Lili Kolisko und Zufall: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Lili_Kolisko.jpg|thumb|250px|Lili Kolisko mit ihrer Tochter]]
Als '''Zufall''' ([[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''zuoval''; {{ELSalt|τύχη}}, ''tyche'') erscheinen Ereignisse oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, für die keine [[kausal]]e Begründung erkennbar ist, die also in diesem Sinn [[kontingent]] sind, und die trotz gleicher Vorbedingungen, sofern solche überhaupt hergestellt werden können, nicht mit gleichem Ausgang wiederholbar sind. Offen bleibt dabei, ob der Zufall einem [[Wikipedia:Ontologie|ontologischen]] [[Indeterminismus]] entspringt, oder nur auf der Unkenntnis der zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeiten beruht. Von den [[Mystik]]ern des [[Wikipedia:14. Jahrhundert|14. Jahrhundert]]s wurde das Wort "Zufall" als [[Wikipedia:Lehnübersetzung|Lehnübersetzung]] für [[Latein|lat.]] ''[[accidens]]'' im Sinn eines bloß ''äußerlich Hinzukommendem'', einem ''nicht'' [[Wesenhaft]]em, gebraucht.
'''Lili Kolisko''' (* [[Wikipedia:2. September|2. September]] [[Wikipedia:1889|1889]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]] (damals [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]]; † [[Wikipedia:20. November|20. November]] [[Wikipedia:1976|1976]] in [[Wikipedia:Gloucester|Gloucester]] ([[Wikipedia:Großbritannien|Großbritannien]])) war [[Anthroposoph]]in und [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaftler]]in. Die von ihr entwickelte [[Steigbildmethode]] ermöglichte erstmals den Nachweis [[kosmisch]]er Wirkungen in [[irdisch]]en [[Substanz]]en und machte sie zu einer Pionierin der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen Landwirtschaft]].


== Leben ==
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"In der physischen Welt von «Zufall» sprechen, ist gewiß
Am [[Wikipedia:2. September|2. September]] [[Wikipedia:1889|1889]] wurde Lili Kolisko in [[Wikipedia:Wien|Wien]] als Tochter eines Schriftsetzers geboren. Gemeinsam mit ihren beiden Stiefschwestern verlebte sie ihre Kindheit und Jugendzeit in ärmlichen Verhälthissen, die durch die Trunksucht des Vaters zusätzlich belastet waren. Dennoch konnte sie das Gymnasium besuchen und mit der [[Wikipedia:Matura|Matura]] abschließen. Nach Ausbruch des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] arbeitete sie ab [[Wikipedia:1914|1914]] als freiwillige Helferin in einem Wiener Lazarett, wo sie die verschiedensten medizinischen Labortechniken handhaben lernte. Hier begegnete sie auch dem jungen Assistenzarzt [[Eugen Kolisko]], dessen Ehefrau sie [[Wikipedia:1917|1917]] wurde. Beide verband das starke Interesse für [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaft]]en und [[Anthroposophie]].
nicht unberechtigt. Und so unbedingt der Satz gilt: «Es gibt
 
keinen Zufall», wenn man alle Welten in Betracht zieht, so
Nachdem Lili Kolisko [[Wikipedia:1915|1915]] erstmals [[Rudolf Steiner]] persönlich begegnet war, bat sie in bald darauf brieflich um Anregungen zur Entwicklung einer [[geisteswissenschaft]]lich orientierten [[Wikipedia:Chemie|Chemie]].
unberechtigt wäre es, das Wort «Zufall» auszumerzen, wenn
 
bloß von der Verkettung der Dinge in der physischen Welt
[[Wikipedia:1919|1919]] wurde dem Ehepaar Kolisko eine Tochter geboren und im März [[Wikipedia:1920|1920]] übersiedelte die Familie nach [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]], wo Eugen Kolisko von nun an als [[Waldorflehrer|Lehrer]] in der neu begründeten [[Waldorfschule]] arbeitete.
die Rede ist. Der Zufall in der physischen Welt wird nämlich
 
dadurch herbeigeführt, daß sich in dieser Welt die Dinge im
Im Juli desselben Jahres forschte Eugen Kolisko zusammen mit Rudolf Steiner an einem Heilmittel gegen die damals grassierende [[Wikipedia:Maul- und Klauenseuche|Maul- und Klauenseuche]]. Die dafür nötigen Laborarbeiten, um die richtige Dosierung des Mittels herauszufinden, wurden Lili Kolisko übertragen. Rudolf Steiner gab ihr dazu die Anweisung, Keimversuche an Pflanzen mit verschiedenen Verdünnungen vornehmen und das Resultat in Kurvenform aufzuzeichnen. Lili Kolisko untersuchte auch das Blut der erkrankten Tiere und konnte 1922, als man noch wenig über die Funktion der Milz wusste, in ihrer bahnbrechenden Schrift „Milzfunktion und Plättchenfrage“ einen von der Milz abgesonderten Stoffwechselregulator nachweisen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde, zunächst in einem kleinen, als Labor gebrauchten Raum der [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]er Waldorfschule, das nach Steiners Wunsch so benannte [[Biologisches Institut am Goetheanum|Biologischen Institut am Goetheanum]] begründet, dessen Tätigkeitsbereich bald erweitert wurde.
sinnlichen Raume abspielen. Sie müssen, insofern sie sich in
 
diesem Raume abspielen, auch den Gesetzen dieses Raumes
Rudolf Steiner hielt Lili Koliskos Forschungsarbeiten für sehr bedeutsam und besuchte sie häufig in ihrem Labor, um die Ergebnisse zu besprechen und weitere Anregungen zu geben. Koliskos Versuche sollten darauf abzielen, den herrschenden [[Materialismus]] zu überwinden und die [[ätherisch]]en Qualitäten, die der [[Materie]] zugrunde liegen, sichtbar zu machen. Gemeinsam mit Steiner entwickwelte Kolisko dazu [[Potenzierung]]sverfahren, durch die die materielle Substanz schrittweise so bis über die Grenze der [[Wikipedia:Analyse (Chemie)|analytischen]] Nachweisbarkeit verdünnt wurden, dass dabei zugleich die ätherische Wirksamkeit immer deutlicher hervortrat. Die von Lili Kolisko entwickelte Rhythmisierungsverfahren, bei der sie differenzierte Schüttelrhythmen für einzelne [[Stoff]]e ausarbeitete, war wegweisend für die spätere [[anthroposophisch]]e [[Heilmittel]]forschung. Von der [[Wala|Wala Heilmittel GmbH]] wurden dieser Verfahren unter Leitung von [[Rudolf Hauschka]] weiterentwickelt. In Keimversuchen mit Pflanzen zeigten die Verdünnungen, von Steiner als «[[kleinste Entitäten]]» bezeichnet, den von ihm erwarteten rhythmischen Verlauf.
gehorchen. In diesem Raume aber können äußerlich Dinge zusammentreffen,
die zunächst innerlich nichts miteinander zutun
haben." {{Lit|{{G|034|362f}}}}
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"Ich denke aber, seit den Untersuchungen von
"Naturgesetze
Lily Kolisko über die Wirkungen kleinster Entitäten, die in so glänzender Weise alles
anerkennen, die in den chemischen, in den physikalischen
dasjenige, was bisher Tappen und Tasten in der Homöopathie war, auf eine so gründliche
Vorgängen wirken, das ist ein Mut, der ja da ist, den die Menschen
wissenschaftliche Basis gestellt haben, ich denke seit der Zeit kann man es
haben, und er soll ihnen nicht abgesprochen werden; aber er ist billig.
durchaus als wissenschaftlich ansehen, daß kleinste Entitäten, in
Denn die Welt läßt sich nicht leicht als eine bloße Zufälligkeit betrachten,
kleinen Mengen gerade die strahlenden Kräfte, die gebraucht werden in der organischen
insofern man es mit Naturtatsachen zu tun hat. Aber der Mut
Welt, dadurch entbunden werden, daß man kleinste Mengen in entsprechender
verdunstet gegenüber den Dingen, die man gewöhnlich als zufällig
Weise verwendet." {{Lit|GA 327, S 122ff}}
bezeichnet, wo der Mensch gerade stark sein sollte - nämlich dem
Zufall gegenüber - und sich sagen sollte: Da treten mir in einer gewissen
Sphäre Ereignisse gegenüber, welche sich scheinbar sinnlos
zusammenschließen; ich werde einen tieferen Sinn darin suchen. -
Hineintragen den Sinn in die äußere Zufälligkeit, das hieße, sich mit
starker Seele den äußeren Zeichen entgegenwerfen, so daß der Mut
auch andauerte gegenüber den scheinbar zufälligen Ereignissen. So
daß also das heutige Phantasieren gegenüber dem Zufall aus einer
inneren Schwäche stammt, weil sich der Mensch nicht getraut gegenüber
den Dingen, die er heute Zufall nennt, ein Gesetz anzuerkennen.
Das ist etwas, was man bezeichnen darf als wissenschaftliche Feigheit,
als Feigheit der Wissenschaft gegenüber dem Zufall: stehenzubleiben
und nicht den Mut zu haben, in das, was sich als ein bloßes wirres
Chaos darbietet, die Gesetze hineinzutragen, weil das Gesetz sich nicht
selbst anbietet und dazu zwingt, es aus innerem Mut hineinzutragen.
Daher muß entgegentreten der mutlosen Wissenschaft, die sich heute
bloß auf Naturgesetze ausdehnen will, die mutvolle, starke, kühne
Wissenschaft des Geistes, welche die innere Seele so belebt, daß in das
scheinbare Chaos der Zufälligkeiten Gesetz und Ordnung hineingebracht
wird. Und das ist diejenige Seite der Geisteswissenschaft, von
der man sagen muß: Der Mensch soll durch sie stark werden, um
nicht bloß dort Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen, wo die äußeren
Verhältnisse zu Stärke und Mut zwingen, sondern auch dort, wo er
sein Inneres aufrufen muß, um so zu sprechen, wie sonst nur die Naturereignisse
mit ihrem Zwange zu ihm sprechen." {{Lit|{{G|133|53f}}}}
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[[Bild:Kolisko Steigbild1.gif|thumb|350px|Steigbilder nach [[Lili Kolisko]].]]
Um die Wirksamkeit der «kleinsten Entitäten» noch deutlicher sichtbar zu machen, entwickelte Koliska ab [[Wikipedia:1923|1923]] das [[Steigbildverfahren]], durch das dem geübten Auge das sinnliche Abbild der [[ätherisch]]en [[Bildekräfte]] offenbart wird. Auf Basis dieses Verfahrens untersuchte sie in den folgenden Jahrzehnten auch den Einfluss [[kosmisch]]er Konstellationen auf die Gestaltungskräfte. So konnte sie in aufwendigen Versuchsreihen mit einprozentigen ''Metallsalzlösungen'' die Wirkung von [[Sonne]]n- und [[Mond]]finsternissen und den Einfluss der [[Planet]]enbewegungen auf die sieben [[Planetenmetalle]] dokumentieren. Das "Sternenwirken in Erdenstoffen" - so der Titel ihrer grossen zusammenfassenden Arbeit über dieses Thema - wurde damit erstmals auf wissenschaftlich fundierte Weise nachgewiesen. Im Nachwort ihrer Studie, die ihrer Arbeiten von 1923 - 1959 über den ''physiologischen und physikalischen Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten'' zusammenfasst, schreibt Lili Kolisko:


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"In dem Kursus, den Rudolf Steiner im Jahre 1920 für Ärzte in der Schweiz hielt, bezeichnete er es als eine „schöne Aufgabe, die Wirkungen, die sich bei der Potenzierung herausstellen, in gewissen Kurven darzustellen". Es war eine schöne Aufgabe. Immer wieder überzeugt man sich, daß, wenn man Rudolf Steiners Worte ernst nimmt und seinen Anregungen folgt, sie sich in allen Einzelheiten bewahrheiten. Wie wunderbar war es erst, als die Versuche bis zur 30. Dezimalpotenz ausgeführt wurden, festzustellen, daß die Pflanze im Wachstumsprozeß reagiert auf kleinste Stoffmengen, daß das Wachstum zunimmt, dann abnimmt, daß man einen Nullpunkt erreicht. Das Wachstum sinkt weit unter die Wasserkontrolle, Der Stoff wird weiter potenziert und wiederum steigt das Wachstum an, überschreitet die Wasserkontrollpflanze, erreicht ein maximales Wachstum. Man potenziert weiter und wiederum fällt das Wachstum zu einem Minimum herunter.
"Ahriman ist das Prinzip, das sich in unsere Wahrnehmungen mischt
und von außen in uns hineinzieht. Nun wirkt Ahriman am allerstärksten
in den Fällen, wo wir das Gefühl haben: Hier kommst du mit deinem
Denken nicht mehr nach; da stehst du an einem kritischen Punkt
mit deinem Denken, da fängt sich das Denken wie in einem Gedankenknäuel.
- Da ergreift das ahrimanische Prinzip die Gelegenheit, um wie
durch einen Spalt der Außenwelt in uns einzudringen. Wenn wir den
Gang der Weltereignisse verfolgen und die mehr offenbaren Ereignisse
ansehen, wenn wir zum Beispiel die heutige Physik zurückverfolgen bis
zu dem Moment, wo Galilei vor der schwingenden Kirchenlampe im
Dom zu Pisa saß, so können wir ein Gedankennetz über alle Ereignisse
spinnen, das uns die Sache leicht erklärt; überall werden uns die Dinge
erklärlich werden. Da aber, an der Stelle, wo wir zu der schwingenden
Kirchenlampe kommen, da verwickeln sich unsere Gedanken. Da ist
das Fenster, wo die ahrimanischen Kräfte am allerstärksten in uns eindringen,
und da hört unser Denken auf, dasjenige aus den Erscheinungen
zu begreifen, was Vernunft und Verständnis in die Sache hineinbringen
kann. Da sitzt aber auch das, was man den Zufall nennt. Er
sitzt da, wo uns Ahriman am allergefährlichsten wird. Diejenigen Erscheinungen
nennt der Mensch zufällig, bei denen er durch den ahrimanischen
Einfluß am allerleichtesten getäuscht werden kann.


Nun dehnt man die Versuchsreihe weiter aus. Man verdoppelt die Anzahl der Potenzen bis zur 60. Dezimalpotenz und findet einen fortschreitenden rhythmischen Prozeß, der immer wieder neue Minima und Maxima ergibt. Der kleine Rhythmus verschwimmt in einem größeren.
So wird der Mensch verstehen lernen, daß es nicht in der Natur der
 
Tatsachen liegt, wenn er irgendwo veranlaßt wird, von Zufall zu
Und wiederum versucht man, die Reihe der Potenzen zu erweitern bis zur 120. Potenz. Der rhythmische Prozeß kommt nicht zu einem Ende. Das Pflanzenwachstum zeigt immer wieder eine Wirksamkeit, die aber nicht mehr an einen Stoff gebunden ist. Wirkungen nimmt man wahr — ohne daß man einen Stoff dafür nachweisen kann. Man steht staunend und bewundernd vor den reinen Kräftewirkungen.
sprechen, sondern daß es an ihm, an seiner Entwickelung liegen wird.
 
Und er wird sich nach und nach dazu erziehen müssen, Maja und Illusion
Dann werden die Versuche mit physikalischen Methoden weitergeführt bis zur 600. Dezimalpotenz und wieder ergeben sich Kurven mit Maxima und Minima. Für jeden Stoff eine spezifische Kurve. Es schwingt ein wunderbarer Rhythmus durch die Substanz, vom terrestrischen hinüber zum kosmischen...
zu durchdringen, das heißt, dort die Dinge zu durchdringen, wo
 
Ahriman am stärksten wirkt." {{Lit|{{G|120|111f}}}}
Man muß die Kurven lesen lernen. Auch das ist eine schöne Aufgabe. Im Jahn 1926 schrieb ich im Nachwort des Buches „Physiologischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten bei sieben Metallen": ''Die Kurven sind ins Physische heruntergeholte Bilder geistiger Realitäten! Sie spiegeln Weltgesetzmäßigkeiten wieder.'' Wenn man sich das vor Augen hält, dann scheut man nicht zurück vor der Mühe, in dieses wunderbare Gebiet tiefer einzudringen und in Dankbarkeit Rudolf Steiners zu denken, der uns diese Erkenntnisse erschlossen hat." {{Lit|Kolisko, S 273f}}
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Gemeinsam mit ihrem Mann war Lili Kolisko sehr aktiv in der [[Anthroposophische Gesellschaft]] tätig. Nach der [[Weihnachtstagung]] wurde sie [[Wikipedia:1924|1924]] von [[Rudolf Steiner]] beauftragt, im Rahmen der neu begründeten [[Erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft|Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]] die von Steiner gegebenen esoterischen Unterweisungen, die sogenannten [[Klassenstunden]], für die [[Waldorflehrer|Lehrer]] der [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]er [[Waldorfschule]] zu lesen.
== Literatur ==


Nach dem Tod Rudolf Steiners im Jahre [[1925]] wurden die Arbeitsbedingungen in den folgenden Jahren für das Ehepaar Kolisko, das sich [[Ita Wegman]] und [[Elisabeth Vreede]] verpflichtet fühlte, aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen rund um die Nachfolge Steiners zunehmend schwierig. Auch wurden Lili Koliskos Arbeiten von den anthroposophischen Ärzten weitgehend ingnoriert und nur mit geringen finanziellen Mitteln bedacht, da man sie nicht als kompetent genug ansah, weil sie keine akademische [[medizin]]ische oder [[Wikipedia:Pharmazie|pharmazeutische]] Ausbildung vorweisen konnte. [[Wikipedia:1934|1934]] verließ das Ehepaar Stuttgart und übersiedelte schließlich nach einem kurzen Aufenthalt in [[Wikipedia:Unterlengenhardt|Unterlengenhardt]] endgültig nach [[Wikipedia:London|London]], wo auf Anregung des englischen [[Theosoph]]en und [[Anthroposoph]]en [[Daniel Nicol Dunlop]] die [[International Association for the Advancement of Spiritual Science]] aufgebaut werden sollte. Der Plan scheiterte, da Dunlop schon im folgenden Jahr verstarb.
#Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge1|33}}
 
#Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
[[Wikipedia:1939|1939]] starb Lili Koliskos Mann Eugen plötzlich und unerwartet in einem einsamen Eisenbahnabteil eines Vorortzuges an einem [[Wikipedia:Herzinfarkt|Herzinfarkt]]. Von da an lebte Lili Kolisko sehr zurückgezogen, doch setzte sie unter schwierigsten finaziellen Bedingungen unermüdlich ihre Forschungen fort. Auch übersetzte sie zahlreiche Werke ihres verstorbenen Mannes ins [[Wikipedia:Engische Sprache|Englische]]. [[Wikipedia:1961|1961]] konnte sie die  Biographie ihres Mannes Eugen Kolisko, fertigstellen, in der sie auch sehr ausführlich über die bitteren Erfahrung mit der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] nach dem Tod Steiners berichtet.
#Rudolf Steiner: ''Der irdische und der kosmische Mensch'', [[GA 133]] (1989), ISBN 3-7274-1330-1 {{Vorträge|133}}
 
Lili Kolisko starb am [[Wikipedia:20. November|20. November]] [[Wikipedia:1976|1976]] in [[Wikipedia:Gloucester|Gloucester]] nach einem arbeitsreichen Leben, das sie selbst einmal lapidar so zusammengefasst hatte: ''Nehmen Sie die Milzfunktion (1922) bis zum Blei (1952), dann haben Sie meine Biographie.''.
 
== Werke ==
*''Milzfunktion und Plättchenfrage'', Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1922
*''Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten'', Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1923, neu herausgegeben vom Verlag am Goetheanum, Dornach 1997
*''Aus dem biologischen Institute am Goetheanum'', in: ''Gäa Sophia'', Bd. I, Dornach 1926
*''Kristall-Gestaltungskräfte'', Dornach o. J.
*''Die Sonnenfinsternis vom 29. Juni 1927'', Stuttgart 1927
*''Sternenwirken in Erdenstoffen'', Stuttgart 1927
*''Das Silber und der Mond'', Stuttgart 1929
*''Der Jupiter und das Zinn'', Stuttgart 1932
*''Der Mond und das Pflanzenwachstum'', Stuttgart 1933
*''Mitteilungen des Biologischen Instituts am Goetheanum'', Bd. I/II/III/IV, Stuttgart 1934/1934 /1935/1935
*''Gold und die Sonne. Die totale Finsternis vom 19. VI. 1936'', Stuttgart 1936
*''Capillary Dynamolysis, Wynstones [1943]
* mit E. Kolisko: ''Agriculture of Tomorrow'', Gloucester 1945
*''Foot and Mouth Disease'', Edge o. J.
*''Spirit in Matter'', Edge 1948
*''Saturn und Blei'', Edge near Stroud 1952
* mit E. Kolisko: ''Die Landwirtschaft der Zukunft'', Edge 1958;
*''Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923–1959'', Stuttgart 1959
*''Die totale Sonnenfinsternis vom 15. II. 1961'', Stuttgart 1961
*''Die Sonnenfinsternis im Experiment, als Erlebnis und ihr Wesen'', Stuttgart 1961
*''Eugen Kolisko, ein Lebensbild, Gerabronn 1961
 
== Literatur ==
#Lili Kolisko: ''Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923 - 1959'', Herausgegeben durch die Arbeitsgemeinschaft anthroposophischer Ärzte, Stuttgart
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft'', [[GA 327]] (1999)


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Wissenschaft]]
*{{PND|126507244}}
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=248 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
*[http://wwwuser.gwdg.de/~uare/news/Kalender/Lili%20Kolisko.pdf Lili Kolisko] - Pionierin der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.
 
{{DEFAULTSORT:Kolisko, Lili}}
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Naturwissenschaftler]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Biographie]]
 
{{Personendaten
|NAME=Kolisko, Lili
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=österreichische Anthroposophin und Naturwissenschaftlerin
|GEBURTSDATUM=2. September 1889
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Wien|Wien]]
|STERBEDATUM=20. November 1976
|STERBEORT=[[Wikipedia:Gloucester|Gloucester]]
}}

Version vom 17. April 2015, 10:13 Uhr

Als Zufall (mhd. zuoval; griech. τύχη, tyche) erscheinen Ereignisse oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, für die keine kausale Begründung erkennbar ist, die also in diesem Sinn kontingent sind, und die trotz gleicher Vorbedingungen, sofern solche überhaupt hergestellt werden können, nicht mit gleichem Ausgang wiederholbar sind. Offen bleibt dabei, ob der Zufall einem ontologischen Indeterminismus entspringt, oder nur auf der Unkenntnis der zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeiten beruht. Von den Mystikern des 14. Jahrhunderts wurde das Wort "Zufall" als Lehnübersetzung für lat. accidens im Sinn eines bloß äußerlich Hinzukommendem, einem nicht Wesenhaftem, gebraucht.

"In der physischen Welt von «Zufall» sprechen, ist gewiß nicht unberechtigt. Und so unbedingt der Satz gilt: «Es gibt keinen Zufall», wenn man alle Welten in Betracht zieht, so unberechtigt wäre es, das Wort «Zufall» auszumerzen, wenn bloß von der Verkettung der Dinge in der physischen Welt die Rede ist. Der Zufall in der physischen Welt wird nämlich dadurch herbeigeführt, daß sich in dieser Welt die Dinge im sinnlichen Raume abspielen. Sie müssen, insofern sie sich in diesem Raume abspielen, auch den Gesetzen dieses Raumes gehorchen. In diesem Raume aber können äußerlich Dinge zusammentreffen, die zunächst innerlich nichts miteinander zutun haben." (Lit.: GA 034, S. 362f)

"Naturgesetze anerkennen, die in den chemischen, in den physikalischen Vorgängen wirken, das ist ein Mut, der ja da ist, den die Menschen haben, und er soll ihnen nicht abgesprochen werden; aber er ist billig. Denn die Welt läßt sich nicht leicht als eine bloße Zufälligkeit betrachten, insofern man es mit Naturtatsachen zu tun hat. Aber der Mut verdunstet gegenüber den Dingen, die man gewöhnlich als zufällig bezeichnet, wo der Mensch gerade stark sein sollte - nämlich dem Zufall gegenüber - und sich sagen sollte: Da treten mir in einer gewissen Sphäre Ereignisse gegenüber, welche sich scheinbar sinnlos zusammenschließen; ich werde einen tieferen Sinn darin suchen. - Hineintragen den Sinn in die äußere Zufälligkeit, das hieße, sich mit starker Seele den äußeren Zeichen entgegenwerfen, so daß der Mut auch andauerte gegenüber den scheinbar zufälligen Ereignissen. So daß also das heutige Phantasieren gegenüber dem Zufall aus einer inneren Schwäche stammt, weil sich der Mensch nicht getraut gegenüber den Dingen, die er heute Zufall nennt, ein Gesetz anzuerkennen. Das ist etwas, was man bezeichnen darf als wissenschaftliche Feigheit, als Feigheit der Wissenschaft gegenüber dem Zufall: stehenzubleiben und nicht den Mut zu haben, in das, was sich als ein bloßes wirres Chaos darbietet, die Gesetze hineinzutragen, weil das Gesetz sich nicht selbst anbietet und dazu zwingt, es aus innerem Mut hineinzutragen. Daher muß entgegentreten der mutlosen Wissenschaft, die sich heute bloß auf Naturgesetze ausdehnen will, die mutvolle, starke, kühne Wissenschaft des Geistes, welche die innere Seele so belebt, daß in das scheinbare Chaos der Zufälligkeiten Gesetz und Ordnung hineingebracht wird. Und das ist diejenige Seite der Geisteswissenschaft, von der man sagen muß: Der Mensch soll durch sie stark werden, um nicht bloß dort Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen, wo die äußeren Verhältnisse zu Stärke und Mut zwingen, sondern auch dort, wo er sein Inneres aufrufen muß, um so zu sprechen, wie sonst nur die Naturereignisse mit ihrem Zwange zu ihm sprechen." (Lit.: GA 133, S. 53f)

"Ahriman ist das Prinzip, das sich in unsere Wahrnehmungen mischt und von außen in uns hineinzieht. Nun wirkt Ahriman am allerstärksten in den Fällen, wo wir das Gefühl haben: Hier kommst du mit deinem Denken nicht mehr nach; da stehst du an einem kritischen Punkt mit deinem Denken, da fängt sich das Denken wie in einem Gedankenknäuel. - Da ergreift das ahrimanische Prinzip die Gelegenheit, um wie durch einen Spalt der Außenwelt in uns einzudringen. Wenn wir den Gang der Weltereignisse verfolgen und die mehr offenbaren Ereignisse ansehen, wenn wir zum Beispiel die heutige Physik zurückverfolgen bis zu dem Moment, wo Galilei vor der schwingenden Kirchenlampe im Dom zu Pisa saß, so können wir ein Gedankennetz über alle Ereignisse spinnen, das uns die Sache leicht erklärt; überall werden uns die Dinge erklärlich werden. Da aber, an der Stelle, wo wir zu der schwingenden Kirchenlampe kommen, da verwickeln sich unsere Gedanken. Da ist das Fenster, wo die ahrimanischen Kräfte am allerstärksten in uns eindringen, und da hört unser Denken auf, dasjenige aus den Erscheinungen zu begreifen, was Vernunft und Verständnis in die Sache hineinbringen kann. Da sitzt aber auch das, was man den Zufall nennt. Er sitzt da, wo uns Ahriman am allergefährlichsten wird. Diejenigen Erscheinungen nennt der Mensch zufällig, bei denen er durch den ahrimanischen Einfluß am allerleichtesten getäuscht werden kann.

So wird der Mensch verstehen lernen, daß es nicht in der Natur der Tatsachen liegt, wenn er irgendwo veranlaßt wird, von Zufall zu sprechen, sondern daß es an ihm, an seiner Entwickelung liegen wird. Und er wird sich nach und nach dazu erziehen müssen, Maja und Illusion zu durchdringen, das heißt, dort die Dinge zu durchdringen, wo Ahriman am stärksten wirkt." (Lit.: GA 120, S. 111f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Lucifer – Gnosis, GA 34 (1987), ISBN 3-7274-0340-3 html
  2. Rudolf Steiner: Die Offenbarungen des Karma, GA 120 (1992), ISBN 3-7274-1200-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Der irdische und der kosmische Mensch, GA 133 (1989), ISBN 3-7274-1330-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.