https://anthrowiki.at/index.php?title=Spezial:Neue_Seiten&feed=atom&hideredirs=1&limit=50&offset=&namespace=0&username=&tagfilter=AnthroWiki - Neue Seiten [de]2024-03-28T23:42:51ZAus AnthroWikiMediaWiki 1.40.0https://anthrowiki.at/Photios_I.Photios I.2024-03-19T16:10:34Z<p>Odyssee: </p>
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<div>[[Datei:Патриарх фотий.png|hochkant|mini|Ikone von Photios I. von einem Fresko in der [[w:Sophienkathedrale (Kiew)|Sophienkathedrale]], [[w:Kiew|Kiew]]]]<br />
'''Photios I.''' (* zwischen 810 und 820 in [[w:Konstantinopel|Konstantinopel]]; † [[6. Februar]] [[w:893|893]]) war 858–867 und 878–886 [[w:Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel|Patriarch von Konstantinopel]]. Er war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und wurde als [[Laie (Religion)|Laie]] zum Patriarchen gewählt. Sowohl seine Einsetzung und Absetzung als auch sein schließlicher Rücktritt nach Wiedereinsetzung und zweiter Amtszeit waren direkt mit Herrscherwechseln auf dem [[w:Liste der byzantinischen Kaiser|byzantinischen Kaiserthron]] verbunden. Dass er die für die Ausübung des Amtes erforderlichen [[Weihesakrament|Weihegrade]] rasch nacheinander direkt nach der Wahl empfangen hatte, war zwar kein Einzelfall, aber [[kirchenrecht]]lich bedenklich. Er wurde deshalb mehrmals von Päpsten [[w:Photios-Schisma|verurteilt]]. Zu seinem außenpolitischen Konflikt mit der Westkirche trug auch vor allem die Konkurrenz in der Mission der [[w:Bulgaren|Bulgaren]] bei.<br />
<br />
Außer als kirchenpolitischer Akteur war Photios auch als theologischer und philosophischer Autor einflussreich. Als er erfuhr, dass in der [[Lateinische Kirche|lateinischen]] [[Liturgie|Messliturgie]] die Passage über den Hervorgang des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] im [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Nizänischen Glaubensbekenntnis]] um den umstrittenen Zusatz „[[filioque]]“ erweitert worden war, verfasste er eine ausführliche Entgegnung. Sie ist ein klassischer Beitrag zur [[Trinität]]slehre der [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirchen]]. Bei seiner Lektüre antiker Werke machte Photios sich private Notizen, die in sein umfangreiches Werk ''Myriobiblon'' eingingen. Diese Zitate und Inhaltsangaben sind vor allem in den zahlreichen Fällen von großer Bedeutung, in denen die originalen Werke nicht erhalten sind und Photios’ Exzerpte zur Rekonstruktion des ursprünglichen Inhalts beitragen.<br />
<br />
Photios wird in der [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirche]] seit dem 10. Jahrhundert als [[Heiliger]] verehrt; sein Fest ist am 6. Februar.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* {{WikipediaDE|Photios I.}}<br />
<br />
[[Kategorie:Heiliger]]<br />
[[Kategorie:Philologe]]<br />
[[Kategorie:Orthodoxer Theologe]]<br />
[[Kategorie:Orthodoxer Bischof]]<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Geboren im 9. Jahrhundert]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 893]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Das_violette_S%C3%BCdfenster_des_zweiten_GoetheanumsDas violette Südfenster des zweiten Goetheanums2024-03-17T13:27:42Z<p>Odyssee: </p>
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<div>[[Das violette Südfenster des ersten Goetheanums#Das violette Südfenster des zweiten Goetheanums]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/14-Punkte-Programm14-Punkte-Programm2024-03-12T10:32:42Z<p>Odyssee: /* Literatur */</p>
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<div>[[Datei:President_Woodrow_Wilson_(1913).jpg|miniatur|[[Woodrow Wilson]] (1856 - 1924)]]<br />
Als '''14-Punkte-Programm''' werden die Grundzüge einer Friedensordnung für das vom [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] erschütterte [[Europa]] bezeichnet, die der [[Vereinigte Staaten|amerikanische]] Präsident [[Woodrow Wilson]] am [[8. Januar]] [[1918]] in einer programmatischen Rede vor beiden Häusern des [[w:Kongress der Vereinigten Staaten|US-Kongresses]] umriss. Eine nicht unwesentliche Rolle bei der Ausarbeitung der Vierzehn Punkte spielte der Berater Wilsons, der amerikanischer [[Journalist]] und [[Publizist]] [[Walter Lippmann]] (1889 - 1974), der auch am Kriegseintritt der [[USA]] beteiligt war. Bekannt wurde er insbesondere durch sein 1922<ref>{{Literatur|Autor=Ronald Steel|Titel=Walter Lippmann and the American Century|Verlag=Routledge|Datum=2017-09-29|ISBN=9781351299756|Online=https://books.google.com.ph/books?id=hmRQDwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=lippmann+public+opinion&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiayIjm26rkAhWHUN4KHUS0BAE4ChDoAQhCMAM#v=onepage&q=lippmann%20public%20opinion&f=false|Abruf=2019-08-30}}</ref> veröffentlichtes Werk ''[[w:Die öffentliche Meinung|Die öffentliche Meinung]]'', das als grundlegendes Werk des Journalismus, der [[Medienwissenschaft|Medienwissenschaften]], der [[Politikwissenschaft]] und der [[Sozialpsychologie]] gilt.<ref>{{Literatur|Autor=Elliot King, Jane Chapman|Titel=Key Readings in Journalism|Verlag=Routledge|Datum=2012-11-12|ISBN=9781135767679|Online=https://books.google.com.ph/books?id=QSKCxz7DKcwC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=snippet&q=lippmann&f=false|Abruf=2019-08-29}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Doris Appel Graber|Titel=The politics of news: the news of politics|Verlag=CQ Press|Datum=1998|ISBN=9781568024127|Online=https://books.google.com.ph/books?id=Bb1oAAAAIAAJ&q=lippmann+public+opinion+key+text&dq=lippmann+public+opinion+key+text&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiplNicuqfkAhUsL6YKHRRIDesQ6AEIWjAG|Abruf=2019-08-29}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=John Durham Peters, Peter Simonson|Titel=Mass Communication and American Social Thought: Key Texts, 1919-1968|Verlag=Rowman & Littlefield|Datum=2004|ISBN=9780742528390|Online=https://books.google.com.ph/books?id=34kSkJuYCIYC&pg=PA36&dq=lippmann+public+opinion+key+text&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiplNicuqfkAhUsL6YKHRRIDesQ6AEIYjAH#v=onepage&q=lippmann%20public%20opinion%20key%20text&f=false|Abruf=2019-08-29}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=John Gray Geer|Titel=Public Opinion and Polling Around the World: A Historical Encyclopedia|Verlag=ABC-CLIO|Datum=2004|ISBN=9781576079119|Online=https://books.google.com.ph/books?id=ErMMGz1RIUcC&pg=PA424&dq=lippmann+public+opinion&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjpqrKf0KrkAhXJBIgKHRT5AIIQ6AEIQjAD#v=onepage&q=lippmann%20public%20opinion&f=false|Abruf=2019-08-30}}</ref><br />
<br />
== Die „Vierzehn Punkte“ ==<br />
# Offene, öffentlich abgeschlossene Friedensverträge. Danach sollen keinerlei geheime internationale Abmachungen mehr bestehen, sondern die Diplomatie soll immer aufrichtig und vor aller Welt getrieben werden.<br />
# Uneingeschränkte Freiheit der Schifffahrt auf den Meeren, außerhalb der [[w:Seevölkerrecht #Seevölkerrechtliche Regelungen|Territorialgewässer]], im Frieden sowohl wie im Kriege, ausgenommen jene Meere, die ganz oder teilweise durch internationales Vorgehen zur Durchführung internationaler Verträge gesperrt werden.<br />
# Möglichste Beseitigung aller [[w:Handelspolitik|wirtschaftlichen Schranken]] und Herstellung einer Gleichheit der Handelsbedingungen für alle Nationen, die dem Frieden beitreten und sich zu seiner Aufrechterhaltung verbinden.<br />
# Entsprechende gegenseitige Bürgschaften für die Beschränkung der [[w:Rüstung (Militär)|Rüstungen]] der Nationen auf das niedrigste, mit der Sicherheit im Innern vereinbare Maß.<br />
# Freier, unbefangener und völlig unparteiischer Ausgleich aller [[w:Kolonialismus|kolonialen]] Ansprüche, auf der genauen Beachtung des Grundsatzes beruhend, dass beim Entscheid in solchen Souveränitätsfragen die Interessen der betreffenden Bevölkerungen ebenso ins Gewicht fallen, wie die berechtigten Ansprüche der Regierung, deren [[w:Titel (Recht)|Rechtstitel]] zu entscheiden ist.<br />
# Räumung des ganzen russischen Gebietes und ein Einvernehmen über alle auf Russland bezüglichen Fragen, das das beste und freieste Zusammenwirken der anderen Völker sichert, um für [[Russland]] eine ungehemmte Gelegenheit zur unabhängigen Bestimmung seiner eigenen politischen Entwicklung und nationalen Politik herbeizuführen und ihm eine herzliche Aufnahme in der Gesellschaft der freien Nationen unter selbst gewählten Staatseinrichtungen, ja noch mehr, Hilfe jeder Art, deren es bedürftig sein und von sich aus wünschen mag, gewährleistet. Die Russland von seinen Schwesternationen in den nächsten Monaten gewährte Behandlung wird der Prüfstein ihres guten Willens, ihres Verständnisses für seine Bedürfnisse im Unterschied zu ihren eigenen Interessen und ihres verständigen und selbstlosen Mitgefühls sein.<br />
# [[w:Belgien|Belgien]] muss, die ganze Welt wird dem beipflichten, geräumt und wiederhergestellt werden, ohne jeden Versuch, seine Souveränität, deren es sich wie alle anderen freien Völker erfreut, zu beschränken. Kein anderer einzelner Schritt wird so wie dieser dazu dienen, das Vertrauen unter den Nationen in die Gesetze wiederherzustellen, die sie selbst geschaffen haben und als maßgebend für ihre Beziehungen zueinander festgesetzt haben. Ohne diesen heilsamen Schritt bleibt die gesamte Struktur und die Gültigkeit des [[Völkerrecht]]s für immer geschädigt.<br />
# Das ganze französische Gebiet muss geräumt und die besetzten Teile wiederhergestellt werden. Das Unrecht, das [[Dritte Französische Republik|Frankreich]] im Jahre 1872 in Beziehung auf [[w:Reichsland Elsaß-Lothringen|Elsass-Lothringen]] durch [[W:Preußen|Preußen]] angetan worden ist und das den Weltfrieden während nahezu fünfzig Jahren erschüttert hat, muss wiedergutgemacht werden, damit der Friede im Interesse Aller wiederhergestellt werden kann.<br />
# Berichtigung der Grenzen [[w:Königreich Italien (1861–1946)|Italiens]] nach den genau erkennbaren Abgrenzungen der Volksangehörigkeit.<br />
# Den Völkern [[Österreich-Ungarn]]s, deren Platz unter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung zugestanden werden.<br />
# [[W:Königreich Rumänien|Rumänien]], [[w:Königreich Serbien|Serbien]] und [[w:Königreich Montenegro|Montenegro]] sollten geräumt, die besetzten Gebiete zurückgegeben werden. Serbien sollte ein freier und sicherer Zugang zur See gewährt werden, und die Beziehungen unter den verschiedenen [[w:Balkanhalbinsel|Balkanstaaten]] zueinander sollten durch freundschaftliche Übereinkunft nach den bestehenden geschichtlichen Richtlinien der Zugehörigkeit und der Nationalität geregelt werden. Internationale Bürgschaften für die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie die Unverletzlichkeit des Gebiets der verschiedenen Balkanstaaten sollten geschaffen werden.<br />
# Den türkischen Teilen des [[w:Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] sollte eine unbedingte Selbständigkeit gewährleistet werden. Den übrigen Nationalitäten dagegen, die zurzeit unter türkischer Herrschaft stehen, sollte eine zuverlässige Sicherheit des Lebens und eine völlig ungestörte Gelegenheit zur selbständigen Entwicklung gegeben werden. Die [[w:Dardanellen|Dardanellen]] sollten unter internationalen Bürgschaften als freie Durchfahrt für die Schiffe und den Handel aller Nationen dauernd geöffnet werden.<br />
# Ein unabhängiger polnischer Staat sollte errichtet werden, der alle Gebiete einzubegreifen hätte, die von unbestritten polnischer Bevölkerung bewohnt sind; diesem Staat sollte ein freier und sicherer Zugang zur See geöffnet werden, und seine politische sowohl wie wirtschaftliche Unabhängigkeit sollte durch internationale Übereinkommen verbürgt werden.<br />
# Ein [[W:Völkerbund|allgemeiner Verband der Nationen]] muss gegründet werden mit besonderen Verträgen zum Zweck gegenseitiger Bürgschaften für die politische Unabhängigkeit und die territoriale Unverletzbarkeit der kleinen sowohl wie der großen Staaten.<br />
<br />
== Auswirkungen ==<br />
Einige der von Wilson aufgelisteten vierzehn Punkte (wie die Räumung und Wiederherstellung Belgiens, die Räumung und Aufgabe von Elsass-Lothringen) waren sehr konkret, andere (wie die Freiheit der Meere, Rüstungsbeschränkung) ziemlich allgemein oder vage („autonome Entwicklung“ für die Völker Österreich-Ungarns) gehalten. Das [[w:Selbstbestimmungsrecht der Völker|Selbstbestimmungsrecht der Völker]] wurde von Wilson der Öffentlichkeit gegenüber als ein wichtiger Teil des Programms vertreten, war aber nicht mit allen Punkten des Programms konfliktlos kompatibel.<br />
<br />
Ursprünglich waren die 14 Punkte dazu bestimmt gewesen, die deutsch-russischen Verhandlungen über einen [[w:Sonderfrieden|Sonderfrieden]] zu torpedieren, die am 5. März 1918 in den [[w:Friedensvertrag von Brest-Litowsk|Friedensvertrag von Brest-Litowsk]] mündeten.<ref>Gerd Koenen: ''[https://www.bpb.de/apuz/254460/spiel-um-weltmacht-deutschland-und-die-russische-revolution?p=all Spiel um Weltmacht. Deutschland und die Russische Revolution].'' In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte'' 67, Heft 34–36 (2017), S. 19.</ref> Während der Verhandlungen der [[w:Pariser Vorortverträge|Pariser Vorortverträge]] 1919 waren sie Grundlage der amerikanischen Position. Großen Wert legte Wilson auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, welches aber nicht konsequent zur Anwendung kam. So wurde beispielsweise im [[w:Friedensvertrag von Versailles|Friedensvertrag von Versailles]] eine Vereinigung des [[w:Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] mit [[w:Deutschösterreich|Deutschösterreich]] untersagt. Weitere fast ausschließlich deutschsprachige Gebiete wie [[w:Südtirol|Südtirol]], das [[w:Sudetenland|Sudetenland]], das [[w:Memelland|Memelland]] und [[w:Danzig|Danzig]] mussten die Kriegsverlierer abtreten. In [[w:Ostbelgien|Ostbelgien]] fand zwar eine Wahl statt, in der die Bevölkerung über ihre Zugehörigkeit entscheiden sollte, jedoch galt diese Abstimmung aufgrund militärischen Drucks als unfrei. Auch Ungarn musste mehrheitlich von [[w:Magyaren|Magyaren]] besiedelte Gebiete im [[w:Vertrag von Trianon|Vertrag von Trianon]] abtreten. Dennoch gilt dieser Plan selbst heute noch als eine für damalige Verhältnisse moderne Vision für eine Nachkriegsordnung. Wilson erhielt für seine Bemühungen sogar den [[w:Liste der Friedensnobelpreisträger|Friedensnobelpreis]].<br />
<br />
Die Regierung des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]] stimmte zwar einzelnen Punkten zu, lehnte aber anfangs Verhandlungen mit den USA über territoriale Fragen ab. Sie griff Wilsons Plan erst im Oktober 1918 auf, als die eigene militärische Lage hoffnungslos geworden und eine neue politische Situation eingetreten war.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.spiegel.de/geschichte/woodrow-wilson-und-sein-programm-zum-weltfrieden-1918-a-1185850.html | titel=Als Amerika eine neue Weltordnung entwarf | autor=René Schlott | werk=Spiegel.de | datum=2018-01-18 | abruf=2020-11-05}}</ref> Dennoch hofften viele deutsche Politiker und die Mehrheit der deutschen Bevölkerung nun auf einen Frieden auf Basis der 14 Punkte.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/14-punkte-programm.html |titel=Das 14-Punkte-Programm |werk=DHM.de |abruf=2020-04-04}}</ref> Als im Sommer 1919 die tatsächlichen Friedensbedingungen der [[w:Triple Entente|Alliierten]] und der assoziierten Mächte bekannt wurden, löste dies in Deutschland einen Sturm der Entrüstung aus. In Unkenntnis der Politik der früheren, kaiserlichen Reichsleitung wurde der Versailler Friedensvertrag als Betrug und als ungerechtes „[[w:Versailler Diktat|Versailler Diktat]]“ empfunden.<br />
<br />
== Rudolf Steiner über die Vierzehn Punkte ==<br />
<br />
[[Rudolf Steiner]] stand den Vierzehn Punkten Wilsons von Anfang an ablehnend gegenüber. Er sah darin ein abstraktes weltfremdes Konzept, das nicht geeignet sei, den sozialen und politischen Frieden in der Welt zu fördern, sondern diese vielmehr ins Chaos stürzen würde. Statt dessen propagierte er das von ihm entwickelte Leitbild der [[Dreigliederung des sozialen Organismus]].<br />
<br />
{{GZ|Während des Weltkrieges hat man es nicht verstanden, daß den vierzehn abstrakten Punkten des Woodrow Wilson die konkrete Dreigliederung von autoritativer Stelle hätte entgegengetragen werden müssen. Die Praktiker haben sie unpraktisch gefunden, weil sie gar keine wirkliche Idee von dem Zusammenhang von Idee und Praxis haben. Gewiß, die Vierzehn Punkte Woodrow Wilsons sind so unpraktisch wie möglich. Und es ist vielleicht die größte Tragik, die dem deutschen Volk hat passieren können, daß selbst der Mann, auf den man in den letzten Tagen der katastrophalen Zeit gerechnet hat, der noch aus dem alten Regime heraus Reichskanzler werden konnte, daß selbst der imstande war, die Vierzehn Punkte Wilsons irgend wie ernstzunehmen. Vorläufig sind diese Vierzehn Punkte in die Unmöglichkeit des abstrakten Völkerbundes ausgelaufen; ihre Unmöglichkeit zeigen sie praktisch in Versailles und Spa. Dasjenige aber, was sie vermocht haben, trotzdem sie abstrakt sind, das ist, sie haben Heere und Schiffe in Bewegung gebracht. Und etwas in Bewegung bringen, das sollten die Punkte, die durch die Dreigliederung in die Welt kommen, auch; wenn auch nicht gerade Heere und Schiffe, so sollten sie doch die Menschen in Bewegung bringen, so daß wieder ein lebensfähiger sozialer Organismus da sein könnte. Das kann nur auf dem Wege der Dreigliederung geschehen - das wurde von den verschiedensten Gesichtspunkten aus hier erörtert.|337a|262f}}<br />
<br />
{{GZ|Wilsons vierzehn Punkte waren abstrakt und wirklichkeitsfremd. Man kann solchen Ideen eine Scheinwirklichkeit geben, weil Menschen auch das ausführen können, was in der Ausführung sich als bestandsunmöglich erweist. Aus diesen vierzehn Punkten konnte nie ein wahrer Friede werden. Denn die zivilisierte Menschheit ist an einem Punkte ihrer Entwicklung angekommen, in dem, was als geistiges Leben, als Rechtsverhältnisse im weitesten Sinn und als wirtschaftliche Daseinsbedingungen aus den Bereichen der überkommenen Staaten heraus sich ergeben hatte, nicht mehr weiterzubringen war im Rahmen dieser Staaten. Bis in die Gegenwart bedurfte es der einheitlichen Staatsgebilde, um durch sie im Rechtszusammenleben der Menschen das Geistesleben zu pflegen und die neueren Wirtschaftsformen zu gebären. Aber sowohl das Geistesleben wie auch die Weltwirtschaft sind zu Gestaltungen gelangt, die durch diese Staatsgebilde nicht weiterzubringen sind. Unbefangen erfasst war der Weltkrieg doch nichts anderes als der Ausdruck dafür, dass die Staaten aufeinanderprallten, weil diejenigen Kräfte nach einem unvernünftigen Ausweg suchten, deren wahre Natur darin bestand, für Geistesleben und Wirtschaft neue Formen zu suchen [...]<br />
<br />
Wie man 1917 auf die Dreigliederung des sozialen Organismus weisen musste, um den ohnmächtigen vierzehn Punkten Wilsons etwas entgegenzustellen, das zu einem wirklichen Friedensausweg führen konnte, so muss man jetzt auf dieselbe Dreigliederung zeigen, um dem Gespenst zu begegnen, das der Zivilisation droht. Wie ohnmächtig die «Vierzehn Punkte» waren, das hat die Hilflosigkeit ihres Trägers in Versailles erwiesen. John Maynard Keynes, der bei den Versailler Verhandlungen zugegen war, hat das in seinem Buche über die wirtschaftlichen Folgen des Krieges deutlich genug gesagt.|24|318ff}}<br />
<br />
{{GZ|Als auch für eine größere Anzahl in der Außenwelt stehende Persönlichkeiten klar war, wie die furchtbaren katastrophalen Ereignisse aus dem zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts verlaufen werden, da stellte sich in die Ereignisse etwas hinein - ich will heute, wie gesagt, nur Richtungen andeuten, Sie finden das Genauere darüber in meinen Schriften -, das die blutleerste Abstraktion war, etwas ganz und gar nur aus der abstrakten Geistigkeit Herausgeborenes. Mit dieser abstrakten Art der Geistigkeit war derjenige heraufgekommen, der aus einem Gelehrten Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden war, ''Woodrow Wilson''. In seinen Vierzehn Punkten war auch als ein Impuls für das Praktische vor die Welt hingestellt, was nur aus einer lebensfremden Abstraktion hervorging. Den praktischen Beweis dafür hat die Lage geliefert - Sie können das bei ''[[John Maynard Keynes|Maynard Keynes]]'' nachlesen -, in der sich Woodrow Wilson bei den Verhandlungen in Versailles befand, wo das, was in seiner Theorie lebte, immer mehr und mehr abschmolz gegenüber dem, was aus den veraltetsten traditionellen Anschauungen heraus dazumal in Versailles ausgemacht worden war. Die geschichtliche Entwickelung selber hat den Beweis für das Lebensfremde der Vierzehn Punkte Woodrow Wilsons geliefert. Als sie aufgestellt wurden, da bezeugten sie aber, daß man mit solcher Abstraktion durchaus auch etwas in die Wirklichkeit hinein tragen kann: man trägt in sie etwas hinein, aber man trägt nur den Irrtum hinein! Es ist nicht so, daß Abstraktionen, wenn sie durch Menschen gehen, nicht Wirklichkeiten hervorzaubern könnten; aber es ist so, daß sie immer in diesen Wirklichkeiten Verwirrungen oder Unzulänglichkeiten werden hervorrufen müssen, weil sie eben nicht aus dem Leben geholt sind. So konnten die Vierzehn Punkte Schiffe und Heere über das Meer bringen, aber es konnten diese Vierzehn Punkte nicht einen lebenskräftigen Impuls in die moderne Zivilisation hineinsenden.|76|183f}}<br />
<br />
{{GZ|Darum handelt es sich, daß durch die Bewegung, die sich auch anders nennen könnte, die drei Glieder des sozialen Lebens in ein richtiges Verhältnis gebracht werden sollen gegenüber dem Intellektualismus, der das Bestreben hat, alles in einen Topf zusammen zu werfen, wenn er auch dann aus dem einen Topf zum Beispiel die Vierzehn Punkte herausnimmt, die, sofern es Woodrow Wilsons Vierzehn Punkte waren, in bezug auf ihren Intellektualismus wahrhaftig nichts zu wünschen übrig lassen. Die Dreigliederungsidee wurde von mir zuerst geäußert, gerade als man in einem furchtbar ernsten Moment wiederum einmal nicht aus der Lebenspraxis heraus die Lösung der Fragen suchte, sondern aus Köpfen, aus dem Intellektualismus heraus, mit den Vierzehn Punkten Wilsons. Man konnte besonders auch im Ausland sehen, wie diese Vierzehn Punkte, als sie auftraten, etwas Pathologisches in der Menschheit ansprachen, und es war im höchsten Maße zu bedauern, daß im ernstesten Augenblick der neueren deutschen Geschichtsentwicklung, im Herbste 1918, Mitteleuropa sich sogar auf diese Vierzehn Punkte einließ und nicht sehen konnte, wie wir gerade im gegenwärtigen Augenblick genötigt sind, uns ohne alle blassen Theorien unmittelbar auf die Lebenspraxis einzulassen und aus ihr heraus die Dinge zu studieren. Die Vierzehn Punkte waren eine Utopie; die weitere Entwicklung hat das gezeigt. Die Menschheit wird sich überzeugen müssen, daß mit solchen Utopien nichts zu erreichen ist, sondern daß lediglich etwas erreicht wird, wenn man wirklichkeitsgemäß sich auf das einläßt, was da ist; wenn man aus dem Daseienden heraus nicht nur logisch - das ist heute leicht -, sondern wirklichkeitsgemäß zu denken versteht.|77a|50f}}<br />
<br />
{{GZ|Sie wissen ja alle, daß in das in ein so furchtbares Chaos hineingehende Zivilisationsleben in einem gewissen Zeitpunkte die sogenannten «Vierzehn Punkte» Woodrow Wilsons fielen. Was waren diese Vierzehn Punkte denn eigentlich? Sie waren im Grunde genommen nichts anderes als die abstrakten Prinzipien eines weltfremden Mannes, die abstrakten Prinzipien eines Menschen, der von der Wirklichkeit wenig wußte, wie sich dann in Versailles, wo er in der Wirklichkeit eine hervorragende Rolle hätte spielen können, gezeigt hat. Ein wirklichkeitsfremder Mann wollte aus dem Intellektualismus heraus der Welt zeigen, wie sie sich organisieren sollte. Man muß nur erlebt haben, mit welcher Begeisterung die zivilisierte Menschheit an diesen Vierzehn Punkten hing, allerdings mit Ausnahme eines großen Teiles der mitteleuropäischen Bevölkerung, für die es aber leider auch einen, wenn auch kurzen Zeitraum gab, in dem sie auf diese Vierzehn Punkte hereinfiel.<br />
<br />
Im Jahre 1917 versuchte ich demgegenüber, einzelnen Persönlichkeiten Mitteleuropas, die sich dafür interessierten, denen aber nicht nachgelaufen wurde, sondern die entweder herankamen oder herangebracht wurden, zu zeigen, wie abstrakt, wie wirklichkeitsfremd dasjenige ist, was da in die soziale Gestaltung der Welt herein will, wie sozusagen alles das, was an schlechten Erziehungsgrundsätzen in der modernen Zivilisation waltet, kondensiert in diesem Weltschulmeister Woodrow Wilson sich darstellte, und wie die abstrakten Grundsätze dieser - im schlechten Sinne - Weltschulmeisterei von den Leuten mit Begeisterung aufgenommen wurden. Dazumal versuchte ich zu zeigen, daß eine Gesundung dieser Verhältnisse nur eintreten könne, wenn man gegenüber allen solchen abstrakten Einstellungen sich auf den Boden stellt, der die Gedanken nicht ausschließt, der aber gerade die Gedanken so hervorbringt, daß sie aus der Wirklichkeit, aus der Realität herauswachsen. Dann darf man sich aber nicht irgend etwas Utopistisches ausdenken - ich möchte sagen, die Woodrow Wilsonschen Grundsätze waren der verdichtetste Utopismus, waren der Utopismus in der dritten Potenz schon -, sondern dann muß man sich klar sein, daß man aus den realen Bedingungen der gegenwärtigen Menschheit selbst suchen muß, wie Impulse zu finden sind.|81|108ff}}<br />
<br />
Nach der Ansicht Rudolf Steiners wurde durch das 14-Punkte-Programm ein ungesunder nationaler Chauvinismus gefördert, in dem zurückgebliebene [[Geister der Form]] wirkten.<br />
<br />
{{GZ|Wo sehen wir denn nun zurückgebliebene Geister der Form tätig? In erster Linie sehen wir sie heute tätig in den nationalen Chauvinismen, die über die ganze Welt sich verbreiten, da, wo die Gedanken der Menschen sich nicht aus unmittelbarer innerster menschlicher Zentralität heraus entwickeln, sondern aus dem Blute heraus, aus dem, was aus den Instinkten aufflutet [...]<br />
<br />
Und wenn man nun nachgeben will diesen zurückgebliebenen Geistern der Form und zu gleicher Zeit ein furchtbar ehrgeiziger Mensch ist, der durch das Schicksal an einen besonderen Posten gestellt ist, dann fabriziert man, gerade mit Rücksicht auf die nationalen Chauvinismen der Welt, «Vierzehn Punkte» und findet dann Anhänger, welche diese vierzehn Punkte Woodrow Wilsons als dasjenige betrachten, was der Welt etwas Großartiges geben soll. <br />
<br />
In Wahrheit gesehen, was waren sie, diese vierzehn Punkte Woodrow Wilsons? Sie waren etwas, was der Welt hingeworfen werden sollte, damit sie frönen kann dem, was die zurückgebliebenen Geister der Form ausgießen wollen über die verschiedenen Naturgrundlagen der Nationen. Sie waren unmittelbar von da her inspiriert.|222|85}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915 – 1921'', [[GA 24]] (1982), ISBN 3-7274-0240-7; '''Tb 667''' (Teilausgabe unter dem Titel 'Staatspolitik und Menschheitspolitik'), ISBN 978-3-7274-6670-0 {{Schriften|024}}<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die befruchtende Wirkung der Anthroposophie auf die Fachwissenschaften'', [[GA 76]] (1977), ISBN 3-7274-0760-3 {{Vorträge|076}}<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Aufgabe der Anthroposophie gegenüber Wissenschaft und Leben'', [[GA 77a]] (1997), ISBN 3-7274-0771-9 {{Vorträge|077a}}<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erneuerungs-Impulse für Kultur und Wissenschaft'', [[GA 81]] (1994), ISBN 3-7274-0810-3 {{Vorträge|081}}<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Impulsierung des weltgeschichtlichen Geschehens durch geistige Mächte'', [[GA 222]] (1989), ISBN 3-7274-2220-3 {{Vorträge|222}}<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus in Stuttgart'', [[GA 337a]] (1999), ISBN 3-7274-3371-X {{Vorträge|337a}}<br />
<br />
{{GA}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikisource|lang=en|Fourteen Points Speech}}<br />
* [http://www.documentarchiv.de/in/1918/14-punkte-wilsons.html#fn01 ''14-Punkte-Programm'']. In: DocumentArchiv.de<br />
* [https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/14punkte ''Das 14-Punkte-Programm''] im [[w:Deutsches Historisches Museum#Lebendiges Museum Online (LeMO)|LeMO]] ([[w:Deutsches Historisches Museum|DHM]] und [[w:Haus der Geschichte|HdG]])<br />
* Bert-Oliver Manig: [https://www.deutschlandfunk.de/vor-100-jahren-wilsons-programm-fuer-den-weltfrieden-in-14.871.de.html?dram:article_id=407695 ''Wilsons Programm für den Weltfrieden in 14 Punkten'']. In: [[w:Deutschlandfunk|Deutschlandfunk]], 8. Januar 2018<br />
* Peter Sturm: [https://www.faz.net/aktuell/politik/der-erste-weltkrieg/vor-hundert-jahren-woodrow-wilsons-14-punkte-15375290.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Woodrow Wilsons 14-Punkte – Der Weltkrieg war stärker'']. In: [[w:Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ.net]], 8. Januar 2018<br />
* Anselm Verbeek: [https://www.welt.de/geschichte/article172306913/Erster-Weltkrieg-Der-US-Praesident-der-eine-heile-Welt-schaffen-wollte.html ''Der US-Präsident, der eine heile Welt schaffen wollte'']. In: [[w:Die Welt|Welt.de]], 9. Januar 2018<br />
* René Schlott: [https://www.spiegel.de/geschichte/woodrow-wilson-und-sein-programm-zum-weltfrieden-1918-a-1185850.html ''Als Amerika eine neue Weltordnung entwarf'']. In: [[w:Der Spiegel (online)|Spiegel.de]], 18. Januar 2018<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:#::14punkteprogramm}}<br />
[[Kategorie:Politik]]<br />
[[Kategorie:Geschichte]]<br />
[[Kategorie:Erster Weltkrieg]]<br />
[[Kategorie:Woodrow Wilson]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Woodrow_WilsonWoodrow Wilson2024-03-12T10:00:17Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Thomas Woodrow Wilson, Harris & Ewing bw photo portrait, 1919.jpg|mini|Woodrow Wilson (1919)<br />
[[Datei:Woodrow wilson signature.svg|rahmenlos|hochkant]]]]<br />
'''Thomas Woodrow Wilson''' [{{IPA|ˈtɒməs ˈwʊdɹoʊ ˈwɪlsən}}] (* [[28. Dezember]] [[1856]] in [[w:Staunton (Virginia)|Staunton]], [[w:Virginia|Virginia]]; † [[3. Februar]] [[1924]] in [[W:Washington, D.C.|Washington, D.C.]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Politiker]] der [[w:Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokratischen Partei]] und von 1913 bis 1921 der [[w:Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten|28.]] [[w:Präsident der Vereinigten Staaten|Präsident der Vereinigten Staaten]].<br />
<br />
Nach anfänglicher [[w:Neutralität (Internationale Politik)|Neutralität]] traten die Vereinigten Staaten während seiner zweiten Amtszeit, im April 1917 in den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ein. Sein im Januar 1918 veröffentlichtes [[14-Punkte-Programm]] wurde ein bedeutender Referenzpunkt der öffentlichen Debatten um eine Beendigung des Krieges. Bei der [[w:Pariser Friedenskonferenz 1919|Pariser Friedenskonferenz 1919]] gehörte er dem [[w:Rat der Vier|Rat der Vier]] an. Weitgehend auf seine Initiative geht die Gründung des [[w:Völkerbund|Völkerbund]]es zurück. 1919 wurde ihm der [[w:Friedensnobelpreis|Friedensnobelpreis]] verliehen.<br />
<br />
[[Rudolf Steiner]] hat in seinen Vorträgen wiederholt sehr kritisch über Woodrow Wilson gesprochen und dabei insbesondere auch darauf hingewiesen, dass er in einer früheren Inkarnation als der Kalif [[Muʿāwiya I.]] gelebt habe, der eine zentrale Figur in der Frühzeit des [[Islam|Islams]] und der Gründer der [[w:Umayyaden|Umayyaden]]-Dynastie war, einer der bedeutendsten und langlebigsten Dynastien in der islamischen Geschichte.<br />
<br />
{{GZ|Muawija, einer der Nachfolger Mohammeds, kam in unserem Zeitalter wieder, wurde Woodrow Wilson. Die Abstraktheit des Mohammedanismus lebte in ihm auf, die Meinung entstand, aus vierzehn kalten, abstrakten, inhaltlosen Sätzen könne man eine Welt gestalten. In Wahrheit war keine welthistorische Illusion größer als diese, und in Wahrheit ist man auf keine welthistorische Illusion so hineingefallen, fast die ganze Menschheit, wie auf diese. Und nicht verstehen wollte man, als ich schon vor dem Kriege in meinen Helsingforser Vorträgen auf die Unzulänglichkeit von Woodrow Wilson hinwies - denn dazumal war er im Aufgange seines Ruhmes -, nicht verstehen wollte man, wenn ich immer wieder und wieder überall, wo ich reden konnte, hinwies darauf, wie das Unglück, das heraufdämmert, zusammenhängt mit der Abgötterei, welche die Welt betreibt mit Woodrow Wilson.|239|218}}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* {{WikipediaDE|Woodrow Wilson}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Fünfter Band'', [[GA 239]] (1985), ISBN 3-7274-2390-0 {{Vorträge|239}}<br />
<br />
{{GA}}<br />
<br />
[[Kategorie:Präsident der Vereinigten Staaten]]<br />
[[Kategorie:Woodrow Wilson]]<br />
[[Kategorie:US-Amerikaner]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1856]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1924]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Rezeptivit%C3%A4tRezeptivität2024-03-07T16:38:32Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>'''Rezeptivität''' (wörtlich: ‚Empfänglichkeit‘) ist ganz allgemein die Fähigkeit, Wirkungen zu ''empfangen''. Der Begriff ist vor allem durch [[Immanuel Kant]] in die Philosophie eingeführt worden und bezeichnet insbesondere die Fähigkeit des Menschen (und anderer Lebewesen), durch den Einfluss von Gegenständen Vorstellungen von diesen Gegenständen zu erhalten. Diese Fähigkeit nennt Kant auch ''[[Sinnlichkeit]]'': <br />
<br />
{{Zitat|Die Fähigkeit (Rezeptivität), Vorstellungen durch die Art, wie wir von Gegenständen affiziert werden, zu bekommen, heißt Sinnlichkeit.| ref=<ref>[[Immanuel Kant]] (1781): ''[[Kritik der reinen Vernunft]]'' B 33.</ref>}} <br />
<br />
Unsere Rezeptivität liefert uns nach Kant sinnliche [[Anschauung]]en, die durch die Formen [[Raum (Philosophie)|Raum]] und [[Philosophie der Zeit|Zeit]] (die „reinen Anschauungen“) strukturiert sind. <br />
<br />
Der Gegenbegriff zur Rezeptivität als der passiven Seite unseres Erkenntnisvermögens heißt „[[Spontaneität]]“. Sie ist das aktive Vermögen, das rezipierte ‚Material‘ zu begreifen, indem es [[Begriff (Philosophie)|Begriffe]] bildet und auf die Gegenstände anwendet.<ref>[[Immanuel Kant]] (1781): ''[[Kritik der reinen Vernunft]]'' B 74.</ref><br />
<br />
Außerhalb des [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Zusammenhangs wird der Begriff der Rezeptivität von Kant auch benutzt, um das Problem einer [[Teleologie|teleologischen]] Beschreibung der Natur zu analysieren: man müsste sich nicht nur eine entsprechende Rezeptivität der Materie (für die verschiedenen Formen von Organismen) denken, sondern auch eine formenschaffende Spontaneität (eines unerfahrbaren Schöpfers).<ref>[[Immanuel Kant]] (1790): ''[[Kritik der Urteilskraft]]'' §&nbsp;78 (AA Bd. V 411).</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|rezipieren}}<br />
{{Wiktionary|Rezeption}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Rezeptivitat}}<br />
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]<br />
[[Kategorie:Allgemeine Psychologie]]<br />
[[Kategorie:Kant]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Galaktische_GezeitenGalaktische Gezeiten2024-02-28T15:29:53Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:NGC4676.jpg|mini|400px|Kollision von Galaxien: [[w:NGC 4676|NGC 4676]] (manchmal ''the Mice'' dt. ''die Mäuse'' genannt)]]<br />
<br />
'''Galaktische Gezeiten''' entstehen durch die [[Gravitation]]swechselwirkung zwischen [[Galaxie]]n oder auch zwischen Galaxien und anderen massereichen Objekten wie [[Galaxienhaufen]]. Ähnlich wie die [[Gezeiten]] auf der [[Erde (Planet)|Erde]], die durch die Anziehungskraft des [[Mond]]es und der [[Sonne]] entstehen, beeinflussen galaktische Gezeiten die Form und Struktur von Galaxien durch gravitative Kräfte.<br />
<br />
Galaktische Gezeiten entstehen, wenn zwei oder mehr Galaxien einander nahe genug kommen, sodass ihre gegenseitigen gravitativen Anziehungskräfte signifikante Veränderungen in ihrer Struktur verursachen. Diese Kräfte sind proportional zur Masse der beteiligten Galaxien und umgekehrt proportional zum Quadrat ihres Abstands. Die stärksten Effekte treten auf, wenn Galaxien in direkte Wechselwirkung treten oder sogar kollidieren.<br />
<br />
Die Wirkung der galaktischen Gezeiten kann dazu führen, dass sich Material von einer Galaxie zur anderen bewegt oder sogar zwischen den Galaxien hin- und hergeschleudert wird. Diese Interaktionen können dramatische Auswirkungen auf die Galaxien haben, indem sie [[Sternentstehungsrate]]n erhöhen, die Form der Galaxien verändern und sogar zu Fusionen von Galaxien führen.<br />
<br />
== Sternentstehung und galaktische Gezeiten ==<br />
<br />
Eine der bemerkenswertesten Auswirkungen von galaktischen Gezeiten ist die Förderung der Sternentstehung. Wenn Galaxien miteinander wechselwirken, können sie Gas und Staub aus ihren äußeren Regionen herausziehen und in Bereiche mit höherer Dichte komprimieren. Dies führt oft zur Bildung neuer Sterne in diesen Regionen. Galaktische Gezeiten können also dazu beitragen, die kosmische Sternentstehung anzukurbeln und das Erscheinungsbild von Galaxien zu verändern.<br />
<br />
== Galaktische Gezeiten und Galaxienfusionen ==<br />
<br />
In einigen Fällen können galaktische Gezeiten zur Verschmelzung von Galaxien führen. Wenn zwei Galaxien miteinander interagieren und sich annähern, können die gravitativen Kräfte sie schließlich dazu bringen, zu einer einzigen, größeren Galaxie zu verschmelzen. Diese Galaxienfusionen sind entscheidende Ereignisse in der kosmischen Evolution und können dazu beitragen, die Vielfalt der Galaxienformen zu erklären, die wir heute beobachten.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Binney, James, and Scott Tremaine. "Galactic Dynamics." Princeton University Press, 2008.<br />
* Conselice, Christopher J. "Galaxy Morphology and Classification." Encyclopedia of Astronomy and Astrophysics, 2001.<br />
* Toomre, A., & Toomre, J. "Galactic Bridges and Tails." Astrophysical Journal, 1972.<br />
<br />
[[Kategorie:Astrophysikalischer Prozess]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/OpferfeierOpferfeier2024-02-28T09:21:41Z<p>Jojasch: /* Opferfeier und der "freie christliche Impuls" */ Glättung</p>
<hr />
<div>'''Die Opferfeier''' <ref name=TEXT5> s.u.a.in (handschriftliches Original - Faksimile): GA 269 (1997), S.63-79. Archivnummer der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung: NZ 3553-3541. </ref><br><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
Im Rahmen des [[freier Religionsunterricht|freien Religionsunterrichtes]] an der [[Waldorfschule]] hat [[Rudolf Steiner]] Kultushandlungen für die Schüler eingerichtet. Ihm war es wichtig, dass die Kinder neben dem Unterricht auch ins religiöse Erleben geführt wurden. Bei der Einrichtung von Kultus in der Schule achtete er sehr genau darauf, wer die Handlungen halten und wer daran teilnehmen durfte. In Bezug auf Kultus betonte Rudolf Steiner wiederholt den nötigen Ernst und die Verantwortlichkeit, die damit verbunden sind.<br><br />
Zunächst wurde die Sonntagshandlung für die Kinder der Klassen 1 bis 8 eingerichtet, dann folgte die Jugendfeier für die Schüler ab der Klasse 8 zu Ostern für zwei Jahre.<br> <br />
Die Opferfeier fand erstmalig am 25.3.1923 in der Stuttgarter Waldorfschule für die Schüler ab Klasse 9/10 statt. Sie wurde von Rudolf Steiner eingerichtet, da eine Schülerin vor Ablauf der zwei Jahre Jugendfeier ein Bedürfnis nach einer Fortsetzung des Kultus äußerte. Die Opferfeier wurde von zwei bis drei Handlungshaltenden Religionslehrern gehalten und richtete sich zunächst nur an die Schüler der oberen Klassen. <ref name=TEXT5a> s.u.a.in GA 269 (1997), S.113 </ref> Rudolf Steiner bezeichnete die Opferfeier als "Messe-ähnlich". Sie wurde erstmalig am 30.3.1923 auch auf Wunsch der Lehrer innerhalb und für das Lehrerkollegium gehalten. Rudolf Steiner soll nach Überlieferung durch Maria Röschl-Lehrs in diesem Zusammenhang die Opferfeier als "überall haltbar, wo Menschen sind, die sie wünschen"<ref name=TEXT5bb>Zu bedenken ist, dass mit dieser Antwort Rudolf Steiners ''"Diese Handlung kann überall gehalten werden, wo Menschen sind, die sie wünschen"'' auf die Frage, ob die Opferfeier auch für das Schulkollegium ohne Schüler gehalten werden könne, nichts explizit über die Handlungshaltenden selbst gesagt wird. Es könnte auch verstanden werden: "Die von mir berufenen Handlungshaltenden können sie halten überall, wo Menschen sind, die sie wünschen." Dafür spricht, dass Rudolf Steiner sehr genau darauf achtete, wer eine Schulhandlung halten durfte. Vgl. auch im Artikel [[Der freie christliche Impuls#Kritik|Der freie christliche Impuls]] den Abschnitt "Kritik" und den Unterabschnitt "Verantwortlichkeit in Bezug auf Handlungshaltende"</ref> bezeichnet haben.<ref name=TEXT5b> s.u.a.in GA 269 (1997), S.124f.</ref><br><br />
Rudolf Steiner gab Anfang April die Opferfeier auch den Priestern [[Christengemeinschaft|der Christengemeinschaft]] zum Studieren und war dabei von der Schönheit des Rituals sichtlich erfüllt. Auf Nachfrage, soll er geantwortet haben, dass prinzipiell nichts dagegen spräche sie auch in ihren Arbeitszusammenhängen auszuüben, "wenn nur eine wirkliche Veranlassung dazu vorläge". In diesem Zusammenhang charakterisierte Rudolf Steiner die Opferfeier, indem er mit ihr versucht habe, etwas der Menschenweihehandlung Entsprechendes zu vermitteln, soweit es eben durch Laien gefeiert werden könne.<ref>GA 265, S. 42, Wolfgang Gädeke: Anthroposophie und die Fortbildung der Religion (1991), S. 145 und Zentralarchiv der Christengemeinschaft</ref><br><br />
<br />
== Opferfeier und der "freie christliche Impuls" ==<br />
<br />
Im "[[freier christlicher Impuls|freien christlichen Impuls]]" wird die Opferfeier als Zentralsakrament bezeichnet. Gemeinsam mit anderen eindeutig unrechtmäßig angeeigneten Kultushandlungen der [[Christengemeinschaft]] soll nach Ansicht der Vertreter des Impulses von Rudolf Steiner ein laienpriesterlicher Kultusstrom in der anthroposophischen Bewegung intendiert worden sein. Die Opferfeier soll gegenüber der Menschenweihehandlung der Christengemeinschaft "kultushistorisch fortentwickelt" sein. Dieser ganze Ansatz ist umstritten. Vergleiche den Hauptartikel zum "[[freier christlicher Impuls|freien christlichen Impuls]]" <br><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
[[Freier Religionsunterricht]]<br><br />
[[Christengemeinschaft|Die Christengemeinschaft]]<br><br />
[[Der freie christliche Impuls]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*<br />
*<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Jojaschhttps://anthrowiki.at/KurzperiodensystemKurzperiodensystem2024-02-22T22:50:11Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Kurzperiodensystem der Elemente.png|miniatur|450px|Aktuelles Kurzperiodensystem, in der Art wie es in den 1980er Jahren in DDR-Tafelwerken von [[W:Volk und Wissen|Volk und Wissen]] zu finden war]]<br />
[[Datei:ShortPT20b.png|miniatur|450px|Darstellung eines Kurzperiodensystem mit deutlicher horizontaler Platzersparnis]]<br />
Das '''Kurzperiodensystem''' ist eine Darstellungsform des [[Periodensystem]]s der [[Chemisches Element|Elemente]]. Beim Kurzperiodensystem werden [[Hauptgruppe|Haupt-]] und [[Nebengruppe]]n ineinander verschachtelt dargestellt. Bei entsprechender Drucklegung ergab sich eine leichte Platzersparnis in der Breite.<br />
<br />
Vor allem aber bietet sich die Möglichkeit, Haupt- und Nebengruppe gegenüberstellen zu können. Da die [[Kupfergruppe]] und die [[Zinkgruppe]] in dieser Darstellung die 1. und 2. Nebengruppe bilden, wird der Übergang von [[Base (Chemie)|basischen]] zu [[Säure|sauren]] Elemenenten durch eine von links oben nach rechts unten verlaufenden Diagonalen von [[Übergangsmetall]]en deutlicher hervorgehoben als im Langperiodensystem. Die 8. bis 10. Nebengruppe wurden hier zur 8. Nebengruppe, der [[W:Eisen-Platin-Gruppe|Eisen-Platin-Gruppe]] zusammengefasst; sie stehen ganz rechts außerhalb dieser Diagonalen.<br />
<br />
Diese Darstellung des Periodensystems wurde vor allem in älteren Lehrbüchern verwendet, ist aber heute kaum noch zu finden.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Karlheinz Martin u. a.: ''Tafelwerk Mathematik, Physik und Chemie – Klassen 7–10.'' Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1983.<br />
* Karl-Heinz Lautenschläger, Werner Schröter: ''Taschenbuch der Chemie.'' Verlag Harry Deutsch, 2007, ISBN 978-3-8171-1761-1, S. 88 ff.<br />
<br />
[[Kategorie:Periodensystem]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Mu%CA%BF%C4%81wiya_I.Muʿāwiya I.2024-02-13T13:45:16Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Umayyad750ADloc.svg|mini|hochkant=1.5|Das Reich der Umayyaden in seiner größten Ausdehnung]]<br />
'''Muʿāwiya I.''' [{{IPA|muˈʕaːwija}}] ({{arS|معاوية بن أبي سفيان|d=Muʿāwiya b. Abī Sufyān}}; * [[W:603|603]] in [[Mekka]]; † [[18. April]] [[W:680|680]] in [[W:Damaskus|Damaskus]]) war eine zentrale Figur in der Frühzeit des [[Islam]]s und der Gründer der [[W:Umayyaden|Umayyaden]]-Dynastie, einer der bedeutendsten und langlebigsten Dynastien in der islamischen Geschichte. <br />
<br />
Muʿāwiyas Aufstieg zur Macht markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der islamischen politischen Landschaft, der durch den Übergang von der unmittelbaren Nachfolge des Propheten [[Muhammad]] zu einer erblichen [[Monarchie]] gekennzeichnet ist. Als [[w:Kalif|Kalifen]] von Damaskus herrschten die Umayyaden von etwa 661 bis 750 n. Chr. und wurden dann von den [[W:Abbasiden|Abbasiden]] abgelöst. Im Jahr 756 gründeten sie statt dessen in [[al-Andalus]] das [[w:Emirat von Córdoba|Emirat von Córdoba]], wo sie bis 1031 herrschten und seit 929 auch wieder den Titel eines Kalifen trugen.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Geboren in Mekka als Mitglied des einflussreichen [[W:Quraisch|Quraisch]]-Stammes, war Muʿāwiya der Sohn von Abū Sufyān, einem der anfänglichen Gegner des Propheten [[Mohammed|Muhammad]], der später jedoch zum [[Islam]] konvertierte. Muʿāwiya selbst konvertierte ebenfalls und diente Muhammad und dessen Nachfolgern in verschiedenen militärischen und administrativen Kapazitäten.<br />
<br />
Nach dem Tod des Propheten Muhammad im Jahr [[W:632|632 n. Chr.]] und den darauf folgenden Kalifaten von Abu Bakr, Umar und Uthman, wurde Muʿāwiya, der damals als Gouverneur von Syrien diente, zu einer Schlüsselfigur in den komplexen Machtkämpfen, die die frühe islamische Gemeinschaft prägten. Seine Herrschaft begann nach dem Ende des ersten Fitna (656-661 n. Chr.), eines Bürgerkriegs, der nach der Ermordung des dritten Kalifen, Uthman, ausbrach. Muʿāwiya forderte die Legitimität von Ali ibn Abi Talib, dem vierten Kalifen und Cousin sowie Schwiegersohn des Propheten Muhammad, heraus und beanspruchte die Kalifatswürde für sich.<br />
<br />
Die Konfrontation zwischen Muʿāwiya und Ali gipfelte in der [[W:Schlacht von Siffin|Schlacht von Siffin]] im Jahr [[W:657|657 n. Chr.]], die unentschieden endete und zu einem Schiedsgericht führte, das letztlich Muʿāwiya begünstigte. Nach Alis Ermordung im Jahr 661 n. Chr. und dem Rücktritt seines Sohnes Hasan von der Kalifatswürde, wurde Muʿāwiya unangefochten als Kalif anerkannt und verlegte die Hauptstadt des Kalifats von [[W:Medina|Medina]] nach [[W:Damaskus|Damaskus]]. Diese Verlegung symbolisierte nicht nur den Machtwechsel innerhalb der islamischen Welt, sondern auch den Beginn einer neuen Ära, in der die Umayyaden-Dynastie das islamische Reich entscheidend prägen sollte.<br />
<br />
Muʿāwiya gilt als fähiger Administrator und Militärstratege. Er erweiterte das Reich, sicherte seine Grenzen und etablierte ein effektives Verwaltungssystem, das die Grundlage für die spätere Expansion und Konsolidierung des islamischen Reiches unter den Umayyaden bildete. Seine Regierungszeit war auch geprägt von diplomatischen Beziehungen und der Einführung von Praktiken, die die Legitimität seiner Herrschaft stärken sollten, darunter die Ernennung seines Sohnes Yazid als Nachfolger, was den Beginn der hereditären Nachfolge im islamischen Kalifat markierte.<br />
<br />
== Nachwirkung, Bedeutung und spätere Inkarnation ==<br />
<br />
Muʿāwiya hinterließ ein komplexes Erbe. Während einige ihn als den Begründer einer stabilen und prosperierenden Dynastie verehren, kritisieren andere seine Methoden zur Erlangung der Macht und die Etablierung einer monarchischen Herrschaft, die von einigen als Abkehr von den ursprünglichen Prinzipien der islamischen Gemeinschaft angesehen wird. Ungeachtet dieser Kontroversen bleibt Muʿāwiya eine Schlüsselfigur in der Geschichte des Islams, dessen Einfluss und Entscheidungen die Entwicklung der islamischen Zivilisation nachhaltig geprägt haben.<br />
<br />
[[Rudolf Steiner]] ging auf Muʿāwiya mehrfach in seinen Karmavorträgen ein und wies dabei insbesondere auf seine spätere Inkarnation als [[Woodrow Wilson]] hin. <br />
<br />
{{GZ|Wir sehen, wie bald nach dem Propheten die Residenz von Medina nach Damaskus verlegt wird, wie die Feldherren der Nachfolger des Propheten da heraufziehen, wie sie aber immer wieder zurückgeschlagen werden, wie hier nicht in derselben Weise etwas gelingt wie drüben nach dem Westen hin. Und so sehen wir denn sehr bald, wie einer der Nachfolger des Propheten, 661, Muavija. ist. Muavija, einer der Nachfolger (Tafel 15) des Propheten, herrscht in Damaskus und steht ganz drinnen in jener Seelenverfassung, welche auf der einen Seite aus dem Monotheismus des Arabismus herauswächst, aber auch aus dem Determinismus, der dann immer mehr und mehr zum Fatalismus geworden ist. Aber schon damals herrschte, wenn auch, ich möchte sagen, auf eine mehr mystische Art, auf eine mehr innerliche Art, das nach Asien herübergekommene Griechentum, der Aristotelismus. Und Muavija, der auf der einen Seite seine Feldherrn bis nach Konstantinopel herüberschickte, auf der anderen Seite allerdings auch nach Afrika hin einiges versuchte - aber da gelang ihm nichts Besonderes -, Muavija war zu gleicher Zeit ein sinniger Mann, aber ein Mann, dem eigentlich äußerlich nicht viel gelang, auch nicht auf den geistigen Gebieten. <br />
<br />
Sie sehen, er herrscht nicht lange nach Mohammed. Er steht also noch ganz im Mohammedanismus als in dem eigentlich religiösen Element des Arabismus drinnen. Er ist einer der Repräsentanten des Mohammedanismus von dazumal, aber einer, der gerade herauswächst aus der starren religiösen Form des Mohammedanismus und hereinwächst in jene Denkungsweise, die ja dann, abstreifend die religiöse Form, in dem Wissenschaftlichen, in dem Schön-Wissenschaftlichen des Westens hervorgetreten ist.<br />
<br />
Er ist schon ein repräsentativer Geist, dieser Muavija im ersten Jahrhundert nach Mohammed, ein Geist, der nicht mehr denkt wie Mohammed, der nur noch die Anregung von Mohammed hat, der noch nicht den eigentlichen religiösen Kern des Mohammedanismus abgestreift hat, aber ihn doch schon in die Denkform, in die logische Form hinübergeleitet hat. Und er gehört ja vor allen Dingen zu denen, die nun mit allem Eifer hinüber wollten nach Europa, mit allem Eifer nach dem Westen vordringen wollten. Wer die Kriegszüge, die aufgewendeten Kräfte verfolgt, die gerade unter Muavija tätig waren, der wird sehen: es war dieses Vorrücken-Wollen gegen den Westen dazumal verbunden mit einer ungeheuer starken Stoßkraft, die eben nur abgestumpft worden ist. <br />
<br />
Wenn dann ein solcher Geist durch die Pforte des Todes geht, weiterlebt, so lebt natürlich eine solche Stoßkraft weiter, und man hat dann, wenn man den Weg weiter verfolgt, vor allen Dingen den Eindruck: Das geht durch das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt durch, indem vieles von dem, was Sehnsucht geblieben ist, ausgebildet wird als weltumspannende Pläne für ein späteres Leben; aber weltumspannende Pläne, die keine sehr konkrete Form annehmen. Weil ja alles eben abgestumpft worden ist, nehmen sie keine konkrete Form an. <br />
<br />
Nun, ich gestehe, ich muß mir immer jetzt die Frage stellen: Soll ich, oder soll ich nicht? Aber ich meine, es hilft ja nichts, wenn man von diesen Dingen nur in Abstraktionen redet. Und so müssen schon alle Rücksichten beiseitegesetzt werden, um in konkreten Fällen von den Dingen zu reden, die da sind. Möge die Welt die Sache nehmen, wie sie sie eben nehmen kann. Für die Verbreitung von Anthroposophie bestehen innerliche geistige Notwendigkeiten. Man fügt sich dem, was sozusagen in einem angeregt wird aus den geistigen Notwendigkeiten heraus und treibt keine nach außen gehende «Opportunität»: Opportunität hat ja der Anthroposophischen Gesellschaft genugsam geschadet; sie soll in Zukunft nicht weiter getrieben werden. Und selbst wenn die Dinge recht paradox wirken sollten, so sollen sie doch in der Zukunft einfach gerade gesagt werden. <br />
<br />
Verfolgt man diesen Muavija, der also einer der nächsten Nachfolger des Propheten war, weiter im Laufe der Geschichte, wie er in der Unterströmung weitergeht und wieder auftaucht, so findet man [[Woodrow Wilson]].<br />
<br />
Und in einer erschütternden Weise schließt sich einem zusammen die Gegenwart mit der Vergangenheit. Plötzlich steht eine Verbindung da zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Und man kann dann sehen, wenn man schaut, wie gewissermaßen, ich möchte sagen, auf dem Meere des Geschehens, des geschichtlichen Geschehens da auftaucht die Woge Muavija, da auftaucht die Woge Woodrow Wilson, man sieht, wie die Unterströmung durch das Meer weitergeht, und wie da dieselbe Strömung vorliegend ist. <br />
<br />
Und so erst wird die Geschichte, denke ich, begreiflich, wenn man sieht, wie aus der einen Epoche in die andere dasjenige herübergetragen wird, was eigentlich wirklich geschieht. Suchen Sie die ganze, ich möchte sagen, schon abstrakt-stierhafte Art der Vierzehn Punkte — es ist natürlich nicht die Betrachtung von den Vierzehn Punkten ausgegangen -, aber suchen Sie jetzt, nachdem die Sache da liegt, diese stierhafte Art, sich diesen abstrakten Vierzehn Punkten hinzugeben, suchen Sie diese in der Seelenkonfiguration auf, und fragen Sie sich dann, ob solche Seelenkonfiguration in solcher Stärke woanders veranlagt sein konnte als in einem Nachfolger Mohammeds! Und nehmen Sie den schon bei Muavija ausgebildeten Fatalismus, und übertragen Sie ihn in die Zeit der modernen Abstraktheit und fühlen Sie die Ähnlichkeit mit dem Mohammedanischen: Allah hat es geoffenbart; Allah wird es bewirken, das einzige Heil! - und versuchen Sie, manches Wort, das ausgegangen ist von dem Träger der Vierzehn Punkte, richtig zu verstehen: Sie werden cum grano salis eine fast wörtliche Übereinstimmung finden.|235|179ff}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur |Autor=Ulrich Haarmann |TitelErg=Herausgegeben von [[w:Heinz Halm|Heinz Halm]] |Titel=Geschichte der arabischen Welt |Auflage=5., überarbeitete und erweiterte |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Jahr=2004 |ISBN=3-406-47486-1 |Reihe=Beck’s historische Bibliothek}}<br />
* Martin Hinds: Art. „Muʿāwiya I“. In: ''Encyclopaedia of Islam.'' Band 7. 2. Auflage. S. 263–268.<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band'', [[GA 235]] (1994), ISBN 3-7274-2350-1 {{Vorträge|235}}<br />
<br />
{{GA}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Muawiya 01}}<br />
[[Kategorie:Kalif]]<br />
[[Kategorie:Geboren 603]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 680]]<br />
[[Kategorie:Mann]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/ZeitreiseZeitreise2024-02-07T08:00:49Z<p>Michael.heinen-anders: Die Seite wurde neu angelegt: „Unter '''Zeitreise''' wird das übersinnliche aufsuchen vergangener und zukünftiger räumlicher Orte in der Zeit verstanden, wie sie z.B. bei Judith von Halle vorliegen. == Literatur == * Sergej O. Prokofieff: ''<<Zeitreisen>> - ein Gegenbild anthroposophischer Geistesforschung, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2013 == Siehe auch: == * 3906 Kategorie:AnthroposophieKategorie:Parapsychologie“</p>
<hr />
<div>Unter '''Zeitreise''' wird das übersinnliche aufsuchen vergangener und zukünftiger räumlicher Orte in der Zeit verstanden, wie sie z.B. bei [[Judith von Halle]] vorliegen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Sergej O. Prokofieff: ''<<Zeitreisen>> - ein Gegenbild anthroposophischer Geistesforschung, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2013<br />
<br />
== Siehe auch: ==<br />
<br />
* [[3906]]<br />
<br />
[[Kategorie:Anthroposophie]][[Kategorie:Parapsychologie]]</div>Michael.heinen-andershttps://anthrowiki.at/PolarisierbarkeitPolarisierbarkeit2024-02-01T10:34:46Z<p>Odyssee: /* Elektrische Polarisierbarkeit */</p>
<hr />
<div>Die '''Polarisierbarkeit''' ein Maß dafür, wie leicht ein Material ein [[Dipolmoment]] als Reaktion auf externe [[Elektrisches Feld|elektrische]] oder [[Magnetfeld|magnetische]] [[Feld (Physik)|Felder]] entwickeln kann. Sie spielt eine wichtige Rolle in der [[Festkörperphysik]], [[Optik]] und in vielen Bereichen der [[w:Materialwissenschaft und Werkstofftechnik|Materialwissenschaft und Werkstofftechnik]].<br />
<br />
== Elektrische Polarisierbarkeit ==<br />
<br />
Wenn ein Material einem elektrischen Feld ausgesetzt ist, erfahren die negativ geladenen [[Elektron]]en und die positiv geladenen [[Atomkern]]e entgegengesetzte Kräfte und durchlaufen eine Ladungstrennung. Dies führt zur Bildung eines induzierten [[Dipolmoment]]s. Die elektrische Polarisierbarkeit ist definiert als das Verhältnis des induzierten Dipolmoments zum lokalen elektrischen Feld. Sie ist für die dielektrische Konstante eines Materials verantwortlich und beeinflusst bei hohen [[Frequenz|Frequenzen]] (optischen Frequenzen) dessen [[Brechungsindex]].<br />
<br />
Die elektrische Polarisierbarkeit beschreibt diese Fähigkeit eines Materials, sich in einem elektrischen Feld zu polarisieren. Dies bedeutet, dass die positiven und negativen Ladungen im Material aufgrund der Einwirkung des Feldes eine Verschiebung erfahren. Die elektrische Polarisierbarkeit wird oft mit dem Buchstaben <math>\alpha</math> dargestellt und in der Einheit Farad pro Meter (F/m) gemessen. Im einfachsten Fall ergibt sich dir Beziehung zwischen dem induzierten Dipolmoment <math>\vec{p}_{\text{ind}}</math> und der elektrischen Feldstärke <math>\vec{E}_{\text{lokal}}</math> am Ort des Atoms oder Moleküls wie folgt:<br />
<br />
:<math>\vec{p}_{\text{ind}}=\alpha \,\vec{E}_{\text{lokal}}</math><br />
<br />
<math>\alpha</math> ist in diesem Fall eine [[Skalar (Physik)|skalare Größe]]. In anisotropen oder nicht kugelförmigen Medien kann die Polarisierbarkeit im Allgemeinen nicht als Skalar dargestellt werden. Um anisotrope Medien zu beschreiben, wird ein [[Tensor|Polarisationstensor]] zweiter Ordnung bzw. eine 3x3-[[Matrix (Mathematik)|Matrix]] definiert. Diese Matrix gibt an, wie das Material auf ein in einer bestimmten Richtung angelegtes elektrisches Feld reagiert. Große Werte in dieser Matrix bedeuten, dass ein in einer Richtung angelegtes elektrisches Feld das Material stark in einer anderen Richtung polarisieren würde.<br />
<br />
Die Polarisierbarkeit eines Materials steht in direktem Zusammenhang mit dessen optischen Eigenschaften. In [[Kristallstruktur]]en werden die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen durch den Vergleich eines lokalen Feldes mit dem makroskopischen Feld berücksichtigt. Die Polarisierbarkeit erhöht sich allgemein, wenn das Volumen, das von Elektronen eingenommen wird, größer wird. Bei [[Atom|Atomen]] tritt dies auf, weil größere Atome lockerer gebundene Elektronen haben, im Gegensatz zu kleineren Atomen mit fest gebundenen Elektronen. Auf Reihen des [[Periodensystem|Periodensystems]] nimmt die Polarisierbarkeit daher von links nach rechts ab und erhöht sich auf den Spalten des Periodensystems.<br />
<br />
Die elektrische Polarisierbarkeit ist eine wichtige Größe in der Dielektrikaforschung. Dielektrika sind Materialien, die nicht leitfähig sind und daher keinen elektrischen Strom leiten. Sie werden jedoch in elektrischen Geräten wie Kondensatoren und Transformatoren verwendet, um elektrische Felder zu speichern und zu modulieren. Die Fähigkeit eines Dielektrikums zur Polarisierung, die durch seine elektrische Polarisierbarkeit bestimmt wird, beeinflusst seine Effizienz in diesen Anwendungen erheblich.<br />
<br />
Ein bekanntes Beispiel für dielektrische Polarisierbarkeit ist das Dielektrikum in einem Kondensator. Wenn eine Spannung an den Kondensator angelegt wird, verschieben sich die Ladungen im Dielektrikum, und es entsteht ein elektrisches Feld im Material. Dieses Feld speichert die Energie und ermöglicht die elektrische Isolierung zwischen den Kondensatorplatten.<br />
<br />
== Magnetische Polarisierbarkeit ==<br />
<br />
Die magnetische Polarisierbarkeit, meist mit dem griechischen Buchstaben "χ" gekennzeichnet, beschreibt die Fähigkeit eines Materials, sich in einem magnetischen Feld zu polarisieren. Anders als bei der elektrischen Polarisierbarkeit betrifft die magnetische Polarisierbarkeit die Ausrichtung von [[Magnetisches Moment|magnetischen Momenten]] in einem Material.<br />
<br />
In [[Ferromagnetismus|ferromagnetischen]] Materialien, wie [[Eisen]] oder [[Nickel]], können die magnetischen Momente der Atome in einem gemeinsamen Ausrichtungszustand liegen, was zur Ausbildung einer makroskopischen Magnetisierung führt. Die magnetische Polarisierbarkeit beeinflusst, wie leicht diese Ausrichtung erreicht werden kann und wie stark das Material magnetisiert werden kann.<br />
<br />
Die magnetische Polarisierbarkeit spielt eine entscheidende Rolle in Anwendungen wie der [[W:Magnetresonanztomographie|Magnetresonanztomographie]] (MRT), bei der starke Magnetfelder erzeugt werden, um Bilder des menschlichen Körpers zu erstellen. Die Fähigkeit eines Materials, sich in einem solchen Magnetfeld zu polarisieren, beeinflusst die Qualität der MRT-Bilder und die Geschwindigkeit, mit der sie aufgenommen werden können.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Kittel, C. (2004). Introduction to Solid State Physics. Wiley.<br />
* Ashcroft, N. W., & Mermin, N. D. (1976). Solid State Physics. Holt, Rinehart and Winston.<br />
* Jackson, J. D. (1998). Classical Electrodynamics. Wiley.<br />
<br />
[[Kategorie:Atomphysik]]<br />
[[Kategorie:Physikalische Chemie]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Rayleigh-StreuungRayleigh-Streuung2024-01-31T13:47:22Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Hiking track between Seara and Covide 2.jpg|mini|Die Rayleigh-Streuung ist die Ursache der [[Luftperspektive]]]]<br />
[[Datei:The Coorong South Australia.jpg|mini|Die Rayleigh-Streuung verursacht den blauen Farbton des Himmels am Tag und die Rotfärbung der Sonne, wenn sie unter- oder aufgeht.]]<br />
[[Datei:Mondsichel.16Prozent.15min.vor.Monduntergang.Berlin.jpg|mini|Auch die zunehmende Mondsichel erscheint rötlich, wenn sie nur wenige Grad über dem Horizont steht. Das [[Mondlicht]] gelangt nun erst nach einer längeren Passage von über 200&nbsp;Kilometern durch die Erdatmosphäre zum Beobachter.]]<br />
<br />
Die '''Rayleigh-Streuung''', benannt nach dem britischen Physiker [[w:John William Strutt, 3. Baron Rayleigh|Lord Rayleigh]] (1842 - 1919), ist ein Schlüsselphänomen in der [[Physik]], insbesondere in der [[Optik]]. Sie beschreibt die [[Streuung (Physik)|Streuung]] von [[Elektromagnetische Strahlung|elektromagnetischer Strahlung]], wie [[Licht]], durch [[Partikel]], die deutlich kleiner sind als die [[Wellenlänge]] der Strahlung. Dieser Effekt wurde erstmals in den 1870er Jahren von Lord Rayleigh beschrieben und hat weitreichende Bedeutung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.<br />
<br />
Die Entdeckung der Rayleigh-Streuung geht zurück auf Experimente von [[John Tyndall]] in den 1860er Jahren, als er feststellte, dass Licht, das durch nanoskopische Partikel gestreut wird, einen bläulichen Farbton annimmt. Dieses Phänomen war auch eine Erklärung für die blaue Farbe des [[Tageshimmel|Himmels]] und für das [[Morgenrot]] und [[Abendrot]]. Rayleigh selbst entwickelte eine quantitative Theorie dazu, wie Licht durch kleine Partikel gestreut wird, wobei er die elektromagnetische Natur des Lichts, wie von [[W:James Clerk Maxwell|James Clerk Maxwell]] beschrieben, nutzte.<br />
<br />
Das Schlüsselmerkmal der Rayleigh-Streuung ist, dass die [[Intensität (Physik)|Intensität]] des gestreuten Lichts umgekehrt proportional zur vierten Potenz der Wellenlänge ist. Das bedeutet, dass kürzere Wellenlängen (wie [[Blau]] und [[Violett]]) stärker gestreut werden als längere Wellenlängen (wie [[Rot]]). Dies erklärt, warum der Himmel blau erscheint: Das [[Sonnenlicht]] wird in der [[Erdatmosphäre|Atmosphäre]] gestreut, wobei die kürzeren blauen Wellenlängen effektiver gestreut werden und den Himmel blau färben.<br />
<br />
Rayleigh gab damit eine rein mechanistische Erklärung für die von [[Goethe]] in seiner [[Farbenlehre (Goethe)|Farbenlehre]] genannten [[Urphänomene der Chromatik]], die sich auf den gesetzmäßigen Zusammenhang der beobachteten [[Phänomen]]e beschränken, ohne diesen eine theoretische Deutung unterlegen zu wollen. Das qualitative Element steht im Vordergrund. Die [[Sinnesqualitäten]] selbst, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Betrachtung.<br />
<br />
Interessanterweise wird die Rayleigh-Streuung nicht nur durch die Partikelgröße, sondern auch durch deren [[Polarisierbarkeit]] bestimmt. Die Polarisierbarkeit ist ein Maß dafür, wie leicht die elektrische Ladungsverteilung innerhalb eines Partikels durch ein externes [[elektrisches Feld]] (wie das von Lichtwellen) verzerrt werden kann. Dieser Aspekt der Rayleigh-Streuung ist besonders relevant für das Verständnis der Wechselwirkung von Licht mit Gasen in der Atmosphäre.<br />
<br />
Die Rayleigh-Streuung spielt auch eine wesentliche Rolle in der optischen Kommunikation, insbesondere bei der Ausbreitung von Licht durch Faseroptiken. Sie beeinflusst die Signalstärke und -qualität in optischen Übertragungssystemen, indem sie zu einer geringfügigen Streuung und damit zu Signalverlusten führt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur |Autor=Hans-Georg Grothues, Josef Gochermann |Titel=The influence of the Pinatubo eruption on the atmospheric extinction at La Silla |Sammelwerk=The Messenger |Band=68 |Datum=1992 |Seiten=43–44 |bibcode=1992Msngr..68...43G}}<br />
* [[w:Hans-Karl Paetzold|Hans K. Paetzold]]: ''Ein Beitrag zur atmosphärischen Extinktion.'' In: ''[[w:Astronomische Nachrichten|Astronomische Nachrichten]].'' Bd. 281, 1952, S. 17–22, [[doi:10.1002/asna.19522810106]].<br />
* Horst Stöcker (Hrsg.): ''Taschenbuch der Physik. Formeln, Tabellen, Übersichten.'' 3., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Deutsch, Thun u. a. 1998, ISBN 3-8171-1556-3.<br />
<br />
[[Kategorie:Optik]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Nikolaus_I._(Papst)Nikolaus I. (Papst)2024-01-29T07:15:42Z<p>Odyssee: /* Leben */</p>
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<div>'''Papst Nikolaus I.''' (* [[w:820|820]] in [[Rom]]; † [[13. November]] [[w:867|867]] ebenda), auch bekannt als '''Nikolaus der Große''', war einer der einflussreichsten [[Papst|Päpste]] des 9. Jahrhunderts und eine wichtige Figur in der Geschichte der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]]. Sein Pontifikat erstreckte sich von 858 bis 867, und während dieser Zeit spielte er eine entscheidende Rolle bei der Festigung der kirchlichen Autorität und der Verteidigung des katholischen Glaubens.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Geboren wurde Nikolaus im Jahr 800 in Rom und wuchs in einer wohlhabenden und angesehenen Familie auf. Er erhielt eine ausgezeichnete Bildung und entwickelte früh eine tiefe Religiosität. Im Jahr 850 wurde er zum Papst gewählt, und sein Pontifikat begann in einer Zeit großer Herausforderungen für die Kirche und das Papsttum.<br />
<br />
Eine der bedeutendsten Aufgaben von Papst Nikolaus I. war die Verteidigung der Kirche gegenüber den verschiedenen politischen und religiösen Kräften, die damals in Europa am Werk waren. In seinem Bemühen, die kirchliche Autorität zu stärken, betonte er die Autorität des Papstes als den höchsten religiösen Führer der Christenheit und setzte sich gegenüber weltlichen Herrschern für die Unabhängigkeit der Kirche ein. Diese Standhaftigkeit trug dazu bei, die Position des Papsttums in der Christenheit zu festigen und seine Rolle als spirituelles Oberhaupt zu unterstreichen.<br />
<br />
Papst Nikolaus I. war auch maßgeblich an der Lösung von theologischen Kontroversen seiner Zeit beteiligt. Insbesondere setzte er sich für die orthodoxe Lehre von der [[Trinität|Dreifaltigkeit]] ein und verurteilte die Irrlehren des Patriarchen [[Photios]] von Konstantinopel. Dies trug dazu bei, die Einheit der katholischen Kirche zu wahren und die Verbreitung von Häresien zu verhindern.<br />
<br />
Ein weiteres wichtiges Anliegen von Papst Nikolaus I. war die Förderung der [[Mission (Christentum)|Missionstätigkeit]] der Kirche. Er unterstützte die Verbreitung des Christentums in verschiedenen Teilen Europas und förderte die Bildung von Bistümern und Diözesen, um die kirchliche Struktur zu stärken.<br />
<br />
Nikolaus der Große war auch ein Mann der [[Nächstenliebe]] und der [[Wohltätigkeit]]. Er setzte sich für die Armen ein und gründete Suppenküchen und Krankenhäuser für Bedürftige. Seine Mildtätigkeit und sein soziales Engagement machten ihn zu einer beliebten Figur nicht nur unter den Gläubigen, sondern auch in der gesamten Bevölkerung Roms.<br />
<br />
Papst Nikolaus I. verstarb im Jahr 867, aber sein Erbe und seine Lehren leben in der katholischen Kirche bis heute weiter. Seine Bemühungen zur Festigung der kirchlichen Autorität, zur Verteidigung des Glaubens und zur Förderung der Nächstenliebe haben die Kirche in einer kritischen Zeit gestärkt und ihre Präsenz in der Welt gefestigt.<br />
<br />
== Der geistige Hintergrund seines Wirkens ==<br />
<br />
[[Rudolf Steiner]] hat die Bedeutung von Nikolaus I. für die Entwicklung der [[Dogma|dogmatischen Glaubensvorstellungen]] wie folgt beschrieben:<br />
<br />
{{GS|Von ganz besonderer Bedeutung ist es, daß mit dem 9. Jahrhundert von Rom aus und mitbewirkt durch die Trennung vom orientalischen Christentum, in ganz eminenter Weise nun mit den europäischen Volkselementen, Volksverhältnissen gerechnet worden ist, als unter Nikolaus I., dem großen Papste, der Orient anfing, sich innerhalb des christlichen Elementes zu trennen von dem Abendlande.|180|302}}<br />
<br />
{{GS|Ich möchte sagen, ein Knotenpunkt historischer Entwickelung innerhalb Europas, an dem man außerordentlich viel sehen kann von dem, was später bedeutend und einschneidend geworden ist, ein solcher Knotenpunkt europäischer Entwickelung ist die Regierungszeit des Papstes Nikolaus I., etwa in der Mitte des 9. Jahrhunderts, gewesen. Nikolaus I., er regierte von 858 bis 867, war jener römische Papst, der vor seiner Seele drei geistige Strömungen stehen sah, die, ich möchte sagen, wie große Fragezeichen der Zivilisation vor ihm auftraten. <br />
<br />
Die eine Strömung bewegte sich wie in einer Art geistiger Höhe von Asien herüber nach Europa. Wir können sagen: diese Strömung setzt in einer sehr modifizierten, veränderten Form orientalische Religionserkenntnisse über den Süden von Europa, über den Norden von Afrika fort nach Spanien, nach Frankreich, nach den Britischen Inseln, aber namentlich nach Irland. Nehmen wir also ihren Ausgangspunkt an etwa von den arabischen Gegenden Asiens. Dann zieht sie herüber über Griechenland, Italien, aber auch über Afrika nach Spanien hinein und über den Westen herauf, aber verschiedentlich ihr Wesen auch nach dem übrigen Europa ausstrahlend. <br />
<br />
Diese Strömung spricht sich wenig in dem aus, was als äußerliche Geschichte erzählt wird. Diese Strömung, die eigentlich ungeheuer vieles enthält, wollen wir heute nur nach zweien ihrer Eigentümlichkeiten charakterisieren. Das eine, das in ihr lebt, ist etwas, was man nennen könnte eine esoterische Auffassung des Mysteriums von Golgatha. Ich habe Sie öfters darauf aufmerksam gemacht, wie diejenigen Persönlichkeiten, die noch Reste der alten, vor dem Mysterium von Golgatha liegenden Initiationserkenntnisse bewahrt hatten, das Mysterium von Golgatha aufgefaßt haben. In der Bibel selbst ist das in der Erscheinung der drei Magier oder Könige aus dem Morgenlande zu erkennen, die aus dem Geheimnis der Sternenwelt heraus das Christus-Ereignis erahnen und suchen, die also vorzugsweise zu denjenigen gehören, denen die irdische Persönlichkeit des Jesus von Nazareth weniger bekannt war, denen vor allen Dingen die Tatsache wichtig war, daß eine geistige Wesenheit, der Christus, heruntergestiegen war aus geistig-seelischen Welten, in dem Leibe des Jesus von Nazareth Wohnung genommen hatte und einen Impuls auf die fernere Erdenentwickelung ausüben sollte. Ganz übersinnlich schauten diese Menschen das Ereignis von Golgatha an, und diese übersinnliche Anschauung konnte nur in solchen Seelen stattfinden, die noch die alten Initiationsprinzipien bewahrten. Denn mit Hilfe dieser Initiationsprinzipien ließ sich so etwas verstehen, was ja innerhalb der natürlichen und der historischen Erdenwelt nicht verstanden werden kann. Innerhalb dieser Initiationsprinzipien ließ sich dieses rein übersinnliche Ereignis verstehen. <br />
<br />
Es wurde aber im Verlaufe der Zeiten immer schwieriger, diese alten Initiationsprinzipien festzuhalten, und so wurde es immer weniger möglich, sich überhaupt auszudrücken, wenn man sagen wollte, wie der Christus aus überirdischen Welten heruntergestiegen ist und das Mysterium von Golgatha so vollendet hat, daß seine Wirkung durch die geschichtliche Erdenentwickelung fortdauert. Die Menschen hatten einfach keine Möglichkeit, ihre Begriffe so auszubilden, ihre Ideen so zu gestalten, daß sie in einer ideellen Form hätten Worte finden können, um zu sagen, was durch den Christus mit Hilfe des Mysteriums von Golgatha geschehen ist.<br />
<br />
Und so war man immer mehr und mehr genötigt, um dieses Geheimnis auszudrücken, zu bildhaften Darstellungen zu greifen. Eine solche bildhafte Darstellung ist die Erzählung von dem Heiligen Gral, von jener kostbaren Schale, von der einerseits gesagt wird, daß in ihr der Christus Jesus mit seinen Aposteln das Abendmahl genommen hat, und andererseits, daß es dieselbe Schale sei, mit der der römische Kriegsknecht unter dem Kreuze das Blut des Erlösers aufgefangen hat. Diese Schale wird dann von Engeln nach dem Montsalvatsch getragen. Sie sehen, es wird da auf Übersinnliches angespielt, und man stammelt, was alte Initiierte noch in konturierten Begriffen hätten ausdrücken können und was man jetzt nur noch ausdrücken konnte, indem man zu Bildern griff. Engel trugen also diese Schale herüber nach dem spanischen Berge Montsalvatsch, wo sie von dem erhabenen König Titurel empfangen wurde, der dieser Schale einen Tempel gründete, den dann die Ritter des Heiligen Grals bewohnten, um so zu bewachen und zu bewahren, was eigentlich der Hort des Fortwirkens jenes Impulses ist, der von dem Mysterium von Golgatha ausgegangen war. <br />
<br />
So haben wir, ich möchte sagen, in ein Geheimnisvolles auslaufend, eine tief esoterische Strömung. Wir sehen auf der einen Seite, wie diese Strömung in Asien drüben Schulen begründet, die den alten griechischen Philosophen Aristoteles studieren, die dort mit Hilfe der griechischen Begriffe des Aristoteles das Ereignis von Golgatha verstehen wollen. Wir sehen, wie aus der europäischen Zivilisation heraus später in einer Dichtung wie im «Parzival» versucht wird, in bildhafte Worte zu fassen, was in dieser Strömung lebte. Wir sehen, wie in den Lehren, die namentlich in den Schulen Irlands auftreten, all das durchschimmert, was in dieser Strömung lebt. Wir sehen, wie in diese Strömung hineingegossen ist das Beste, was von den Arabern gekommen ist, wie da aber zu gleicher Zeit ein fremdes Element durch die Araber hineinkommt, das in Asien drüben durch das türkische Element noch ganz besonders vergröbert und verbarbarisiert wird. <br />
<br />
Welchen Charakter diese Strömung hier durch die Araber annahm, durch den immer weiteren Fortgang vom Osten nach dem Westen, das wollen wir gleich nachher erörtern, wenn wir die andern Strömungen haben auf uns wirken lassen. Aber wenn wir den Grundcharakter dieser Strömung angeben wollen, so müssen wir ihn etwa so charakterisieren: Diejenigen, die irgendwie innerhalb dieser Geistesströmung lebten, die sahen eigentlich alles Heil darin - und man kann das noch nachklingen hören in der Parzival-Dichtung des Wolfram von Eschenbach -, von dem Sinnlichen aus sich hinaufzuheben ins Übersinnliche, also eine Art von wenigstens annäherndem Schauen der übersinnlichen Welten zu haben, den Menschen an den übersinnlichen Welten Anteil nehmen zu lassen, ihn wissen zu lassen, daß seine Seele einer Strömung angehört, die nicht unmittelbar wahrgenommen werden kann, wenn man die Sinne auf die irdischen Ereignisse richtet. Das war das Eigentümliche: dieses Hinaufschauen in überirdische, in übersinnliche Regionen, dieses Empfinden, daß der Mensch, wenn er ein vollständiger Mensch sein will, Welten angehören müsse, die gewissermaßen über dem Sinnlich-Natürlichen dahinschweben, in denen Ereignisse geschehen, die sich dem äußeren Auge so verbergen wie die Taten der Gralsritter. Für das äußere Auge sollte das Geheimnis nicht zu schauen sein, das innerhalb dieser Strömung dahinflutete. Das war die eine Strömung, die im 9. Jahrhundert nur ganz leise, aber doch als etwas Feindliches wahrgenommen wurde innerhalb des Rom, in dem Nikolaus I. dazumal Papst war. Es war schon in Rom vollständig die Stimmung vorhanden, diese Strömung als eine feindliche zu betrachten, als eine solche, welche eigentlich den abendländischen Menschen unheilsam ist, wenn sie sich ihr hingeben. Nichts Esoterisches und nichts, was auch nur vom Esoterischen herstammt, sollte innerhalb des Religiösen und des Erkenntnislebens in Europa sein.<br />
<br />
Es war ganz ohne Zweifel das erste, aber auch das furchtbarste Fragezeichen gerade für Nikolaus I., denn er empfand noch das Grandiose des spirituellen Lebens in dieser Strömung, die ja schon seit dem 3., 4. Jahrhundert stark verglommen war - man hatte sogar in Italien eine Gesellschaft zur Ausrottung aller spirituellen Erkenntniswege begründet -, die aber dennoch auf mancherlei geheimnisvollen Wegen in die Herzen der Menschen hereinleuchtete und sich da und dort zeigte. Was da oftmals aus geheimnisvollen Untergründen des welthistorischen Geschehens durchbrach in den Erlebnissen der Menschenseelen, das klagte man der Ketzerei an. Man hatte auch das Gefühl, daß sich allmählich das römisch-lateinische Wesen so entwickelt hatte, daß es in seinen Begriffen, die sich immer mehr aus der früheren griechisch-orientalischen Innigkeit zu der römisch-lateinischen Rhetorik, also zu einer gewissen Äußerlichkeit, gebildet hatten, nicht mehr aufnehmen konnte, was da noch von verglimmender Esoterik lebte. Auf der andern Seite aber war wiederum das Aufleben im einzelnen Menschen und in einzelnen Gemeinschaften, die man als Sekten denunzierte, doch ein außerordentlich Mächtiges. <br />
<br />
Das zweite Fragezeichen, das in welthistorischer Beziehung vor Nikolaus I. stand, war dieses, daß er nach allem, was die katholischchristliche Kirche bis dahin an Erfahrungen gesammelt hatte, die Bevölkerung des europäischen Abendlandes für nicht geeignet halten mußte, die hochgeistige Spannung zu ertragen, die in den Seelen bewirkt wird, wenn sie sich in der geschilderten Weise zu einem spirituell-esoterischen Erfassen hinaufranken sollen. Man möchte sagen, in der Seele dieses Nikolaus I. lagerte sich ab der große Zweifel: Was soll werden, wenn zuviel von dieser esoterisch-spirituellen Strömung in europäische Seelen hineinkommt?<br />
<br />
Im Orient selbst verwirrte sich immer mehr und mehr, was da vorhanden war. Eigentlich am reinsten hielt sich diese eine Strömung, die sich bis nach Irland hinein erstreckte, und in Irland waren wirklich eine Zeitlang spirituelle Schulen, welche die heiligen Geheimnisse dieser Strömung in einer hohen Reinheit bewahrten.<br />
<br />
Nun aber sagte sich Nikolaus I.: Für die europäische Bevölkerung taugt das nichts. - Er wollte im Grunde genommen nur dasselbe, was in einer etwas andern Weise schon Bonifatius gewollt hatte, der es als eine europäische Eigentümlichkeit angesehen hatte, daß die europäische Bevölkerung nicht geeignet sei, das spirituelle Leben in die Seelen aufzunehmen. Und so stellt sich denn das Eigentümliche heraus, daß im Orient der eigentliche esoterische Gehalt abschmolz. Die Menschen im Orient, auch im europäischen Orient nach dem heutigen Rußland herein, konnten ihre Seelen nicht zusammenbringen mit diesem esoterisch-spirituellen Gehalt. Sie hatten aber ein Empfinden dafür, insofern solche Empfindungen nicht von den heranrückenden turanischen Bevölkerungen gründlich ausgerottet wurden, die dann eben sich als die Türken offenbarten. Es hatten diese Menschen des Ostens ein dumpfes, stumpfes Gefühl davon, daß alles das, was hohe Esoterik ist und vom Menschen mit seinem heranrückenden Intellekt nicht erfaßt werden kann, im Kultus strömt und flutet, aber nur dann, wenn der Kultus zu gleicher Zeit einen äußerlich realen Mittelpunkt, gewissermaßen ein geographisches Zentrum hat. <br />
<br />
So entstand im Osten von Europa, wo das eigentlich EsoterischSpirituelle vergessen wurde, die Hinneigung zum Kultus, verbunden aber mit einem ungeheuren Hängen an dem, was man als den Mittelpunkt des Kultus empfand, mit einem Hängen an dem Grab des Erlösers. Da an dem Grab des Erlösers in Jerusalem war die Stätte, wo der Erlöser mit seinen Aposteln zusammen das Abendmahl zuerst gefeiert hatte, jenes Abendmahl, das dann in seiner weiteren Metamorphose zu dem Tode auf Golgatha geworden war, sich durch den Tod auf Golgatha erst erfüllt hatte, und das dann fortlebte in der Mittelpunktszeremonie, in dem Meßopfer und in dem übrigen Zeremoniell. Und indem man gewissermaßen sich von dem eigentlichen Spirituellen entfremdete, weil man nicht hinaufgelangte bis zum esoterischen Erfassen, hing man mit dem Herzen an dem Kultus und an dem, womit dieser Kultus äußerlich zusammenhing, an dem Grab des Erlösers, an der Stätte in Jerusalem. Das Pilgern nach Jerusalem sollte, ich möchte sagen, krönen die zeremoniellen Festlichkeiten, die an jenen Orten begangen werden konnten. All die Zeremonien mit ihren Ritualien, die an den einzelnen Orten begangen werden konnten, sollten für den einzelnen Menschen die Krönung finden dadurch, daß er gewissermaßen das, was er im Abbilde, im Zeremoniell erlebte, dann mit seinem Herzen durchdrang, indem er selber einmal hinpilgerte zu dem Grabe des Erlösers.<br />
<br />
[...]<br />
<br />
Je weiter man daher in der Zeit des Papstes Nikolaus I. vorrückte, um so mehr sah man im Osten eine innige, herzliche Verehrung des Kultus und ein inniges, herzliches Hängen an dem Zusammenwirken des Kultus und alles dessen, was man am Kultus erleben, empfinden konnte, mit dem, was man dann als die Krönung dieser Empfindungen, gewissermaßen als die größte Kultushandlung empfand: das Hinpilgern zu dem Heiligen Grabe. Wenn man von dem Rom des 9. Jahrhunderts, von dem Rom des Papstes Nikolaus I. nach Osten hinübersah, da sah man das eine, wovon sich Nikolaus I. und seine Ratgeber sagten, daß das nicht für die europäische, nicht für die mittelund nicht für die westeuropäische Bevölkerung tauge. Diese mittelund diese westeuropäische Bevölkerung habe zuviel von dem in der Menschheitsentwickelung heranstürmenden Intellekt, um an dem bloßen, allerdings durch das Herz innig durchtränkten Anschauen des Zeremoniells und an dem Gange nach dem Heiligen Grabe zu hängen. Zuviel habe die europäische Menschheit von herauf kommendem Intellektualismus, um in einer solchen Weise ganz Mensch sein zu können. Man sah, daß das im Osten möglich ist, aber mutete es der Menschheit Mitteleuropas und des Westens nicht zu. <br />
<br />
Auf der andern Seite sah man auch das erste Fragezeichen. Man sah es als eine ungeheure Gefahr an, wenn nach Europa herüberkommen sollte, was innerhalb dieser Strömung lag, die so viel von Esoterik, so viel von dem in sich hatte, was nun wirklich durch die spirituali- sierten Ideen eigentlich erst völlig begriffen werden kann. Und so möchte ich sagen: Wenn man von dem Rom des Papstes Nikolaus I. nach dem Westen hinüber Ausblick hielt, dann sah man Gefahr; blickte man nach dem Osten, sah man Gefahr. Im Osten sah man eine Strömung sich ausbreiten, die tief nach Europa hereinging - eigentlich eine Reihe von Strömungen -, die Strömung des esoterischen Kultus, im Gegensatz zu jener andern esoterischen Strömung. Mitteleuropa kann und darf nicht ergriffen werden, weder von der einen noch von der andern Strömung - so sagte man sich an dem päpstlichen Hofe von Nikolaus I. Was hat zu geschehen? Es muß dasjenige Gut, das die richtigen Angehörigen dieser esoterischen Strömung schauten, es muß dieses spirituelle Gut in dogmatische Formen gebracht werden. Man muß Worte, Sätze dafür haben, es muß ausgesprochen werden. Aber man muß die Menschen davor behüten, daß sie das Ausgesprochene schauen können, erkennen können. <br />
<br />
Es entstand die Glaubensvorstellung. Es entstand die Vorstellung: man muß den Menschen, ohne ihnen die Möglichkeit des Schauens zu geben, in abstrakt-dogmatischer Form den Inhalt geben, an den sie glauben können. Und so entstand diese dritte Strömung, die Mittelund Westeuropa religiös und auch wissenschaftlich ergriff, die zunächst für den heranstürmenden Intellekt die Dogmen hatte, aber nicht so, daß diese Dogmen in Begriffe gefaßtes Schauen gewesen wären, sondern diese Strömung hatte die Dogmen so, daß sie ausgesprochen wurden. Das, was sie darstellten, schaute man nicht mehr, man sollte nur daran glauben.<br />
<br />
Hätte diese esoterische Strömung, die bis nach Irland hineingereicht hat und da in den neueren Zeiten verglommen ist, sachgemäß verfolgt werden sollen, dann hätten die Menschen sich innerhalb ihrer einleben müssen in eine Vereinigung der Seele mit der spirituellen Welt. Denn im Grunde genommen war das, was in dieser esoterischen Strömung lebte, die große Frage: Wie gelangt der Mensch dazu, in der ätherischen Welt, im ätherischen Kosmos sich zurechtzufinden? - Denn die Schauungen, die auch das Geheimnis von Golgatha in der Art einschlossen, wie ich es gerade vorhin wiederum charakterisiert habe, bezogen sich auf das Ätherische des Kosmos. So daß man sagen konnte: Hier war die große Frage nach der Eigentümlichkeit des ätherischen Kosmos. Aber was sich auf den ätherischen Kosmos bezog, das wurde für die mittlere Strömung, für diejenige Strömung, die vorzugsweise in die Form des Lateinertums, bis tief ins Mittelalter hinein, gefaßt worden ist, zum dogmatischen Inhalt.|216|125ff}}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* {{WikipediaDE|Nikolaus I. (Papst)}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[w:Johannes Fried|Johannes Fried]]: ''Nikolaus I.'' In: ''[[w:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]]''. Band 24. Berlin/New <br />
* Anton Greinacher: ''Die Anschauungen des Papstes Nikolaus I. über das Verhältnis von Staat und Kirche.'', Walther Rothschild Berlin/Leipzig, 1909 (Dissertation)<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}<br />
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Grundimpulse des weltgeschichtlichen Werdens der Menschheit'', [[GA 216]] (1988), ISBN 3-7274-2160-6 {{Vorträge|216}}<br />
<br />
{{GA}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Nikolaus 01 #Papst}}<br />
[[Kategorie:Papst]]<br />
[[Kategorie:Heiliger]]<br />
[[Kategorie:Geboren 820]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 867]]<br />
[[Kategorie:Mann]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Nikolaus_von_MyraNikolaus von Myra2024-01-29T06:58:56Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Nikola from 1294.jpg|mini|Nikolaus von Myra (russische [[Ikone]] von Aleksa Petrov, 1294, [[w:Weliki Nowgorod#Museen|Museum Nowgorod]])]]<br />
<br />
'''Nikolaus von Myra''' ({{grcS|Νικόλαος Μυριώτης|Nikólaos Myriṓtēs}}; * zwischen 270 und 286 in [[w:Patara|Patara]]; † [[6. Dezember]] 326, 345, 351 oder 365<ref>Unterschiedliche Angaben für Geburts- und Sterbejahr je nach Quelle</ref>) ist einer der bekanntesten [[Heilige]]n der [[Östliches Christentum#Ostkirchen|Ostkirchen]] und der [[w:Lateinische Kirche|lateinischen Kirche]]. Sein Gedenktag, der 6.&nbsp;Dezember, wird im gesamten [[Christentum]] begangen und ist mit zahlreichen Bräuchen verbunden.<br />
<br />
Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des [[4.&nbsp;Jahrhundert]]s als [[w:Bischof|Bischof]] von [[w:Myra (Lykien)|Myra]] in der [[Kleinasien|kleinasiatischen]] Region [[w:Lykien|Lykien]], damals griechischsprachiger Teil des [[Römisches Reich|römischen]], später des [[w:Byzantinisches Reich|byzantinischen]], noch später des [[w:Osmanisches Reich|osmanischen Reichs]], heute der [[w:Türkei|Türkei]]. Sein [[Altgriechische Sprache|griechischer]] Name ''Nikólaos'' (aus {{lang|grc|νίκη}} und {{lang|grc|λαός}}) bedeutet „Sieg des Volkes“ und war bereits in vorchristlicher Zeit gebräuchlich.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige belegte Tatsachen. Myra in Lykien, mittlerweile [[w:Demre|Demre]], ist ein kleiner Ort etwa 100&nbsp;km südwestlich von [[w:Antalya|Antalya]] in der heutigen Türkei. Im 4.&nbsp;Jahrhundert war der Ort Bischofssitz, die Einwohner sprachen Griechisch. Berichte über Nikolaus’ Leben stammen z.&nbsp;B. von [[w:Andreas von Kreta|Andreas von Kreta]] (um 700) und von einem Mönch Johannes aus dem [[w:Studionkloster|Studitenkloster]] in [[w:Konstantinopel|Konstantinopel]], das im 5.&nbsp;Jahrhundert gegründet wurde. Nach übereinstimmenden Überlieferungen wurde Nikolaus zwischen 270 und 286 in [[w:Patara|Patara]] geboren, einer Stadt in Lykien. Der Überlieferung zufolge wurde er mit 19 Jahren von seinem Onkel Nikolaus, dem Bischof von Myra, zum [[Priester]] geweiht und dann [[Abt]] des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Während der [[Christenverfolgung]] 310 wurde er gefangen genommen und gefoltert. Sein ererbtes Vermögen verteilte er unter den Notleidenden. Dies wird auch von den besser bezeugten Bischöfen des 4.&nbsp;Jahrhunderts [[Ambrosius von Mailand]] und [[w:Basilius der Große|Basilius von Caesarea]] berichtet und gilt dort als historische Tatsache. Um Nikolaus ranken sich dazu verschiedene Legenden.<br />
<br />
Der heilige [[w:Andreas von Kreta|Andreas von Kreta]] und Johannes vom Studitenkloster berichteten, Nikolaus habe am [[Erstes Konzil von Nicäa|Konzil von Nicäa]] teilgenommen und dort seinen Widersacher [[Arius]] geohrfeigt. Deshalb sei er zuerst verhaftet, gegen Ende des Konzils aber rehabilitiert worden. Nikolaus ist nicht in der Unterzeichner-Liste von Nicäa enthalten, die allerdings unvollständig überliefert ist. Andererseits gehört Bischof Theognis von Nicäa, den Nikolaus laut Andreas beim Konzil von der katholischen Sichtweise überzeugt haben soll, zu den historisch belegten Unterzeichnern. Von den insgesamt bekannten 16 Teilnehmerlisten des Konzils ist Nikolaus von Myra sechsmal als Teilnehmer des Konzils von Nicäa vermerkt.<ref>Gerardo Cioffari: ''San Nicola. La vita, i miracoli, le leggende'' (=&nbsp;''Studi e testi.'' Band 12). Bari 2006, S. 22.</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* {{WikipediaDE|Nikolaus von Myra}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Nikolaus #Myra}}<br />
[[Kategorie:Heiliger]]<br />
[[Kategorie:Bischof]]<br />
[[Kategorie:Feste und Brauchtum]]<br />
[[Kategorie:Christentum]]<br />
[[Kategorie:Geboren im 3. Jahrhundert]]<br />
[[Kategorie:Gestorben im 4. Jahrhundert]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Willy_BrandtWilly Brandt2024-01-21T00:31:33Z<p>Joachim Stiller: Die Seite wurde neu angelegt: „hochkant]] '''Willy Brandt''' (* 18. Dezember 1913 in Lübeck als ''Herbert Ernst Karl Frahm;'' † 8. Oktober 1992 in Unkel) war von 1969 bis 1974 als Regierungschef einer sozialliberalen Koalition von SPD und Freie Demokrat…“</p>
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<div>[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F057884-0009, Willy Brandt.jpg|mini|Willy Brandt (1980)[[Datei:Willy Brandt signature.svg|rahmenlos|hochkant]]]]<br />
<br />
'''Willy Brandt''' (* [[18. Dezember]] [[1913]] in [[Lübeck]] als ''Herbert Ernst Karl Frahm;'' † [[8. Oktober]] [[1992]] in [[Unkel]]) war von 1969 bis 1974 als Regierungschef einer [[Sozialliberale Koalition|sozialliberalen Koalition]] von [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und [[Freie Demokratische Partei|FDP]] der vierte [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]]. Zuvor hatte er von 1966 bis 1969 während der ersten [[Große Koalition#Große Koalition 1966–1969|Großen Koalition]] im [[Kabinett Kiesinger]] das Amt des [[Liste der deutschen Außenminister|Außenministers]] und [[Vizekanzler (Deutschland)|Vizekanzlers]] ausgeübt. Vom 3. Oktober 1957 bis zu seinem Eintritt in die [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] am 1.&nbsp;Dezember 1966 war er [[Regierender Bürgermeister von Berlin]].<br />
<br />
Von 1964 bis 1987 war Brandt [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands#Parteivorsitzende|SPD-Parteivorsitzender]] und von 1976 bis 1992 Präsident der [[Sozialistische Internationale|Sozialistischen Internationale]].<br />
<br />
Unter dem Motto ''[[Wandel durch Annäherung]]'' gab Brandt als Bundeskanzler die bis Ende der 1960er Jahre an der [[Hallstein-Doktrin]] ausgerichtete [[Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland#Geschichte|Außenpolitik Westdeutschlands]] auf und leitete mit seiner [[Ostpolitik#Neue Ostpolitik|neuen Ostpolitik]] eine [[Zäsur (Geschichte)|Zäsur]] im politisch [[Konfrontation|konfrontativen]] Klima des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] ein. Mit den [[Ostpolitik|Ostverträgen]] begann er einen Kurs der [[Entspannungspolitik|Entspannung]] und des Ausgleichs mit der [[Sowjetunion]], der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]], [[Volksrepublik Polen|Polen]] ([[Kniefall von Warschau]]) und den übrigen [[Ostblock]]staaten. Für diese Politik erhielt Brandt 1971 den [[Friedensnobelpreis]].<br />
<br />
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==<br />
* {{WikipediaDE|Willi Brandt}}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* {{WikipediaDE|Kategorie:Willi Brandt}}<br />
* {{WikipediaDE|Willi Brandt}}<br />
<br />
== Werke ==<br />
=== Monographien ===<br />
* ''Krieg in Norwegen. 9. April – 9. Juni 1940'' (schwedischer Originaltitel: ''Kriget i Norge''), übersetzt von Benedict Christ, Basel. Europa Verlag, Zürich / New York 1942.<br />
** Aktualisierte Auflage: Europa Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-905811-23-0.<br />
* ''Zur Nachkriegspolitik der deutschen Sozialisten.'' Jocke Leufvmark. Stockholm 1944, {{DNB|992975301}}. (Gemeinsam mit August Enderle, Irmgard Enderle, Stefan Szende und Ernst Behm).<br />
* ''Forbrytere og andre tyskere'' („Verbrecher und andere Deutsche“), Oslo 1946; erste dt. Ausgabe: ''Verbrecher und andere Deutsche. Ein Bericht aus Deutschland 1946.'' Bearb. u. hrsg. von Einhart Lorenz. Dietz-Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-8012-0380-1. (Willy-Brandt-Dokumente, Band 1).<ref>[[Volker Ullrich (Historiker)|Volker Ullrich]]: [http://www.zeit.de/2007/51/P-Willy-Brandt/komplettansicht ''Der wahre Patriot.''] In: ''Die Zeit,'' 13. Dezember 2007, über Brandts Buch ''Verbrecher und andere Deutsche.''</ref><br />
* ''Mein Weg nach Berlin.'' aufgezeichnet von Léo Lania. Kindler-Verlag, München 1960, {{DNB|450589072}}; siehe dazu: Scott H. Krause: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2017/id=5460 The Presentation of a Cold Warrior. Willy Brandt’s ''My Road to Berlin'' (1960)]. In: ''Zeithistorische Forschungen'' 14 (2017), S.&nbsp;163–170.<br />
* ''Friedenspolitik in Europa.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1968, {{DNB|456175873}}. (3. Auflage, 1971, ISBN 3-10-007701-6).<br />
* ''Begegnungen und Einsichten. Die Jahre 1960–1975.'' Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1976, ISBN 3-455-08979-8.<br />
* {{Literatur|Autor=Willy Brandt |Titel=Links und frei: Mein Weg 1930–1950 |TitelErg = |Verlag= Hoffmann und Campe |Ort=Hamburg |Datum=1982 |ISBN=3-455-08743-4 |Kommentar=Neuauflage 2012, ISBN 978-3-455-50267-1|Online=[https://books.google.de/books?id=xkwZ4MJWQwwC&pg=PT001 Google-Books Auszug]}}<br />
* ''Erinnerungen.'' Propyläen-Verlag, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 1989, ISBN 3-549-07353-4. Erweiterte Neuauflagen:<br />
** ''Erinnerungen. Mit einem aktuellen Vorwort.'' (Ullstein Taschenbuch). Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1992, ISBN 3-548-22977-8.<br />
** ''Erinnerungen. Mit den Notizen zum Fall G.'' Ullstein, München/Berlin 2003, ISBN 3-548-36497-7.<br />
<br />
=== Gesammelte Reden, Briefe und kleinere Schriften ===<br />
* Helga Grebing, Gregor Schöllgen,Heinri ch August Winkler (Hrsg.): ''Willy Brandt. Berliner Ausgabe''<br />
** Band 1: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/hitler-ist-nicht-deutschland-1928-1940/ ''Hitler ist nicht Deutschland. Jugend in Lübeck, Exil in Norwegen 1928–1940.''] Bearb. von Einhart Lorenz. Dietz-Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-8012-0301-8.<br />
** Band 2: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/zwei-vaterlaender-1940-1947/ ''Zwei Vaterländer. Deutsch-Norweger im schwedischen Exil, Rückkehr nach Deutschland 1940–1947.''] Bearb. von Einhart Lorenz. Dietz-Verlag, Bonn 2000, ISBN 3-8012-0302-6.<br />
** Band 3: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/berlin-bleibt-frei-1947-1966/ ''Berlin bleibt frei. Politik in und für Berlin 1949–1966.''] Bearb. von Siegfried Heimann. Dietz-Verlag, Bonn 2004, ISBN 3-8012-0303-4.<br />
** Band 4: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/auf-dem-weg-nach-vorn-1947-1972/ ''Auf dem Weg nach vorn. Willy Brandt und die SPD 1947–1972.''] Bearb. von Daniela Münkel. Dietz-Verlag, Bonn 2000, ISBN 3-8012-0304-2.<br />
** Band 5: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/die-partei-der-freiheit-1972-1992/ ''Die Partei der Freiheit. Willy Brandt und die SPD 1972–1992.''] Bearb. von Karsten Rudolph. Dietz-Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-8012-0305-0.<br />
** Band 6: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/ein-volk-der-guten-nachbarn-1966-1974/ ''Ein Volk der guten Nachbarn. Außen- und Deutschlandpolitik 1966–1974.''] Bearb. von Frank Fischer. Dietz-Verlag, Bonn 2005, ISBN 3-8012-0306-9.<br />
** Band 7: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/mehr-demokratie-wagen-1966-1974/ ''Mehr Demokratie wagen. Innen- und Gesellschaftspolitik 1966–1984.''] Bearb. von Wolther von Kieseritzky. Dietz-Verlag, Bonn 2001, ISBN 3-8012-0307-7.<br />
** Band 8: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/ueber-europa-hinaus/ ''Über Europa hinaus. Dritte Welt und Internationale.''] Bearb. von Bernd Rother. Dietz-Verlag, Bonn 2006, ISBN 3-8012-0308-5.<br />
** Band 9: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/die-entspannung-unzerstoerbar-machen-1974-1982/ ''Die Entspannung unzerstörbar machen. Internationale Beziehungen und deutsche Frage 1974–1982.''] Bearb. von Frank Fischer. Dietz-Verlag, Bonn 2003, ISBN 3-8012-0309-3.<br />
** Band 10: [https://willy-brandt.de/willy-brandt/publikationen/gemeinsame-sicherheit-1982-1992/ ''Gemeinsame Sicherheit. Internationale Beziehungen und deutsche Frage 1982–1992.''] Bearb. von Uwe Mai, Bernd Rother u. Wolfgang Schmidt. Dietz-Verlag, Bonn 2009, ISBN 978-3-8012-0310-8.<br />
* Klaus Schönhoven (Hrsg.): ''Willy Brandt: Im Zweifel für die Freiheit. Reden zur sozialdemokratischen und deutschen Geschichte.'' Dietz-Verlag, Bonn 2012, ISBN 978-3-8012-0426-6. (Willy-Brandt-Dokumente, Band 2).<br />
* Martin Kölbel (Hrsg.): ''Willy Brandt und [[Günter Grass]] – Der Briefwechsel.'' Steidl Verlag, Göttingen 2013, ISBN 978-3-86930-610-0.<br />
* Meik Woyke (Hrsg.): ''Willy Brandt, [[Helmut Schmidt]]. Partner und Rivalen. Der Briefwechsel (1958–1992).'' Verlag J.H.W. Dietz, Bonn 2015, ISBN 978-3-8012-0445-7.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Egon Bah]: ''„Das musst du erzählen.“ Erinnerungen an Willy Brandt.'' Propyläen, Berlin 2013, ISBN 978-3-549-07422-0.<br />
* Arnulf Baring: ''Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1982, ISBN 3-421-06095-9.<br />
* Lars Brandt: ''Andenken.'' Carl-Hanser-Verlag, München 2006, ISBN 3-446-20710-4.<br />
* Rut Brandt: ''Freundesland – Erinnerungen.'' Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1992, ISBN 3-455-08443-5.<br />
* Brigitte Seebacher-Brandt: ''Willy Brandt.'' Piper-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-492-30430-6.<br />
* Jupp Darchinger, Margarita Mathiopoulos: ''Willy Brandt. Bilder aus dem Leben eines großen Europäers.'' Fotos von Jupp Darchinger, Essay und Texte von Margarita Mathiopoulos. Droemer/Knaur-Verlag, München 1993, ISBN 3-426-26745-4.<br />
* Sophie Lange: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6630 Tagungsbericht zu ''Willy Brandt and the Americas 1974–1992''], durchgeführt von Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Deutsches Historisches Institut Washington DC, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berliner Kolleg Kalter Krieg; 10./11. Juni 2016 in Berlin.<br />
* Helga Grebing: ''Willy Brandt. Der andere Deutsche.'' Wilhelm-Fink-Verlag, Paderborn 2008, ISBN 978-3-7705-4710-4.<br />
* Peter Hoeres: ''Außenpolitik und Öffentlichkeit. Massenmedien, Meinungsforschung und Arkanpolitik in den deutsch-amerikanischen Beziehungen von Erhard bis Brandt.'' (= ''Studien zur Internationalen Geschichte,'' Bd. 32), De Gruyter Oldenbourg, München 2013.<br />
* Gunter Hofmann: ''Willy Brandt. Porträt eines Aufklärers aus Deutschland.'' Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-12503-X.<br />
* Gunter Hofmann: ''Willy Brandt und Helmut Schmidt. Geschichte einer schwierigen Freundschaft.'' Verlag C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63977-7.<br />
* Torsten Körner: ''Die Familie Willy Brandt.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-040407-7.<br />
* Gertrud Lenz: ''Gertrud Meyer 1914–2002. Ein politisches Leben im Schatten Willy Brandts.'' Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77569-6.<br />
* Einhart Lorenz: ''Willy Brandt. Deutscher – Europäer – Weltbürger.'' Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-17-021245-9.<br />
* Einhart Lorenz: ''Willy Brandt in Norwegen. Die Jahre des Exils 1933 bis 1940.'' Neuer Malik-Verlag, Kiel 1989, ISBN 3-89029-955-5.<br />
* Peter Merseburger: ''Willy Brandt, 1913–1992. Visionär und Realist.'' DVA, Stuttgart 2002, ISBN 3-423-34097-5 (auch als Hörbuch auf 6 CDs, 2004, ISBN 3-8291-1398-6).<br />
* Judith Michel: ''Willy Brandts Amerikabild und -politik 1933–1993.'' Bonn University Press im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010.<br />
* Horst Möller, Maurice Vaïsse (Hrsg.): ''Willy Brandt und Frankreich.'' Oldenbourg-Verlag, München 2005, ISBN 3-486-57649-6 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Sondernummer).<br />
* Albrecht Müller: ''Brandt aktuell – Treibjagd auf einen Hoffnungsträger.'' Westend Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-86489-064-2.<br />
* Daniela Münkel: ''„Alias Frahm“. Die Diffamierungskampagnen gegen Willy Brandt in der rechtsgerichteten Presse.'' In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): ''Zwischen den Stühlen? Remigranten und Remigration in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit.'' Christians-Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-7672-1411-3, S.&nbsp;397–418.<br />
* Daniela Münkel: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2004/id=4612 ''Als „deutscher Kennedy“ zum Sieg? Willy Brandt, die USA und die Medien.''] In: ''Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History'' 1 (2004), S.&nbsp;172–194.<br />
* Daniela Münkel: ''Nach dem Bundeskanzleramt. Willy Brandts dritte Karriere.'' In: Michael Epkenhans/Ewald Frie (Hrsg.): ''Politiker ohne Amt. Von Metternich bis Helmut Schmidt'' (= Otto-von-Bismarck Stiftung Wissenschaftliche Reihe, Bd. 28). Schöningh, Paderborn 2020, ISBN 978-3-506-70264-7, S.&nbsp;171–182.<br />
* Hans-Joachim Noack: ''Willy Brandt. Ein Leben, ein Jahrhundert.'' Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-87134-645-3.<br />
* Terence Prittie: ''Willy Brandt. Biographie.'' Aus dem Englischen von Gerhard Haucke. Goverts/Krüger/Stahlberg, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-7740-0442-0.<br />
* Steffen Raßloff (Hrsg.): ''„Willy Brandt ans Fenster!“ Das Erfurter Gipfeltreffen 1970 und die Geschichte des „Erfurter Hofes“.'' Glaux-Verlag, Jena 2007, ISBN 978-3-940265-05-0.<br />
* Bernd Rother (Hrsg.): ''Willy Brandts Außenpolitik.'' Springer VS Verlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02918-0.<br />
* Kai Schlüter: ''Günter Grass auf Tour für Willy Brandt. Die legendäre Wahlkampftour 1969.'' Ch. Links Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-647-5.<br />
* Gregor Schöllgen: ''Willy Brandt. Die Biographie.'' Propyläen-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-549-07142-6. (fast unveränderter Nachdruck 2013).<br />
* Jan Schönfelder, Rainer Erices: ''Willy Brandt in Erfurt. Das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen 1970.'' Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-568-3.<br />
* Carola Stern: ''Willy Brandt in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1975, ISBN 3-499-50232-1, (Neuausgabe: ''Willy Brandt.'' Überarb. und erw. Neuauflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-50576-2).<br />
* Martin Wein: ''Willy Brandt. Das Werden eines Staatsmannes.'' Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-7466-1992-0.<br />
* Reinhard Wilke (1929–2009), von 1970 bis 1974 Leiter des Büros von Bundeskanzler Brandt: ''Meine Jahre mit Willy Brandt. Die ganz persönlichen Erinnerungen seines engsten Mitarbeiters.'' Mit einem Vorwort von Ulrich Wickert. Hohenheim Verlag 2010, ISBN 978-3-898-50198-9.<br />
* Andreas Wilkens (Hrsg.): Wir sind auf dem richtigen Weg. Willy Brandt und die europäische Einigung, Bonn, Dietz, 2010, ISBN 978-3-8012-0392-4 (Willy-Brandt-Studien, 3).<br />
* Michael Wolffsohn, Thomas Brechenmacher: ''Denkmalsturz? Brandts Kniefall.'' Olzog Verlag 2005, ISBN 378928162X.<br />
* Michael Wolffsohn: ''Friedenskanzler? Willy Brandt zwischen Krieg und Terror.'' dtv Sachbuch 2018, ISBN 978-3-423-28992-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
{{Wikiquote}}<br />
* {{DNB-Portal|11851444X}}<br />
* {{DDB|Person|11851444X}}<br />
* [https://www.geschichte-der-sozialdemokratie.de/demokratie/persoenlichkeiten-im-fokus/willy-brandt/archiv/ Willy-Brandt-Archiv] und [https://www.geschichte-der-sozialdemokratie.de/demokratie/persoenlichkeiten-im-fokus/willy-brandt/nachlass/ Nachlass von Willy Brandt] im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn)<br />
* {{nobel-fr|1971|Willy Brandt}}<br />
* BStU, Themenbeitrag: [https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/informationen-zur-stasi/themen/beitrag/codename-konfrontation/ ''Codename "Konfrontation": Erstes deutsch-deutsches Treffen: Willy Brandt trifft Willi Stoph in Erfurt '']<br />
<br />
'''Biografien'''<br />
* [https://www.willy-brandt-biografie.de/ Ausführliche Willy-Brandt-Online-Biografie] der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung und der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung<br />
* {{DHM-HdG|Bio=willy-brandt|Titel=Willy Brandt|Autor=Dorlis Blume, Irmgard Zündorf, Regina Haunhorst, Antoinette Lepper-Binnewerg}}<br />
* {{Munzinger|00000016689|Willy Brandt||Internationales Biographisches Archiv 08/1993 vom 15. Februar 1993 und Nachträge}}<br />
* [http://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/willy-brandt/?no_cache=1 Kurzbiografie] der Gedenkstätte Deutscher Widerstand<br />
<br />
'''Institutionen'''<br />
* [https://willy-brandt.de/ Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung mit Forum Willy Brandt Berlin und Willy-Brandt-Haus-Lübeck]<br />
* [http://www.willy-brandt-stiftung.de/ Norwegisch-Deutsche Willy-Brandt-Stiftung (Oslo/Berlin)]<br />
* [http://www.willy-brandt-haus.de/ Willy-Brandt-Haus Berlin]<br />
<br />
'''Film- und Audiodateien'''<br />
* [https://www.ardmediathek.de/ard/search/willy%20brandt ''Filmdokumente zu Willy Brandt''] in der Mediathek auf [[ARD.de]]<br />
* [http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoxNToiIkJyYW5kdCwgV2lsbHkiIjs=/ Archivaufnahmen mit und über Willy Brandt] im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=11851444X|LCCN=n80138336|NDL=00434194|VIAF=41837116}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Brandt, Willy}}<br />
[[Kategorie:Bundeskanzler (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Politiker]]<br />
[[Kategorie:Journalist]]<br />
[[Kategorie:Autor (Politik)]]<br />
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]<br />
[[Kategorie:Parteivorsitzender der SPD]]<br />
[[Kategorie:Norweger]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1992]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1913]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Joachim Stillerhttps://anthrowiki.at/RotationsperiodeRotationsperiode2024-01-15T09:06:23Z<p>Joachim Stiller: /* Einzelnachweis */</p>
<hr />
<div>[[Datei:EpicEarth-Globespin-tilt-23.4.gif|mini|20 Bilder der NASA zeigen die Erdrotation bei 23,4 Grad Neigung]]<br />
Die '''Rotationsperiode''' oder '''Rotationsdauer''' ist das ''[[Zeitintervall]]'', bis ein rotierender [[Körper (Physik)|Körper]] gegenüber seiner [[Umwelt]] wieder die gleiche Lage erreicht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spektrum.de/lexikon/physik/rotationsperiode/12586 |titel=Rotationsperiode Lexikon der Physik |werk=Spektrum |hrsg=Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH |sprache=de |abruf=2023-06-20}}</ref> Sie ist der [[Kehrwert]] der [[Drehzahl]]. In der [[Astronomie]] wird der Begriff bezogen auf die [[Rotation (Physik)|Eigenrotation]] von Himmelsobjekten verwendet.<br />
<br />
== Beispiele ==<br />
* Die Rotationsperiode der [[Erde (Planet)|Erde]] beträgt 24 Stunden, genauer; einen [[Siderischer Tag|Siderischen Tag]] (ca. 23&nbsp;h, 56&nbsp;min).<br />
* Wenn ein Tänzer in 1 Sekunde 5 [[w:Pirouette|Pirouette]]n dreht, ist seine Rotationsperiode – gemittelt – 1/5 s, also 200 Millisekunden.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Umlaufdauer]]<br />
* [[Siderische Periode]]<br />
<br />
== Einzelnachweis ==<br />
<references /><br />
[[Kategorie:Kinematik]]<br />
[[Kategorie:Physikalische Größe]]<br />
[[Kategorie:Himmelsmechanik]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/MassenverteilungMassenverteilung2024-01-15T08:56:16Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>Als '''Massenverteilung''' bezeichnen Geowissenschafter, Astronomen, Physiker und Techniker die räumliche Verteilung der [[Masse (Physik)|Masse]] innerhalb eines [[Festkörper]]s oder eines gut definierbaren [[Fluid]]s. Durch die mathematische oder [[Koordinaten|koordinative]] Beschreibung der Massen – etwa als abgegrenzte Einheiten, als Verteilung von [[Massenpunkt]]en oder als [[w:radialsymmetrisch|radialsymmetrisch]]e [[w:Dichtefunktion|Dichtefunktion]] – lassen sich verschiedene Parameter des Körpers berechnen und physikalische Modelle seines Innenraums aufstellen.<br />
<br />
Die Massenverteilung des Körpers bestimmt u.&nbsp;a. die Lage des [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkts]], das [[Trägheitsmoment]] und beeinflusst das [[Dynamik (Physik)|dynamische]] Verhalten, etwa die [[Eigenschwingung]]en. Auch [[w:Funktional|Funktional]]e des [[Schwerepotential]]s im Innen- und Außenraum werden von der Anordnung der Massen beeinflusst, insbesondere wenn deren Verteilung [[asymmetrisch]] ist. Daher kann man aus [[Bahnstörung]]en von [[w:Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] den inneren Aufbau von [[Planet]]en erschließen.<br />
<br />
In der Technik ist etwa bei Schiffen die Lage des im Rumpf enthaltenen Volumens im Verhältnis zur Massenverteilung entscheidend für das [[Statischer Auftrieb| Auftriebsverhalten]] und damit die [[w:Stabilität (Schiffskörper)|Stabilität]] des Schiffes im Wasser.<br />
<br />
== Dichteverteilung in Fluiden ==<br />
Prinzipiell ist die Massenverteilung auch für flüssige und [[gasförmig]]e [[Körper (Physik)|Körper]] von Bedeutung. Auf der Erde kann man zwar für kleine Volumina bzw. [[inkompressible Flüssigkeit]]en von einer [[Homogenität|homogenen]] Verteilung der [[Molekül]]e bzw. [[Atom]]e ausgehen. Je weiter sich aber das betrachtete Volumen erstreckt (insbesondere vertikal), desto genauer ist der Zusammenhang zwischen [[Dichte]] und [[Druck (Physik)|Druck]] zu modellieren (siehe [[Gasgesetze]] und [[w:Kompressionsmodul|Kompressionsmodul]]). In der [[Meteorologie]] und [[w:Ozeanografie|Ozeanografie]] ist zusätzlich die Wirkung von [[Strömungsmechanik|Strömungen]] zu berücksichtigen.<br />
<br />
Die [[Astronomie]] untersucht die Massen- und Dichteverteilung auch sehr ausgedehnter Fluide. Als Beispiele seien genannt: [[interstellares Gas]], [[Dunkelwolke]]n, [[Gasplanet]]en und das Innere von [[Stern]]en.<br />
<br />
''Inhomogene'' Massenverteilungen spielen eine wichtige Rolle u.&nbsp;a. bei der [[Sternentstehung|Entstehung]] und der Entwicklung von Sternen und beim inneren Aufbau von [[Planet]]en.<br />
<br />
== Modellierung inhomogener rotierender Körper ==<br />
Für die mathematische Modellierung von [[Himmelskörper]]n und ihres physikalischen Verhaltens kennen Astronomen und [[Geophysik]]er eine Reihe von Methoden, bei denen das Körperinnere durch eine große Anzahl von Massenpunkten und ihre gegenseitige [[Gravitation]] simuliert wird. Bei Körpern mit hoher Temperatur muss auch die [[Thermodynamik]] berücksichtigt werden, wozu noch [[magnetisch]]e und andere Wechselwirkungen kommen, sowie im Innern von Sternen energiereiche [[Strahlung]] und [[kernphysik]]alische Vorgänge.<br />
<br />
Schalenförmig aufgebaute Körper niedriger Temperatur können hingegen – mathematisch strenger – durch Methoden der [[Potentialtheorie]] oder durch [[Hydrostatisches Gleichgewicht| hydrostatische]] [[w:Gleichgewichtsfigur|Gleichgewichtsfigur]]en beschrieben werden, deren einzelne Schalen eine ''homogene'' Massenverteilung (also konstante [[Dichte (Physik)|Dichte]]) besitzen.<br />
<br />
Bei [[Rotation (Physik)|rotierenden]] Körpern (Räder, [[w:Welle (Mechanik)|Wellen]], [[w:Bauteil (Technik)|Bauteile]] von Maschinen, [[Erde]], andere Himmelskörper) hat die Massenverteilung starke Rückwirkungen auf die [[Verformung]] und Stabilität – siehe [[w:Unwucht|Unwucht]] eines Rades, [[Abplattung]] und [[Polbewegung]] der Erde – und kann bei extrem ungleicher Verteilung durch Risse und ungleichmäßige [[Fliehkraft]] zum [[w:Bruchmechanik|Bruch]] führen.<br />
<br />
== Gleichgewichtsfiguren von Planeten ==<br />
Wenn von einem [[Planet]]en Volumen und Masse bekannt sind, folgt daraus seine mittlere [[Dichte]] -- für die Erde beispielsweise 5,52 g/cm³, für Jupiter 1,33 g/cm³. Wegen des zum Zentrum steigenden Drucks muss allerdings auch die Dichte nach innen zunehmen. Daraus ergibt sich bei bekannter [[Rotationsdauer]] und [[Abplattung]] eine Möglichkeit, mit Hilfe von [[w:Gleichgewichtsfigur|Gleichgewichtsfigur]]en den inneren Dichteverlauf zu bestimmen – umso genauer, je niedriger die Satellitenbahn verläuft. <br />
<br />
Das einfachste Modell ist ein homogenes ''[[w:MacLaurin-Ellipsoid|MacLaurin-Ellipsoid]]'', für das sich mit den Parametern der [[Erde]] (Rotation 1 Sterntag, Dichte 5,52) eine Abplattung von 1:231 ergibt. Tatsächlich beträgt die [[Erdabplattung]] jedoch 1:298,25 (Äquator[[Halbachsen der Ellipse|radius]] 6378,13 km, Polradius 6356,74 km), weil der [[Erdkern]] wesentlich dichter ist und weniger zur [[Fliehkraft]] beiträgt als der [[Erdmantel]]. Mit einem zweischaligen Ellipsoid ([[w:Wiechert-Modell|Wiechert-Modell]], Dichte etwa 4 und 12 g/cm) kommt man daher den wahren Verhältnissen näher, mit weiteren Dichteparametern lässt sich auch das [[Trägheitsmoment]] der Erde genau darstellen.<ref>Karl Ledersteger, ''Astronomische und Physikalische Geodäsie'', Kapitel X "Normalspäroid der Erde".</ref><br />
<br />
Für [[Jupiter (Planet)|Jupiter]] (mittlere Dichte 1,3 g/cm³, Rotationsdauer 9,9 Stunden) ergibt sich ein noch stärkerer Dichteanstieg, ohne den seine große Abplattung von 1:16 nicht erklärbar wäre. Ebenso beim [[Saturn (Planet)|Saturn]], der bei ähnlicher Rotation, aber noch geringerer Dichte sogar eine Abplattung von 1:10 aufweist.<br />
<br />
Beim [[Mars (Planet)|Mars]] funktioniert diese Methode weniger, weil er klein ist (geringe Fliehkraft) und außerdem unsymmetrisch (Tiefländer im Norden, Krater- und Hochländer im Süden). Hier erlaubt aber die [[Präzession]]sbewegung seiner Rotationsachse, die [[Gesteinsdichte]] des Kerns abzuschätzen.<br />
<br />
== Massenverteilung bei Sternen und Galaxien ==<br />
Von einer ganz anderen Art der ''Massenverteilung'' spricht die Astronomie bei [[Sternpopulation]]en. Hier geht es um die [[Häufigkeitsverteilung]] der Masse von Sternen, die meist in Einheiten der [[Sonnenmasse]] angegeben werden.<ref>Joachim Krautter et al.: ''Meyers Handbuch Weltall'' Meyers Lexikonverlag, 7. Auflage 1994, ISBN 3-411-07757-3, S. 394 ff.</ref><br />
<br />
Auch bei der Erforschung von [[Galaxienhaufen]] ist es oft erforderlich, die Massen der beteiligten [[Galaxie]]n [[statistisch]] oder physisch in [[Klassifizierung|Klassen zu gliedern]]. Überdies kann man aus der "zu raschen" Bewegung innerhalb dieser Haufen auf die Existenz zusätzlicher, dunkler Massen schließen, welche [[Dunkle Materie]] genannt wird.<br />
<br />
== Sonstiges ==<br />
In der [[Medizin]] haben einige [[bildgebende Verfahren]] das Potential, auch Massenverteilungen in [[Organismus|Organismen]] zu untersuchen – etwa die [[w:Röntgendiagnostik|Röntgendiagnostik]] und die [[w:Computertomografie|W.Computertomografie]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[w:Karl Ledersteger|Karl Ledersteger]]: ''Astronomische und Physikalische Geodäsie'' (= ''[[w:Handbuch der Vermessungskunde|Handbuch der Vermessungskunde]].'' Band V). J. B. Metzler, Stuttgart 1969.<br />
* W. Mundt: ''Kapitel 6: Geophysikalische Potentialfelder und deren Anomalien''. In: [[w:Robert Lauterbach|Robert Lauterbach]] (Hrsg.): ''Physik der Erdkruste''. Ferdinand Emke, Stuttgart.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Raumgeometrie]]<br />
[[Kategorie:Astrophysik]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Yeshayahu_Ben-AharonYeshayahu Ben-Aharon2024-01-11T06:36:04Z<p>Odyssee: /* Bücher */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Ben-Aharon-Yeshayahu.jpg|mini|200px|Yeshayahu Ben-Aharon]]<br />
<br />
'''Yeshayahu''' (Jesaiah) '''Ben-Aharon''' (* [[1955]] in [[Israel]]) promovierte 1998 an der [[W:Universität Haifa|Universität Haifa]] über die [[Phänomenologie]] von [[Edmund Husserl]]. Er ist [[Geisteswissenschaftler]], [[Philosoph]] und Sozialaktivist, Mitbegründer des Kibbuz Harduf in [[Israel]] und des [http://www.globenet3.org/ Globalen Netzwerks für Dreigliederung], Leiter des Global Event College und Mitarbeiter in der unabhängigen Schule für Geisteswissenschaft. Er lehrt, schreibt und hält weltweit Vorträge über die Evolution des menschlichen Bewusstseins in den Wissenschaften, den Geisteswissenschaften und in sozialen und geschichtlichen Ereignissen. Er ist bekannt für seine bahnbrechenden Forschungen über die apokalyptischen spirituellen und geschichtlichen Ereignisse unserer Zeit und als originärer Forscher auf dem Gebiet der von [[Rudolf Steiner]] begründeten [[Anthroposophie]].<br />
<br />
Eines seiner ureigensten Forschungsgebiete ist das schöpferische Werden: Wie entsteht das Neue und Kreative in allen Bereichen des Wissens, der Kunst und des Lebens? Wie wirken die Zukunftskräfte durch die neue Begegnung von Wissenschaft, Kunst, Religion und sozialer Kreativität? Wie vollzieht sich das schöpferische Abenteuer unserer Zeit?<br />
<br />
Yeshayahu Ben-Aharons Bücher sind auf Deutsch im [[Ereignis Verlag]] und in Englisch bei [https://www.templelodge.com/ Temple Lodge Publishing] veröffentlicht. Sein Blog ist auf seiner Webseite [http://www.ibecoming.co.il/eng Ibecoming] zu finden und einige seiner Einträge seines Blogs in deutscher Übersetzung auf der Webseite [https://das-ereignis.org/ Das Ereignis].<br />
<br />
== Bücher - Ereignis Verlag ==<br />
<br />
* '''''Es ist an der Zeit!''' Ahrimanische und Michaelische Unsterblichkeit und die Apokalypse des Michael-Zeitalters''. 2. Auflage 2024, ISBN 978-3-949064-27-2<br />
* '''''Die drei Begegnungen'''. Christus, Michael und Anthroposophia. 1. Auflage. Ereignis Verlag 2022, ISBN 978-3-949064-07-4''<br />
* '''''Menschendämmerung und Auferstehung der Menschheit'''. Die Geschichte der Michael-Bewegung seit dem Tod Rudolf Steiners. Eine esoterische Studie''. 1. Auflage. Ereignis Verlag 2021, ISBN 978-3-949064-06-7<br />
* '''''Michaelisches Yoga'''. Sich selbst einen neuen Ätherleib und eine ätherische Individualität erschaffen''. 1. Auflage 2021, ISBN 978-3-949064-04-3<br />
* '''''Michaelisches Yoga. Wie ein Buch geboren wird'''. Das himmlische Jerusalem und die Geheimnisse des menschlichen Leibes''. 1. Auflage 2022, ISBN 978-3-949064-05-0<br />
* '''''Geisteswissenschaft im 21. Jahrhundert'''. Umwandlung des Bösen, Begegnung mit dem Anderen und Erwachen zur globalen Initiation der Menschheit''. 1. Auflage 2024, ISBN 978-3-949064-23-4 (<span style="color:red;">erscheint im April 2024</span>)<br />
* '''''Jerusalem'''''. 1. Auflage 2024, ISBN 978-3-949064-25-8 (<span style="color:red;">erscheint im Oktober 2024</span>)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [[Datei:Amazon logo.svg|50px|link=https://www.amazon.de/s?i=digital-text&rh=p_27%3AYeshayahu+Ben-Aharon&s=relevancerank&text=Yeshayahu+Ben-Aharon&ref=dp_byline_sr_ebooks_1]] [https://www.amazon.de/s?i=digital-text&rh=p_27%3AYeshayahu+Ben-Aharon&s=relevancerank&text=Yeshayahu+Ben-Aharon&ref=dp_byline_sr_ebooks_1 Autorenseite auf amazon.de]<br />
* https://www.ereignisverlag.de<br />
* https://www.templelodge.com<br />
* http://www.ibecoming.co.il/eng<br />
* https://das-ereignis.org<br />
<br />
[[Kategorie:Geisteswissenschaftler]]<br />
[[Kategorie:Philosoph]]<br />
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]<br />
[[Kategorie:Israeli]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1955]]<br />
[[en:Yeshayahu Ben-Aharon]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/CMB_Cold_SpotCMB Cold Spot2024-01-06T14:28:41Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:ColdSpot.jpg|mini|Der ''Cold Spot'' in den Daten der [[w:Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]]-[[W:Raumsonde|Sonde]]]]<br />
[[Datei:Mean void imprint.png|mini|Korrelation zwischen dem [[Void (Astronomie)|Supervoid]] und der Temperatur der Hintergrundstrahlung]]<br />
<br />
Der {{lang|en|'''CMB Cold Spot'''}} oder {{lang|en|'''[[w:Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]] Cold Spot'''}}, auch {{lang|en|'''Eridanus [[Void (Astronomie)|Supervoid]]'''}}, ist eine Region des [[Sternenhimmel|Himmels]] im [[W:Eridanus (Sternbild)|Sternbild Eridanus]], in der die [[Hintergrundstrahlung|kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung&nbsp;(CMB)]] gegenüber dem Mittel eine ungewöhnlich ausgedehnte und ungewöhnlich große Abweichung aufweist: die „kalte Stelle“ ist ungefähr 70&nbsp;µ[[Kelvin|K]] kälter als der Durchschnitt der CMB-Temperatur (ca. 2,7&nbsp;K), wobei der quadratische Mittelwert von typischen Temperaturschwankungen nur 18&nbsp;µK beträgt.<ref>{{Literatur |Autor=E. L. Wright |Titel=Theoretical Overview of Cosmic Microwave Background Anisotropy |Sammelwerk=Astrophysics |Datum=2003-05-29 |arXiv=astro-ph/0305591}}</ref><ref>W. L. Freedman: ''Measuring and Modeling the Universe.'' [[w:Cambridge University Press|Cambridge University Press]], 2004, ISBN 0-521-75576-X, S. 291 ff.</ref><br />
<br />
Eine mögliche Erklärung für die kalte Stelle ist ein riesiger Leerraum (ein sogenannter [[Supervoid]]) zwischen ihr und der Erde. Die Strahlung, die durch die materiereicheren Regionen neben diesem Leerraum die Erde erreicht, hat durch den [[w:Sachs-Wolfe-Effekt|Sachs-Wolfe-Effekt]] eine höhere Energie als diejenige, die durch den Supervoid gegangen ist. Daher erscheint diese Region kühler.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kosmologie]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Scharade_(Pantomimespiel)Scharade (Pantomimespiel)2024-01-05T03:27:03Z<p>Joachim Stiller: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>'''Scharade''' (oder ''Charade'') bezeichnet ein [[Gesellschaftsspiel]] mit [[Pantomime|pantomimischer]] Darstellung.<br />
<br />
== Spielanleitung ==<br />
Der Spielleiter schreibt auf kleine Zettel (es sind mehr Zettel als Mitspieler vorhanden) jeweils ein Wort, das aus zwei [[Substantiv]]en zusammengesetzt ist, faltet sie zusammen, mischt sie und lässt jeden Mitspieler einen Zettel ziehen. Jeder Spieler muss nun das gezogene Wort den Mitspielern pantomimisch darstellen, bis sie es erraten haben. Natürlich können die Wortteile auch einzeln erklärt werden.<br />
<br />
Die Wortteile sollten etwas Konkretes und Anfassbares sein, um eine pantomimische Darstellung zuzulassen. Beispiele: Schiffsrumpf, Tintenfüller, Telefonhörer, Armleuchter. <br />
<br />
Bei entsprechend interessierter oder vorgebildeter Spielrunde werden auch Buchtitel oder Filmtitel als Scharaden dargeboten. Hier kommen dann oft verabredete pantomimische Zeichen zum Einsatz (z.&nbsp;B.: Blick auf zum Buch geformte Handinnenflächen als Symbol für Literatur).<br />
<br />
Eine mögliche Variante besteht darin, das Spiel ohne Spielleiter, aber mit zwei Mannschaften zu spielen. Jedes Team denkt sich dann zunächst in einem separaten Raum mehrere Begriffe aus, die anschließend ein Spieler der jeweils anderen Mannschaft seinen Mitspielern pantomimisch darstellen muss. Besonders reizvoll an dieser Variante ist, dass eine Mannschaft weiß, was der aktive Spieler darstellt.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Scharade}}<br />
* [http://www.festpark.de/p033.html Spielanleitung Pantomime]<br />
<br />
[[Kategorie:Gesellschaftsspiele]]<br />
[[Kategorie:Partyspiele]]<br />
[[Kategorie:Pantomime]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Joachim Stillerhttps://anthrowiki.at/Ostheimer_HolzspielwarenOstheimer Holzspielwaren2024-01-05T03:19:02Z<p>Joachim Stiller: /* Auszeichnungen und soziales Engagement */</p>
<hr />
<div>Die '''Margarete Ostheimer GmbH''' besser bekannt als '''Ostheimer Holzspielwaren''' ist ein [[1939]] von Adeline und Walter Ostheimer gegründeter Hersteller für [[Holzspielzeug|Holzspielwaren]] mit Sitz in [[Zell unter Aichelberg]]. Das schwäbische Familienunternehmen produziert [[Reformspielzeug]] im Sinne der [[Anthroposophie|anthroposophischen Weltanschauung]] und der Ideen der [[Waldorfpädagogik]]. Das hergestellte Holzspielzeug zielt dabei bewusst auf die Förderung der kindlichen Entwicklung.<ref>{{Literatur |Titel=Die feinen Dinge. Von Ordensrittern und edlen Burgfräuleins. Die hölzerne Ritterburg von Ostheimer |Sammelwerk=[[NZZ]] |Datum=2004-08-17}}</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Waldorfschul-Spielzeug ===<br />
Der [[Anthroposophie]]-Gründer [[Rudolf Steiner]] regte an, dass größere Kinder im Werkunterricht Spielzeuge für kleinere Kinder herstellen sollten. Insbesondere legte er Wert auf bewegliche Spielzeuge. Die so entstandenen Entwürfe wurden ab 1926 von der Waldorf-Spielzeug und Verlag GmbH der Julia Charlotte Mellinger serienmäßig gefertigt und weltweit vertrieben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Firma allerdings von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] gezwungen, statt Spielzeug Munitionskisten herzustellen und daraufhin aus der Verlagsgesellschaft ausgegliedert.<ref name="stuttgarter2003" /><ref>{{Internetquelle |autor=Andreas v. Grunelius |url=http://mellingerverlag.de/uber-uns/ |titel=Zur Geschichte des J. Ch. Mellinger Verlages |abruf=2017-10-16}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.erziehungskunst.de/artikel/kleine-geschichte-des-spielzeugs/ |titel=Erziehungskunst – Waldorfpädagogik heute: Kleine Geschichte des Spielzeugs |abruf=2017-10-16}}</ref><br />
<br />
=== Klaus Spielzeug ===<br />
Nach der Schließung und Umwandlung in eine Fabrik für Munitionskisten arbeiteten der Kunstmaler Walter Ostheimer und seine spätere Frau Adeleine Mumm an der Gründung einer Spielzeugfirma, die im Sinne der anthroposophischen Pädagogik Rudolf Steiners Spielwaren produzieren sollte. Die Firma produzierte seit 1943 in [[Unterwössen]] als „Klaus Spielzeug“ unter dem Namen des einzigen Sohnes des Ehepaars.<ref name="stuttnachr2005">{{Literatur |Autor=Julia Förch |Titel=Landestypisch. Kleine Welt zum Begreifen |Sammelwerk=[[Stuttgarter Nachrichten]] |Datum=2005-03-05 |Seiten=50}}</ref> Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] diente ein kleines Reihenhaus in [[Stuttgart]] als Produktionsstätte des Familienbetriebes. 1948 ging die Nachfrage nach Holzspielzeugen jedoch schlagartig zurück, Plastik- und Plüschspielzeug begannen den Markt zu überfluten, und so mussten auch Walter und Adeline Ostheimer 1951 ihr Anwesen aufgeben und die Produktion von Holzspielwaren einstellen<ref name="t2">{{Internetquelle |url=https://www.t2-moebel.de/service/t2-partner-accessoires-europa/ostheimer-brd/ |titel=Margarete Ostheimer |titelerg=t2 BRD |abruf=2017-10-16}}</ref>.<br />
<br />
=== Margarete Ostheimer ===<br />
1957 begannen Walter und Adeline Ostheimer, nach einer Begegnung mit dem "[[Kunst und Spiel]]" – Gründer Michael Peter, dem es ein Bedürfnis war, sich für den Wiederaufbau pädagogisch hochwertiger Spielwaren einzusetzen, wieder mit der Produktion eigener Holzspielzeuge.<ref name="t2" /> Zunächst wurden [[Hampelmann|Hampelmänner]] und bewegliche Wandbilder aus [[Sperrholz]] produziert. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1965 übernahm Margarete Ostheimer den elterlichen Familienbetrieb. Sie entwarf einfache, auf der [[Anthroposophie|anthroposophische Weltanschauung]] basierende Spielfiguren aus Holz. Die Figuren sind der Natur entlehnt, charakteristisch für Ostheimer Figuren ist die Reduktion auf das Wesentliche, um die Förderung der Phantasie und der Kreativität der Kinder zu unterstützen. Im Jahr 1967 ließ sich die Firma nach mehreren Umzügen in [[Zell unter Aichelberg]] nieder und produzierte unter dem Namen „Margarete Ostheimer“.<ref name="stuttnachr2005" /><br />
<br />
=== Walter und Adeline Ostheimer Stiftung ===<br />
In den [[1970er|1970er-Jahren]] gab es in Deutschland einen Aufschwung der Nachfrage für ökologisches Spielzeug. Erste [[Heimarbeit]]er wurden eingestellt und die Kollektion an Holzfiguren immer wieder erweitert. 1992 wurde ein neues Versand- und Verwaltungsgebäude der Firma errichtet. Im Jahr 2001 legte Margarete Ostheimer die Geschäftsführung nieder und überführte den Betrieb in die ''Walter und Adeline Ostheimer Stiftung''. Im Jahr 2003 erfolgte die Übernahme der Firma ''Kinderkram''. Seit 2009 firmierte die Manufaktur unter dem Namen ''Margarete Ostheimer GmbH''. Nachdem 2003 schon die Lizenzen der Konrad Keller GmbH übernommen wurden, wurde 2011 der Spielzeughersteller aufgekauft.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ostheimer.de/unsere-werte/spielzeug-aus-ueberzeugung/geschichte-von-ostheimer-holzspielzeug.html |titel=Margarete Ostheimer GmbH &#91;Holzspielzeug als Familienaufgabe&#93; |abruf=2017-10-16}}</ref> Neben den traditionellen Holzfiguren stellt die Firma jetzt auch Holzfahrzeuge und [[Schaukelpferd]]e, wie das erfolgreiche Modell ''Peter'' her.<br />
<br />
Die Gewinne der Firma Ostheimer fließen in die Stiftung, die einen Teil davon für pädagogische Projekte spendet. In der Produktion werden ausschließlich Holz aus süddeutschen Wäldern verwendet. Mitarbeiter werden bevorzugt aus der Gemeinde Zell unter Aichelberg angestellt. Ein Teil der Arbeitsplätze ist für behinderte Menschen reserviert, mit der Absicht sie in die normale Arbeitswelt zu integrieren.<ref name="stuttgarter2003">{{Literatur |Autor=Akiko Lachenmann |Titel=Lächelnde Dinos haben keinen Platz |Sammelwerk=[[Stuttgarter Zeitung]] |Datum=2003-12-17 |Seiten=25}}</ref><br />
<br />
== Produktion ==<br />
Pro Jahr werden rund eine Million Holzfiguren in Handarbeit aus rund 700 Kubikmeter Holz herstellt. Der überwiegende Teil der Produktion findet dabei in 200 externen Werkstätten und in Heimarbeit statt.<ref name="stuttnachr2005" /><ref>{{Literatur |Titel=Firma mit sozialem Engagement |Sammelwerk=[[Südwest Presse]] |Datum=2014-06-17 |Online=[http://www.swp.de/goeppingen/firma-mit-sozialem-engagement-9201156.html Online]}}</ref> Die Spiel- und Krippenfiguren werden aus [[Nachhaltigkeit|nachhaltig]] angebautem Holz, überwiegend Ahornholz, hergestellt. Etwa ein Drittel des Umsatzes der Manufaktur wird mit naturbelassenen Krippenfiguren erzielt.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Annette Dowideit |url=https://www.welt.de/welt_print/wirtschaft/article5619250/Krippen-fuer-eine-bessere-Welt.html |titel=Krippen für eine bessere Welt |hrsg=Die Welt |datum=2009-12-23 |abruf=2017-10-16}}</ref> Das Sortiment der Manufaktur umfasst etwa 500 verschiedene Figuren. Mittlerweile werden Ostheimer Holzfiguren online, im Spielzeugfachhandel, auf Weihnachtsmärkten und unter anderem auch in der [[Dm-drogerie markt|Drogeriekette dm]] verkauft.<ref>{{Internetquelle |url=http://dm.de/dm-marken/alana/ostheimer-tiere-c536172.html |titel=Ostheimer Waldtiere |titelerg=dm.de |datum=2017-10-15 |abruf=2017-10-16}}</ref><br />
<br />
Insbesondere die Krippenfiguren werden international bis in die [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Südkorea]] und [[Japan]] vertrieben.<ref name=":0" /> Ostheimer Krippen finden sich im Bestand zahlreicher Spielzeug- und Krippenmuseen. Das [[Jüdisches Museum Berlin|Jüdische Museum Berlin]] zeigte 2005/2006 eine Ostheimer Krippe in der Sonderausstellung ''Weihnukka – Geschichten von Weihnachten und Chanukka''.<ref>{{Internetquelle |autor=Thorsten Beck, Michal S. Friedlander, Miriam Goldmann, Martina Lüdicke & Signe Rossbach |url=http://www.jmberlin.de/weihnukka/pdf/katalogliste.pdf |titel=Weihnukka - Geschichten zwischen Weihnachten und Chanukka |hrsg=Jüdisches Museum Berlin |datum=2006 |abruf=2017-10-16}}</ref><br />
<br />
Von November 2016 bis Februar 2017 wurde auf [[Mainau|Schloss Mainau]] die Retrospekte ''Zauberhafte Spielwelten für Klein und Groß – Holzfiguren von Margarete Ostheimer'' gezeigt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mainau.de/de/event-detail/winterausstellung-2016.html |titel=Winterausstellung 2016/17 |abruf=2017-10-16}}</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://ostheimer.de Website von Ostheimer]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Holzspielzeug]]<br />
[[Kategorie:Reformpädagogik]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Joachim Stillerhttps://anthrowiki.at/B%C3%B6rsenkrachBörsenkrach2024-01-04T22:51:34Z<p>Joachim Stiller: Die Seite wurde neu angelegt: „Dow-Jones-Krach im Oktober 2008]] '''Börsenkrach''' (oder ''Börsencrash''; {{enS|crash}}, „Absturz“, „Kurseinbruch“) ist im Finanzwesen ein plötzlich einsetzender erheblicher Rückgang der Börsenkurse meist innerhalb eines Handelstages und an folgenden Tagen an mindestens einer Börse. == Allgemeines == Ein Börsenkrach ist der spektakuläre Zusammenbruch de…“</p>
<hr />
<div>[[Datei:Dowjones crash 2008.svg|mini|[[Dow Jones Industrial Average|Dow-Jones]]-Krach im Oktober 2008]]<br />
'''Börsenkrach''' (oder ''Börsencrash''; {{enS|crash}}, „Absturz“, „Kurseinbruch“) ist im [[Finanzwesen]] ein plötzlich einsetzender erheblicher Rückgang der [[Börsenkurs]]e meist innerhalb eines [[Handelstag]]es und an folgenden Tagen an mindestens einer [[Börse]].<br />
<br />
== Allgemeines ==<br />
Ein Börsenkrach ist der spektakuläre Zusammenbruch des [[Börsenhandel]]s insbesondere am [[Kassamarkt]], der mit massiven [[Jahresfehlbetrag|Verlusten]] der [[Anleger (Kapital)|Anleger]] und [[Spekulant]]en einhergeht.<ref>[https://www.google.de/books/edition/B%C3%B6rsen_Lexikon/IaJsDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=B%C3%B6rsenkrach+lexikon&pg=PA56&printsec=frontcover#spf=1627031195025 Guido Eilenberger, ''Börsen-Crash'', in: Alfred B. J. Siebers/Martin M. Weigert (Hrsg.), ''Börsen-Lexikon'', 1998, S. 46 ff.]</ref> Das [[Kursniveau]] stürzt unerwartet ab und führt zu [[Panik]] bei den [[Marktteilnehmer]]n. Einem Börsenkrach gehen meist Überbewertungen insbesondere von [[Aktie]]n voraus, deren [[Aktienkurs]] höher ist, als dies durch den [[Innerer Wert|inneren Wert]] zu rechtfertigen ist. Kommt es nun zu [[Gewinnmitnahme]]n (in der Form von [[Veräußerung]]), kann ein [[Herdenverhalten]] zu panikartigen Wertpapierverkäufen führen, eine starke [[Bullen- und Bärenmarkt|Baisse]] kann dann zum Börsenkrach ausarten.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Gerke_B%C3%B6rsen_Lexikon/DyIkBgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=B%C3%B6rsenkrach+lexikon&pg=PA146&printsec=frontcover#spf=1627028002359 Wolfgang Gerke, ''Gerke Börsen Lexikon'', 2002, S. 91 f.]</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Am 7. Februar 1637 kam es zum ersten überlieferten Zusammenbruch einer Börse, der niederländischen Tulpenbörse (einer [[Warenbörse]]). Nachdem viele [[Niederlande|niederländische]] Anleger anlässlich der großen [[Tulpenmanie]] ({{nlS|bollengekte}}, „Knollenwahn“) in Erwartung weiterer Preissteigerungen zu extrem hohen Preisen [[Tulpen]]zwiebeln (bzw. entsprechende [[Optionsschein]]e) gekauft und damit eine [[Spekulationsblase]] ausgelöst hatten, blieben bei der jährlichen Versteigerung in [[Alkmaar]] schließlich die Käufer aus, und die Preise fielen um 95 Prozent.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Von_Tulpen_zu_Bitcoins/cTX1DwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=7.+Februar+1637&pg=PA36&printsec=frontcover#spf=1627118842442 Torsten Dennin, ''Von Tulpen zu Bitcoins'', 2019, S. 36]</ref> Traf es hier noch [[Verbrauchsgüter]] in der [[Realwirtschaft]], so gingen die folgenden Börsencrashs ausschließlich von der [[Finanzwirtschaft]] mit ihren [[Wertpapierbörse]]n aus.<br />
<br />
Am Freitag, dem 11. Mai 1866, geriet das britische Finanzwesen in eine Krise, die durch den Bankrott der Londoner Diskontbank [[Overend, Gurney and Co.]] ausgelöst wurde. Es kam zu [[Bank Run]]s auf die Kassen der gefährdeten Banken und zu rapiden Kursstürzen am [[Aktienmarkt]].<ref>[https://www.google.de/books/edition/Die_Fondsspekulation_und_die_Gesetzgebun/FxTZAAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Overend+11.+Mai+1866&pg=PA139&printsec=frontcover#spf=1627118279705 Richard Ehrenberg, ''Die Fondsspekulation und die Gesetzgebung'', 1883, S. 139]</ref> Erneut an einem Freitag (24. September 1869) lösten in den [[USA]] Goldspekulationen an der [[New York Stock Exchange]] einen Kurssturz aus.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Wirtschaftskrisen/wVg0EAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=13.+Mai+1927+Kurssturz&pg=PA148&printsec=frontcover#spf=1627075737137 Hans-Werner Holub, ''Wirtschaftskrisen'', 2021, S. 148]</ref> [[James Fisk (Unternehmer)|James Fisk]] und [[Jay Gould]] hatten erfolglos versucht, den Goldmarkt zu kontrollieren. Spätestens seit dem Börsenkrach am Freitag, dem 9. Mai 1873, ist der Börsenkrach die geläufige Bezeichnung für schwerwiegende Kurszusammenbrüche an der Börse, die heute mit dem [[Schwarzer Freitag|„Schwarzen Freitag“]] ({{enS|black Friday}}) assoziiert wird, der einen Konjunkturumschwung in der [[Gründerzeit]] einleitete.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Das_kleine_B%C3%B6rsen_Lexikon/PyTRDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=B%C3%B6rsenkrach+lexikon&pg=PA172&printsec=frontcover#spf=1627030123165 Hans E. Büschgen, ''Das kleine Börsen-Lexikon'', 2012, S. 911]</ref> Am selben Tag stürzten die Aktienkurse an der [[Wiener Börse]] ins Bodenlose ([[Gründerkrach]]), auch in [[Deutschland]] stürzten die Aktienkurse ab.<br />
<br />
Am 13. März 1907 kollabierten die Preise an der New York Stock Exchange. Als Ursachen werden ausgetrocknete [[Geldstrom|Geldströme]] als Folge des [[Russisch-Japanischer Krieg|Russisch-Japanischen Kriegs]], des Wiederaufbaus von [[San Francisco]] nach dem großen [[San-Francisco-Erdbeben von 1906|Erdbeben von 1906]] und eine [[Expansion (Wirtschaft)|Über-Expansion]] bei einigen großen Eisenbahngesellschaften betrachtet. Dazu kam eine sehr späte Ernte, welche den Farmern zu schaffen machte.<ref name="Kimes Pioneers(HC)221">Beverly Rae Kimes, ''Pioneers, Engineers, and Scoundrels'', 2005, S. 221</ref> Ein weiterer „schwarzer Freitag“ leitete am 13. Mai 1927 an der [[Berliner Börse]] und in der Folge an anderen deutschen Börsen einen gewaltigen Kurssturz mit nachfolgender anhaltender Baisse ein. Er ließ den [[Aktienindex des Statistischen Reichsamtes]] an der Börse Berlin um 31,9 Prozent einbrechen.<ref>[https://www.zeit.de/1967/14/der-schwarze-freitag Die Zeit, Nr. 14/1967, ''Als Deutschlands Banken krachten'' (II): ''Der Schwarze Freitag'']</ref><br />
<br />
Der größte Börsenkrach der Geschichte am 25. Oktober 1929 löste die [[Weltwirtschaftskrise]] aus, die in den USA mit der [[Great Depression]] und einhergehender [[Massenarbeitslosigkeit]] begann.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Kompakt_Lexikon_Umwelt_und_Wirtschaftspo/8N3RBgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=B%C3%B6rsenkrach+lexikon&pg=PA306&printsec=frontcover#spf=1627027512836 Michael Olsson/Dirk Piekenbrock, ''Kompakt-Lexikon Umwelt- und Wirtschaftspolitik'', 1998, S. 306]</ref> Dem Kurseinbruch am „schwarzen Donnerstag“<ref>in Europa wegen der [[Zeitzone|Zeitverschiebung]] wieder ein „schwarzer Freitag“</ref> waren exzessive [[Spekulation (Wirtschaft)|Spekulationen]] vorausgegangen. Die Marktteilnehmer hatten [[Finanzinnovation]]en mit [[Nullsummenspiel|Nullsummenstruktur]] und [[Leverage-Effekt|Hebelwirkung]] bestaunt.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Lexikon_Terminhandel/KwWBBwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=B%C3%B6rsenkrach+lexikon&pg=PA92&printsec=frontcover#spf=1627026827030 Ulrich Becker, ''Lexikon Terminhandel'', 1994, S. 92]</ref> Folge war ein [[Angebotsüberhang]] an [[Rohstoff]]en, der zum Preisverfall bei Kupfer, Zinn und Rohöl führte. Auch [[Agrarprodukt]]e (Kaffee, Tee und Baumwolle) wurden weltweit mit erheblichen Überschüssen angeboten. Als eigentlicher schwarzer Freitag wird in Deutschland der 10. Juli 1931 angesehen, als die [[Reichsbank]] [[Scheck]]s der [[Darmstädter und Nationalbank]] nicht mehr einlöste, worauf diese ihre Zahlungen einstellte und einen [[Bankansturm]] auslöste.<ref>Hans E. Büschgen, ''Das kleine Börsen-Lexikon'', 2012, S. 911</ref><br />
<br />
[[Datei:Black Monday Dow Jones.svg|mini|Der Verlauf des Dow Jones von Juli 1987 bis Januar 1988, siehe [[Schwarzer Montag]]]]<br />
Der Börsenkrach am 19. Oktober 1987 ging als „[[Schwarzer Montag]]“ in die Geschichte ein.<ref>Michael Olsson/Dirk Piekenbrock, ''Kompakt-Lexikon Umwelt- und Wirtschaftspolitik'', 1998, S. 306</ref> Er ging erneut von den USA aus, wo der [[Dow Jones Index]] an einem Tag um 23 % fiel, dem bis dahin größten Kurseinbruch aller Zeiten, und verbreitete sich weltweit.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Die_Internationale_Politik_1987_1988/f45sDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=B%C3%B6rsenkrach+19.+Oktober+1987&pg=PA205&printsec=frontcover#spf=1627114741800 Marion Dönhoff/Gerhard Fels/Karl Kaiser/Werner Link/Hanns W. Maull (Hrsg.), ''Die Internationale Politik 1987–1988'', 1991, S. 205]</ref><br />
<br />
Von Januar 1990 bis Ende September 1990 verlor der japanische Aktienmarkt gemessen am [[Nikkei-Index]], mehr als 40 Prozent seines Wertes.<ref>''Die Japan-Krise (1990).'' in: ''boerse.de'', [https://www.boerse.de/boersenwissen/boersengeschichte/Die-Japan-Krise-1990--63 online], abgerufen am 5. September 2019</ref> Am 19. August 1991, nach dem Putsch gegen den sowjetischen Präsidenten [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]], verlor der [[DAX]] 9,4 Prozent an einem Tag. Im März 2000 platzte die [[Dotcom-Blase]]. Der [[Nasdaq Composite|Nasdaq-Composite]]-Index sank im März 2000 von 5132 Punkten bis zum Oktober 2002 um knapp 80 Prozent auf nur noch etwa 1110 Punkte. Die [[Terroranschläge am 11. September 2001]] führten zu einer viertägigen Handelsunterbrechung. Der DAX verlor an diesem Tag rund 8,5 Prozent. Unmittelbar nach der Wiedereröffnung fiel der [[Dow Jones Industrial Average|Dow-Jones-Index]] um gut sieben Prozent.<ref name="hb-dax-chronik-achterbahnfahrt-im-schatten-des-terrors%3B464633">{{Internetquelle |url=http://www.handelsblatt.com/archiv/dax-chronik-achterbahnfahrt-im-schatten-des-terrors%3B464633 |titel=Dax-Chronik: Achterbahnfahrt im Schatten des Terrors |werk=[[Handelsblatt|handelsblatt.com]] |datum=2001-10-04 |zugriff=2018-09-04 |archiv-url=http://archive.is/20130125063524/http://www.handelsblatt.com/archiv/rueckblick-dax-chronik-achterbahnfahrt-im-schatten-des-terrors/2104838.html |archiv-datum=2013-01-25}}</ref> Im Rahmen der [[COVID-19-Pandemie]] brach der DAX am 9. März 2020 innerhalb eines Tages von 11.550 auf 10.300 Punkte um gut 10 Prozent ein. Kurz darauf erfolgte am 12. März 2020 ein weiterer Kurseinbruch um weitere 12 % auf 9.200 Punkte. Mit über 40 % Kursverfall binnen Monatsfrist erlebten Anleger den historisch größten Rückgang des DAX innerhalb solch kurzer Zeit.<ref>{{Internetquelle |autor=Steffen Preißler |url=https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article229087467/Corona-Krise-Soll-man-jetzt-schon-wieder-Aktien-kaufen.html |titel=Aktien kaufen trotz Corona? Was Anleger jetzt wissen müssen |werk=Morgenpost.de |datum=2020-05-10 |abruf=2020-05-25}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/wirtschaft/corona-krise-wirtschaft-konjunktur-rezession-deutschland-frankreich-italien-zr-13589715.html |titel=Die Verluste seit Beginn des Börsen-Crash im Februar summieren sich mittlerweile auf über 5100 Dax-Punkte. |werk=fr.de |hrsg=Frankfurter Rundschau |datum=2020-05-15 |abruf=2020-05-25}}</ref><br />
<br />
== Wirtschaftliche Aspekte ==<br />
Ein Börsenkrach beginnt meist an einer bestimmten Börse, lässt aber andere Börsen im Regelfall nicht unbeeinflusst,<ref>Guido Eilenberger, ''Börsen-Crash'', in: Alfred B. J. Siebers/Martin M. Weigert (Hrsg.), ''Börsen-Lexikon'', 1998, S. 46</ref> was als [[Contagion-Effekt]] oder [[Domino-Effekt]] bezeichnet wird. Das Risiko eines „Crashs“ steigt mit fortschreitender [[Overperformer|Überbewertung]] der Aktienkurse und zunehmenden Liquiditätsengpässen der Anleger,<ref>Guido Eilenberger, ''Börsen-Crash'', in: Alfred B. J. Siebers/Martin M. Weigert (Hrsg.), ''Börsen-Lexikon'', 1998, S. 47</ref> wobei Erhöhungen der [[Kreditzins]]en die eingegangene [[Verschuldung]] durch [[Lombardkredit]]e verteuern. Hierdurch werden viele Anleger zum Verkauf ihrer (verpfändeten) Aktien veranlasst, um die Verschuldung abzubauen.<br />
<br />
Eine weitere Rolle spielt die [[betriebswirtschaftliche Kennzahl]] der Umschlagsgeschwindigkeit des Aktienmarktes <math>U_A</math>, ausgedrückt durch das [[Handelsvolumen (Börse)|Handelsvolumen]] pro Jahr <math>H</math> einer bestimmten Aktie im Verhältnis zur gesamten [[Marktkapitalisierung]] <math>M</math>:<br />
:<math>U_A = \frac{H}{M}</math>.<br />
Eine Umschlagsgeschwindigkeit von 100 % bedeutet, dass der gesamte börsenkapitalisierte [[Kurswert]] einmal pro Jahr umgeschlagen wird.<ref>Guido Eilenberger, ''Börsen-Crash'', in: Alfred B. J. Siebers/Martin M. Weigert (Hrsg.), ''Börsen-Lexikon'', 1998, S. 48</ref> Niedrige Umschlagsgeschwindigkeit lässt auf geringe [[Marktliquidität]] ([[Marktenge]]) und auf ein hohes Crash-Risiko schließen und umgekehrt.<br />
[[Anlagestrategie]]n, die realwirtschaftliche Faktoren ignorieren, können zur Ursache eines Börsenkrachs werden.<ref>Marion Dönhoff/Gerhard Fels/Karl Kaiser/Werner Link/Hanns W. Maull (Hrsg.), ''Die Internationale Politik 1987–1988'', 1991, S. 206</ref> Weitere Ursache können [[Spekulationsblase]]n sein, bei denen vereinzelte Gewinnmitnahmen für Verunsicherung sorgen. Es folgt eine [[Marktstörung]], die einen [[Schock (Volkswirtschaftslehre)|Schock]] auslösen kann, der [[Finanzkrise|Finanz-]] oder [[Wirtschaftskrise]]n nach sich zieht. Aufgrund seiner Charakteristik gehört der Börsenkrach zu den [[Black Swan (Risiken)|„schwarzen Schwänen“]] wie bei unerwarteten, negativen Ereignissen (etwa die Insolvenz [[Lehman Brothers#Insolvenz|Lehman Brothers]]), in extremen Fällen wie dem [[Flash Crash]] auch vollkommen ohne vorherige Anzeichen. Dann kann es zu einer [[Positive Rückkopplung|positiven Rückkopplung]] kommen: einige Marktteilnehmer verkaufen, wodurch die Kurse zu fallen beginnen. Das treibt weitere Teilnehmer ebenfalls zu Verkäufen und die Kurse fallen weiter.<br />
<br />
Ein Börsenkrach lässt sich durch die ''detektive'' [[Börsenaufsicht|Börsen-]], [[Bankenaufsicht|Banken-]] oder [[Finanzmarktaufsicht]] nicht verhindern. Die ehemaligen Präsidenten des [[Federal Reserve System]]s, [[Alan Greenspan]] und sein Nachfolger [[Ben Bernanke]], sind der Auffassung, dass sich Spekulationsblasen weder vorhersagen noch ihre Schäden oder [[Spillover]]s frühzeitig abschätzen lassen.<ref>Alan Greenspan, ''Written Testimony for the [[Financial Crisis Inquiry Commission]]: Subprime Lending and Securitization and Government-Sponsored Enterprises'', in: The Federal Reserve vom 7. April 2010, S. 9</ref> Unbestritten ist, dass es vor der [[Finanzkrise ab 2007]] mehrere Warnsignale gab, die auf die Bildung einer Immobilienpreisblase hindeuteten.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Vor_und_nach_der_Banken_und_Finanzkrise/hW5mAgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=bankenaufsicht+Spekulationsblase&pg=PA53&printsec=frontcover#spf=1628759391202 Tode Todev/Johann Brazda/Juhani Laurinkari, ''Vor und nach der Banken- und Finanzkrise'', 2013, S. 53]</ref> Ursachen des „Crashs“ können beispielsweise über Monate hinweg entstandene, zunächst unauffällige Kurssteigerungen bei einer Aktie oder dem gesamten Aktienmarkt sein, die sich letztlich zur Spekulationsblase entwickeln. Das Kursniveau dieser Blase hat sich losgelöst vom [[innerer Wert|inneren Wert]], so dass einige Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen neigen, die ein Herdenverhalten auslösen können. Dieses Szenario bietet keinerlei Handhabung für die aufsichtliche [[Eingriffsverwaltung]]. Einzige Eingriffsmöglichkeit ist für die [[Börsengeschäftsführung]] die [[Aussetzung des Handels]] nach {{§|25|b_rsg_2007|juris}} Abs. 1 [[BörsG]]. Bei ''präventiver Aufsicht'' können die [[Aufsichtsbehörde]]n beispielsweise über turnusmäßig stattfindende [[Stresstest (Finanzwirtschaft)|Stresstests]] feststellen, ob die [[Risikotragfähigkeit]] des [[Bankensystem]]s ausreicht, um Börsencrashs zu überstehen. Auch [[Zentralbank]]en können meist nicht eingreifen wie dies etwa auf dem [[Devisenmarkt]] bei [[Devisenmarktintervention]]en der Fall ist. Im Rahmen ihrer [[Offenmarktpolitik]] steuern sie die [[Geldmenge]] durch An- und Verkauf von [[Anleihe]]n auf dem [[Rentenmarkt]], der Aktienhandel auf dem [[Aktienmarkt]] dagegen wird nur mittelbar durch [[Pensionsgeschäft]]e tangiert und dient primär der Beeinflussung der Bankenliquidität.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Aussetzung des Handels]]<br />
* [[Finanzkrise]]<br />
* [[Spekulationsblase]]<br />
* [[Verhaltensökonomik]], [[Wirtschaftspsychologie]]<br />
* [[Wirtschaftskrise]]<br />
* [[Dead-Cat-Bounce]]<br />
* [[Dienstmädchenhausse]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Daniel Menning: ''Politik, Ökonomie, Aktienspekulation: "South Sea Bubble und Co." 1720.'' (Habilitationsschrift, Eberhard Karls Universität Tübingen, 2019). Berlin; Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2020. ISBN 978-3110-42614-4.<br />
* [[Beverly Rae Kimes]]: ''Pioneers, Engineers, and Scoundrels: The Dawn of the Automobile in America.'' Herausgeber SAE (Society of Automotive Engineers) Permissions, Warrendale PA 2005, ISBN 0-7680-1431-X (englisch).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
* {{DNB-Portal|4195388-5}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4195388-5|LCCN=sh89002668|NDL=00567225}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Borsenkrach}}<br />
[[Kategorie:Börsenkrach|!]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Joachim Stillerhttps://anthrowiki.at/K%C3%B6lner_Mani-KodexKölner Mani-Kodex2024-01-03T09:59:28Z<p>Joachim Stiller: /* Einzelnachweise */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Kölner Mani-Kodex.jpg|thumb|Fragment der spätantiken Lebensbeschreibung Manis im Kölner Mani-Kodex.]]<br />
Der '''Kölner Mani-Kodex''' (lateinisch '''Codex Manichaicus Coloniensis''' = CMC), P. Köln inv. Nr. 4780, ist ein 3,5 × 4,5&nbsp;cm großer<ref name="iranica">''[[w:Encyclopædia Iranica|Encyclopædia Iranica]]'', Artikel „Cologne Mani Codex“ ([https://iranicaonline.org/articles/cologne-mani-codex-parchment online]).</ref> [[w:Kodex|Miniaturkodex]] aus [[w:Pergament|Pergament]]. Er ist in griechischer Sprache und Schrift geschrieben und wurde nach der [[Paläografie|paläographischen]] Bestimmung im späten 4. oder im 5. Jahrhundert angefertigt. Auf 192 Seiten enthält er eine Lebensbeschreibung des [[Religionsstifter]]s [[Mani (Religionsstifter)|Mani]], des Begründers des [[Manichäismus]], unter dem Titel „Über das Werden seines Leibes“. Er ist eine der wichtigsten Quellen für Manis Leben und beschreibt auch manichäische Lehrinhalte.<br />
<br />
== Inhalt und Forschungsgeschichte ==<br />
Der Kölner Mani-Kodex ist eine sehr wertvolle Quelle für den frühen Manichäismus, da er autobiographische Angaben Manis und Berichte seiner Jünger überliefert, die der anonyme Autor aus älteren Werken [[w:Kompilation (Literatur)|kompiliert]] hat. Der Text wurde vermutlich aus dem [[Aramäische Sprache|Ostaramäischen]] ins Griechische übersetzt.<br />
<br />
Der Kodex wurde bekannt durch Antikenhändler in [[w:Kairo|Kairo]]. 1969 wurde er vom Institut für Altertumskunde der [[w:Universität Köln|Universität Köln]] gekauft. [[w:Anton Fackelmann|Anton Fackelmann]] trennte die einzelnen Lagen. Zwei Kölner Wissenschaftler, [[w:Albert Henrichs|Albert Henrichs]] und [[w:Ludwig Koenen|Ludwig Koenen]], publizierten 1970 den ersten Bericht und 1975–1982 die erste Ausgabe des Manuskripts in vier Artikeln der ''[[w:Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik|Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik]]''. Viele Ergänzungen und Änderungen wurden in der folgenden Dekade vorgeschlagen.<ref>Albert Henrichs: ''The Cologne Mani Codex Reconsidered'', in: ''Harvard Studies in Classical Philology'' 83, 1979, S. 339–367.</ref> Daher brachten Ludwig Koenen und [[w:Cornelia Römer|Cornelia Römer]] 1988 eine zweite Ausgabe heraus.<br />
<br />
Zwei Konferenzen zu dem Kodex wurden abgehalten und ihre Beiträge veröffentlicht: 1984 in [[w:Rende|Rende]] (Kalabrien) und 1988 in [[w:Cosenza|Cosenza]].<br />
<br />
Der Kölner Mani-Kodex ist das kleinstformatige Buch der [[Antike]].<ref name="iranica" /> Dieses auffallend kleine [[Buch]]format rührt möglicherweise daher, dass der Manichäismus von der Kirche verfolgt wurde. So musste man den wertvollen Mani-Kodex gut verstecken und transportieren können. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Buch als [[Amulett]] am Körper getragen werden sollte.<br />
<br />
== Fotografische Wiedergabe des Kodex ==<br />
* Ludwig Koenen, Cornelia Römer: ''Der Kölner Mani-Kodex. Abbildungen und diplomatischer Text''. Habelt, Bonn 1985, ISBN 3-7749-2146-6 (enthält Fotografien aller Seiten des Codex)<br />
<br />
== Textausgaben und Übersetzungen ==<br />
* Ron Cameron, Arthur J. Dewey (Hrsg.): ''The Cologne Mani Codex (P. Colon. inv. nr. 4780). Concerning the Origin of His Body.'' Scholars Press, Missoula (MT) 1979 (Edition mit englischer Übersetzung; ''Society of Biblical Literature Texts and Translations Series 15'')<br />
* Ludwig Koenen, Cornelia Römer (Hrsg.): ''Der Kölner Mani-Kodex. Über das Werden seines Leibes''. Westdeutscher Verlag, Opladen 1988, ISBN 3-531-09924-8 (kritische Edition mit Übersetzung)<br />
* Ludwig Koenen, Cornelia Römer: ''Mani. Auf der Spur einer verschollenen Religion''. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1993, ISBN 3-451-23090-9 (Übersetzung mit Einleitung)<br />
* Cornelia Römer: ''Manis frühe Missionsreisen nach der Kölner Manibiographie. Textkritischer Kommentar und Erläuterungen zu p. 121-p. 192 des Kölner Mani-Kodex''. Westdeutscher Verl., Opladen 1994, ISBN 3-531-09938-8<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://papyri.uni-koeln.de/features/mani-kodex Seite der Universität Köln über den CMC]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=w|GND=4205222-1|LCCN=n79067020|VIAF=186002673}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Kolner Mani-Kodex}}<br />
[[Kategorie:Religiöse Literatur]]<br />
[[Kategorie:Manichäismus]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Elektronensto%C3%9Fr%C3%B6hreElektronenstoßröhre2024-01-02T07:37:50Z<p>Odyssee: Die Seite wurde neu angelegt: „Die '''Elektronenstoßröhre''', auch als '''Franck-Hertz-Röhre''' bezeichnet, handelt es sich um eine speziell für den Franck-Hertz-Versuch konstruierte Elektronenröhre. Diese für die praktische Durchführung in Experimenten im Labor eingesetzte Elektronenröhre gibt es in zwei wesentlichen Ausführungen: Als ''Neonstoßröhre'' und als ''Quecksilberstoßröhre''. Der Unterschied zwischen den beiden Typen besteht im Wesentlichen aus der Art…“</p>
<hr />
<div>Die '''Elektronenstoßröhre''', auch als '''Franck-Hertz-Röhre''' bezeichnet, handelt es sich um eine speziell für den [[Franck-Hertz-Versuch]] konstruierte [[Elektronenröhre]].<br />
<br />
Diese für die praktische Durchführung in Experimenten im Labor eingesetzte Elektronenröhre gibt es in zwei wesentlichen Ausführungen: Als ''Neonstoßröhre'' und als ''Quecksilberstoßröhre''. Der Unterschied zwischen den beiden Typen besteht im Wesentlichen aus der Art der [[Gas]]füllung welche entweder aus primär [[Neon]] oder [[Quecksilber]] besteht. Beiden Röhren ist gemeinsam, dass sich in ihnen ein konzentrischer Aufbau befindet:<br />
<br />
*Im Zentrum befindet sich eine [[Glühkathode]]<br />
*In einem bestimmten Abstand befindet sich ein [[Steuergitter]]<br />
*In einem im Vergleich zum Abstand [[Kathode]]-Gitter geringen Abstand befindet sich eine [[Anode]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*{{Literatur<br />
|Autor = Hans Joachim Eichler, Heinz-Detlef Kronfeldt, Jürgen Sahm<br />
|Titel = Das neue Physikalische Grundpraktikum<br />
|Verlag = Springer Lehrbuch | Auflage = 3. | Jahr = 2016 | Kapitel = Kapitel 46: Elektronen als Teilchen und als Welle | Seiten = 392 - 401 | ISBN = 978-3-662-49022-8 | DOI = 10.1007/978-3-662-49023-5 }}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Elektronenstossrohre}}<br />
[[Kategorie:Elektronenröhre]]<br />
[[Kategorie:Quantenphysik]]</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Franck-Hertz-VersuchFranck-Hertz-Versuch2024-01-02T07:25:39Z<p>Odyssee: </p>
<hr />
<div>[[Datei:FranckHertzHgTube.jpg|mini|Eine [[Elektronenstoßröhre]] im Franck-Hertz-Versuchs im physikalischen Praktikum. C = Kathode, G = Gitter, A = Auffänger]]<br />
Als '''Franck-Hertz-Versuch''' wird das vorletzte Glied einer dreijährigen Serie von Experimenten bezeichnet, mit denen [[W:James Franck|James Franck]] und [[W:Gustav Hertz|Gustav Hertz]] untersuchten, wie viel [[Energie]] von einem [[Elektron]] bei einem Stoß mit einem [[Atom]] auf dieses übertragen wird. Die Ergebnisse wurden 1914 veröffentlicht und gelten, obwohl die beiden Experimentatoren zunächst eine andere Interpretation vertraten, als erster direkter Beleg für diskrete [[Energieniveau]]s in Atomen, wie sie 1913 von [[Niels Bohr]] in den [[Bohrsches Atommodell#Bohrsche Postulate|Bohrschen Postulaten]] theoretisch gefordert worden waren. Das Experiment stützte das Bohrsche Atommodell, das bis zur Entwicklung der [[Quantenmechanik]] im Jahr 1925 erheblich zur Fortentwicklung der [[Quantenphysik]] beitrug. Franck und Hertz erhielten für dieses Experiment im Jahr 1925 den [[W:Nobelpreis für Physik|Nobelpreis für Physik]].<br />
<br />
In dem Experiment wird gemessen, wie viel Energie den Elektronen verbleibt, nachdem sie ein Gas aus [[Quecksilber]]atomen durchquert haben, in dem sie durch ein [[elektrisches Feld]] beschleunigt werden. Die Messungen zeigen, dass die Elektronen nach Durchlaufen einer Beschleunigungsspannung von weniger als 4,9&nbsp;[[Volt|V]] mit den Atomen nur [[Elastischer Stoß|elastisch]] zusammenstoßen und dabei praktisch keine Energie übertragen. Oberhalb dieser Schwelle geben sie beim Stoß 4,9 [[Elektronenvolt|eV]] Energie an das Atom ab. Im letzten Versuch ihrer Versuchsreihe wiesen Franck und Hertz dann nach, dass die Atome, die diese Energie aufgenommen hatten, Licht aussenden, dessen [[Photon]]en gerade die Energie 4,9 eV besitzen. Damit wurde auch das zweite Bohrsche Postulat im Experiment bestätigt. Die Versuche zeigen, dass in Atomen Energieaufnahme und -abgabe nur in Form diskreter Energiepakete ([[Quant]]en) erfolgt.<br />
<br />
Der Franck-Hertz-Versuch gehört zu den eindrucksvollsten Belegen der Quantenphysik und ist gleichzeitig relativ einfach aufgebaut. Er ist deshalb ein beliebter Demonstrations- und Praktikumsversuch in der Physikausbildung.<br />
<br />
== Einordnung ==<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war durch spektroskopische Untersuchungen (z.&nbsp;B. bei Gasen die [[Spektrallinie#Emissionslinie|Emissions-]] und [[Spektrallinie#Absorptionslinie|Absorptionslinien]], speziell die bekannten [[Fraunhoferlinie]]n und das Phänomen der [[Resonanzfluoreszenz]]) und bei Metalloberflächen durch den [[Photoeffekt]] bekannt, dass der Energieaustausch zwischen [[Licht]] und [[Atom]]en oder auch einzelnen [[Elektron]]en nur in bestimmten Energiepaketen erfolgt, den [[Lichtquant]]en.<br />
<br />
1913 hatte [[Niels Bohr]] das nach ihm benannte [[Bohrsches Atommodell|Atommodell]] aus der Vorstellung heraus entwickelt, dass es die Zustände zu bestimmten festgelegten Energien, die [[Energieniveau]]s, auch im Atom gebe. Mit einer zusätzlichen Annahme, welche Zustände ein Elektron im Atom einnehmen kann, konnte das schon länger bekannte [[Linienspektrum]] des [[Wasserstoffatom|Wasserstoffs]] erklärt werden. Atome geben demnach Energie ab oder nehmen welche auf, indem sie von einem der möglichen Zustände zu einem anderen wechseln und dabei nach der [[Quantenphysik]] ein Lichtquant [[Spontane Emission|emittieren]] oder [[Absorption (Physik)|absorbieren]], dessen Energieinhalt durch die Energiedifferenz der beiden Zustände gegeben ist. Durch die bohrsche Frequenzbedingung, die der von [[Albert Einstein]] 1905 aufgestellten Formel für die Lichtquanten entspricht, wird die Wellenlänge des Lichtquants durch die Energieänderung <math>\Delta E</math> des Atoms gegeben:<br />
<br />
:<math>\Delta E = |E_a - E_e| = h \nu = \frac{hc }{\lambda}</math>.<br />
<br />
Darin ist<br />
<br />
* <math>E_a</math> die Energie des Anfangszustandes,<br />
* <math>E_e</math> die Energie des Endzustandes,<br />
* <math>c</math> die [[Lichtgeschwindigkeit]],<br />
* <math>\nu </math> die [[Frequenz]] der Spektrallinie und<br />
* <math>h</math> das [[Plancksches Wirkungsquantum|Plancksche Wirkungsquantum]].<br />
<br />
Indem das Atom die Energie nicht von einem Lichtquant, sondern durch einen [[Stoß (Physik)#Unelastischer Stoß|unelastischen Elektronenstoß]] erhält, bestätigte der Franck-Hertz-Versuch die diskreten Energieniveaus des Atoms.<br />
<br />
Franck und Hertz hatten ihre Versuche allerdings nicht durchgeführt, um das Bohrsche Atommodell zu überprüfen, denn dieses war ihnen damals erst flüchtig bekannt. Sie wollten mit ihrer Apparatur [[Ionisierungsenergie]]n einatomiger Gase messen, weil Ionisierung nach damals verbreiteter Lehre die einzige Form ist, in der Atome Energie aufnehmen können (abgesehen von kinetischer Energie des ganzen Atoms), und weil die damals allgemein anerkannte Theorie für elektrische [[Gasentladung|Entladungen]] von [[John Sealy Townsend|J.S. Townsend]] bei den einatomigen Gasen versagte.<ref>{{Literatur|Autor=J. Franck und G. Hertz|Titel=Über Zusammenstöße zwischen Elektronen und Molekülen des Quecksilberdampfes und die Ionisierungsspannung desselben|Sammelwerk=Verh. Dtsch. Phys. Ges.|Band=16|Nummer=|Seiten=457–467|Jahr=1914|DOI=10.1002/phbl.19670230702}} (Auszüge [https://www.leifiphysik.de/atomphysik/atomarer-energieaustausch/geschichte/auszuege-aus-der-originalarbeit-von-franck-und-hertz-1914 online] auf [[LEIFI]]-Physik)</ref> Die Entstehung der Lichtquanten, deren Energie genau mit dem Energieverlust der stoßenden Elektronen übereinstimmte, sahen sie als Folge der Rekombination des Quecksilberions mit einem Elektron, denn hierbei wird genau die Ionisierungsenergie wieder frei. Dies war bis zur Vorstellung der Bohrschen Postulate auch die allgemein akzeptierte Deutung. Franck und Hertz bekräftigten ihren Standpunkt, dass 4,9&nbsp;eV die Ionisierungsenergie sei, auch noch 1916, nachdem das Bohrsche Atommodell sich schon weitgehend durchgesetzt hatte und ihr Experiment allgemein als direkte Bestätigung der Bohrschen Postulate angesehen wurde. Der überzeugende experimentelle Nachweis, dass Quecksilber bei 4,9&nbsp;eV Energiezufuhr nicht ionisiert wird, sondern erst bei 11,4&nbsp;eV, erfolgte tatsächlich erst 1917 durch [[Bergen Davis|Davis]] und Goucher<ref>[[Bergen Davis]] und F. S. Goucher: ''Ionization and Excitation of Radiation by Electron Impact in Mercury Vapor and Hydrogen'', In: Phys. Rev. Bd. 10 (1917), S. 101–115</ref>, und erst danach stimmten Franck und Hertz der Interpretation (wie in der Einleitung dargestellt) zu, die sich nun endgültig als die richtige herausgestellt hatte.<br />
<br />
== Franck-Hertz-Versuch ==<br />
=== Versuchsanordnung ===<br />
[[Datei:Schaltbild Franck Hertz Versuch.png|mini|300px|Prinzipschaltbild (nicht maßstäblich)]]<br />
In einer [[Elektronenstoßröhre]] befindet sich ein Gas (meist [[Quecksilber]]dampf, aber auch [[Neon]] ist üblich) mit niedrigem Druck, typischerweise im Bereich von 10 bis 20&nbsp;mbar. An einem Ende befindet sich eine [[Glühkathode]] ''K'', die durch die Stromquelle ''U''<sub>h</sub> beheizt wird. Das Gitter ''G'' in cm-Abstand liegt durch die regelbare positive Spannung ''U''<sub>b</sub> (im Bereich einiger V) auf positivem Potential gegenüber der Kathode. Die Auffangelektrode ''A'', an der der Strom gemessen wird, befindet sich direkt hinter dem Gitter und liegt gegenüber diesem auf leicht negativem Potential ''U''<sub>g</sub> von etwa 1&nbsp;V.<br />
<br />
Sinn dieser Anordnung ist, Elektronen zwischen ''K'' und ''G'' zu beschleunigen und mit den Quecksilberatomen zusammenstoßen zu lassen. Das schwache Gegenfeld zwischen ''G'' und ''A'' schließt dann alle Elektronen von der Strommessung aus, die beim Durchtritt durch ''G'' nicht eine gewisse Mindestenergie haben ([[Gegenfeldmethode]]).<br />
<br />
Die von der Kathode [[Edison-Richardson-Effekt|emittierten Elektronen]] werden beschleunigt und erreichen unmittelbar vor dem Gitter ihre höchste Geschwindigkeit. Die Elektronen, die auf dem Gitter landen, werden durch die Stromquelle U<sub>b</sub> wieder zur Kathode zurücktransportiert. Die anderen passieren das Gitter und werden von dem schwachen elektrischen Feld zwischen Gitter und Auffangelektrode ''A'' abgebremst. Elektronen geringer Energie können das Gegenfeld nicht überwinden und landen schließlich auch auf dem Gitter. Nur die Elektronen mit genügender Energie treffen auf ''A'' und werden auf dem Rückweg mit Hilfe eines empfindlichen [[Amperemeter]]s gemessen.<br />
<br />
=== Durchführung und Beobachtung ===<br />
[[Datei:Franck-Hertz de.svg|mini|300px|Auffängerstrom in [[Willkürliche Einheit|willkürlicher Einheit (w.E.)]] beim Franck-Hertz-Versuch an Quecksilber (Hg)]]<br />
[[Datei:ItDozent Franck-Hertz-Versuch 2x leuchten 10V.jpg|mini|300px|Franck-Hertz-Versuch mit Quecksilber: 2 blassgrüne Leuchtschichten unterhalb des Gitters (im Bild oben) bei einer Beschleunigungsspannung von 10 V]]<br />
Erhöht man von ''U''<sub>b</sub>=0 ausgehend die Beschleunigungsspannung über den Wert von ''U''<sub>g</sub>, beginnen die gemessenen Stromwerte zunächst anzuwachsen (Bereich (1) in der Abb.). Ab einem bestimmten (von der Gasfüllung abhängigen) Spannungswert fällt der Strom ab (2), erreicht einen Minimalwert und steigt dann wieder an (3). Etwa bei dem doppelten Wert der Spannung, bei dem der Strom zum ersten Mal sinkt, fällt er erneut ab (4) und steigt danach wiederum an. Dies wiederholt sich näherungsweise periodisch, dabei steigt die Stromstärke jedes Mal auf einen höheren Wert. (Im Gegensatz zu vielen vereinfachten Darstellungen sind die Abstände zwischen den Maxima bzw. Minima nicht ganz konstant (siehe unten).<ref><br />
{{Literatur| Autor = G. Rapior, K. Sengstock, V. Baev<br />
| Titel = New features of the Franck-Hertz experiment<br />
| Sammelwerk = Amer. J. Phys.<br />
| Jahr = 2006<br />
| Nummer = 74<br />
| Seiten = 423–428<br />
| DOI = 10.1119/1.2174033<br />
| Online=https://www.physik.uni-jena.de/pafmedia/praktika/physikalisches+grundpraktikum/kram/paper_rapior_sengstock_baev.pdf<br />
| Format=PDF<br />
| Abruf=2020-10-30<br />
}}<br />
</ref><br />
<br />
Beim Versuch mit Neon sieht man beim Erreichen des ersten Minimums eine leuchtende Schicht vor dem Gitter, die mit weiter steigender Spannung Richtung Kathode wandert. Bei jedem neuen Minimum entsteht eine weitere leuchtende Schicht. Mit Quecksilber kann man dies nicht beobachten, weil die entstehende Strahlung im UV-Bereich liegt.<br />
<br />
Der gesamte Strom durch die Röhre, also der Kathodenstrom oder die Summe aus Gitter- und Auffängerstrom, zeigt keine solchen periodischen Änderungen, sondern steigt mit steigender Spannung proportional zu ''U''<sub>b</sub><sup>3/2</sup> an ([[Schottky-Gleichung]]), wie in einer [[Röhrendiode]]. Anders als in [[Vakuumröhre]]n sättigt der Strom aber nicht bei hoher Spannung, sondern steigt ab einer bestimmten [[Zündspannung]] (bei Quecksilber hier etwa 40&nbsp;V) wegen der einsetzenden [[Gasentladung]] schlagartig stark an. Um eine Zerstörung der Röhre zu vermeiden, wird der Strom deshalb im Versuchsaufbau durch einen passenden [[Widerstand (Bauelement)|Widerstand]] in Reihe mit der Kathode begrenzt.<br />
<br />
== Erklärung ==<br />
Bei geringen Spannungen steigt der Strom mit der Spannung an, weil das beschleunigende Feld stärker wird und (wie in jeder Vakuumröhre) mehr Elektronen aus der Raumladungszone um die Kathode absaugen kann. Der drastische Abfall der Stromstärke, wenn die Spannung einen Schwellwert überschreitet, zeigt, dass viele Elektronen auf dem Weg durch das Gas Energie verloren haben, so dass sie wegen des Gegenfelds nicht mehr zum Auffänger durchkommen. Das wird dadurch erklärt, dass die Elektronen, sobald sie eine bestimmte kinetische Energie (bei Quecksilber ca. 4,9&nbsp;eV, entspricht Übergang vom <math>6^1S_0</math>- zum <math>6^3P_1</math>-Niveau) erreichen, beim Stoß mit einem Atom diese Energie abgeben können, also unelastisch stoßen. Bei geringerer Energie kann das Atom (als Ganzes) nur elastische Stöße mit dem Elektron machen, bei denen wegen des großen Massenunterschieds praktisch keine Energie übertragen wird. Bei einem unelastischen Stoß wird das getroffene Atom angeregt, d.&nbsp;h., die übertragene Energie erscheint nicht als dessen Schwerpunktsenergie. Im Bohrschen Atommodell wird die Energie auf ein einzelnes Hüllenelektron übertragen, indem es auf ein höheres Energieniveau gehoben wird. Da dieser Zustand instabil ist, fällt das Elektron unter Emission eines Lichtquants kurze Zeit später (Größenordnung <math>10^{-8}\text{s}</math>) zurück in den früheren Zustand.<br />
<br />
Wenn das Elektron vor dem inelastischen Stoß nur knapp über 4,9&nbsp;eV kinetische Energie besitzt, hat es nachher nicht mehr genügend Energie, um das abbremsende Gegenfeld zu überwinden. Im Minimum sinkt der gemessene Strom jedoch nicht bis auf Null, denn nur ein Teil der Elektronen stößt mit den Atomen unelastisch zusammen. Es gibt immer auch Elektronen, die zwar (kurz vor dem Gitter) die notwendige Energie erreichen, dann allerdings wegen des kurzen Wegs bis zum Gitter keinen Stoßpartner mehr finden. Außerdem kann die von den angeregten Atomen emittierte UV-Strahlung an verschiedenen Stellen der Röhre durch [[Photoeffekt]] Elektronen freisetzen, die von der Auffängerelektrode angezogen werden und zum gemessenen Strom beitragen. Franck und Hertz jedoch hatten in ihrer ursprünglichen Interpretation irrtümlich angenommen, bei 4,9&nbsp;eV werde das Quecksilberatom [[Ionisierung|ionisiert]] und dieser Minimalwert des Stroms beruhe auf den (positiven) Ionen, die nun zur Kathode wandern. Die von Bohr eingeführte Vorstellung von angeregten Zuständen neutraler Atome war ihnen noch fremd.<br />
<br />
Beim weiteren Erhöhen der Beschleunigungsspannung verlagert sich die Zone, wo die Elektronen erstmals die nötige kinetische Energie gewonnen haben, näher zur Kathode. Daher werden die Elektronen nach ihrem Energieverlust wieder ein Stück weit beschleunigt, so dass die Zahl der Elektronen, die die abbremsende Spannung überwinden, wieder größer wird (3). Das gilt, bis die beschleunigende Spannung so groß ist, dass die Elektronen nach dem ersten unelastischen Stoß wieder 4,9&nbsp;eV aufnehmen und ein zweites Mal inelastisch stoßen können (4). Dann gibt es zwei Zonen angeregter Quecksilberatome, eine auf halbem Weg zum Gitter und eine knapp davor.<br />
<br />
Das von den Quecksilberatomen emittierte Licht (der Quantenenergie 4,9&nbsp;eV) ist mit einer Wellenlänge von ca. 253&nbsp;nm allerdings im ultravioletten Bereich und damit nicht sichtbar. Jedoch liegen bei 8&nbsp;eV weitere Niveaus, die nach der Anregung zunächst in das 4,9&nbsp;eV-Niveau übergehen und dabei ein sichtbares grünes Lichtquant abgeben. Die getrennten leuchtenden Zonen sind mit einer Neon-Füllung gut zu sehen, wenn die Beschleunigungsspannung mehrfach dafür ausreicht, ein Elektron vom vollbesetzten 2p-Niveau in eins der höheren 3p-Niveaus zwischen 18,4&nbsp;eV und 19,0&nbsp;eV zu heben. Denn das so angeregte Ne-Atom verliert seine Anregungsenergie zunächst in einem kleinen Schritt zum 3s-Niveau, das ca. 2,5&nbsp;eV tiefer liegt führt, weshalb sichtbares orange-gelbes Licht entsteht.<br />
<br />
Eine genauere Interpretation des Versuchs, die erst am Ende des 20. Jahrhunderts publiziert wurde, berücksichtigt Raumladungseffekte und weiter die Tatsache, dass die Elektronen nicht einen gerichteten Strahl bilden, sondern wegen der zahlreichen elastischen Stöße in alle Richtungen (auch zurück) abgelenkt werden. Für eine vollständige Erklärung müssen auch verschiedenen Niveaus mit ihren unterschiedlichen Anregungswahrscheinlichkeiten berücksichtigt werden. Dies führt beispielsweise dazu, dass weder bei Neon noch bei Quecksilber das niedrigste Anregungsniveau beobachtet wird, sondern ein höheres.<ref>{{Literatur|Autor=R. E. Robson, B. Li und R.D. White<br />
| Titel = Spatially periodic structures in electron swarms and the Franck-Hertz experiment<br />
| Sammelwerk = J. Phys. B: At. Mol. Opt. Phys<br />
| Nummer = 33 | <br />
Seiten = 507<br />
| Jahr = 2000<br />
| DOI = 10.1088/0953-4075/33/3/318}}</ref><br />
<ref>{{Literatur|Autor=R.E. Robson, M. Hildebrandt und R.D. White<br />
| Titel =Ein Grundstein der Atomphysik<br />
| Sammelwerk = Physik Journal<br />
| Nummer = 3<br />
| Seiten = 43<br />
| Jahr = 2014<br />
| Online=https://www.pro-physik.de/restricted-files/90191<br />
| Format=PDF<br />
| Abruf=2020-10-30 }}<br />
</ref><br />
<br />
== Erweiterungen des Versuchs ==<br />
=== Verbesserte Auflösung mit elektrischer „Lupe“ ===<br />
[[Datei:Schaltbild Franck Hertz Versuch 1.png|mini|300px|Schaltbild für verbesserte Niveauauflösung]]<br />
In der einfachen Schaltung des vorhergehenden Kapitels fallen Beschleunigungs- und Reaktionsstrecke der Elektronen zusammen. Durch die Einführung eines zweiten Gitters gelingt es, beide Bereiche zu trennen und mit höherer Energieauflösung auch höhere Energiestufen nachzuweisen.<br />
<br />
Dazu wählt man den Abstand zwischen der Kathode und dem Gitter 1 sehr klein, so dass die Elektronen kaum unelastische Stöße mit Gasatomen ausführen können, während sie durch U<sub>G1</sub> (etwa 10&nbsp;V) fast auf die für höhere Niveaus notwendige Energie beschleunigt werden. Zwischen Gitter 1 und Gitter 2 werden sie auf viel größerer Distanz durch eine erheblich geringere Spannung ΔU (der Größenordnung 0,1&nbsp;V) nachbeschleunigt, wodurch sich ihre Geschwindigkeit nur allmählich steigert. Wie in der ursprünglichen Apparatur (oben), werden unelastische Stöße der Elektronen dadurch nachgewiesen, dass diese die anschließende Gegenspannung zwischen Gitter 2 und der Platte A nicht überwinden können. Die Energieschwelle zum inelastischen Stoß ist damit viel präziser zu beobachten.<br />
<br />
=== Andere Gasfüllungen ===<br />
Um die Verwendung des giftigen Quecksilbers zu vermeiden und aus didaktischen Gründen wird der Versuch insbesondere in Schulpraktika mit dem Gas Neon durchgeführt. Hier sind die Anregungsenergien höher, sie liegen zwischen 18,4&nbsp;eV und 19,0&nbsp;eV – Lichtemission dieser Energie wäre nicht im sichtbaren Bereich. Die Abregung der angeregten Neon-Atome geschieht jedoch auch über Zwischenzustände mit Energien im Bereich zwischen 16,6&nbsp;eV und 16,9&nbsp;eV. Daher entstehen auch Photonen im Energiebereich von 2&nbsp;eV, was zu rot-oranger Lichtemission führt.<ref><br />
{{Internetquelle |url=https://pisrv1.am14.uni-tuebingen.de/praktikum/anfaenger/FH.pdf |titel=Frank-Hertz-Versuch |hrsg=Physikalisches Institut Tübingen |kommentar=Termschema von Neon die Abbildung FH.2 in einer Versuchs-Anleitungen des Physikalischen Praktikum I+II |abruf=2020-10-30 |format=PDF; 171&nbsp;kB}}<br />
</ref> Entspricht die Spannung einem Vielfachen der Anregungsspannung, so ist in der Röhre eine entsprechende Anzahl nebeneinander liegender leuchtender Bereiche sichtbar.<br />
<br />
<gallery><br />
Datei:Franck-Hertz-Neon-3.png|Franck-Hertz-Versuch mit Neon: Drei Leuchtschichten zwischen den Gittern<br />
Datei:Frack-Hertz-Neon-3-Oszi.png|Franck-Hertz-Versuch mit Neon: Oszillogramm des Stromflusses zum Auffänger<br />
</gallery><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://lp.uni-goettingen.de/get/text/1612 LP – Der Franck-Hertz-Versuch] auf den Seiten der [[w:Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]] (inkl. Skizzen, Fotos, Videos und Literaturhinweisen)<br />
* [https://www.leifiphysik.de/atomphysik/atomarer-energieaustausch/downloads/franck-hertz-versuch-animation Animation] auf Schülerniveau ([[w:LEIFI|LEIFI]])<br />
* [https://www.kippenbergs.de/app/mint-franckhertz Simulation der Elektronenbewegung]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Physikalisches Demonstrationsexperiment]]<br />
[[Kategorie:Quantenphysik]]<br />
[[Kategorie:Physikalisches Experiment]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Odysseehttps://anthrowiki.at/Freiheit_-_Gleichheit_-_Soziale_GerechtigkeitFreiheit - Gleichheit - Soziale Gerechtigkeit2023-12-31T19:54:12Z<p>Joachim Stiller: </p>
<hr />
<div>[[Apologetik]]<br />
<br />
[[Philosophische Logik]]<br />
<br />
#REDIRECT [[GA 23]]<br />
<br />
[[Kategorie:Demokratisierung der gesamten Gesellschaft|F4]]<br />
[[Kategorie:Die Kernpunkte der sozialen Frage|F4]]</div>Joachim Stillerhttps://anthrowiki.at/Schauungen_-_QuellenangabenSchauungen - Quellenangaben2023-12-30T09:56:48Z<p>Joachim Stiller: Die Seite wurde neu angelegt: „Hier einmal eine Übersicht über die wichtigsten Schauungen und Prophetien mit Quellenangaben: * [https://schauungen.de/wiki/Quellensammlung Schauungen und Prophetien mit Quellenangaben] Wiki-Übersichtsseite * * *“</p>
<hr />
<div>Hier einmal eine Übersicht über die wichtigsten Schauungen und Prophetien mit Quellenangaben:<br />
<br />
* [https://schauungen.de/wiki/Quellensammlung Schauungen und Prophetien mit Quellenangaben] Wiki-Übersichtsseite<br />
<br />
[[Kategorie:Wahrsagen|*]]<br />
[[Kategorie:Hellsehen|*]]<br />
[[Kategorie:Prophetie|*]]</div>Joachim Stillerhttps://anthrowiki.at/MonochordMonochord2023-12-29T21:57:26Z<p>Joachim Stiller: /* Einzelnachweise */</p>
<hr />
<div>Ein '''Monochord''' ([[Griechische Sprache|griechisch]] {{lang|grc|μόνος}} ''monos'' ‚einzeln‘, {{lang|grc|χορδή}} ''chorde'', „Saite“<ref>Der lateinische Ausdruck ''chorda'' bedeutet jedoch nicht nur Saite, sondern auch ein Teilstück einer Saite oder der Klang, der von Saiten erzeugt wird.</ref>) oder '''Kanon''' ({{laS}} ''canon'' für „Maßstab“) ist eine [[musikinstrument]]enähnliche physikalische Apparatur, die aus einem länglichen [[Resonanzkörper|Resonanzkasten]] besteht, über den der Länge nach eine [[Saite]] gespannt ist. <br />
<br />
Mit dem Begriff Monochord werden auch Geräte mit zwei oder mehreren Saiten bezeichnet, deren Saiten parallel über einen rechteckigen Resonanzkörper gespannt und auf den gleichen Ton gestimmt sind. Durch bewegliche [[Steg (Saiteninstrument)|Stege]] können die Saiten unterteilt werden, wodurch verschiedene [[Ton (Musik)|Töne]] spielbar werden. Im Zusammenklang mit einer identischen, ungeteilten Saite ergeben einfache Teilungsverhältnisse [[Konsonanz]]en und komplizierte Teilungsverhältnisse [[Dissonanz]]en. Bei Monochorden, die dem Studium oder der Lehre dienen, kann das Teilungsverhältnis oft auf einer [[Tonleiter|Skala]] auf der Decke des Resonanzkastens abgelesen werden.<br />
<br />
Ebenfalls als Monochorde bezeichnet werden ähnliche Musikinstrumente, die unter anderem klangtherapeutisch eingesetzt werden.<br />
[[Datei:Monochord.Deutsches.Museum.jpg|mini|hochkant=2|Monochord mit zwei Saiten (Physikabteilung des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]] in [[München]])]]<br />
<br />
== Physikalisches Prinzip ==<br />
[[Datei:Monochord.png|mini|Monochord mit einer über einer Rolle geführten Saite (<span style="color:#FF8000;">orangefarben</span>) der maximalen schwingenden Länge ''l'' zwischen den beiden [[Steg (Saiteninstrument)|Stegen]] bei "1:1" und "0" (schwarz) auf einem [[Resonanzkörper|Resonanzkasten]]. Die Kraft ''F'' spannt die Saite.]]<br />
<br />
Die nebenstehende Zeichnung erklärt das physikalische Prinzip des Monochords. Zur Verdeutlichung der geometrischen Verhältnisse ist die Saitenlänge mit einer zwölfteiligen Skala versehen. Wird die Saite mit einem dritten Steg von links nach rechts immer weiter verkürzt, ergeben sich zunehmend höhere Töne, wenn die Saite in der Nähe des [[Referenzpunkt|Nullpunkts]] am rechten Steg angeschlagen oder gezupft wird. Bei einer Verkürzung der Saite<br /><br /><br />
auf <math>\frac {9}{12} \ {l} = \frac {3}{4} \ {l} \ </math> klingt sie eine [[Quarte]] höher (<span style="color:#800000;">dunkelrot</span>),<br /><br /><br />
auf <math>\frac {8}{12} \ {l} = \frac {2}{3} \ {l} \ </math> klingt sie eine [[Quinte]] höher (<span style="color:#0000FF;">blau</span>) und<br /><br /><br />
auf <math>\frac {6}{12} \ {l} = \frac {1}{2} \ {l} \ </math> klingt sie eine [[Oktave]] höher (<span style="color:#008000;">grün</span>)<br /><br /><br />
als die ungekürzte Saite mit der Gesamtlänge <math>{l}</math>.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Boethius.jpeg|mini|hochkant|[[Boethius]] (um 480 – um 525) mit einem mit Tonbuchstaben markierten Monochord]]<br />
[[Datei:Guido d'Arezzo apprenant monocorde Theobald.jpg|mini|hochkant|Der Benediktinermönch [[Guido von Arezzo]] (links), der Bischof [[Theobald von Arezzo]] (rechts) um 1025 am Monochord unterweist. Darstellung aus dem 12.&nbsp;Jahrhundert, Codex Lat. 51 f°35v., Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung]]<br />
<br />
=== Antike ===<br />
In der [[Antike]] wurde das Monochord verwendet, um musiktheoretische und physikalische Zusammenhänge zu demonstrieren. [[Pythagoras]] soll nach seiner [[Pythagoras in der Schmiede|legendären Entdeckung in der Schmiede]] damit die Teilungsverhältnisse von Saiten erforscht und seine Theorie der Konsonanz entwickelt haben. Das älteste Dokument mit einer Tonsystemdarstellung am Monochord ist die ''Teilung des Kanons'' von [[Euklid]]. Von [[Claudius Ptolemäus|Ptolemaios]] stammen die ältesten messtechnischen Verfeinerungen am Kanon. Genauere Angaben über Teilungsverhältnisse finden sich bei [[Guido von Arezzo]] in [[Guido_von_Arezzo#Die_Skala|seinen Schriften]].<br />
<br />
=== Mittelalter ===<br />
Der spätantike römische Gelehrte [[Boethius]] (um 480–um 526) befasste sich in seinem Lehrbuch ''De institutione musica'' („Einführung in die Musik“) mit der Saitenteilung des Monochords. [[Cassiodor]] (um 485 – um 580) wollte mit seiner Musiktheorie ''Institutiones musicae'' die Mönche des Klosters [[Vivarium (Kloster)|Vivarium]] umfassend über Musik informieren. Seit dem 10. Jahrhundert gab es eigene Abhandlungen über die theoretischen Grundlagen der Musik, die mittels Demonstrationsinstrumenten gewonnen wurden.<ref>Ellen Hickmann: ''Musica instrumentalis. Studien zur Klassifikation des Musikinstrumentariums im Mittelalter.'' (Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen. Band 55) Valentin Koerner, Baden-Baden 1971, S. 12–14</ref><br />
<br />
Eine verbesserte mittelalterliche Version des Monochords war das Tastenmonochord, bei dem die Saite durch Druck auf eine Reihe von Tasten an verschiedenen Stellen verkürzt werden konnte. Ein solches Instrument mit der Vorstufe einer Klaviertastatur konstruierte auch [[Conrad von Zabern]] (1410–1476/1481). Aus seiner in den 1460er Jahren vollendeten Schrift ''Novellus musicae artis tractatus'' ließ sich das von ihm verwendete Tastenmonochord rekonstruieren.<ref>Karl-Werner Gümpel: ''Das Tastenmonochord Conrads von Zabern.'' In: ''[[Archiv für Musikwissenschaft]].'' 12. Jahrgang, Heft 2. 1955, S. 143–166</ref> Aus dem Tastenmonochord ging das in einer Abbildung von 1440 erstmals belegte [[Clavichord]] hervor.<ref>Hickmann, S. 115</ref><br />
<br />
== Heutige Verwendung ==<br />
=== Im Unterricht ===<br />
Das Monochord dient im [[Physikunterricht]] zur Veranschaulichung von [[Akustik|akustischen]] Phänomenen, wie dem [[Saitenschwingung|Zusammenhang]] zwischen [[Tonhöhe]] und [[Saite]]nlänge; der Bildung von [[Oberton|Obertönen]] durch harmonische Teilung; sowie der [[Resonanz]] und [[Schwingung]]. Im [[Musikunterricht]] können die am Monochord erlernten Prinzipien auf andere Instrumente übertragen werden, beispielsweise für das Stimmen der [[Gitarre]].<br />
<br />
=== Als Musikinstrument ===<br />
==== Einsaitige Monochorde ====<br />
[[Datei:Thiếu nữ chơi đàn bầu.JPG|mini|hochkant|Spielerin der ''[[đàn bầu]]'']]<br />
<br />
In manchen Ländern finden sich einsaitige Musikinstrumente, die im Prinzip dem Monochord entsprechen, zum Beispiel die melodiös in [[Flageolettton|Flageoletttechnik]] gespielte Kastenzither ''[[đàn bầu]]'' in Vietnam und die Wölbbrettzither ''[[ichigenkin]]'' in Japan. Aus dem europäischen Raum ist das mit einem Bogen gestrichene [[Trumscheit]] ein historisches einsaitiges Instrument.<br />
<br />
Der in der [[Blues]]musik verwendete [[Diddley Bow]] ist ebenfalls eine Art Monochord, wobei die eine Saite mit einem kurzen Stock angeschlagen und mit einem [[Bottleneck]] die Tonhöhe verändert wird. In den 1950er Jahren spielte der US-amerikanische Bluesmusiker [[Willie Joe Duncan]], genannt „One-String-Joe“ und „One-String-Willie“, ein Monochord von mehr als Körperlänge, welches er „Unitar“ bzw. „Unitarre“ nannte.<ref>[http://thehoundblog.blogspot.co.at/2010/04/willie-joe-duncan-his-unitar.html Google Übersetzung eines Beitrages im Netz]</ref> <br />
<br />
==== Vielsaitige Monochorde ====<br />
[[Datei:Monochord.mp3|mini|hochkant|Tonaufnahme eines 30-saitigen Monochords]]<br />
Weitere moderne Bauformen des Monochords sind oft mit vielen parallelen Saiten versehen, die auf den gleichen Ton gestimmt sind und dadurch einen sehr vollen Klang mit reichem [[Oberton]]spektrum ergeben. Diese Instrumente werden meistens immer noch als Monochord, teilweise aber auch als ''Polychord'' bezeichnet (griech. ''poly'': mehrere, ''chorda'': Saiten).<ref>Walter Nef: ''The Polychord''. In: The Galpin Society Journal 4, (Juni 1951), S. 20–24 [http://www.jstor.org/pss/841258 Online].</ref> Das Prinzip des gleichzeitigen Anstreichens vieler gleichgestimmter Saiten kennt man bereits seit Jahrhunderten von [[Bordunzither]]n, es erzeugt den „Hummelklang“, genannt Bordun (von franz. ''bourdon'': [[Hummel (Instrument)|Hummel]]).<br />
<br />
[[Datei:Klangwiege.jpg|mini|hochkant|Doppel-Monochord „Klangwiege“ der Firma Allton]]<br />
<br />
Große Monochorde/Polychorde findet man zur [[Meditation]]sbegleitung, in der [[Musiktherapie]], im Bereich [[Wellness]] sowie in der [[Alternativmedizin]] für [[Klangtherapie|klangtherapeutische]] Anwendungen ([[Phonophorese]]), da ihr Klang als angenehm und beruhigend empfunden wird. Der Form des Resonanzkastens sind keine Grenzen gesetzt. Teilweise werden sie als „Klangmöbel“ gebaut, in der Form von [[Klangstuhl|Stühlen]], Liegen, Schalen oder Röhren, auf oder in denen ein Mensch liegend oder sitzend Platz findet.<br />
<br />
Das vielsaitige Monochord kann instrumententechnisch weiter erweitert werden. Eine Möglichkeit ist die Kombination mehrerer Monochorde, die auf verschiedene Töne (z.&nbsp;B. Grundton und Quinte) gestimmt sind. Das isländische [[Langspil]] ist eine zwei- bis sechssaitige [[Bordunzither]], deren eine Saite mit einem bundierten Griffbrett zur Melodiesaite wird. Eine andere Erweiterungsmöglichkeit besteht im Einsetzen beweglicher Stege oder der Verwendung von Flageoletttechniken, um höhere Töne spielbar zu machen. In der neuentwickelten [[Kotamo]], deren Korpus einer Kastenzither entspricht, die beidseitig mit Saiten bespannt ist, sind dem Namen nach drei Saiteninstrumente vereinigt: die japanische Wölbbrettzither [[Koto]], die indische Langhalslaute [[Tanpura]] und das Monochord.<br />
<br />
== Weitere einsaitige Instrumente == <br />
Es gibt eine Vielzahl weiterer Musikinstrumente anderer Bauform, die nur eine Saite besitzen. Oftmals werden sie, ebenso wie das Monochord, nach dieser Eigenschaft in ihrer jeweiligen Sprache bezeichnet. Dazu zählt die indische einsaitige Zupflaute ''[[Ektara (Lauteninstrument)|ektara]]'' und die einsaitige Zupftrommel ''[[Ektara (Zupftrommel)|ektara]]'' (von [[Hindi]] ''ek târ'', „eine Saite“). In Ostafrika bezeichnet ''[[Zeze (Zither)|zeze]]'' oder ''sese'' in mehreren Sprachen Plattstabzithern mit einer Melodiesaite. Zur Abgrenzung führt die einsaitige, der ugandischen ''[[endingidi]]'' ähnliche Spießgeige ''zeze kamba moja'' in Tansania die eine Saite im Namen ([[Swahili (Sprache)|Swahili]] ''kamba'', „Saite“ und ''moja'', „eins“).<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Musikbogen]]<br />
* [[Flageolettton]]<br />
* [[Saiteninstallation]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Cecil Adkins: ''The Technique of the Monochord.'' In: ''Acta Musicologica, Vol. 39, Fasc. 1/2.''Januar – Juni 1967, S. 34–43<br />
* David Creese: ''The Monochord in Ancient Greek Harmonic Science.'' (Cambridge Classical Studies) Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0521843249<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Monochords|Monochord}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [http://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/020_Ausstellungen/080_Musikinstrumente/030_Workshops/010_Monochord/Das_Monochord_-_Eine_Bauanleitung.pdf Das Monochord – Eine Bauanleitung] (PDF; 176&nbsp;kB) vom Deutschen Museum München<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4343588-9}}<br />
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[[Kategorie:Chordophon]]<br />
[[Kategorie:Historisches Musikinstrument]]<br />
[[Kategorie:Pythagoras]]<br />
{{Wikipedia}}</div>Joachim Stiller