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[[Datei:Theseus Minotauros Louvre G67.jpg|miniatur|200px|[[Wikipedia:Theseus|Theseus]] tötet den Minotaurus, attischer rotfiguriger Teller, 520-510 v. Chr., [[Wikipedia:Louvre|Louvre]] ([[Wikipedia:Paris|Paris]])]]
[[Apokalyptische Siegel|Apokalyptisches Siegel]] 6; gemalt von [[Clara Rettich]] nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s, Stuttgart 1911
[[Datei:NAMA Tablette 1287.jpg|miniatur|200px|Kretisches Labyrinth auf einer Tontafel aus ''[[Wikipedia:Palast des Nestor|Pylos]]'', Rückseite, 7×5,7 cm, gebrannter Lehm, Archäologisches Museum [[Wikipedia:Athen|Athen]], um 1200 v. Chr.]]
[[Datei:Theseus und Minotauros MKL1888.png|miniatur|200px|Theseus und Minotauros – Rom, Villa Albani]]
Der '''Minotauros''' ({{ELSalt|Μινώταυρος}}) ist ein [[Mischwesen]] aus der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] mit [[mensch]]lichem [[Körper]] und dem [[Kopf]] eines [[Stier]]s. Die Minotaurus-Sage steht mit anderen Sagen in enger Verbindung, so etwa mit der Sage der [[Europa (Mythologie)|Europa]], der [[Daidalos|Dädalus]]-Sage und der [[Theseus]]-Sage.
 
Die '''Minotaurus-Sage''' erzählt, dass [[Minos]], ein Sohn des [[Zeus]] und der [[Europa (Mythologie)|Europa]], zusammen mit seinen beiden Brüdern [[Wikipedia:Rhadamanthys|Rhadamanthys]] und [[Wikipedia:Sarpedon (Ilias)|Sarpedon]] von [[Asterios]], dem König von [[Wikipedia:Kreta|Kreta]], adoptiert worden waren, nachdem dieser sich mit Europa verehelicht hatte. Über die Frage, wer Asterios als König nachfolgen sollte, gerieten die drei Brüder in Streit. Minos rief [[Poseidon]] um Hilfe an und versprach, was immer aus dem Meer erschiene, ihm zu [[opfer]]n. Da ließ Poseidon den [[Kretischer Stier|kretischen Stier]] den Fluten entsteigen und damit war der Streit zwischen den Brüdern entschieden. Minos wurde König. Doch hatte er solchen Gefallen an dem prächtigen [[Stier]] gefunden, dass er ihn in seiner Herde versteckte und ein anderes Tier opfern ließ. Poseidon entging der Betrug nicht und zur Strafe erregte er in Minos Gattin [[Pasiphaë]] das unstillbare Verlangen, sich mit dem Stier zu paaren. Von [[Daidalos]] ließ sie sich ein kunstvolles, mit Kuhhaut überzogenes Gerüst bauen, in das sie hinein schlüpfte und von dem Stier begattet wurde. Bald darauf gebar sie den Minotaurus. Minos wollte dieses Ungeheuer töten lassen, doch seine Tochter [[Ariadne]] bat ihn, sein Leben zu schonen. So ließ ihm Minos durch Daidalos ein Gefängnis in der Form eines [[Labyrinth]]es erbauen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Dädalus geht ...
nach Kreta zu Minos. Dort ist ein Ungeheuer, der Minotaurus. Der
Minotaurus steht im Gegensatz zur [[Sphinx]]. Der Minotaurus hat
einen Stierkopf mit menschlichem Körper, die Sphinx hat einen
Menschenkopf mit tierischem Körper. Der Minotaurus soll gehemmt werden in seinen verheerenden Wirkungen. Dädalos soll
ihn bannen; das kann er, indem er ihm ein Labyrinth baut. Der
Minotaurus muß mit Menschen ernährt werden. Alle neun Jahre
müssen ihm sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen geopfert werden.
Mit der Minotaurus-Sage steht die Theseus-Sage in Verbindung.
Theseus war der Sohn des Ageus. Dieser hatte bestimmt, daß
Theseus das Schwert und die Sandalen unter einem großen Felsstück
hervorholen sollte, die der Vater dort verborgen hatte. Nachdem
Theseus in Athen verschiedenes vollbracht hatte, geht er nach
Kreta, um den Minotaurus zu überwinden und die Stadt Athen von
der Lieferung der sieben Jünglinge und der sieben Jungfrauen zu
befreien." {{Lit|{{G|092|30f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Athener waren von dem kretischen König Minos gezwungen worden, ihm alle acht<ref>In der Überlieferung des Mythos werden in der Regel ''neun'' Jahre angegeben; so auch bei Steiner in {{G|092|32}}.</ref>
Jahre sieben Knaben und sieben Mädchen zu liefern. Diese
wurden dem Minotaurus, einem fürchterlichen Ungeheuer,
als Speise vorgeworfen. Als das dritte Mal die traurige
Sendung nach Kreta abgehen sollte, zog der Königssöhn
Theseus mit. Als dieser in Kreta eintraf, nahm sich
Ariadne, des König Minos eigene Tochter, seiner an. Der
Minotaurus hauste in dem Labyrinth, einem Irrgarten, aus
dem sich niemand herausfinden konnte, der hineingeraten
war. Theseus wollte seine Vaterstadt von dem schimpflichen
Tribut befreien. Er mußte in das Labyrinth, in das
sonst des Ungeheuers Beute geworfen wurde. Er wollte
den Minotaurus töten. Er unterzog sich dieser Aufgabe;
er überwand den furchtbaren Feind und gelangte wieder
ins Freie mit Hilfe eines Fadenknäuels, das ihm Ariadne
gereicht hatte." {{Lit|{{G|008|74f}}}}
</div>
 
In «[[Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums]]» deutet [[Rudolf Steiner]] diesen [[Wikipedia:Mythos|Mythos]] wie folgt:
 
<div style="margin-left:20px">
"Der Mensch
steht der Sinnlichkeit als einem feindlichen Ungeheuer gegenüber.
Er opfert ihr die Früchte seiner Persönlichkeit.
Sie verschlingt sie. Sie tut es so lange, bis im Menschen der
Überwinder (Theseus) erwacht. Seine Erkenntnis spinnt
ihm den Faden, durch den er sich wieder zurechtfindet,
wenn er sich in den Irrgarten der Sinnlichkeit begibt, um
seinen Feind zu töten. Das Mysterium der menschlichen
Erkenntnis selbst ist in dieser Überwindung der Sinnlichkeit
ausgesprochen. Der Myste kennt dieses Mysterium." {{Lit|{{G|008|76}}}}
</div>
 
In Anknüpfung an die Dädalus-Sage gibt Steiner noch eine tiefer gehende Erklärung. Der Minotaurus repräsentiert demnach die Kräfte der [[Schwarze Magie|schwarzen Magie]]. Dädalus kann ihn in das [[Labyrinth]] bannen, weil ihm noch die [[Weisheit]] der [[Atlantis|atlantischen]] [[Mysterien]] zugänglich war, wo man mit diesen Kräften noch umgehen konnte.
 
<div style="margin-left:20px">
"Dädalus konnte
das, was in Kreta schädlich war, bannen, weil er mit dem atlantischen
Leben bekannt war. In dem Minotaurus haben wir den Repräsentanten
der schwarzen Magie in Kreta zu sehen. Das soll jetzt
aufhören. Jetzt wollen die Athener nicht mehr die sieben Jünglinge
und die sieben Jungfrauen nach Kreta schicken. Das Schiff des
Theseus fuhr hinaus mit schwarzen Segeln. Er wollte nach Überwindung
des Minotaurus ein weißes Segel hissen statt des früheren
schwarzen. Die schwarze Magie sollte weiß werden. Mit Hilfe des
Fadens der Ariadne gelingt Theseus das Unternehmen, und er
kehrt nach Athen zurück, [aber er vergaß, die weißen Segel zu
setzen]. Die Griechen waren aber noch nicht so weit, daß sie des
weißen Pfades vollkommen würdig waren. Liebe soll regieren im
Ariadnefaden. Es wird aber in jener Zeit schon auf das Christentum
so hingedeutet, daß das Liebesprinzip - Ariadne - durch Bacchus
geraubt wird, der noch nicht dieses Prinzip ausgebildet hat,
welches durch das Christentum verbreitet werden soll. Theseus galt
wie Herkules als ein Held, als ein Sonnenläufer, als ein im sechsten
Grade Initiierter." {{Lit|{{G|092|31f}}}}
</div>
 
==Literatur==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums'', [[GA 8]] (1989), ISBN 3-7274-0080-3; '''Tb 619''', ISBN 978-3-7274-6190-3 {{Schriften|008}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
 
{{GA}}
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Griechische Mythologie]] [[Kategorie:Mythologisches Tier]]

Version vom 30. November 2013, 01:25 Uhr

Apokalyptisches Siegel 6; gemalt von Clara Rettich nach den Angaben Rudolf Steiners, Stuttgart 1911