Repräsentanz

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Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (Goetheanum) erwartet von den Mitgliedern der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, dass sie die Anthroposophie repräsentieren. Doch was kann das im Alltag heißen? Müssen wir zu allem schweigen, nur weil wir die Positivitätsübung im Alltag beherzigen wollen? Totales Schweigen zu allen uns umgebenden Phänomenen würde heißen in uns den dort lebenden Parzival-Impuls (Frage-Impuls) zum Schweigen zu bringen. Zugleich ist eine Allgemeine Formulierung von Repräsentanz angesichts der Vielfalt von karmischen Strömungen innerhalb der Anthroposophischen Bewegung (Sieben an der Zahl) wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Insofern kann angesichts eines wirklich Freien Geisteslebens, eine Grundforderung an die Repräsentanz eigentlich nur bedeuten, nicht gegen die guten Sitten bzw. Gesetze, und nicht gegen Kernbestandteile der Anthroposophie zu verstoßen, auch wenn letzteres wohl verschieden auszulegen ist, denn moralische Intuitionen (Philosophie der Freiheit) dürften in der Praxis eine gewisse Vielfalt erfordern. Diese moralischen Intuitionen sind die jeweils ureigenen Möglichkeiten der jeweils individuell verkörperten Seele (Entelechie). In dem Zeitalter der Bewußtseinsseele wird jedes Individuum auf individuell verschiedene Weise mit dem Bösen konfrontiert. Dabei werden die individuellen Antworten darauf verschieden sein müssen. Wenn die AAG tatsächlich "die freieste Gesellschaft der Welt" (Rudolf Steiner) sein will, dann gilt es auch für die 1. Klasse "die ursprünglich freiheitlichen Intentionen Steiners" (Johannes Kiersch) wieder aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken. Worum kann es sich also bei der Forderung nach Repräsentanz dann noch handeln? Um ein individuelles Bestreben <<das gut werde>> (Grundsteinspruch), was wir handelnd tun als Repräsentanten der anthroposophischen Sache (vgl. Marc Desaules).

Literatur

  • Robin Schmidt: Mitgliedschaft - Studium - Kontakt. In: Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum. Zur Orientierung und Einführung, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2008, S. 127
  • Goetheanum - Freie Hochschule für Geisteswissenschaft - Allgemeine Anthroposophische Sektion - Erste Klasse, Manuskriptdruck der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach 2002, S. 7
  • Salvatore Lavecchia: Das sokratische Wesen der moralischen Phantasie. Immanuel Kants kategorischer Imperativ und Rudolf Steiners Grundmaxime. Ein Vergleich. In: DIE DREI 4/2017, S. 29 - 34
  • Johannes Kiersch: Steiners individualisierte Esoterik einst und jetzt. Zur Entwicklung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012, S. 228
  • Marc Desaules: Repräsentant sein: Rudolf Steiners Hochschulbedingung. In: Peter Selg/Marc Desaules (Hg.): Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft. Ihre Bedeutung und ihr Ziel, Vlg. des Ita Wegman Instituts, Arlesheim 2018, S. 155 - 174
  • Anna-Katharina Dehmelt: Der anthroposophische Schulungsweg und die Aufgabe der Klassenstunden. In: Anthroposophie. Vierteljahrsschrift zur Anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Johanni 2019, Nr. 288, S. 97 - 105