Sinnliche Welt und Gewinnstreben: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Sinne.gif|thumb|250px|Die zwölf Sinne des Menschen]]
'''Gewinnstreben''' im volkswirtschaftlichen, nicht im moralischen Sinn, ist der Motor des [[Wirtschaftsleben]]s. Nach [[Rudolf Steiner]] ist der '''Gewinn''' volkswirtschaftlich gesehen dasjenige, was im physikalischen Prozess die [[Wikipedia:Masse|Masse]] ist.
Die '''sinnliche Welt''' umfasst für den [[Mensch]]en all das, was er prinzipiell durch seine [[physisch]]en [[Sinnesorgane]] wahrnehmen kann. Das sind, im weitesten Sinn genommen, die Gegenstände der [[Physische Welt|physischen Welt]]. Die Begriffe ''sinnliche Welt'' und ''physische Welt'' werden häufig synonym gebraucht, unterscheiden sich aber doch für eine feinere Betrachtung, indem als [[physisch]] all das bezeichnet wird, was physischen ''Gesetzmäßigkeiten'' unterliegt, als sinnlich hingegen das, was sinnlich ''wahrnehmbar'' ist. Im ersten Fall liegt der Akzent auf einem [[Begriff|begrifflichen]] Faktor, nämlich der physischen Gesetzmäßigkeit, im zweiten Fall hingegen auf der unmittelbaren [[Wahrnehmung]].  
 
In seiner [[Sinneslehre]] hat [[Rudolf Steiner]] darauf hingewiesen, dass man nicht bei den meist genannten fünf Sinnesorganen stehen bleiben kann, sondern das der Mensch insgesamt über 12 physische Sinne verfügt. Die sinnliche Welt umfasst demgemäß alles, was mittels dieser 12 Sinne wahrgenommen werden kann.
 
Die Tatsache, dass der Mensch über entsprechende physische Sinnesorgane verfügt, reicht allerdings noch nicht aus, um die sinnliche Welt ''bewusst'' wahrnehmen zu können. Er muss auch ein entsprechendes [[Gegenstandsbewusstsein]] entwickelt haben, dass sich erst allmählich herausbildet, wenn der Mensch heranwächst. Die Sinnesorgane eines neugeborenen Kindes sind zwar schon weitgehend ausgeformt, nicht aber sein Gegenstandsbewusstsein; es vermag daher anfangs noch kaum etwas von der sinnlichen Welt wahrzunehmen. Sein sinnlicher Horizont erweitert sich erst nach und nach und erreicht bei verschiedenen Menschen durchaus unterschiedliche Grade von Wachheit.
 
Die sinnliche Welt erscheint wie ein schmales Band oder auch wie eine Ebene, die die [[übersinnlich]]e Welt von der [[untersinnlich]]en Welt scheidet. Die übersinnliche und die untersinnliche Welt sind grundsätzlich gleichen Ursprungs und gleicher Natur, in beiden können [[astral]]e und eigentlich [[geist]]ige Weltbereiche unterschieden werden, nur ist die untersinnliche Welt in gewissem Sinn dadurch verdorben, dass sie unter dem Einfluss der [[Widersacher]]mächte steht.  


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"Wenn man hinausblickt in die Weiten
[[Datei:GA340 144.gif|thumb|250px|Zeichnung 6]]
des Kosmos, und es zeigt sich einem, ich möchte sagen, das Ensemble der Sterne;
"Nun handelt es sich darum, daß wir, wenn wir irgend bearbeitete
was ist dieser Anblick? Warum haben wir diesen Anblick? – Wir haben diesen besonderen
Natur oder gegliederte Arbeit im volkswirtschaftlichen Prozeß drinnen
Anblick, den Anblick der Milchstraße, den Anblick des sonst bestirnten Himmels
haben, daß wir dann untersuchen müssen, was gewissermaßen diese
aus dem Grunde, weil er die Offenbarung ist des luziferischen Wesens der Welt.
volkswirtschaftlichen Elemente in Bewegung, in Zirkulation bringt.
Was uns gewissermaßen leuchtend, strahlend umgibt, ist die Offenbarung des luziferischen
Es ist gestern an einer andern Stelle darauf aufmerksam gemacht worden,
Wesens der Welt, es ist dasjenige, was jetzt so ist, wie es ist, weil es auf einer
daß man ja in das volkswirtschaftliche Denken hineinbringen
früheren Stufe seines Daseins zurückgeblieben ist. Und wenn wir über den Erdboden
sollte die Arbeit, die im Wirtschaftsprozeß tätig ist, ebenso wie zum
gehen, den starren Erdboden, dann hat dieser starre Erdboden seine Starrheit,
Beispiel der Physiker die Arbeit in sein physikalisches Denken hineinbringt.
seine Härte aus dem Grunde, weil in ihm gewissermaßen zusammengeballt sind die
Da muß dann gesagt werden: Ja, der Physiker bringt in sein
ahrimanischen Wesenheiten, jene Wesenheiten, welche diejenige Stufe, die sie sich
physikalisches Denken die Arbeit dadurch hinein, daß er eine Formel
jetzt künstlich zulegen, eigentlich erst in einem späteren Zeitpunkte ihrer Entwickelung
sich ausbildet, in der Masse und Geschwindigkeit ist. - Nicht wahr,
haben sollten." {{Lit|{{G|203|133}}}}
Masse aber ist etwas, was wir durch die Waage bestimmen. Wir haben
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also eine Möglichkeit, die Masse durch die Waage zu bestimmen.
Ohne daß wir die Masse durch die Waage bestimmen könnten, hätten
wir nichts, was da fortschreitet im physikalischen Arbeitsprozeß. Die
Frage muß für uns entstehen: Ist nun etwas Ähnliches auch vorhanden
im volkswirtschaftlichen Prozeß, so daß die Arbeit den Dingen Wert
erteilt und auch später das geistige Eingreifen wieder den Dingen
Wert erteilt? Ist im volkswirtschaftlichen Prozeß etwas drinnen, das
sich vergleichen läßt gewissermaßen mit dem Gewichte, das irgendein
Gegenstand hat, wenn man bei ihm reden will von physikalischer
Arbeit? Nun, wenn ich einfach schematisch aufzeichne den Fortgang der
volkswirtschaftlichen Einzelprozesse, so zeigt mir das, daß etwas da sein
muß, das die ganze Sache in Bewegung bringt, das gewissermaßen
die volkswirtschaftlichen Elemente
von hier (siehe Zeichnung 6) nach
hier drückt. Und die Sache würde noch bestimmter sein, wenn nicht nur von hier nach hier gedrückt
würde, sondern wenn auch extra von der anderen Seite eine Saugwirkung
stattfinden würde, wenn also das Ganze durch eine im volkswirtschaftlichen
Prozeß befindliche Kraft weitergetrieben würde. Dann
müßte in diesem volkswirtschaftlichen Prozeß etwas da sein, was
weitertreibt.


Dass die [[Sinne]] des [[Mensch]]en nach außen geöffnet wurden, ist eine Folge des [[luziferisch]]en Einflusses und des damit verbundenen [[Sündenfall]]s. Zuvor nahm der Mensch nur die übersinnliche [[Astralwelt]] und noch früher auch die [[geistige Welt]] wahr. Was wir heute als [[Sinnesqualitäten]] erleben, entstammt ürsprünglich einer der unteren Regionen der Astralwelt, nämlich der [[Region der flutenden Reizbarkeit]]. Durch [[Luzifer]] wurden Teile dieses Weltbereichs von [[Begierde]]n durchsetzt, von [[Antipathie]]-Kräften, die vieles zurückstossen und nur weniges [[Egoismus|egoistisch]] für sich behalten wollen. Damit diese Erlebnisse [[bewusst]] erfahren werden können, musste sich ein dunkler Schleier über die übersinnlichen Welten breiten, der uns den Blick in diese Welten verfinstert und zugleich die luziferisch durchsetzten Astralkräfte in unser [[Bewusstsein]] zurückspiegelt. Diesen finsteren Schleier, der nichts anderes als die [[Materie]], die [[stoffliche Welt]], ist, haben [[Ahriman]] und die [[Geister der Finsternis]] gewoben. Seit dem erscheint uns die sinnliche Welt als Widerspiegelung der luziferisch durchsetzten untersinnlichen Astralwelt ''an'' der finsteren untersinnlichen ahrimanischen Welt. Die sinnliche und die materielle Welt sind also deutlich voneinander zu unterscheiden und beide sind auch keineswegs identisch mit der eigentlichen [[Physische Welt|physischen Welt]], in der die physischen Formgesetze walten, und die in Wahrheit nur ''übersinnlich'' wahrgenommen werden kann.
Nun, was ist das, was da weitertreibt? Ich habe es Ihnen gerade vorhin
 
gezeigt, daß fortwährend gewisse Kräfte entstehen, sowohl beim
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Käufer wie beim Verkäufer; bei jedem, der mit dem anderen etwas zu
"Wenn Sie sich klarmachen wollen, was Ihren physischen
tun hat im volkswirtschaftlichen Prozeß, gar nicht im moralischen
Leib ausmacht, so sagen Sie: den physischen Leib kann man sehen. – Den
Sinn, sondern im rein volkswirtschaftlichen Sinn, entsteht Vorteil und
Ätherleib* können Sie nicht sehen, weil er eine Stufe höher liegt mit seiner Substantialität.
Gewinn. So daß es keine Stelle im volkswirtschaftlichen Prozeß gibt,
Den Astralleib* können Sie auch nicht sehen, weil er wieder eine Stufe höher
wo nicht von Vorteil und Gewinn gesprochen werden muß. Und
liegt als der Ätherleib. Aber es liegt nun nicht nur Substantialität oberhalb, sondern
dieser Gewinn, der ist nicht etwas bloß Abstraktes; dieser Gewinn, an
auch unter der physischen Materie, und die kann auch wieder nicht gesehen werden,
dem hängt das unmittelbare wirtschaftliche Begehren des Menschen
weil von aller Materie nur ein mittleres Streifband sichtbar ist, gerade das, was
und muß daran hängen. Ob der Betreffende Käufer oder Verkäufer ist,
die physische Materie ausmacht, die mit den physischen Augen gesehen wird. Und
es hängt sein wirtschaftliches Begehren an diesem Gewinn, an diesem
geradeso wie sich nach oben das Substantielle fortsetzt in der physischen Grundlage
Vorteil. Und dieses Hängen an diesem Vorteil ist dasjenige, was
des Ätherischen, des Astralen, so setzt es sich nach unten fort und wird da wiederum
eigentlich den ganzen volkswirtschaftlichen Prozeß hervorbringt, was
unsichtbar." {{Lit|{{G|102|169f}}}}
die Kraft in ihm ist. Es ist dasjenige, was beim physikalischen Arbeitsprozeß
die Masse darstellt." {{Lit|{{G|340|144}}}}
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== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', [[GA 102]] (2001)
#Rudolf Steiner: ''Nationalökonomischer Kurs'', [[GA 340]] (2002), ISBN 3-7274-3400-7 {{Vorträge|340}}
#Rudolf Steiner: ''Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt'', [[GA 203]] (1989)


{{GA}}
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[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Sinne]]
[[Kategorie:Soziales Leben]] [[Kategorie:Wirtschaft]]

Version vom 27. März 2014, 14:43 Uhr

Gewinnstreben im volkswirtschaftlichen, nicht im moralischen Sinn, ist der Motor des Wirtschaftslebens. Nach Rudolf Steiner ist der Gewinn volkswirtschaftlich gesehen dasjenige, was im physikalischen Prozess die Masse ist.

Zeichnung 6

"Nun handelt es sich darum, daß wir, wenn wir irgend bearbeitete Natur oder gegliederte Arbeit im volkswirtschaftlichen Prozeß drinnen haben, daß wir dann untersuchen müssen, was gewissermaßen diese volkswirtschaftlichen Elemente in Bewegung, in Zirkulation bringt. Es ist gestern an einer andern Stelle darauf aufmerksam gemacht worden, daß man ja in das volkswirtschaftliche Denken hineinbringen sollte die Arbeit, die im Wirtschaftsprozeß tätig ist, ebenso wie zum Beispiel der Physiker die Arbeit in sein physikalisches Denken hineinbringt. Da muß dann gesagt werden: Ja, der Physiker bringt in sein physikalisches Denken die Arbeit dadurch hinein, daß er eine Formel sich ausbildet, in der Masse und Geschwindigkeit ist. - Nicht wahr, Masse aber ist etwas, was wir durch die Waage bestimmen. Wir haben also eine Möglichkeit, die Masse durch die Waage zu bestimmen. Ohne daß wir die Masse durch die Waage bestimmen könnten, hätten wir nichts, was da fortschreitet im physikalischen Arbeitsprozeß. Die Frage muß für uns entstehen: Ist nun etwas Ähnliches auch vorhanden im volkswirtschaftlichen Prozeß, so daß die Arbeit den Dingen Wert erteilt und auch später das geistige Eingreifen wieder den Dingen Wert erteilt? Ist im volkswirtschaftlichen Prozeß etwas drinnen, das sich vergleichen läßt gewissermaßen mit dem Gewichte, das irgendein Gegenstand hat, wenn man bei ihm reden will von physikalischer Arbeit? Nun, wenn ich einfach schematisch aufzeichne den Fortgang der volkswirtschaftlichen Einzelprozesse, so zeigt mir das, daß etwas da sein muß, das die ganze Sache in Bewegung bringt, das gewissermaßen die volkswirtschaftlichen Elemente von hier (siehe Zeichnung 6) nach hier drückt. Und die Sache würde noch bestimmter sein, wenn nicht nur von hier nach hier gedrückt würde, sondern wenn auch extra von der anderen Seite eine Saugwirkung stattfinden würde, wenn also das Ganze durch eine im volkswirtschaftlichen Prozeß befindliche Kraft weitergetrieben würde. Dann müßte in diesem volkswirtschaftlichen Prozeß etwas da sein, was weitertreibt.

Nun, was ist das, was da weitertreibt? Ich habe es Ihnen gerade vorhin gezeigt, daß fortwährend gewisse Kräfte entstehen, sowohl beim Käufer wie beim Verkäufer; bei jedem, der mit dem anderen etwas zu tun hat im volkswirtschaftlichen Prozeß, gar nicht im moralischen Sinn, sondern im rein volkswirtschaftlichen Sinn, entsteht Vorteil und Gewinn. So daß es keine Stelle im volkswirtschaftlichen Prozeß gibt, wo nicht von Vorteil und Gewinn gesprochen werden muß. Und dieser Gewinn, der ist nicht etwas bloß Abstraktes; dieser Gewinn, an dem hängt das unmittelbare wirtschaftliche Begehren des Menschen und muß daran hängen. Ob der Betreffende Käufer oder Verkäufer ist, es hängt sein wirtschaftliches Begehren an diesem Gewinn, an diesem Vorteil. Und dieses Hängen an diesem Vorteil ist dasjenige, was eigentlich den ganzen volkswirtschaftlichen Prozeß hervorbringt, was die Kraft in ihm ist. Es ist dasjenige, was beim physikalischen Arbeitsprozeß die Masse darstellt." (Lit.: GA 340, S. 144)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Nationalökonomischer Kurs, GA 340 (2002), ISBN 3-7274-3400-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.