René Descartes und Intentionalität: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Descartes.jpg|thumb|René Descartes in einem Portrait von Frans Hals, 1648]]
[[Datei:Franz Brentano.jpeg|mini|Brentano führte den Begriff der Intentionalität in die moderne Philosophie ein]]
'''René Descartes''', [[Latinisierung|latinisiert]] ''Renatus Cartesius'', (* 31. März 1596 in [[Wikipedia:Descartes (Frankreich)|La Haye]], Frankreich; † 11. Februar 1650 in [[Wikipedia;Stockholm|Stockholm]], [[Wikipedia:Schweden|Schweden]]) war ein [[Philosoph]], [[Mathematiker]] und Naturwissenschaftler.


Descartes wird als „Vater der neueren Philosophie“ bezeichnet, denn er begründete den von der [[Vernunft]] überzeugten modernen [[Rationalismus]]. Die Richtung des Denkens, die Descartes beeinflusste, wird auch [[Cartesianismus]] genannt.
Der Begriff der '''Intentionalität''' bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, sich auf etwas zu beziehen (etwa auf reale oder nur vorgestellte [[Entität|Gegenstände]], Eigenschaften oder [[Sachverhalt]]e). Das Konzept lässt sich antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Theoretikern zuschreiben<ref>{{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/intentionality-ancient/|Intentionality in Ancient Philosophy|Victor Caston|beleg=1}}</ref> und geht in der modernen Diskussion meist auf den Philosophen und Psychologen [[Franz Brentano]] zurück. Dieser hatte den Begriff in seiner Arbeit ''Psychologie vom empirischen Standpunkte''<ref name="FB">[[Franz Brentano]]: Psychologie vom empirischen Standpunkt. 1874.</ref> wiedereingeführt. Durch die Arbeiten [[Edmund Husserl]]s wurde Intentionalität zu einem zentralen Konzept der [[Phänomenologie]].


== Lebenslauf ==
In den heutigen philosophischen Debatten der [[Philosophie des Geistes]] wird Intentionalität oftmals als spezifisches Merkmal des Mentalen verstanden: Gibt es Intentionalität, so gebe es Mentales – und nicht etwa nur Materielles und naturwissenschaftlich Beschreibbares. Die Annahme von Intentionalität, ebenso wie die von phänomenalem Bewusstsein bzw. von [[Qualia]], stellt daher aus der Sicht der Vertreter des Mentalen ein Problem für den [[Materialismus]] dar. Gegner dieser Position kommen jedoch ohne eine Annahme des Mentalen aus und halten Intentionalität, ebenso wie [[Wahrnehmung]] und [[Gedächtnis]], für naturwissenschaftlich erklärbar.
Descartes genoss seine Schulausbildung bei den [[Jesuiten]] von [[La Flèche]], durch die er mit der Philosophie der [[Scholastik]] und der Denkweise des [[Humanismus]] in Berührung kam. Nach dem Abschluss der Schule studierte er Recht an der Universität von [[Poitiers]].
Von [[1618]] an nahm er an Feldzügen des [[Moritz von Nassau]] und später [[Maximilian I. (Bayern, Kurfürst)|Maximilians von Bayern]] teil. Während dieser Zeit widmete er sich vorwiegend mathematischen Studien, dabei definierte er das nach ihm benannte [[Kartesisches Koordinatensystem|Kartesische Koordinatensystem]] und leistete auch wichtige Vorarbeiten zur [[Analysis]].


Er machte einige Reisen durch Europa und ließ sich [[1625]] in Paris nieder, wo er wissenschaftlich arbeitete und in regem Kontakt zu dem Kreis von Intellektuellen um seinen alten Schulfreund [[Marin Mersenne]] stand. Bereits drei Jahre später ging er hauptsächlich wegen des dort herrschenden liberalen Klimas in die [[Niederlande]]. [[1649]] lud ihn Königin [[Christine von Schweden]] nach Stockholm ein, wo er kurze Zeit später starb.
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== Der Begriff „intentional“ ==
{{Überarbeiten}}
{{Quelle}}


== Philosophie ==
Intentional ist (1) alles, was eine Ausrichtung hat; (2) im engeren Sinn alles, was eine bewusste Ausrichtung auf einen Gegenstand hat; (3) der gemeinte Gegenstand selber. In der Bedeutung von (3) besitzen die Gegenstände als vorgestellte, gedachte, gewollte Gegenstände ein „intentionales“ Sein. (4) In der [[Subjektwissenschaft]] der [[Kritische Psychologie|Kritischen Psychologie]] werden Menschen dadurch charakterisiert, dass sie Intentionalitätszentren sind; d.&nbsp;h., dass sie nicht neutral in der Welt stehen, sondern sich zu ihr verhalten als sinnlich-körperliche, bedürftige, interessierte Subjekte.
=== Methode ===
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Die Methode des philosophischen Denkens wird in den „Abhandlungen über die  Methode“ - „[[Wikipedia:Discours de la méthode|Discours de la méthode]]“ – angekündigt. Das Werk wurde [[1637]] anonym in [[Leiden (Stadt)|Leiden]] herausgegeben. In einer späteren, posthum veröffentlichten, unvollendeten Abhandlung  stellt Descartes vier Regeln auf, nach denen man vorgehen müsse, um zum wahren Wissen zu gelangen:
== Intentionalität nach Brentano ==
# Nichts für wahr halten, was nicht  so klar und deutlich erkannt  worden ist, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
=== Intentionale Inexistenz ===
# Schwierige Probleme in Teilschritten  erledigen
Der Begriff der Intentionalität ist ein philosophischer Fachterminus und weder mit dem alltäglichen Begriff der [[Intention]] als Absicht, noch mit dem [[Semantik|semantischen]] Begriff der [[Extension und Intension|Intension]] gleichbedeutend. Die klassische Begriffsbestimmung gibt Brentano:
# Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten
# Stets prüfen, ob in der Untersuchung Vollständigkeit erreicht sei


=== Erkenntnistheorie ===
{{Zitat|Jedes psychische Phänomen ist durch das charakterisiert, was die Scholastiker des Mittelalters die ''intentionale (auch wohl mentale) Inexistenz'' eines Gegenstandes genannt haben, und was wir, obwohl mit nicht ganz unzweideutigen Ausdrücken, die Beziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Objekt (worunter / hier nicht eine Realität zu verstehen ist), oder die immanente Gegenständlichkeit nennen würden. Jedes enthält etwas als Objekt in sich, obwohl nicht jedes in gleicher Weise. In der Vorstellung ist etwas vorgestellt, in dem Urteile ist etwas anerkannt oder verworfen, in der Liebe geliebt, in dem Hasse gehasst, in dem Begehren begehrt usw. Diese ''intentionale Inexistenz'' ist den psychischen Phänomenen ausschließlich eigentümlich. Kein physisches Phänomen zeigt etwas Ähnliches.|ref=<ref name="FB-124">Brentano, op.cit., I, S. 124, kursive Hervorhebung hinzugefügt</ref>}}
Die neue Erkenntnistheorie wird in den Meditationen (''Meditationes de prima philosophia'', [[1641]]) vorgestellt. Insgesamt sind 6 Meditationen vorhanden.


Entsprechend Descartes Methode des philosophischen Denkens handelt der erste Abschnitt über „das, woran man zweifeln kann“. Die gängige Annahme, dass wissenschaftliche Erkenntnis aus der sinnlichen Wahrnehmung und dem Denken entspringe, muss  hinterfragt werden. Keiner der beiden Quellen darf ungeprüft Vertrauen geschenkt werden. Unsere Sinne haben uns schon oft getäuscht, beispielsweise durch optische Täuschungen oder durch Wahrnehmungen im Traum. Aber auch dem Denken darf nicht ungeprüft vertraut werden, denn ein böser Dämon könnte so auf mich einwirken, dass ich in meinem Denken zu falschen Schlüssen käme. So ist es zunächst notwendig, an allem zu zweifeln.
Die These Brentanos lautet also, dass die Intentionalität eine [[Eigenschaft]] des Mentalen sei, die man mit den [[Phrase]]n “Beziehung auf einen Inhalt” oder “Richtung auf ein Objekt” beschreiben kann. Ein Beispiel kann diesen Zusammenhang verdeutlichen: Der Gedanke, dass noch Milch im Kühlschrank ist, bezieht sich auf die Objekte Kühlschrank und Milch und den Sachverhalt, dass noch Milch im Kühlschrank ist. Durch diesen Bezug auf einen Sachverhalt kann der Gedanke auch [[Wahrheit|wahr]] oder falsch sein.


2. Meditation: Wenn ich aber zweifle oder getäuscht werde, so kann ich nicht daran zweifeln, '''dass ich zweifle''' bzw. '''dass ich es bin''', der zweifelt oder getäuscht wird, d.h. ich denke, ich bin bewusst. Anders formuliert, wenn ich an allem (in der Welt) zweifle, ist der Zweifel selbst das einzige, dessen ich mir absolut sicher sein kann. Der Zweifel bestätigt mir also insofern mein eigenes Denken, mein Bewusstsein, als sicher. Der erste unbezweifelbare Satz heißt also: „Ich zweifle (denke), also bin ich“. Er ist, so Descartes, „notwendig wahr, sooft ich ihn ausspreche oder denke“. Descartes analysiert dieses ''Ich'' weiter, und bestimmt es als ein urteilendes, denkendes Ding: als ''res cogitans''.
Nach Chrudzimski soll Brentano diese Theorie in seinen Vorlesungen zu einer komplexeren „Mediator“-Theorie weiterentwickelt haben. Nach 1900 soll Brentano die Einführung des Begriffs „intentionale Inexistenz“ bedauert haben.<ref>[http://www.roman-ingarden.phils.uj.edu.pl/pliki/arkadiusz_chrudzimski_brentano_husserl_ingarden.pdf Arkadiusz Chrudzimski:Brentano, Husserl und Ingarden über die intentionalen Gegenstände] (PDF; 150&nbsp;kB)</ref>


[[Aurelius Augustinus]] (354-430) hat die Gedankenführung  des ''cogito ergo sum'' bereits formuliert: ''si enim fallor, sum. nam qui non est, utique nec falli potest'' („Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich jedenfalls auch nicht täuschen.“ Vom Gottesstaat 11,26).
=== Intentionale Definition des Mentalen ===
Brentano vertrat zudem die Auffassung, dass Intentionalität das definierende Merkmal des Mentalen sei. Es gebe keine nichtmentale [[Entität]], die das Merkmal der Intentionalität besitze, und umgekehrt auch keine mentale Entität, die das Merkmal der Intentionalität nicht besitze. Diese Behauptung wird in der heutigen Philosophie oft angezweifelt.


Zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse geht Descartes davon aus, dass alles wahr ist, was klar und deutlich erkannt werden kann. Dazu muss aber bewiesen werden, dass es keinen betrügenden Gott gibt, der täuscht. Darauf wendet Descartes folgende Argumentation an:
Es wird nämlich argumentiert, dass es auch nichtintentionale mentale Zustände gebe. So sei etwa ein allgemeines Unwohlsein oder eine allgemeine [[Euphorie]] durchaus mental, müssten sich jedoch auf nichts beziehen.<ref>Zum Beispiel von John R. Searle, in: ''Intentionalität''. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1987, S. 16f.</ref> Allerdings hätten all diese nichtintentionalen mentalen Zustände das Merkmal der [[Qualia]]. So wird heutzutage oft folgendes vorgeschlagen: Intentionalität und Qualia sind jeweils [[hinreichend]], aber nicht [[notwendig]] für die Existenz des Mentalen. Jeder mentale Zustand müsse jedoch zumindest Intentionalität ''oder'' eine qualitative Empfindung als Eigenschaft haben.


# Die [[Idee]] Gottes als vollkommenes Wesen impliziert die [[Existenz]] Gottes, denn  wäre Gott nicht existent, wäre er nicht vollkommen. (Hier folgt Descartes dem [[Anselm von Canterbury|anselmschen]] [[Gottesbeweis]])
== Intentionalität nach Husserl ==
# Eine Ursache kann nicht weniger vollkommen sein als ihre Wirkung. Da meine Vorstellung von Gott weit vollkommener ist als  meine eigene Vollkommenheit und Realität, kann ich daraus schließen, dass Gott existiert.
[[Datei:Intentionalität nach Husserl.jpg|mini|Intentionalität nach Husserl]]
[[Datei:Intentionales Erlebnis.jpg|mini|Aufbau eines Bewusstseinserlebnisses]]


=== Anti-Aristotelismus ===
Durch [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]] erfassen wir statt der Sachen, der Werte, Zwecke, usw. die entsprechenden subjektiven Erlebnisse, in denen sie uns bewusst werden. Man bezeichnet sie auch als »Phänomene«. Ihr allgemeinster Wesenscharakter ist es, »Bewusstsein-von«, »Erscheinung-von« den jeweiligen Dingen zu sein, sie sind »intentionale« Erlebnisse. Der terminologisch aus der [[Scholastik]] stammende Ausdruck für den Grundcharakter des Seins als Bewußtsein, als Erscheinung von etwas ist Intentionalität.
Das [[Teleologie|teleologische]] Weltbild des [[Aristoteles]] wird ersetzt durch ein [[Kausalismus|kausalistisches]], in dem sich innerhalb der Objektwelt (der Welt der ''res extensa'' also) alles notwendig durch Druck und Stoß ergibt. Diese Gedankenbewegung ist von fundamentaler Wichtigkeit für die modernen Erfahrungswissenschaften.


Die aristotelische Hervorhebung des [[Organisch|Organischen]] negiert Descartes. Selbst der menschliche Körper wird einmal als bloße „Gliedermaschine“, dann wieder als „Leichnam“ beschrieben. Auch diese nüchterne Betrachtung hat eine Fortsetzung in den heutigen Vergleichen von Computern mit Menschen.
Edmund Husserl übernimmt von F. Brentano, einem seiner Lehrer, die Grundbedeutung von Intentionalität (s.&nbsp;o.) und baut sie durch zahlreiche Analysen von Beispielen zu einem eigenständigen, zentralen Begriff in der Phänomenologie aus.


Kurioserweise erklärt er indirekt in der zweiten Meditation – ganz aristotelisch – die Seele als das, was den Unterschied zwischen einem Leichnam und einem lebenden Menschen ausmacht.  
Das »Bewußtsein« besteht für Husserl im Gesamtbestand der intentionalen Erlebnisse eines Subjekts. Die intentionalen Erlebnisse bezeichnet Husserl als Akte (um [[Homonym|Äquivokationen]] zu vermeiden), z.&nbsp;B. Wahrnehmungen, Erinnerungen, Gefühle usw. Die allgemeine Intentionalität des Bewusstseins differenziert Husserl später in [[Noesis]] (»cogito«, Weisen des Intendierens, intentionaler Akt) und [[Noema (Phänomenologie)|Noema]] (»cogitatum«, das Intendierte, intentionales Objekt).
Descartes hat [[Aristoteles]] selbst allerdings kaum rezipiert, sehr wohl aber die Schriften der [[Scholastik]], die sich auf Aristoteles beruft.


=== Dualismus ===
Nicht intentionale Empfindungsdaten, als sensuelle [[Hyle]] bezeichnet, erfahren im Bewusstsein eine Vergegenständlichung in einem besonderen [[mental]]en Prozess, den Husserl als [[Apperzeption]] im Sinne von Auffassung, Deutung, Interpretation bezeichnet, und werden somit als intentionale Gegenstände konstituiert. Unter intentionalen Gegenständen oder intentionalen Objekten sind die Bezugspunkte eines Bewusstseinsvollzuges aufzufassen. Der intendierte Gegenstand ist weder ein [[Immanenz|immanenter]] Teil des Bewusstseins selbst, noch in diesem enthalten. Intentionalität betrifft nicht nur wirklich existierende Gegenstände, sondern auch Phantasievorstellungen, Erinnerungen usw. Nicht alle Erlebnisse sind intentional, z.&nbsp;B. Farb- oder Tonempfindungen, sondern Momente, fundiert in einem intentionalen Gesamtakt.
Für Descartes teilt sich Seiendes in ''res extensae'' und ''res cogitantes'': in eine Objekt- und eine Gedankenwelt, in Leib und Seele, Körper und Geist. Er betont dabei, dass unter [[Seele]] nicht ein quasi Körperliches („ein feines Etwas, nach Art eines Windes, Feuers oder Äthers“, vgl. [[Immanuel Kant|Kants]] „Seelending“) zu verstehen sei, also eben nicht die vulgärreligiöse Vorstellung eines herumschwirrenden Geistes.


Eine ''res extensa'' ist ein physischer Körper, hat somit Ausdehnung, ist teilbar, dekomponierbar, zerstörbar, unterliegt den Regeln der Kausalität. Die ''res cogitans'' dagegen ist ausdehnungslos, unteilbar, unsterblich und verfügt über ein von ihm untrennbares und – auch im massivsten Zweifel – nicht aufkündbares Denken.
Unter der Bedeutungsintention versteht man den Bezug auf etwas Gegenständliches mit einer Bedeutung, z.&nbsp;B. Baum (Etwas als Etwas »vermeinen«). Kennt man die Bedeutung eines Ausdrucks nicht, ist die Bedeutungsintention zunächst anschauungsleer; zur Bedeutungserfüllung kommt es, wenn das Vermeinte eine anschauliche Bestätigung erfährt. Bei Deckung von Bedeutungsintention und Bedeutungserfüllung ist [[Evidenz]] gegeben.


Dieser [[Dualismus]] führt allerdings zu einem zentralen [[Leib-Seele-Problem|Problem]], nämlich zur Frage nach der Verbindung zwischen diesen radikal unterschiedlichen Seiten. Descartes sieht diesen Übergang in einer von [[Gott]] gefügten Verbindung über die [[Zirbeldrüse]].
In der Theorie der Intentionalität besetzt der Begriff des Horizonts eine zentrale Rolle. Betrachten wir einen Baum, erhalten wir nur eine Perspektive des Objekts. Diese einzelne Wahrnehmung führt zu Antizipationen, die auf einen Wahrnehmungszusammenhang hindeuten und abwesende, »abgeschattete« Perspektiven des Baumes mitintendieren ([[Appräsentation]]; jede Wahrnehmung schließt eine »Hinausdeutung« ein). Auch bleibt im Hintergrund die Umgebung unthematisch, die aber im weiteren Wahrnehmungsverlauf zur [[Präsenz]] kommen kann. Diese potentiellen Vollzugsmöglichkeiten werden als »Horizontintentionalitäten« bezeichnet.


Fraglich ist, inwieweit dieser radikale Dualismus Descartes erst von seinen Interpreten nachträglich zugesprochen wurde. In seinem Briefwechsel mit [[Elisabeth von Herford|Elisabeth von Böhmen]] führt er nämlich neben den irreduziblen Begriffen von Körper und Seele auch noch den Begriff der Verbindung von Körper und Seele an. So wie der Körper vor allem durch die Mathematik erfasst wird und die Seele von der Metaphysik, so versteht man die Verbindung von Körper und Seele, indem man aufmerksam sein eigenes alltägliches Leben verfolgt.
Grundlegend für die Intentionalität ist das Zeitbewusstsein. Erst im Fluss der Akte aus [[Wikipedia:Protention (Philosophie)|Urimpression]]-[[Retention (Philosophie)|Retention]]-[[Wikipedia:Protention (Philosophie)|Protention]]-Einheiten kann sich ein zusammengehörendes Erlebnis, wie z.&nbsp;B. eine Melodie, im Bewusstsein konstituieren. Längsintentionalität ist das andauernde »Herabsinken« und Modifizieren der aufeinander folgenden Retentionen. Die Retention bindet gleichsam eine Urimpression an den Erlebnisfluss. Ähnliches gilt für die Protentionen, bei denen jedoch die Intentionen offenbleiben und erwartungsartig sind. Es handelt sich aber nicht um Leerintentionen, das sind Verweise auf Retention-Protentionsketten, wie bei der Erinnerung. Mit dem Begriff Querintentionalität der Retention bezeichnet Husserl die inhaltliche Gerichtetheit des Bewusstseins auf denselben Gegenstand in den zeitkonstituierenden Ablaufphasen.


===[[Physiologie]]: Mensch als Maschine===
Für eine objektive Gültigkeit der [[Welt]] muss die [[Wikipedia:Egologie|egologische]] Phänomenologie durch die [[Intersubjektivität]] erweitert werden, da die intentionalen Gegebenheiten für jede Person existieren. Das transzendentale ego ist nicht allein für die Konstitution der objektiven Welt zuständig, sie muss in Relation zu Fremderfahrungen gesehen werden, deren Korrelat sie ist.


Für Descartes waren physiologische Modellvorstellungen integraler Bestanteil seiner [[Philosophie]]. Er reduzierte den lebenden Organismus des Menschen auf dessen [[Mechanik]] und wurde damit zum Begründer der neuzeitlichen ''[["Iatrophysik"]]'', in dem Menschenmodelle und (versuchte oder gedachte) Konstruktionen von Menschenautomaten eine wichtige Rolle spielten. Aus Furcht vor [[Inquisition]] veröffentlichte Descartes seine Schrift "Über den Menschen" (''Traité de l'homme'', [[1632]]) zeilebens nicht, sie erschien erst [[1662]] unter dem Titel ''"De homine"''.
=== Heideggers Kritik an Husserl ===
==== Transzendenz des Daseins ====
[[Martin Heidegger]] verwarf Husserls Konzept der Intentionalität. Intentionalität kann sich nur auf als vorhanden vorgestellte Objekte richten. Wenn Husserl nämlich davon spricht, dass sinnliche Wahrnehmung im „Gegenwärtigen“ besteht, dann ist im Moment der Wahrnehmung gerade jegliche Zeit ausgeschaltet.<ref>Vgl. Edmund Husserl: ''Logische Untersuchungen'' 1. Aufl. (1901) Bd. II, S. 588 u. 620.</ref> Dies, so Heidegger, muss auch so erscheinen, wenn man von einem ''intentionalen'' Ansatz ausgeht, weil dieser es nicht ermöglicht, nachträglich die Zeit mit in das Verständnis eines Phänomens einzubeziehen. Heidegger hingegen dreht das Verhältnis um und gibt der ''Zeitlichkeit'' des Daseins die Priorität: Das Verhältnis zwischen ''Dasein'' (Mensch) und Welt ist immer ein zeitliches.<ref>Vgl. Martin Heidegger: ''Sein und Zeit''. Tübingen 2001, S. 363.</ref> Erst nachträglich kann man von diesem grundlegenden Verhältnis absehen und dann zu einem Intentionalitätsbegriff kommen, der die Zeit nicht mehr enthält.  


== Wirkungsgeschichte ==
Heideggers Kritik am Begriff der Intentionalität steht in Zusammenhang mit seiner Kritik an traditionellen Ontologien, sofern diese Objekte losgelöst von ihrem Bezugszusammenhang betrachteten. (Diesen Bezugszusammenhang, der u.&nbsp;a. durch basale Zweckzusammenhänge bestimmt ist, nennt Heidegger ''Welt''.) ''Was'' beispielsweise ein Hammer ''ist'', bestimmt sich erst durch diesen Zusammenhang. (Heidegger spricht von ''um zu''-Bezügen, von ''Zuhandenheit'' statt Vorhandenheit und von einem zuhandenen Zeug statt einem vorhandenen Ding.) In diesem Zusammenhang erst ist der Hammer als solcher begreifbar: als ein Zeug, das zum Hämmern dient, um etwa ein Haus zu bauen und so Schutz vor Unwetter zu bieten. Dieses Welt''ganze'' ist nichts, das sich aus einzelnen Teilen erst nachträglich zusammenbaut, sondern es geht dem Zuhandenen ontologisch voraus, indem es ihnen ihren Sinn gleichsam im Voraus zuweist. Umgedreht ist das ''Dasein'' immer schon auf dieses Ganze bezogen, wenn es sich einer einzelnen Sache annimmt. Weil es das einzelne ''stets übersteigt'' spricht Heidegger auch von der ''Transzendenz des Daseins''.<ref>Vgl. Martin Heidegger: ''Vom Wesen des Grundes''. [[Gesamtausgabe (Heidegger)|GA]] 9, S. 135.</ref> Das Übersteigen des einzelnen Objekts in Bezug auf das Ganze ist dabei zugleich zeitlich wie auch bedeutungsmäßig zu verstehen. Es ist Bedingung dafür, dass einzelnes Seiendes begegnen kann und verstanden wird. Das intentionale Erfassen eines Seienden ist daher nur möglich auf dem Grund dieser Transzendenz – Intentionalität ist ein „Sonderfall“ der Transzendenz des Daseins. Heidegger gibt als These dafür, wie die falsche Ansetzung der Intentionalität als primärer Bezug zur Welt entstehen konnte an, dass hier immer noch die Idee eines [[Wikipedia:Subjekt (Philosophie)|Subjekts]] mitschwingt, das der Welt ''erkennend'' gegenübersteht und einzelne zusammenhangslose Objekte in Raum und Zeit wahrnimmt.<ref>Vgl. Martin Heidegger: ''Sein und Zeit''. Tübingen 2001, S. 366.</ref>
Die Philosophie Descartes' hat die nachfolgende Zeit bis in unsere Gegenwart stark beeinflusst, vorwiegend dadurch, dass in ihr Klarheit und Differenziertheit des Denkens zur [[Maxime]] erhoben wird. Auch die Geisteshaltung des [[Szientismus]] geht zum Teil auf Descartes zurück.


; G.W.F. Hegel
Das Beispiel des Hammers zeigt hingegen, dass Dinge in einen Verweisungszusammenhang eingebunden sind und dieser nur zeitlich verstanden werden kann: der Hammer ist nur in Betracht auf einen ''zukünftigen'' Gebrauch zu verstehen. Diese Zukunft ist aber nicht „etwas“, kein Objekt in der Welt, auf das man gerichtet sein kann. Auch ist die Zukunft kein „Gedanke“. Auch dies würde sie vergegenständlichen, so dass man sich auf sie als Objekt richten könnte. Die „Welt“ selbst geschieht als eine Verschränkung von Gegenwart und Zukunft im Dasein des Menschen. Heidegger kennzeichnet diesen Strukturzusammenhang von Welt und Dasein indem er das Dasein als ''Sorge'' bezeichnet und so den praktischen Umgang mit der Welt in den Vordergrund stellt, dem ein theoretisch-intentionaler erst nachfolgt.
: In seinen Geschichtsvorlesungen lobt [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] Descartes ausdrücklich für seine philosophische Innovationskraft: Bei Descartes fange das neuzeitliche Denken überhaupt erst an, seine Wirkung könne nicht ausgebreitet genug dargestellt werden. Hegel kritisiert allerdings, dass Descartes die Unterscheidung zwischen [[Verstand]] und [[Vernunft]] noch nicht mache.
: In Descartes' archimedischem Denkpunkt des ''cogito ergo sum'' sieht Hegel einen Beleg dafür, dass Denken und Sein eine „unzertrennliche Einheit“ bilden (vgl [[Parmenides]]), weil an diesem Punkt Verschiedenheit und Identität zusammenfallen. Hegel übernimmt dieses Anfangen im reinen Denken für seine idealistische Systematik.


; Friedrich Nietzsche
==== Grundstimmung als nicht-intentionaler Weltbezug ====
: Selbst [[Friedrich_Nietzsche|Nietzsche]] findet zunächst lobende Worte für Descartes, weil dessen Hinwendung zum Subjekt ein „Attentat auf den alten Seelenbegriff“ und somit ein „Attentat auf das Christentum“ sei. Descartes und die Philosophie nach ihm seien also „antichristlich, keineswegs aber antireligiös“. Er nennt Descartes den „Großvater der Revolution, welche der Vernunft allein die Autorität zuerkannte“. ''(Jenseits von Gut und Böse)''
Ähnlich kann ein Phänomen wie die Langeweile nicht – wie Husserl dies allgemein für alle Objekte postulierte – als Objekt im Bewusstseinsstrom beobachtet werden.<ref>Vgl. Martin Heidegger: GA Band 29/30, S. 136ff.</ref> Zwar sind wir, wenn uns langweilig ist, auf Dinge (also Objekte) ''gerichtet'', die uns die Zeit vertreiben. Aber die ''Bedrängnis'' welche wir in der Langeweile verspüren lässt sich, so Heidegger, gerade nicht als Gerichtetheit auf ein Objekt verstehen. Viel mehr sind hier ''Stimmungen'' am Werk. Heidegger stellt dem Konzept der Intentionalität daher eine ''Grundstimmung'' entgegen, d.&nbsp;h. die Tatsache, dass der Mensch immer schon stimmungsmäßig auf die Welt ''als Ganzes'' bezogen ist. Nur weil wir der Welt gegenüber immer schon irgendwie ''gestimmt'' sind, gehen uns dann auch die einzelnen (intentional erfassten) Sachen etwas an. Nur aus dem Ganzen bekommt ein einzelner „Vorfall“ eine Bedeutung, geht uns etwas an und nicht als factum brutum.
: Nietzsche lehnt aber Descartes Dualismus ab und stellt ihm seine eigene monistische Theorie vom ''Willen zur Macht'' gegenüber. Er wehrt sich darüber hinaus gegen die „dogmatische Leichtfertigkeit des Zweifelns“, und deutet damit an, dass der radikale Zweifel nicht voraussetzungsfrei stattfinden könne. (Siehe weiter unten die Einwände von Peirce und Wittgenstein)


; Martin Heidegger
== Intentionalität als Problem für reduktionistische Theorien ==
: [[Martin Heidegger|Heidegger]] sieht in Descartes den Schlüssel zur Wissenschaftsgenese der Neuzeit, die durch die (anti-aristotelische) Einklammerung der Qualitäten des Organischen und durch Fixierung auf die Quantifizierung der Objektwelt zur unheilvollen technischen Beherrschung der Welt schreite. Für Heidegger ist der Zweifelsansatz nur scheinbar neu, denn Descartes sei noch fest in der Scholastik verankert.
In der gegenwärtigen [[Philosophie des Geistes]] wird das Konzept der Intentionalität insbesondere als ein Problem für den [[Materialismus]] diskutiert. Materialistische Theorien gehen davon aus, dass auch mentale Zustände auf physische Zustände zurückgeführt werden können. Nun hätten allerdings mentale Zustände oft die Eigenschaft der Intentionalität, und es scheine unklar zu sein, wie ein physischer Zustand ebendiese Eigenschaft haben könne.
: Im „cogito ergo sum“ sieht Heidegger die „Pflanzung eines verhängnisvollen Vorurteils“, denn Descartes erkunde zwar die cogitatio, nicht aber die „Ontologie des sum“.


; Bertrand Russell
In materialistischen Theorien werden Gedanken auf [[neuron]]ales Geschehen zurückgeführt. Kritiker des Materialismus argumentieren dagegen, wenn ein Gedanke einem Vorgang im Gehirn entspräche, so müsse ebendieser Vorgang auch intentional sein. Genau dieses sei jedoch sehr unplausibel.<ref name="JS">Der Klassiker ist hier: [[John Searle]]: Intentionality. An Essay in the Philosophy of Mind. Cambridge: Cambridge University Press, 1983, ISBN 0521273021</ref>
: Der frühanalytische Philosoph [[Bertrand_Russell|Bertrand Russell]] nennt Descartes in seiner ''History of Western Philosophy'' den ''Begründer der modernen Philosophie'', wendet aber negativ ein, dass er noch vielen [[Scholastik|scholastischen]] Ideen (z.B. [[Anselm_von_Canterbury|Anselms]] [[Gottesbeweis]]) verschrieben sei. Russell schätzt allerdings seinen zugänglichen Schreibstil und würdigt, dass Descartes als erster Philosoph seit [[Aristoteles]] ein völlig neues Denksystem errichtet habe. Er hebt dabei v.a. seinen radikalen Zweifelsansatz hervor.
: Russell hält Descartes' Erkenntnis für zentral, dass alle Objekte bzw. überhaupt jede Art von Gewissheit gedanklich vermittelt sind. Dieser Gedanke wird eine inhaltliche Superdominante bei den [[Rationalismus|Rationalisten]] einnehmen. Während die [[Idealismus|Idealisten]] diese Einsicht „triumphalistisch“ übernehmen, nehmen die britischen [[Empirismus|Empiristen]] sie bedauernd zur Kenntnis, so Russell.
: Russell kritisiert auch, dass „Ich denke“ als Prämisse ungültig sei. In Wirklichkeit müsste Descartes sagen: ''There are thoughts.'' Schließlich sei das Ich ja nicht gegeben.


; Blaise Pascal
Von materialistischer Seite wird hierauf erwidert, dass sich Auslöser von Aktionen, Bedeutungen, Gründe und Wahrheit auch ohne mentale Zustände erklären ließen, da sie auch in der Sprache von Maschinen vorkommen.<ref>Paul Churchland: ''Eliminative Materialism and the Propositional Attitudes.'' In: ''Journal of Philosophy.'' 1981, S. 67–90.</ref>
: [[Blaise_Pascal|Blaise Pascal]] lehnt die Gottesbeweise als rational unentscheidbar ab und kritisiert, dass Gott bei Descartes zum bloßen „Lückenbüßer“ verkommt, der die Verbindung zwischen ''res cogitans'' und ''res extensa'' parallelisierend herstellen müsse: ''„Der Gott Abrahams ist nicht der Gott der Philosophen,“'' schreibt Pascal in seinen ''Pensées''. Pascal wandelt Descartes' Dualismus in eine dreifach konnotierte Systematik ab: An die Seite von ''res extensa'' (Körperliches) und ''res cogitans'' (Gedankliches) stellt er das „Herz“ oder den „Geist des Feinsinnes“.


; Charles Sanders Peirce
{{WikipediaDE|Neuronales Korrelat des Bewusstseins}}
: [[Charles_Peirce|Charles Peirce]] hält Descartes' radikalen Zweifelsansatz in einem Punkt für übertrieben: Jeder formulierte Zweifel setze nämlich eine ''hinlänglich funktionierende Alltagssprache'' voraus. Auch [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling|Schelling]] schlägt in diese Kerbe: Sprache lasse sich nicht aus einer ersten vorsprachlichen Gewissheit heraus erst neu konstruieren, denn ''„wo würden wir beginnen?“''


; Ludwig Wittgenstein
== Intentionalität als Vorstellung aufgrund sozialer Spiegelung ==
: Auch [[Ludwig Wittgenstein]] wendet ein, dass ein absolut sicher gewusstes (vorsprachliches) Fundament gedanklich nicht vollständig einholbar sei, denn alles geschehe immer schon innerhalb eines präsupponierten Systems.
Der Psychologe Wolfgang Prinz legte eine umfassende und empirisch begründete Theorie vor, wonach während der kindlichen Entwicklung die Vorstellung eigener Absichten aus der Beobachtung anderer Personen erwachse. Diesen Wahrnehmungsprozess bezeichnete er als soziale Spiegelung. Das beobachtende Kind lerne zu verstehen, dass andere Personen zielgerichtet handeln, und es lerne, diesem Handeln Absichten zuzuschreiben. Ab einem gewissen Entwicklungsstadium sei ein Kind in der Lage, die Vorstellung, dass andere Personen Absichten haben, auf sich selber zu übertragen. Von da ab sei es in der Lage, eigene Intentionalität zu erleben. Demnach seien soziale Wahrnehmung, Gedächtnis und Kombination die Wurzeln von Intentionalität. Da diese naturwissenschaftlich erklärbar seien, gelte dasselbe auch für Intentionalität.<ref>[[Wolfgang Prinz]]: ''Open Minds: The Social Making of Agency and Intentionality'', MIT Press 2012, 358 S. ISBN 026230094X, S. XVI und 225-244 (Deutsche Übersetzung von Jürgen Schröder: ''Selbst im Spiegel. Die soziale Konstruktion von Subjektivität''. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-58594-8, 502 S.)</ref>


In der [[Physik]] gehen der erste [[Erhaltungssatz]] und das [[Brechungsgesetz]] auf ihn zurück. In der [[Mathematik]] beschäftigte er sich mit analytischer [[Geometrie]] (siehe dazu: [[Koordinatensystem|kartesische Koordinaten]]) und [[Gleichung]]en.
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Intentionalität}}
== Zitate ==
{{Wikiquote1|René Descartes}}
''Ich denke, also bin ich'' (lat. ''[[Cogito ergo sum|cogito ergo sum]]''). In der französischen Originalübersetzung: ''Je pense, donc je suis.''
 
Das vollständige Zitat lautet:
„Ich zweifle, also bin ich, oder was dasselbe ist, ich denke, also bin ich“
(dubito, ergo sum vel quod idem est, cogito, ergo sum).
 
»Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs«
*Die erste war: niemals eine Sache als wahr anzunehmen, die ich nicht als solche sicher und einleuchtend erkennen (évidemment connaître; certo et evidenter cognoscere) würde, da heißt sorgfältig die Übereilung und das Vorurteil zu vermeiden und in meinen Urteilen nur soviel zu begreifen, wie sich meinem Geist so klar und deutlich (clairement et distinctement; clare et distincte) darstellen würde, dass ich gar keine Möglichkeit hätte, daran zu zweifeln.
*Die zweite: jede der Schwierigkeiten, die ich untersuchen würde, in so viele Teile zu zerlegen (diverser) als möglich und zur besseren Lösung wünschenswert wäre.
*Die dritte: meine Gedanken zu ordnen; zu beginnen mit den einfachsten und fasslichsten Objekten und aufzusteigen allmählich und gleichsam stufenweise bis zur Erkenntnis der kompliziertesten, und selbst solche Dinge irgendwie für geordnet zu halten, von denen natürlicherweise nicht die einen den anderen vorausgehen.
*Und die letzte: überall so vollständige Aufzählungen und so umfassende Übersichten zu machen, dass ich sicher wäre, nichts auszulassen.
 
== Einwände gegen Descartes Philosophie ==
* Descartes meinte die '''Schnittstelle zwischen Leib und Seele''' wäre in der [[Zirbeldrüse]] zu finden, dem einzigen unpaarigen Organ des Gehirns. Entgegen der Vermutung Descartes', dass es irgendwo im Gehirn ein singuläres Zentrum geben müsse, in dem alle Informationen zusammenkommen und einer einheitlichen Interpretation zugeführt werden, - einen Ort an der Spitze der Verarbeitungspyramide, wo das innere Auge die Welt und sich selbst betrachtet. Entgegen dieser plausiblen Annahme erbrachte die Hirnforschung den Beweis, dass ein solches Zentrum nicht existiert.
* Descartes trennte noch nicht '''Geist und [[Bewusstsein]]'''. Für ihn war jedes menschliche Denken auch bewusstes Denken. Heute wird allgemein akzeptiert, dass viele Denkprozesse in unserem Gehirn [[unbewusst]] ablaufen und nur ein kleiner Teil in unser Bewusstsein gelangt.
* Descartes beschrieb mehrere grundlegende Substanzen, darunter die res cogitans, den Geist und die res extensa, die materiellen Dinge. Dabei '''habe der Geist keine Ausdehnung''' bzw. kein Volumen. Wenn man heute allgemein von der [[Information]] als dritter Grundsubstanz neben Energie und Materie redet, dann ist noch nicht klar, ob Information eine eigenständige Substanz ist oder ''nur'' eine Eigenschaft von Materie und Energie. Da bislang Information nie als reine, nackte Information nachgewiesen wurde, wird Descartes Vorstellung, dass Information (und damit auch Geist) keine Ausdehnung hat, als falsch angesehen. Das besondere an der Information ist, dass dieselbe Information auf verschiedenen materiellen oder energetischen Informationsträgern vorkommen kann und somit eine gewisse, aber eben keine völlige Unabhängigkeit von Materie und Energie gewinnt.
* ''Anmerkung'': Den Informationsbegriff sollte man nicht ohne Weiteres auf Descartes' Ontologie übertragen. Die ''res cogitans'' ist wichtig zum Verständnis von Descartes' religiösem Seelen- und Gottesverständnis. Information und Geist sollte man nicht einfach gleichsetzen! Außerdem ist es fraglich, ob die moderne Physik von Energie und Materie als ''Grundsubstanzen'' reden würde. Das sind metaphysische Fragen, die einer längeren Erörterung bedürfen.
* Für Descartes hatten Tiere keine [[Seele]]. Er hielt sie für bloße Maschinen.
* ''Anmerkung'': In seinem [[Discours de la méthode]] schreibt Descartes schon in der Einleitung, dass er im fünften Teil den Unterschied zwischen der ''tierischen'' und ''menschlichen Seele'' beschreiben will. Dort lässt er dann die Möglichkeit offen, dass Tiere eine Seele haben, deren Natur jedoch ganz verschieden von derjenigen der Menschen sein müsse.
* Descartes Gottesbeweis wurde von [[Immanuel_Kant|Kant]] widerlegt.
* [[Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel|Hegel]] kritisierte [[Immanuel_Kant|Kant]] und entwickelte Descartes’ Gottesbeweis weiter (1831).
 
== Werke ==
* ''Musicae compendium'' ([[1618]])
* ''Regulae ad directionem ingenii'' (ca. [[1628]])
* ''[[Discours de la méthode]] pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences''. [[1637]] („Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung“)
**Anhänge: Dioptrique
**Meteorologie
**La Géométrie (die Grundlegung der neuzeitlichen Mathematik)
* ''Meditationes de prima philosophia''. [[1641]] („[[Meditation]]en über die Grundlagen der Philosophie“ - eines der Hauptwerke des [[Rationalismus]].)
* ''Principia philosophiae''. [[1644]] („Die Prinzipien der Philosophie“)
* ''Inquisitio veritatis per lumen naturale'' (ca. [[1647]])
* ''Les Passions de l'âme'' (1649) (''Die Leidenschaften der Seele'')
* ''De homine'' (posth. [[1662]])


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Einführungen ===
''Literatur zu Einzelthemen findet sich in den Quellen''
* Perler, Dominik (1998). ''Rene Descartes'', München 1998 (Beck'sche Reihe Denker). (sehr empfehlenswert als Überblick über Descartes' Werk und seine Voraussetzungen und zur Einführung), ISBN 3406419429
* Specht, Rainer (2001). ''Rene Descartes'' (9. Aufl.). Reinbek b. Hamb.: Rowohlt (Behandelt vor allem die Biographie und die Zeithintergründe, weniger das Werk) (rororo Monographien Nr. 50117). ISBN 3499501171
*Peter Prechtl: ''Descartes zur Einführung'', Hamburg: Junius, 2004, 2. Auflage, ISBN 3885069261
 
=== Weiteres ===
* [http://www.leistungsschein.de/archiv/philosophie/arbeiten/Hager_Maik_Descartes_Intuition.pdf Hager, Maik, Zur Definition und Interpretation des Begriffs Intuition in René Descartes' Regulae ad directionem ingenii, TU Berlin WiSe 2001/2002 (www.leistungsschein.de).]
* Perler, Dominik (1996). ''Repräsentation bei Descartes'' Freiburg 1996 (Klostermann), ISBN 3465029100
* Röd, Wolfgang, Die Genese des Cartesianischen Rationalismus, 3. Aufl., München 1995, ISBN 340639342X
* Schultz, Uwe (2001). ''Descartes''. Europäische Verlagsanstalt. ISBN 3434505067
* Williams, Bernard (1996). ''Descartes: Das Vorhaben der reinen philosophischen Untersuchung'' (3. Aufl.). Weinheim: Beltz Athenäum. (Orig. ersch. 1978), ISBN 3895471038


== Weiterführende Informationen ==
; Intentionalität bei Husserl
* Edmund Husserl, Martin Heidegger - Phänomenologie (1927). hrsg. von Renato Cristin Berlin: Duncker und Humblot, 1999 (Philosophische Schriften; Bd. 34) ISBN 3-428-09296-1
* Verena Mayer: Edmund Husserl. [[C.H. Beck]] München 2009 ISBN 9783406586880
* Peter Prechtl: Edmund Husserl zur Einführung. [[Junius Verlag]] GmbH Hamburg 1998 ISBN 3-88506-369-7
* Ferdinand Fellmann: Phänomenologie zur Einführung. Junius Verlag GmbH Hamburg 2006 ISBN 978-3-88506-616-3
* Dan Zahavi: Husserls Phänomenologie. Arbeitsgemeinschaft von 16 Verlagen 2003/2009 ISBN 978-3-16-149450-5 (Mohr Siebeck)
* Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe. Hrsg. Helmut Vetter [[Felix Meiner Verlag]] Hamburg 2004 ISBN 3-7873-1689-2
* Husserl-Lexikon. Hrsg. Hans-Helmut Gander WBG Darmstadt 2010 ISBN 978-3-534-16493-6
* Daniel O. Dahlstrom: ''Introduction to Phenomenological Research'', Bloomington: Indiana University Press, 2005.
* John J. Drummond: The structure of intentionality, in: Donn Welton (Hrsg.): ''The new Husserl : a critical reader'', Bloomington: Indiana University Press, 2003, S. 65–92.
* Michael Dummett: ''The Seas of Language'', Oxford: Oxford University Press, 1993.
* Peter Simons: Edmund Husserl Die Intentionalität des Bewußtseins. In: [[Ansgar Beckermann]] (Hrsg.): ''Klassiker der Philosophie heute''. Stuttgart: Reclam, 2004, S. 581–600.
* Wolfgang Künne: Edmund Husserl: Intentionalität, in: J. Speck (Hrsg.): ''Grundprobleme der großen Philosophen: Philosophie der Neuzeit'', Bd. 4, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1986.


''Siehe auch:'' [[Leib-Seele-Problem]], [[Gottesbeweis]], [[Skeptizismus]], [[Szientismus]], [[logistica speciosa]], [[Genius malignus]]; [[Franciscus Vieta]], [[Ikone (Medien)]]
; Intentionalität bei Heidegger (und Husserl)
* Archana Barua: [http://www.mic.ul.ie/stephen/vol7/husserl.pdf Husserl, Heidegger and the Intentionality Question], in: ''Minerva – An Internet Journal of Philosophy'' 7 (2003), S. 44–59
* Rudolf Bernet: Husserl and Heidegger on Intentionality and Being, in: ''Journal of the British Society for Phenomenology'' 21/2 (1990), S. 136–52.
* Taylor Carman: ''Heidegger's Analytic: Interpretation, Discourse, and Authenticity in “Being and Time”'', Cambridge: Cambridge University Press 2003
* Carleton Christensen: ''Heidegger’s Representationalism'', in: Review of Metaphysics 51 (1997), S. 77–103.
* Steven Crowell: Subjectivity: Locating the First-Person in Being and Time, in: ''Inquiry'' 44 (2001), S. 433–454.
* Daniel O. Dahlstrom: Heidegger’s Transcendentalism, in: ''Research in Phenomenology'' 35 (2005).
* Hubert Dreyfus: ''Being-in-the-World'', Cambridge, MA: MIT Press, 1991
* Hubert Dreyfus: Heidegger’s critique of the Husserl/Searle account of intentionality, in: ''Social Research'' 93/60 (1993), 17ff.
* Sean McGovern: [http://lyceumphilosophy.com/?q=node/88 The Being of Intentionality], in: Lyceum 9/1 (2007) (Saint Anselm College)
* H. Hall: ''Intentionality and World: Division I of Being and Time'' in: Charles Guignon (Hrsg.): ''The Cambridge Companion to Heidegger'', Cambridge: Cambridge University Press, 1993
* Burt C. Hopkins: ''Intentionality In Husserl And Heidegger : The Problem Of The Original Method And Phenomenon Of Phenomenology'', Kluwer Academic Publishers, 1993, ISBN 0-7923-2074-3
* J. N. Mohanty: Intentionality, in: Hubert Dreyfus, Mark Wrathall (Hrsg.): ''A Companion to Phenomenology and Existentialism'', Blackwell Companions to Philosophy, Oxford: Blackwell 2006, ISBN 978-1-4051-1077-8.
* Dermot Moran: [http://www.ucd.ie/philosophy/dermotmoran/resources/moran_inquiry.pdf Heidegger’s Critique of Husserl’s and Brentano’s Accounts of Intentionality], in: Inquiry 43 (2000), S. 39–66.
* Mark Okrent: ''Heidegger's Pragmatism: Understanding, Being, and the Critique of Metaphysics'', Ithaca, NY 1998
* Frederick A. Olafson: ''Heidegger and the Philosophy of Mind'', New Haven, CO: Yale University Press 1987.
* Thomas Sheehan: Heidegger’s Philosophy of Mind, in: G. Floistad (Hrsg.): ''Contemporary Philosophy of Mind: A New Survey'', Bd. 4, Philosophy of Mind, The Hague: Nijhoff, 1984, S. 287–318.
* Martin Weatherston: ''Heidegger's Interpretation of Kant'': Categories, Imagination, and Temporality, Palgrave Macmillan, 2002, ISBN 0-333-99400-0
* Mark A. Wrathall: Intentionality without Representation: Heidegger’s Account of Perception, in: ''Philosophy Today'' 42 (1999), 182–89.


=== Nach Descartes benannt ===
; Sonstige Literatur:
*[http://descartes.sourceforge.net/ descartes] Ein open-source-Funktionenplotter, benannt nach Descartes als Erfinder des [[Koordinatensystem]]s
* Elisabeth Baumgartner: ''Intentionalität: Begriffsgeschichte und Begriffsanwendung in der Psychologie'', Würzburg: Königshausen & Neumann, 1985.
*[[Cartesischer Taucher]] Bezeichnet ein Objekt, welches auftauchen, abtauchen oder im Wasser schweben kann.
* Dominik Perler: ''Theorien der Intentionalität im Mittelalter'', Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 2004. 436 S. (Rezension: Flasch, FAZ v. 16.&nbsp;Februar 2004)
* Arkadiusz Chrudzimski: ''Intentionalität, Zeitbewusstsein und Intersubjektivität: Studien zur Phänomenologie von Brentano bis Ingarden'', Frankfurt: ontos (Rezension: Helmut Klemm: Außenwelt der Innenwelt, ''FAZ'' vom 22.&nbsp;Februar 2006, Nr. 45, Seite N3)
* Armin Stock: ''Intentionalität und Ideo-Motorik – Eine handlungstheoretisch-psychologische Synthese'', Lengerich/Berlin/Wien: Pabst Science Publishers, 2004, ISBN 978-3-89967-118-6
* Thorsten Streubel: ''Das Wesen der Zeit. Zeit und Bewußtsein bei Augustinus, Kant und Husserl,'' Würzburg 2006
* Tobias Schlicht: Ein Stufenmodell der Intentionalität, in: P. Spät (Hg.): ''Zur Zukunft der Philosophie des Geistes'', Paderborn: mentis, 2008, S. 59–91.


=== Weblinks ===
; Neuere Debatten
* {{PND|118524844}}
* Ulrike Haas-Spohn (Hg.): ''Intentionalität zwischen Subjektivität und Weltbezug'', Paderborn: mentis, 2003 <small> Sammelband mit Aufsätzen zur aktuellen Debatte </small>
* [http://www.wright.edu/cola/descartes/ Die ''Meditationes de prima philosophia''] (lateinisch, englisch und französisch)
* Wolfgang Barz: ''Das Problem der Intentionalität'', Paderborn: mentis, 2004
* [http://etext.lib.virginia.edu/etcbin/browse-mixed-french?id=DesMeth&tag=public&images=images/modeng&data=/lv1/Archive/french-parsed ''Discours de la méthode''] (französisch)
(weitere neuere Literatur bei Jacob, Caston und Chalmers, s. Weblinks)
* [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost17/Descartes/des_intr.html Descartes in der Bibliotheca Augustana] (lateinisch)
* Jesús Padilla Gálvez, M. Gaffal (eds.), ''Intentionality and Action''. De Gruyter, Berlin - Boston, 2017. ISBN 978-3-11-056028-2.
* [http://www.zum.de/Faecher/D/SH/descdisc.htm ''Meditationen über die Grundlagen der Philosophie''] (Auszug aus der 4. Meditation auf deutsch)
* [http://www.renedescartes.com/rene_descartes_bibliography_001.htm Bibliographie lieferbarer Bücher]
* [http://www.club-dialektik.de/texte/ich_denke_also_bin_ich.html Descartes ''Ich denke, also bin ich''] Symposionsvortrag des Club Dialektik
* [http://www.museumonline.at/1999/schools/classic/spittaladdrau/NonFrame/HTML/chemiker/R.%20Descartes.htm Museum Online über Descartes]


[[Kategorie:Mann|Descartes, René]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Mathematiker|Descartes, René]]
{{Wiktionary}}
[[Kategorie:Philosoph|Descartes, René]]
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/intentionality|Intentionality|Pierre Jacob}}
[[Kategorie:Erkenntnistheorie|Descartes, René]]
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/intentionality-ancient/|Intentionality in Ancient Philosophy|Victor Caston}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/consciousness-intentionality/|Consciousness and Intentionality|Charles Siewert}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/phenomenal-intentionality/|Phenomenal Intentionality|David Bourget, Angela Mendelovici}}
* {{Scholarpedia|http://scholarpedia.org/article/Intentionality|Intentionality|Walter J. Freeman}}
* [[David Chalmers]]: [http://consc.net/mindpapers#.2 Bibliographie] und [http://consc.net/online#.5 Online-Aufsätze]
* [http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=4804&n=2&y=1&c=50 Philosophie des Geistes: Time Crane verteidigt die Intentionalität], Rezension in Information Philosophie
* Andreas Kemmerling: [http://www.philosophie.uni-hd.de/imperia/md/content/fakultaeten/phil/philosophischesseminar2/kemmerling/v_55_naturalisierungvonintentionalitaet.pdf zur sog. Naturalisierung von Intentionalität] (PDF; 1,9&nbsp;MB)


{{Personendaten|
== Einzelanchweise ==
NAME=Descartes, René
<references />
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler
|GEBURTSDATUM=[[31. März]] [[1596]]
|GEBURTSORT=[[Descartes (Frankreich)|La Haye]], Frankreich
|STERBEDATUM=[[11. Februar]] [[1650]]
|STERBEORT=[[Stockholm]]
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{{Wikipedia}}
{{SORTIERUNG:Intentionalitat}}
[[Kategorie:Philosophie des Geistes]]
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Version vom 15. Juli 2018, 10:52 Uhr

Brentano führte den Begriff der Intentionalität in die moderne Philosophie ein

Der Begriff der Intentionalität bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, sich auf etwas zu beziehen (etwa auf reale oder nur vorgestellte Gegenstände, Eigenschaften oder Sachverhalte). Das Konzept lässt sich antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Theoretikern zuschreiben[1] und geht in der modernen Diskussion meist auf den Philosophen und Psychologen Franz Brentano zurück. Dieser hatte den Begriff in seiner Arbeit Psychologie vom empirischen Standpunkte[2] wiedereingeführt. Durch die Arbeiten Edmund Husserls wurde Intentionalität zu einem zentralen Konzept der Phänomenologie.

In den heutigen philosophischen Debatten der Philosophie des Geistes wird Intentionalität oftmals als spezifisches Merkmal des Mentalen verstanden: Gibt es Intentionalität, so gebe es Mentales – und nicht etwa nur Materielles und naturwissenschaftlich Beschreibbares. Die Annahme von Intentionalität, ebenso wie die von phänomenalem Bewusstsein bzw. von Qualia, stellt daher aus der Sicht der Vertreter des Mentalen ein Problem für den Materialismus dar. Gegner dieser Position kommen jedoch ohne eine Annahme des Mentalen aus und halten Intentionalität, ebenso wie Wahrnehmung und Gedächtnis, für naturwissenschaftlich erklärbar.

Intentionalität nach Brentano

Intentionale Inexistenz

Der Begriff der Intentionalität ist ein philosophischer Fachterminus und weder mit dem alltäglichen Begriff der Intention als Absicht, noch mit dem semantischen Begriff der Intension gleichbedeutend. Die klassische Begriffsbestimmung gibt Brentano:

„Jedes psychische Phänomen ist durch das charakterisiert, was die Scholastiker des Mittelalters die intentionale (auch wohl mentale) Inexistenz eines Gegenstandes genannt haben, und was wir, obwohl mit nicht ganz unzweideutigen Ausdrücken, die Beziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Objekt (worunter / hier nicht eine Realität zu verstehen ist), oder die immanente Gegenständlichkeit nennen würden. Jedes enthält etwas als Objekt in sich, obwohl nicht jedes in gleicher Weise. In der Vorstellung ist etwas vorgestellt, in dem Urteile ist etwas anerkannt oder verworfen, in der Liebe geliebt, in dem Hasse gehasst, in dem Begehren begehrt usw. Diese intentionale Inexistenz ist den psychischen Phänomenen ausschließlich eigentümlich. Kein physisches Phänomen zeigt etwas Ähnliches.“[3]

Die These Brentanos lautet also, dass die Intentionalität eine Eigenschaft des Mentalen sei, die man mit den Phrasen “Beziehung auf einen Inhalt” oder “Richtung auf ein Objekt” beschreiben kann. Ein Beispiel kann diesen Zusammenhang verdeutlichen: Der Gedanke, dass noch Milch im Kühlschrank ist, bezieht sich auf die Objekte Kühlschrank und Milch und den Sachverhalt, dass noch Milch im Kühlschrank ist. Durch diesen Bezug auf einen Sachverhalt kann der Gedanke auch wahr oder falsch sein.

Nach Chrudzimski soll Brentano diese Theorie in seinen Vorlesungen zu einer komplexeren „Mediator“-Theorie weiterentwickelt haben. Nach 1900 soll Brentano die Einführung des Begriffs „intentionale Inexistenz“ bedauert haben.[4]

Intentionale Definition des Mentalen

Brentano vertrat zudem die Auffassung, dass Intentionalität das definierende Merkmal des Mentalen sei. Es gebe keine nichtmentale Entität, die das Merkmal der Intentionalität besitze, und umgekehrt auch keine mentale Entität, die das Merkmal der Intentionalität nicht besitze. Diese Behauptung wird in der heutigen Philosophie oft angezweifelt.

Es wird nämlich argumentiert, dass es auch nichtintentionale mentale Zustände gebe. So sei etwa ein allgemeines Unwohlsein oder eine allgemeine Euphorie durchaus mental, müssten sich jedoch auf nichts beziehen.[5] Allerdings hätten all diese nichtintentionalen mentalen Zustände das Merkmal der Qualia. So wird heutzutage oft folgendes vorgeschlagen: Intentionalität und Qualia sind jeweils hinreichend, aber nicht notwendig für die Existenz des Mentalen. Jeder mentale Zustand müsse jedoch zumindest Intentionalität oder eine qualitative Empfindung als Eigenschaft haben.

Intentionalität nach Husserl

Intentionalität nach Husserl
Aufbau eines Bewusstseinserlebnisses

Durch Reflexion erfassen wir statt der Sachen, der Werte, Zwecke, usw. die entsprechenden subjektiven Erlebnisse, in denen sie uns bewusst werden. Man bezeichnet sie auch als »Phänomene«. Ihr allgemeinster Wesenscharakter ist es, »Bewusstsein-von«, »Erscheinung-von« den jeweiligen Dingen zu sein, sie sind »intentionale« Erlebnisse. Der terminologisch aus der Scholastik stammende Ausdruck für den Grundcharakter des Seins als Bewußtsein, als Erscheinung von etwas ist Intentionalität.

Edmund Husserl übernimmt von F. Brentano, einem seiner Lehrer, die Grundbedeutung von Intentionalität (s. o.) und baut sie durch zahlreiche Analysen von Beispielen zu einem eigenständigen, zentralen Begriff in der Phänomenologie aus.

Das »Bewußtsein« besteht für Husserl im Gesamtbestand der intentionalen Erlebnisse eines Subjekts. Die intentionalen Erlebnisse bezeichnet Husserl als Akte (um Äquivokationen zu vermeiden), z. B. Wahrnehmungen, Erinnerungen, Gefühle usw. Die allgemeine Intentionalität des Bewusstseins differenziert Husserl später in Noesis (»cogito«, Weisen des Intendierens, intentionaler Akt) und Noema (»cogitatum«, das Intendierte, intentionales Objekt).

Nicht intentionale Empfindungsdaten, als sensuelle Hyle bezeichnet, erfahren im Bewusstsein eine Vergegenständlichung in einem besonderen mentalen Prozess, den Husserl als Apperzeption im Sinne von Auffassung, Deutung, Interpretation bezeichnet, und werden somit als intentionale Gegenstände konstituiert. Unter intentionalen Gegenständen oder intentionalen Objekten sind die Bezugspunkte eines Bewusstseinsvollzuges aufzufassen. Der intendierte Gegenstand ist weder ein immanenter Teil des Bewusstseins selbst, noch in diesem enthalten. Intentionalität betrifft nicht nur wirklich existierende Gegenstände, sondern auch Phantasievorstellungen, Erinnerungen usw. Nicht alle Erlebnisse sind intentional, z. B. Farb- oder Tonempfindungen, sondern Momente, fundiert in einem intentionalen Gesamtakt.

Unter der Bedeutungsintention versteht man den Bezug auf etwas Gegenständliches mit einer Bedeutung, z. B. Baum (Etwas als Etwas »vermeinen«). Kennt man die Bedeutung eines Ausdrucks nicht, ist die Bedeutungsintention zunächst anschauungsleer; zur Bedeutungserfüllung kommt es, wenn das Vermeinte eine anschauliche Bestätigung erfährt. Bei Deckung von Bedeutungsintention und Bedeutungserfüllung ist Evidenz gegeben.

In der Theorie der Intentionalität besetzt der Begriff des Horizonts eine zentrale Rolle. Betrachten wir einen Baum, erhalten wir nur eine Perspektive des Objekts. Diese einzelne Wahrnehmung führt zu Antizipationen, die auf einen Wahrnehmungszusammenhang hindeuten und abwesende, »abgeschattete« Perspektiven des Baumes mitintendieren (Appräsentation; jede Wahrnehmung schließt eine »Hinausdeutung« ein). Auch bleibt im Hintergrund die Umgebung unthematisch, die aber im weiteren Wahrnehmungsverlauf zur Präsenz kommen kann. Diese potentiellen Vollzugsmöglichkeiten werden als »Horizontintentionalitäten« bezeichnet.

Grundlegend für die Intentionalität ist das Zeitbewusstsein. Erst im Fluss der Akte aus Urimpression-Retention-Protention-Einheiten kann sich ein zusammengehörendes Erlebnis, wie z. B. eine Melodie, im Bewusstsein konstituieren. Längsintentionalität ist das andauernde »Herabsinken« und Modifizieren der aufeinander folgenden Retentionen. Die Retention bindet gleichsam eine Urimpression an den Erlebnisfluss. Ähnliches gilt für die Protentionen, bei denen jedoch die Intentionen offenbleiben und erwartungsartig sind. Es handelt sich aber nicht um Leerintentionen, das sind Verweise auf Retention-Protentionsketten, wie bei der Erinnerung. Mit dem Begriff Querintentionalität der Retention bezeichnet Husserl die inhaltliche Gerichtetheit des Bewusstseins auf denselben Gegenstand in den zeitkonstituierenden Ablaufphasen.

Für eine objektive Gültigkeit der Welt muss die egologische Phänomenologie durch die Intersubjektivität erweitert werden, da die intentionalen Gegebenheiten für jede Person existieren. Das transzendentale ego ist nicht allein für die Konstitution der objektiven Welt zuständig, sie muss in Relation zu Fremderfahrungen gesehen werden, deren Korrelat sie ist.

Heideggers Kritik an Husserl

Transzendenz des Daseins

Martin Heidegger verwarf Husserls Konzept der Intentionalität. Intentionalität kann sich nur auf als vorhanden vorgestellte Objekte richten. Wenn Husserl nämlich davon spricht, dass sinnliche Wahrnehmung im „Gegenwärtigen“ besteht, dann ist im Moment der Wahrnehmung gerade jegliche Zeit ausgeschaltet.[6] Dies, so Heidegger, muss auch so erscheinen, wenn man von einem intentionalen Ansatz ausgeht, weil dieser es nicht ermöglicht, nachträglich die Zeit mit in das Verständnis eines Phänomens einzubeziehen. Heidegger hingegen dreht das Verhältnis um und gibt der Zeitlichkeit des Daseins die Priorität: Das Verhältnis zwischen Dasein (Mensch) und Welt ist immer ein zeitliches.[7] Erst nachträglich kann man von diesem grundlegenden Verhältnis absehen und dann zu einem Intentionalitätsbegriff kommen, der die Zeit nicht mehr enthält.

Heideggers Kritik am Begriff der Intentionalität steht in Zusammenhang mit seiner Kritik an traditionellen Ontologien, sofern diese Objekte losgelöst von ihrem Bezugszusammenhang betrachteten. (Diesen Bezugszusammenhang, der u. a. durch basale Zweckzusammenhänge bestimmt ist, nennt Heidegger Welt.) Was beispielsweise ein Hammer ist, bestimmt sich erst durch diesen Zusammenhang. (Heidegger spricht von um zu-Bezügen, von Zuhandenheit statt Vorhandenheit und von einem zuhandenen Zeug statt einem vorhandenen Ding.) In diesem Zusammenhang erst ist der Hammer als solcher begreifbar: als ein Zeug, das zum Hämmern dient, um etwa ein Haus zu bauen und so Schutz vor Unwetter zu bieten. Dieses Weltganze ist nichts, das sich aus einzelnen Teilen erst nachträglich zusammenbaut, sondern es geht dem Zuhandenen ontologisch voraus, indem es ihnen ihren Sinn gleichsam im Voraus zuweist. Umgedreht ist das Dasein immer schon auf dieses Ganze bezogen, wenn es sich einer einzelnen Sache annimmt. Weil es das einzelne stets übersteigt spricht Heidegger auch von der Transzendenz des Daseins.[8] Das Übersteigen des einzelnen Objekts in Bezug auf das Ganze ist dabei zugleich zeitlich wie auch bedeutungsmäßig zu verstehen. Es ist Bedingung dafür, dass einzelnes Seiendes begegnen kann und verstanden wird. Das intentionale Erfassen eines Seienden ist daher nur möglich auf dem Grund dieser Transzendenz – Intentionalität ist ein „Sonderfall“ der Transzendenz des Daseins. Heidegger gibt als These dafür, wie die falsche Ansetzung der Intentionalität als primärer Bezug zur Welt entstehen konnte an, dass hier immer noch die Idee eines Subjekts mitschwingt, das der Welt erkennend gegenübersteht und einzelne zusammenhangslose Objekte in Raum und Zeit wahrnimmt.[9]

Das Beispiel des Hammers zeigt hingegen, dass Dinge in einen Verweisungszusammenhang eingebunden sind und dieser nur zeitlich verstanden werden kann: der Hammer ist nur in Betracht auf einen zukünftigen Gebrauch zu verstehen. Diese Zukunft ist aber nicht „etwas“, kein Objekt in der Welt, auf das man gerichtet sein kann. Auch ist die Zukunft kein „Gedanke“. Auch dies würde sie vergegenständlichen, so dass man sich auf sie als Objekt richten könnte. Die „Welt“ selbst geschieht als eine Verschränkung von Gegenwart und Zukunft im Dasein des Menschen. Heidegger kennzeichnet diesen Strukturzusammenhang von Welt und Dasein indem er das Dasein als Sorge bezeichnet und so den praktischen Umgang mit der Welt in den Vordergrund stellt, dem ein theoretisch-intentionaler erst nachfolgt.

Grundstimmung als nicht-intentionaler Weltbezug

Ähnlich kann ein Phänomen wie die Langeweile nicht – wie Husserl dies allgemein für alle Objekte postulierte – als Objekt im Bewusstseinsstrom beobachtet werden.[10] Zwar sind wir, wenn uns langweilig ist, auf Dinge (also Objekte) gerichtet, die uns die Zeit vertreiben. Aber die Bedrängnis welche wir in der Langeweile verspüren lässt sich, so Heidegger, gerade nicht als Gerichtetheit auf ein Objekt verstehen. Viel mehr sind hier Stimmungen am Werk. Heidegger stellt dem Konzept der Intentionalität daher eine Grundstimmung entgegen, d. h. die Tatsache, dass der Mensch immer schon stimmungsmäßig auf die Welt als Ganzes bezogen ist. Nur weil wir der Welt gegenüber immer schon irgendwie gestimmt sind, gehen uns dann auch die einzelnen (intentional erfassten) Sachen etwas an. Nur aus dem Ganzen bekommt ein einzelner „Vorfall“ eine Bedeutung, geht uns etwas an und nicht als factum brutum.

Intentionalität als Problem für reduktionistische Theorien

In der gegenwärtigen Philosophie des Geistes wird das Konzept der Intentionalität insbesondere als ein Problem für den Materialismus diskutiert. Materialistische Theorien gehen davon aus, dass auch mentale Zustände auf physische Zustände zurückgeführt werden können. Nun hätten allerdings mentale Zustände oft die Eigenschaft der Intentionalität, und es scheine unklar zu sein, wie ein physischer Zustand ebendiese Eigenschaft haben könne.

In materialistischen Theorien werden Gedanken auf neuronales Geschehen zurückgeführt. Kritiker des Materialismus argumentieren dagegen, wenn ein Gedanke einem Vorgang im Gehirn entspräche, so müsse ebendieser Vorgang auch intentional sein. Genau dieses sei jedoch sehr unplausibel.[11]

Von materialistischer Seite wird hierauf erwidert, dass sich Auslöser von Aktionen, Bedeutungen, Gründe und Wahrheit auch ohne mentale Zustände erklären ließen, da sie auch in der Sprache von Maschinen vorkommen.[12]

Neuronales Korrelat des Bewusstseins - Artikel in der deutschen Wikipedia

Intentionalität als Vorstellung aufgrund sozialer Spiegelung

Der Psychologe Wolfgang Prinz legte eine umfassende und empirisch begründete Theorie vor, wonach während der kindlichen Entwicklung die Vorstellung eigener Absichten aus der Beobachtung anderer Personen erwachse. Diesen Wahrnehmungsprozess bezeichnete er als soziale Spiegelung. Das beobachtende Kind lerne zu verstehen, dass andere Personen zielgerichtet handeln, und es lerne, diesem Handeln Absichten zuzuschreiben. Ab einem gewissen Entwicklungsstadium sei ein Kind in der Lage, die Vorstellung, dass andere Personen Absichten haben, auf sich selber zu übertragen. Von da ab sei es in der Lage, eigene Intentionalität zu erleben. Demnach seien soziale Wahrnehmung, Gedächtnis und Kombination die Wurzeln von Intentionalität. Da diese naturwissenschaftlich erklärbar seien, gelte dasselbe auch für Intentionalität.[13]

Siehe auch

Literatur

Literatur zu Einzelthemen findet sich in den Quellen

Intentionalität bei Husserl
  • Edmund Husserl, Martin Heidegger - Phänomenologie (1927). hrsg. von Renato Cristin Berlin: Duncker und Humblot, 1999 (Philosophische Schriften; Bd. 34) ISBN 3-428-09296-1
  • Verena Mayer: Edmund Husserl. C.H. Beck München 2009 ISBN 9783406586880
  • Peter Prechtl: Edmund Husserl zur Einführung. Junius Verlag GmbH Hamburg 1998 ISBN 3-88506-369-7
  • Ferdinand Fellmann: Phänomenologie zur Einführung. Junius Verlag GmbH Hamburg 2006 ISBN 978-3-88506-616-3
  • Dan Zahavi: Husserls Phänomenologie. Arbeitsgemeinschaft von 16 Verlagen 2003/2009 ISBN 978-3-16-149450-5 (Mohr Siebeck)
  • Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe. Hrsg. Helmut Vetter Felix Meiner Verlag Hamburg 2004 ISBN 3-7873-1689-2
  • Husserl-Lexikon. Hrsg. Hans-Helmut Gander WBG Darmstadt 2010 ISBN 978-3-534-16493-6
  • Daniel O. Dahlstrom: Introduction to Phenomenological Research, Bloomington: Indiana University Press, 2005.
  • John J. Drummond: The structure of intentionality, in: Donn Welton (Hrsg.): The new Husserl : a critical reader, Bloomington: Indiana University Press, 2003, S. 65–92.
  • Michael Dummett: The Seas of Language, Oxford: Oxford University Press, 1993.
  • Peter Simons: Edmund Husserl Die Intentionalität des Bewußtseins. In: Ansgar Beckermann (Hrsg.): Klassiker der Philosophie heute. Stuttgart: Reclam, 2004, S. 581–600.
  • Wolfgang Künne: Edmund Husserl: Intentionalität, in: J. Speck (Hrsg.): Grundprobleme der großen Philosophen: Philosophie der Neuzeit, Bd. 4, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1986.
Intentionalität bei Heidegger (und Husserl)
  • Archana Barua: Husserl, Heidegger and the Intentionality Question, in: Minerva – An Internet Journal of Philosophy 7 (2003), S. 44–59
  • Rudolf Bernet: Husserl and Heidegger on Intentionality and Being, in: Journal of the British Society for Phenomenology 21/2 (1990), S. 136–52.
  • Taylor Carman: Heidegger's Analytic: Interpretation, Discourse, and Authenticity in “Being and Time”, Cambridge: Cambridge University Press 2003
  • Carleton Christensen: Heidegger’s Representationalism, in: Review of Metaphysics 51 (1997), S. 77–103.
  • Steven Crowell: Subjectivity: Locating the First-Person in Being and Time, in: Inquiry 44 (2001), S. 433–454.
  • Daniel O. Dahlstrom: Heidegger’s Transcendentalism, in: Research in Phenomenology 35 (2005).
  • Hubert Dreyfus: Being-in-the-World, Cambridge, MA: MIT Press, 1991
  • Hubert Dreyfus: Heidegger’s critique of the Husserl/Searle account of intentionality, in: Social Research 93/60 (1993), 17ff.
  • Sean McGovern: The Being of Intentionality, in: Lyceum 9/1 (2007) (Saint Anselm College)
  • H. Hall: Intentionality and World: Division I of Being and Time in: Charles Guignon (Hrsg.): The Cambridge Companion to Heidegger, Cambridge: Cambridge University Press, 1993
  • Burt C. Hopkins: Intentionality In Husserl And Heidegger : The Problem Of The Original Method And Phenomenon Of Phenomenology, Kluwer Academic Publishers, 1993, ISBN 0-7923-2074-3
  • J. N. Mohanty: Intentionality, in: Hubert Dreyfus, Mark Wrathall (Hrsg.): A Companion to Phenomenology and Existentialism, Blackwell Companions to Philosophy, Oxford: Blackwell 2006, ISBN 978-1-4051-1077-8.
  • Dermot Moran: Heidegger’s Critique of Husserl’s and Brentano’s Accounts of Intentionality, in: Inquiry 43 (2000), S. 39–66.
  • Mark Okrent: Heidegger's Pragmatism: Understanding, Being, and the Critique of Metaphysics, Ithaca, NY 1998
  • Frederick A. Olafson: Heidegger and the Philosophy of Mind, New Haven, CO: Yale University Press 1987.
  • Thomas Sheehan: Heidegger’s Philosophy of Mind, in: G. Floistad (Hrsg.): Contemporary Philosophy of Mind: A New Survey, Bd. 4, Philosophy of Mind, The Hague: Nijhoff, 1984, S. 287–318.
  • Martin Weatherston: Heidegger's Interpretation of Kant: Categories, Imagination, and Temporality, Palgrave Macmillan, 2002, ISBN 0-333-99400-0
  • Mark A. Wrathall: Intentionality without Representation: Heidegger’s Account of Perception, in: Philosophy Today 42 (1999), 182–89.
Sonstige Literatur
  • Elisabeth Baumgartner: Intentionalität: Begriffsgeschichte und Begriffsanwendung in der Psychologie, Würzburg: Königshausen & Neumann, 1985.
  • Dominik Perler: Theorien der Intentionalität im Mittelalter, Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 2004. 436 S. (Rezension: Flasch, FAZ v. 16. Februar 2004)
  • Arkadiusz Chrudzimski: Intentionalität, Zeitbewusstsein und Intersubjektivität: Studien zur Phänomenologie von Brentano bis Ingarden, Frankfurt: ontos (Rezension: Helmut Klemm: Außenwelt der Innenwelt, FAZ vom 22. Februar 2006, Nr. 45, Seite N3)
  • Armin Stock: Intentionalität und Ideo-Motorik – Eine handlungstheoretisch-psychologische Synthese, Lengerich/Berlin/Wien: Pabst Science Publishers, 2004, ISBN 978-3-89967-118-6
  • Thorsten Streubel: Das Wesen der Zeit. Zeit und Bewußtsein bei Augustinus, Kant und Husserl, Würzburg 2006
  • Tobias Schlicht: Ein Stufenmodell der Intentionalität, in: P. Spät (Hg.): Zur Zukunft der Philosophie des Geistes, Paderborn: mentis, 2008, S. 59–91.
Neuere Debatten
  • Ulrike Haas-Spohn (Hg.): Intentionalität zwischen Subjektivität und Weltbezug, Paderborn: mentis, 2003 Sammelband mit Aufsätzen zur aktuellen Debatte
  • Wolfgang Barz: Das Problem der Intentionalität, Paderborn: mentis, 2004

(weitere neuere Literatur bei Jacob, Caston und Chalmers, s. Weblinks)

  • Jesús Padilla Gálvez, M. Gaffal (eds.), Intentionality and Action. De Gruyter, Berlin - Boston, 2017. ISBN 978-3-11-056028-2.

Weblinks

 Wiktionary: Intentionalität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelanchweise

  1. Victor Caston: Intentionality in Ancient Philosophy. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
  2. Franz Brentano: Psychologie vom empirischen Standpunkt. 1874.
  3. Brentano, op.cit., I, S. 124, kursive Hervorhebung hinzugefügt
  4. Arkadiusz Chrudzimski:Brentano, Husserl und Ingarden über die intentionalen Gegenstände (PDF; 150 kB)
  5. Zum Beispiel von John R. Searle, in: Intentionalität. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1987, S. 16f.
  6. Vgl. Edmund Husserl: Logische Untersuchungen 1. Aufl. (1901) Bd. II, S. 588 u. 620.
  7. Vgl. Martin Heidegger: Sein und Zeit. Tübingen 2001, S. 363.
  8. Vgl. Martin Heidegger: Vom Wesen des Grundes. GA 9, S. 135.
  9. Vgl. Martin Heidegger: Sein und Zeit. Tübingen 2001, S. 366.
  10. Vgl. Martin Heidegger: GA Band 29/30, S. 136ff.
  11. Der Klassiker ist hier: John Searle: Intentionality. An Essay in the Philosophy of Mind. Cambridge: Cambridge University Press, 1983, ISBN 0521273021
  12. Paul Churchland: Eliminative Materialism and the Propositional Attitudes. In: Journal of Philosophy. 1981, S. 67–90.
  13. Wolfgang Prinz: Open Minds: The Social Making of Agency and Intentionality, MIT Press 2012, 358 S. ISBN 026230094X, S. XVI und 225-244 (Deutsche Übersetzung von Jürgen Schröder: Selbst im Spiegel. Die soziale Konstruktion von Subjektivität. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-58594-8, 502 S.)