Bernhard von Chartres und Kshatriya: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Bernhard von Chartres''' († nach [[Wikipedia:1124|1124]]) war ein Gelehrter und stark vom [[Platonismus]] geprägter Philosoph der [[Scholastik|frühscholastischen]] Zeit.
'''Kshatriya''' ([[Sanskrit]], m., क्षत्रिय {{IAST|kṣatriya}}, Krieger) ist im indischen [[Kastensystem]] die Bezeichnung für die Mitglieder des zweiten Standes ([[Varna (Kaste)|Varna]]), der ursprünglich hauptsächlich aus Kriegern, Fürsten und Königen ([[Wikipedia:Raja|Raja]]) bestand.


== Biographische Daten ==
Ihre Aufgabe war es, die Gemeinschaft zu beschützen und darum gelten Tatkraft und Unternehmungsgeist ([[Wikipedia:Rajas|Rajas]]) als Grundzüge ihres Charakters.
Der wahre Kshatriya sollte sich der Unwahrheit widersetzen,  bereitstehen, um das gerechte System, Gesetz und Recht, sowie Wohlfahrt und Wohlstand eines Landes zu bewahren, sowie die moralische Grundordnung und -orientierung des Volkes. Außerdem gehörte die Hilfe für Schwache und in Not geratene zu seinen Aufgaben.
In den [[Upanishaden]] sind die Kshatriyas oftmals in Dialogform miteinbezogen. Nicht selten sind sie es, denen die eigentlichen Neuerungen „in den Mund gelegt werden“. Es ist kein Zufall, dass [[Buddha]], der ja grundlegende religiöse Neuerungen anregte, dem Adelsstand angehörte. Umgekehrt war und ist es nicht selten, dass [[Brahmanen]] politische Ämter innehaben, wie z. B. das Ministeramt.


Aus Bernhards Leben ist nur wenig bekannt. Lange nahm man an, dass er ein Bruder des [[Thierry von Chartres]] war und ebenso wie dieser aus der [[Wikipedia:Bretagne|Bretagne]] stammte. Neuerdings ist die Forschung aber von dieser Meinung abgerückt.<ref>Dutton S. 40-42.</ref> Jedenfalls taucht er erstmals 1108 in der Zeugenliste einer Urkunde aus [[Wikipedia:Chartres|Chartres]] als [[Wikipedia:Subdiakon|Subdiakon]] auf; als Kleriker blieb er bis zu seinem Lebensende bei diesem bescheidenen Weihegrad. Ab ca. 1110/1115 nannte er sich ''magister'' (Lehrer), unterrichtete also an der [[Schule von Chartres]]. Spätestens 1124 stieg er zum Kanzler auf; in diesem Jahr ist er letztmals als lebend bezeugt. Seine Bibliothek vermachte er der Kathedrale.<ref>Zu den Daten siehe Dutton S. 25-44, 239f.</ref>
Das Purushasukta im 10. Buch des [[Rigveda]], beschreibt, wie die verschiedenen [[Kaste]]n während eines Opfers aus dem Purusha, dem göttlichen Urriesen, entstanden sind. Aus dem Mund wurden dabei die [[Brahmanen]], aus den Armen die Kshatriya, aus den Schenkeln wurden die [[Vaishya]] und aus den Füßen die [[Shudra]].  


== Lehrtätigkeit ==
Heute kommt Kshatriyas nicht mehr der hohe Stellenwert wie in früheren Gesellschaften zu. In ihrem ursprünglichen Metier, der Politik, ist heute eine Vielzahl von Interessengruppen aktiv, und die politische Herrschaft hatten sie schon seit den islamischen Reichen in Nordindien nicht mehr inne. Im militärischen Bereich konnten sich besonders auch die [[Wikipedia:Sikhismus|Sikhs]] etablieren.


Seine kulturhistorische Bedeutung liegt vor allem in seiner Lehrtätigkeit, die ihm hohes Ansehen verschaffte. Einige der führenden Persönlichkeiten im Kulturleben der Epoche, darunter [[Wikipedia:Guillaume de Conches|Wilhelm von Conches]] und [[Wikipedia:Gilbert von Poitiers|Gilbert von Poitiers]], waren seine Schüler und empfingen von ihm prägende Eindrücke. [[John of Salisbury|Johannes von Salisbury]], der bereits der Enkelgeneration angehörte, hat Bernhard nicht mehr persönlich erlebt, sondern bei dessen Schülern studiert. Er war aber von Bernhards überragender Bildung und Unterrichtsmethode begeistert und bezeichnete ihn als größten Platoniker seiner Zeit.<ref>Die Quellenzeugnisse sind zusammengestellt bei Dutton S. 241-248.</ref> Daran lässt sich die Nachhaltigkeit von Bernhards Wirken ermessen. So hat Bernhard bei der Herausbildung der Eigenart der berühmten sogenannten „Schule von Chartres“ eine Schlüsselrolle gespielt. Mit diesem Begriff bezeichnet man eine insbesondere von Gelehrten der Domschule von Chartres vertretene philosophische und theologische Richtung, die das platonische Gedankengut pflegte und bestrebt war, besonders in der [[Kosmologie]] platonische mit biblischen Vorstellungen in Übereinstimmung zu bringen. Bernhard hat die Blütezeit dieser Strömung vorbereitet. Berühmt ist sein Ausspruch, dass er und seine Zeitgenossen Zwerge seien, die auf den Schultern von Riesen (den antiken Gelehrten) sitzen und diese dadurch an Weitblick überragen, obwohl ihre Eigenleistung vergleichsweise gering ist (siehe [[Wikipedia:Auf den Schultern von Giganten|Auf den Schultern von Giganten]]). Das war seine Stellungnahme zur Frage des Verhältnisses zwischen ''antiqui'' und ''moderni'', zwischen antiker und mittelalterlicher Wissenschaft und Bildung. Darin zeigt sich die typische Haltung der Gelehrten von Chartres, die die nichtchristlichen Schriften der Antike eifrig studierten und sie trotz des religiösen Gegensatzes unbefangen zu würdigen wussten. Wegen dieses Verhältnisses zur Antike taucht in der Forschung öfters der (allerdings sehr umstrittene) Begriff einer „Renaissance des 12. Jahrhunderts“ auf.<ref>Speer S. 6-8, 76-79.</ref>
Große Gruppen von Kshatriya-Kasten sind vor allem in Nordindien vertreten. Jedoch stellen sie auch im dörflichen Umfeld als Landbesitzer einen Machtfaktor dar. Eine Kshatriya-Kaste sind z.&nbsp;B. die [[Wikipedia:Rajputen|Rajputen]] in Nordindien und [[Wikipedia:Nayar|Nayar]] in Südindien.  


Neben der platonischen Naturphilosophie bildete der Grammatikunterricht einen weiteren Schwerpunkt von Bernhards Tätigkeit. Er betrachtete eine gründliche Grammatikausbildung anhand der antiken Werke als Voraussetzung für jedes Studium. Den Lernenden empfahl er sechs Grundsätze: demütigen Geist, Eifer im Fragen, ruhiges Leben, schweigsame Untersuchung, äußere Bedürfnislosigkeit und Aufenthalt fern von der Heimat. Als idealen Lehrer betrachtete er einen, „der es liebt, so zu lehren, dass er vollkommen verstanden wird“. Darin zeigt sich das Gewicht, das er auf die Didaktik legte.<ref>Dutton S. 57; Speer S. 83-85.</ref>
== Siehe auch ==
{{commonscat}}
* [[Wikipedia:Raja|Raja]]
* [[Wikipedia:Rajputen|Rajputen]]
* [[Wikipedia:Nayar|Nayar]]
* [[Wikipedia:Nambiar|Nambiar]]


== Philosophie ==
[[Kategorie:Kaste]]
In der [[Wikipedia:Naturphilosophie|Naturphilosophie]] verzichtete Bernhard darauf, sich wie damals üblich auf theologische Autoritäten zu verlassen und die [[Wikipedia:Heilsgeschichte|heilsgeschichtliche]] Perspektive des Christentums ins Spiel zu bringen. Hinsichtlich des Wahrheitsgehalts philosophischer Aussagen über den Kosmos vertrat er einen [[Skeptizismus|skeptischen]] Standpunkt, indem er nur Wahrscheinlichkeitsaussagen akzeptierte.
 
Eine wesentliche Neuerung im Platonismus brachte sein Konzept der ''formae nativae''. So bezeichnete er [[Form|Formen]], die er als aktiv vermittelndes Prinzip zwischen der [[Ideenlehre|Ideenwelt]] und der Materie einführte. Sie sind Abbilder der unwandelbaren [[Idee|Ideen]], welche nur indirekt über die ''formae nativae'' auf die Materie einwirken. Im Unterschied zu den Ideen sind die ''formae nativae'' veränderlich. Durch ihr Hineinwirken in die materielle Welt ermöglichen sie die Entstehung aller konkreten Einzeldinge und verleihen diesen die artspezifischen Eigenschaften, beginnend mit den noch nicht sinnlich wahrnehmbaren vier Elementen. Dadurch wird das zuvor formlose Weltall "ausgeschmückt".<ref>Speer S. 89-129.</ref> Dies geschieht naturgesetzlich: „Alles was ist, ist entweder geworden oder ungeworden; alles aber, was entsteht, besitzt eine gesetzmäßige, und das heißt vernünftige Ursache.“<ref>Bernhard von Chartres, ''Glosae super Platonem'', hrsg. Dutton S. 159 Z. 62-64; Übersetzung nach Speer S. 102.</ref>  Die Seele, die Bernhard mit Berufung auf Aristoteles als [[Entelechie]] bezeichnet, besteht aus ''formae nativae''.<ref>Bernhard von Chartres, ''Glosae super Platonem'', hrsg. Dutton S. 175 Z. 69-74.</ref>
 
== Werke ==
Bernhard verfasste einen verschollenen Kommentar zur ''[[Wikipedia:Isagoge|Isagoge]]'', dem Logik-Handbuch des antiken Neuplatonikers [[Wikipedia:Porphyrios|Porphyrios]]. Ein paar Verse, Aussprüche und Briefe von ihm sind überliefert; bis ins späte 20. Jahrhundert war das alles, was von seinem Werk bekannt war. Erst 1984 konnte Paul Edward Dutton zeigen, dass ein anonym überlieferter Kommentar zu [[Platon]]s ''[[Timaios]]'' von Bernhard stammt. 1991 hat Dutton diesen Kommentar unter dem (nicht handschriftlich überlieferten) Titel ''Glosae super Platonem'' herausgegeben. Das für den Unterricht konzipierte Werk zeigt das Bemühen des Autors um ein genaues Textverständnis und seine intensive, eigenständige Auseinandersetzung mit dem Inhalt des ''Timaios''.<ref>Dutton S. 56; Speer S. 87f.</ref>
 
Hin und wieder wird für einen ursprünglich [[Bernardus Silvestris]] zugeschriebenen Vergilkommentar die Urheberschaft Bernhards von Chartres diskutiert.<ref>''The commentary on the first six books of the Aeneid of Vergil commonly attributed to Bernardus Silvestris'', hrsg. von J. W. und E. F. Jones, Lincoln/London 1977. Vgl. Fritz Peter Knapp: ''Historie und Fiktion in der mittelalterlichen Gattungspoetik: sieben Studien und ein Nachwort'', Heidelberg 1997, S. 108.</ref>
 
== Ausgabe ==
* ''The Glosae super Platonem of Bernard of Chartres'', hrsg. Paul Edward Dutton, Toronto 1991. ISBN 0-88844-107-X (lateinischer Text mit ausführlicher Einleitung des Herausgebers)
 
== Literatur ==
* Andreas Speer: ''Die entdeckte Natur. Untersuchungen zu Begründungsversuchen einer „scientia naturalis“ im 12. Jahrhundert'', Leiden 1995. ISBN 90-04-10345-7 (S. 76-129 über Bernhard)
* Gangolf Schrimpf: ''Bernhard von Chartres, die Rezeption des Timaios und die neue Sicht der Natur'', in: ''Aufbruch - Wandel - Erneuerung. Beiträge zur "Renaissance" des 12. Jahrhunderts'', hrsg. von Georg Wieland, Stuttgart 1995, S. 181-210
 
== Anmerkungen ==
<references/>
 
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Grammatiker]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Philosoph des Mittelalters]]
[[Kategorie:Katholischer Theologe (12. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schule von Chartres]]
 
{{Personendaten
|NAME=Chartres, Bernhard von
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=mittelalterlicher Philosoph
|GEBURTSDATUM=
|GEBURTSORT=
|STERBEDATUM=nach [[1124]]
|STERBEORT=
}}


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 26. März 2012, 00:20 Uhr

Kshatriya (Sanskrit, m., क्षत्रिय kṣatriya, Krieger) ist im indischen Kastensystem die Bezeichnung für die Mitglieder des zweiten Standes (Varna), der ursprünglich hauptsächlich aus Kriegern, Fürsten und Königen (Raja) bestand.

Ihre Aufgabe war es, die Gemeinschaft zu beschützen und darum gelten Tatkraft und Unternehmungsgeist (Rajas) als Grundzüge ihres Charakters. Der wahre Kshatriya sollte sich der Unwahrheit widersetzen, bereitstehen, um das gerechte System, Gesetz und Recht, sowie Wohlfahrt und Wohlstand eines Landes zu bewahren, sowie die moralische Grundordnung und -orientierung des Volkes. Außerdem gehörte die Hilfe für Schwache und in Not geratene zu seinen Aufgaben.

In den Upanishaden sind die Kshatriyas oftmals in Dialogform miteinbezogen. Nicht selten sind sie es, denen die eigentlichen Neuerungen „in den Mund gelegt werden“. Es ist kein Zufall, dass Buddha, der ja grundlegende religiöse Neuerungen anregte, dem Adelsstand angehörte. Umgekehrt war und ist es nicht selten, dass Brahmanen politische Ämter innehaben, wie z. B. das Ministeramt.

Das Purushasukta im 10. Buch des Rigveda, beschreibt, wie die verschiedenen Kasten während eines Opfers aus dem Purusha, dem göttlichen Urriesen, entstanden sind. Aus dem Mund wurden dabei die Brahmanen, aus den Armen die Kshatriya, aus den Schenkeln wurden die Vaishya und aus den Füßen die Shudra.

Heute kommt Kshatriyas nicht mehr der hohe Stellenwert wie in früheren Gesellschaften zu. In ihrem ursprünglichen Metier, der Politik, ist heute eine Vielzahl von Interessengruppen aktiv, und die politische Herrschaft hatten sie schon seit den islamischen Reichen in Nordindien nicht mehr inne. Im militärischen Bereich konnten sich besonders auch die Sikhs etablieren.

Große Gruppen von Kshatriya-Kasten sind vor allem in Nordindien vertreten. Jedoch stellen sie auch im dörflichen Umfeld als Landbesitzer einen Machtfaktor dar. Eine Kshatriya-Kaste sind z. B. die Rajputen in Nordindien und Nayar in Südindien.

Siehe auch

Commons: Kshatriya - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Kshatriya aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.