Soziales Hauptgesetz und Kategorie:Thomas von Aquin: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Rudolf Steiner]] nennt folgendes '''soziale Hauptgesetz''', das aller menschlichen [[Arbeit]] zugrunde liegen muss, wenn sie sich als heilsam für den [[Sozialer Organismus|sozialen Organismus]] erweisen soll:
[[Kategorie:Die sieben Universalienweisen des Mittelalters]]
 
[[Kategorie:Philosoph als Thema (Mittelalter)]]
{{GZ|''«Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist um so größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.''» Alle Einrichtungen innerhalb einer Gesamtheit von Menschen, welche diesem Gesetz widersprechen, müssen bei längerer Dauer irgendwo Elend und Not erzeugen - Dieses Hauptgesetz gilt für das soziale Leben mit einer solchen Ausschließlichkeit und Notwendigkeit, wie nur irgendein Naturgesetz in bezug auf irgendein gewisses Gebiet von Naturwirkungen gilt. Man darf aber nicht denken, daß es genüge, wenn man dieses Gesetz als ein allgemeines moralisches gelten läßt oder es etwa in die Gesinnung umsetzen wollte, daß ein jeder im Dienste seiner Mitmenschen arbeite. Nein, in der Wirklichkeit lebt das Gesetz nur so, wie es leben soll, wenn es einer Gesamtheit von Menschen gelingt, solche Einrichtungen zu schaffen, daß niemals jemand die Früchte seiner eigenen Arbeit für sich selber in Anspruch nehmen kann, sondern doch diese möglichst ohne Rest der Gesamtheit zugute kommen. Er selbst muß dafür wiederum durch die Arbeit seiner Mitmenschen erhalten werden. Worauf es also ankommt, das ist, daß für die Mitmenschen arbeiten und ein gewisses Einkommen erzielen zwei voneinander ganz getrennte Dinge seien.|34|213}}
[[Kategorie:Universalgelehrter als Thema]]
 
[[Kategorie:Tugendethiker als Thema]]
Das soziale Hauptgesetz bildet die Grundlage für ein gesundes, brüderliches [[Wirtschaftsleben]] im Sinne der [[Soziale Dreigliederung|sozialen Dreigliederung]].
[[Kategorie:Scholastiker als Thema]]
 
[[Kategorie:Philosoph als Thema|U]]
{{GZ|Wer nämlich das Leben wirklich untersucht, der kann
[[Kategorie:Thomas von Aquin|!]]
finden, daß eine jede Menschengemeinschaft, die irgendwo
[[Kategorie:Meister Serapis]]
existiert, oder die nur jemals existiert hat, zweierlei Einrichtungen hat. Der eine dieser beiden Teile entspricht diesem
[[Kategorie:Neuthomismus]]
Gesetze, der andere widerspricht ihm. So muß es nämlich
[[Kategorie:Thomismus]]
überall kommen, ganz gleichgültig, ob die Menschen wollen
oder nicht. Jede Gesamtheit zerfiele nämlich sofort, wenn
nicht die Arbeit der einzelnen dem Ganzen zufließen würde.
Aber der menschliche Egoismus hat auch von jeher dieses
Gesetz durchkreuzt. Er hat für den einzelnen möglichst viel
aus seiner Arbeit herauszuschlagen gesucht. Und nur dasjenige,
was auf diese Art aus dem Egoismus hervorgegangen
ist, hat von jeher Not, Armut und Elend zur Folge gehabt.|34|213f}}
 
{{GZ|Es ist klar, daß dieses Gesetz nichts Geringeres
besagt als dieses: Die Menschenwohlfahrt ist um so größer,
je geringer der Egoismus ist. Man ist also bei der Umsetzung
in die Wirklichkeit darauf angewiesen, daß man es mit Menschen
zu tun habe, die den Weg aus dem Egoismus herausfinden.
Das ist aber praktisch ganz unmöglich, wenn das Maß
von Wohl und Wehe des einzelnen sich nach seiner Arbeit
bestimmt. Wer ''für sich'' arbeitet, ''muß'' allmählich dem Egoismus
verfallen. Nur wer ganz für die anderen arbeitet, kann nach
und nach ein unegoistischer Arbeiter werden.|34|214}}
 
== Soziologisches Grundgesetz und Soziales Hauptgesetz ==
{{GZ|Und nun zum Schluß noch etwas über dasjenige, was vorgebracht
worden ist über die zwei sozialen Gesetze, wie ich sie formuliert
habe, das des Individualismus<ref>s. [[Soziologisches Grundgesetz]]</ref> und das des Sozialismus. Ich
habe das eine Gesetz in Anknüpfung an das Buch von Ludwig
Stein<ref>[[wikipedia:Ludwig Stein|Ludwig Stein]] (1859-1930): «Die soziale Frage im
Lichte der Philosophie. Vorlesungen über Sozialphilosophie und ihre Geschichte
», Stuttgart 1897</ref> formuliert. (...) Nun, wer soziale
Zusammenhänge heute durchschauen kann, der weiß - wenn es
auch zunächst anders aussieht —, daß derjenige, der heute einen
Rock für sich selber fabriziert, tatsächlich ihn nicht in Wirklichkeit
produziert. Daß er ihn produziert - das ist auf einem Gebiet, wo
wir heute eine so weitgehende Arbeitsteilung haben, nur eine
Scheinvorstellung, weil das, was er produziert, von ihm selbst konsumiert
wird. Aber dieses Gesetz des sozialen Lebens gilt durchaus.
Es liegen die Dinge ja so, daß dieses Gesetz bewußt nur verwirklicht
werden kann von denjenigen, die sich aus den Verbänden
herauslösen und zur Individualität werden. Diese beiden Dinge
sind vielleicht abstrakt im Widerspruch; in der Realität fordern sie
einander, gehören durchaus zusammen. Es müßte die Individualität
sich aus den Verbänden erst herauslösen, damit aus der Individualität
heraus sich das Soziale verwirklichen kann. Das ist des Rätsels
Lösung in diesem Falle.|337b|49ff.}}
 
== Alternative Formulierungen ==
 
[[Joseph Beuys]] formulierte eine alternative Variante zum sozialen Hauptgesetzt von Steiner, indem er einen bestimmten Hauptaspekt in den Vordergrund stellte, und zwar wie folgt:
 
'''Soziales Hauptgesetz: Nichts für mich, sondern alles für den anderen. (Beuys)'''
 
Das soziale Hauptgesetz läßt sich demgemäß auch als ''altruistisches'' Hauptgesetz bezeichnen.
 
== Siehe auch ==
[[Trennung von Arbeit und Einkommen]]
 
==Literatur==
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft und soziale Frage'', in ''Lucifer-Gnosis'', [[GA 34]] (1987)
*Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|034}}
*Rudolf Steiner: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band II: Diskussionsabende des Schweizer Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus'', [[GA 337b]] (1999), ISBN 3-7274-3372-8 {{Vorträge|337b}}
*[[Stefan Leber]] et al.: ''Das soziale Hauptgesetz. Beiträge zum Verhältnis von Arbeit und Einkommen'', Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 1, Verlag Freies Geistesleben, 1986, ISBN 3772508596
* Udo Herrmannsdorfer: [https://waldorfcampus-hn.de/files/docs/Kursiv/Artikel/13%20Sommer%20Soziales%20Hauptgesetz.pdf Das Soziale Hauptgesetz - Der Altruismus als soziale Gestaltungskraft] PDF
 
{{GA}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
[[Kategorie:Soziologie]]
[[Kategorie:Sozialphilosophie]]
[[Kategorie:Philosophie des Sozialen]]
[[Kategorie:Anthroposophsiche Sozialwissenschaft]]
[[Kategorie:Soziale Kunst]]
[[Kategorie:Arbeitswelt]]

Version vom 31. Dezember 2021, 20:39 Uhr