Bücher des Jeû und Sieben Weise von Griechenland: Unterschied zwischen den Seiten

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Die zwei '''Bücher des Jeû''' sind nur lückenhaft erhaltene [[Wikipedia:Koptische Sprache|koptisch]]-[[Gnosis|gnostische]] Texte aus dem Bestand des [[Wikipedia:Codex Brucianus|Codex Brucianus]] und sind inhaltlich eng mit der im [[Wikipedia:Codex Askewianus|Codex Askewianus]] überlieferten [[Pistis Sophia]] verknüpft. '''Jeû''' ist nach diesen Schriften die erste [[Emanation]] des höchsten [[Gott]]es.  
Die '''Sieben Weisen''' ({{ELSalt|οἱ ἑπτὰ σοφοί}} ''hoi heptà sophoí'') sind eine von der Nachwelt so bezeichnete Gruppe von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der [[Wikipedia:Antikes Griechenland|griechischen Antike]] (spätes 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.).  


== Das erste Buch des Jeû ==
Die überlieferten Listen nennen teilweise verschiedene Personen. Die sieben Weisen waren insbesondere durch ihre Weisheitssprüche bekannt. Die meisten von ihnen waren Staatsmänner; als solche genossen sie hohes Ansehen. Sie gehörten der Epoche der [[Wikipedia:Vorsokratiker|vorsokratischen]] [[Philosophie]] an, waren aber großenteils nicht oder nicht in erster Linie Philosophen im engeren Sinne des Begriffs. Da sie als Zeitgenossen galten, wurden ihnen Zusammenkünfte zugeschrieben.
''Das erste Buch des Jeû'' handelt von der Lehre [[Jesu]] über den unsichtbaren Gott und beginnt mit den Worten:


{{Zitat|Dies ist das Buch von den Erkenntnissen des
== Zugehörigkeit ==
unsichtbaren Gottes vermittelst der verborgenen Mysterien, die den Weg zum auserwählten Geschlecht zeigen,
Bei [[Platon]] sind die Sieben Weisen erstmals ausdrücklich erwähnt. In seinem [[Wikipedia:Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Wikipedia:Protagoras (Platon)|Protagoras]]'' (343a) zählt er sie auf:  
in der Ruhe (Erquickung) zum Leben des Vaters (hinführend). — in
der Ankunft des Erlösers, des Erretters der Seelen, die das Wort des Lebens, das höher ist denn alles
Leben, bei sich aufnehmen werden, — in der Erkenntnis Jesu, des
Lebendigen, der durch den Vater aus dem Lichtaeon in
der Fülle (Vollendung) des Pleroma herausgekommen ist, —
in der Lehre, ausser der es keine andere giebt, die Jesus, der Lebendige,
seinen Aposteln gelehrt hat, indem er sagte: »Dies ist die Lehre, in der die gesamte Erkenntnis wohnt.«|Erstes Buch des Jeû|Schmidt, S 257}}


Daran schließt sich nach einer größeren Textlücke die monotone, mit einer Reihe schematischer Zeichnungen versehene Aufzählung der 60 [[Emanation]]en des Jeû, von denen im Text allerdings nur 28 erhalten sind. Nach einer weiteren Lücke wird die Reise durch die „60 Schätze“ beschrieben, die Jesus mit seinen Jüngern unternimmt. Am Ende folgt ein Hymnus auf den unbekannten Gott.<ref name="schmidt">Schmidt, Einleitung XXI</ref>
* [[Thales]] von Milet
* [[Pittakos]] von Mytilene
* [[Bias von Priene]]
* [[Solon]] von Athen
* [[Kleobulos]] von Lindos
* [[Myson]] von Chenai (oder Chen)
* [[Chilon von Sparta]]


== Das zweite Buch des Jeû ==
Strittig ist, ob die Idee einer solchen Siebnerliste von Platon selbst stammt<ref>So Fehling S. 9-18.</ref> oder ob er sich auf eine volkstümliche Überlieferung des sechsten oder frühen fünften Jahrhunderts stützte. Die einzelnen Namen kommen auch in älteren Quellen vor, die meisten bereits bei [[Wikipedia:Herodot|Herodot]], doch erscheinen sie dort noch nicht als Gruppe.


''Das zweite Buch des Jeû'' ist eine davon unabhängige Abhandlung, deren Titel nicht erhalten ist. Jesus ergibt darin seinen Jüngern die großen Mysterien des Lichtschatzes, die niemand an dem unbekannten Gott erkennt. Weder die Äonen des unbekannten Gottes, noch die niederen Äonen der [[Archonten]] können sie ertragen, wenn sie vollzogen werden. Die Seele des Menschen aber befreien die Hüter dieses Schatzes vom Leib und führen sie durch alle Äonen und alle Regionen des unsichtbaren Gottes in den Lichtschatz hinein.
Prominent waren vor allem Thales als Naturphilosoph und Mathematiker und Solon als Gesetzgeber. Alle Listen nennen Thales, Solon, Bias und Pittakos, die meisten auch Kleobulos und Chilon. Myson war für die Nachwelt eine blasse Figur und stammte aus einem unbekannten Dorf. Vermutlich aus diesem Grund wurde er in einer Liste, die erstmals bei [[Wikipedia:Demetrios von Phaleron|Demetrios von Phaleron]], einem Schüler des [[Aristoteles]], auftaucht, durch [[Wikipedia:Periandros von Korinth|Periandros von Korinth]] ersetzt. Nach einer anderen, schon in der Antike vertretenen Hypothese ersetzte umgekehrt Platon den in einer Urversion bereits vorhandenen, aber wegen seiner Tyrannenherrschaft politisch missliebigen Periandros durch Myson.<ref>[[Wikipedia:Otto Barkowski|Otto Barkowski]]: ''Sieben Weise'', in: [[Wikipedia:Pauly-Wissowa|Pauly-Wissowa]] RE 2 A/2, Stuttgart 1923, Sp. 2243.</ref> Die Liste des Demetrios, bestehend aus Thales, Pittakos, Bias, Solon, Kleobulos, Chilon und Periandros, fand in der Antike die weiteste Verbreitung und ist die heute noch gängige.


Diese großen Mysterien sind insbesondere die drei Taufen, das Mysterium der drei [[Amen]], weiters das Mysterium zur Beseitigung der Bosheit der Archonten, das Mysterium der geistigen Salbe, das Mysterium der Sündenvergebung und das Mysterium der [[Äon]]en, um letztere nach dem Tode durchwandern zu können - um nur die wichtigsten Mysterien zu nennen. Auch dieser Text enthält viele schematische Zeichnungen<ref name="schmidt"></ref>.
Daneben kursierten noch andere Listen, die statt Myson bzw. Periandros und teilweise auch statt Chilon und Kleobulos andere Namen enthielten. Mitunter wurden folgende Persönlichkeiten zu den Sieben Weisen gezählt:
* [[Epimenides]]
* Leophantos
* Aristodemos
* [[Pherekydes von Syros]]
* [[Pythagoras von Samos]]
* [[Anacharsis]]
* [[Anaxagoras]]
* [[Akusilaos von Argos]]
* [[Lasos aus Hermione]]
* [[Orpheus]]
* [[Epicharmos]]
* [[Peisistratos]]  
* Linos
* Pamphilos


Nur wer würdig ist, darf diese großen Mysterien erfahren:
Vereinzelt wurden auch noch weitere Namen genannt.


{{Zitat|Diese Mysterien, die ich euch geben werde, bewahret und gebet sie keinem Menschen, sie seien denn ihrer würdig. Nicht gebet sie Vater noch Mutter, noch Bruder, noch Schwester, noch Verwandten, nicht für Speise noch Trank, nicht für eine Weibsperson, nicht für Gold noch  Silber, noch überhaupt für irgend etwas dieser Welt.|Zweites Buch des Jeû|Schmidt, S 304}}
== Maximen und Sprüche ==


== Rudolf Steiner über die Bücher des Jeû ==
[[Datei:AiKhanoumMaxim.jpg|miniatur|Delphische Maximen in [[Wikipedia:Ai Khanoum|Ai Khanoum]], heute Afghanistan (2. Jahrhundert v. Chr.)]]
[[Datei:Delphi temple-650px.jpg|miniatur|Tempel des [[Apollon]] in [[Wikipedia:Delphi|Delphi]]]]
Neben ihren politischen Verdiensten um ihre Heimatstädte trugen zum Ruhm der Weisen besonders die Maximen und Weisheitssprüche bei, die ihnen zugeschrieben wurden. Redner zitierten sie in der Politik und vor Gericht. Schon Platon lobte die knapp und kunstvoll formulierten Sprüche, die [[Wikipedia:Gnome (Dichtung)|Gnomen]], als herausragende Früchte der Weisheit der sieben Männer.


[[Rudolf Steiner]] hat ausführlich über die Bücher des Jeû gesprochen und ihren tieferen Gehalt umrissen.
Nach dem Prolog des ''Ludus Septem Sapientum'' (''Das Spiel der Sieben Weisen'') des römischen Dichters [[Wikipedia:Ausonius|Ausonius]] tritt ein ''Ludius'' (eine „Lustige Person“) auf, der die bekannten Sprüche der Sieben Weisen aufzählt:<ref>Zitiert nach Snell (1952).</ref>


<div style="margin-left:20px">
{|
"Das Buch des Jeû - es ist
|
von ihm wenig erhalten, in koptischer Schrift, aber das Wenige, das
{{lang|la|Delphis Solonem scripse fama est Atticum:<br />
erhalten ist, ist wie ein Hinweis darauf: Seht euch dasjenige an, was in
γνῶθι σεαυτόν, quod Latinum est: nosce te.<br />
den Evangelien vorhanden ist -, das ist doch nicht das einzige, was das
multi hoc Laconis esse Chilonis putant.<br />
Denken der Menschen in den ersten Jahrhunderten der christlichen Entwickelung
Spartane Chilon, sit tuum necne ambigunt,<br />
erfüllt hat. Dieses Buch Jeü enthält Mitteilungen darüber,
quod iuxta fertur: ὅρα τέλος μακροῦ βίου,<br />
wie der Christus nach der Auferstehung, nachdem er durch das Mysterium
finem intueri longae vitae qui iubes.<br />
von Golgatha durchgegangen ist, zu denjenigen gesprochen hat,
multi hoc Solonem dixe Croeso existimant.<br />
die ihn dazumal verstehen konnten, die seine Jünger geworden waren.
<br />
Das Merkwürdige ist, daß dieses Buch Jeû - das kleine Fragment meine
<br />
ich, das davon da ist — in einer ganz andern Weise als selbst das Johannes-Evangelium deutlich über den Christus und das, was er ist, spricht.
et Pittacum dixisse fama est Lesbium:<br />
Das Merkwürdige ist, daß in diesem Buch ein Wort immer wiederkehrt,
γίγνωσκε καιρόν; tempus ut noris iubet.<br />
das uns deutlich besagt, es soll auf etwas aufmerksam gemacht werden.
sed καιρός iste tempestivum tempus est.<br />
Und dieses, auf was aufmerksam gemacht werden soll, möchte ich in
Bias Prieneus dixit: οἱ πλεῖστοι κακοί,<br />
der folgenden Weise umschreibend erklären. Nehmen Sie an, es hätte
quod est Latinum: plures hominum sunt mali:<br />
jemand in der damaligen Zeit klarmachen wollen, wozu eigentlich der
sed inperitos scito, quos dixit malos.<br />
Christus Jesus in die Erdenentwickelung eingetreten ist, er hätte so gesprochen,
μελέτη τὸ πᾶν, Periandri id est Corinthii:<br />
er hätte gesagt zu denjenigen, die es verstehen können: Seht,
meditationem posse totum qui putat.<br />
es kommt nun eine Zeit, wo die Menschen der Bewußtseinsseelen-
ἄριστον μέτρον esse dicit Lindius<br />
Entwickelung entgegengehen werden. Es kommt eine Zeit, wo die Menschen
Cleobulus; hoc est: optimus cunctis modus.<br />
die Welt zu begreifen haben werden durch die äußeren, physischen
Thales sed ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα protulit.<br />
Organe, durch die Organe, die im wesentlichen im physischen
Spondere qui nos, noxa quia praes est, vetat.<br />
Leib verankert sind. Jene Zeit ist vorbei, in welcher die Menschen Uroffenbarungen
hoc nos monere faeneratis non placet.<br />
durch ursprünglich primitives Hellsehen gehabt haben.
dixi, recedam, legifer venit Solon.<br />
Die Zeit ist vorbei, wo die Menschen etwas gewußt haben nicht bloß
<br />}}
dadurch, daß sie ihren physischen Leib mit seinen Werkzeugen in Anwendung gebracht haben, sondern dadurch, daß sie ihren Ätherleib
|
unabhängig vom physischen Leib zu Erkenntnissen verwenden konnten.
In Delphi, heißt's, schrieb Solon von Athen<br />
Die Menschen werden jetzt nur ihren physischen Leib als Werkzeug
[[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Gamma#Γνῶθι σεαυτόν.|γνῶθι σεαυτόν]], zu deutsch: erkenne dich.<br />
verwenden müssen. Aber man wird in der Zukunft auch etwas
Doch manche meinen, dies sei Chilons Wort.<br />
wissen können von dem, was bisher nur durch den Ätherleib gewußt
Spartaner Chilon, auch wird drum gestritten,<br />
worden ist. In der äußeren Welt wird es nur ein Wissen geben, das an
Ob dein der andre Spruch sei: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Omikron#Ὅρα τέλος μακροῦ βίου.|ὅρα τέλος<br />  μακροῦ βίου]],
den dem Tod unterliegenden physischen Leib gebunden ist. Aber das
den man dir zuschreibt, da du<br />
Wissen über die geistige Welt kann man nicht haben durch die Werkzeuge,
Befiehlst, das Ende eines langen Lebens<br />
die an den physischen Leib gebunden sind. Da muß ein Helfer
Erst abzuwarten. Viele meinen auch,<br />
kommen, der bei den Menschen dasjenige anfacht, was nur der Ätherleib
Daß Solon dies zu Kroisos einst gesagt.<br />
wissen kann. Da muß einer kommen, der nicht das Tote des physischen
Doch Pittakos von Lesbos, heißt es, habe<br />
Leibes anfacht, sondern der anfacht das Lebendige im Menschen,
Gesagt: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Gamma#Γίγνωσκε καιρόν.|γίγνωσκε καιρόν]] und ermahnt:<br />
das Ätherisch-Lebendige, der mit dem Lebendigen ist, der mit dem ist,
Erkenn die Zeit, – καιρός ist 'rechte Zeit'.<br />
was auf der Erde nicht irdisch an dem Menschen ist. Es muß einer da
Und Bias von Priene sprach: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/Omikron#Οἱ πλεῖστοι κακοί.|οἱ πλεῖστοι<br /> κακοί]], das heißt auf deutsch: die meisten Menschen<br />
sein, der herausreißt aus diesem trägen, toten physischen Leib jenen
Sind schlecht; – versteh', die Toren nennt er schlecht. –<br />
Verstand, der die geistige Welt verstehen kann, jenen Verstand, der im
Und Periander aus Korinth: [[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/My#Μελέτη τὸ πᾶν.|μελέτη<br /> τὸ πᾶν]]; Bedacht, meint er, vermöge alles.<br />
Menschen ist und der mit dem Himmel verbunden ist - jenen Verstand,
[[Wikipedia:Liste griechischer Phrasen/My#Μέτρον ἄριστον.|ἄριστον μέτρον]] lehrte Kleobulos<br />
der nicht von der Welt gekreuzigt werden kann, weil er dem Himmel
Aus Lindas, – deutsch: das Beste ist das Maß.<br />
angehört, der selber die Welt kreuzigt, das heißt: der die Welt überwindet.
Und Thales sprach: [[Liste griechischer Phrasen/Epsilon#Ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα.|ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα]];<br />
Er warnt vor Bürgschaft, da sie Schaden bringt.<br />
Dem, der entleiht, mißfällt zwar diese Mahnung.<br />
Ich hab' gesprochen, trete ab; und Solon,<br />
Der die Gesetze gab, tritt auf.
|}


Vorstellen muß man sich, daß die Menschen also früher, als sie den
Unter anderem wurden folgende Sprüche sowohl im häuslichen als auch im öffentlichen Bereich gerne zitiert:
Christus noch nicht in seiner wahren Wesenheit sehen konnten, wie er
durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, sich mit dem Ätherleib
in primitivem Hellsehen mit der geistigen Welt verbunden gefühlt
haben. Wie der physische Leib immer verhärteter und verhärteter geworden
ist und eben dadurch zum Instrument geworden ist; wie einer
kommen mußte, eben der Christus, um herauszuholen aus dem trägen
Instrument des physischen Leibes das Lebendige. Das muß man sich
vorstellen.


Und nun betrachten wir dieses Buch Jeû: Wie der Christus, nachdem
;Thales
er durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, zu denjenigen
* {{Polytonisch|Ἐγγύα πάρα δ᾽ἄτα.}}
spricht, die gelernt haben, sich an ihn zu halten, an die Weisheit, die in
:Engya para d'ata.
seinen Worten enthalten ist, zu halten: «Ich habe euch geliebt und euch
:„Bürgschaft - schon ist Unheil da.“<ref>Dieser Spruch wurde auch Chilon zugeschrieben.</ref>
das Leben zu geben gewünscht.» Wir hören es aus dem Satze heraus:
* Nicht dein Äußeres schmücke, sondern sei schön in deinem Tun.
«und euch das Leben zu geben gewünscht», er hat gewünscht, diesen
* Was du den Eltern Gutes tust, das erwarte selbst im Alter von deinen Kindern.
trägen physischen Leib herauszuholen aus seiner Trägheit und das zu
* Sei nicht faul, selbst wenn du Geld hast.
geben, was nur der ätherische Leib geben kann.
* Besser beneidet als bemitleidet.


«Jesus der Lebendige, ist die Erkenntnis der Wahrheit.» Der Lebendige
;Solon
- also derjenige, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen
* {{Polytonisch|Μηδὲν ἄγαν.}}
ist, spricht, indem er sich hinstellt als der Vertreter des Lebendigen.
:''Mēden agān''.
Dann geht der Text weiter: «Dies ist das Buch von der Erkenntnis
:''„Nichts im Übermaß!“''
des unsichtbaren Gottes vermittels der verborgenen Mysterien», also
* Sitze nicht zu Gericht, sonst wirst du dem Verurteilten ein Feind sein.
derjenigen Mysterien, die im Menschen verborgen sind, «die den Weg
* Fliehe die Lust, die Unlust gebiert.
zum auserwählten Wesen des Menschen zeigen, in der Stille hinführend
* Hab nicht mehr Recht als deine Eltern.
zum Leben des Weltenvaters, in der Ankunft des Erlösers, des Erretters
* Lerne zu gehorchen und du wirst zu herrschen wissen.
der Seelen, die das Wort des Lebens, das hoher ist denn alles Leben, in
sich aufnehmen werden, in der Erkenntnis Jesu, des Lebendigen, der
durch den Vater aus dem Lichtäon in der Allheit des Pleroma», also
anderer Äonen, aller der geistigen Wesen, «herausgekommen ist, in der
Lehre, außer der es keine andere gibt, die Jesus, der Lebendige, seinen
Aposteln gelehrt hat, indem er sagte: Dies ist die Lehre, in der die gesamte
Erkenntnis ruht.»


So also haben wir uns vorzustellen, daß der Auferstandene, der
;Chilon
durch das Mysterium von Golgatha Gegangehe, zu den Jüngern, die
* {{Polytonisch|Γνῶθι σεαυτόν.}}
gelernt haben zu ihm zu gehören, spricht.
:''[[Gnothi seauton|Gnōthi seauton]]''.
«Jesus, der Lebendige, hub an und sprach zu seinen Aposteln: <Selig
:„Erkenne dich selbst!“<ref>Dieser Spruch wurde auch Thales, Solon oder Bias zugeschrieben.</ref>
ist der, welcher die Welt gekreuzigt hat und nicht die Welt hat ihn
* Zu den Festen der Freunde geh langsam, zu ihrem Unglück schnell.
kreuzigen lassen>», der also im Menschen dasjenige erfassen kann, was
* Lass deine Zunge nicht deinem Verstand vorauslaufen.
nicht überwunden wird von der Materie, von der äußeren physischen
* Beweg nicht beim Reden die Hand; das sieht aus, als wärst du verrückt.
Materie.
* Bei Unrecht versöhn dich, bei Frechheit wehr dich.


«Die Apostel antworteten einstimmig, indem sie sagten: <Herr, so
;Pittakos
lehre uns diese Art des Kreuzigens der Welt, damit sie uns nicht kreuzige,
* {{Polytonisch|Γίγνωσκε καιρόν.}}
und wir zugrunde gehen und unser Leben verlieren könnten.>
:Gignōske kairon.
Jesus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Der die Welt gekreuzigt
:„Erkenne den rechten Zeitpunkt!“''
hat, ist derjenige, welcher mein Wort gefunden hat und es nach
* Was du vorhast, sage nicht; denn gelingt's dir nicht, wirst du verlacht.
dem Willen dessen, der mich gesandt hat, erfüllt hat.>
* Was du dem Nächsten verdenkst, tu selber nicht.
Und die Apostel antworteten, indem sie sagten: <Sprich zu uns,
* Sprich nicht schlecht von deinem Freund und nicht gut von deinem Feind, denn solches wäre unlogisch.
Herr, auf daß wir dich hören. Wir sind dir gefolgt mit ganzem Herzen,
* Zuverlässig ist das Land, unzuverlässig das Meer.
haben Vater und Mutter verlassen, haben Weinberge und Äcker verlassen,
haben Güter verlassen, haben die Herrlichkeit des äußeren
Königs verlassen und sind dir gefolgt, damit du uns das Leben deines
Vaters, der dich gesandt hat, lehrest.


Und auf diese Aufforderung der Apostel erwiderte nun der Christus
;Bias
Jesus, der Lebendige, dasjenige, was er ihnen zu sagen hat: «Christus,
* {{Polytonisch|οἱ πλεῖστοι κακοί.}}
der Lebendige, antwortete und sprach: <Das Leben meines Vaters ist
:Hoi pleistoi kakoi.
dies, daß ihr aus der Menschenwesenheit jenes Verstehens eure Seele
:„Die Meisten sind schlecht.“
empfanget, die nicht irdisch ist>».
* Sieh in den Spiegel: wenn du schön aussiehst, musst du auch Schönes tun; wenn hässlich, musst du den Mangel der Natur durch Edelsein ausgleichen.
* Geh langsam ans Werk; aber was du begonnen, bei dem harre aus.
* Gewinne durch Überredung, nicht durch Gewalt.
* Was du Gutes hast, schreib den Göttern zu, nicht dir.


Also das will der Lebendige, daß diejenigen, die seine Jünger sind,
;Kleobulos
verstehen lernen, daß es im Menschen ein Verständnis der geistigen
* {{Polytonisch|Μέτρον ἄριστον.}}
Dinge gibt, das sich losreißen kann von dem physischen Leib, das nicht
:Metron ariston.
irdisch ist. Wenn sie das in sich rege machen, dann verstehen sie in
:„Maßhalten ist das Beste.“''
Wahrheit sein Wort.
* Viel hören und nicht viel reden.
* Den Gegner des Volks als Feind ansehen.
* Aus gleichem Stande heiraten; aus besserem Stand gewinnst du Herren, keine Verwandten.
* Im Glück nicht stolz, im Unglück nicht niedrig sein.


«<Dies Wesen aller Seelen, das verständlich wird durch das, was ich
;Periandros
euch im Verlauf meines Wortes sage. Und daß ihr es vollendet und vor
* {{Polytonisch|Μελέτη τὸ πᾶν.}}
dem Archon>», vor dem Wesen dieses Äons, dieses Zeitalters, «<und
:Meletē to pān.
seinen Nachstellungen », des ahrimanisch-luziferischen Wesens, «<und
:„Habe das Ganze im Sinn!“
seinen Nachstellungen, die kein Ende haben, damit ihr vor denen gerettet
* Alles ist Übung.
werdet. Ihr aber, meine Jünger, beeilet euch, mein Wort sorgfältig
* Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.
bei euch aufzunehmen, auf daß ihr es erkennt, damit der Archon dieses
* Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.
Äons>», also Ahriman-Luzifer, «<mit euch nicht streite, weil er keine
* Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.
seiner Befehle in mir finden kann>», der also seine Befehle außerhalb
desjenigen findet, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist,
«<damit ihr selbst, o meine Apostel, mein Wort in bezug auf mich erfüllet
und ich selbst euch frei mache, und ihr durch die Freiheit, an der
kein Makel ist, heilig werdet. Wie der Geist des Heiligen Geistes heilig
ist, so werdet auch ihr durch die Freiheit des Geistigen, des Heiligen
Geistes, heilig werden.>


Es antworteten alle Apostel einstimmig, Matthäus und Johannes,
== Plutarchs Gastmahl der Sieben Weisen ==
Philippus und Bartholomäus und Jakobus, indem sie sagten: <O Jesus,
du Lebendiger, dessen Güte ausgebreitet ist über die, welche seine Weisheit
und seine Gestalt in der Erleuchtung gefunden haben, o Licht, das
in dem Lichte, das uns unsere Herzen erleuchtet hat, wie wir das Licht
des Lebens empfangen, o wahrer Logos, daß durch die Gnosis uns die
wahre Erkenntnis dessen wurde, aus Lebendigem gelehrte
Jesus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Selig ist der Mensch,
der dies erkannt hat und den Himmel nach unten geführt hat>», das
heißt, der sich bewußt geworden ist, daß in ihm etwas ist, das nicht zusammenhängt
mit diesem irdischen Leib, sondern das zusammenhängt
mit den Wesenheiten der Himmel, und der das, was in ihm mit dem Himmel
verbunden ist, was oben ist, unten einführt in das Erdengeschehen.
«< Selig ist der Mensch, der dies erkannt hat und den Himmel nach
unten geführt und die Erde getragen und zum Himmel geschickt hat>»,
dasjenige, was in ihm irdisch ist, verbunden hat mit dem, was in ihm
himmlisch ist, damit er, wenn er durch die Pforte des Todes geht, mit
den Früchten des Irdischen, durch das Himmlische die Erde zum Himmel
wieder führen kann.


«Es antworteten die Apostel, indem sie sagten: <Jesus, du Lebendiger,
Der Weisheitsschatz der Sieben Weisen spielte in philosophischen Diskussionen über den besten Staat eine Rolle. [[Wikipedia:Plutarch|Plutarch]] geht darauf in seinem Dialog [[Wikipedia:Das Gastmahl der sieben Weisen|Das Gastmahl der sieben Weisen]] ein:
erkläre uns, in welcher Weise man den Himmel nach unten führt.
Denn wir sind dir gefolgt, damit du uns das wahre Licht lehrest.>
Und Jesus, der Lebendige, antwortete und sprach: <Das Wort, das
im Himmel existiert>», also er meint das, was man als Weisheit, als Erkenntnis
haben kann, unabhängig von der physischen Wesenheit des
Menschen. «<Das Wort, das im Himmel existiert, bevor die Erde entstand,
jene Erde, welche man Welt nennt. Ihr aber, wenn ihr mein Wort
erkennt, werdet den Himmel nach unten führen, und das Wort wird in
euch wohnen. Der Himmel ist das unsichtbare Wort des Vaters.Wenn ihr
aber dies erkennt, werdet ihr den Himmel nach unten führen. Die Erde
zum Himmel zu schicken werde ich euch zeigen, wie es ist, damit ihr es
erkennt; die Erde zum Himmel zu schicken, ist: der Hörer des Wortes
der Erkenntnis, der aufgehört hat, Verstand eines Erdenmenschen nur
zu sein, sondern Himmelsmensch geworden ist>», der also losgerissen
hat sein Verstehen in sich von dem äußeren physischen Leib, der aufgehört
hat, Erdenmensch zu sein und Himmelsmensch geworden ist. Sein
Verstand hat aufgehört, irdisch zu sein; er ist himmlisch geworden.
«<Deswegen werdet ihr vor dem Archon dieses Äon>», vor ahrimanisch-
luziferischem Wesen, <gerettet werden>»." {{Lit|{{G|165|47ff}}}}
</div>


== Anmerkungen ==
Auf die Frage nach dem besten Staat antworteten die Sieben Weisen unterschiedlich:
# Solon: „Der Staat, in dem ein Verbrecher genauso von allen, denen er nichts getan hat, wie von dem einen, dem er etwas getan hat, angeklagt und bestraft wird.“
# Bias: „In dem alle das Gesetz wie einen Tyrannen fürchten.“
# Thales: „Der weder allzu Reiche noch allzu Arme hat.“
# Anacharsis: „In dem man alles andere gleich achtet, aber nach der Tugend den Vorzug und nach der Schlechtigkeit den Nachteil bemisst.“
# Kleobulos: „Wo die Bürger einen Tadel mehr fürchten als das Gesetz.“
# Pittakos: „Wo es weder möglich ist, dass die Schlechten herrschen, noch dass die Guten nicht herrschen.“
# Chilon: „Der am meisten auf Gesetze, am wenigsten auf Redner hört.“


Auf die Frage nach dem besten Haus antworteten sechs der Sieben Weisen:
# Solon: „Wo der Erwerb des Geldes keine Ungerechtigkeit, sein Bewachen kein Misstrauen, sein Ausgeben keine Reue bringt.“
# Bias: „Wo der Herr von sich aus so ist wie draußen wegen der Gesetze.“
# Thales: „Wo der Herr am meisten Muße haben kann.“
# Kleobulos: „Wo der Herr mehr hat, die ihn lieben als die ihn fürchten.“
# Pittakos: „Das nichts Überflüssiges begehrt und nichts Nötiges entbehrt.“
# Chilon: „Das am meisten dem von einem König regierten Staat gleicht.“
== Rezeption ==
Die Überzeugung, dass eine optimale Staatslenkung des Rats von Weisen bedarf, hat sich bis in unsere Zeit gehalten. Die Bezeichnung ''Die (sieben) Weisen'' wird für Beratergremien unterschiedlicher Art verwendet. Beispielsweise gab es bis vor kurzem den alljährlichen Wirtschaftsbericht der „Sieben Weisen“. In einem Projekt der [[Wikipedia:Expo.02|Expo.02]] „Die sieben Weisen“ erhielt eine Gruppe von sieben Wissenschaftlern, Künstlern und Vertretern politischer Gremien den Auftrag, das Denken, Fühlen und Handeln von Schweizer Bürgern zu erforschen.
== Quellensammlungen ==
* [[Wikipedia:Jochen Althoff|Jochen Althoff]], Dieter Zeller (Hrsg.): ''Die Worte der Sieben Weisen'', Griechisch/Deutsch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006 [Zusammenstellung und Übersetzung der Sprüche mit Kommentar und Untersuchungen]
* [[Wikipedia:Herwig Görgemanns|Herwig Görgemanns]]: ''Die griechische Literatur in Text und Darstellung'', Bd. 1: ''Archaische Periode'', hg. [[Wikipedia:Joachim Latacz|Joachim Latacz]], 2. Auflage, Stuttgart 1998
* [[Wikipedia:Bruno Snell|Bruno Snell]]: ''Leben und Meinungen der Sieben Weisen. Griechische und lateinische Quellen'', Heimeran-Verlag, München 1952
* Maria Tziatzi-Papagianni: ''Die Sprüche der sieben Weisen: zwei byzantinische Sammlungen; Einleitung, Text, Testimonien und Kommentar'' (Beiträge zur Altertumskunde 51), Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07600-4, (Diss., Univ. Hamburg 1992)
== Literatur ==
* Detlev Fehling: ''Die sieben Weisen und die frühgriechische Chronologie'', Bern 1985. ISBN 3-261-04061-0 [äußerst skeptisch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Überlieferung]
== Weblinks ==
{{Commonscat|Seven Sages|Sieben Weise von Griechenland}}
{{DNB-Portal|118613928}}
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


== Literatur ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118613928|VIAF=25395398}}
# Carl Schmidt: ''Koptisch-Gnostische Schriften'', 1. Band, Leipzig 1905
#Rudolf Steiner: ''Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls'', [[GA 165]] (1981), ISBN 3-7274-1650-5 {{Vorträge|165}}


{{GA}}
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Philosoph der Antike]]
[[Kategorie:Vorsokratiker]]


[[Kategorie:Codex Brucianus]] [[Kategorie:Gnosis]]
{{Wikipedia}}

Version vom 25. Juli 2017, 22:58 Uhr

Die Sieben Weisen (griech. οἱ ἑπτὰ σοφοί hoi heptà sophoí) sind eine von der Nachwelt so bezeichnete Gruppe von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der griechischen Antike (spätes 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.).

Die überlieferten Listen nennen teilweise verschiedene Personen. Die sieben Weisen waren insbesondere durch ihre Weisheitssprüche bekannt. Die meisten von ihnen waren Staatsmänner; als solche genossen sie hohes Ansehen. Sie gehörten der Epoche der vorsokratischen Philosophie an, waren aber großenteils nicht oder nicht in erster Linie Philosophen im engeren Sinne des Begriffs. Da sie als Zeitgenossen galten, wurden ihnen Zusammenkünfte zugeschrieben.

Zugehörigkeit

Bei Platon sind die Sieben Weisen erstmals ausdrücklich erwähnt. In seinem Dialog Protagoras (343a) zählt er sie auf:

Strittig ist, ob die Idee einer solchen Siebnerliste von Platon selbst stammt[1] oder ob er sich auf eine volkstümliche Überlieferung des sechsten oder frühen fünften Jahrhunderts stützte. Die einzelnen Namen kommen auch in älteren Quellen vor, die meisten bereits bei Herodot, doch erscheinen sie dort noch nicht als Gruppe.

Prominent waren vor allem Thales als Naturphilosoph und Mathematiker und Solon als Gesetzgeber. Alle Listen nennen Thales, Solon, Bias und Pittakos, die meisten auch Kleobulos und Chilon. Myson war für die Nachwelt eine blasse Figur und stammte aus einem unbekannten Dorf. Vermutlich aus diesem Grund wurde er in einer Liste, die erstmals bei Demetrios von Phaleron, einem Schüler des Aristoteles, auftaucht, durch Periandros von Korinth ersetzt. Nach einer anderen, schon in der Antike vertretenen Hypothese ersetzte umgekehrt Platon den in einer Urversion bereits vorhandenen, aber wegen seiner Tyrannenherrschaft politisch missliebigen Periandros durch Myson.[2] Die Liste des Demetrios, bestehend aus Thales, Pittakos, Bias, Solon, Kleobulos, Chilon und Periandros, fand in der Antike die weiteste Verbreitung und ist die heute noch gängige.

Daneben kursierten noch andere Listen, die statt Myson bzw. Periandros und teilweise auch statt Chilon und Kleobulos andere Namen enthielten. Mitunter wurden folgende Persönlichkeiten zu den Sieben Weisen gezählt:

Vereinzelt wurden auch noch weitere Namen genannt.

Maximen und Sprüche

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Delphische Maximen in Ai Khanoum, heute Afghanistan (2. Jahrhundert v. Chr.)
Tempel des Apollon in Delphi

Neben ihren politischen Verdiensten um ihre Heimatstädte trugen zum Ruhm der Weisen besonders die Maximen und Weisheitssprüche bei, die ihnen zugeschrieben wurden. Redner zitierten sie in der Politik und vor Gericht. Schon Platon lobte die knapp und kunstvoll formulierten Sprüche, die Gnomen, als herausragende Früchte der Weisheit der sieben Männer.

Nach dem Prolog des Ludus Septem Sapientum (Das Spiel der Sieben Weisen) des römischen Dichters Ausonius tritt ein Ludius (eine „Lustige Person“) auf, der die bekannten Sprüche der Sieben Weisen aufzählt:[3]

Delphis Solonem scripse fama est Atticum:
γνῶθι σεαυτόν, quod Latinum est: nosce te.
multi hoc Laconis esse Chilonis putant.
Spartane Chilon, sit tuum necne ambigunt,
quod iuxta fertur: ὅρα τέλος μακροῦ βίου,
finem intueri longae vitae qui iubes.
multi hoc Solonem dixe Croeso existimant.


et Pittacum dixisse fama est Lesbium:
γίγνωσκε καιρόν; tempus ut noris iubet.
sed καιρός iste tempestivum tempus est.
Bias Prieneus dixit: οἱ πλεῖστοι κακοί,
quod est Latinum: plures hominum sunt mali:
sed inperitos scito, quos dixit malos.
μελέτη τὸ πᾶν, Periandri id est Corinthii:
meditationem posse totum qui putat.
ἄριστον μέτρον esse dicit Lindius
Cleobulus; hoc est: optimus cunctis modus.
Thales sed ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα protulit.
Spondere qui nos, noxa quia praes est, vetat.
hoc nos monere faeneratis non placet.
dixi, recedam, legifer venit Solon.

In Delphi, heißt's, schrieb Solon von Athen
γνῶθι σεαυτόν, zu deutsch: erkenne dich.
Doch manche meinen, dies sei Chilons Wort.
Spartaner Chilon, auch wird drum gestritten,
Ob dein der andre Spruch sei: ὅρα τέλος
μακροῦ βίου
, den man dir zuschreibt, da du
Befiehlst, das Ende eines langen Lebens
Erst abzuwarten. Viele meinen auch,
Daß Solon dies zu Kroisos einst gesagt.
Doch Pittakos von Lesbos, heißt es, habe
Gesagt: γίγνωσκε καιρόν und ermahnt:
Erkenn die Zeit, – καιρός ist 'rechte Zeit'.
Und Bias von Priene sprach: οἱ πλεῖστοι
κακοί
, das heißt auf deutsch: die meisten Menschen
Sind schlecht; – versteh', die Toren nennt er schlecht. –
Und Periander aus Korinth: μελέτη
τὸ πᾶν
; Bedacht, meint er, vermöge alles.
ἄριστον μέτρον lehrte Kleobulos
Aus Lindas, – deutsch: das Beste ist das Maß.
Und Thales sprach: ἐγγύα, πάρα δ᾽ ἄτα;
Er warnt vor Bürgschaft, da sie Schaden bringt.
Dem, der entleiht, mißfällt zwar diese Mahnung.
Ich hab' gesprochen, trete ab; und Solon,
Der die Gesetze gab, tritt auf.

Unter anderem wurden folgende Sprüche sowohl im häuslichen als auch im öffentlichen Bereich gerne zitiert:

Thales
  • Ἐγγύα πάρα δ᾽ἄτα.
Engya para d'ata.
„Bürgschaft - schon ist Unheil da.“[4]
  • Nicht dein Äußeres schmücke, sondern sei schön in deinem Tun.
  • Was du den Eltern Gutes tust, das erwarte selbst im Alter von deinen Kindern.
  • Sei nicht faul, selbst wenn du Geld hast.
  • Besser beneidet als bemitleidet.
Solon
  • Μηδὲν ἄγαν.
Mēden agān.
„Nichts im Übermaß!“
  • Sitze nicht zu Gericht, sonst wirst du dem Verurteilten ein Feind sein.
  • Fliehe die Lust, die Unlust gebiert.
  • Hab nicht mehr Recht als deine Eltern.
  • Lerne zu gehorchen und du wirst zu herrschen wissen.
Chilon
  • Γνῶθι σεαυτόν.
Gnōthi seauton.
„Erkenne dich selbst!“[5]
  • Zu den Festen der Freunde geh langsam, zu ihrem Unglück schnell.
  • Lass deine Zunge nicht deinem Verstand vorauslaufen.
  • Beweg nicht beim Reden die Hand; das sieht aus, als wärst du verrückt.
  • Bei Unrecht versöhn dich, bei Frechheit wehr dich.
Pittakos
  • Γίγνωσκε καιρόν.
Gignōske kairon.
„Erkenne den rechten Zeitpunkt!“
  • Was du vorhast, sage nicht; denn gelingt's dir nicht, wirst du verlacht.
  • Was du dem Nächsten verdenkst, tu selber nicht.
  • Sprich nicht schlecht von deinem Freund und nicht gut von deinem Feind, denn solches wäre unlogisch.
  • Zuverlässig ist das Land, unzuverlässig das Meer.
Bias
  • οἱ πλεῖστοι κακοί.
Hoi pleistoi kakoi.
„Die Meisten sind schlecht.“
  • Sieh in den Spiegel: wenn du schön aussiehst, musst du auch Schönes tun; wenn hässlich, musst du den Mangel der Natur durch Edelsein ausgleichen.
  • Geh langsam ans Werk; aber was du begonnen, bei dem harre aus.
  • Gewinne durch Überredung, nicht durch Gewalt.
  • Was du Gutes hast, schreib den Göttern zu, nicht dir.
Kleobulos
  • Μέτρον ἄριστον.
Metron ariston.
„Maßhalten ist das Beste.“
  • Viel hören und nicht viel reden.
  • Den Gegner des Volks als Feind ansehen.
  • Aus gleichem Stande heiraten; aus besserem Stand gewinnst du Herren, keine Verwandten.
  • Im Glück nicht stolz, im Unglück nicht niedrig sein.
Periandros
  • Μελέτη τὸ πᾶν.
Meletē to pān.
„Habe das Ganze im Sinn!“
  • Alles ist Übung.
  • Die Lüste sind vergänglich, die Tugenden unsterblich.
  • Schimpfe so, dass du schnell wieder Freund werden kannst.
  • Halte dich an alte Gesetze, aber an frische Speisen.

Plutarchs Gastmahl der Sieben Weisen

Der Weisheitsschatz der Sieben Weisen spielte in philosophischen Diskussionen über den besten Staat eine Rolle. Plutarch geht darauf in seinem Dialog Das Gastmahl der sieben Weisen ein:

Auf die Frage nach dem besten Staat antworteten die Sieben Weisen unterschiedlich:

  1. Solon: „Der Staat, in dem ein Verbrecher genauso von allen, denen er nichts getan hat, wie von dem einen, dem er etwas getan hat, angeklagt und bestraft wird.“
  2. Bias: „In dem alle das Gesetz wie einen Tyrannen fürchten.“
  3. Thales: „Der weder allzu Reiche noch allzu Arme hat.“
  4. Anacharsis: „In dem man alles andere gleich achtet, aber nach der Tugend den Vorzug und nach der Schlechtigkeit den Nachteil bemisst.“
  5. Kleobulos: „Wo die Bürger einen Tadel mehr fürchten als das Gesetz.“
  6. Pittakos: „Wo es weder möglich ist, dass die Schlechten herrschen, noch dass die Guten nicht herrschen.“
  7. Chilon: „Der am meisten auf Gesetze, am wenigsten auf Redner hört.“

Auf die Frage nach dem besten Haus antworteten sechs der Sieben Weisen:

  1. Solon: „Wo der Erwerb des Geldes keine Ungerechtigkeit, sein Bewachen kein Misstrauen, sein Ausgeben keine Reue bringt.“
  2. Bias: „Wo der Herr von sich aus so ist wie draußen wegen der Gesetze.“
  3. Thales: „Wo der Herr am meisten Muße haben kann.“
  4. Kleobulos: „Wo der Herr mehr hat, die ihn lieben als die ihn fürchten.“
  5. Pittakos: „Das nichts Überflüssiges begehrt und nichts Nötiges entbehrt.“
  6. Chilon: „Das am meisten dem von einem König regierten Staat gleicht.“

Rezeption

Die Überzeugung, dass eine optimale Staatslenkung des Rats von Weisen bedarf, hat sich bis in unsere Zeit gehalten. Die Bezeichnung Die (sieben) Weisen wird für Beratergremien unterschiedlicher Art verwendet. Beispielsweise gab es bis vor kurzem den alljährlichen Wirtschaftsbericht der „Sieben Weisen“. In einem Projekt der Expo.02 „Die sieben Weisen“ erhielt eine Gruppe von sieben Wissenschaftlern, Künstlern und Vertretern politischer Gremien den Auftrag, das Denken, Fühlen und Handeln von Schweizer Bürgern zu erforschen.

Quellensammlungen

  • Jochen Althoff, Dieter Zeller (Hrsg.): Die Worte der Sieben Weisen, Griechisch/Deutsch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006 [Zusammenstellung und Übersetzung der Sprüche mit Kommentar und Untersuchungen]
  • Herwig Görgemanns: Die griechische Literatur in Text und Darstellung, Bd. 1: Archaische Periode, hg. Joachim Latacz, 2. Auflage, Stuttgart 1998
  • Bruno Snell: Leben und Meinungen der Sieben Weisen. Griechische und lateinische Quellen, Heimeran-Verlag, München 1952
  • Maria Tziatzi-Papagianni: Die Sprüche der sieben Weisen: zwei byzantinische Sammlungen; Einleitung, Text, Testimonien und Kommentar (Beiträge zur Altertumskunde 51), Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07600-4, (Diss., Univ. Hamburg 1992)

Literatur

  • Detlev Fehling: Die sieben Weisen und die frühgriechische Chronologie, Bern 1985. ISBN 3-261-04061-0 [äußerst skeptisch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Überlieferung]

Weblinks

Commons: Sieben Weise von Griechenland - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Literatur von und über Sieben Weise von Griechenland im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

  1. So Fehling S. 9-18.
  2. Otto Barkowski: Sieben Weise, in: Pauly-Wissowa RE 2 A/2, Stuttgart 1923, Sp. 2243.
  3. Zitiert nach Snell (1952).
  4. Dieser Spruch wurde auch Chilon zugeschrieben.
  5. Dieser Spruch wurde auch Thales, Solon oder Bias zugeschrieben.


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