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[[Datei:Tree of life hebrew.png|thumb|200px|Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den [[Pfad des flammenden Schwerts]] (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt.]]
[[Datei:Tree of life hebrew.png|thumb|200px|Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den [[Pfad des flammenden Schwerts]] (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt.]]
'''Din''' ({{HeS|דין}}, ''Gericht, Recht''; ''die strafende und richtende Macht Gottes'') ist eine weitere Bezeichnung für die fünfte [[Sephira]] am [[Lebensbaum der Kabbala]], die üblicherweise '''[[Geburah]]''' oder richtiger '''Gevurah''' ({{HeS|גבורה}}, ''Strenge, Stärke, Gerechtigkeit'') genannt wird. Sie sitzt auf der linken Säule [[Boas]] unter [[Binah]] (Verstand) und über [[Hod]] (Pracht, Glanz, Majestät). [[Rudolf Steiner]] übersetzt die fünfte Sephira als ''Lebenskraft''<ref>Rudolf Steiner: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988), Zwölfter Vortrag, Dornach, 10. Mai 1924</ref>. Zusammen mit [[Chesed]] und [[Tifereth]] bildet sie die zweite Triade am kabbalistischen Lebensbaum, die die [[Seelenwelt]] ([[Briah]]) repräsentiert.
'''Din''' ({{HeS|דין}}, '''''Gericht''''', ''Recht''; ''die strafende und richtende Macht Gottes'') ist eine weitere Bezeichnung für die fünfte [[Sephira]] am [[Lebensbaum der Kabbala]], die üblicherweise '''[[Geburah]]''' oder richtiger '''Gevurah''' ({{HeS|גבורה}}, ''Strenge, Stärke, Gerechtigkeit'') genannt wird. Sie sitzt auf der linken Säule [[Boas]] unter [[Binah]] (Verstand) und über [[Hod]] (Pracht, Glanz, Majestät). [[Rudolf Steiner]] übersetzt die fünfte Sephira als ''Lebenskraft''<ref>Rudolf Steiner: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988), Zwölfter Vortrag, Dornach, 10. Mai 1924</ref>. Zusammen mit [[Chesed]] und [[Tifereth]] bildet sie die zweite Triade am kabbalistischen Lebensbaum, die die [[Seelenwelt]] ([[Briah]]) repräsentiert.


Das «Gericht» (''Din'') und die «Strenge» (''Gevurah''), denen die göttliche [[Gnade]] ([[Chesed]]) gegenübersteht, sind aber auch die Wurzel des [[Das Böse|Bösen]]. Wie alle Sephiroth waren auch Din bzw. Gevurah in ungeschiedener Einheit im [[Ain Soph]] enthalten. Nur sehr vorsichtig und hinter vorgehaltener Hand wird von manchen Kabbalisten - auch von [[Isaak Luria]] - angedeutet, dass in der Ausscheidung von Din bzw. Gevurah aus dem unbegrenzten Licht, ein wesentlicher Grund für den Schöpfungsprozess zu sehen ist. Dieser führt gleichsam zu einer [[Läuterung]], zu einer [[Katharsis]] des göttlichen Urlichts, das [[das Gute]] und [[das Böse]] gleichermaßen in sich trug.<ref>Gerold Necker: ''Einführung in die lurianische Kabbla'', Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Frankfurt am Main Leipzig 2008 ISBN 978-3458710080, S 81ff</ref>
Das «Gericht» (''Din'') und die «Strenge» (''Gevurah''), denen die göttliche [[Gnade]] ([[Chesed]]) gegenübersteht, sind aber auch die Wurzel des [[Das Böse|Bösen]], wenn sie einseitig das Übergewicht erlangen. Wie alle Sephiroth waren auch Din bzw. Gevurah in ungeschiedener Einheit im [[Ain Soph]] enthalten. Nur sehr vorsichtig und hinter vorgehaltener Hand wird von manchen Kabbalisten - auch von [[Isaak Luria]] - angedeutet, dass in der Ausscheidung von Din bzw. Gevurah aus dem unbegrenzten Licht, ein wesentlicher Grund für den Schöpfungsprozess zu sehen ist. Nur durch das ''strenge Gericht'' gibt es die Möglichkeit zu trennen und zu scheiden - und das ist die [[Notwendigkeit|notwendige]] Voraussetzung dafür, dass überhaupt eine in Einzelheiten geschiedene Schöpfung entstehen konnte. Zugleich führte der Schöpfungsprozess dabei gleichsam zu einer [[Läuterung]], zu einer [[Katharsis]] des göttlichen Urlichts, das so gesehen [[das Gute]] und [[das Böse]] gleichermaßen in sich trug.<ref>Gerold Necker: ''Einführung in die lurianische Kabbla'', Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Frankfurt am Main Leipzig 2008 ISBN 978-3458710080, S 81ff</ref> Trüge Gott ursprünglich nicht auch das Böse in gewisser Weise in sich, so mangelte ihm etwas, was nach Ansicht der [[Kabbala|Kabbalisten]] seiner [[Vollkommenheit]] widerspräche.


Da jede [[Sephira]] wieder einen vollständigen [[Sephiroth-Baum]] in sich trägt, so sind auch ''Din'' und ''Chesed'' in jeder Sephira wirksam - allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. In den höchsten Sephiroth, beginnend mit [[Kether]], überwiegt beiweitem die Gnade (''Chesed''), bei den tiefer liegenden Sephiroth wird der Anteil des ''strengen Gerichts'' (''Din'', ''Gevurah'') immer größer.
Da jede [[Sephira]] wieder einen vollständigen [[Sephiroth-Baum]] in sich trägt, so sind auch ''Din'' und ''Chesed'' in jeder Sephira wirksam - allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. In den höchsten Sephiroth, beginnend mit [[Kether]], überwiegt beiweitem die Gnade (''Chesed''), bei den tiefer liegenden Sephiroth wird der Anteil des ''strengen Gerichts'' (''Din'', ''Gevurah'') immer größer.
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[[Kategorie:Kabbala]]
[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]]

Version vom 3. August 2014, 00:08 Uhr

Die 10 Sephiroth im Lebensbaum verbunden durch den Pfad des flammenden Schwerts (gelb), der die Reihenfolge ihrer Entstehung von 1 - 10 angibt.

Din (hebr. דין, Gericht, Recht; die strafende und richtende Macht Gottes) ist eine weitere Bezeichnung für die fünfte Sephira am Lebensbaum der Kabbala, die üblicherweise Geburah oder richtiger Gevurah (hebr. גבורה, Strenge, Stärke, Gerechtigkeit) genannt wird. Sie sitzt auf der linken Säule Boas unter Binah (Verstand) und über Hod (Pracht, Glanz, Majestät). Rudolf Steiner übersetzt die fünfte Sephira als Lebenskraft[1]. Zusammen mit Chesed und Tifereth bildet sie die zweite Triade am kabbalistischen Lebensbaum, die die Seelenwelt (Briah) repräsentiert.

Das «Gericht» (Din) und die «Strenge» (Gevurah), denen die göttliche Gnade (Chesed) gegenübersteht, sind aber auch die Wurzel des Bösen, wenn sie einseitig das Übergewicht erlangen. Wie alle Sephiroth waren auch Din bzw. Gevurah in ungeschiedener Einheit im Ain Soph enthalten. Nur sehr vorsichtig und hinter vorgehaltener Hand wird von manchen Kabbalisten - auch von Isaak Luria - angedeutet, dass in der Ausscheidung von Din bzw. Gevurah aus dem unbegrenzten Licht, ein wesentlicher Grund für den Schöpfungsprozess zu sehen ist. Nur durch das strenge Gericht gibt es die Möglichkeit zu trennen und zu scheiden - und das ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass überhaupt eine in Einzelheiten geschiedene Schöpfung entstehen konnte. Zugleich führte der Schöpfungsprozess dabei gleichsam zu einer Läuterung, zu einer Katharsis des göttlichen Urlichts, das so gesehen das Gute und das Böse gleichermaßen in sich trug.[2] Trüge Gott ursprünglich nicht auch das Böse in gewisser Weise in sich, so mangelte ihm etwas, was nach Ansicht der Kabbalisten seiner Vollkommenheit widerspräche.

Da jede Sephira wieder einen vollständigen Sephiroth-Baum in sich trägt, so sind auch Din und Chesed in jeder Sephira wirksam - allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. In den höchsten Sephiroth, beginnend mit Kether, überwiegt beiweitem die Gnade (Chesed), bei den tiefer liegenden Sephiroth wird der Anteil des strengen Gerichts (Din, Gevurah) immer größer.

Anmerkungen

  1. Rudolf Steiner: Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker, GA 353 (1988), Zwölfter Vortrag, Dornach, 10. Mai 1924
  2. Gerold Necker: Einführung in die lurianische Kabbla, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Frankfurt am Main Leipzig 2008 ISBN 978-3458710080, S 81ff
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.