Bücher des Jeû: Unterschied zwischen den Versionen

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== Anmerkungen ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
# Carl Schmidt: ''Koptisch-Gnostische Schriften'', 1. Band, Leipzig 1905
* Carl Schmidt: ''Koptisch-Gnostische Schriften'', 1. Band, Leipzig 1905
#Rudolf Steiner: ''Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls'', [[GA 165]] (1981), ISBN 3-7274-1650-5 {{Vorträge|165}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls'', [[GA 165]] (1981), ISBN 3-7274-1650-5 {{Vorträge|165}}


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[[Kategorie:Codex Brucianus]] [[Kategorie:Gnosis]]
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Gnosis]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2020, 00:34 Uhr

Die zwei Bücher des Jeû sind nur lückenhaft erhaltene koptisch-gnostische Texte aus dem Bestand des Codex Brucianus und sind inhaltlich eng mit der im Codex Askewianus überlieferten Pistis Sophia verknüpft. Jeû ist nach diesen Schriften die erste Emanation des höchsten Gottes.

Das erste Buch des Jeû

Das erste Buch des Jeû handelt von der Lehre Jesu über den unsichtbaren Gott und beginnt mit den Worten:

„Dies ist das Buch von den Erkenntnissen des unsichtbaren Gottes vermittelst der verborgenen Mysterien, die den Weg zum auserwählten Geschlecht zeigen, in der Ruhe (Erquickung) zum Leben des Vaters (hinführend). — in der Ankunft des Erlösers, des Erretters der Seelen, die das Wort des Lebens, das höher ist denn alles Leben, bei sich aufnehmen werden, — in der Erkenntnis Jesu, des Lebendigen, der durch den Vater aus dem Lichtaeon in der Fülle (Vollendung) des Pleroma herausgekommen ist, — in der Lehre, ausser der es keine andere giebt, die Jesus, der Lebendige, seinen Aposteln gelehrt hat, indem er sagte: »Dies ist die Lehre, in der die gesamte Erkenntnis wohnt.«“

Erstes Buch des Jeû: Schmidt, S 257

Daran schließt sich nach einer größeren Textlücke die monotone, mit einer Reihe schematischer Zeichnungen versehene Aufzählung der 60 Emanationen des Jeû, von denen im Text allerdings nur 28 erhalten sind. Nach einer weiteren Lücke wird die Reise durch die „60 Schätze“ beschrieben, die Jesus mit seinen Jüngern unternimmt. Am Ende folgt ein Hymnus auf den unbekannten Gott.[1]

Das zweite Buch des Jeû

Das zweite Buch des Jeû ist eine davon unabhängige Abhandlung, deren Titel nicht erhalten ist. Jesus ergibt darin seinen Jüngern die großen Mysterien des Lichtschatzes, die niemand an dem unbekannten Gott erkennt. Weder die Äonen des unbekannten Gottes, noch die niederen Äonen der Archonten können sie ertragen, wenn sie vollzogen werden. Die Seele des Menschen aber befreien die Hüter dieses Schatzes vom Leib und führen sie durch alle Äonen und alle Regionen des unsichtbaren Gottes in den Lichtschatz hinein.

Diese großen Mysterien sind insbesondere die drei Taufen, das Mysterium der drei Amen, weiters das Mysterium zur Beseitigung der Bosheit der Archonten, das Mysterium der geistigen Salbe, das Mysterium der Sündenvergebung und das Mysterium der Äonen, um letztere nach dem Tode durchwandern zu können - um nur die wichtigsten Mysterien zu nennen. Auch dieser Text enthält viele schematische Zeichnungen[1].

Nur wer würdig ist, darf diese großen Mysterien erfahren:

„Diese Mysterien, die ich euch geben werde, bewahret und gebet sie keinem Menschen, sie seien denn ihrer würdig. Nicht gebet sie Vater noch Mutter, noch Bruder, noch Schwester, noch Verwandten, nicht für Speise noch Trank, nicht für eine Weibsperson, nicht für Gold noch Silber, noch überhaupt für irgend etwas dieser Welt.“

Zweites Buch des Jeû: Schmidt, S 304

Rudolf Steiner über die Bücher des Jeû

Rudolf Steiner hat ausführlich über die Bücher des Jeû gesprochen und ihren tieferen Gehalt umrissen.

"Das Buch des Jeû - es ist von ihm wenig erhalten, in koptischer Schrift, aber das Wenige, das erhalten ist, ist wie ein Hinweis darauf: Seht euch dasjenige an, was in den Evangelien vorhanden ist -, das ist doch nicht das einzige, was das Denken der Menschen in den ersten Jahrhunderten der christlichen Entwickelung erfüllt hat. Dieses Buch Jeü enthält Mitteilungen darüber, wie der Christus nach der Auferstehung, nachdem er durch das Mysterium von Golgatha durchgegangen ist, zu denjenigen gesprochen hat, die ihn dazumal verstehen konnten, die seine Jünger geworden waren. Das Merkwürdige ist, daß dieses Buch Jeû - das kleine Fragment meine ich, das davon da ist — in einer ganz andern Weise als selbst das Johannes-Evangelium deutlich über den Christus und das, was er ist, spricht. Das Merkwürdige ist, daß in diesem Buch ein Wort immer wiederkehrt, das uns deutlich besagt, es soll auf etwas aufmerksam gemacht werden. Und dieses, auf was aufmerksam gemacht werden soll, möchte ich in der folgenden Weise umschreibend erklären. Nehmen Sie an, es hätte jemand in der damaligen Zeit klarmachen wollen, wozu eigentlich der Christus Jesus in die Erdenentwickelung eingetreten ist, er hätte so gesprochen, er hätte gesagt zu denjenigen, die es verstehen können: Seht, es kommt nun eine Zeit, wo die Menschen der Bewußtseinsseelen- Entwickelung entgegengehen werden. Es kommt eine Zeit, wo die Menschen die Welt zu begreifen haben werden durch die äußeren, physischen Organe, durch die Organe, die im wesentlichen im physischen Leib verankert sind. Jene Zeit ist vorbei, in welcher die Menschen Uroffenbarungen durch ursprünglich primitives Hellsehen gehabt haben. Die Zeit ist vorbei, wo die Menschen etwas gewußt haben nicht bloß dadurch, daß sie ihren physischen Leib mit seinen Werkzeugen in Anwendung gebracht haben, sondern dadurch, daß sie ihren Ätherleib unabhängig vom physischen Leib zu Erkenntnissen verwenden konnten. Die Menschen werden jetzt nur ihren physischen Leib als Werkzeug verwenden müssen. Aber man wird in der Zukunft auch etwas wissen können von dem, was bisher nur durch den Ätherleib gewußt worden ist. In der äußeren Welt wird es nur ein Wissen geben, das an den dem Tod unterliegenden physischen Leib gebunden ist. Aber das Wissen über die geistige Welt kann man nicht haben durch die Werkzeuge, die an den physischen Leib gebunden sind. Da muß ein Helfer kommen, der bei den Menschen dasjenige anfacht, was nur der Ätherleib wissen kann. Da muß einer kommen, der nicht das Tote des physischen Leibes anfacht, sondern der anfacht das Lebendige im Menschen, das Ätherisch-Lebendige, der mit dem Lebendigen ist, der mit dem ist, was auf der Erde nicht irdisch an dem Menschen ist. Es muß einer da sein, der herausreißt aus diesem trägen, toten physischen Leib jenen Verstand, der die geistige Welt verstehen kann, jenen Verstand, der im Menschen ist und der mit dem Himmel verbunden ist - jenen Verstand, der nicht von der Welt gekreuzigt werden kann, weil er dem Himmel angehört, der selber die Welt kreuzigt, das heißt: der die Welt überwindet.

Vorstellen muß man sich, daß die Menschen also früher, als sie den Christus noch nicht in seiner wahren Wesenheit sehen konnten, wie er durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, sich mit dem Ätherleib in primitivem Hellsehen mit der geistigen Welt verbunden gefühlt haben. Wie der physische Leib immer verhärteter und verhärteter geworden ist und eben dadurch zum Instrument geworden ist; wie einer kommen mußte, eben der Christus, um herauszuholen aus dem trägen Instrument des physischen Leibes das Lebendige. Das muß man sich vorstellen.

Und nun betrachten wir dieses Buch Jeû: Wie der Christus, nachdem er durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, zu denjenigen spricht, die gelernt haben, sich an ihn zu halten, an die Weisheit, die in seinen Worten enthalten ist, zu halten: «Ich habe euch geliebt und euch das Leben zu geben gewünscht.» Wir hören es aus dem Satze heraus: «und euch das Leben zu geben gewünscht», er hat gewünscht, diesen trägen physischen Leib herauszuholen aus seiner Trägheit und das zu geben, was nur der ätherische Leib geben kann.

«Jesus der Lebendige, ist die Erkenntnis der Wahrheit.» Der Lebendige - also derjenige, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, spricht, indem er sich hinstellt als der Vertreter des Lebendigen. Dann geht der Text weiter: «Dies ist das Buch von der Erkenntnis des unsichtbaren Gottes vermittels der verborgenen Mysterien», also derjenigen Mysterien, die im Menschen verborgen sind, «die den Weg zum auserwählten Wesen des Menschen zeigen, in der Stille hinführend zum Leben des Weltenvaters, in der Ankunft des Erlösers, des Erretters der Seelen, die das Wort des Lebens, das hoher ist denn alles Leben, in sich aufnehmen werden, in der Erkenntnis Jesu, des Lebendigen, der durch den Vater aus dem Lichtäon in der Allheit des Pleroma», also anderer Äonen, aller der geistigen Wesen, «herausgekommen ist, in der Lehre, außer der es keine andere gibt, die Jesus, der Lebendige, seinen Aposteln gelehrt hat, indem er sagte: Dies ist die Lehre, in der die gesamte Erkenntnis ruht.»

So also haben wir uns vorzustellen, daß der Auferstandene, der durch das Mysterium von Golgatha Gegangehe, zu den Jüngern, die gelernt haben zu ihm zu gehören, spricht. «Jesus, der Lebendige, hub an und sprach zu seinen Aposteln: <Selig ist der, welcher die Welt gekreuzigt hat und nicht die Welt hat ihn kreuzigen lassen>», der also im Menschen dasjenige erfassen kann, was nicht überwunden wird von der Materie, von der äußeren physischen Materie.

«Die Apostel antworteten einstimmig, indem sie sagten: <Herr, so lehre uns diese Art des Kreuzigens der Welt, damit sie uns nicht kreuzige, und wir zugrunde gehen und unser Leben verlieren könnten.> Jesus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Der die Welt gekreuzigt hat, ist derjenige, welcher mein Wort gefunden hat und es nach dem Willen dessen, der mich gesandt hat, erfüllt hat.> Und die Apostel antworteten, indem sie sagten: <Sprich zu uns, Herr, auf daß wir dich hören. Wir sind dir gefolgt mit ganzem Herzen, haben Vater und Mutter verlassen, haben Weinberge und Äcker verlassen, haben Güter verlassen, haben die Herrlichkeit des äußeren Königs verlassen und sind dir gefolgt, damit du uns das Leben deines Vaters, der dich gesandt hat, lehrest.>»

Und auf diese Aufforderung der Apostel erwiderte nun der Christus Jesus, der Lebendige, dasjenige, was er ihnen zu sagen hat: «Christus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Das Leben meines Vaters ist dies, daß ihr aus der Menschenwesenheit jenes Verstehens eure Seele empfanget, die nicht irdisch ist>».

Also das will der Lebendige, daß diejenigen, die seine Jünger sind, verstehen lernen, daß es im Menschen ein Verständnis der geistigen Dinge gibt, das sich losreißen kann von dem physischen Leib, das nicht irdisch ist. Wenn sie das in sich rege machen, dann verstehen sie in Wahrheit sein Wort.

«<Dies Wesen aller Seelen, das verständlich wird durch das, was ich euch im Verlauf meines Wortes sage. Und daß ihr es vollendet und vor dem Archon>», vor dem Wesen dieses Äons, dieses Zeitalters, «<und seinen Nachstellungen », des ahrimanisch-luziferischen Wesens, «<und seinen Nachstellungen, die kein Ende haben, damit ihr vor denen gerettet werdet. Ihr aber, meine Jünger, beeilet euch, mein Wort sorgfältig bei euch aufzunehmen, auf daß ihr es erkennt, damit der Archon dieses Äons>», also Ahriman-Luzifer, «<mit euch nicht streite, weil er keine seiner Befehle in mir finden kann>», der also seine Befehle außerhalb desjenigen findet, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, «<damit ihr selbst, o meine Apostel, mein Wort in bezug auf mich erfüllet und ich selbst euch frei mache, und ihr durch die Freiheit, an der kein Makel ist, heilig werdet. Wie der Geist des Heiligen Geistes heilig ist, so werdet auch ihr durch die Freiheit des Geistigen, des Heiligen Geistes, heilig werden.>

Es antworteten alle Apostel einstimmig, Matthäus und Johannes, Philippus und Bartholomäus und Jakobus, indem sie sagten: <O Jesus, du Lebendiger, dessen Güte ausgebreitet ist über die, welche seine Weisheit und seine Gestalt in der Erleuchtung gefunden haben, o Licht, das in dem Lichte, das uns unsere Herzen erleuchtet hat, wie wir das Licht des Lebens empfangen, o wahrer Logos, daß durch die Gnosis uns die wahre Erkenntnis dessen wurde, aus Lebendigem gelehrte Jesus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Selig ist der Mensch, der dies erkannt hat und den Himmel nach unten geführt hat>», das heißt, der sich bewußt geworden ist, daß in ihm etwas ist, das nicht zusammenhängt mit diesem irdischen Leib, sondern das zusammenhängt mit den Wesenheiten der Himmel, und der das, was in ihm mit dem Himmel verbunden ist, was oben ist, unten einführt in das Erdengeschehen. «< Selig ist der Mensch, der dies erkannt hat und den Himmel nach unten geführt und die Erde getragen und zum Himmel geschickt hat>», dasjenige, was in ihm irdisch ist, verbunden hat mit dem, was in ihm himmlisch ist, damit er, wenn er durch die Pforte des Todes geht, mit den Früchten des Irdischen, durch das Himmlische die Erde zum Himmel wieder führen kann.

«Es antworteten die Apostel, indem sie sagten: <Jesus, du Lebendiger, erkläre uns, in welcher Weise man den Himmel nach unten führt. Denn wir sind dir gefolgt, damit du uns das wahre Licht lehrest.> Und Jesus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Das Wort, das im Himmel existiert>», also er meint das, was man als Weisheit, als Erkenntnis haben kann, unabhängig von der physischen Wesenheit des Menschen. «<Das Wort, das im Himmel existiert, bevor die Erde entstand, jene Erde, welche man Welt nennt. Ihr aber, wenn ihr mein Wort erkennt, werdet den Himmel nach unten führen, und das Wort wird in euch wohnen. Der Himmel ist das unsichtbare Wort des Vaters.Wenn ihr aber dies erkennt, werdet ihr den Himmel nach unten führen. Die Erde zum Himmel zu schicken werde ich euch zeigen, wie es ist, damit ihr es erkennt; die Erde zum Himmel zu schicken, ist: der Hörer des Wortes der Erkenntnis, der aufgehört hat, Verstand eines Erdenmenschen nur zu sein, sondern Himmelsmensch geworden ist>», der also losgerissen hat sein Verstehen in sich von dem äußeren physischen Leib, der aufgehört hat, Erdenmensch zu sein und Himmelsmensch geworden ist. Sein Verstand hat aufgehört, irdisch zu sein; er ist himmlisch geworden. «<Deswegen werdet ihr vor dem Archon dieses Äon>», vor ahrimanisch- luziferischem Wesen, <gerettet werden>»." (Lit.: GA 165, S. 47ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Schmidt, Einleitung XXI