Zufall und Synthese: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Zufall''' ([[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''zuoval''; {{ELSalt|τύχη}}, ''tyche'') erscheinen Ereignisse oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, für die keine [[kausal]]e Begründung erkennbar ist, die also in diesem Sinn [[kontingent]] sind, und die trotz gleicher Vorbedingungen, sofern solche überhaupt hergestellt werden können, nicht mit gleichem Ausgang wiederholbar sind. Offen bleibt dabei, ob der Zufall einem [[Wikipedia:Ontologie|ontologischen]] [[Indeterminismus]] entspringt, oder nur auf der Unkenntnis der zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeiten beruht. Von den [[Mystik]]ern des [[Wikipedia:14. Jahrhundert|14. Jahrhundert]]s wurde das Wort "Zufall" als [[Wikipedia:Lehnübersetzung|Lehnübersetzung]] für [[Latein|lat.]] ''[[accidens]]'' im Sinn eines bloß ''äußerlich Hinzukommendem'', einem ''nicht'' [[Wesenhaft]]em, gebraucht.
Als '''Synthese''' (von {{ELSalt|σύνθεσις}}, ''sýnthesis'', "die Zusammensetzung, Zusammenfassung, Verknüpfung") im allgemeinsten Sinn bezeichnet man die Verbindung von zwei oder mehr Elementen zu einer neuen, gegebenenfalls höheren [[Einheit]].  


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== Chemie ==
"In der physischen Welt von «Zufall» sprechen, ist gewiß
Von [[Wikipedia:Hermann Kolbe|Hermann Kolbe]] wurde der [[Begriff]] [[Wikipedia:1845|1845]]<ref>Hermann Kolbe: ''Beiträge zur Kenntnis der gepaarten Verbindungen'', Ann. Chem. & Pharm. 115 (1860) S. 145.</ref> für die [[Wikipedia:Synthese (Chemie)|Synthese]] von [[Chemische Verbindung|chemischen Verbindungen]] in die [[Wikipedia:Chemie|Chemie]] eingeführt.
nicht unberechtigt. Und so unbedingt der Satz gilt: «Es gibt
keinen Zufall», wenn man alle Welten in Betracht zieht, so
unberechtigt wäre es, das Wort «Zufall» auszumerzen, wenn
bloß von der Verkettung der Dinge in der physischen Welt
die Rede ist. Der Zufall in der physischen Welt wird nämlich
dadurch herbeigeführt, daß sich in dieser Welt die Dinge im
sinnlichen Räume abspielen. Sie müssen, insofern sie sich in
diesem Räume abspielen, auch den Gesetzen dieses Raumes
gehorchen. In diesem Räume aber können äußerlich Dinge zusammentreffen,
die zunächst innerlich nichts miteinander zutun
haben." {{Lit|{{G|034|362f}}}}
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== Dialektik ==
"Naturgesetze
In der [[Dialektik]] [[Hegel]]s ist die Synthese die [[Aufhebung]] des Widerspruchs von [[These]] und [[Antithese]].
anerkennen, die in den chemischen, in den physikalischen
Vorgängen wirken, das ist ein Mut, der ja da ist, den die Menschen
haben, und er soll ihnen nicht abgesprochen werden; aber er ist billig.
Denn die Welt läßt sich nicht leicht als eine bloße Zufälligkeit betrachten,
insofern man es mit Naturtatsachen zu tun hat. Aber der Mut
verdunstet gegenüber den Dingen, die man gewöhnlich als zufällig
bezeichnet, wo der Mensch gerade stark sein sollte - nämlich dem
Zufall gegenüber - und sich sagen sollte: Da treten mir in einer gewissen
Sphäre Ereignisse gegenüber, welche sich scheinbar sinnlos
zusammenschließen; ich werde einen tieferen Sinn darin suchen. -
Hineintragen den Sinn in die äußere Zufälligkeit, das hieße, sich mit
starker Seele den äußeren Zeichen entgegenwerfen, so daß der Mut
auch andauerte gegenüber den scheinbar zufälligen Ereignissen. So
daß also das heutige Phantasieren gegenüber dem Zufall aus einer
inneren Schwäche stammt, weil sich der Mensch nicht getraut gegenüber
den Dingen, die er heute Zufall nennt, ein Gesetz anzuerkennen.
Das ist etwas, was man bezeichnen darf als wissenschaftliche Feigheit,
als Feigheit der Wissenschaft gegenüber dem Zufall: stehenzubleiben
und nicht den Mut zu haben, in das, was sich als ein bloßes wirres
Chaos darbietet, die Gesetze hineinzutragen, weil das Gesetz sich nicht
selbst anbietet und dazu zwingt, es aus innerem Mut hineinzutragen.
Daher muß entgegentreten der mutiosen Wissenschaft, die sich heute
bloß auf Naturgesetze ausdehnen will, die mutvolle, starke, kühne
Wissenschaft des Geistes, welche die innere Seele so belebt, daß in das
scheinbare Chaos der Zufälligkeiten Gesetz und Ordnung hineingebracht
wird. Und das ist diejenige Seite der Geisteswissenschaft, von
der man sagen muß: Der Mensch soll durch sie stark werden, um
nicht bloß dort Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen, wo die äußeren
Verhältnisse zu Stärke und Mut zwingen, sondern auch dort, wo er
sein Inneres aufrufen muß, um so zu sprechen, wie sonst nur die Naturereignisse
mit ihrem Zwange zu ihm sprechen." {{Lit|{{G|133|53f}}}}
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== Einzelnachweise ==
"Ahriman ist das Prinzip, das sich in unsere Wahrnehmungen mischt
und von außen in uns hineinzieht. Nun wirkt Ahriman am allerstärksten
in den Fällen, wo wir das Gefühl haben: Hier kommst du mit deinem
Denken nicht mehr nach; da stehst du an einem kritischen Punkt
mit deinem Denken, da fängt sich das Denken wie in einem Gedankenknäuel.
- Da ergreift das ahrimanische Prinzip die Gelegenheit, um wie
durch einen Spalt der Außenwelt in uns einzudringen. Wenn wir den
Gang der Weltereignisse verfolgen und die mehr offenbaren Ereignisse
ansehen, wenn wir zum Beispiel die heutige Physik zurückverfolgen bis
zu dem Moment, wo Galilei vor der schwingenden Kirchenlampe im
Dom zu Pisa saß, so können wir ein Gedankennetz über alle Ereignisse
spinnen, das uns die Sache leicht erklärt; überall werden uns die Dinge
erklärlich werden. Da aber, an der Stelle, wo wir zu der schwingenden
Kirchenlampe kommen, da verwickeln sich unsere Gedanken. Da ist
das Fenster, wo die ahrimanischen Kräfte am allerstärksten in uns eindringen,
und da hört unser Denken auf, dasjenige aus den Erscheinungen
zu begreifen, was Vernunft und Verständnis in die Sache hineinbringen
kann. Da sitzt aber auch das, was man den Zufall nennt. Er
sitzt da, wo uns Ahriman am allergefährlichsten wird. Diejenigen Erscheinungen
nennt der Mensch zufällig, bei denen er durch den ahrimanischen
Einfluß am allerleichtesten getäuscht werden kann.


So wird der Mensch verstehen lernen, daß es nicht in der Natur der
<references/>
Tatsachen liegt, wenn er irgendwo veranlaßt wird, von Zufall zu
sprechen, sondern daß es an ihm, an seiner Entwickelung liegen wird.
Und er wird sich nach und nach dazu erziehen müssen, Maja und Illusion
zu durchdringen, das heißt, dort die Dinge zu durchdringen, wo
Ahriman am stärksten wirkt." {{Lit|{{G|120|111f}}}}
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== Literatur ==
[[Kategorie:Wissenschaft]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Logik]] [[Kategorie:Dialektik]] [[Kategorie:Synthetisches Denken]]
 
#Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge1|33}}
#Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
#Rudolf Steiner: ''Der irdische und der kosmische Mensch'', [[GA 133]] (1989), ISBN 3-7274-1330-1 {{Vorträge|133}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Philosophie]]

Version vom 10. Juni 2018, 08:31 Uhr

Als Synthese (von griech. σύνθεσις, sýnthesis, "die Zusammensetzung, Zusammenfassung, Verknüpfung") im allgemeinsten Sinn bezeichnet man die Verbindung von zwei oder mehr Elementen zu einer neuen, gegebenenfalls höheren Einheit.

Chemie

Von Hermann Kolbe wurde der Begriff 1845[1] für die Synthese von chemischen Verbindungen in die Chemie eingeführt.

Dialektik

In der Dialektik Hegels ist die Synthese die Aufhebung des Widerspruchs von These und Antithese.

Einzelnachweise

  1. Hermann Kolbe: Beiträge zur Kenntnis der gepaarten Verbindungen, Ann. Chem. & Pharm. 115 (1860) S. 145.