Memphis-Misraïm-Ritus und Johann Georg Gichtel: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Memphis-Misraïm-Ritus''', auch ''Alter und Primitiver Ritus von [[Memphis (Mythologie)|Memphis]]-[[Mizraim|Misraïm]]'' oder kurz ''ägyptische Maurerei'', beschreibt ein [[Regularität (Freimaurerei)|„irreguläres“]] [[Freimaurerei|freimaurerisches]] Hochgradsystem. Bis 1881 arbeiteten der Memphis- und Misraïm-Ritus separat. Ihre Vereinigung ist auf Bestreben von [[Giuseppe Garibaldi]] zurückzuführen.  
[[Datei:Gichtel Theosophia.jpg|thumb|"Theosophia. Darinnen Der Inwendige, Durchaus geheiliget Nach allen III<sup>en</sup> Principien." aus
Johann Georg Gichtel: ''Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen'', 1696, 1779]]
''' Johann Georg Gichtel''' (* [[Wikipedia:4. März|4.]] oder [[Wikipedia:14. März|14. März]] [[Wikipedia:1638|1638]] in [[Wikipedia:Regensburg|Regensburg]]; † [[Wikipedia:21. Januar|21. Januar]] [[Wikipedia:1710|1710]] in [[Wikipedia:Amsterdam|Amsterdam]]) war ein deutscher [[Mystik]]er und [[Spiritualist]].


== Misraïm-Ritus ==
== Leben ==
Der 1805 in [[Wikipedia:Venedig|Venedig]] begründete ''Misraïm-Ritus'' beinhaltete ein komplexes System aus 90 Graden. Damals suchte man den wahren Ursprung der Freimaurerei in den ägyptischen Mysterien. [[Wikipedia:James Anderson (Freimaurer)|James Andersons]] Werk ''The Constitutions of the Free-Masons'' enthält neben den [[Wikipedia:Alte Pflichten (Freimaurerei)|Pflichten eines Freimaurers]] eine ideelle ''Geschichte der Freimaurerei'', in der er die Freimaurerei in Beziehung mit den ägyptischen Pyramiden setzt und betont, dass bei ihrer Errichtung viele Logen emporgekommen seien. Wichtige Impulse gingen in der Anfangszeit ebenfalls von [[Giuseppe Balsamo]]s (auch [[Joseph Balsamo]] oder [[Alessandro Cagliostro]]) 1775 gegründeter ''ägyptischer Freimaurerei'' aus, die sowohl Männer wie Frauen zuließ. Durch sie verbreitete sich sein [[Alchemie|alchemistisch]] und [[Magie|magisch]] geprägtes Gradsystem. Der Ritus konnte rasch in Städten wie [[Wikipedia:Mailand|Mailand]], [[Wikipedia:Genua|Genua]] und [[Wikipedia:Neapel|Neapel]] Fuß fassen. Um 1788 führte Cagliostro [[Luigi d’Aquino]], den Großmeister der neapolitanischen Maurerei, in den Ritus ein. Mit der Zunahme an protestantischen [[Sozinianismus|Sozianer]]n, verstärkte sich der [[Templerorden|templerische]] Gedanke und führte zur Ausgrenzung der ägyptischen Komponenten. Um 1803 - 1805 wurden die Brüder Joseph Marc und Michél Bédarride in den Misraïm initiiert, die großen Anteil an seiner Weiterentwicklung hatten. Zu jener Zeit sah man sich als Nachfolger der ''[[Templerorden|Ritter Jerusalem]]s'' und der ''[[Rosenkreuzer]]''. In den folgenden Jahren wurde der Misraïm-Ritus für [[Wikipedia:Jakobiner|Jakobiner]] und [[Wikipedia:Carbonari|Carbonari]] interessant, da sich in ihm [[Wikipedia:Antiklerikalismus|antiklerikale]] und antimonarchische Tendenzen gebildet hatten. Dies führte unter anderem um 1817 zu seinem Verbot und bis 1881 zu einem rapiden Mitgliederaustritt.


== Memphis-Ritus ==
Johann Georg Gichtel wurde 1638 als Sohn eines Steuerbeamten in Regensburg geboren. Er studierte zunächst in [[w:Straßburg|Straßburg]] [[Theologie]], wechselte dann aber zur Rechtswissenschaft. Nach einer kurzen Tätigkeit als [[w:Advokat|Advokat]] in [[w:Speyer|Speyer]] kehrte er 1664 nach Regensburg zurück.
[[Bild:Blavatskys Freimaurer-Patent.png|thumb|[[Helena Petrovna Blavatsky]]s [[Freimaurerei|Freimaurer]]-Patent.]]
Napoleons [[Wikipedia:Ägyptische Expedition|Ägyptenexpedition]] 1798 - 1801 verursachte ein großes Interesse der Gebildeten des 19. Jahrhunderts in Europa an der altägyptischen Kultur. Der 1814 durch den Abenteurer ''Samuel Honis'' aus Kairo in Frankreich propagierte ''Memphis-Ritus'' oder auch ''Orientalische Freimaurerorden von Memphis'' mit seinen 95 Graden ist ein Ausdruck davon. Die 95 Grade wurden in drei Orden mit jeweils 30 Graden unterteilt. Die letzten fünf galten administrativen Zwecken. Im ersten Orden standen die Morallehren, Bedeutungen der Symbole, Lehre über die [[Humanität]] und der Wissenschaft über die Natur im Mittelpunkt. In den ersten Orden wurden dabei nur Freimaurer mit abgeschlossenen Meistergrad aufgenommen. Man betrachtete die [[Grad (Freimaurerei)|blaue Johannisfreimaurerei]] als Teil des ersten Ordens im Misraïm-Ritus. Im zweiten Orden wurden Philosophie und Geschichte des Ordens vertieft. Es wurden die [[Wikipedia:klassische Mythologie|antiken Mythen]] und die indische Philosophie miteinbezogen. Der dritte Orden widmete sich ausschließlich der höheren Philosophie. Man sprach hier allgemein von der Wiederherstellung des Feuers und der großen Offenbarung des Lichts ([[Erleuchtung]]).


Unter den Expeditionsteilnehmern fanden sich viele Anhänger freimaurerischer Vereinigungen, was zur damaligen Zeit keine Seltenheit war. Nach ihrer Rückkehr beschloss man eine von der englischen Mutterloge unabhängige [[Wikipedia:Obödienz|Obödienz]] aufzubauen. 1835 konstituierte sich der Memphis-Ritus unter [[Wikipedia:Jacques Etienne Marconis de Nègre|Jacques Etienne Marconis de Nègre]] als Gegenstück zum Misraïm. In ihn flossen Teile der ägyptischen und [[Alchemie|alchemistischen]] Mythologie sowie auch [[Templerorden|templerische]] Elemente ein. Unter der Amtszeit [[Wikipedia:Ludwig Philipp|Ludwig Philipp]]s, wurde die Arbeit des Ritus von 1841 bis 1848 still gelegt. Ab 1856 fasste der Memphis-Ritus auch in den [[Wikipedia:USA|USA]] Fuß. Ähnlich wie im Misraïm, fand man auch hier revolutionäre Kräfte in den Logen. Mit dem Sturz der [[Wikipedia:Pariser Kommune|Pariser Kommune]], im Jahr 1871, brach auch hier der Mitgliederschwund über die Logen in Frankreich einher.
Entscheidend war für Gichtel die Begegnung mit dem Juristen [[w:Justinian von Welz|Justinian von Welz]] und dessen Schrift ''De vita solitaria'', in der dieser das Ideal eines weltabgewandten [[Christentum]]s vertrat. In der Folge beschäftigte sich Gichtel mit weiteren religiösen, später besonders mit [[Jakob Böhme]]s Schriften, die er zuerst vollständig herausgab (1682).  


== Die Zusammenführung ==
Gichtel hatte persönlichen Kontakt mit anderen Gleichgesinnten, namentlich mit Pfarrer [[Wikipedia:Friedrich Breckling|Friedrich Breckling]] von [[Wikipedia:Zwolle|Zwolle]]. 1665 wurde er aus Regensburg ausgewiesen, 1668 kam er in Zwolle infolge seiner heftigen Kirchenkritik ins Gefängnis und an den Pranger und wurde auch aus Zwolle ausgewiesen. Er suchte nun eine Zufluchtsstätte in Amsterdam, wo er mit mehreren ''Hausbrüdern'' und ''-schwestern'' zusammen lebte. Seine strenge Lehre, dass man einzig auf den ''Gott in uns'' hören, dagegen um die Bedürfnisse des Lebens sich nicht bekümmern solle, rief dabei einige Zerwürfnisse hervor.
1881 wurde der italienische Freiheitskämpfer [[Giuseppe Garibaldi]] [[Großmeister]] beider Obödienzien. Durch ihn wurden letztlich beide Hochgrad-Systeme aufeinander abgestimmt und zusammengeführt. Bereits 1872 kam es zur Gründung einer ''Souveränen Großloge'' des Memphis und Misraïm-Ritus durch den Freimaurer [[John Yarker]]. Am 24. September 1902 konstituierte sich die deutsche Großloge des Memphis-Misraïm Ritus aus der sich kurze Zeit später der [[Ordo Templi Orientis|OTO]] abspaltete. Die Gründungsmitglieder des deutschen Memphis-Misaraïm waren [[Theodor Reuss]], [[Heinrich Klein (Okkultist)|Heinrich Klein]] und [[Franz Hartmann]]. Heutzutage wird der Ritus in Deutschland nicht mehr bearbeitet. International gibt es nach dem Handbuch der Freimaurerei der Forschungsgruppe Alpina Lausanne aus dem Jahr 2002 weltweit etwa 7000 Mitglieder, die sich auf Länder wie Frankreich, Belgien, Niederlande, Schweiz, Kanada, Argentinien, Chile, Bolivien, Venezuela und Australien verteilen.
 
Gichtel arbeitete unermüdlich an seiner [[Theosophie]]. Dazu machte er [[Askese|asketische Übungen]], die ihn zu intensiven [[Mystik|mystischen]] Erfahrungen führten. Dass strenge asketische Übungen als Mittel der geistigen Schulung, allerdings nicht ganz unproblematisch sind, hat [[Rudolf Steiner]] aufgezeigt. {{GZ||147|36f}}
 
Gichtels Werk wurde zuerst von seinem Schüler [[Wikipedia:Gottfried Arnold (Theologe)|Gottfried Arnold]] unter dem Titel ''Theosophische Sendschreiben'' (1701-1708, 3 Bde.) herausgegeben.  
 
Die Glieder der von ihm gestifteten kleinen Gemeinde in Holland hießen nach ihm [[Wikipedia:Gichtelianer|Gichtelianer]]; sie selbst nannten sich Engelsbrüder, weil sie bis zur Reinheit der Engel sich zu erheben hofften, indem die vollkommenen Glieder ([[Melchisedek]]sche Priester) nur von freiwilligen Gaben lebten und sich des ehelichen Umganges enthielten, da der wahre Christ mit der [[Jungfrau Sophia|himmlischen Sophia]] vermählt sei.  
 
An die Spitze der Gemeinschaft stellte sich nach dem Tode Gichtels der Kaufmann Johann Wilhelm Überfeld in [[w:Leiden (Stadt)|Leiden]], während die Kreise in [[w:Bezirk Altona|Altona]] und [[w:Hamburg|Hamburg]] [[w:Johann Otto Glüsing|Johann Otto Glüsing]] folgten. Johann Wilhelm Überfeld gab Gichtels Werk später nochmals unter dem Titel ''Theosophia practica'' (Leiden 1722, 6 Bde.) mit seiner Biographie heraus.
 
== Die Lotosblumen in ihrer Beziehung zu den kosmischen Verhältnissen ==
 
[[Datei:Gichtel irdischer Mensch.jpg|thumb|left|Der ganz Irdische, Natürliche, Finstere Mensch in Sternen und Elementen, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736]]
[[Datei:Gichtel wiedergeborener Mensch.jpg|thumb|Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736]]
[[Datei:Gichtel Practica.jpg|thumb|"Practica" aus Johann Georg Gichtel: ''Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen'', 1696, 1779]]
 
Gichtel setzt in seinen Ausführungen über den ''Inneren Menschen''<ref>Johann Georg Gichtel: ''Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen'', 1696, 1779 [https://books.google.at/books?id=8hA-AAAAcAAJ&lpg=PA127&ots=cD-H2Fsxqw&dq=Gichtel%20eine%20kurze%20er%C3%B6ffnung&hl=de&pg=PA13#v=onepage&q=Gichtel%20eine%20kurze%20er%C3%B6ffnung&f=false]</ref> die [[Lotosblumen]] (allerdings ohne diese namentlich als solche zu bezeichnen) in Beziehung zu den [[Planetensphären]]:
 
<center>
{| width="300px" |
|[[Scheitelchakra]]
|[[Saturn]]
|1000-blättrig
|-
|[[Stirnchakra]]
|[[Jupiter]]
|2-blättrig
|-
|[[Halschakra]]
|[[Mars]]
|16-blättrig
|-
|[[Herzchakra]]
|[[Sonne]]
|12-blättrig
|-
|[[Nabelchakra]]
|[[Venus]]
|10-blättrig
|-
|[[Sakralchakra]]
|[[Merkur]]
|6-blättrig
|-
|[[Wurzelchakra]]
|[[Mond]]
|4-blättrig
|}
</center>
 
Die Zahl der Blätter der Lotosblumen hängt sehr deutlich mit planetarischen Rhythmen zusammen. So zeigen sich im Wurzelchakra die 4 Mondphasen, im Sakralchakra die drei oberen und die drei unteren Konjunktionen des Merkur (Merkur-Hexagramm) und dem Nabelchakra liegt das Venus-Pentagramm zugrunde. Diese Planetenkräfte wirken übrigens auch bei der Gestaltung äußerer Blütenformen mit: Merkur bei den sechsstrahligen Blüten (Liliengewächse) und Venus bei den fünfstrahligen Blüten (Rosengewächse). Im 12-blättrigen Herzlotos bildet sich der Weg der Sonne durch die 12 [[Tierkreiszeichen]] ab.
 
Zu beachten ist die [[Okkulte Reihenfolge der Planeten|okkulte Reihenfolge der Planeten]] (Mond – Merkur – Venus – Sonne – Mars – Jupiter - Saturn), bei der die Planeten Merkur und Venus gegenüber den heutigen Darstellungen nach dem heliozentrischen System vertauscht sind. Gichtel war diese okkulte Reihung ganz offenbar vertraut. [[Rudolf Steiner]] hat auch auf diese Vertauschung der Reihenfolge von Merkur und Venus mehrmals sehr hingewiesen.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Karl R. H. Frick: ''Licht und Finsternis - Teil 2''. ISBN 3865390447.
* Johann Gustav Reinbeck: ''Joh. Gustav Reinbecks Nachricht von Gichtels Lebens-Lauf und Lehren, da jener aus seinen eigenen Brieffen zusammen gezogen ist, diese aber nach der Heiligen Schrifft geprüfet worden, vormahls in denen so genanndten Berlinischen Heb-Opfern heraus gegeben, nun aber aus bewegenden Ursachen besonders wieder abgedrucket''. Berlin: Rüdiger, 1732 ({{Google Buch|BuchID=RAU6AAAAcAAJ|Seite=PP3|Linktext=Digitalisat}}).
* Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende als symbolischer Ausdruck vergangener und zukünftiger Entwickelungsgeheimnisse des Menschen. Aus den Inhalten der Esoterischen Schule. Zwanzig Vorträge, gehalten in Berlin zwischen dem 23. Mai 1904 und dem 2. Januar 1906''. 376 Seiten, 3. Aufl., Steiner Verlag, Dornach 1991, ISBN 3-7274-0930-4.
* [[Wikipedia:Adolf Harless|Adolf Harless]]: ''Jakob Böhme und die Alchymisten. Ein Beitrag zum Verständniß J. Böhme's. Nebst einem Anhang: J. G. Gichtel's Leben und Irrthümer''. Von G. C. Adolf von Harleß. Berlin: Schlawitz, 1870 (Digitalisat der 2., vermehrten Auflage von 1882 im {{IA|jacobbhmeunddie00harlgoog|FB}}).
* Peter J.A. Nissen: ''Gichtel, Johann Georg''. In: [[Wikipedia:Lexikon für Theologie und Kirche|LThK<sup>3</sup>]] 4, 643.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Geheimnisse der Schwelle'', [[GA 147]] (1997), ISBN 3-7274-1470-7 {{Vorträge|147}}


Kritische Literatur
{{GA}}


* Lothar Diehl, Lothar: ''Initiatenorden und Mysterienschulen. Ein Führer für Suchende auf dem westlichen Erkenntnisweg''. Berlin 1999, ISBN 3884680714.
== Weblinks ==
;Werke online
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10262995-1 Theosophia practica 1. Teil]
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10262996-7 Theosophia practica 2. Teil]
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10262997-2 Theosophia practica 3. Teil]
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10262998-8 Theosophia practica 4. Teil]
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10262999-7 Theosophia practica 5. Teil]
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10263000-3 Theosophia practica 6. Teil]
* [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10263001-9 Theosophia practica 7. Teil] (Lebensbeschreibung)
* [https://books.google.at/books?id=8hA-AAAAcAAJ&lpg=PA127&ots=cD-H2Fsxqw&dq=Gichtel%20eine%20kurze%20er%C3%B6ffnung&hl=de&pg=PR3#v=onepage&q=Gichtel%20eine%20kurze%20er%C3%B6ffnung&f=false Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen]


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
* [http://www.iss-ic-memphis-misraim.com/ Offizielle Memphis-Misraïm-Website]
<references/>
* [https://www.misraim-michael-dienst.de/ Misraim-Michael-Dienst] (Christiane Gerges)
* [http://www.sovereignsanctuary.org.uk/ Souveränes Sanktuarium des Alten und Primitiven Ritus] (englisch)


[[Kategorie:Freimaurerei]]
{{DEFAULTSORT:Gichtel, Johann Georg}}
[[Kategorie:Christlicher Mystiker]]
[[Kategorie:Mystiker]]
[[Kategorie:Jakob Böhme]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Geboren 1638]]
[[Kategorie:Gestorben 1710]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 21. Dezember 2020, 16:00 Uhr

"Theosophia. Darinnen Der Inwendige, Durchaus geheiliget Nach allen IIIen Principien." aus Johann Georg Gichtel: Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen, 1696, 1779

Johann Georg Gichtel (* 4. oder 14. März 1638 in Regensburg; † 21. Januar 1710 in Amsterdam) war ein deutscher Mystiker und Spiritualist.

Leben

Johann Georg Gichtel wurde 1638 als Sohn eines Steuerbeamten in Regensburg geboren. Er studierte zunächst in Straßburg Theologie, wechselte dann aber zur Rechtswissenschaft. Nach einer kurzen Tätigkeit als Advokat in Speyer kehrte er 1664 nach Regensburg zurück.

Entscheidend war für Gichtel die Begegnung mit dem Juristen Justinian von Welz und dessen Schrift De vita solitaria, in der dieser das Ideal eines weltabgewandten Christentums vertrat. In der Folge beschäftigte sich Gichtel mit weiteren religiösen, später besonders mit Jakob Böhmes Schriften, die er zuerst vollständig herausgab (1682).

Gichtel hatte persönlichen Kontakt mit anderen Gleichgesinnten, namentlich mit Pfarrer Friedrich Breckling von Zwolle. 1665 wurde er aus Regensburg ausgewiesen, 1668 kam er in Zwolle infolge seiner heftigen Kirchenkritik ins Gefängnis und an den Pranger und wurde auch aus Zwolle ausgewiesen. Er suchte nun eine Zufluchtsstätte in Amsterdam, wo er mit mehreren Hausbrüdern und -schwestern zusammen lebte. Seine strenge Lehre, dass man einzig auf den Gott in uns hören, dagegen um die Bedürfnisse des Lebens sich nicht bekümmern solle, rief dabei einige Zerwürfnisse hervor.

Gichtel arbeitete unermüdlich an seiner Theosophie. Dazu machte er asketische Übungen, die ihn zu intensiven mystischen Erfahrungen führten. Dass strenge asketische Übungen als Mittel der geistigen Schulung, allerdings nicht ganz unproblematisch sind, hat Rudolf Steiner aufgezeigt. (Lit.:GA 147, S. 36f)

Gichtels Werk wurde zuerst von seinem Schüler Gottfried Arnold unter dem Titel Theosophische Sendschreiben (1701-1708, 3 Bde.) herausgegeben.

Die Glieder der von ihm gestifteten kleinen Gemeinde in Holland hießen nach ihm Gichtelianer; sie selbst nannten sich Engelsbrüder, weil sie bis zur Reinheit der Engel sich zu erheben hofften, indem die vollkommenen Glieder (Melchisedeksche Priester) nur von freiwilligen Gaben lebten und sich des ehelichen Umganges enthielten, da der wahre Christ mit der himmlischen Sophia vermählt sei.

An die Spitze der Gemeinschaft stellte sich nach dem Tode Gichtels der Kaufmann Johann Wilhelm Überfeld in Leiden, während die Kreise in Altona und Hamburg Johann Otto Glüsing folgten. Johann Wilhelm Überfeld gab Gichtels Werk später nochmals unter dem Titel Theosophia practica (Leiden 1722, 6 Bde.) mit seiner Biographie heraus.

Die Lotosblumen in ihrer Beziehung zu den kosmischen Verhältnissen

Der ganz Irdische, Natürliche, Finstere Mensch in Sternen und Elementen, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736
Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736
"Practica" aus Johann Georg Gichtel: Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen, 1696, 1779

Gichtel setzt in seinen Ausführungen über den Inneren Menschen[1] die Lotosblumen (allerdings ohne diese namentlich als solche zu bezeichnen) in Beziehung zu den Planetensphären:

Scheitelchakra Saturn 1000-blättrig
Stirnchakra Jupiter 2-blättrig
Halschakra Mars 16-blättrig
Herzchakra Sonne 12-blättrig
Nabelchakra Venus 10-blättrig
Sakralchakra Merkur 6-blättrig
Wurzelchakra Mond 4-blättrig

Die Zahl der Blätter der Lotosblumen hängt sehr deutlich mit planetarischen Rhythmen zusammen. So zeigen sich im Wurzelchakra die 4 Mondphasen, im Sakralchakra die drei oberen und die drei unteren Konjunktionen des Merkur (Merkur-Hexagramm) und dem Nabelchakra liegt das Venus-Pentagramm zugrunde. Diese Planetenkräfte wirken übrigens auch bei der Gestaltung äußerer Blütenformen mit: Merkur bei den sechsstrahligen Blüten (Liliengewächse) und Venus bei den fünfstrahligen Blüten (Rosengewächse). Im 12-blättrigen Herzlotos bildet sich der Weg der Sonne durch die 12 Tierkreiszeichen ab.

Zu beachten ist die okkulte Reihenfolge der Planeten (Mond – Merkur – Venus – Sonne – Mars – Jupiter - Saturn), bei der die Planeten Merkur und Venus gegenüber den heutigen Darstellungen nach dem heliozentrischen System vertauscht sind. Gichtel war diese okkulte Reihung ganz offenbar vertraut. Rudolf Steiner hat auch auf diese Vertauschung der Reihenfolge von Merkur und Venus mehrmals sehr hingewiesen.

Literatur

  • Johann Gustav Reinbeck: Joh. Gustav Reinbecks Nachricht von Gichtels Lebens-Lauf und Lehren, da jener aus seinen eigenen Brieffen zusammen gezogen ist, diese aber nach der Heiligen Schrifft geprüfet worden, vormahls in denen so genanndten Berlinischen Heb-Opfern heraus gegeben, nun aber aus bewegenden Ursachen besonders wieder abgedrucket. Berlin: Rüdiger, 1732 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  • Adolf Harless: Jakob Böhme und die Alchymisten. Ein Beitrag zum Verständniß J. Böhme's. Nebst einem Anhang: J. G. Gichtel's Leben und Irrthümer. Von G. C. Adolf von Harleß. Berlin: Schlawitz, 1870 (Digitalisat der 2., vermehrten Auflage von 1882 im Internet Archive ).
  • Peter J.A. Nissen: Gichtel, Johann Georg. In: LThK3 4, 643.
  • Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der Schwelle, GA 147 (1997), ISBN 3-7274-1470-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Werke online

Einzelnachweise

  1. Johann Georg Gichtel: Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen, 1696, 1779 [1]


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