Sakina und Das Märchen von dem Guten und dem Bösen: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Sakina''' ([[Wikipedia:Arabisch|arab.]] ''as-sakīna'', السكينة) ist ein im [[Wikipedia:Koran|Koran]], dem heiligen Buch des [[Islam]], erwähnter Seelenzustand. Es gibt kein genaues Äquivalent in der deutschen Sprache. Die Wörter [[Ataraxie]], Ruhe, Gelassenheit, Seelenfrieden, (Glück-)Seligkeit, Sicherheit und Gottesbewusstsein geben die Bedeutung vielleicht am besten wieder. Der Begriff leitet sich von dem [[Hebräische Sprache|hebräischen]] Wort ''[[Schechina]]'' ab, das „Einwohnung“ bedeutet und sich auf die Gegenwart Gottes bei seinem Volk bezieht. Sakina kann nach islamischer Ansicht durch das Einhalten der [[Islam#Die_fünf_Säulen|Gebote Gottes]] erreicht werden. Insbesondere im islamischen Mystizismus, dem [[Wikipedia:Sufismus|Sufismus]], spielt die Sakina eine große Rolle.
'''Das Märchen von dem Guten und dem Bösen''' wird zu Beginn des 9. Bildes von [[Rudolf Steiner]]s zweitem [[Mysteriendrama]] «[[Die Prüfung der Seele]]» von [[Frau Kühne]] für ihre Tochter [[Berta]], der früheren [[Inkarnation]] der [[Die andre Maria|andren Maria]], erzählt:


== Sakina im Koran ==
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Im [[Wikipedia:Koran|Koran]] wird Sakina an mehreren Stellen erwähnt, so etwa auch im Zusammenhang mit der [[Wikipedia:Bundeslade|Bundeslade]]. Dem Koran zufolge, der hierin der jüdischen Überlieferung folgt, strahlte die Lade die Gegenwart Gottes aus und war Quelle des Friedens:
<poem>
'''BERTA''':
Ich möchte heute die Geschichte hören,
Die von dem Guten und dem Bösen handelt.


:''Ihr Prophet sprach zu ihnen: "Der Beweis für seine [Sauls] Bestimmung zur Herrschaft über euch besteht darin, dass er euch die Bundeslade wieder beschaffen wird. Die Engel tragen sie zurück. Sie enthält etwas vom Nachlass der Sippen Moses' und Aarons. Sie gewährt euch Ruhe [Sakina] von eurem Herrn. Das ist ein Beweiszeichen von Gott, wenn ihr Gläubige seid."'' (Koran 2:249)
'''FRAU KÜHNE''':
Ich will sie dir recht gern erzählen; höre:
Es lebt' einmal ein Mann,
Der sann viel über Weltendinge nach.
Es quälte sein Gehirn am meisten,
Wenn er des Bösen Ursprung kennen wollte.
Da konnte er sich keine Antwort geben.
«Es ist die Welt von Gott», - so sagt' er sich,
«Und Gott kann nur das Gute in sich haben.
Wie kommen böse Menschen aus dem Guten?»
Und immer wieder sann er ganz vergebens;
Die Antwort wollte sich nicht finden lassen.
Da traf es sich einmal, daß jener Grübler
Auf seinem Wege einen Baum erblickte,
Der im Gespräche war mit einer Axt.
Es sagte zu dem Baume jene Axt:
«Was dir zu tun nicht möglich ist, ich kann es tun,
Ich kann dich fällen; du mich aber nicht.»
Da sagte zu der eitlen Axt der Baum:
«Vor einem Jahre nahm ein Mann das Holz,
Woraus er deinen Stiel verfertigt hat,
Durch eine andre Axt aus meinem Leib.»
Und als der Mann die Rede hatt' gehört,
Erstand in seiner Seele ein Gedanke,
Den er nicht klar in Worte bringen konnte,
Der aber volle Antwort gab der Frage:
Wie Böses aus dem Guten stammen kann.


An anderer Stelle wird Sakina in einer Beschreibung der Taten [[Wikipedia:Mohammed|Mohammed]]s und der Gläubigen erwähnt. Der Vers steht im Zusammenhang einer Schilderung der Siege, welche die [[Wikipedia:Muslim|Muslim]]e in vielen Schlachten über die Einwohner [[Wikipedia:Mekka|Mekka]]s errangen. Demnach waren die Muslime in der Schlacht von Hunain zahlenmäßig zwar weit überlegen, ergriffen aber zunächst die Flucht. Trotzdem gewannen sie schließlich die Schlacht, nachdem sie in einem plötzlichen Augenblick der Erleuchtung die Gegenwart Gottes gespürt hatten, worauf Ruhe und Zuversicht zu ihnen zurückkehrten:
'''JOSEPH KÜHNE''':
Bedenke die Geschichte, meine Tochter;
Und sehen wirst du, wie Naturbetrachtung
Erkenntnis schaffen kann im Menschenkopfe.
Ich weiß, wieviel ich mir erklären kann,
Wenn ich die Märchen denkend weiterspinne,
Durch welche unsre Ritter uns belehren.
</poem>
{{Lit|{{G|14|246f}}}}
</div>


:''Dann sandte Gott auf Seinen Gesandten und auf die Gläubigen innere Ruhe [Sakina] herab und ließ unsichtbare Kräfte herabkommen.'' (Koran 9:26)
== Literatur ==


Eine weitere Erwähnung der Sakina findet sich abermals in [[Wikipedia:Sure 9|Sure 9]]. Als der Prophet Mohammed von den [[Wikipedia:Koreischiten|Koreischiten]] aus Mekka vertrieben wurde, fand er Zuflucht in einer Höhle. Das Netz einer Spinne und das Nest eine Taube, die sich am Höhleneingang befanden und bei den Verfolgern den Eindruck erweckten, die Höhle wäre verlassen, retteten ihm in jenem Moment das Leben. Im Koran wird Mohammeds Lage folgendermaßen beschrieben:
* Wilfried Hammacher: ''Die Uraufführung der Mysteriendramen von und durch Rudolf Steiner'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2010
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0; '''Tb 607''' (I + II), ISBN 978-3-7274-6070-8 + '''Tb 608''' (III + IV), ISBN 978-3-7274-6080-7


:''Wenn ihr ihm [dem Propheten] nicht im Kampf beisteht, wird Gott ihm beistehen. Er hat ihm doch einst beigestanden, als die Ungläubigen ihn vertrieben. Einer von zweien war er alsdann in der Höhle. Seinem Gefährten sagte er: "Sei nicht traurig! Gott ist mit uns." Gott sandte innere Ruhe [Sakina] auf ihn herab und stärkte ihn mit unsichtbaren Kräften.'' (Koran 9:40)
{{GA}}


Sure 16 beschreibt die „Häuser“, also das Heim und die Familie der Menschen, als Plätze, in denen man Sakina erfahren kann:
== Weblinks ==


:''Und Gott hat euch euere Häuser als Ruheplatz [Sakanan] gegeben.'' (Koran 16:80)
* [http://anthro.lovania-art.ch/zitate/popup.htm 5 Märchen von Rudolf Steiner] (1918)


Auch in Sure 48 wird Sakina erwähnt:
[[Kategorie:Mysteriendrama]] [[Kategorie:Märchen]]
 
:''Er ist es, der innere Ruhe [Sakina] in die Herzen der Gläubigen legte, damit sie noch mehr Glauben gewinnen. Gott gehören die Heerscharen der Himmel und der Erde. Gottes Wissen und Weisheit sind unermesslich.''(Koran 48:4)
 
:''Als die Ungläubigen in ihren Herzen blinden Eifer [''al-ḥamia''] trugen, den blinden Eifer der Unwissenheit [''al-ǧaḥilīa''], da senkte Gott Seine Ruhe [Sakina] auf Seinen Gesandten und die Gläubigen und machte ihnen ständiges Gottesbewusstsein [''at-taqwā''] zur Pflicht; denn sie waren dessen am würdigsten und verdienten es am meisten. Und Gott kennt alle Dinge.''(Koran 48:26)
 
Insbesondere der zweite der beiden zitierten Verse enthält einige für den Islam sehr wichtige Begrifflichkeiten, die dabei helfen, den Bedeutungsgehalt von Sakina besser zu erschließen. Einer der Schlüsselbegriffe ist hier ''al-ḥamia'', was in [[Wikipedia:Max Henning|Max Henning]]s Übersetzung auf Deutsch mit „blinder Eifer“ wiedergegeben wird. In der Bavaria-Übersetzung heißt es „heftige Erregung“, und in [[Wikipedia:Lazarus Goldschmidt|Lazarus Goldschmidt]]s Übersetzung wird der Begriff mit „Trotz“ gleichgesetzt. Es ist deutlich, dass ''al-ḥamia'' offenbar das genaue Gegenteil der Sakina meint. Während die Mekkaner voll Rage, blinden Eifers oder ungeordneter Erregung (''al-ḥamia'') sind, befinden sich die [[Wikipedia:Muslim|Muslim]]e in einem Zustand der inneren Ruhe und Stärke, der Sakina. Der verwandte Ausdruck ''[[Wikipedia:Dschāhiliyya|al-ǧaḥilīa]]'' wird von Henning mit „Unwissenheit“ übersetzt und ist im islamischen Sprachgebrauch eine Bezeichnung für den Zustand auf der arabischen Halbinsel in vorislamischer Zeit. Dem Korantext zufolge war diese Zeit von ''al-ḥamia'' gekennzeichnet, also „blindem Eifer“. Mit dem Islam kommt die Sakina, also der innere Frieden. Damit eng verbunden erscheint das ständige Bewusstsein der Gegenwart Gottes (arab. ''at-taqwā''). Nur durch dieses Bewusstsein kann Sakina erreicht werden: Sakina ist demnach die Art von Frieden, Gelassenheit und Ruhe, die man im Vertrauen auf Allahs Gegenwart und Fürsorge findet.
 
== Jüdische und christliche Tradition ==
In den Schriften der [[Wikipedia:Tanach|hebräischen Bibel]] kommt das Wort ''Schechinah'', die hebräische Entsprechung von Sakina, zwar nicht als Substantiv vor, doch die hebräische Wurzel ''schakan'' (wohnen, zelten), von der das Substantiv abstammt, ist sehr häufig anzutreffen.
 
Im biblischen [[Wikipedia:Griechische Sprache|Griechisch]] wurde das hebräische Wort vermutlich mit [[Wikipedia:Doxa|Doxa]] (zu Deutsch etwa „Herrlichkeit Gottes“) übersetzt. Es wird an entsprechenden Stellen des [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testaments]] von der christlichen [[Wikipedia:Exegese|Exegese]] in der Regel auf den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] bezogen.
 
Mehr zum biblischen und jüdischen Gebrauch des Begriffes suche man unter dem Stichwort [[Schechinah]].
 
[[Kategorie: Islam]]
[[Kategorie: Koran]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 15. Juni 2022, 18:47 Uhr

Das Märchen von dem Guten und dem Bösen wird zu Beginn des 9. Bildes von Rudolf Steiners zweitem Mysteriendrama «Die Prüfung der Seele» von Frau Kühne für ihre Tochter Berta, der früheren Inkarnation der andren Maria, erzählt:

BERTA:
Ich möchte heute die Geschichte hören,
Die von dem Guten und dem Bösen handelt.

FRAU KÜHNE:
Ich will sie dir recht gern erzählen; höre:
Es lebt' einmal ein Mann,
Der sann viel über Weltendinge nach.
Es quälte sein Gehirn am meisten,
Wenn er des Bösen Ursprung kennen wollte.
Da konnte er sich keine Antwort geben.
«Es ist die Welt von Gott», - so sagt' er sich,
«Und Gott kann nur das Gute in sich haben.
Wie kommen böse Menschen aus dem Guten?»
Und immer wieder sann er ganz vergebens;
Die Antwort wollte sich nicht finden lassen.
Da traf es sich einmal, daß jener Grübler
Auf seinem Wege einen Baum erblickte,
Der im Gespräche war mit einer Axt.
Es sagte zu dem Baume jene Axt:
«Was dir zu tun nicht möglich ist, ich kann es tun,
Ich kann dich fällen; du mich aber nicht.»
Da sagte zu der eitlen Axt der Baum:
«Vor einem Jahre nahm ein Mann das Holz,
Woraus er deinen Stiel verfertigt hat,
Durch eine andre Axt aus meinem Leib.»
Und als der Mann die Rede hatt' gehört,
Erstand in seiner Seele ein Gedanke,
Den er nicht klar in Worte bringen konnte,
Der aber volle Antwort gab der Frage:
Wie Böses aus dem Guten stammen kann.

JOSEPH KÜHNE:
Bedenke die Geschichte, meine Tochter;
Und sehen wirst du, wie Naturbetrachtung
Erkenntnis schaffen kann im Menschenkopfe.
Ich weiß, wieviel ich mir erklären kann,
Wenn ich die Märchen denkend weiterspinne,
Durch welche unsre Ritter uns belehren.

(Lit.: GA 14, S. 246f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks