Zehn Gebote und René Descartes: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Rembrandt Harmensz. van Rijn 079.jpg|thumb|Der gehörnte<ref>Der beiden "Hörner" des Moses sind nach [[Rudolf Steiner]] ein Hinweis auf die [[zweiblättrige Lotosblume]], das [[Stirnchakra]].</ref> ''Moses mit den Gesetzestafeln'', von [[Wikipedia:Rembrandt van Rijn|Rembrandt Harmensz van Rijn]], 1659]]
[[Bild:Descartes.jpg|thumb|René Descartes in einem Portrait von Frans Hals, 1648]]
Die '''Zehn Gebote''', auch '''Dekalog''' (von {{ELSalt|δεκα}} ''deka'' „zehn“ und {{lang|grc|λoγoς}} ''[[logos]]'' „[[Wort]]“) sind eine Liste religiöser und [[Ethik|ethischer]] Regeln, die im [[Judentum]] und im [[Christentum]] eine grundlegend wichtige Bedeutung haben.
'''René Descartes''', [[Latinisierung|latinisiert]] ''Renatus Cartesius'', (* 31. März 1596 in [[Wikipedia:Descartes (Frankreich)|La Haye]], Frankreich; † 11. Februar 1650 in [[Wikipedia;Stockholm|Stockholm]], [[Wikipedia:Schweden|Schweden]]) war ein [[Philosoph]], [[Mathematiker]] und Naturwissenschaftler.


{{GZ|Was zeigen uns diese Zehn Gebote vor allen
Descartes wird als „Vater der neueren Philosophie“ bezeichnet, denn er begründete den von der [[Vernunft]] überzeugten modernen [[Rationalismus]]. Die Richtung des Denkens, die Descartes beeinflusste, wird auch [[Cartesianismus]] genannt.
Dingen? Wir werden sehen, sie zeigen uns überall, nicht nur in dem
ersten Teil, sondern auch in dem letzten Teil, wo es scheinbar verborgen
ist, daß durch Moses zu dem jüdischen Volke gesprochen
wird in dem Sinne, daß jene Macht nunmehr bei dem jüdischen Volke
sein soll, die sich im brennenden Dornbusch dem Moses angekündigt
hat mit den Worten als der Bezeichnung seines Namens: «Ich bin
der Ich bin!» - «Ehjeh asher ehjeh!» Hingewiesen ist darauf, daß
die anderen Völker in der Entwickelung unserer Erde jenes «Ich
bin», den eigentlichen Urgrund des vierten Teiles der menschlichen
Wesenheit, nicht so intensiv, so klar haben erkennen können, wie
das jüdische Volk das erkennen soll. Jener Gott, der einen Tropfen
seines Wesens in den Menschen gegossen hat, so daß das vierte Glied
der menschlichen Wesenheit der Träger dieses Tropfens wurde, der
Ich-Träger, jener Gott wird zum ersten Male seinem Volke bewußt
durch Moses.|107|118}}


Die Zehn Gebote sind zweifach im [[Altes Testament|Alten Testament]] ([[Wikipedia:2._Buch_Mose|Exodus]] 20,2-17; [[Wikipedia:5._Buch_Mose|Deuteronomium]] 5,6-21) überliefert und haben dort als einzige direkte Niederschrift durch den Finger [[Gott]]es ([[Wikipedia:2._Buch_Mose|Ex]] 31,18) - der Rest der Gesetze wird als ein Diktat Gottes an [[Mose]] geschildert - höchste Geltung und [[heilig|Heiligkeit]]. Sie wurden von Gott selber auf zwei steinernen [[Wikipedia:Gesetzestafeln|Gesetzestafeln]] geschrieben.  
== Lebenslauf ==
Descartes genoss seine Schulausbildung bei den [[Jesuiten]] von [[La Flèche]], durch die er mit der Philosophie der [[Scholastik]] und der Denkweise des [[Humanismus]] in Berührung kam. Nach dem Abschluss der Schule studierte er Recht an der Universität von [[Poitiers]].
Von [[1618]] an nahm er an Feldzügen des [[Moritz von Nassau]] und später [[Maximilian I. (Bayern, Kurfürst)|Maximilians von Bayern]] teil. Während dieser Zeit widmete er sich vorwiegend mathematischen Studien, dabei definierte er das nach ihm benannte [[Kartesisches Koordinatensystem|Kartesische Koordinatensystem]] und leistete auch wichtige Vorarbeiten zur [[Analysis]].


Bei der Zählung der Gebote gibt es im [[Judentum]] und in den [[Christentum|christlichen]] Kirchen unterschiedliche Traditionen. Alle Zählungen sind sich in der Zehnzahl einig; schon das AT spricht von den "Zehn Worten". [[Jesus von Nazareth]] hat die Zehn Gebote in einem Doppelgebot zusammengefasst: dem der [[Gottesliebe]] (Gebot 1-3) und dem der [[Nächstenliebe]] (Gebot 4-10). Im [[Frühchristentum]] wurde der griechische Begriff '''Dekalog''' geprägt.
Er machte einige Reisen durch Europa und ließ sich [[1625]] in Paris nieder, wo er wissenschaftlich arbeitete und in regem Kontakt zu dem Kreis von Intellektuellen um seinen alten Schulfreund [[Marin Mersenne]] stand. Bereits drei Jahre später ging er hauptsächlich wegen des dort herrschenden liberalen Klimas in die [[Niederlande]]. [[1649]] lud ihn Königin [[Christine von Schweden]] nach Stockholm ein, wo er kurze Zeit später starb.


{{GZ|Die
== Philosophie ==
Zehn Gebote sind, wenn wir näher darauf eingehen, in einer ganz
=== Methode ===
besonderen Weise aufgebaut. Von den zehn sind nur drei so gebaut,
Die Methode des philosophischen Denkens wird in den „Abhandlungen über die  Methode“ - „[[Wikipedia:Discours de la méthode|Discours de la méthode]]“ – angekündigt. Das Werk wurde [[1637]] anonym in [[Leiden (Stadt)|Leiden]] herausgegeben. In einer späteren, posthum veröffentlichten, unvollendeten Abhandlung  stellt Descartes vier Regeln auf, nach denen man vorgehen müsse, um zum wahren Wissen zu gelangen:
daß es heißt: Du sollst etwas tun. - Die anderen sieben sind so gebaut,
# Nichts für wahr halten, was nicht  so klar und deutlich erkannt  worden ist, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
daß man sagt: Du sollst nicht. - Daraus geht hervor, daß die Weltenmächte
# Schwierige Probleme in Teilschritten  erledigen
viel mehr Notwendigkeit sehen, den Menschen moralische
# Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten
Gesetze zu geben, die sagen: Du sollst etwas nicht tun —, als solche, die
# Stets prüfen, ob in der Untersuchung Vollständigkeit erreicht sei
sagen: Du sollst etwas tun. - Denn das, was geboten wird, nicht zu tun,
verhält sich zu dem, was geboten wird, zu tun, wie sieben zu drei. Wir
können also sagen: Die Moralität muß im allgemeinen in der Menschennatur
so wirken, daß sie sich besonders auf den Standpunkt
stellt, zu sagen: Du sollst etwas nicht.


Wir können dies Verhältnis sieben zu drei in den Zehn Geboten
=== Erkenntnistheorie ===
näher vergleichen. Wenn wir die sieben betrachten, die besagen: Du
Die neue Erkenntnistheorie wird in den Meditationen (''Meditationes de prima philosophia'', [[1641]]) vorgestellt. Insgesamt sind 6 Meditationen vorhanden.
sollst etwas nicht tun -, so beziehen sich diese alle auf Dinge der
äußeren Welt, auf das, was man nicht tun soll in der physischen Welt;
dagegen beziehen sich die drei Gebote, die das «Du sollst» enthalten,
eigentlich auf dasjenige, was über die physische Welt hinausgeht. Da
heißt es: Du sollst an einen einzigen Gott glauben -, Du sollst den
Namen dieses Gottes nicht mißbrauchen - und so weiter. Daraus
sehen wir, daß in bezug auf die eigentlich geistigen Angelegenheiten
der Seele die Gebote positiv sind; dagegen haben alle Gebote, welche
sich auf eigentliches moralisches Verhalten im äußeren physischen
Leben beziehen, ein «Du sollst nicht». Wenn wir nämlich auch vermeinen,
das vierte Gebot «Du sollst deinen Vater und deine Mutter
ehren, auf daß du lange lebest auf Erden» sei positiv, so spüren wir
doch, daß es im Grunde genommen einen stark negativen Charakter
hat, wie die anderen sechs Gebote auch. Es ist eine Art Übergangsgebot,
das sich zwar auf die physische Welt bezieht, aber gleichwohl von
dieser physischen Welt schon hinaufführt in die geistige Welt [...]


Wir müssen auf dem okkulten Erkenntnispfad
Entsprechend Descartes Methode des philosophischen Denkens handelt der erste Abschnitt über „das, woran man zweifeln kann“. Die gängige Annahme, dass wissenschaftliche Erkenntnis aus der sinnlichen Wahrnehmung und dem Denken entspringe, muss  hinterfragt werden. Keiner der beiden Quellen darf ungeprüft Vertrauen geschenkt werden. Unsere Sinne haben uns schon oft getäuscht, beispielsweise durch optische Täuschungen oder durch Wahrnehmungen im Traum. Aber auch dem Denken darf nicht ungeprüft vertraut werden, denn ein böser Dämon könnte so auf mich einwirken, dass ich in meinem Denken zu falschen Schlüssen käme. So ist es zunächst notwendig, an allem zu zweifeln.
unser ganzes Erkennen moralisieren, unsere sonst bloß
theoretischen Erkenntnisgesetze müssen innerliche Moralgesetze
werden. - Es muß also dasjenige, was sich vorzugsweise auf den
physischen Plan bezieht, wenn der Mensch durch innere Erkenntnis
der Dinge ihm gegenübersteht, so werden, daß er das, was unmittelbar
vor ihm sich ausbreitet, auslöscht, daß er sagt: Ich lösche es aus, so wie
die niederen Neigungen ausgelöscht werden, wenn das moralische
«Du sollst nicht» ruft. - In der Tat wird aus diesem Grunde in jeder
wahrhaften Schilderung des Erkenntnispfades darauf hingewiesen, daß
man durch Veredelung der moralischen Impulse die Erkenntniskräfte
am sichersten in die höhere Welt hinaufhebt.|143|45ff}}


Die beiden Fassungen in [[Wikipedia:2._Buch_Mose|Exodus]] und [[Wikipedia:5._Buch_Mose|Deuteronomium]] unterscheiden sich in 20 Punkten, wovon 13 Zusätze im [[Wikipedia:5._Buch_Mose|Deuteronomium]] sind. Wichtig ist vor allem der Unterschied in der Begründung des Sabbatgebots: Das Ruhen Gottes nach der [[Schöpfung]] am siebten Tag in [[Wikipedia:2._Buch_Mose|Exodus]] bzw. die Herausführung der Juden aus der Sklaverei, dem [[Wikipedia:Auszug aus Ägypten|Auszug aus Ägypten]], im [[Wikipedia:5._Buch_Mose|Deuteronomium]].
2. Meditation: Wenn ich aber zweifle oder getäuscht werde, so kann ich nicht daran zweifeln, '''dass ich zweifle''' bzw. '''dass ich es bin''', der zweifelt oder getäuscht wird, d.h. ich denke, ich bin bewusst. Anders formuliert, wenn ich an allem (in der Welt) zweifle, ist der Zweifel selbst das einzige, dessen ich mir absolut sicher sein kann. Der Zweifel bestätigt mir also insofern mein eigenes Denken, mein Bewusstsein, als sicher. Der erste unbezweifelbare Satz heißt also: „Ich zweifle (denke), also bin ich“. Er ist, so Descartes, „notwendig wahr, sooft ich ihn ausspreche oder denke“. Descartes analysiert dieses ''Ich'' weiter, und bestimmt es als ein urteilendes, denkendes Ding: als ''res cogitans''.


Das [[Judentum]], die [[Wikipedia:Orthodoxe Kirchen|orthodoxe]] und [[Wikipedia:Reformierte Kirche|reformierte]] Kirche sowie die [[Wikipedia:Römisch-katholische Kirche|katholische]] und [[Wikipedia:Martin Luther|lutherisch]]e  Kirche (beide basierend auf [[Wikipedia:Augustinus von Hippo|Augustinus von Hippo]]) haben jeweils unterschiedliche Aufteilungen und Zählungen:
[[Aurelius Augustinus]] (354-430) hat die Gedankenführung  des ''cogito ergo sum'' bereits formuliert: ''si enim fallor, sum. nam qui non est, utique nec falli potest'' („Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich jedenfalls auch nicht täuschen.“ Vom Gottesstaat 11,26).


{| border="1" cellpadding="2" cellspacing="0"
Zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse geht Descartes davon aus, dass alles wahr ist, was klar und deutlich erkannt werden kann. Dazu muss aber bewiesen werden, dass es keinen betrügenden Gott gibt, der täuscht. Darauf wendet Descartes folgende Argumentation an:
|-----
| &nbsp; || Jüdische Zählung || Orthodoxe und Reformierte Zählung
| Augustinisch-Lutheranische Zählung
|-----
| Einleitung
| Und Gott sprach all diese Worte und sagte
| Und Gott sprach all diese Worte und sagte<br>
"Ich bin der Herr, dein Gott."
| Und Gott sprach all diese Worte und sagte<br>
"Ich bin der Herr, dein Gott."
|-----
| Das 1. Wort || "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Hause der Knechte."
| "Du sollst nicht andere Götter haben neben mir."
| "Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht."
|-----
| Das 2. Wort
| "Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht."
| "Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht."
| "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht."
|-----
| Das 3. Wort
| "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht."
| "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht."
| "Du sollst den Feiertag heiligen."
|-----
| Das 4. Wort || "Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest"
| "Du sollst den Feiertag heiligen."
| "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden."
|-----
| Das 5. Wort
| "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden."
| "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden."
| "Du sollst nicht töten."
|-----
| Das 6. Wort || "Du sollst nicht töten."
| "Du sollst nicht töten." || "Du sollst nicht ehebrechen."
|-----
| Das 7. Wort || "Du sollst nicht ehebrechen."
| "Du sollst nicht ehebrechen." || "Du sollst nicht stehlen."
|-----
| Das 8. Wort || "Du sollst nicht stehlen."
| "Du sollst nicht stehlen."
| "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten."
|-----
| Das 9. Wort
| "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten."
| "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten."
| "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus."
|-----
| Das 10. Wort
| "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist."
| "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist."
| "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist."
|}


(In der deuteronomistischen Fassung steht anders als in Exodus als 9. "Frau" und als 10. "Haus"; dafür ist wie oben beschrieben das erste Gebot aufgeteilt in [[Wikipedia:Monotheismus|Monotheismus]]gebot und [[Wikipedia:Bilderverbot|Bilderverbot]]).  
# Die [[Idee]] Gottes als vollkommenes Wesen impliziert die [[Existenz]] Gottes, denn  wäre Gott nicht existent, wäre er nicht vollkommen. (Hier folgt Descartes dem [[Anselm von Canterbury|anselmschen]] [[Gottesbeweis]])
# Eine Ursache kann nicht weniger vollkommen sein als ihre Wirkung. Da meine Vorstellung von Gott weit vollkommener ist als  meine eigene Vollkommenheit und Realität, kann ich daraus schließen, dass Gott existiert.


Ein Pendant zu den Zehn Geboten sind die [[Fünf Silas]] im [[Buddhismus]].  
=== Anti-Aristotelismus ===
Das [[Teleologie|teleologische]] Weltbild des [[Aristoteles]] wird ersetzt durch ein [[Kausalismus|kausalistisches]], in dem sich innerhalb der Objektwelt (der Welt der ''res extensa'' also) alles notwendig durch Druck und Stoß ergibt. Diese Gedankenbewegung ist von fundamentaler Wichtigkeit für die modernen Erfahrungswissenschaften.


Um den tieferen Sinn der Zehn Gebote und ihrer besonderen Beziehung zum [[Ich]] des [[Mensch]]en zu enthüllen, hat [[Rudolf Steiner]] folgende Übersetzung gegeben:
Die aristotelische Hervorhebung des [[Organisch|Organischen]] negiert Descartes. Selbst der menschliche Körper wird einmal als bloße „Gliedermaschine“, dann wieder als „Leichnam“ beschrieben. Auch diese nüchterne Betrachtung hat eine Fortsetzung in den heutigen Vergleichen von Computern mit Menschen.


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Kurioserweise erklärt er indirekt in der zweiten Meditation – ganz aristotelisch – die Seele als das, was den Unterschied zwischen einem Leichnam und einem lebenden Menschen ausmacht.  
"Erstes Gebot. Ich bin das ewig Göttliche, das du in dir empfindest.
Descartes hat [[Aristoteles]] selbst allerdings kaum rezipiert, sehr wohl aber die Schriften der [[Scholastik]], die sich auf Aristoteles beruft.
Ich habe dich aus dem Lande Ägypten geführt, wo du nicht Mir in
dir folgen konntest. Fortan sollst du andere Götter nicht über Mich
stellen. Du sollst nicht als höhere Götter anerkennen, was dir eine
Abbildung zeigt von etwas, das oben am Himmel scheint, das
aus der Erde heraus oder zwischen Himmel und Erde wirkt. Du sollst
nicht anbeten, was von alledem unter dem Göttlichen in dir ist. Denn
Ich bin das Ewige in dir, das hineinwirkt in den Leib und daher
auf die kommenden Geschlechter wirkt. Ich bin ein fortwirkendes
Göttliches. Wenn du Mich nicht in dir erkennst, werde Ich als dein
Göttliches verschwinden bei Kindern und Enkeln und Urenkeln, und
deren Leib wird veröden. Wenn du Mich in dir erkennst, werde Ich
bis ins tausendste Geschlecht als Du fortleben, und die Leiber deines
Volkes werden gedeihen.


Zweites Gebot. Du sollst nicht im Irrtum von Mir in dir reden;
=== Dualismus ===
denn jeder Irrtum über das Ich in dir wird deinen Leib verderben.
Für Descartes teilt sich Seiendes in ''res extensae'' und ''res cogitantes'': in eine Objekt- und eine Gedankenwelt, in Leib und Seele, Körper und Geist. Er betont dabei, dass unter [[Seele]] nicht ein quasi Körperliches („ein feines Etwas, nach Art eines Windes, Feuers oder Äthers“, vgl. [[Immanuel Kant|Kants]] „Seelending“) zu verstehen sei, also eben nicht die vulgärreligiöse Vorstellung eines herumschwirrenden Geistes.


Drittes Gebot. Du sollst Werktag und Feiertag scheiden, auf daß
Eine ''res extensa'' ist ein physischer Körper, hat somit Ausdehnung, ist teilbar, dekomponierbar, zerstörbar, unterliegt den Regeln der Kausalität. Die ''res cogitans'' dagegen ist ausdehnungslos, unteilbar, unsterblich und verfügt über ein von ihm untrennbares und – auch im massivsten Zweifel – nicht aufkündbares Denken.
dein Dasein Bild Meines Daseins werde. Denn was als Ich in dir lebt,
hat in sechs Tagen die Welt gebildet und lebte in sich am siebenten
Tage. Also soll dein Tun und deines Sohnes Tun und deiner Tochter
Tun und deiner Knechte Tun und deines Viehes Tun und dessen,
was sonst bei dir ist, nur sechs Tage dem Äußeren zugewandt sein;
am siebenten Tage aber soll dein Blick Mich in dir suchen.


Viertes Gebot. Wirke fort im Sinne deines Vaters und deiner Mutter,
Dieser [[Dualismus]] führt allerdings zu einem zentralen [[Leib-Seele-Problem|Problem]], nämlich zur Frage nach der Verbindung zwischen diesen radikal unterschiedlichen Seiten. Descartes sieht diesen Übergang in einer von [[Gott]] gefügten Verbindung über die [[Zirbeldrüse]].
damit dir als Besitztum verbleibt das Eigentum, das sie sich durch
die Kraft erworben haben, die Ich in ihnen gebildet habe.


Fünftes Gebot. Morde nicht.
Fraglich ist, inwieweit dieser radikale Dualismus Descartes erst von seinen Interpreten nachträglich zugesprochen wurde. In seinem Briefwechsel mit [[Elisabeth von Herford|Elisabeth von Böhmen]] führt er nämlich neben den irreduziblen Begriffen von Körper und Seele auch noch den Begriff der Verbindung von Körper und Seele an. So wie der Körper vor allem durch die Mathematik erfasst wird und die Seele von der Metaphysik, so versteht man die Verbindung von Körper und Seele, indem man aufmerksam sein eigenes alltägliches Leben verfolgt.


Sechstes Gebot. Brich nicht die Ehe.
===[[Physiologie]]: Mensch als Maschine===


Siebentes Gebot. Stehle nicht.
Für Descartes waren physiologische Modellvorstellungen integraler Bestanteil seiner [[Philosophie]]. Er reduzierte den lebenden Organismus des Menschen auf dessen [[Mechanik]] und wurde damit zum Begründer der neuzeitlichen ''[["Iatrophysik"]]'', in dem Menschenmodelle und (versuchte oder gedachte) Konstruktionen von Menschenautomaten eine wichtige Rolle spielten. Aus Furcht vor [[Inquisition]] veröffentlichte Descartes seine Schrift "Über den Menschen" (''Traité de l'homme'', [[1632]]) zeilebens nicht, sie erschien erst [[1662]] unter dem Titel ''"De homine"''.


Achtes Gebot. Setze den Wert deines Mitmenschen nicht herab,
== Wirkungsgeschichte ==
indem du Unwahres von ihm sagst.
Die Philosophie Descartes' hat die nachfolgende Zeit bis in unsere Gegenwart stark beeinflusst, vorwiegend dadurch, dass in ihr Klarheit und Differenziertheit des Denkens zur [[Maxime]] erhoben wird. Auch die Geisteshaltung des [[Szientismus]] geht zum Teil auf Descartes zurück.


Neuntes Gebot. Blicke nicht mißgönnend auf das, was dein Mitmensch
; G.W.F. Hegel
besitzt als Eigentum.
: In seinen Geschichtsvorlesungen lobt [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] Descartes ausdrücklich für seine philosophische Innovationskraft: Bei Descartes fange das neuzeitliche Denken überhaupt erst an, seine Wirkung könne nicht ausgebreitet genug dargestellt werden. Hegel kritisiert allerdings, dass Descartes die Unterscheidung zwischen [[Verstand]] und [[Vernunft]] noch nicht mache.
: In Descartes' archimedischem Denkpunkt des ''cogito ergo sum'' sieht Hegel einen Beleg dafür, dass Denken und Sein eine „unzertrennliche Einheit“ bilden (vgl [[Parmenides]]), weil an diesem Punkt Verschiedenheit und Identität zusammenfallen. Hegel übernimmt dieses Anfangen im reinen Denken für seine idealistische Systematik.


Zehntes Gebot. Blicke nicht mißgönnend auf das Weib deines Mitmenschen
; Friedrich Nietzsche
und auch nicht auf die Gehilfen und die anderen Wesen,
: Selbst [[Friedrich_Nietzsche|Nietzsche]] findet zunächst lobende Worte für Descartes, weil dessen Hinwendung zum Subjekt ein „Attentat auf den alten Seelenbegriff“ und somit ein „Attentat auf das Christentum“ sei. Descartes und die Philosophie nach ihm seien also „antichristlich, keineswegs aber antireligiös“. Er nennt Descartes den „Großvater der Revolution, welche der Vernunft allein die Autorität zuerkannte“. ''(Jenseits von Gut und Böse)''
durch die er sein Fortkommen findet." {{Lit|{{G|107|117f}}}}
: Nietzsche lehnt aber Descartes Dualismus ab und stellt ihm seine eigene monistische Theorie vom ''Willen zur Macht'' gegenüber. Er wehrt sich darüber hinaus gegen die „dogmatische Leichtfertigkeit des Zweifelns“, und deutet damit an, dass der radikale Zweifel nicht voraussetzungsfrei stattfinden könne. (Siehe weiter unten die Einwände von Peirce und Wittgenstein)
</div>


==Literatur==
; Martin Heidegger
* Hermann Deuser: Die zehn Gebote, Ditzingen 2002 (Reclam)
: [[Martin Heidegger|Heidegger]] sieht in Descartes den Schlüssel zur Wissenschaftsgenese der Neuzeit, die durch die (anti-aristotelische) Einklammerung der Qualitäten des Organischen und durch Fixierung auf die Quantifizierung der Objektwelt zur unheilvollen technischen Beherrschung der Welt schreite. Für Heidegger ist der Zweifelsansatz nur scheinbar neu, denn Descartes sei noch fest in der Scholastik verankert.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
: Im „cogito ergo sum“ sieht Heidegger die „Pflanzung eines verhängnisvollen Vorurteils“, denn Descartes erkunde zwar die cogitatio, nicht aber die „Ontologie des sum“.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}


{{GA}}
; Bertrand Russell
: Der frühanalytische Philosoph [[Bertrand_Russell|Bertrand Russell]] nennt Descartes in seiner ''History of Western Philosophy'' den ''Begründer der modernen Philosophie'', wendet aber negativ ein, dass er noch vielen [[Scholastik|scholastischen]] Ideen (z.B. [[Anselm_von_Canterbury|Anselms]] [[Gottesbeweis]]) verschrieben sei. Russell schätzt allerdings seinen zugänglichen Schreibstil und würdigt, dass Descartes als erster Philosoph seit [[Aristoteles]] ein völlig neues Denksystem errichtet habe. Er hebt dabei v.a. seinen radikalen Zweifelsansatz hervor.
: Russell hält Descartes' Erkenntnis für zentral, dass alle Objekte bzw. überhaupt jede Art von Gewissheit gedanklich vermittelt sind. Dieser Gedanke wird eine inhaltliche Superdominante bei den [[Rationalismus|Rationalisten]] einnehmen. Während die [[Idealismus|Idealisten]] diese Einsicht „triumphalistisch“ übernehmen, nehmen die britischen [[Empirismus|Empiristen]] sie bedauernd zur Kenntnis, so Russell.
: Russell kritisiert auch, dass „Ich denke“ als Prämisse ungültig sei. In Wirklichkeit müsste Descartes sagen: ''There are thoughts.'' Schließlich sei das Ich ja nicht gegeben.


==Weblinks==
; Blaise Pascal
*[http://www.ekd.de/bekenntnisse/117_kleiner_katechismus.html Der Kleine Katechismus]
: [[Blaise_Pascal|Blaise Pascal]] lehnt die Gottesbeweise als rational unentscheidbar ab und kritisiert, dass Gott bei Descartes zum bloßen „Lückenbüßer“ verkommt, der die Verbindung zwischen ''res cogitans'' und ''res extensa'' parallelisierend herstellen müsse: ''„Der Gott Abrahams ist nicht der Gott der Philosophen,“'' schreibt Pascal in seinen ''Pensées''. Pascal wandelt Descartes' Dualismus in eine dreifach konnotierte Systematik ab: An die Seite von ''res extensa'' (Körperliches) und ''res cogitans'' (Gedankliches) stellt er das „Herz“ oder den „Geist des Feinsinnes“.
*[http://www.intratext.com/IXT/DEU0035/_P8J.HTM Katholischer Katechismus, Die Zehn Gebote]
*[http://de.wikibooks.org/wiki/Religionskritik-Naturglaube#Zehn_Gebote_der_Natur Zehn Gebote eines Glaubens an die Natur]


== Einzelnachweise ==
; Charles Sanders Peirce
<references/>
: [[Charles_Peirce|Charles Peirce]] hält Descartes' radikalen Zweifelsansatz in einem Punkt für übertrieben: Jeder formulierte Zweifel setze nämlich eine ''hinlänglich funktionierende Alltagssprache'' voraus. Auch [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling|Schelling]] schlägt in diese Kerbe: Sprache lasse sich nicht aus einer ersten vorsprachlichen Gewissheit heraus erst neu konstruieren, denn ''„wo würden wir beginnen?“''


[[Kategorie:Altes Testament]]
; Ludwig Wittgenstein
[[Kategorie:Zehn Gebote]]
: Auch [[Ludwig Wittgenstein]] wendet ein, dass ein absolut sicher gewusstes (vorsprachliches) Fundament gedanklich nicht vollständig einholbar sei, denn alles geschehe immer schon innerhalb eines präsupponierten Systems.
[[Kategorie:Tora]]
 
In der [[Physik]] gehen der erste [[Erhaltungssatz]] und das [[Brechungsgesetz]] auf ihn zurück. In der [[Mathematik]] beschäftigte er sich mit analytischer [[Geometrie]] (siehe dazu: [[Koordinatensystem|kartesische Koordinaten]]) und [[Gleichung]]en.
 
== Zitate ==
{{Wikiquote1|René Descartes}}
''Ich denke, also bin ich'' (lat. ''[[Cogito ergo sum|cogito ergo sum]]''). In der französischen Originalübersetzung: ''Je pense, donc je suis.''
 
Das vollständige Zitat lautet:
„Ich zweifle, also bin ich, oder was dasselbe ist, ich denke, also bin ich“
(dubito, ergo sum vel quod idem est, cogito, ergo sum).
 
»Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs«
*Die erste war: niemals eine Sache als wahr anzunehmen, die ich nicht als solche sicher und einleuchtend erkennen (évidemment connaître; certo et evidenter cognoscere) würde, da heißt sorgfältig die Übereilung und das Vorurteil zu vermeiden und in meinen Urteilen nur soviel zu begreifen, wie sich meinem Geist so klar und deutlich (clairement et distinctement; clare et distincte) darstellen würde, dass ich gar keine Möglichkeit hätte, daran zu zweifeln.
*Die zweite: jede der Schwierigkeiten, die ich untersuchen würde, in so viele Teile zu zerlegen (diverser) als möglich und zur besseren Lösung wünschenswert wäre.
*Die dritte: meine Gedanken zu ordnen; zu beginnen mit den einfachsten und fasslichsten Objekten und aufzusteigen allmählich und gleichsam stufenweise bis zur Erkenntnis der kompliziertesten, und selbst solche Dinge irgendwie für geordnet zu halten, von denen natürlicherweise nicht die einen den anderen vorausgehen.
*Und die letzte: überall so vollständige Aufzählungen und so umfassende Übersichten zu machen, dass ich sicher wäre, nichts auszulassen.
 
== Einwände gegen Descartes Philosophie ==
* Descartes meinte die '''Schnittstelle zwischen Leib und Seele''' wäre in der [[Zirbeldrüse]] zu finden, dem einzigen unpaarigen Organ des Gehirns. Entgegen der Vermutung Descartes', dass es irgendwo im Gehirn ein singuläres Zentrum geben müsse, in dem alle Informationen zusammenkommen und einer einheitlichen Interpretation zugeführt werden, - einen Ort an der Spitze der Verarbeitungspyramide, wo das innere Auge die Welt und sich selbst betrachtet. Entgegen dieser plausiblen Annahme erbrachte die Hirnforschung den Beweis, dass ein solches Zentrum nicht existiert.
* Descartes trennte noch nicht '''Geist und [[Bewusstsein]]'''. Für ihn war jedes menschliche Denken auch bewusstes Denken. Heute wird allgemein akzeptiert, dass viele Denkprozesse in unserem Gehirn [[unbewusst]] ablaufen und nur ein kleiner Teil in unser Bewusstsein gelangt.
* Descartes beschrieb mehrere grundlegende Substanzen, darunter die res cogitans, den Geist und die res extensa, die materiellen Dinge. Dabei '''habe der Geist keine Ausdehnung''' bzw. kein Volumen. Wenn man heute allgemein von der [[Information]] als dritter Grundsubstanz neben Energie und Materie redet, dann ist noch nicht klar, ob Information eine eigenständige Substanz ist oder ''nur'' eine Eigenschaft von Materie und Energie. Da bislang Information nie als reine, nackte Information nachgewiesen wurde, wird Descartes Vorstellung, dass Information (und damit auch Geist) keine Ausdehnung hat, als falsch angesehen. Das besondere an der Information ist, dass dieselbe Information auf verschiedenen materiellen oder energetischen Informationsträgern vorkommen kann und somit eine gewisse, aber eben keine völlige Unabhängigkeit von Materie und Energie gewinnt.
* ''Anmerkung'': Den Informationsbegriff sollte man nicht ohne Weiteres auf Descartes' Ontologie übertragen. Die ''res cogitans'' ist wichtig zum Verständnis von Descartes' religiösem Seelen- und Gottesverständnis. Information und Geist sollte man nicht einfach gleichsetzen! Außerdem ist es fraglich, ob die moderne Physik von Energie und Materie als ''Grundsubstanzen'' reden würde. Das sind metaphysische Fragen, die einer längeren Erörterung bedürfen.
* Für Descartes hatten Tiere keine [[Seele]]. Er hielt sie für bloße Maschinen.
* ''Anmerkung'': In seinem [[Discours de la méthode]] schreibt Descartes schon in der Einleitung, dass er im fünften Teil den Unterschied zwischen der ''tierischen'' und ''menschlichen Seele'' beschreiben will. Dort lässt er dann die Möglichkeit offen, dass Tiere eine Seele haben, deren Natur jedoch ganz verschieden von derjenigen der Menschen sein müsse.
* Descartes Gottesbeweis wurde von [[Immanuel_Kant|Kant]] widerlegt.
* [[Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel|Hegel]] kritisierte [[Immanuel_Kant|Kant]] und entwickelte Descartes’ Gottesbeweis weiter (1831).
 
== Werke ==
* ''Musicae compendium'' ([[1618]])
* ''Regulae ad directionem ingenii'' (ca. [[1628]])
* ''[[Discours de la méthode]] pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences''. [[1637]] („Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung“)
**Anhänge: Dioptrique
**Meteorologie
**La Géométrie (die Grundlegung der neuzeitlichen Mathematik)
* ''Meditationes de prima philosophia''. [[1641]] („[[Meditation]]en über die Grundlagen der Philosophie“ - eines der Hauptwerke des [[Rationalismus]].)
* ''Principia philosophiae''. [[1644]] („Die Prinzipien der Philosophie“)
* ''Inquisitio veritatis per lumen naturale'' (ca. [[1647]])
* ''Les Passions de l'âme'' (1649) (''Die Leidenschaften der Seele'')
* ''De homine'' (posth. [[1662]])
 
== Literatur ==
=== Einführungen ===
* Perler, Dominik (1998). ''Rene Descartes'', München 1998 (Beck'sche Reihe Denker). (sehr empfehlenswert als Überblick über Descartes' Werk und seine Voraussetzungen und zur Einführung), ISBN 3406419429
* Specht, Rainer (2001). ''Rene Descartes'' (9. Aufl.). Reinbek b. Hamb.: Rowohlt (Behandelt vor allem die Biographie und die Zeithintergründe, weniger das Werk) (rororo Monographien Nr. 50117). ISBN 3499501171
*Peter Prechtl: ''Descartes zur Einführung'', Hamburg: Junius, 2004, 2. Auflage, ISBN 3885069261
 
=== Weiteres ===
* [http://www.leistungsschein.de/archiv/philosophie/arbeiten/Hager_Maik_Descartes_Intuition.pdf Hager, Maik, Zur Definition und Interpretation des Begriffs Intuition in René Descartes' Regulae ad directionem ingenii, TU Berlin WiSe 2001/2002 (www.leistungsschein.de).]
* Perler, Dominik (1996). ''Repräsentation bei Descartes'' Freiburg 1996 (Klostermann), ISBN 3465029100
* Röd, Wolfgang, Die Genese des Cartesianischen Rationalismus, 3. Aufl., München 1995, ISBN 340639342X
* Schultz, Uwe (2001). ''Descartes''. Europäische Verlagsanstalt. ISBN 3434505067
* Williams, Bernard (1996). ''Descartes: Das Vorhaben der reinen philosophischen Untersuchung'' (3. Aufl.). Weinheim: Beltz Athenäum. (Orig. ersch. 1978), ISBN 3895471038
 
== Weiterführende Informationen ==
 
''Siehe auch:'' [[Leib-Seele-Problem]], [[Gottesbeweis]], [[Skeptizismus]], [[Szientismus]], [[logistica speciosa]], [[Genius malignus]]; [[Franciscus Vieta]], [[Ikone (Medien)]]
 
=== Nach Descartes benannt ===
*[http://descartes.sourceforge.net/ descartes] Ein open-source-Funktionenplotter, benannt nach Descartes als Erfinder des [[Koordinatensystem]]s
*[[Cartesischer Taucher]] Bezeichnet ein Objekt, welches auftauchen, abtauchen oder im Wasser schweben kann.
 
=== Weblinks ===
* {{PND|118524844}}
* [http://www.wright.edu/cola/descartes/ Die ''Meditationes de prima philosophia''] (lateinisch, englisch und französisch)
* [http://etext.lib.virginia.edu/etcbin/browse-mixed-french?id=DesMeth&tag=public&images=images/modeng&data=/lv1/Archive/french-parsed ''Discours de la méthode''] (französisch)
* [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost17/Descartes/des_intr.html Descartes in der Bibliotheca Augustana] (lateinisch)
* [http://www.zum.de/Faecher/D/SH/descdisc.htm ''Meditationen über die Grundlagen der Philosophie''] (Auszug aus der 4. Meditation auf deutsch)
* [http://www.renedescartes.com/rene_descartes_bibliography_001.htm Bibliographie lieferbarer Bücher]
* [http://www.club-dialektik.de/texte/ich_denke_also_bin_ich.html Descartes ''Ich denke, also bin ich''] Symposionsvortrag des Club Dialektik
* [http://www.museumonline.at/1999/schools/classic/spittaladdrau/NonFrame/HTML/chemiker/R.%20Descartes.htm Museum Online über Descartes]
 
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Version vom 6. September 2006, 11:57 Uhr

René Descartes in einem Portrait von Frans Hals, 1648

René Descartes, latinisiert Renatus Cartesius, (* 31. März 1596 in La Haye, Frankreich; † 11. Februar 1650 in Stockholm, Schweden) war ein Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.

Descartes wird als „Vater der neueren Philosophie“ bezeichnet, denn er begründete den von der Vernunft überzeugten modernen Rationalismus. Die Richtung des Denkens, die Descartes beeinflusste, wird auch Cartesianismus genannt.

Lebenslauf

Descartes genoss seine Schulausbildung bei den Jesuiten von La Flèche, durch die er mit der Philosophie der Scholastik und der Denkweise des Humanismus in Berührung kam. Nach dem Abschluss der Schule studierte er Recht an der Universität von Poitiers. Von 1618 an nahm er an Feldzügen des Moritz von Nassau und später Maximilians von Bayern teil. Während dieser Zeit widmete er sich vorwiegend mathematischen Studien, dabei definierte er das nach ihm benannte Kartesische Koordinatensystem und leistete auch wichtige Vorarbeiten zur Analysis.

Er machte einige Reisen durch Europa und ließ sich 1625 in Paris nieder, wo er wissenschaftlich arbeitete und in regem Kontakt zu dem Kreis von Intellektuellen um seinen alten Schulfreund Marin Mersenne stand. Bereits drei Jahre später ging er hauptsächlich wegen des dort herrschenden liberalen Klimas in die Niederlande. 1649 lud ihn Königin Christine von Schweden nach Stockholm ein, wo er kurze Zeit später starb.

Philosophie

Methode

Die Methode des philosophischen Denkens wird in den „Abhandlungen über die Methode“ - „Discours de la méthode“ – angekündigt. Das Werk wurde 1637 anonym in Leiden herausgegeben. In einer späteren, posthum veröffentlichten, unvollendeten Abhandlung stellt Descartes vier Regeln auf, nach denen man vorgehen müsse, um zum wahren Wissen zu gelangen:

  1. Nichts für wahr halten, was nicht so klar und deutlich erkannt worden ist, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
  2. Schwierige Probleme in Teilschritten erledigen
  3. Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten
  4. Stets prüfen, ob in der Untersuchung Vollständigkeit erreicht sei

Erkenntnistheorie

Die neue Erkenntnistheorie wird in den Meditationen (Meditationes de prima philosophia, 1641) vorgestellt. Insgesamt sind 6 Meditationen vorhanden.

Entsprechend Descartes Methode des philosophischen Denkens handelt der erste Abschnitt über „das, woran man zweifeln kann“. Die gängige Annahme, dass wissenschaftliche Erkenntnis aus der sinnlichen Wahrnehmung und dem Denken entspringe, muss hinterfragt werden. Keiner der beiden Quellen darf ungeprüft Vertrauen geschenkt werden. Unsere Sinne haben uns schon oft getäuscht, beispielsweise durch optische Täuschungen oder durch Wahrnehmungen im Traum. Aber auch dem Denken darf nicht ungeprüft vertraut werden, denn ein böser Dämon könnte so auf mich einwirken, dass ich in meinem Denken zu falschen Schlüssen käme. So ist es zunächst notwendig, an allem zu zweifeln.

2. Meditation: Wenn ich aber zweifle oder getäuscht werde, so kann ich nicht daran zweifeln, dass ich zweifle bzw. dass ich es bin, der zweifelt oder getäuscht wird, d.h. ich denke, ich bin bewusst. Anders formuliert, wenn ich an allem (in der Welt) zweifle, ist der Zweifel selbst das einzige, dessen ich mir absolut sicher sein kann. Der Zweifel bestätigt mir also insofern mein eigenes Denken, mein Bewusstsein, als sicher. Der erste unbezweifelbare Satz heißt also: „Ich zweifle (denke), also bin ich“. Er ist, so Descartes, „notwendig wahr, sooft ich ihn ausspreche oder denke“. Descartes analysiert dieses Ich weiter, und bestimmt es als ein urteilendes, denkendes Ding: als res cogitans.

Aurelius Augustinus (354-430) hat die Gedankenführung des cogito ergo sum bereits formuliert: si enim fallor, sum. nam qui non est, utique nec falli potest („Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich jedenfalls auch nicht täuschen.“ Vom Gottesstaat 11,26).

Zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse geht Descartes davon aus, dass alles wahr ist, was klar und deutlich erkannt werden kann. Dazu muss aber bewiesen werden, dass es keinen betrügenden Gott gibt, der täuscht. Darauf wendet Descartes folgende Argumentation an:

  1. Die Idee Gottes als vollkommenes Wesen impliziert die Existenz Gottes, denn wäre Gott nicht existent, wäre er nicht vollkommen. (Hier folgt Descartes dem anselmschen Gottesbeweis)
  2. Eine Ursache kann nicht weniger vollkommen sein als ihre Wirkung. Da meine Vorstellung von Gott weit vollkommener ist als meine eigene Vollkommenheit und Realität, kann ich daraus schließen, dass Gott existiert.

Anti-Aristotelismus

Das teleologische Weltbild des Aristoteles wird ersetzt durch ein kausalistisches, in dem sich innerhalb der Objektwelt (der Welt der res extensa also) alles notwendig durch Druck und Stoß ergibt. Diese Gedankenbewegung ist von fundamentaler Wichtigkeit für die modernen Erfahrungswissenschaften.

Die aristotelische Hervorhebung des Organischen negiert Descartes. Selbst der menschliche Körper wird einmal als bloße „Gliedermaschine“, dann wieder als „Leichnam“ beschrieben. Auch diese nüchterne Betrachtung hat eine Fortsetzung in den heutigen Vergleichen von Computern mit Menschen.

Kurioserweise erklärt er indirekt in der zweiten Meditation – ganz aristotelisch – die Seele als das, was den Unterschied zwischen einem Leichnam und einem lebenden Menschen ausmacht. Descartes hat Aristoteles selbst allerdings kaum rezipiert, sehr wohl aber die Schriften der Scholastik, die sich auf Aristoteles beruft.

Dualismus

Für Descartes teilt sich Seiendes in res extensae und res cogitantes: in eine Objekt- und eine Gedankenwelt, in Leib und Seele, Körper und Geist. Er betont dabei, dass unter Seele nicht ein quasi Körperliches („ein feines Etwas, nach Art eines Windes, Feuers oder Äthers“, vgl. Kants „Seelending“) zu verstehen sei, also eben nicht die vulgärreligiöse Vorstellung eines herumschwirrenden Geistes.

Eine res extensa ist ein physischer Körper, hat somit Ausdehnung, ist teilbar, dekomponierbar, zerstörbar, unterliegt den Regeln der Kausalität. Die res cogitans dagegen ist ausdehnungslos, unteilbar, unsterblich und verfügt über ein von ihm untrennbares und – auch im massivsten Zweifel – nicht aufkündbares Denken.

Dieser Dualismus führt allerdings zu einem zentralen Problem, nämlich zur Frage nach der Verbindung zwischen diesen radikal unterschiedlichen Seiten. Descartes sieht diesen Übergang in einer von Gott gefügten Verbindung über die Zirbeldrüse.

Fraglich ist, inwieweit dieser radikale Dualismus Descartes erst von seinen Interpreten nachträglich zugesprochen wurde. In seinem Briefwechsel mit Elisabeth von Böhmen führt er nämlich neben den irreduziblen Begriffen von Körper und Seele auch noch den Begriff der Verbindung von Körper und Seele an. So wie der Körper vor allem durch die Mathematik erfasst wird und die Seele von der Metaphysik, so versteht man die Verbindung von Körper und Seele, indem man aufmerksam sein eigenes alltägliches Leben verfolgt.

Physiologie: Mensch als Maschine

Für Descartes waren physiologische Modellvorstellungen integraler Bestanteil seiner Philosophie. Er reduzierte den lebenden Organismus des Menschen auf dessen Mechanik und wurde damit zum Begründer der neuzeitlichen "Iatrophysik", in dem Menschenmodelle und (versuchte oder gedachte) Konstruktionen von Menschenautomaten eine wichtige Rolle spielten. Aus Furcht vor Inquisition veröffentlichte Descartes seine Schrift "Über den Menschen" (Traité de l'homme, 1632) zeilebens nicht, sie erschien erst 1662 unter dem Titel "De homine".

Wirkungsgeschichte

Die Philosophie Descartes' hat die nachfolgende Zeit bis in unsere Gegenwart stark beeinflusst, vorwiegend dadurch, dass in ihr Klarheit und Differenziertheit des Denkens zur Maxime erhoben wird. Auch die Geisteshaltung des Szientismus geht zum Teil auf Descartes zurück.

G.W.F. Hegel
In seinen Geschichtsvorlesungen lobt Hegel Descartes ausdrücklich für seine philosophische Innovationskraft: Bei Descartes fange das neuzeitliche Denken überhaupt erst an, seine Wirkung könne nicht ausgebreitet genug dargestellt werden. Hegel kritisiert allerdings, dass Descartes die Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft noch nicht mache.
In Descartes' archimedischem Denkpunkt des cogito ergo sum sieht Hegel einen Beleg dafür, dass Denken und Sein eine „unzertrennliche Einheit“ bilden (vgl Parmenides), weil an diesem Punkt Verschiedenheit und Identität zusammenfallen. Hegel übernimmt dieses Anfangen im reinen Denken für seine idealistische Systematik.
Friedrich Nietzsche
Selbst Nietzsche findet zunächst lobende Worte für Descartes, weil dessen Hinwendung zum Subjekt ein „Attentat auf den alten Seelenbegriff“ und somit ein „Attentat auf das Christentum“ sei. Descartes und die Philosophie nach ihm seien also „antichristlich, keineswegs aber antireligiös“. Er nennt Descartes den „Großvater der Revolution, welche der Vernunft allein die Autorität zuerkannte“. (Jenseits von Gut und Böse)
Nietzsche lehnt aber Descartes Dualismus ab und stellt ihm seine eigene monistische Theorie vom Willen zur Macht gegenüber. Er wehrt sich darüber hinaus gegen die „dogmatische Leichtfertigkeit des Zweifelns“, und deutet damit an, dass der radikale Zweifel nicht voraussetzungsfrei stattfinden könne. (Siehe weiter unten die Einwände von Peirce und Wittgenstein)
Martin Heidegger
Heidegger sieht in Descartes den Schlüssel zur Wissenschaftsgenese der Neuzeit, die durch die (anti-aristotelische) Einklammerung der Qualitäten des Organischen und durch Fixierung auf die Quantifizierung der Objektwelt zur unheilvollen technischen Beherrschung der Welt schreite. Für Heidegger ist der Zweifelsansatz nur scheinbar neu, denn Descartes sei noch fest in der Scholastik verankert.
Im „cogito ergo sum“ sieht Heidegger die „Pflanzung eines verhängnisvollen Vorurteils“, denn Descartes erkunde zwar die cogitatio, nicht aber die „Ontologie des sum“.
Bertrand Russell
Der frühanalytische Philosoph Bertrand Russell nennt Descartes in seiner History of Western Philosophy den Begründer der modernen Philosophie, wendet aber negativ ein, dass er noch vielen scholastischen Ideen (z.B. Anselms Gottesbeweis) verschrieben sei. Russell schätzt allerdings seinen zugänglichen Schreibstil und würdigt, dass Descartes als erster Philosoph seit Aristoteles ein völlig neues Denksystem errichtet habe. Er hebt dabei v.a. seinen radikalen Zweifelsansatz hervor.
Russell hält Descartes' Erkenntnis für zentral, dass alle Objekte bzw. überhaupt jede Art von Gewissheit gedanklich vermittelt sind. Dieser Gedanke wird eine inhaltliche Superdominante bei den Rationalisten einnehmen. Während die Idealisten diese Einsicht „triumphalistisch“ übernehmen, nehmen die britischen Empiristen sie bedauernd zur Kenntnis, so Russell.
Russell kritisiert auch, dass „Ich denke“ als Prämisse ungültig sei. In Wirklichkeit müsste Descartes sagen: There are thoughts. Schließlich sei das Ich ja nicht gegeben.
Blaise Pascal
Blaise Pascal lehnt die Gottesbeweise als rational unentscheidbar ab und kritisiert, dass Gott bei Descartes zum bloßen „Lückenbüßer“ verkommt, der die Verbindung zwischen res cogitans und res extensa parallelisierend herstellen müsse: „Der Gott Abrahams ist nicht der Gott der Philosophen,“ schreibt Pascal in seinen Pensées. Pascal wandelt Descartes' Dualismus in eine dreifach konnotierte Systematik ab: An die Seite von res extensa (Körperliches) und res cogitans (Gedankliches) stellt er das „Herz“ oder den „Geist des Feinsinnes“.
Charles Sanders Peirce
Charles Peirce hält Descartes' radikalen Zweifelsansatz in einem Punkt für übertrieben: Jeder formulierte Zweifel setze nämlich eine hinlänglich funktionierende Alltagssprache voraus. Auch Schelling schlägt in diese Kerbe: Sprache lasse sich nicht aus einer ersten vorsprachlichen Gewissheit heraus erst neu konstruieren, denn „wo würden wir beginnen?“
Ludwig Wittgenstein
Auch Ludwig Wittgenstein wendet ein, dass ein absolut sicher gewusstes (vorsprachliches) Fundament gedanklich nicht vollständig einholbar sei, denn alles geschehe immer schon innerhalb eines präsupponierten Systems.

In der Physik gehen der erste Erhaltungssatz und das Brechungsgesetz auf ihn zurück. In der Mathematik beschäftigte er sich mit analytischer Geometrie (siehe dazu: kartesische Koordinaten) und Gleichungen.

Zitate

Ich denke, also bin ich (lat. cogito ergo sum). In der französischen Originalübersetzung: Je pense, donc je suis.

Das vollständige Zitat lautet: „Ich zweifle, also bin ich, oder was dasselbe ist, ich denke, also bin ich“ (dubito, ergo sum vel quod idem est, cogito, ergo sum).

»Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs«

  • Die erste war: niemals eine Sache als wahr anzunehmen, die ich nicht als solche sicher und einleuchtend erkennen (évidemment connaître; certo et evidenter cognoscere) würde, da heißt sorgfältig die Übereilung und das Vorurteil zu vermeiden und in meinen Urteilen nur soviel zu begreifen, wie sich meinem Geist so klar und deutlich (clairement et distinctement; clare et distincte) darstellen würde, dass ich gar keine Möglichkeit hätte, daran zu zweifeln.
  • Die zweite: jede der Schwierigkeiten, die ich untersuchen würde, in so viele Teile zu zerlegen (diverser) als möglich und zur besseren Lösung wünschenswert wäre.
  • Die dritte: meine Gedanken zu ordnen; zu beginnen mit den einfachsten und fasslichsten Objekten und aufzusteigen allmählich und gleichsam stufenweise bis zur Erkenntnis der kompliziertesten, und selbst solche Dinge irgendwie für geordnet zu halten, von denen natürlicherweise nicht die einen den anderen vorausgehen.
  • Und die letzte: überall so vollständige Aufzählungen und so umfassende Übersichten zu machen, dass ich sicher wäre, nichts auszulassen.

Einwände gegen Descartes Philosophie

  • Descartes meinte die Schnittstelle zwischen Leib und Seele wäre in der Zirbeldrüse zu finden, dem einzigen unpaarigen Organ des Gehirns. Entgegen der Vermutung Descartes', dass es irgendwo im Gehirn ein singuläres Zentrum geben müsse, in dem alle Informationen zusammenkommen und einer einheitlichen Interpretation zugeführt werden, - einen Ort an der Spitze der Verarbeitungspyramide, wo das innere Auge die Welt und sich selbst betrachtet. Entgegen dieser plausiblen Annahme erbrachte die Hirnforschung den Beweis, dass ein solches Zentrum nicht existiert.
  • Descartes trennte noch nicht Geist und Bewusstsein. Für ihn war jedes menschliche Denken auch bewusstes Denken. Heute wird allgemein akzeptiert, dass viele Denkprozesse in unserem Gehirn unbewusst ablaufen und nur ein kleiner Teil in unser Bewusstsein gelangt.
  • Descartes beschrieb mehrere grundlegende Substanzen, darunter die res cogitans, den Geist und die res extensa, die materiellen Dinge. Dabei habe der Geist keine Ausdehnung bzw. kein Volumen. Wenn man heute allgemein von der Information als dritter Grundsubstanz neben Energie und Materie redet, dann ist noch nicht klar, ob Information eine eigenständige Substanz ist oder nur eine Eigenschaft von Materie und Energie. Da bislang Information nie als reine, nackte Information nachgewiesen wurde, wird Descartes Vorstellung, dass Information (und damit auch Geist) keine Ausdehnung hat, als falsch angesehen. Das besondere an der Information ist, dass dieselbe Information auf verschiedenen materiellen oder energetischen Informationsträgern vorkommen kann und somit eine gewisse, aber eben keine völlige Unabhängigkeit von Materie und Energie gewinnt.
  • Anmerkung: Den Informationsbegriff sollte man nicht ohne Weiteres auf Descartes' Ontologie übertragen. Die res cogitans ist wichtig zum Verständnis von Descartes' religiösem Seelen- und Gottesverständnis. Information und Geist sollte man nicht einfach gleichsetzen! Außerdem ist es fraglich, ob die moderne Physik von Energie und Materie als Grundsubstanzen reden würde. Das sind metaphysische Fragen, die einer längeren Erörterung bedürfen.
  • Für Descartes hatten Tiere keine Seele. Er hielt sie für bloße Maschinen.
  • Anmerkung: In seinem Discours de la méthode schreibt Descartes schon in der Einleitung, dass er im fünften Teil den Unterschied zwischen der tierischen und menschlichen Seele beschreiben will. Dort lässt er dann die Möglichkeit offen, dass Tiere eine Seele haben, deren Natur jedoch ganz verschieden von derjenigen der Menschen sein müsse.
  • Descartes Gottesbeweis wurde von Kant widerlegt.
  • Hegel kritisierte Kant und entwickelte Descartes’ Gottesbeweis weiter (1831).

Werke

  • Musicae compendium (1618)
  • Regulae ad directionem ingenii (ca. 1628)
  • Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences. 1637 („Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung“)
    • Anhänge: Dioptrique
    • Meteorologie
    • La Géométrie (die Grundlegung der neuzeitlichen Mathematik)
  • Meditationes de prima philosophia. 1641 („Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“ - eines der Hauptwerke des Rationalismus.)
  • Principia philosophiae. 1644 („Die Prinzipien der Philosophie“)
  • Inquisitio veritatis per lumen naturale (ca. 1647)
  • Les Passions de l'âme (1649) (Die Leidenschaften der Seele)
  • De homine (posth. 1662)

Literatur

Einführungen

  • Perler, Dominik (1998). Rene Descartes, München 1998 (Beck'sche Reihe Denker). (sehr empfehlenswert als Überblick über Descartes' Werk und seine Voraussetzungen und zur Einführung), ISBN 3406419429
  • Specht, Rainer (2001). Rene Descartes (9. Aufl.). Reinbek b. Hamb.: Rowohlt (Behandelt vor allem die Biographie und die Zeithintergründe, weniger das Werk) (rororo Monographien Nr. 50117). ISBN 3499501171
  • Peter Prechtl: Descartes zur Einführung, Hamburg: Junius, 2004, 2. Auflage, ISBN 3885069261

Weiteres

Weiterführende Informationen

Siehe auch: Leib-Seele-Problem, Gottesbeweis, Skeptizismus, Szientismus, logistica speciosa, Genius malignus; Franciscus Vieta, Ikone (Medien)

Nach Descartes benannt

Weblinks


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