Renate Riemeck und Bhagvan: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Renate Riemeck''' (* [[Wikipedia:4. Oktober|4. Oktober]] [[Wikipedia:1920|1920]] in [[Wikipedia:Breslau|Breslau]]; † [[Wikipedia:12. Mai|12. Mai]] [[Wikipedia:2003|2003]] in [[Wikipedia:Alsbach-Hähnlein|Alsbach-Hähnlein]]) war eine deutsche [[anthroposophisch]]e  [[Wikipedia:Historiker|Historiker]]in und [[Wikipedia:Friedensbewegung|Friedensaktivistin]].
#WEITERLEITUNG [[Bhagavan]]
 
== Lebensweg ==
Sie wuchs in [[Wikipedia:Breslau|Breslau]], [[Wikipedia:Stettin|Stettin]] und [[Wikipedia:Jena|Jena]] als Kind wohlhabender Eltern auf; die Mutter war erfolgreiche und angesehene Geschäftsfrau. Renate besuchte u.a. eine Klosterschule. Bereits als Jugendliche dezidiert kirchen- und systemkritisch speziell im Hinblick auf den Katholizismus, verband sie sich mit der ab 1941 verbotenen [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]] und half eine als Jüdin gefährdete Bekannte und deren Tochter in Oldenburg zu verstecken. Sie studierte sieben Semester Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in München und vor allem in Jena; 1943 promovierte sie zum Dr. phil. über ''Spätmittelalterliche Ketzerbewegungen''.
 
In Jena hatte sie Freundschaft geschlossen mit der verwitweten Ingeborg Meinhof, Mutter der späteren [[Wikipedia:Konkret (Zeitschrift)|konkret]]-Kolumnistin und Mitbegründerin der [[Wikipedia:Rote Armee Fraktion|Rote Armee Fraktion]], [[Wikipedia:Ulrike Meinhof|Ulrike Meinhof]]. Bald zog sie mit ihrer Kommilitonin und späteren Lebensgefährtin Ingeborg in einen gemeinsamen Haushalt. Nach dem Krieg wurde sie Dozentin in der Lehrerbildung in [[Wikipedia:Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]], wohin sie mit Ingeborg und den Kindern umzog. Die antifaschistische Schulbildung vor allem der Volksschülerinnen und -schüler sah sie als wichtige politische Aktionsform; sie verfasste in der [[Wikipedia:Deutschland 1945-1949|Besatzungszeit]] mit die ersten demokratischen Schulbücher. 1949, nach Ingeborgs Tod, erhielt sie die Vormundschaft für die beiden Töchter Wienke (* 1931) und Ulrike (* 1934), die sie mit Holde Bischoff zusammen versorgte und erzog. Später lehrte sie in [[Wikipedia:Braunschweig|Braunschweig]] und [[Wikipedia:Weilburg|Weilburg (Lahn)]].
 
Sie war seit 1946 Mitglied der [[Wikipedia:SPD|SPD]] und kämpfte gegen die [[Wikipedia:Wiederbewaffnung|Wiederbewaffnung]] der Bundeswehr, Wehrpflicht und Atomrüstung. 1955 wurde sie jüngste westdeutsche Professorin und lehrte an der PH Wuppertal Geschichte und Politische Bildung. Seit ca. 1958 war Renate Riemeck aktives Mitglied der [[Wikipedia:Internationale der Kriegsdienstgegner|Internationale der Kriegsdienstgegner]] (IDK) und wurde 1960 IDK-Vorsitzende. Sie engagierte sich in der Initiative ''Kampf dem Atomtod'', formulierte und unterzeichnete [[1958]] den [[Appell der 44]], in dem diese Anzahl Hochschullehrende die Gewerkschaften zum Widerstand gegen die Atomrüstung aufriefen und gehörte [[1960]] zu den Gründungsmitgliedern der [[Deutsche Friedensunion|Deutschen Friedensunion (DFU)]], als deren Spitzenkandidatin sie widerwillig im Bundestagswahlkampf [[1961]] auftrat. In diesem Zusammenhang wurde sie wegen ihrer Affinität zu regimenahen Organisationen in der DDR und im „Ostblock“ als politisch naiv kritisiert, da der SED-Staat verschiedene Publikationsorgane und Gruppierungen im Westen finanziell unterstützte, für die Frau Riemeck zeitweilig tätig war.
 
Aufgrund ihres Engagements für die [[Atomkraftgegner|Anti-AKW-]] und [[Friedensbewegung]] wurde ihr 1960 trotz großer Proteste aus Hochschulkreisen die akademische Prüfungsberechtigung entzogen. In diesem Zusammenhang fand in [[Wuppertal]] der wohl erste [[Sitzstreik]] von Studierenden in Deutschland statt. Im selben Jahr zog sich Renate Riemeck aus dem Staatsdienst zurück. Um 1961 erkrankte sie an einer rechtsseitigen Lähmung, die sie jahrelang beeinträchtigte.
 
Lange Zeit schrieb sie entsprechend ihrer [[Pazifismus|pazifistischen]] Haltung z.B. für die [[Deutsche Volkszeitung]] und die [[Stimme der Gemeinde]], nahm an friedenspolitischen Tagungen in Berlin (Ost) und [[Prag]] teil und arbeitete zunehmend im [[Anthroposophie|anthroposophischen Umfeld]] an Buchpublikationen zu historischen Themen. 1964 verließ sie die DFU, trat aber bis in die 1970er Jahre bei zahlreichen Kundgebungen z.B. gegen die Atomrüstung als unabhängige Rednerin auf.
 
1971 mahnte sie in der Zeitschrift ''konkret'' („Gib auf, [[Ulrike Meinhof|Ulrike]]!“), den bewaffneten Kampf in der [[Rote Armee Fraktion|RAF]] zu beenden, ohne aber die ursprünglichen Beweggründe ihrer geliebten Pflegetochter zu verurteilen: „Du solltest versuchen, die Chancen von bundesrepublikanischen Stadtguerillas einmal an der sozialen Realität dieses Landes zu messen“.
 
1979 erhielt sie einen Lehrauftrag im Fachbereich Pädagogik an der Universität Marburg. 1980 überließ ihr [[Rolf Hochhuth]] den Geschwister-Scholl-Preis der Stadt München, um sie finanziell zu unterstützen. Bis zuletzt war sie als Publizistin und Geschichtsforscherin tätig, die letzten Jahre krankheitsbedingt zurückgezogen im hessischen Alsbach.
 
=== Zitate ===
In SED-Quellen sind Versuche feststellbar, Frau Riemeck politisch zu instrumentalisieren:
<!-- Sehr einseitige Sichtweisen, in ihrer Unglaubwürdigkeit und unkommentiert geradezu absurd -->
{{Zitat|Ganz große Möglichkeiten sehen wir in der breiten und umfassenden Publizierung der Persönlichkeit Renate Riemecks. Sie ist die einzige Frau, die in leitender Stelle einer Partei tätig ist. Sie ist eine kluge entschlossene Frau und hat sich durch ihren mutigen Kampf gegen die Diktaturmaßnahmen von [[Werner Schütz|Schütz]] und dem Bonner Regime sehr schnell eine gewisse Achtung bei bestimmten Kreisen erworben. Sie muß zu einer Persönlichkeit werden. Wahlplakate der DFU müssen unbedingt ihr Foto zeigen.||<ref>SAPMO-BArch, DY 30 IV 2/2.2028/30, Bl. 2-3 (Schreiben von Hans Rentmeister an den Leiter der Westabteilung der [[SED]] [[Albert Norden]] vom 9.6.1961)</ref>}}
 
{{Zitat|Die Bundestagswahl wird diesmal ganz nach amerikanischem Muster als Persönlichkeitswahlkampf geführt. Eine bestimmte Politik wird durch bestimmte Persönlichkeiten repräsentiert. Das muß man zur Kenntnis nehmen, ob es uns lieb ist oder nicht. In diesem Fall ist es gar nicht schlecht für uns, daß Prof. Riemeck in sich Eigenschaften verkörpert, die für viele Wählerschichten sehr wichtig ist: Professor, also Ansehen bei den Intellektuellen, Frau und Pädagogin: was für alle Frauen und Eltern wichtig ist; aktives Mitglied der Bekennenden Kirche, wodurch wir einen bedeutenden Teil christlicher Wähler dieses Kirchenflügels beeinflussen können; schließlich aktiver Gewerkschafter, was für die Arbeiter Bedeutung hat.||<ref>SAPMO-BArch, DY 30 IV 2/2.2028/30 (Maschinenschriftliches Manuskript ''Gesamtdeutschland'' in den Archivalien der Westabteilung der [[SED]])</ref>}}
 
== Materialien und Quellen ==
*Renate Riemeck: ''Ich bin ein Mensch für mich. Aus einem unbequemen Leben.'' Stuttgart : Urachhaus, 2. Aufl. 1994. ISBN 3-87838-934-5
*Bettina Röhl: ''So macht Kommunismus Spaß. Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret'', Hamburg : Europäische Verlagsanstalt, 2006, ISBN 3-434-50600-4
<references />
*[http://www.antifakomitee.de/download/schwerpunkt_wir_frauen_0303.pdf Artikel in ''Wir Frauen'' 3/2003]
 
*[http://www.emma.de/485.html Alice Schwarzer über Ulrike und Renate, in: EMMA Juli/August 2006]
*[http://www.emma.de/552.html Interview Alice Schwarzer mit Renate Riemeck, in: EMMA Sept. 1989]
*[http://www.netzeitung.de/img/0075/194175-1.jpg Bild: Renate und Ulrike]
 
== Ausgewählte Veröffentlichungen ==
*Renate Riemeck: ''Mitteleuropa – Bilanz eines Jahrhunderts''. 4. Aufl., Engel & Co., Stuttgart 1997, ISBN 3-927118-14-1 (vorherige Auflage: Fischer TB Vlg., Frankfurt a.M. 1986)
*Renate Riemeck: ''1789: heroischer Aufbruch und Herrschaft des Schreckens''. Urachhaus, Stuttgart 1988, ISBN 3-87838-569-2;
*Renate Riemeck: ''Verstoßen – verfemt – verbrannt: 12 Ketzerschicksale aus acht Jahrhunderten''. - Urachhaus, Stuttgart 1986, ISBN 3-87838-479-3
*Renate Riemeck: ''Glaube – Dogma – Macht''. Stuttgart: Geschichte der Konzilien. Urachhaus, Stuttgart 1985, ISBN 3-87838-433-5
*Renate Riemeck: ''Ich bin ein Mensch für mich. Aus einem unbequemen Leben.'' Urachhaus Vlg., Stuttgart 2. Aufl. 1994. ISBN 3-87838-934-5
 
== Weblinks ==
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=565 Kurzbiografie von Conrad Schachenmann]
*[http://www.freitag.de/2003/22/03221001.php Nachruf von Bernd Mansel in: ''freitag'' vom 23.5.2003]
*[http://www.dkp-online.de/uz/3521/s0701.htm Nachruf von Lorenz Knorr (ex-DFU) in: ''unsere zeit'' vom 23. 5. 2003]
 
{{DEFAULTSORT:Riemeck, Renate}}
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1920]]
[[Kategorie:Gestorben 2003]]
[[Kategorie:Frau]]
 
{{Personendaten|
NAME=Riemeck, Renate
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Historikerin und Friedensaktivistin
|GEBURTSDATUM=[[Wikipedia:4. Oktober|4. Oktober]] [[Wikipedia:1920|1920]]
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Breslau|Breslau]]
|STERBEDATUM=[[Wikipedia:12. Mai|12. Mai]] [[Wikipedia:2003|2003]]
|STERBEORT=[[Wikipedia:Alsbach|Alsbach]]
}}
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 17. Dezember 2013, 14:16 Uhr

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