenntniszweige." {{Lit|{{G|034|396ff}}}}
</div>


== Astrologie als Charakterkunde ==
{{GA}}
In einem weniger anspruchsvollen Sinne läßt sich die moderne Astrologie aber auch als Charakterkunde verstehen. Die 12 Sternzeichen sind unterteilbar in die sog. Elemente Feuerzeichen, Erdzeichen, Wasserzeichen und Luftzeichen. Dies entspricht den [[Temperament|Temperamenten]]. Von jedem Temperament gibt es drei Ausformungen: Kardinal, Fix, und Veränderlich. Diese Ausformungen entsprechen den Seelenaspekten Wille, Gefühl und Denken. Das Sternzeichen Steinbock z.B. ist ein kardinales Erdzeichen. Gegenüber der vergleichsweise simplen Temperamentenlehre ist mit dem Tierkreis eine Typologie von 12 Varianten gegeben. Ähnliches ließe sich zu den Planeten sagen. Sie sind gegenüber den eher passiven Elementen der Zeichen mehr aktive Seelenqualitäten, Kräfte. Mars steht z.B. für Aggressivität und Selbstbehauptung, Jupiter für den expansiven Drang der Seele, Saturn ist das konzentrierende, einschränkende, grenzensetzende Prinzip usw. Wenn nun z.B. ein Mensch mit vielen Planeten in den Luftzeichen geboren ist, dann ist das ein Indiz für ein singuinisches Temperament. Entsprechend ist zu erwarten, daß ein Mensch mit vielen Planeten in Feuerzeichen ein Choleriker ist. Durch die Horoskopanalyse ergibt sich gegenüber der Temperamentenlehre ein erheblich differenzierteres Bild der charakterlogischen Anlage. Die Häuser des Horoskops stehen darüber hinaus für zwölf Lebensgebiete, in denen diese charakterlogischen Anlagen sich interessegeleitet auswirken. Ein Mensch mit der Sonne im 9. Haus hat andere Interessen, auch Aufgaben, oder Herausforderungen, als ein Mensch mit der Sonne im 2. Haus. Die Häuser sind gewissermaßen die Bühne, auf der die Planeten als Schauspieler auftreten, und die Sternzeichen sind die Bekleidung solcher seelischen Kräfte (nach einer Erläuterung von [[Wikipedia:Liz Greene|Liz Greene]]<ref>b</ref>). Ein Mars in den Luftzeichen z.B. tritt intellektuell auf, ein Mars im Stier, ein Erdzeichen, bodenständig und kompetent, ein Mars in den Wasserzeichen sensibel und einfühlend, etc.
 
== Verständnis und Deutung astrologischer Faktoren und des Horoskopes ==
=== Zu den Symbolzeichen der Astrologie ===
Etwas näher besehen, zeigen sich die Symbolzeichen der Planeten aus 4 Elementen zusammengesetzt: Kreis, Halbkreis, Kreuz und Pfeil. Es sind Okkultzeichen oder jedenfalls Relikte einer okkulten Schrift<ref>Vgl.z.B. Rüdiger Dahlke: Das senkrechte Weltbild. Symbolisches Denken in astrologischen Urprinzipien; oder Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance</ref>. Für das Jupitersymbol findet man den Halbmond über dem Kreuz. Beim Saturn steht der Halbkreis unter dem Kreuz. Das sind keine willkürlichen Anordnungen. Dies gilt auch für die Symbole der Tierkreiszeichen. Allerdings finden hier teils auch schematische Vereinfachungen Verwendung. Diese Symbole können daher ein Mittel sein, die eigenen Vorstellungen von der Qualität eines Planeten oder Zeichens einzustimmen oder zu korrigieren. Dazu können auch die [[Planetensiegel]] von Rudolf Steiner dienen.
 
Unklarheit der Angemessenheit der Symbolzeichen gibt es bei Uranus und Pluto. Für Uranus wird manchmal ein Kreis mit einem aufgesetzten H verwendet. Dieses H steht dabei aber nur für den Entdecker Herschel. Das alternative Symbol ist der Kreis mit einem senkrechten Pfeil darauf. Für Pluto existieren mehrere Zeichen, eines ist ein Kreis mit einem inneren Halbmond. Für die Aspekte gilt entsprechendes. Die Qualität des Sextils erschließt sich über die Einstimmung auf das Sechseck als Symbolzeichen.
 
=== Das ungelöste Problem der Häusereinteilung ===
 
Die Astrologie kennt verschiedene Häusersysteme, wie die Aufteilung nach Placidus, oder Campanus, oder Koch, um die Hauptkonkurrenten zu nennen. Die Herausforderung dabei ist, daß die Planeten gemäß solcher Häusersysteme dann an den Grenzen in unterschiedliche Häuser fallen. Ein Planet, der nach dem Koch-System ins 1. Haus fällt, kann nach Campanus oder Placidus ins 2. oder gar 3. Haus fallen, o.ä.. Es gibt jedoch bisher keine Hinweise darauf, daß mittels empirischer Daten, wie sie sich etwa aus der Beratungspraxis ergeben, wo empirische Personen und ihre Biographien mit den zugeordneten Horoskopen verglichen werden, über die Frage des richtigen, wahren Häusersystems etwas ausgemacht werden konnte. Das weckt generell Zweifel an solcher Astrologie.
 
Zudem gibt es bei den Geburtsorten, je näher sie dem Nord- oder Südpol liegen, eine starke Verkleinerung von den Häusern eines Quadranten, und starke Vergrößerung des nebenliegenden. Z.B. sind bei einem Horoskop mit Geburtsort am Nordkap die Felder 12., 11., 10. sehr schmal, während die Häuser 9.,8.,7., sehr groß sind. Dies ist für die Häuserastrologie ein gravierendes Problem, auf das es bisher wenig überzeugende Antworten gibt.
 
Die generelle Aufteilung in das Kreuz bzw. die Quadranten, mit Aszendent und Meridian, ist jedoch unstrittig, und es gibt auch eine Aussage von Rudolf Steiner, wo er der Stellung des Jupiter unter dem Horizont im Geburtshoroskop eine andere Qualität zuweist, als wenn Jupiter über dem Horizont steht.<ref>c</ref>
 
=== Verständnis eines Elementes aus seiner Stellung im Gesamtgefüge ===
Gerade beim Tierkreis in der Abfolge von Widder bis Fische ergibt sich leicht, daß ein Zeichen nicht für sich allein verständlich ist, sondern es steht in einem Zusammenhang mit den anderen Zeichen. Dies ist schon leicht zu ersehen aus der Entsprechung zu den Jahreszeiten. Auf den Frühliing kann nicht der Winter folgen, sondern nur der Sommer. Es gibt bei den Qualitäten der Tierkreiszeichen eine logische Entwicklung, Gegensatz, Steigerung und Polarität. Besonders plausibel hat das [[Wikipedia:Dane Rudhyar|Dane Rudhyar]] in seinem Buch: "Der Rhythmus des Zodiak" herausgearbeitet. Jedes Zeichen hat eine Einseitigkeit, die über es hinausführt. Die Widderqualität mündet mit einer gewissen Konsequenz in den Stier ein. Dies läßt sich auch anschaulich erläutern. Der Widder steht für den Neubeginn, für Aufbruch, Pioniertat usw., und dies führt letztlich dann zu einer Gründung, die dem Stier entspricht. Nach der erfolgten Gründung wird dann aber der Aspekt der Kommuniktation relevant = Zwilling usw. Die Tierkreiszeichen stehen in einer logischen Folge. Entsprechendes ließe sich zu den Polaritäten sagen, die Waage steht dem Widder polar gegenüber: Daraus ergeben sich Anhaltspunkte für das Verständnis der Zeichen.


=== Andere Quellen der Interpretation ===
== Weblinks ==
Neben der Überlieferung, was von Alters her an astrologischem Wissen bekannt ist, soweit es auf heutige Lebensverhältnisse usw. anwendbar ist, ist im wesentlichen, abgesehen von den schon oben erwähnten Aspekten, die astrologische Praxis relevant, d.h. der Vergleich von gestellten Horoskopen mit dem Menschen und seiner Biographie, der unter solchem Horoskop geboren ist. Ein Gutteil heutiger astrologischer Literatur mit ihren generellen Aussagen ist ein Resultat der Erkenntnisse aus astrologischer Beratungspraxis.
* [http://www.rodurago.de/index.php?site=lebensbaum Kabbalistischer Lebensbaum (interaktiv)]
* http://www.hagalil.com/judentum/kabbala/jezirah0.htm
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalaaleph.htm Das hebräische Alephbeth]


Daneben, ergänzend, gibt es jedoch noch weitere Quellen. So sind allein schon die astronomischen Phänomene sehr weit führend. Saturn bzw. Kronos/Chronos kann man sich nicht so gut an der Stelle des Merkurs in der Nähe der Sonne vorstellen, etc.
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Dunasch ibn Tamim|Dunasch ibn Tamim]]
* [[Sefer ha-Bahir]]
* [[Sefer ha-Sohar]]


Besondere Beachtung verdient der Versuch von Liz Greene, den astrologischen Qualitäten mittels der Zuordnung zu den überlieferten Mythen beizukommen, bzw. das Verständnis von astrologischen Komponenten mittels der Mythologie zu vertiefen. Dies ist in vieler Hinsicht wohl ein bereichernder Zugang. Bei solchem mythologischen Zugang werden dann auch solche Unterschiede, wie zwischen dem griechischen Ares und dem römischen Mars ins Licht gehoben. Der astrologische Mars im Horoskop kann Züge des griechischen Ares, oder des römischen Mars haben, oder eine Mischung.
[[Kategorie:Kabbala]]
 
Ein kritischer Einwand gegen solche Bemühung überkommener Mythen ist, daß jedenfalls in der Interpretation Liz Greenes diese Mythen als antike fest fixiert gedacht werden, es wird nicht berücksichtigt, daß so ein Mythos für eine lebendige Realität steht, die bis in die Gegenwart fortwirkt, und heute eine andere Gestalt und Bedeutung haben kann.
 
Speziell die Interpretation des [[astrologischen Chiron]]<ref>d</ref>, bzw. die strikte Bindung an alte Mythen bei der Interpretation dieses astrologischen Faktors durch Liz Greene läßt einige grundsätzliche Fragen stellen, wie weit solcher Versuch, das astrologische Verständnis mittels überlieferter Mythen zu fundieren, eine adäquate Deutung liefern kann, die der tatsächlichen heutigen Wirkung, wie sie durch den astrologischen Chrion z.B. symbolisiert ist, entspricht.
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
== Literatur ==
#Lars Steen Larsen/Erik Michael/Per Kjærgaard Rasmussen: ''Astrologie – Von Babylon zur Urknall-Theorie'', Böhlau Verlag Wien/Köln/Weimar 2000, ISBN 3205991869
#Rudolf Steiner: ''Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit'', [[GA 15]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908'', [[GA 34]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 140]] (2003), ISBN 3-7274-1400-6 {{Vorträge|140}}
#Rudolf Steiner: ''Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral'', [[GA 149]] (2004), ISBN 3-7274-1490-1 {{Vorträge|149}}
#Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995)
#Gisela Gorrissen: ''Astrologie aus anthroposophischer Sicht. Eine Einführung'', Urachhaus Vlg. Stuttgart 2000
#Gisela Gorrissen: ''Astrosophie des Tierkreises und der Planeten. Der Mensch im Spannungsfeld zwischen Kosmos und Erde'', Urachhaus Vlg. 2001
#Heinz Herbert Schöffler: ''Rudolf Steiner und die Astrologie'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1996
#Bernd A. Mertz: ''Grundlagen der klassischen Astrologie'', mvg-Verlag, München 1996
#Dorothée Koechlin de Bizemont: ''Karma-Astrologie. Das Horoskop als Spiegel vergangener Leben'', Knaur TB-Vlg., München 1985
#Suzanne White: ''Neue Astrologie. Die 144 west-östlichen Tierkreiszeichen'', Wilhelm Heyne TB-Vlg., München 1996
#Dane Rudhyar: ''Die Astrologie der Persönlichkeit: Ein neues Verständnis astrologischer Konzepte in Bezug auf zeitgenössische Philosophie und Psychologie''. Chiron-Verlag 2001, ISBN 3925100636
#Dane Rudhyar: ''Das astrologische Häusersystem''. Heinrich Hugendubel Verlag; Auflage: 4. Aufl. (1993) ISBN 3880340994
#Dane Rudhyar: ''Die astrologischen Zeichen. Der Rhythmus des Zodiak''. Hugendubel Heinrich GmbH; Auflage: N.-A. (Januar 1996), ISBN 3880342075
#Liz Greene: ''Saturn''. Hugendubel; Auflage: 8. Aufl. (1991) ISBN 3880340986
#Stephen Arroyo: ''Astrologie, Karma und Transformation. Die Chancen schwieriger Aspekte''. Hugendubel,; Auflage: 12. Aufl. (1996), ISBN 3880347077
#Howard Sasportas: ''Astrologische Häuser und Aszendenten''. Knaur (Januar 1987), ISBN 3426041650
#Thomas Ring: ''Astrologische Menschenkunde''. Chiron; Auflage: 1. (2002), ISBN 3925100717
#Wolfgang Reinicke: ''Praktische Astrologie''. So erstellen Sie ihr Horoskop selbst, Ariston Vlg., Genf/München 1991, ISBN 3720511510
#'''Software''': ''AstroStar Profi 5.1'', United Soft Media Vlg.(Lizenzausgabe der AstroGlobe GmbH, Freiburg), München 2013 (für WinXP/WinVista/Win7/Win8), - mit Begleitbuch des Astrologen Christopher A. Weidner
 
 
{{GA}}


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Tierkreiszeichen]]
{{Wikipedia}}

Version vom 14. April 2010, 22:48 Uhr

Das Sefer Jetzira (hebr.: ספר יצירה, „Buch der Formgebung“; fälschlich[1] auch übersetzt als Buch der Schöpfung) gilt als das älteste eigenständig überlieferte Werk der Kabbala. Jetzira steht in der jüdischen Geheimlehre für die Ätherwelt[1]. Das Buch stellt die wesentlichen Elemente der Schöpfung in ihrer Entstehung (Kosmogonie) und ihrer Struktur (Kosmologie) dar. Diese Elemente sind die 10 Urziffern (Sephiroth) und die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets.

Entstehung und Geschichte

Nach jüdischer mündlicher Tradition gilt als Autor des Werks der biblische Abraham, der es bei seiner Einweihung durch Melchisedek empfangen habe[2]. Der Text selbst nennt keinen Verfasser, erwähnt jedoch Abraham als den ersten, der die beschriebenen Wege der Weisheit gegangen ist, worauf sich die Annahme seiner Autorschaft stützt. Im letzten Absatz des Sefer Jetzira heißt es[3]:

„Und als gekommen war Abraham, unser Vater, Friede sei mit ihm, da schaute er, betrachtete, forschte und verstand dies, er hieb und zeichnete, bis er es erlangt hatte, dann offenbarte sich ihm der Herr des Alls, gesegnet sei sein Name, es setzte ihn auf seinen Schoss und küsste ihn auf das Haupt und nannte ihn Abraham, seinen Freund. Er schloss ein Bündnis mit ihm und seinen Kindern, (denn so heisst es:) er glaubte an JHVH, dies wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Er setzte das Bündniszeichen zwischen die zehn Finger seiner Hände, dies ist die Zunge, und zwischen die zehn Zehen seiner Füsse, dies ist die Beschneidung.

Er band ihm die zweiundzwanzig Buchstaben der Torah an die Zunge und der Heilige, gesegnet sei er, offenbarte ihm ihre Geheimnisse: Und er machte sie zur Zugkraft des Wassers, zum Brennen des Feuers und zum Rauschen des Windes, er machte sie zur Leuchtkraft der sieben Sterne und zur Führungskraft der zwölf Sternbilder.“

Sefer Jetzira 6

Die Autorschaft Abrahams ist wohl nich wörtlich in dem Sinn zu nehmen, als hätte er unmittelbar den überlieferten Text verfasst, aber richtig ist, dass die Lehren der Kabbala ganz aus dem Geist des abrahamitischen Zeitalters entspringen. Abraham war der erste, dessen physisches Gehirn so beschaffen war, dass er das, was ehemals durch das ursprüngliche Hellsehen erlebt wurde, nun in klare gedankliche Begriffe fassen konnte. Dazu gehört vor allem auch die Erkenntnis von dem Wesen der Zahlen und ihrem gesetzmäßigen Zusammenwirken. Der Überlieferung nach gilt Abraham daher auch als "Erfinder" des Zählens und Rechnens, der Arithmetik überhaupt. Heute, wo wir mit dem Ablauf des Kali Yugas bzw. mit dem Beginn des dritten Jahrtausends gleichsam in das umgekehrte abrahamitische Zeitalter einlaufen, stehen wir vor der gegenteiligen Aufgabe: Wir müssen aus den klar gefassten spirituellen, aber an den logischen Verstand gebundenen Gedanken allmählich wieder die Imaginationen entbinden und so von der sinnlichen wieder zur direkten geistigen Wahrnehmung aufsteigen. In diesem Sinne kann heute die Kabbala in zeitgemäßer Form studiert werden.

"Wir haben nun gesehen bei meinem letzten Besuche hier, wie das erste Jahrtausend bei seinem Abschlusse eine Art Ersatz brachte für das Hineinschauen in die geistigen Welten, jenen Ersatz, der dadurch dem Menschen gegeben war, daß eine besondere Individualität, Abraham, ausersehen worden ist - die jene Einrichtung im physischen Gehirn besonders hatte -, ohne die alten Fähigkeiten dennoch zu einem Bewußtsein von der geistigen Welt kommen zu können. Deshalb nennen wir den ersten Teil des Kali Yuga in der Geisteswissenschaft vorzugsweise das abrahamitische Zeitalter, jenes Zeitalter, in dem der Mensch zwar den unmittelbaren Ausblick in die höheren geistigen Welten verliert, in dem ihm aber etwas erwächst wie ein Gottesbewußtsein, das nach und nach immer mehr und mehr in sein Ich hereinwächst, so daß er immer mehr und mehr den Gott vorstellt als verwandt mit dem Ich-Bewußtsein, dem menschlichen Ich-Bewußtsein. Wie das Welten-Ich, so erscheint die Gottheit demjenigen Zeitalter, dem ersten Jahrtausend im Kali Yuga, das wir an seinem Abschluß das abrahamitische Zeitalter nennen können.

[...]

Die Bedeutung des abrahamitischen Zeitalters war, daß sozusagen das alte Hellsehen geschwunden ist, daß dem Menschen ein Gottesbewußtsein gegeben ward, das mit den menschlichen Fähigkeiten eng zusammenhängt. Alles, was die Menschheit aus diesem Gottesbewußtsein, das an das menschliche Gehirn gebunden ist, gewinnen konnte, ist nach und nach ausgeschöpft worden, und nur wenig ist noch auf dem Weg dieser Fähigkeiten für das Gottesbewußtsein der Menschen zu gewinnen, wenig nur noch. Dagegen gehen wir den genau umgekehrten Weg in dem neuen abrahamitischen Zeitalter. Wir gehen den Weg, der die Menschheit wiederum hinausführt aus dem bloß physisch-sinnlichen Anschauen, aus dem Kombinieren der physischsinnlichen Merkmale; wir gehen den Weg, der die Menschen wiederum zurückführt in jene Regionen, in denen sie einmal vor dem abrahamitischen Zeitalter waren. Wir gehen den Weg, der die Menschen wieder eintreten lassen wird in Zustände natürlichen Hellsehens, natürlich hellseherischer Kräfte. In dem Zeitalter Kali Yuga war es ja nur die Einweihung, die hinaufführen konnte in regelrechter Weise in die geistigen Welten. Natürlich führt die Einweihung in hohe Stufen hinauf, die von den Menschen in sehr ferner Zukunft erst erklommen werden können, aber die ersten Spuren eines erneuerten Hellsehens, das auftreten wird wie eine natürliche menschliche Fähigkeit, werden sich verhältnismäßig bald zeigen, je mehr wir in die Erneuerung des abrahamitischen Zeitalters hinübergehen." (Lit.: GA 118, S 110ff)

Im Pardes Rimmonim (1548) vertritt Moses Cordovero (1522–1570) die Meinung, das Sefer Jetzira gehe zwar auf Abraham zurück, wäre aber in der vorliegenden überlieferten Form von Rabbi Akiba redigiert worden[4].

Die wissenschaftliche Erforschung der Entstehungsgeschichte des Sefer Jetzira hat zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Von einigen Forschern wird das Werk in die hellenistisch-römische Antike eingeordnet. H. Graetz sah darin zunächst eine Antwort auf die Gnosis und datierte es in das 2. oder 3. Jahrhundert, ebenso wie Gershom Scholem. Neuere Forschungen sehen jedoch eine Abhängigkeit von islamischen Traditionen und setzen die Entstehung demzufolge erst nach dem 7. Jahrhundert an. Aber auch diesen Theorien ist unter Hinweis auf Parallelen zur Philosophie Philos von Alexandria widersprochen worden, woraus eine Frühdatierung sogar ins 1. Jahrhundert folgt.[5] Abschließende Antworten auf die Frage nach der historischen Einordnung sind nicht möglich, jedoch ist eine Entstehung jedenfalls vor dem 10. Jahrhundert sicher.

Das Sefer Jetzira ist ab dem 10.  Jahrhundert in der jüdischen Tradition reich kommentiert worden. Dabei stand zunächst der philosophisch-wissenschaftliche Zugang im Vordergrund. Später wurde es vermehrt mystisch-spekulativ interpretiert und so die Bedeutung des Buches für die Kabbala begründet.

Überlieferte Textfassungen

Die Textüberlieferung des Werkes ist unübersichtlich. Es existieren handschriftliche Kurz- und Langfassungen, deren Verhältnis zueinander jedoch unklar und umstritten ist. Die Kurzfassung umfasst ungefähr 1300 Worte, die Langfassung etwa das Doppelte. Zur Langfassung gehört vor allem die Handschrift Ms. Vatikan 299 aus dem 10. Jahrhundert, zur Kurzfassung die Handschrift Ms. London 6577 aus dem 14. Jahrhundert. Dazu kommt eine frühe Textversion aus dem 10. Jahrhundert, die sogenannte Sa'adjanische Rezension, für die der jüdische Gelehrte Saadia Gaon († 942) die Langfassung neu arangierete und kommentierte. Im 16. Jahrhundert bearbeitete Isaak Luria den Text, um ihn mit dem Sohar zu harmonisieren. Die weitere Bearbeitung durch Gaon von Wilna im 18. Jahrhundert ist als Gra Version bekannt geworden.

Der erste Druck − in lateinischer Übersetzung − wurde 1552 in Paris gefertigt. Die erste gedruckte hebräische Ausgabe erfolgte 1562 in Mantua. Es liegen heute verschiedene Ausgaben vor, die teilweise auch implizite kommentierende Texte umfassen.

Inhalt

Das Sefer Jetzira hat selbst in den umfangreichsten Fassungen kaum mehr als 2000 Worte. Es stellt 32 Pfade der Weisheit dar, die sich zusammensetzen aus den 10 Sephiroth und den 22 hebräischen Buchstaben, die den 22 Pfaden entsprechen, welche die 10 Sephiroth miteinander verbinden.

„In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, JHVH Zabaoth, Gott Israels, lebendiger Elohim, König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim (hebr. םפרים): Erzählung (hebr. סִפּוּר,sippur), Zahl (hebr. סִפְרָה, sefar, Ziffer) und Zeichen (hebr. סֵפֶר, sefer; Buchstabe).“

Sefer Jezirah 1,2

Das sind die Kräfte, die den Baum des Lebens bilden: der Zahlenäther und der Wort- oder Lebensäther. Die Verfügung über diese ätherischen Kräfte wurde dem Menschen nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies entzogen. Bis zum Ende der Erdentwicklung soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des Christus neu und vollbewusst wieder gewinnen.

Sephiroth

Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den Pfad des flammenden Schwerts (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt. Bezieht man dieses Diagramm auf den irdischen Menschen, so entspricht die rechte Seite der rechten Körperhälfte, die linke Seite der linken Körperhälfte - es ist also ein Bild des Menschen, wie es von hinten gesehen wird. In freimaurerischen und rosenkreuzerischen Darstellungen wird der Mensch meist von vorne betrachtet und im Diagramm erscheinen dann die linke und rechte Seite vertauscht.

Der Begriff Sephiroth (hebr. ספרות, Singular: Sephira - ספרה) ist eine Neuschöpfung des Buches Jetzira. Er geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r (ספר, vgl. Sefer Jezirah § 1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und als Nomen auch „Buch“ (sefer) bedeuten kann, entlehnt aus arabisch sifrNull, leer“, was wiederum lehnübersetzt ist von altindisch sunya „Null, leer“. Meist wird Sephira als „Zahl“ übersetzt. Es ist etymologisch aber auch verwandt mit dem griechischen Wort σφαιρα und wird daher auch als „Sphäre“ oder „Element“ wiedergegeben.[6]

Die Zahl 0 (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus (Lit.: GA 110, S 187), aus dem mit der 10 (okkult gelesen als Eins aus dem Ei) die neue Schöpfung hervorbricht. 10 entspricht auch dem hebräischen Buchstaben Jod (י), der für das schöpferische göttliche Ich steht, von dem auch ein Funke im Menschen wohnt. Sehr nachdrücklich wird daher im Sefer Jetzira betont, dass es 10 Sephiroth gibt, nicht mehr und nicht weniger:

„Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.“

Sefer Jezirah 1,4

Die zehn Sephiroth sind Sinnbilder der dialogischen Struktur der Welt:

  • Vorher – Nachher
  • Gutes – Böses
  • Männliches – Weibliches
  • Hohes – Niedriges;

daneben stehen die vier Himmelsrichtungen

  • Osten – Westen – Norden – Süden.

Das Sefer Jetzira kennt noch keine Namen der Sephiroth, wie sie später im Sephiroth- oder Lebensbaum strukturbildend geworden sind. Die Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13.  Jahrhundert im Sohar und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet.

Buchstaben

Der weitaus größte Teil des Buches widmet sich den Bedeutungen und Beziehungen der hebräischen Buchstaben. Die 22 Buchstaben werden in Gruppen zusammengefasst und den grundlegenden Dimensionen von Zeit, Welt und Mensch zugeordnet:

„Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.“

Sefer Jezirah 1,2
Gruppe Buchstaben Zuordnung
3 Mütter ש  מ  א

Aleph, Mem, Schin

Luft (Seele) – Wasser (Materie) – Feuer (Geist)

Von den drei Säulen der Manifestation wird der rechten, weißen Säule Jachin das Shin zugeordnet, der mittleren Säule der Milde das Aleph und der linken, schwarzen Säule Boas das Mem.
Von den Weltentwicklungsstufen enspricht Shin dem alten Saturn, Aleph der alten Sonne und Mem dem alten Mond.

7 Doppelte ת  ר  פ  כ  ד  ג   ב

Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Peh, Resch, Thaw

7 Planeten (von Saturn bis Mond), 7 Wochentage, 7 Pforten der Sinne am menschlichen Haupt: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, Mund.[7]
12 Einfache ק  צ  ע  ס  נ  ל  י  ט  ח  ז   ו  ה

Heh, Waw, Sajin, Cheth, Tet, Jod, Lamed, Nun, Samech, Ajin, Zade, Qoph

12 Sternbilder (von Widder bis Fische), 12 Monate, 12 Organe des menschlichen Körpers.[8]

Bedeutung

Das Sefer Jetzira hat mit der Lehre über die 10 Sephiroth erheblichen Einfluss auf die kabbalistische Tradition im Judentum genommen. Die Sephiroth bilden die Elemente des Lebensbaums und stellen damit das wohl wirkungsvollste Symbol der Kabbala überhaupt dar. Dafür zeugen auch die späteren Ausführungen zu ihrer Gestalt und ihren Beziehungen zueinander im Sohar und den sich daran anschließenden Lehr- und Lebenstraditionen.

Die Spekulationen über die hebräischen Buchstaben und deren dreigliedrige Struktur haben ebenfalls größte Wirkung im Judentum und darüber hinaus in anderen mystischen Traditionen erzielt. Das bekannteste Beispiel dafür ist der moderne Tarot. Die Zuordnung der 22 Karten der „Großen Arkana“ wurde von bekannten Tarot-Auslegern bis in Details hinein der Struktur der Buchstaben im Buch Jetzira nachgebildet.

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Die gelegenlich gebrauchte Übersetzung als Buch der Schöpfung ist inkorrekt, denn als Welt der Schöpfung (hebr. עולם בריאה, Olam Briah) wird zu Recht die Astralwelt bezeichnet, in der sich die Ereignisse abspielen, die im ersten Schöpfungsbericht der Genesis geschildert werden. Das Sefer Jetzira bezieht sich hingegen auf Strukturen und Ereignisse in der Ätherwelt.
  2.  Heinrich E. Benedikt: Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg. 3. Auflage. Bd. 1., Hermann Bauer, 1991, ISBN 3-7626-0279-4, S. 24.
  3. http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalajetzirah6.htm
  4. Christopher P. Benton: An Introduction to the Sefer Yetzirah
  5. Zur Datierung vgl. K. Herrmann, Sefer Jezira, Seiten 184 bis 204
  6. K. Herrmann, Sefer Jezira, Seite 226
  7. Die genaue Zuordnung ist allerdings unsicher, da die verschiedenen Ausgaben des Sefer Jetzira dazu sehr unterschiedliche, widersprüchliche Angaben machen.
  8. Bezüglich der Zuordnung zu den Sternbildern stimmen die meisten Ausgaben überein - im Gegensatz zur Zuordnung der Planeten.

Kommentierte Textausgaben

Hebräisch und Deutsch:

Deutsch:

  • Klaus Herrmann (Herausgeber), Sefer Jezira - Buch der Schöpfung., Verlag der Weltreligionen, Frankfurt a. M. und Leipzig, 2008, ISBN 978-3-458-70007-4

Hebräisch und Englisch:

  • A. Peter Hayman, Sefer yeṣira: edition, translation, and text-critical commentary., Tübingen, 2004, ISBN 3-16-148381-2

Textausgaben online

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt, GA 118 (1984) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Siehe auch


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