Arzneimittel

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Arzneimittel, verkürzt auch Arznei (von ahd. arzāt, "Arzt"; mhd. arzātīe, "Heilkunst, Heilmittel") oder gleichbedeutend Medikament (lat. medicamentum, "Heilmittel") genannt, sind nach den geltenden Richtlinen der Europäischen Union: "(a) Alle Stoffe oder Stoffzusammensetzungen, die als Mittel mit Eigenschaften zur Heilung oder zur Verhütung menschlicher Krankheiten bestimmt sind, oder (b) alle Stoffe oder Stoffzusammensetzungen, die im oder am menschlichen Körper verwendet oder einem Menschen verabreicht werden können, um entweder die menschlichen physiologischen Funktionen durch eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu beeinflussen oder eine medizinische Diagnose zu erstellen."[1] Eine analoge Definition gilt auch für Tierarzneimittel[2].

In Deutschland gibt es darüber hinaus noch eine Regelung im Sozialgesetzbuch V, die bestimmt, das auch Arzneimittel der "Besonderen Therapierichtungen" (Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Phytotherapie) zugelassen und verordnungsfähig sind.

Umgangssprachlich wird oft das Wort Heilmittel synonym für Arzneimittel verwendet, wird von diesem aber seit Beginn des 20. Jahrhunderts begrifflich streng abgegrenzt[3]

Die Therapie mit Arzneimitteln wird als Medikation, medikamentöse Therapie, Arzneimitteltherapie oder Pharmakotherapie bezeichnet.

Nebenwirkung

Neben der beabsichtigten Wirkung können Arzneimittel auch schädliche und unbeabsichtigte Reaktionen auslösen, die als Nebenwirkung (NW) oder unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) bezeichnet werden. In seltenen Fällen ist damit ein unerwarteter positiver Einfluss auf den Krankheitsverlauf verbunden[4][5].

Siehe auch

Literatur

Geschichte

  • Nicholas Eschenbruch, Viola Balz, Ulrike Klöppel, Marion Hulverscheidt: Arzneimittel des 20. Jahrhunderts. Historische Skizzen von Lebertran bis Contergan. Transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1125-0.
  • Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Christoph Friedrich, Ulrich Meyer: Arzneimittelgeschichte. 2., überarb. und erw. Auflage. Stuttgart 2005, ISBN 3-8047-2113-3.
  • Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Christoph Friedrich: Geschichte der Arzneimitteltherapie. Deutscher Apothekerverlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-7692-2038-2.
  • Rudolf Schmitz: Geschichte der Pharmazie. Band I: Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Govi-Verlag, Eschborn 1998, ISBN 3-7741-0706-8.
  • Rudolf Schmitz, Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Christoph Friedrich: Geschichte der Pharmazie. Band II: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Govi-Verlag, Eschborn 2005, ISBN 3-7741-1027-1.

Kritische Literatur über Arzneimittel

  • Marcia Angell: Der Pharma-Bluff. Wie innovativ die Pharmaindustrie wirklich ist. Kompart, Bonn / Bad Homburg 2005, ISBN 3-9806621-9-5.
  • Markus Grill: Kranke Geschäfte – Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 978-3-498-02509-0.
  • Sonia Shah: Am Menschen getestet! Redline Wirtschaft, München 2008, ISBN 978-3-636-01561-7.
  • Ben Goldacre: Die Pharma-Lüge: Wie Arzneimittelkonzerne Ärzte irreführen und Patienten schädigen. (Titel der amerikanischen Originalausgabe 2012: Bad Pharma) Kiepenheuer & Witsch, 2013, ISBN 978-3-462-04577-2.
  • Kurt Langbein, Hans-Peter Martin, Hans Weiss: Bittere Pillen. Nutzen und Risiken der Arzneimittel. Kiepenheuer und Witsch, Köln (aktuelle Ausgabe)
  • Peter C. Gøtzsche: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert. Riva 2014, ISBN 978-3868834383; eBook ASIN ‎B00OHOFTHO

Arzneimittelmetabolismus

  • Karl-Heinz Beyer: Biotransformation der Arzneimittel. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg / New York / London / Paris / Tokyo / Hong Kong 1990, ISBN 3-540-50696-9.
  • G. Gordon Gibson, Paul Skett: Introduction to Drug Metabolism. Chapman & Hall, London / Glasgow / New York / Tokyo/ Melbourne/ Madras 1986, ISBN 0-412-26390-4.
  • S Preissner: database Cytochrome-Drug interactions (Drug metabolism). Nucleic Acids Research, 2010, abgerufen am 20. August 2011 (english).

Weblinks

Commons: Arzneimittel - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Arzneimittel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Medikament – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Richtlinie 2001/83/EG in der konsolidierten Fassung vom 20.07.2009 (PDF)
  2. Richtlinie 2001/82/EG in der konsolidierten Fassung vom 07.08.2009 (PDF)
  3. Heilmittel sind alle vorwiegend äußerlich zur Heilung angewendeten Mittel, die gerade keine Arzneimittel sind; später wurde auch noch unterschieden zwischen den eigentlichen Heilmitteln und den sogenannten Hilfsmitteln, das sind „Gegenstände, die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen, soweit sie nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen sind“ (vgl. deutsches Sozialgesetzbuch SGB V § 33).
  4. Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Schäfer-Korting: Mutschler Arzneimittelwirkungen, 9. Auflage, 2008, ISBN 3-8047-1952-X, S. 91 f.
  5. Nebenwirkung. In: Roche Online-Lexikon; abgerufen 24. April 2009.