Präzession

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Rotation (grün), Präzession (blau) und Nutation (rot) der Erdachse (schematisch)

Präzession beschreibt ganz allgemein die Lageveränderung der Achse eines rotierenden Kreisels, wenn äußere Kräfte auf ihn einwirken. Im Speziellen ist damit die Präzession der Erdachse gemeint.

Präzession der Erde

Die Erde hat keine genaue Kugelform, sondern durch die Abplattung des Erdellipsoids von 1:298,25 einen zusätzlichen Äquatorwulst (engl. equatorial bulge) von 21 km. Dadurch bewirken die Gezeitenkräfte von Mond und Sonne ein Drehmoment, das zur Präzession der Erdachse führt. Die jährliche Präzessionsbewegung liegt bei etwa 50,4" wovon ca. 30" aus dem Mond- und 20" aus dem Sonneneinfluss resultieren; aufgrund der Nutation (siehe unten) kann es dabei zu jährlichen Abweichungen von bis zu 18" kommen. In 72 Jahren - der durchschnittlichen Lebensdauer des Menschen - beträgt die Präzession etwa 1°. Für eine volle Kegelbewegung von 360° benötigt die Erdachse knapp 26.000 Jahre. Das kosmische Urmaß dieser Bewegung, das Rudolf Steiner oft erwähnt und von dem sich viele Rhythmen des menschlichen Organismus ableiten, etwa der Atemrhythmus und der Pulsrhythmus, sind 25.920 Jahre. Dieser Zeitraum wird auch als platonisches Jahr oder Großjahr bezeichnet.

Die Mondbahn selbst ist ebenfalls einer Präzessionsbewegung mit einer Periodenlänge von ca. 18,6 Jahren unterworfen, was mit ihrer Neigung von 5° und der wechselnden Knotenlage zusammenhängt. Dieser Effekt hat ebenfalls kleinere Auswirkungen auf die Präzession der Erdachse von etwa 20". Die entstehende nickende Bewegung der Erdachse heißt Nutation.

Auswirkungen

Die Präzession der Erdachse führt dazu, dass das tropische Jahr, das sich nach dem Winkel der Erdachse zur Sonne richtet, etwas kürzer ist als das siderische Jahr (ein Umlauf um die Sonne). Dadurch verändert sich die Schnittlinie Äquator-Ekliptik (der sog. Frühlingspunkt), welcher als eine Art "Nullmeridian" dient. Infolgedessen ändern sich auch die Positionen der Fixsterne am Himmel langsam - um etwa 0,01° pro Jahr.

Dieser Effekt ist schon seit über 2000 Jahren bekannt. Der griechische Astronom Hipparchos verglich etwa um 150 v. Chr. die Sternörter seines neu gemessenen Kataloges mit den Daten aus mehrere hundert Jahre alten Aufzeichnungen und stellte Unterschiede fest. Die Babylonier dürften die Präzession aber schon 170 Jahre früher entdeckt haben.

Gegenwärtig zeigt die Erdachse in Richtung des Polarsterns, um den sich scheinbar alle Fixsterne drehen. Als Folge der Taumelbewegung wird in fernerer Zukunft der Himmelspol nicht mehr beim Polarstern liegen, sondern in verschiedenen Sternbildern auf einem Kreis von 23,5° Radius (Schiefe der Ekliptik). In 12.000 Jahren wird sich der Himmelspol beim hellsten nördlichen Stern befinden, der Wega im Sternbild Leier.

Weblinks


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