Todeserlebnis und Nephtys: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
(Weiterleitung nach Nephthys (Ägyptische Mythologie) erstellt)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Aus anthroposophischer Sicht stellt sich das '''Todeserlebnis''' so dar: Der [[Tod]] löscht das Leben, dem eine eigenständige feinstoffliche, [[ätherisch]]e Realität zukommt, nicht aus, aber es trennt sich endgültig vom [[Physischer Leib|physischen Körper]], worauf dieser unausweichlich dem Verfall anheim gegeben wird. Im Todesmoment steigern sich die Todesprozesse, die uns schon während unseres ganzen Erdenlebens die Grundlage für unser [[Bewusstsein]] geben, in ungeheurem Maße. Im Moment des Todes leuchtet das Bewusstsein derart hell auf, wie wir es während unseres Erdenlebens niemals erfahren können. Immer wieder berichten Menschen, die bereits an die Schwelle des Todes gekommen sind, aber noch einmal zurückgeholt werden konnten, aus ihrer [[Nahtod-Erfahrung]] von diesem strahlenden Lichterlebnis, das entsteht, wenn die ganzen Lebenskräfte aus dem physischen Körper herausgeschleudert werden und ihren gewaltigen Widerhall in der Seele erregen. Das [[Bewusstsein]], das mit dem Tod erwacht, ist ungleich stärker, reicher und wirklichkeitsgesättigter als unser irdisches waches Tagesbewusstsein. So stark ist dieses im Tod aufstrahlende Bewusstseinslicht, dass es dem Toten sein ganzes weiteres Dasein erhellt. So intensiv und blendend ist dieses Seelenlicht, dass der Tote darin zunächst gar keine Einzelheiten unterscheiden kann, und nur indem es sich allmählich abdämpft, werden einzelne Details wahrnehmbar.
#REDIRECT [[Nephthys (Ägyptische Mythologie)]]
 
Für das [[Selbstbewusstsein]] nach dem [[Tod]] ist das Todeserlebnis von entscheidender Bedeutung:
 
<div style="margin-left:20px">
"Würden wir beim Durchgang durch die Todespforte dieses Erlebnis
nicht haben können, das wir wissentlich mitmachen, das Weggehen
unseres physischen Leibes, so würden wir nach dem Tode niemals ein
Ich-Bewußtsein entfalten können! Das Ich-Bewußtsein nach dem
Tode wird angeregt durch dieses Erleben des Hinweggehens des physischen
Leibes. Für den Toten ist es von größter Bedeutung: Ich sehe
meinen physischen Leib von mir hinwegschwinden. - Und das andere:
Ich sehe aus diesem Ereignis heraus in mir selber die Empfindung erwachsen:
Ich bin ein Ich. - Man kann das paradoxe Wort aussprechen:
Könnten wir unseren Tod nicht erleben von der anderen Seite, würden
wir nach dem Tode nicht ein Ich-Bewußtsein haben können. - So wahr
die Menschenseele, wenn sie durch die Geburt oder auch schon durch
die Empfängnis ins Dasein tritt, sich nach und nach dem Gebrauche des
physischen Apparates anpaßt und dadurch das Ich-Bewußtsein im
Leibe gewinnt, so wahr gewinnt das Menschenwesen das Ich-Bewußtsein
nach dem Tode von der anderen Seite des Daseins dadurch, daß es
das Abfallen des physischen Leibes von dem Gesamtmenschen erlebt." {{Lit|{{G|168|13f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich habe Ihnen öfter davon gesprochen, daß der
Moment des Todes ja in einer gewissen Beziehung etwas Schreckhaftes
ist für das Leben hier im physischen Leibe. Die Menschen
wenden ja auch gerne ihr Antlitz von dem Tode ab. Nach dem Tode
ist der Anblick des Todes immer da - ich habe das öfters schon betont
-, aber er bedeutet dann nichts Furchtbares; sondern indem der
Mensch hinblickt auf seinen eigenen Tod von der andern Seite
des Lebens aus, ist in diesem Anblick immer die Gewißheit
vorhanden, daß er ein Ich ist und ein Ich bleibt." {{Lit|{{G|183|147f}}}}
</div>
 
Nachdem mit dem Tod der physische Leib abgelegt wurde, lebt der [[Tote]] zunächst in seinen drei höheren, nur übersinnlich erfahrbaren Wesensgliedern weiter. Das sind: der [[Ätherleib]], der [[Astralleib|Seelenleib]] und das [[Ich]]. Da wir nun nicht mehr mit dem physischen Leib verbunden sind, verändert sich das Bewusstsein zwangsläufig ganz entscheidend. Alles das, was wir durch die physischen [[Sinnesorgane]] während des Erdenlebens wahrnehmen konnten, verschwindet bald. Ebenso die abstrakten [[Gedanken]], die auf das physische Werkzeug des [[Gehirn]]s angewiesen sind. Das heißt aber nicht weniger, als dass das meiste, was wir auf Erden im wachen [[Tagesbewusstsein]] erleben konnten, für uns sehr bald nicht mehr greifbar ist. Nur eine ganze kurze Zeit lang können gelegentlich die Sinneswahrnehmung und das abstrakte Denken aufrechterhalten werden, da es ja im Grunde nicht die physischen Organe sind, die wahrnehmen, sondern letztlich das selbstbewusste Ich, das mit Hilfe des Seelenleibes und des Ätherleibes durch die Sinnesorgane in Kontakt mit der Außenwelt kommt. Die physischen Organe prägen dem Ätherleib und dem Seelenleib nur ganz spezifische Gewohnheiten auf, wie sie für die sinnliche Wahrnehmung nötig sind. Solange der Ätherleib und der Seelenleib diese Gewohnheiten beibehalten, ist eine eingeschränkte sinnliche Wahrnehmung noch möglich. Es entstehen dann Erlebnisse, wie sie gelegentlich von Menschen geschildert werden, die nahe an den Tod herangekommen sind und später berichten, wie sie sich dann außerhalb ihres physischen Körpers wiedergefunden haben, sich dabei als über ihm schwebend empfanden und auf ihn herabblicken konnten und auch bewusst miterlebten, was Ärzte und Retter sprachen und taten, um sie wieder ins Leben zurückzurufen. Derartige [[außerkörperliche Erfahrungen]] sind gar nicht so selten. Auch ohne in unmittelbare Todesnähe zu kommen, treten sie gelegentlich spontan auf. Sie beruhen stets darauf, dass sich die drei höheren Wesensglieder zumindest teilweise vom physischen Körper lösen, aber noch die der physischen Welt angemessenen Gewohnheiten beibehalten.
 
Was uns zunächst bleibt, wenn die äußere Wahrnehmung und das Verstandesdenken schließlich vollständig dahinschwinden, ist der Blick in bzw. auf den eigenen Ätherleib. Er ist es, der das blendende Bewusstseinslicht in der Seele erregt, wenn er sich dem physischen Körper entreißt. Unser Bewusstsein, wie wir es uns auf Erden erworben haben, ist zunächst viel zu schwach um diese blendende Fülle zu bewältigen. Der allergrößte Teil der [[Bildekräfte]]tätigkeit war ja während des irdischen Lebens der beständigen Erhaltung und Regeneration des physischen Leibes zugewendet und blieb uns deshalb völlig unbewusst; nur ein sehr, sehr geringer Teil der Lebenskräfte wurde in das seelische Erleben zurückgespiegelt, und nur diesen Teil vermag der Tote zunächst bewusst zu erfassen. Was also ist der Inhalt dieses Bewusstseins? Sinneswahrnehmung und Verstandesdenken sind es nicht mehr – dafür aber die [[Erinnerung]]en an das, was wir wahrgenommen und gedacht haben! Der Ätherleib ist nämlich der eigentliche Träger des [[Gedächtnis]]es. Während unseres Erdenlebens können wir uns an viele Dinge, die wir erlebt haben, nur sehr schwach erinnern, an manche gar nicht mehr. Nach dem Tod leuchtet das Gedächtnis mit ungeheurer Stärke auf und zeigt uns das vergangene irdische Leben als lückenloses [[Lebenspanorama]]. Alle Erlebnisse, die wir hatten, stehen gleichzeitig und ganz deutlich vor unserem Seelenblick. Alles, was wir längst vergessen glaubten, erleben wir nun noch einmal, aber mit der nüchternen Distanz eines neutralen Beobachters, was daran liegt, dass sich der Ätherleib bereits vom Seelenleib zu lösen beginnt und gleichsam von außen angeschaut wird, was während des wachen Erdenlebens niemals der Fall ist. Die Zeit spielt hier keine Rolle mehr. Ähnliche Phänomene kennt man ja auch aus dem Traumleben, wo sich innerhalb von Sekundenbruchteilen ein ganzes gewaltiges Traumdrama entrollen kann.
 
Man wird das Ganze noch besser verstehen, wenn man sich vor Augen hält, wie das Gedächtnis des auf Erden verkörperten Menschen eigentlich funktioniert. Was immer die Seele augenblicklich erlebt, lebt der Ätherleib sehr stark mit - denn im Wachzustand sind Ätherleib und Seelenleib ganz stark mit einander verbunden - und bewahrt es als dynamische innere Lebenstätigkeit auf. Diese durch das seelische Erleben erregte Lebenstätigkeit greift sehr bald auf den physischen Körper über und prägt diesem entsprechende Spuren ein. Damit diese Spuren auch ein Leben lang erhalten bleiben, muss sie der Ätherleib beständig regenerieren. Der Ätherleib nimmt also das seelische Erleben auf, setzt es in eine entsprechende Lebenstätigkeit um und gräbt diese dem Körper ein. Damit wird aber das, was wir seelisch erlebt haben, zunächst in die Tiefe des physischen Organismus hinein „vergessen“. Denn wenn sich die Bildekräftetätigkeit ganz dem Körper zuwendet, kann sie keine seelischen Bilder mehr erregen. Das entspricht auch durchaus unserer alltäglichen Erfahrung, denn wir tragen das, was wir einmal erlebt haben nicht ununterbrochen im Bewusstsein, und es ist, wie mancher Prüfling schmerzlich bemerken muss, oft sehr mühevoll, Erlerntes wieder ins Bewusstsein heraufzuheben. In der frühesten Kindheit verbindet sich das, was wir erleben, am aller stärksten mit dem physischen Leib. Nur flüchtige Reflexe spiegeln sich in der Seele wider und fast alles gerinnt zu körperlichen Strukturen. Alles, was wir als kleines Kind wahrnehmen, prägt sich dem Organismus so stark ein, dass wir uns später niemals daran erinnern können. Was wir als Baby nahezu bewusstlos wahrnehmen, gestaltet so überhaupt erst die Feinstruktur des Gehirns aus. Relativ leicht erinnern können wir uns nur an das, was wir mit dem voll erwachten [[Ichbewusstsein]] erlebt haben. Die dadurch gebildeten Gedächtnisspuren graben sich dem Organismus nur sehr oberflächlich ein. Die traumartigen Erlebnisse des Seelenleibes heften sich schon wesentlich stärker an den physischen Leib und können darum nur sehr viel schwerer wieder dem Dunkel des Vergessens entrissen werden. Deswegen können wir uns auch an die meisten nächtlichen Träume nur sehr wenig erinnern. Erst nach dem Tod werden uns die Erfahrungen des Seelenleibes lückenlos zugänglich. Tatsächlich ist das, was wir mittels des Seelenleibes erleben, sehr viel reicher als das, was wir mit dem vollen Selbstbewusstsein begleiten. Unser Selbstbewusstsein ist eben noch sehr schwach ausgebildet. Das nachtodliche Lebenspanorama zeigt uns daher vor allem jene Erfahrungen, deren wir uns auf Erden gar nicht so recht bewusst geworden sind, oder die wir gewaltsam in die tieferen Bewusstseinsschichten verdrängt haben. Das Lebenspanorama, das sich nach dem Tod unserem Seelenblick zeigt, unterscheidet sich daher doch sehr wesentlich von unserem irdischen Erinnerungsvermögen.
 
Was geschieht also, wenn wir uns an etwas erinnern? Erinnern heißt, dass wir die ätherischen Bildekräfte, welche die physischen Gedächtnisspuren beständig regenerieren, vom Körper abziehen und in das seelische Erleben zurückleiten. Die physischen Gedächtnisspuren beginnen sich dadurch aufzulösen, und nur wenn wir das Erinnerte wieder aus dem Bewusstsein entlassen, kann sie der Ätherleib dem physischen Körper neuerlich, vielleicht in modifizierter Form wieder einprägen. Es wäre also wahrscheinlich nicht sehr gesund, wenn wir uns an die frühesten Kindheitserlebnisse erinnern würden, denn dann könnte die Feinstruktur unseres Gehirns sehr leicht beschädigt werden. Erleben, Vergessen und Erinnern stellen einen wichtigen Lebenszyklus dar, durch den unser physischer Leib immer wieder nach Maßgabe unserer Lebenserfahrungen ganz leise umgestaltet und diesen angepasst wird. Bei den Tieren ist dieser Lebenszyklus beinahe ausschließlich auf eine kurze, sehr frühe Lebensepoche beschränkt. Beim Menschen ist diese Fähigkeit am stärksten in der frühen Kindheit ausgeprägt; mit zunehmendem Alter beginnt sich der Ätherleib bereits ganz vorsichtig vom physischen Leib zu trennen. Es fällt uns dann immer schwerer, Gedächtnisspuren unserem Organismus einzugraben, dafür tauchen aber plötzlich Jugenderlebnis wieder auf, an die man sich während des ganzen Lebens davor nicht erinnern konnte. Dieses Phänomen findet man bei älteren Menschen ja sehr häufig.
 
Solange wir auf Erden leben, sind die ätherischen Bildekräfte sehr stark dem physischen Leib zugewendet und verhindern dessen Zerfall. Nach dem Tod, wenn der physische Leib wegfällt, folgen sie ihrer inneren kosmischen Lichtnatur und gliedern sich dem kosmischen Geschehen ein. Schon wenige Tage nach dem Tod beginnt sich der Ätherleib normalerweise aufzulösen, wodurch auch das Lebenspanorama allmählich verblasst, gleichsam dünn und durchsichtig wird und nun anderen Erlebnissen Platz macht, die viel inniger mit unserem inneren Seelenwesen verbunden sind als dieser nüchterne Gesamtüberblick über die ''äußeren'' Geschehnisse des vergangenen Erdenlebens.
 
Der Tote tritt dann in jenen Bereich über, der in der geisteswisenschaftlichen Terminologie als [[Kamaloka]], in der christlich-abendländischen Ausdrucksweise als [[Fegefeuer]] bezeichnet wird.
 
<div style="margin-left:20px">
"Gleichzeitig mit dem Erinnerungsbilde empfindet
der Mensch, daß er immer größer und größer wird. Die Bilder, die
ihn umgeben, welche die Bilder des vergangenen Lebens sind, vergrößern
sich ebenfalls. Indem der Mensch sich noch im Ätherleib befindet,
wächst er sozusagen in seine Umgebung hinein. Wenn der im
Ätherleib befindliche Mensch ein Ereignis erlebt hat, das sich fünfzig
Meilen entfernt abgespielt hat, dann ist das so, als ob er sich bis zu
dem Schauplatz des Ereignisses ausdehnte. Wenn er einmal in Amerika
war, fühlt er sich hinauswachsen bis nach Amerika. Im Ätherleib
empfindet der Mensch das Immer-größer-Werden. Im Astralleib fühlt
er sich dagegen auf gestückelt in verschiedene einzelne Teile. Er empfindet
den astralischen Leib keineswegs als eine räumliche Einheit. Es
gibt zum Beispiel Gallwespen, deren Vorder- und Hinterleib nur durch
einen ganz dünnen Stiel verbunden sind. Das ist ein Beispiel dafür,
wie auch in der physischen Welt zwei zueinandergehörige Teile nur
durch eine Verbindung von sehr geringer Ausdehnung zusammengehalten
werden. In der astralischen Welt kann es nun vorkommen,
daß sogar überhaupt keine Verbindung zwischen zwei Teilen da ist
und dennoch der eine Teil zum anderen gehört und diese Zugehörigkeit
durchaus empfunden wird. Im Astralleib kann sich der Mensch
an den verschiedensten Orten zugleich befinden. Wenn ein Mensch,
der durch das Kamaloka hindurchgeht, in seinem Erdenleben einmal
einem anderen einen physischen oder seelischen Schmerz zugefügt hat
und im Rückwärtserleben zu diesem Zeitpunkt gelangt, dann fühlt
er sich in dem anderen darin und erlebt dessen Schmerz in seinem
eigenen Astralleibe. Alle Erlebnisse und Taten des vorangegangenen
Erdenlebens werden in diesem Empfindungsspiegel zum zweitenmal
vorgefunden. Das ist auch ein Teil des Kamalokalebens." {{Lit|{{G|096|181f}}}}
</div>
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
#Rudolf Steiner: ''Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten'', [[GA 168]] (1995), ISBN 3-7274-1680-7 {{Vorträge|168}}
#Rudolf Steiner: ''Die Wissenschaft vom Werden des Menschen'', [[GA 183]] (1990), ISBN 3-7274-1830-3 {{Vorträge|183}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Tod]]

Aktuelle Version vom 21. Juli 2011, 07:04 Uhr