Diether Lauenstein und Ehebruch: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Diether Lauenstein''' (* [[Wikipedia:8. April|8. April]] [[Wikipedia:1914|1914]] in [[Wikipedia:Herford|Herford]]; † [[Wikipedia:28. Dezember|28. Dezember]] [[Wikipedia:1990|1990]] in [[Wikipedia:Windhoek|Windhoek]], [[Wikipedia:Namibia|Namibia]]) war ein deutscher Theologe und Indologe, Pfarrer der [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]] und Publizist.
[[Datei:Man and woman undergoing public exposure for adultery in Japan-J. M. W. Silver.jpg|thumb|Anprangerung eines des Ehebruchs für schuldig befundenen Paares im alten Japan]]
'''Ehebruch''' wird in der [[wikipedia:Ethnologie|Ethnologie]] und der [[wikipedia:Anthropologie|Anthropologie]] als das Eingehen gesellschaftlich nicht geduldeter außerehelicher Beziehungen definiert.  


== Leben ==
Vor allem in Gesellschaften mit [[wikipedia:Patrilinearität|patrilinearen]] Gesellschaftsordnungen wird Ehebruch der Frau streng bestraft. In [[wikipedia:Matrilinearität|matrilinearen]] Gesellschaften hingegen, in denen der biologischen [[wikipedia:Vaterschaft|Vaterschaft]] keine große Bedeutung beigemessen wird, gilt der Ehebruch meist als minder schweres Delikt.
Diether Lauenstein ist in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen; sein Vater war krank, die Mutter musste die Familie mit drei Kindern allein durchtragen. Sein Studium wurde ihm durch den Vater eines Klassenkameraden finanziert.


Er studierte von 1934 bis 1939 katholische und evangelische Theologie in Tübingen, [[Sanskrit]] in Marburg bei [[Wikipedia:Johannes Nobel|Johannes Nobel]] und [[Wikipedia:Friedrich Heiler|Friedrich Heiler]] sowie Philosophie bei [[Wikipedia:Nicolai Hartmann|Nicolai Hartmann]] in Berlin. 1939 schloss er sein Theologiestudium mit der Promotion ab und wurde nach einem Jahr am Priesterseminar der [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]] zur [[Wikipedia:Wehrmacht|Wehrmacht]] einberufen. Er nahm am Frankreich- und Russlandfeldzug teil und verlor durch eine schwere Verwundung ein Bein. Er habilitierte sich an der [[Wikipedia:Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald|Universität Greifswald]] und bezog dort einen Lehrstuhl für [[Wikipedia:Indologie|Indologie]] und [[Wikipedia:Indogermanistik|Indogermanistik]].
In derselben Gesellschaft können unterschiedliche, teilweise sogar sich gegenseitig ausschließende Konzepte des Ehebruchs vorkommen.<ref>{{cite web
| url = http://www.univie.ac.at/Voelkerkunde/cometh/glossar/heirat/f.htm
| title = Ehebruch
| author = Helmut Lukas, Vera Schindler, Johann Stockinger
| work = Interaktives Online-Glossar: Ehe, Heirat und Familie
| publisher = Universität Wien
| date = 1993-1997
| accessdate = 2013-03-29
}}</ref> Trotz mitunter sehr schwerer Strafen kommt Ehebruch in allen von Anthropologen untersuchten Gesellschaften vor.<ref>{{Literatur
| Autor = [[wikipedia:Helen Fisher|Helen Fisher]]
| Titel = Anatomy of Love – A natural History of Mating, Marriage, and why we stray
| Verlag = Random House
| Ort = New York
| Jahr = 1992
| ISBN = 0-449-90897-6
| Kommentar = S. 87: „There exists no culture in which adultery is unknown, no cultural device or code that extinguishes philandering.
}}</ref> Gegen Ehebruch zu sein, lässt nicht auf ein Bekenntnis zur [[wikipedia:Monogamie|Monogamie]] und gegen [[wikipedia:Polygamie|Polygamie]] schließen.<ref>{{cite web
| url = http://www.welt.de/politik/ausland/article13412169/Wie-tuerkische-Frauen-unter-der-Vielweiberei-leiden.html
| title = Wie türkische Frauen unter der Vielweiberei leiden
| author = Boris Kálnoky
| publisher = Die Welt
| date = 2011-06-04
| accessdate = 2013-03-29
}}</ref>


1945 wurde er in Herford als Journalist tätig, erhielt den englischen Journalistenpreis und gründete eine Tageszeitung in Ostwestfalen. 1946 ging er abermals ans Priesterseminar und wurde am 13. Oktober 1946 durch [[Emil Bock]] zum Priester der Christengemeinschaft geweiht.
== Aussagen in der Bibel zum Ehebruch ==


Er war anschließend Pfarrer in Tübingen, ab 1951 in Essen, ab 1965 in Bochum, wo er einen Kirchenbau mit dem berühmten Architekten [[Wikipedia:Hans Scharoun|Hans Scharoun]] durchführte. Eine Lebensfreundschaft verband ihn mit [[Gerhard Kienle]]. Durch seine Kursarbeit für jüngere Ärzte, seine Mitarbeit am Priesterseminar und seine Mitwirkung bei der Gründung des [[Wikipedia:Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke|Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke]] und der späteren ersten privaten [[Wikipedia:Universität Witten/Herdecke|Universität Witten/Herdecke]] prägte er maßgeblich die anthroposophische Arbeit, die in eine breitere und zivilisationswirksame Öffentlichkeit reichte.
Matthäus 19,9: "Ich sage Euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet, außer wegen Unzucht, bricht die Ehe, wenn er ein anderes Weib nimmt" (Übersetzung Emil Bock)<ref>Luther: "Ich aber sage euch, wer sich von seinem Weibe scheidet, (es sei denn um der Hurerei wegen), und freiet eine andere, der bricht die Ehe. Und wer die Abgeschiedene freiet, der bricht auch die Ehe".</ref><ref> Elberfelder 1905:"Ich sage euch aber, daß, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht; [und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.]"</ref>"Außer wegen Unzucht" ist nach Aussagen der Bibelforschung<ref>Quelle</ref> keine authentische Aussage Jesu bzw. des Matthäus, sondern eine spätere Hinzufügung in den Text. Sofern der Zusatz "außer wegen Unzucht" Gültigkeit hätte, eräbe sich daraus die Frage, ob sich dann ein Mann, wie beim Witwertum, respektive die Frau, ein neues Weib oder einen Mann nehmen dürfe, und dies dann gemäß der Überlieferung kein Ehebruch sei, wie es nicht als Ehebruch gilt, eine Witwe oder einen Witwer zu heiraten (Röm. 7,3).


Publizistisch war er als Herausgeber der ''Logoi''-Reihe mit [[Wikipedia:Manfred Krüger|Manfred Krüger]] tätig. 1975 wanderte er wegen einer Lungenerkrankung nach [[Wikipedia:Namibia|Namibia]] aus und gründete dort eine Akademie, eine deutschsprachige Zeitung und schließlich deren englische Ausgabe.
Zum gleichen Thema gibt es die Frage der Anwendung des sechsten Gebotes auf auf Verfehlungen wie Wollust, Unkeuschheit usw.
Matthäus 5, 27,28: "Ihr habt das Wort gehört, das zu den Menschen der Vergangenheit gesprochen worden ist: 'Du sollst nicht die Ehe brechen'. Aus dem Ich heraus jedoch sage ich euch: Schon wer ein Weib mit begierdevollem Blick betrachtet, hat sich in seinem Herzen mit ihr ehebrecherisch verbunden." (Übersetzung Emil Bock)<ref>Luther: "Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen:"</ref>. (vgl. auch Markus 10,11; Lukas 16,18, Matthäus 5,32)<ref>vgl. auch [[Schiller]], Ästhetische Briefe für eine moderne Interpretation.</ref>.


Die Unterscheidung zwischen [[natürliches Verlangen|natürlichem Verlangen]], [[Begierde]], [[Wollust]], [[Unzucht]] und Ehebruch ist auch insofern unklar, als es Wollust und Unzucht in den gegebenen Bestimmungen als Empfindung und Verhalten auch unabhängig von der Ehefrage und so definiertem Ehebruch gibt. Auch Johannes 4,16-18 bringt darüber keine Klarheit:


== Lauensteins Sozialphilosophie ==
In Johannes 4,16-18 sagt Jesus am Brunnen zu der Samariterin: "Geh, rufen deinen Mann, und komm dann wieder her. Da sprach die Frau: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht: Du sagst mit Recht, du habest keinen Mann. Fünf Männer hattest du, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann." (Übersetzung Emil Bock).
In seinem sozialphilosophischen Werk "Das Ich und die Gesellschaft" vertritt Lauenstein konservative Positionen:


"Das Kind begründet die dritte und volle Stufe der [[Ehe]], die wir nun erst recht eine ''[[Familie]]'' nennen. Die Frau führt die eheliche Beziehung durch das Kind zur ''Objektivität''. Der Mann vermag desselbe unter der Arbeitsteilung innerhalb der Ehe zu tun, wenn sie ihm ermöglicht, sich mit größerer Kraft dem Beruf zuzuwenden, der für die Allgemeinheit von Bedeutung ist. Das Kind und seine Aufzucht ist das Werk der Frau. Das Werk des Mannes ist sein 'Kind'." (Lit.: S. 240)
Es ist zwar nach dem Sinn nicht ausgeschlossen, daß einer der vier vorherigen Männer der Samariterin ihr Ehemann gewesen sei. Wenn das aber so gewesen wäre, warum wird dann von Jesus der Samriterin ein Ehebruch nicht vorgehalten?<ref>Eine andere oder zusätzliche tiefere Bedeutung wird von Rudolf Steiner u.a. in [[GA 103]], S.98 erläutert.</ref>


Berufstätigkeit von unverheirateten und älteren Frauen ist nach Lauenstein in Ordnung:
== Rudolf Steiner über den Ehebruch ==
In den Vorträgen über die [[10 Gebote]] äußert sich Rudolf Steiner dahin gehend, daß die Ehe nicht gebrochen werden solle, weil die Ehe ein Zentrum der [[Ich]]kraft sei:


"Die Mutter ist für die Kinder da, nicht für das Büro und nicht für die Fabrik. Staaten, welche die Berufstätigkeit aller Frauen anstreben, und das tun z. Z. wohl sämtliche Industriestaaten, handeln damit gegen das Wohl der Völker. Auf die sonst wünschenswerte Kürzung der Arbeitszeit in der technischen Welt kann viel eher verzichtet werden, als daß die Mütter den Kindern entzogen werden. - Die Berufstätigkeit der unverheirateten Frauen und älteren Frauen ist richtig." (Lit.: S. 247)
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"Durch die Ehe wird ein Zentrum für die Ich-Kraft begründet.
Wer die Ehe zerstört, wird daher in demjenigen geschwächt, was der
Ich-Kraft zufließen soll." {{Lit|{{G|107|129}}}}
</div>


Aufmerksamkeit verdienen auch die Äußerungen Lauensteins über [[Niklas Luhmann]]. Er stimmt zwar mit seiner Denkweise nicht überein, hat sich aber gern bei ihm beraten (Lit: Seite 10) (dies gilt natürlich nur bis zur Arbeit Lauensteins 1974, wo noch nicht mal das Hauptwerk Luhmanns: "Soziale Systeme", vorlag (erschienen 1984).
== Siehe auch ==
[[Ehe]]


"Wenn der heute viel gelesene Soziologe Niklas Luhmann, mit dessen Schriften der Autor sich gern beraten hat, obgleich er nicht mit dessen Denkart übereinstimmt - ... [wenn Luhmann schreibt:] 'Der [[Funktionalismus_(Soziologie)|Funktionalismus]] macht sich ... auf den Weg, alle Substanzen in Funktionen aufzulösen, und alles, was ist, mit anderen Möglichkeiten zu vergeleichen', dann hätte [[Johann Gottlieb Fichte]] auch dem zugestimmt, sofern das Ich - Luhmann spricht nur von Subjektivität - gleichsam als die Substanz aller Substanzen es selbser bleibt." (Lit.: S. 10f) (Das Zitat von Luhmann ist aus Luhmann: Soziologische Aufklärung 1970, S. 47)
[[Partnerschaft]]


=== Gleichsetzung von Luhmanns früher Systemtheorie mit der Dreigliederung Rudolf Steiners ===
== Einzelnachweise ==
"Wir haben uns zu besinnen, ob wir nur Erzeuger und Verbraucher zu sein wünschen, oder ob wir auch andere unabdingbare Ziele haben. Wenn solches der Fall ist, dann müssen wir auch diesen Zielen kräftige allgemeine Formen verleihen. Den Hinweis auf eine neue erfolgversprechende Entwicklung geben heute Luhmanns vier Kommunikationsmittel der Gesellschaft - Liebe, Geld, Macht und Wahrheit -, die jedes, außer der Liebe, eine eigene ihr angemessene und ziemlich selbständige Organisation bilden können. Vor einem halben Jahrhundert regt Steiner dasselbe an als 'Dreigliederung des sozialen Organismus'" (Lauenstein: in 'Das Ich und die Gesellschaft', S. 329)
<references/>


== Werke ==
== Literatur ==
*''Das Erwachen der Gottesmystik in Indien. Die Entwicklung des bhakti-Begriffes (der gläubigen Hingabe) innerhalb der älteren religiösen Vorstellungen der Inder'' (= Diss. Marburg 1943). Reinhardt, München 1943
* Herbert Kretschmer: ''Ehe und Familie. Die Entwicklung von Ehe und Familie im Laufe der Geschichte. Angaben Rudolf Steiners zu Ehe und Familie'', Verlag am Goetheanum (1988) ''(Ein Aufsatz (überarbeiteter Vortrag) Kretschmers, mit einem Literaturverzeichnis und einer stichwortartigen Sammlung von Angaben Rudolf Steiners zu Ehe und Familie)''
*''Der Messias. Eine biblische Untersuchung''. Urachhaus, Stuttgart 1971
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
**überarbeitete Auflage: Fischer Taschenbuch (Perspektiven der Anthroposophie), Frankfurt am Main 1984
*''Das Geheimnis des Wals. Melvilles Moby Dick und das Alte Testament''. Urachhaus, Stuttgart 1973
*''Das Ich und die Gesellschaft. Einführung in die philosophische Soziologie im Kontrast zu Max Weber und Jürgen Habermas in der Denkweise Plotins und Fichtes''. Freies Geistesleben (Logoi 2), Stuttgart 1974
*''Der Lebenslauf und seine Gesetze''. Urachhaus (Vorträge 3), Stuttgart 1974
*''Die vier Denkmodelle des Abendlandes''. Urachhaus (Vorträge 13), Stuttgart 1976
*''Die Mysterien von Eleusis''. Urachhaus, Stuttgart 1987, ISBN 3-87838-498-X
*''Das Alte Testament. Anstösse zu einem neuen Lesen aus der Sicht der Evangelien''. Bibeltexte, ausgewählt und kommentiert von Diether Lauenstein. Urachhaus, Stuttgart 1990


== Weblinks ==
{{GA}}
{{PND|104634707}}<!--nicht individualisiert, aber korrekt zugeordnet!-->
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=360 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''


{{DEFAULTSORT:Lauenstein Diether}}
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[[Kategorie:Mann]]
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{{Personendaten
|NAME=Lauenstein, Diether
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Theologe, Indologe und Pfarrer der Christengemeinschaft
|GEBURTSDATUM=8. April 1914
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Herford|Herford]]
|STERBEDATUM=28. Dezember 1990
|STERBEORT=[[Wikipedia:Windhoek|Windhoek]] (Namibia)
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{{Wikipedia}}

Version vom 4. Juni 2013, 21:17 Uhr

Anprangerung eines des Ehebruchs für schuldig befundenen Paares im alten Japan

Ehebruch wird in der Ethnologie und der Anthropologie als das Eingehen gesellschaftlich nicht geduldeter außerehelicher Beziehungen definiert.

Vor allem in Gesellschaften mit patrilinearen Gesellschaftsordnungen wird Ehebruch der Frau streng bestraft. In matrilinearen Gesellschaften hingegen, in denen der biologischen Vaterschaft keine große Bedeutung beigemessen wird, gilt der Ehebruch meist als minder schweres Delikt.

In derselben Gesellschaft können unterschiedliche, teilweise sogar sich gegenseitig ausschließende Konzepte des Ehebruchs vorkommen.[1] Trotz mitunter sehr schwerer Strafen kommt Ehebruch in allen von Anthropologen untersuchten Gesellschaften vor.[2] Gegen Ehebruch zu sein, lässt nicht auf ein Bekenntnis zur Monogamie und gegen Polygamie schließen.[3]

Aussagen in der Bibel zum Ehebruch

Matthäus 19,9: "Ich sage Euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet, außer wegen Unzucht, bricht die Ehe, wenn er ein anderes Weib nimmt" (Übersetzung Emil Bock)[4][5]"Außer wegen Unzucht" ist nach Aussagen der Bibelforschung[6] keine authentische Aussage Jesu bzw. des Matthäus, sondern eine spätere Hinzufügung in den Text. Sofern der Zusatz "außer wegen Unzucht" Gültigkeit hätte, eräbe sich daraus die Frage, ob sich dann ein Mann, wie beim Witwertum, respektive die Frau, ein neues Weib oder einen Mann nehmen dürfe, und dies dann gemäß der Überlieferung kein Ehebruch sei, wie es nicht als Ehebruch gilt, eine Witwe oder einen Witwer zu heiraten (Röm. 7,3).

Zum gleichen Thema gibt es die Frage der Anwendung des sechsten Gebotes auf auf Verfehlungen wie Wollust, Unkeuschheit usw. Matthäus 5, 27,28: "Ihr habt das Wort gehört, das zu den Menschen der Vergangenheit gesprochen worden ist: 'Du sollst nicht die Ehe brechen'. Aus dem Ich heraus jedoch sage ich euch: Schon wer ein Weib mit begierdevollem Blick betrachtet, hat sich in seinem Herzen mit ihr ehebrecherisch verbunden." (Übersetzung Emil Bock)[7]. (vgl. auch Markus 10,11; Lukas 16,18, Matthäus 5,32)[8].

Die Unterscheidung zwischen natürlichem Verlangen, Begierde, Wollust, Unzucht und Ehebruch ist auch insofern unklar, als es Wollust und Unzucht in den gegebenen Bestimmungen als Empfindung und Verhalten auch unabhängig von der Ehefrage und so definiertem Ehebruch gibt. Auch Johannes 4,16-18 bringt darüber keine Klarheit:

In Johannes 4,16-18 sagt Jesus am Brunnen zu der Samariterin: "Geh, rufen deinen Mann, und komm dann wieder her. Da sprach die Frau: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht: Du sagst mit Recht, du habest keinen Mann. Fünf Männer hattest du, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann." (Übersetzung Emil Bock).

Es ist zwar nach dem Sinn nicht ausgeschlossen, daß einer der vier vorherigen Männer der Samariterin ihr Ehemann gewesen sei. Wenn das aber so gewesen wäre, warum wird dann von Jesus der Samriterin ein Ehebruch nicht vorgehalten?[9]

Rudolf Steiner über den Ehebruch

In den Vorträgen über die 10 Gebote äußert sich Rudolf Steiner dahin gehend, daß die Ehe nicht gebrochen werden solle, weil die Ehe ein Zentrum der Ichkraft sei:

"Durch die Ehe wird ein Zentrum für die Ich-Kraft begründet. Wer die Ehe zerstört, wird daher in demjenigen geschwächt, was der Ich-Kraft zufließen soll." (Lit.: GA 107, S. 129)

Siehe auch

Ehe

Partnerschaft

Einzelnachweise

  1. Helmut Lukas, Vera Schindler, Johann Stockinger (1993). Ehebruch. Interaktives Online-Glossar: Ehe, Heirat und Familie. Universität Wien. Abgerufen am 29. März 2013.
  2.  Helen Fisher: Anatomy of Love – A natural History of Mating, Marriage, and why we stray. Random House, New York 1992, ISBN 0-449-90897-6 (S. 87: „There exists no culture in which adultery is unknown, no cultural device or code that extinguishes philandering.“).
  3. Boris Kálnoky (4. Juni 2011). Wie türkische Frauen unter der Vielweiberei leiden. Die Welt. Abgerufen am 29. März 2013.
  4. Luther: "Ich aber sage euch, wer sich von seinem Weibe scheidet, (es sei denn um der Hurerei wegen), und freiet eine andere, der bricht die Ehe. Und wer die Abgeschiedene freiet, der bricht auch die Ehe".
  5. Elberfelder 1905:"Ich sage euch aber, daß, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht; [und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.]"
  6. Quelle
  7. Luther: "Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen:"
  8. vgl. auch Schiller, Ästhetische Briefe für eine moderne Interpretation.
  9. Eine andere oder zusätzliche tiefere Bedeutung wird von Rudolf Steiner u.a. in GA 103, S.98 erläutert.

Literatur

  • Herbert Kretschmer: Ehe und Familie. Die Entwicklung von Ehe und Familie im Laufe der Geschichte. Angaben Rudolf Steiners zu Ehe und Familie, Verlag am Goetheanum (1988) (Ein Aufsatz (überarbeiteter Vortrag) Kretschmers, mit einem Literaturverzeichnis und einer stichwortartigen Sammlung von Angaben Rudolf Steiners zu Ehe und Familie)
  • Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Menschenkunde, GA 107 (1988), ISBN 3-7274-1070-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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