Tria Principia: Unterschied zwischen den Versionen

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In der spagyrischen Pflanzenalchemie sind vor allem die [[Wikipedia:Ätherische Öle|ätherischen Öle]] die Träger des Sulphur-Prinzips, der [[Alkohol]] dient als Träger des merkurialen Prinzips und die in der [[Pflanze]] enthaltenen [[Salz]]e repräsentieren das Sal-Prinzip. Die flüchtigen Öle werden durch [[Destillatio]]n abgetrennt, die restlichen Pflanzenteile werden vergoren ([[Fermentatio]]) und der entstandene Alkohol abdestilliert. Der Rückstand wird verascht ([[Calcinatio]]) und die löslichen Salze mit Wasser aufgelöst. Damit sind die drei Prinzipien sauber voneinander getrennt und werden nun nach dem alchemistischen Grundprinzip des [[solve et coagula]] zur höheren Wirksamkeit wieder vereint.
In der spagyrischen Pflanzenalchemie sind vor allem die [[Wikipedia:Ätherische Öle|ätherischen Öle]] die Träger des Sulphur-Prinzips, der [[Alkohol]] dient als Träger des merkurialen Prinzips und die in der [[Pflanze]] enthaltenen [[Salz]]e repräsentieren das Sal-Prinzip. Die flüchtigen Öle werden durch [[Destillatio]]n abgetrennt, die restlichen Pflanzenteile werden vergoren ([[Fermentatio]]) und der entstandene Alkohol abdestilliert. Der Rückstand wird verascht ([[Calcinatio]]) und die löslichen Salze mit Wasser aufgelöst. Damit sind die drei Prinzipien sauber voneinander getrennt und werden nun nach dem alchemistischen Grundprinzip des [[solve et coagula]] zur höheren Wirksamkeit wieder vereint.
== Die «Tria Principia» im Jahreslauf ==
Im Sommer zu [[Johanni]] steigert sich der [[Sulfurprozess]] im Menschen zur höchsten Intensität und ergreift nun auch das [[Nervensystem]]. Für den [[imaginativ]]en Blick erscheint der Mensch nun wie durchdrungen von einem weithin phosphoreszierend leuchtenden Schwefelphantom. Da drängen aber auch die [[Ahriman|ahrimanischen Mächte]] heran, die ungeheuer verwandt sind diesen sulfurisierenden Stoffen. Schlangenhaft, drachenartig umschlingen sie von unten nach oben sich windend den Menschen und versuchen sein Bewusstsein in einen dumpf unbewussten Zustand herabzuziehen.
In der Sommerzeit sind die [[Salzprozess|Salz]]-, [[Merkurprozess|Merkur]]- und [[Sulfurprozess]]e mehr vermischt, während sie im Tiefwinter weitgehend getrennt sind. In der Erdentiefe wirkt dann das Salzige, das durchlässig für Geistiges ist
und in dem die Reste der [[Mond]]enkräfte Leben spendend wirksam sind. Darüber breitet sich die Hydrosphäre mit der Tendenz zum Kugeligen; die Erde erscheint dann gleichsam als riesiger „Quecksilbertropfen“ im All. In der Luftsphäre mit den Sonnen- und Sternenwirkungen regt sich ein milder Sulfurprozess. {{Lit|GA 229}}


== Die «Tria Principia» in der anthroposophischen Krankheits- und Heilmittellehre ==
== Die «Tria Principia» in der anthroposophischen Krankheits- und Heilmittellehre ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
# ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft Nr. 118/119, Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1997
# ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft Nr. 118/119, Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1997
#Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1999), ISBN 3-7274-2290-4 {{Vorträge|221}}


[[Kategorie:Alchemie]]
[[Kategorie:Alchemie]]

Version vom 30. Dezember 2010, 18:01 Uhr

Die Tria Principia (lat. die drei Prinzipien) sind ein wichtiges Grundkonzept der Alchemie, das allmählich immer deutlicher ergänzend und erweiternd aus der Vier-Elemente-Lehre abgeleitet wurde. Die drei philosophischen Prinzipen oder Substanzen sind: Sulphur (Feuer und Luft umfassend), Mercurius (Wasser) und Sal (Erdelement). Sulphur steht für das brennbare, Mercurius für das flüchtig-flüssige und Sal für das feste, formgebende, stabile Prinzip.

Grundcharakter der drei Prinzipien

Auf rein physischer Ebene entsprechen die Tria Principia den drei Grundtypen der chemischen Bindung[1]: Sulphur entspricht der Atombindung (kovalente Bindung), Mercurius der metallischen Bindung und Sal der ionischen Bindung, so wie die 4 Elemente physikalisch mit den klassischen und nicht-klassischen Aggregatzuständen zusammenhängen.

Der Chemiker und Chemiehistoriker John Read (1884–1963) gibt folgende tabellarische Übersicht über die grundlegenden Eigenschaften der drei Prinzipen[2]:

Mercurius Sulphur Sal
metallisch, schmelzbar

flüchtiges Prinzip
alkoholisch
Geist
Wasser

brennbar

fixes Prinzip
ölig, fettig
Seele
Luft, Feuer

unbrennbar, beständig

in der Asche enthalten
salzig, erdig
Körper
Erde

Derartige eindeutige Zuordnungen, namentlich die Zuteilung der Prinzipien zu Leib, Seele und Geist, sind allerdings mit großer Vorsicht zu nehmen und werden ihrer inhärenten Dynamik nicht gerecht. Je nach Zusammenhang und Betrachtungswinkel sind auch ganz andere Zuordnungen geboten. Das Konzept der Tria Principia verlangt eine sehr flexible, der jeweiligen Situation angepasste Handhabung.

Alchemie und Spagyrik

Alle Stoffe, namentlich alle Metalle, entstehen nach alchemistischer Auffassung durch ein jeweils spezifisches Zusammenwirken dieser drei Prinzipien. Durch geeignete Eingriffe in diese 3 substanzbildenden Prozesse sollte die Bereitung des Steins der Weisen und die Transmutation unedler Metalle zu Gold möglich sein.

Paracelsus hat die Lehre von den drei Prinzipien vor allem auf die Beurteilung von Krankheitsprozessen und auf die richtige Bereitung der spagyrischen Heilmittel bezogen.

Spagyrische Pflanzenalchemie

In der spagyrischen Pflanzenalchemie sind vor allem die ätherischen Öle die Träger des Sulphur-Prinzips, der Alkohol dient als Träger des merkurialen Prinzips und die in der Pflanze enthaltenen Salze repräsentieren das Sal-Prinzip. Die flüchtigen Öle werden durch Destillation abgetrennt, die restlichen Pflanzenteile werden vergoren (Fermentatio) und der entstandene Alkohol abdestilliert. Der Rückstand wird verascht (Calcinatio) und die löslichen Salze mit Wasser aufgelöst. Damit sind die drei Prinzipien sauber voneinander getrennt und werden nun nach dem alchemistischen Grundprinzip des solve et coagula zur höheren Wirksamkeit wieder vereint.

Die «Tria Principia» im Jahreslauf

Im Sommer zu Johanni steigert sich der Sulfurprozess im Menschen zur höchsten Intensität und ergreift nun auch das Nervensystem. Für den imaginativen Blick erscheint der Mensch nun wie durchdrungen von einem weithin phosphoreszierend leuchtenden Schwefelphantom. Da drängen aber auch die ahrimanischen Mächte heran, die ungeheuer verwandt sind diesen sulfurisierenden Stoffen. Schlangenhaft, drachenartig umschlingen sie von unten nach oben sich windend den Menschen und versuchen sein Bewusstsein in einen dumpf unbewussten Zustand herabzuziehen.

In der Sommerzeit sind die Salz-, Merkur- und Sulfurprozesse mehr vermischt, während sie im Tiefwinter weitgehend getrennt sind. In der Erdentiefe wirkt dann das Salzige, das durchlässig für Geistiges ist und in dem die Reste der Mondenkräfte Leben spendend wirksam sind. Darüber breitet sich die Hydrosphäre mit der Tendenz zum Kugeligen; die Erde erscheint dann gleichsam als riesiger „Quecksilbertropfen“ im All. In der Luftsphäre mit den Sonnen- und Sternenwirkungen regt sich ein milder Sulfurprozess. (Lit.: GA 229)

Die «Tria Principia» in der anthroposophischen Krankheits- und Heilmittellehre

Rudolf Steiner hat die Tria Principa insbesonders auch im Zusammenhang mit der Dreigliederung des menschlichen Organismus betrachtet. Sulphur entspricht dabei dem Stoffwechsel-Gliedmassen-System, Mercurius dem rhythmischen System und Sal dem Nerven-Sinnes-System.

Jürg Himmelbach gibt in den Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe 118/119 einen guten Überblick über die Bedeutung der Tria Principa aus anthroposophischer Sicht:

"In den alchemistischen Bezeichnungen Sal, Mercur, Sulfur steckt auch das aristotelische Form- und Stoffprinzip als eine Urpolarität darinnen. Der Stoff (Sulfur) als gleichsam «zerbrochene Form», als «Füllmaterial der Form» steht am einen Pol, die Form (Sal) als solche steht am andern. Haben wir irgendeinen sinnlich wahrnehmbaren Gegenstand im Raum vor uns, können wir an ihm diese Polarität Stoff (Sulfur) und Form (Sal) feststellen. Da die räumliche, den Sinnen erscheinende Welt nicht eine starre ist, sondern Form wie Stoff fluktuieren (Metamorphose-Metabolismus), muß noch ein drittes Prinzip (Mercur) da sein, das zwischen den Polen vermittelt und Balance hält: Es ist Ausdruck des «Panta rhei» des Heraklit (das Merkurielle), des «Alles fließt» oder, wenn man noch die Richtung des Fließens berücksichtigt, das «Solve» (das Auflösen, das Sulfurischwerden) «et coagula» (das Verfestigen, das Kristallisieren, das Salinischwerden) der Spagyriker. Auch in den Aggregatzuständen: fest (Sal) - flüssig (Mercur) - gasförmig, wärmehaft (Sulfur) kommen die Tria- Principia zum Ausdruck, oder, wenn wir die alchemistischen Bezeichnungen für die Aggregatzustände, die die Alchemisten Elemente nannten, verwenden, finden wir diese wieder in: der Erde (Sal) - dem Wasser (Mercur) - der Luft, dem Feuer (Sulfur). Etwas weniger offensichtlich sind die Tria-Principia bei den menschlichen Temperamenten; das cholerische und sanguinische ist sulfurisch, das phlegmatische ist merkuriell und das melancholische ist salinisch. Den Temperamenten entsprechen die menschlichen Säfte (Humores), aus denen die Antike und später auch die mittelalterliche Medizin die Organe und Organsysteme hervorgehen läßt. Ist ihr Mischungsverhältnis im Gleichgewicht (Synkrasis), ist der Mensch gesund; ist es gestört (Dyskrasis), ist der Mensch krank. Auch hier kann man die Tria-Principia erkennen. Blut und gelbe Galle entsprechen dem Sulfur, der Schleim entspricht dem Merkur und die schwarze Galle entspricht dem Sal.

Blicken wir auf den dreigliedrigen Menschen in seiner Gesamtheit so, wie er ist in seiner jeweiligen Dreigliedrigkeit auf der geistigen, seelischen und leiblichen Ebene, so können wir hier die folgende Zuordnung nach dem Tria-Principia feststellen: Der sulfurische Pol zeigt sich zunächst im Geist, dann auf der geistigen Ebene im planvollen Handeln, auf der seelischen Ebene im Wollen und im leiblichen Bereich im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System.

Der salinische Gegenpol zeigt sich zuerst im Leibe, dann auf geistiger Ebene im Gedächtnis, im Erinnern, auf seelischer Ebene im Vorstellen und auf leiblicher Ebene im Nerven-Sinnes-System.

Das verbindende, Gleichgewicht herstellende und erhaltende Prinzip, das Merkurielle, finden wir auf der obersten Ebene in der Seele, auf der geistigen Ebene in der Geistesgegenwart, im seelischen Bereich im Fühlen und auf der Leibesebene im rhythmischen System.

Gehen wir nun den Tria-Principia in den Naturreichen unterhalb des Menschen nach:

Im Tierreich finden wir als Repräsentanten für das sulfurische Prinzip Tiere, die stark im Stoffwechsel leben. Dafür ist die Kuh der Repräsentant. Für das salinische Prinzip sind jene Tiere repräsentativ, die im Nerven-Sinnes-System ihre stärkste Aussprägung haben. Dafür ist der Adler ein gutes Beispiel. Und für die Tiere, die das merkurielle Prinzip stark ausgeprägt haben, kann der Löwe als Beispiel dienen, da er sehr stark im rhythmischen System (Atmung und Kreislauf) lebt.

Gehen wir zur Pflanze hinunter, finden wir die Tria-Principia in der Dreigliederung der Sproßpflanze: Wurzel (Sal) -, Sproß, bestehend aus Stengel und Blatt (Mercur) -, Blüte, Frucht und Samen (Sulfur). Wenn man den dreigegliederten Menschen und die dreigliedrige Pflanze, wie sie zum Erdboden stehen, nebeneinanderstellt, kann man sagen: Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze.

Gehen wir zu den Mineralien im weitesten Sinn, das heißt zu den leblosen Stoffen hinunter, so können wir diese nach den Tria-Principia klassifizieren. Wir haben die Stoffe, die bei Raumtemperatur dem festen Element (Sal) zuzuordnen sind: Als repräsentativ dafür kann Quarz, Kochsalz, aber auch Saccharose angesehen werden. Wir haben dann die Stoffe, die bei Raumtemperatur flüssig (Mercur) sind: Dazu kann Quecksilber, Wasser, aber auch Alkohol gezählt werden. Als drittes haben wir Stoffe, die bei Zimmertemperatur flüchtig, gasförmig sind, leicht verdampfen, verduften oder verbrennen. Dazu gehören Schwefel, Phosphor, aber auch die ätherischen Öle.

Mit dieser Klassifizierung ist aber die Betrachtung der Mineralien sowie Metalle nach den Tria-Principia noch keineswegs erschöpft. Jeder mineralische Stoff, sei es Gold, Quarz, Wasser, Luft, Bienenwachs, Schlangengift oder Lavendelöl hat wieder die ganzen Tria-Principia in sich, auch wenn man ihn aufgrund seines Verhaltens bei Raumtemperatur einem einzigen Prinzip zuordnen kann. So ist Gold zunächst als salinische Substanz anzusprechen. Trotzdem trägt es auch die andern beiden Prinzipien in sich, und es kommt nur auf die entsprechende Behandlung, das pharmazeutische Verfahren an, um das sulfurische oder merkurielle Prinzip aus dem salinischen Gold hervorzuholen. Wir möchten dies an der Substanz Gold für ein pharmazeutisches Verfahren - dem Potenzieren - exemplifizieren. Das Potenzieren ist als Verfahren in vitro dem Verdauungsprozeß, einem Prozeß in vivo, nachgezeichnet: Es ist ein schrittweises Verdünnen einer Substanz, verbunden mit einem festen Verdünnungsverhältnis (zum Beispiel 1 : 10) und einer rhythmischen Behandlung der Substanz bei jedem Verdünnungsschritt (Schütteln oder Verreiben), was der Behandlung einer eingenommenen Substanz - sei es Nahrung oder Arzneimittel - durch den Speichel, den Magen- und Darmsaft und das Blut, verbunden mit der Peristaltik beziehungsweise der pulsierenden Blutzirkulation entspricht. Wenn wir dieses Verfahren auf Gold anwenden, so bringen wir es zustande, daß allmählich das salinische Prinzip des Goldes der Potenzstufen D 1 - D 10 ins merkurielle der Potenzstufen D 10 - D 20 übergeht und dann, wenn wir weiterpotenzieren, können wir sogar das sulfurische Prinzip im Gold zum Vorschein bringen (Potenzstufen D 20 - D 30).

Ziehen wir ein vorläufiges Fazit unserer bisherigen Betrachtung: Rudolf Steiner hat uns in den Tria-Principia tatsächlich den Schlüssel für die Aufhebung der geistigen, seelischen sowie leiblichen Ungleichgewichte, die wir als Krankheiten bezeichnen, an die Hand gegeben, wenn wir die Entsprechungen zwischen den Prozessen im menschlichen Organismus, seinen Organsystemen und Organen und den Prozessen in der außermenschlichen Natur aufsuchen." (Lit.: Beiträge 118/119, S 22ff)

Quellen

  1. V. Gutmann, E. Hengge: Allgemeine und anorganische Chemie, Verlag Chemie, Weinheim 1975, S 3
  2. John Read: Prelude to Chemistry: An Outline of Alchemy, Its Literature and Relationships, The Macmillan Company, New York 1937

Literatur

  1. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft Nr. 118/119, Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1997
  2. Rudolf Steiner: Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen, GA 229 (1999), ISBN 3-7274-2290-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org