Nirvana und Das Märchen von dem Guten und dem Bösen: Unterschied zwischen den Seiten

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Auf dem '''Nirvanaplan''', im '''Nirvana''' ([[Sanskrit|skrt.]], n., निर्वाण, nirvāṇa; ''Erlöschen'' oder wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = ''aus'', vā = ''wehen'') bzw. '''Nibbana''' ([[Wikipedia:Pali|Pali]], nibbāna), liegt die Quelle allen aktiven [[Sein]]s. Hier entsprint die [[Schöpfung aus dem Nichts]]. Der Nirvanaplan, der noch über der [[Welt der Vorsehung]], dem [[Buddhiplan]], liegt, ist erfüllt von höchster Tätigkeit. Hier haben zugleich alle Taten, die der [[Mensch]] auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]] vollbringt, ihr geistiges Gegenbild und schreiben sich so in die [[Akasha-Chronik]] ein.
'''Das Märchen von dem Guten und dem Bösen''' wird zu Beginn des 9. Bildes von [[Rudolf Steiner]]s zweitem [[Mysteriendrama]] «[[Die Prüfung der Seele]]» von [[Frau Kühne]] für ihre Tochter [[Berta]], der früheren [[Inkarnation]] der [[Die andre Maria|andren Maria]], erzählt:


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"Wenn man im Sinne dieser [[Pläne]] den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.
<poem>
'''BERTA''':
Ich möchte heute die Geschichte hören,
Die von dem Guten und dem Bösen handelt.


Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man [[Akasha-Chronik]]. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan. Die Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern und dem Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Die Gedanken lebt der Mensch auf dem Mentalplan aus. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper heran und bildet sich so seinen künftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen Gedankenbildern. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten, den Herren des Karma, den [[Lipikas]], die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten des Menschen auf dem Budhi- und dem Nirvanaplan mit ihm - der schon wieder die kamische und andere Hüllen um sich hat - in Zusammenhang bringen für die folgenden Inkarnationen." {{Lit| GA 89, S 174ff}}
'''FRAU KÜHNE''':
</div>
Ich will sie dir recht gern erzählen; höre:
 
Es lebt' einmal ein Mann,
Aus dem Nirvanaplan stammt auch der [[geist]]ige [[Wesen]]skern des [[Mensch]]en, die [[Monade]], und wo er aus der vollen [[Freiheit]] seines [[Ich]]s tätig wird, handelt er aus dem Nirvana. Solche Taten haben weder karmische Ursachen, noch schaffen sie neues [[Karma]].  
Der sann viel über Weltendinge nach.
 
Es quälte sein Gehirn am meisten,
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Wenn er des Bösen Ursprung kennen wollte.
"Und nun denken Sie sich einen Menschen, der zunächst durch Karma bestimmt wird; durch Handlungen, Gedanken, Gefühle aus der Vergangenheit. Man denke sich ihn dann so weit vorgeschritten, daß er alles Karma ausgelöscht hat, also dem Nichts gegenübersteht. Wenn er dann noch handelt, sagt man im Okkultismus: Er handelt aus dem Nirvana heraus. - Aus dem Nirvana heraus erfolgten zum Beispiel die Handlungen eines Buddha, eines Christus, wenigstens zum Teil. Der gewöhnliche Mensch nähert sich dem nur dann, wenn er künstlerisch, religiös oder weltgeschichtlich inspiriert wird.
Da konnte er sich keine Antwort geben.
«Es ist die Welt von Gott», - so sagt' er sich,
«Und Gott kann nur das Gute in sich haben.
Wie kommen böse Menschen aus dem Guten?»
Und immer wieder sann er ganz vergebens;
Die Antwort wollte sich nicht finden lassen.
Da traf es sich einmal, daß jener Grübler
Auf seinem Wege einen Baum erblickte,
Der im Gespräche war mit einer Axt.
Es sagte zu dem Baume jene Axt:
«Was dir zu tun nicht möglich ist, ich kann es tun,
Ich kann dich fällen; du mich aber nicht.»
Da sagte zu der eitlen Axt der Baum:
«Vor einem Jahre nahm ein Mann das Holz,
Woraus er deinen Stiel verfertigt hat,
Durch eine andre Axt aus meinem Leib.»
Und als der Mann die Rede hatt' gehört,
Erstand in seiner Seele ein Gedanke,
Den er nicht klar in Worte bringen konnte,
Der aber volle Antwort gab der Frage:
Wie Böses aus dem Guten stammen kann.


Das intuitive Schaffen kommt aus dem «Nichts». Wer dazu kommen will, muß völlig frei von Karma werden. Er kann dann seine Impulse nicht mehr aus dem nehmen, woraus der Mensch sie gewöhnlich nimmt. Die Stimmung, die ihn dann überkommt, ist die der Gottseligkeit, die als Zustand auch Nirvana genannt wird." {{Lit|GA 93a, S 123f}}
'''JOSEPH KÜHNE''':
Bedenke die Geschichte, meine Tochter;
Und sehen wirst du, wie Naturbetrachtung
Erkenntnis schaffen kann im Menschenkopfe.
Ich weiß, wieviel ich mir erklären kann,
Wenn ich die Märchen denkend weiterspinne,
Durch welche unsre Ritter uns belehren.
</poem>
{{Lit|{{G|14|246f}}}}
</div>
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Im [[Buddhismus]] bezeichnet Nirvana jenen Zustand, in dem der [[Mensch]] durch die [[Erleuchtung]] ([[Bodhi]]) den Wahn des äußeren [[Dasein]]s und seiner eigenen [[Selbstheit]] überwunden hat und dadurch aus dem [[Rad der Wiedergeburten]] ([[Samsara]]) endgültig heraustritt und sich künftig nicht mehr auf [[Erde (Planet)|Erden]] [[Inkarnation|inkarnieren]] muss. Alles irdische [[Karma]] ist dann endgültig ausgelöscht.
== Literatur ==


Als der [[Buddha]] in das Nirvana einging, hatte er damit einen Zustand erreicht, der der [[Verklärung]] [[Christi]] entspricht. Um im Nirvana aufgehen zu können, muss man das [[Ego]], das im [[Egoismus]] verhärtete nieder [[Ich]], in dem zugleich die Quelle des [[Das Böse|Bösen]] liegt, vollkommen überwunden haben. Das eigentliche, höhere Ich wird dadurch aber keineswegs ausgelöscht, wie aus einer falschen Interpretation der buddhistischen Lehre des [[Anatta]], des [[Nicht-Ich]], vielfach gefolgert wird, sondern vielmehr gestärkt. Als einer der wenigen westlichen Interpreten des Buddhismus ging [[Georg Grimm]] (1868 - 1945), ein Pionier des [[Wikipedia:Buddhismus in Deutschland|Buddhismus in Deutschland]], davon aus, dass der Buddha nicht lehren wollte, dass es im letzten Sinn kein Ich gibt, sondern dass er im Gegenteil das wahre und unsterbliche Ich des Menschen offenlegen wollte {{Lit|Grimm}}. Grimm wurde dafür von führenden Indologen stark angefeindet.
* Wilfried Hammacher: ''Die Uraufführung der Mysteriendramen von und durch Rudolf Steiner'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2010
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0; '''Tb 607''' (I + II), ISBN 978-3-7274-6070-8 + '''Tb 608''' (III + IV), ISBN 978-3-7274-6080-7


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{{GA}}
"Das Böse* ist nichts anderes, als das nach außen geworfene, im Inneren des
Menschen notwendige Chaos*. Und in diesem Chaos, in dem, was im Menschen
sein muß, aber auch in ihm bleiben muß als ein Herd des Bösen, in dem muß das
menschliche Ich, die menschliche Egoität erhärtet werden. Diese menschliche
Egoität kann nicht jenseits der menschlichen Sinnessphäre in der Außenwelt leben.
Daher verschwindet das Ich-Bewußtsein im Schlafe, und wenn es auftritt in den
Träumen, so erscheint es sich oftmals fremd oder geschwächt. Das Ich, das da in
dem Herd des Bösen im Inneren eigentlich erhärtet wird, das kann da nicht hinein
jenseits der Sphäre der Sinneserscheinungen. Daher die Anschauung des altorientalischen
Weisen, daß man nur durch Hingabe, durch Liebe, durch Aufgabe des Ich da
eindringen kann, und daß, wenn man ganz eindringt, man nicht mehr lebt in einer
Welt des Vana, des Webens in dem Gewohnten, sondern in der Welt, wo dieses gewohnte
Dasein verweht ist, Nirvana ist. Diese Auffassung des Nirvana, des höchstgesteigerten
Hingebens des Ich, wie es im Schlafe vorhanden ist, war so in vollbewußter
Erkenntnis vorhanden für die Schüler der altorientalischen Zivilisation." {{Lit|GA 207, S 27}}
</div>
 
Nirvana zu erleben bedeutet, dass das [[Bewusstsein]] bis zum Nirvanaplan hinauf reicht. Nirvana wird erfahren als absoulte [[Leerheit]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Shunyata]]), als Negation jeglichen [[sinnlich]]en ''und'' [[übersinnlich]]en [[Sein]]s. Alles [[Schöpfung|Geschaffene]] ist überwunden und das [[Bewusstsein]] erwacht, nun von jeglichem [[Objekt]]- und [[Subjekt]]bezug gereinigt, im Zustand seiner eigentlichen [[Soheit]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Tathata]]) inmitten der schöpferischen Quelle des [[Geist]]es. Der so verstandene [[Begriff]] der Leerheit, als die das Nirvana erlebt wird, weist auf die wahre [[Wirklichkeit]] des [[Geist]]es, wie sie auch aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht aufgefasst wird. Der Geist kann nicht als ein in irgendeiner Form definierbares, d.h. abgrenzbares [[Sein]] beschrieben werden, hier gibt es nicht ''klein'' und ''groß'', kein ''oben'' und ''unten'' usw., sondern er verwirklicht sich im beständigen [[Schaffen aus dem Nichts|Schaffen und Selbsterschaffen aus dem Nichts]]. Der Nirvanaplan ist so schwer in Worten zu beschreiben, dass dafür bis heute noch keine zutreffende Bezeichnung in den europäischen Sprachen gefunden hat:


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== Weblinks ==
"Wenn wir die europäischen Ausdrücke gebrauchen, nennen wir
den physischen Plan die Welt des Verstandes, das Astralische die Welt des Elementarischen,
das untere Devachan die himmlische Welt und das obere Devachan die Vernunftwelt.
Und weil der europäische Geist sich erst nach und nach heraufarbeitet,
um in seiner Sprache die entsprechenden wirklichen Ausdrücke zu haben, so hat er
dasjenige, was über der devachanischen Welt liegt, einen religiös
gefärbten Ausdruck bekommen und heißt die «Welt der Vorsehung», was darüber ist,
das konnte das alte Hellsehen zwar überblicken und alte Überlieferungen konnten
es der Menschheit geben, aus den europäischen Sprachen heraus konnte ihm aber
kein Name gegeben werden, weil heute erst der Seher sich wieder dazu heraufarbeitet.
So daß über der Welt der Vorsehung eine Welt liegt, für die es in ganz ehrlicher
und richtiger Weise den Namen in den europäischen Sprachen noch nicht geben
darf, denn es kann auch nicht ein beliebiger Name gefunden werden für das, was
sonst im Orientalischen «Nirvana» genannt wird und was über der Welt der Vorsehung,
dem Buddhiplan liegt." {{Lit|GA 116, S 31f}}
</div>


== Literatur ==
* [http://anthro.lovania-art.ch/zitate/popup.htm 5 Märchen von Rudolf Steiner] (1918)
#Georg Grimm: ''Die Lehre des Buddho. Die Religion der Vernunft und der Meditation.'', Hrsg. v. Maya Keller-Grimm u. Max Hoppe, Aurum Verlag, Freiburg 1988
#Rudolf Steiner: ''Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie.'', [[GA 89]] (2001)
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewusstseins'', [[GA 116]] (1982)
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil'', [[GA 207]] (1990)
 
{{GA}}


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Geistige Welt]] [[Kategorie:Nirvana]] [[Kategorie:Buddhismus]]
[[Kategorie:Mysteriendrama]] [[Kategorie:Märchen]]

Version vom 15. Juni 2022, 18:47 Uhr

Das Märchen von dem Guten und dem Bösen wird zu Beginn des 9. Bildes von Rudolf Steiners zweitem Mysteriendrama «Die Prüfung der Seele» von Frau Kühne für ihre Tochter Berta, der früheren Inkarnation der andren Maria, erzählt:

BERTA:
Ich möchte heute die Geschichte hören,
Die von dem Guten und dem Bösen handelt.

FRAU KÜHNE:
Ich will sie dir recht gern erzählen; höre:
Es lebt' einmal ein Mann,
Der sann viel über Weltendinge nach.
Es quälte sein Gehirn am meisten,
Wenn er des Bösen Ursprung kennen wollte.
Da konnte er sich keine Antwort geben.
«Es ist die Welt von Gott», - so sagt' er sich,
«Und Gott kann nur das Gute in sich haben.
Wie kommen böse Menschen aus dem Guten?»
Und immer wieder sann er ganz vergebens;
Die Antwort wollte sich nicht finden lassen.
Da traf es sich einmal, daß jener Grübler
Auf seinem Wege einen Baum erblickte,
Der im Gespräche war mit einer Axt.
Es sagte zu dem Baume jene Axt:
«Was dir zu tun nicht möglich ist, ich kann es tun,
Ich kann dich fällen; du mich aber nicht.»
Da sagte zu der eitlen Axt der Baum:
«Vor einem Jahre nahm ein Mann das Holz,
Woraus er deinen Stiel verfertigt hat,
Durch eine andre Axt aus meinem Leib.»
Und als der Mann die Rede hatt' gehört,
Erstand in seiner Seele ein Gedanke,
Den er nicht klar in Worte bringen konnte,
Der aber volle Antwort gab der Frage:
Wie Böses aus dem Guten stammen kann.

JOSEPH KÜHNE:
Bedenke die Geschichte, meine Tochter;
Und sehen wirst du, wie Naturbetrachtung
Erkenntnis schaffen kann im Menschenkopfe.
Ich weiß, wieviel ich mir erklären kann,
Wenn ich die Märchen denkend weiterspinne,
Durch welche unsre Ritter uns belehren.

(Lit.: GA 14, S. 246f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks