Rudolf Steiner und Seelenkräfte: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Steiner1_dif.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1861-1925). Er hat Eurythmie, Waldorfschule, Anthroposophie, Christengemeinschaft, biologisch-dynamische Landwirtschaft und einen neuen Baustil ins Leben gerufen]]
Drei grundlegende '''Seelenkräfte''' oder '''Seelenfähigkeiten''', die das [[Seelenleben]] des heutigen [[Mensch]]en prägen, lassen sich deutlich unterscheiden: das [[Denken]], das [[Fühlen]] und das [[Wollen]]. Diese Dreigliederung des Seelenlebens wurde erstmals von [[Johannes Nikolaus Tetens]] (1736-1807) klar beschrieben, der eine „psychologische Analyse der Seele“ nach [[naturwissenschaft]]licher Methode anstrebte.
'''Rudolf Steiner''' (* 27. Februar 1861 in [[Wikipedia:Donji Kraljevec|Donji Kraljevec]] bei Cakovec, in der Zupanija Medjimerje, Österreich-Ungarn, heute [[Wikipedia:Kroatien|Kroatien]]; † 30. März 1925 in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] bei [[Wikipedia:Basel|Basel]]), österreichischer Anthroposoph


== Überblick über Steiners Schaffen ==
Die Trennung dieser drei Seelenkräfte ist nicht in allen drei [[seelisch]]en [[Wesensglieder]]n gleich stark ausgeprägt. In der [[Empfindungsseele]] sind Denken, Fühlen und Wollen noch sehr stark ineinander verwoben. In der [[Verstandes- oder Gemütsseele]] setzt sich das Wollen bereits deutlich ab, während Denken und Fühlen noch eng miteinander verbunden sind. Erst mit der [[Bewusstseinsseele]] beginnt die vollständige Trennung aller drei Seelenkräfte. Ein vollständige Trennung der drei Seelenkräfte wird auch durch eine entsprechend vorangeschrittene [[Geistesschulung]] erreicht, die bis zu einer [[Spaltung der Persönlichkeit]] führt.


[[Bild:Goetheanum2.jpg|thumb|450px|Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaften in Dornach bei Basel mit ihren Nebengebäuden, von Steiner entworfen und als Grundstein eines freien Geisteslebens gedacht]]
{{GZ|Wir unterscheiden
zwar diese drei Seelenfähigkeiten, Denken, Fühlen
und Wollen, aber in dem einheitlichen Leben der Seele
sind sie durchaus nicht in strenger Weise von einander
geschieden. Man müßte eigentlich sagen: Wenn wir vom
Denken, vom Vorstellen reden, so reden wir von einer
Seelenfähigkeit, in der durchaus zum Beispiel der Wille
und auch das Gefühl drinnen ist, aber es ist hauptsächlich
das Denken drinnen. Im Willen wiederum sind
durchaus Gedanken drinnen, aber es ist hauptsächlich
Wille drinnen. So ist es nur das Hervorstechendste, das
in den einzelnen Seelenfähigkeiten bezeichnet wird,
während überall unter der Oberfläche, kann man sagen,
auch die anderen Seelenfähigkeiten liegen.|82|120f}}


Steiner war [[Goethe]]-Forscher, Philosoph und [[Esoterik|Esoteriker]]. Er begründete die [[Anthroposophie]] als [[Geisteswissenschaft|Wissenschaft vom Geistigen]] und schuf mit der [[Eurythmie]] eine neue Bewegungskunst sowie mit dem [[Goetheanum]] in Dornach als einer unabhängigen Hochschule für Geisteswissenschaften und durch weitere Bauten einen neuen, organischen Architekturstil. In erheblichem Umfang gab er Anleitung für die [[Sprachgestalgung|Kunst der Rezitation und Deklamation]]. Die [[Waldorfschule]] ermöglicht ein natürlicheres Lernen, die [[biologisch-dynamische Landwirtschaft]] lebensvolle Ernährung, die [[Christengemeinschaft]] einen modernen Zugang zum Christentum, der Gedanke der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung des sozialen Organismus]] soll Verquickungen des Geldes mit dem Recht, des Rechts mit dem Glauben und des Glaubens mit dem Geld verhindern. Gemeinsam mit [[Ita Wegman]] schuf Steiner die [[Anthroposophische Medizin|anthroposophisch erweiterte Medizin]]. Auch zu weiteren Künsten und zu den Naturwissenschaften hat er Fachleuten, meist auf deren Bitten hin, Anregungen gegeben.
In der [[Germanische Mythologie|germanischen Mythologie]] wird durch die Götterdreiheit [[Odin]], [[Wili]] und [[We]] auf die drei Seelenkräfte hingewiesen.


== Leben ==
== Seelenkräfte und Wesensglieder ==


=== Kindheit ===
Die Seelenkräfte entfalten sich durch die Tätigkeit der [[Vier Wesensglieder|vier grundlegenden Wesensglieder]] des [[Mensch]]en. Das [[Denken]] webt zwischen dem [[Physischer Leib|physischen Leib]] und dem [[Ätherleib]], das [[Fühlen]] schwingt zwischen dem Ätherleib und dem [[Astralleib]] und das [[Wollen]] wirkt zwischen [[Ich]] und [[Astralleib]].


Der Bub hat im heutigen [[Kroatien]] in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie das Licht der Welt erblickt. Sein Elternhaus war freigeistig, der Vater, Johann Steiner (1829-1910), ein Eisenbahnbeamter, zur Mutter Franziska Steiner, geborener Blie (1834-1918), ist der spätere Begründer einer weltumfassenden Bewegung bis in reifere Zeiten in einem liebevollen nachgerade kindlichen Verhältnis stehngeblieben.  
{{GZ|Da ist zunächst der physische Leib
des Menschen (siehe Zeichnung, hell); da ist dann der Ätherleib des
Menschen (rot). Zwischen beiden ist die webende Gedankenwelt, insofern
sie eingegliedert ist in unseren Organismus. Zwischen dem Ätherleib
und dem astralischen Leib (grün) befindet sich die Gefühlswelt,
und zwischen dem astralischen Leib und der Ich-Hülle (blau) befindet
sich die Willenswelt.|208|15}}


Die Familie zog mehrmals um: [[1862]] nach [[Mödling]], ein Jahr später nach [[Pottschach]] und [[1869]] nach [[Neudörfl]]. Rudolf wurde von den Gleichaltrigen ausgeschlossen, ersetzte den Geschichtsunterricht durch [[Kant]]s [[Kritik der reinen Vernunft]]. Für den Ministranten gehörten die Mönche aus der Nachbarschaft zu den stärksten Kindheitseindrücken. Eine tiefe Auffassungsgabe verwandelte ihm Erlebnisse wie einen brennend vorbeirasenden Zugwaggon oder die innerliche Begegnung mit einer Tante, die sich das Leben genommen hatte, in Flammenzeichen. Er kam nur aufs Realgymnasium in [[Wiener Neustadt]].
[[Datei:GA208 015.gif|center|500px|Zeichnung aus GA 208, S. 15 (Tafel 1)]]


[[Bild:SteineralsAbiturient.jpg|thumb|Rudolf Steiner als Abiturient]]
== Seelenkräfte und Lebensalter ==


=== Als Student in Wien ===
Der Zusammenhang der Seelenkräfte wandelt sich mit dem [[Lebensalter]]. Das ist insbesondere in der [[Pädagogik]] zu berücksichtigen. Beim [[Kind]] ist das [[Fühlen]] noch ganz eng mit dem [[Wollen]] verbunden. Erst im [[Erwachsenenalter]] trennen sich [[Denken]], Fühlen und Wollen voneinander. Im [[Alter]] wachsen Denken und Fühlen immer stärker zusammen.


An der Technischen Hochschule Wien studierte Steiner ab [[1879]] Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Letztere war für ihn durch ihre Unwiderlegbarkeit weltanschaulicher Rettungsanker und Hoffnungsschimmer. Der Student entdeckte [[Thomas von Aquin]] für sich, begeisterte sich für paranormale Wahrnehmungen und freundete sich mit seinem Germanistikprofessor [[Karl-Julius Schröer]] an. Erst in seinen Zwanzigern, gab er in Kürschners [[Deutsche Nationalliteratur|Deutscher Nationalliteratur]] [[Goethe]]s naturwissenschaftliche Schriften heraus und veröffentlichte in Zeitungen literarische Abhandlungen. Von [[1884]] bis [[1890]] verdiente er sich sein Studium durch die Tätigkeit als Privatlehrer eines als unbeschulbar geltenden [[hydrocephalus]]kranken Kindes in einer prominenten Wiener Familie, das später (nach Überzeugung der Mutter ermöglicht durch die pädagogische Leistung Steiners) Medizin studierte und Arzt wurde. Mit der Dichterin [[Marie Eugenie delle Grazie]] knüpfte er eine Freundschaft, [[Marie Lang]] vermittelte eine gleiche mit [[Rosa Mayreder]], aber auch mit Leuten aus dem Volk wie dem Kräutersammler [[Felix Koguzki]] kam er aus.
{{GZ|Der Mensch trägt in sich denkendes Erkennen,
Fühlen und Wollen. Schauen wir das Kind an, dann haben wir in dem
Bilde, das uns das Kind seelisch darbietet, eine enge Verknüpfung zwisehen
Wollen und Fühlen. Man möchte sagen, Wollen und Fühlen sind
im Kinde zusammengewachsen. Wenn das Kind zappelt, strampelt, so
macht es genau die Bewegungen, die seinem Fühlen in diesem Augenblicke
entsprechen; es ist nicht imstande, die Bewegungen etwa von
dem Gefühl auseinanderzuhalten.


=== Als Goetheforscher in Weimar ===
Anders wird das beim Greise. Bei ihm ist das Entgegengesetzte der
Fall: denkendes Erkennen und Fühlen sind zusammengewachsen, und
das Wollen tritt in einer gewissen selbständigen Art auf. Es verläuft
also der menschliche Lebensgang in der Weise, daß das Fühlen, welches
zuerst an das Wollen gebunden ist, sich allmählich im Laufe des
Lebens vom Wollen loslöst. Und damit haben wir es gerade vielfach im
Erziehen zu tun: mit dem Loslösen des Fühlens vom Wollen. Dann
verbindet sich das vom Wollen losgelöste Fühlen mit dem denkenden
Erkennen. Damit hat es dann das spätere Leben zu tun. Wir haben das
Kind für das spätere Leben nur dann richtig vorbereitet, wenn wir in
ihm bewirken, daß das Fühlen sich gut loslösen kann von dem Wollen;
dann wird es in einer späteren Lebensära als Mann oder Frau auch das
losgelöste Fühlen mit dem denkenden Erkennen verbinden können und
wird so dem Leben gewachsen sein. Warum hören wir dem Greise zu,
auch wenn er uns von seinen Lebenserfahrungen erzählt? Weil er im
Laufe seines Lebens sein persönliches Empfinden verbunden hat mit
seinen Begriffen und Ideen. Er erzählt uns nicht Theorien, er erzählt
uns das, was er persönlich an Gefühlen hat anknüpfen können an die
Ideen und Begriffe. Bei dem Greise, der wirklich sein Fühlen mit dem
denkenden Erkennen verbunden hat, klingen daher die Begriffe und
Ideen warm, klingen wirklichkeitsgesättigt, konkret, persönlich; während
bei dem Menschen, der mehr im Mannes- oder Frauenalter stehengeblieben
ist, die Begriffe und Ideen theoretisch, abstrakt, wissenschaftlich
klingen. Das gehört einmal zum menschlichen Leben, daß von
den menschlichen Seelenfähigkeiten ein gewisser Gang durchgemacht
wird, indem sich das fühlende Wollen des Kindes entwickelt zu dem
fühlenden Denken des Greises. Dazwischen liegt das menschliche Leben,
und wir werden zu diesem menschlichen Leben nur gut erziehen,
wenn wir eine solche Sache psychologisch ins Auge zu fassen vermögen.|293|108f}}


In [[Rostock]] promovierte Steiner [[1891]] mit [[Wahrheit und Wissenschaft]] zum Dr.phil., da er als ehemaliger Realgymnasiast in der [[k.u.k. Monarchie]] nicht promovieren konnte. [[1890]] übernahm er, auf Schröers Vorschlag, am [[Goethe-und-Schiller-Archiv]] in [[Weimar]] die Herausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für die große [[Weimarer Ausgabe|Weimarer Goethe-Ausgabe]], die so genannte "Sophien-Ausgabe". Fern von jeder Buchgelehrsamkeit hält er in seinem Kommentar zwischen den Zeilen dazu an, sich meditativ in Goethes Weltsicht zu vertiefen und dessen Ansatz zu verinnerlichen, dass es rein biologische Gesetzmäßigkeiten gibt, welche sich nicht auf chemische oder physikalische Regeln zurückführen lassen – eine Sichtweise, ohne die sich seine späteren Ausführungen über Geisteswissenschaft im okkulten Sinne gar nicht würden denken lassen.
== Zusammenhang mit früheren Weltentwicklungsstufen ==


Weimar war Steiners erste größere Reise, aber es brachte auch Kontakte: einen Umzug zu [[Anna Eunike]], die er später heiratete, Freundschaft mit [[Gabriele Reuter]], eine teils problematische Zusammenarbeit mit [[Nietzsche]]s Schwester, [[Elisabeth Förster-Nietzsche]], in deren [[Nietzsche-Archiv]] in Naumburg er vor dem umnachteten Philosophen stand, eine Begegnung mit [[Ernst Haeckel]], das Erlebnis [[Heinrich von Treitschke]]s als einer Autorität, die aus äußerlichen Gründen nur schwer kommunizieren konnte, vor allem aber die Zusammenarbeit an der Weimarer Ausgabe mit [[Herman Grimm]], der ihm durch seine Ehe mit einer Tochter [[Bettine von Arnim]]s einen unmittelbaren Zugang zu Goethes Welt schenkte, aber auf den Kollegen auch durch seinen Stil gewirkt hat.
Die drei grundlegenden Seelenkräfte des Menschen wurden bereits auf den der [[Erdentwicklung]] vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen]] ''veranlagt'': Das [[Wollen]] auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], auf dem unter der Leitung der [[Geister des Willens]] auch die Grundlage des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] geschaffen wurde, das [[Fühlen]] auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]], auf unter Führung der [[Geister der Weisheit]] der [[Ätherleib]] gebildet wurde, und das [[Denken]] auf dem [[Alter Mond|alten Mond]], auf dem der Menschenvorfahre unter der Herrschaft der [[Geister der Bewegung]] mit dem [[Astralleib]] begabt wurde. Von hier aus erhellt sich auch der weiter unten besprochene Zusammenhang mit den Wesenheiten der [[Dritte Hierarchie|dritten Hierarchie]], die während dieser früheren planetarischen Entwicklungsphasen ihre [[Menschheitsstufe]] durchmachten: Die [[Archai]] auf dem alten Saturn, die [[Archangeloi]] auf der alten Sonne und die [[Angeloi]] auf dem alten Mond.


[[1894]] veröffentlichte Steiner das – nach Ansicht seiner Anhänger epochale – [[Erkenntnistheorie|erkenntnismethodologische]] Grundlagenwerk "[[Die Philosophie der Freiheit]] – Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode". Das Werk sagt in seinem Kerne aus, dass es eine innere Autorität gibt, die ganz von äußeren Befehlshabern unabhängig ist. Außerdem wiederholt es den Realismus [[Thomas von Aquin]]s, denn es setzt zunächst Einheit von Ding und Begriff voraus. Philosophische und sprachphilosophische Einflüsse hat hier nicht zuletzt [[Wilhelm Dilthey]] ausgeübt.  
{{GZ|Es ist nun außerordentlich schwierig — denn alle Begriffe andern
sich von Planetenzustand zu Planetenzustand — zu definieren, was die
Mission der alten Saturn-, der alten Sonnen-, der alten Mondepoche
war. Es ist dies nicht leicht, weil man zunächst die Mission unserer Erde
sehr abstrakt charakterisieren muß. Man bekommt am leichtesten eine
Vorstellung davon, wenn man sich vergegenwärtigt, wie die verschiedenen
Kräfte beschaffen sind, die im Weltenraum sich offenbaren. Nun
haben Sie, wenn Sie auf das menschliche Innere, auf das Seelenleben
schauen, Wollen, Fühlen und Denken, und wiederum haben Sie, wenn
Sie auf die menschlichen Hüllen blicken, auf das Äußere der Menschennatur,
physischen Leib, Ätherleib und Astralleib, so daß Sie, wenn Sie
den heutigen Menschen anschauen und von seinem Ich zunächst absehen,
ihn als ein Gewebe auffassen können des physischen, Äther- und
Astralleibes, in das hineingewoben sind — wie in eine äußere Hülle —
Wollen, Fühlen und Denken.


Ein Versuch, in Jena Professor zu werden, scheiterte.
Nun sind diese Kräfte im Menschen, sowohl im äußerlichen wie im
inneren Menschen, immer verwandt mit irgendwelcher früheren Mission,
die gebunden war an frühere Verkörperungen der Erde. Da haben
wir zum Beispiel die Saturnmission. Wenn Sie sich eine annähernde
Vorstellung von derselben machen wollen, dann können Sie sich dieselbe
verwandt denken mit dem, was menschlicher physischer Leib auf
der einen Seite und menschlicher Wille auf der anderen Seite ist. Das
ist so zu denken, daß, wenn es keine Saturnverkörperung unserer Erde
gegeben hätte, der Wille des Menschen auf der einen Seite und sein
physischer Leib auf der anderen Seite nicht hätten zu ihrer heutigen
Gestaltung kommen können. Der Mensch verdankt das, was er an Wille
und physischem Leib hat, dem alten Saturn. Daß er den physischen
Leib dem Saturn verdankt, entnehmen wir aus der Akashachronik. Es
wirkt aber auch jeder vorhergehende Zustand in den auf diesen Zustand
folgenden Gestaltungen nach. Was sich daher heute kundgibt als Wille,
ist zurückzuführen auf die Nachwirkung des Saturnelementes. Das
wird zu dem Ergebnisse, daß vom Innern des Menschen sich dessen
Wesenheit als Wille kundgibt. Von der Mission des Sonnenzustandes
bekommen Sie einen Begriff, wenn Sie das, was man menschlichen
Ätherleib nennt, betrachten und daran anknüpfen das Fühlen. Daß der
Ätherleib bis auf die alte Sonne zurückgeht, wurde Ihnen schon gesagt.
Die Nachwirkung wirkt aber so, daß der Mensch die inneren Kräfte
des Fühlens später entwickeln konnte. Und wenn wir endlich auf den
Mondzustand blicken, so sehen wir, daß der Astralleib des Menschen
und das menschliche Denken an denselben gebunden ist. So daß wir
sagen können: Damit diese Kräfte des inneren und äußeren Menschen —
physischer Leib, Ätherleib und Astralleib; Wollen, Fühlen und Denken
— sich so haben entwickeln können, daß sie der Mensch heute als
äußeres und inneres Leben besitzt, dazu waren drei aufeinanderfolgende
kosmische Missionen nötig. Und diejenigen Wesenheiten, die wir
als die Wesenheiten der Hierarchien bezeichnet haben, mußten, damit
die Aufgabe der drei aufeinanderfolgenden Verkörperungen unserer
Erde erfüllt werden und dem Menschen verliehen werden konnte, was
in seiner heutigen Konstitution zum Vorschein kommt, jedesmal in
entsprechender Wechseltätigkeit zusammenwirken.


=== Lehrer in Berlin ===
Es mußte also die Mission des alten Saturnzustandes erfüllt werden,
sonst hätte der Mensch nicht den Einschlag des physischen Leibes und
des Wollens erhalten können. Es mußte die Mission der Sonne erfüllt
werden, sonst hätte er nicht den Ätherleib und das Fühlen erhalten
können, und endlich mußte die Mission des Mondes erfüllt werden,
sonst hätte er nicht den Astralleib und das, was wir die Kraft des Denkens
nennen, haben können. So sind die drei vorhergehenden Verkörperungen
unserer Erde insbesondere demjenigen gewidmet, was wir
eines der vorherrschenden Elemente unserer eigenen, persönlichen Wesenheit,
unseres «Ich» nennen können. Es liegt nämlich die Tatsache
vor, daß der äußere, physische Leib, der ausgeflossen ist aus dem Wesen
des alten Saturn, aus den Geistern des Willens, nichts anderes darstellt,
als den Willen von außen gesehen. Bei uns wirkt der Wille als Innenleben
aus dem Inneren. — Diese Worte sind ganz genau gewählt, sie sind
nicht phantastisch, sondern ganz genau der Natur der Sache entsprechend.
Sie können aus ihnen viel lernen. — Die Sonnenperiode hat die
Erde durchgemacht, um den Ätherleib auf der einen Seite zu begründen
durch den Einfluß der Geister der Weisheit, und um zu begründen auf
der anderen Seite durch das Fortwirken des Elementes der Weisheit
dasjenige, was die innere Weisheit reflektiert: das Gefühl. Dasjenige,
was die Mondenmission war, hängt mit dem Astralleibe und mit dem
Denken in ähnlicher Weise zusammen.


Zwischen [[1898]] und [[1900]] gab Steiner in Berlin das [[Magazin für Litteratur]] heraus und unterrichtete an der [[Arbeiterbildungsschule]]. Als er [[1902]] zusammen mit [[Marie von Sivers]] die Leitung der neugegründeten deutschen Sektion der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] übernahm, wurde die Rezeption der "Philosophie der Freiheit" in der philosophischen Fachwelt abgebrochen. Im gleichen Jahr publizierte Steiner seinen [[Spiritualität|spirituellen]] Zugang zu demjenigen, was seiner Ansicht nach die Grundelemente des Christentums sind, in [[Das Christentum als mystische Tatsache]], unabhängig von und teilweise im Widerspruch zu den bestehenden [[konfession]]ellen und [[Dogma|dogmatischen]] Traditionen der etablierten Theologie. In dem Werk [[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten|Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]] brach er [[1904]] mit der bislang gültigen [[Okkultismus|okkulten]] Tradition, dass spirituelle Schulung eines persönlichen Lehrers bedürfe, und stellte die Wege zur spirituellen Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung auf einer [[Rationalismus|rationalen]] Grundlage dar, wie sie ihm zeitgemäß erschien. [[1904]] legte er in seinem Werk [[Theosophie]] und später in [[Die Geheimwissenschaft im Umriss]] ([[1909]]) u.a. durch Ausführungen über die [[Wesensglieder]] des Menschen, die Farben der [[Aura]] und die [[Planetenzustände]] der Erde den Ideengehalt der [[Anthroposophie]] dar. Aus seinen Aufgaben in der Theosophischen Gesellschaft entwickelte sich eine reiche [[Vortragstätigkeit]], bei der er als ein okkulter Alleswisser herumgezeigt wurde. Die Mitschriften der damals gegebenen und späterer ähnlicher Darstellungen, von ihrem Schöpfer zum größten Teil nicht geprüft, stellen das Mehr der Bände der [[Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe]], deren Zahl bis heute auf über 400 gestiegen ist.
Jetzt fragt es sich: Was haben die hauptsächlich auf der Erde wirkenden
und die Erde formenden Geister der Form für eine besondere
Mission gewählt?


[[Bild:Steiner_1919.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1919)]]
Wir können zunächst sagen: Die Geister, die auf dem Saturn hauptsächlich
[[1913]] trennte sich die deutsche Sektion von der Theosophischen Gesellschaft, weil der christlich-anthroposophische Ansatz Rudolf Steiners und Marie von Sivers` in ihr mehr und mehr auf Missfallen gestoßen und [[1911]] von [[Annie Besant]] und [[Charles Leadbeater]] der Hinduknabe [[Jiddu Krishnamurti]] als Wiedergeburt Jesu und künftiger Weltenlenker verkündet worden war. Die [[Anthroposophische Gesellschaft]] wurde gegründet, der sich viele theosophische Gruppen im Ausland anschlossen. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung für das [[Goetheanum]] in Dornach bei Basel, ein "Haus der Sprache" oder ein "Haus des Wortes", später die [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft]]. ''(Siehe auch: [[Christengemeinschaft]])''
gewirkt haben, die Geister des Willens oder Throne, hatten die
Mission, das Element einzuweben, das später während der Erdenentwickelung
in dem Willen sich offenbart. Das ist die große Saturnmission:
den Willen einzuimpfen, die Willenskräfte einzupflanzen. Wenn
wir so etwas betrachten, so bekommen wir Hochachtung und Respekt
vor den waltenden kosmischen Mächten. Wir bekommen eine richtige
Wertschätzung diesen Mächten gegenüber, wenn wir sehen, daß zu dem
kunstvollen Gewebe von äußerem Willen, der in dem physischen Leibe
lebt, und von innerem Willen eine besondere planetarische Mission
notwendig war. Die gesamte Welt der Hierarchien mußte einen Planeten
entstehen und wieder vergehen lassen, um das Verhältnis zustande
zu bringen, was in uns als äußeres und inneres Willenselement
eingewoben ist. Ebenso mußte die alte Sonne entstehen, um den Ätherleib
und das Gefühlselement, das innere Weisheitselement entstehen zu
lassen. Was sich dann in unserem Denkelement, in unserer Astralität,
als inneres Gedankenelement im Menschen reflektiert, dazu war die
Mondmission notwendig.|121|95ff}}


=== Dornach und das Goetheanum ===
== Zusammenhang mit Weisheit, Schönheit und Güte ==


[[1914]] heiratete Steiner in Dornach seine Mitarbeiterin Marie von Sivers.
{{Hauptartikel|Weisheit, Schönheit und Güte}}


Die Anthroposophische Gesellschaft wuchs rasch, und 1913 begann in [[Dornach]] der Bau des ersten [[Goetheanum]]s als eines Theater- und Verwaltungsgebäudes für ihre jährlichen Treffen. Von Steiner entworfen, schafften daran zu einem großen Teil Freiwillige, die Fachkenntnisse oder auch bloß den Willen zu bieten hatten, etwas Neues zu lernen. Auf dem Gebiet der Plastik war [[Edith Maryon]] maßgeblich beteiligt. 1919 kam es hier zur weltweit ersten Aufführung des gesamten [[Faust]] von Goethe. In Dornach, in dem fast ununterbrochen der Kanonendonner zu hören war, arbeiteten während des Krieges herausragende Künstler aus sechzehn teils verfeindeten Ländern zusammen.
<div style="margin-left:20px">
"Nun hat man in den neueren Zeiten immer diese drei höchsten Ideale
der Menschheit in Zusammenhang gebracht mit den drei uns bekannten
und in den verschiedensten Beziehungen betrachteten menschlichen
Seelenkräften. Man hat das Ideal der Weisheit mit dem Denken oder
dem Vorstellen in Zusammenhang gebracht, das Ideal der Schönheit
mit dem Fühlen, das Ideal der Güte mit dem Wollen.


==== Anthroposophische Architektur ====
Weisheit kann dem Menschen nur werden in klaren Vorstellungen,
in klarem Denken. Das, was Gegenstand der Kunst ist, das Schöne,
kann nicht so erfaßt werden. Das Fühlen ist diejenige Seelenkraft, die
vorzugsweise zu tun hat mit der Schönheit, so sagten die Seelenforscher,
die Psychologen seit langer Zeit. Und das, was als das Gute in der Welt
sich verwirklicht, hängt mit dem Wollen zusammen." {{Lit|{{G|272|194}}}}
</div>


Auf dem Dornacher Hügel hat Steiner nicht nur das erste Goetheanum, das noch stark dem Jugendstil verpflichtet war, und dessen Nachfolgerbau, sondern zwischen diesen beiden auch noch einige Wohnhäuser und Bauwerke mit anderen Aufgaben errichtet, die vorübergehend einen starken [[Wikipedia:Kubismus|kubistischen]] Einschlag annehmen, aber dann in etwas völlig Neues übergehen. Das [[Glashaus]] vermittelt noch einen Eindruck davon, wie das erste Goetheanum ausgesehen hat. [[Haus Duldeck]] steht zwischen der alten und der neuen Art der neuen schon näher, die vor allem in Waldorfschulen bis heute fortlebt. Beeinflusst ist sie vor allem von ''Antonio Gaudi'', ausgewirkt hat sie sich am stärksten bei ''Alvar Aalto'' (Aalto-Theater in Essen und Finlandia-Halle in Helsinki). (Siehe hierzu: Steiner, [[Wege zu einem neuen Baustil]])
<div style="margin-left:20px">
"Daher sagten die [[Rosenkreuzer]]: Gestalte die Welt so, daß sie in sich
enthält Weisheit, Schönheit und Stärke, dann spiegelt sich in uns Weisheit,
Schönheit und Stärke. Hast du die Zeit dazu benutzt, dann ziehst
du selbst aus dieser Erde hinaus mit dem Spiegelbild von Weisheit,
Schönheit und Stärke. Weisheit ist das Spiegelbild des Manas; Schönheit,
Frömmigkeit, Güte ist das Spiegelbild der Buddhi; Stärke ist das
Spiegelbild des Atma.


==== Die Eurythmie ====
Zuerst entwickeln wir um uns her ein Reich der Weisheit dadurch,
daß wir die Weisheit fördern. Dann entwickeln wir ein Reich der
Schönheit auf allen Gebieten. Dann tritt sichtbar Weisheit auf und es
spiegelt sich in uns: Buddhi. Zuletzt verleihen wir dem Ganzen
physisches Dasein, Weisheit im Inneren, Schönheit nach außen.
Wenn wir die Kraft haben, dies durchzusetzen, dann haben wir
Stärke: Atma, die Kraft, alles das in Realität umzusetzen. So richten
wir in uns die drei Reiche auf: Manas, Buddhi, Atma.


Die [[Eurythmie]], die ''Musik und Sprache durch Bewegung sichtbar macht,'' hatte in der Aufführungskunst von Dramen [[Edouard Schuré]]s durch [[Mieta Waller]] und [[Marie Steiner]] bereits Vorläufer. Steiner entwickelte sie zwischen [[1913]] und [[1924]] gemeinsam mit [[Lory Maier-Smits]].
Nicht durch müßige Beschaulichkeit gelangt der Mensch auf der
Erde weiter, sondern indem er der Erde Weisheit, Schönheit und
Stärke einverleibt. Durch die Arbeit unseres höheren Ich gestalten
wir die uns von den Göttern gegebenen vergänglichen Leiber um
und schaffen uns selbst ewige Leiber." {{Lit|{{G|93a|177}}}}
</div>


=== Ausgeweitetes öffentliches Wirken ===
== Gold, Weihrauch und Myrrhe ==


Steiner, der schon vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] durch esoterische Unterweisungen für [[Eliza von Moltke]] mit dem Neffen des Bismarck-Moltke, [[Helmuth Johannes Ludwig von Moltke]], zusammengekommen war, ab [[1906]] in ihm dem Chef des Generalstabs begegnend, hatte während des Krieges Kontakte zu einem guten Teil der wichtigsten deutschen Politiker und versuchte u.a., die Stellung eines offiziellen Fürsprechers für Deutschland in der Welt zu erlangen, was ihm von der deutschen Führung mit der Begründung nicht gewährt wurde, dass er ein Österreicher sei. [[1919]] hat er mit seiner Frau in Paris gegen die Freidensbedingungen protestiert. Später sollte er für eine kurze Zeit stark in die Öffentlichkeit hinausgehn, das Berliner Sportstadion sah ihn als Redner, bis diese Episode wegen zunehmender Angriffe, vor allem der politischen Rechten, wieder beendet wurde. In der durch [[Alexander von Bernus]] begründeten anthroposophischen Zeitschrift [[Das Reich]] schrieb Steiner gemeinsam u.a. mit [[Alfred Kubin]] und [[Else Lasker-Schüler]].  
[[Symbol]]e für die drei grundlegenden Seelenkräfte sind auch die drei Gaben der [[Heilige Drei Könige|Weisen aus dem Morgenland]], die in einer früheren [[Inkarnation]] Schüler des hohen [[Einweihung|Eingeweihten]] [[Zarathustra]] gewesen waren. Das [[Gold]] steht für die [[Weisheit]] des [[Denken]]s, der [[Weihrauch]] für die [[Frömmigkeit]] des [[Gefühl]]s und die herbe [[Myrrhe]] für die [[Wille]]nskraft.


==== Die Dreigliederung ====
{{GZ|Eine ungeheure Anhänglichkeit entwickelte sich in den Schulen der
Chaldäer zu der Individualität - nicht zu der Persönlichkeit - des
Zarathustra. Sie fühlten sich verwandt, diese Weisen des Morgenlandes,
mit ihrem großen Führer. Sie sahen in ihm den Stern der Menschheit,
denn «Zoroaster» ist eine Umschreibung des Wortes «Goldstern»
oder «Stern des Glanzes». Sie sahen in ihm einen Abglanz der Sonne
selbst. Und aus ihrer tiefen Weisheit heraus- konnte es ihnen nicht
verborgen bleiben, als ihr Meister in Bethlehem wiedererschien. Da
wurden sie durch ihren Stern geführt und brachten ihm die äußeren
Zeichen für das Beste, was er den Menschen hatte geben können. Das
Beste, was man einem Menschen aus der Zarathustra-Strömung geben
konnte, war das Wissen von der äußeren Welt, von den Geheimnissen
des Kosmos, aufgenommen in den menschlichen Astralleib, in Denken,
Fühlen und Wollen, so daß die Zarathustra-Schüler ihr Denken, Fühlen
und Wollen, die Kräfte ihrer Seele, durchsetzen wollten mit der
Weisheit, die man einsaugen kann aus den tiefen Grundlagen der göttlich-geistigen Welt. Für dieses Wissen, das man sich durch die Einsaugung
der äußeren Geheimnisse zu eigen machen kann, hatte man
als Symbole Gold, Weihrauch und Myrrhen: Gold als Symbolum für
das Denken, Weihrauch für die Frömmigkeit, für das, was uns als
Fühlen durchdringt, und Myrrhen für die Kraft des Wollens. So zeigten
sie ihre Zusammengehörigkeit mit ihrem Meister, als sie vor ihm
erschienen, da er wiedergeboren wurde in Bethlehem. Daher erzählt
uns der Schreiber des Matthäus-Evangeliums tatsächlich richtig, wie
die Weisen, unter denen der Zarathustra gewirkt hatte, wußten, daß
er wiedererschienen war unter den Menschen, und wie sie durch die
drei Symbole - Gold, Weihrauch und Myrrhen - , die Symbole für das
Beste, was er ihnen gegeben hat, ihre Verwandtschaft mit ihm ausdrückten
([[Matthäus-Evangelium|Matthäus]] {{BB|2|11}}).|114|102f}}


[[1919]] warb Steiner für den Gedanken einer [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung des sozialen Organismus]], die ein freies Geistesleben zwei unabhängigen Organisationen für Recht und Wirtschaft überordnet und die Staatsgrenzen aufhebt. Er verfasste einen [[Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt]], der die Idee voranbringen sollte und von prominenten Künstlern wie [[Hermann Bahr]], [[Hermann Hesse]] und [[Bruno Walter]] unterzeichnet wurde. (Zur Dreigliederung: Steiner, [[Die Kernpunkte der sozialen Frage]])
== Zusammenhang mit den Hierarchien ==


==== Das neue Goetheanum ====
Im engeren Sinn hängen die Fähigkeiten von [[Denken]], [[Fühlen]] und [[Wollen]] mit den [[Wesenheit]]en der [[Dritte Hierarchie|dritten Hierarchie]] zusammen.


In der Silvesternacht 1922/23 brannte das Goetheanum völlig nieder (die Versicherung hat Brandstiftung als Ursache anerkannt). Ende [[1923]] hat Steiner auf der [[Weihnachtstagung]] die nun "Allgemeine" [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophische Gesellschaft]] neu begründet. Dadurch wollte er, anders als bis dahin, die ''Bewegung'' mit ihrer ''äußeren Hülle'' in eins bringen. Die Grundsteinlegung für den größeren Nachfolgerbau erfolgte [[1924]]. Er ist der Sitz der Gesellschaft und der von ihr betriebenen [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaften|Freien Hochschule für Geisteswissenschaften]].
{{GZ|Wir Menschen denken. Wir glauben zunächst, nur
unsere Gedanken zu erleben. Aber indem unsere Gedanken durch unsere Seele
ziehen, leben in unseren Gedanken die [[Angeloi]] in Wirklichkeit darinnen. Und wie
wir mit unseren Sinnen empfinden, wie wir irgend etwas angreifen, erfassen, so
leben in unserem Denken - das ist ihr Empfinden - die Angeloi drinnen. Sie
bringen uns das zum Bewußtsein. Und ebenso wie empfinden in unserem Denken
die Angeloi, so erleben in unserem Fühlen die [[Archangeloi]] und so schauen in
unserem Wollen die [[Archai]].|270b|108}}


==== Die Waldorfschule ====
Betrachtet man die Sache in einem noch umfassenderen Sinn, erkennt man, dass letzlich alle Hierarchien an der Tätigkeit unserer Seelenkräfte beteiligt sind. In seinen [[GA 26|anthroposophischen Leitsätzen]] hat [[Rudolf Steiner]] diesen Zusammenhang knapp und übersichtlich dargestellt. Im [[Denken]] spiegelt sich die [[dritte Hierarchie]], im [[Fühlen]] die [[zweite Hierarchie]] und im [[Wollen]] die [[erste Hierarchie]]:


[[1919]] entstand in Stuttgart eine erste [[Waldorfschule|Freie Waldorfschule]]. Sie war aus allgemeinbildenden Kursen für die Arbeiter der [[Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik]] herausgewachsen, die Steiner organisiert hatte, und hatte auch Impulse aus dem Bestreben erhalten, die modernen, verzweigten Arbeitsvorgänge für den einzelnen Schaffenden durch eine [[Betriebskunde]] übersehbarer zu machen. Die Arbeiter wollten ein Gleiches auch für ihre Kinder. Steiner entwickelte in Vortragsreihen und Lehrerbildungskursen eine [[Waldorfschule#Methodisch-Didaktisches|neue Erziehungskunst]], die genau auf die Entwicklungsstufen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes auf seinem Weg zum erwachsenen Menschen abgestimmt ist. Von der Umsetzung war der Übervater allerdings bald schon ehrlich enttäuscht. Er hat das in einem Ergänzungskurs ganz unverhohlen ausgesprochen. Mit der Waldorfschule wurde auf einen [[Weltschulverein]] abgezielt. Ergänzt wurden die für sie gegebenen Hinweise durch einen [[Heilpädagogischer Kurs|heilpädagogischen Kurs]].
{{GZ|59. Eine unbefangene Betrachtung des Denkens zeigt, daß
die Gedanken des gewöhnlichen Bewußtseins kein eigenes
Dasein haben, daß sie nur wie Spiegelbilder von etwas auftreten.
Aber der Mensch fühlt sich als ''lebendig'' in den Gedanken.
Die ''Gedanken'' leben nicht; ''er aber'' lebt ''in'' den Gedanken.
Dieses Leben urständet in Geist-Wesen, die man
(im Sinne meiner «[[GA 13|Geheimwissenschaft]]») als die der dritten
Hierarchie, als eines Geist-Reiches, ansprechen kann.


==== Die Christengemeinschaft ====
60. Die Ausdehnung dieser unbefangenen Betrachtung auf
das Fühlen zeigt, daß die Gefühle aus dem Organismus aufsteigen,
daß sie aber nicht von diesem erzeugt sein können.
Denn ihr Leben trägt ein vom Organismus unabhängiges
Wesen in sich. Der Mensch kann sich mit seinem Organismus
in der Naturwelt fühlen. Er wird aber gerade dann,
wenn er dies, sich selbst verstehend tut, sich mit seiner Gefühlswelt
in einem geistigen Reiche fühlen. Das ist dasjenige
der zweiten Hierarchie.


[[1922]] gab Steiner 48 von [[Friedrich Rittelmeyer]] angeführten evangelischen Theologen, die ihn darum gebeten hatten, die äußeren Formen für eine anthroposophisch-christliche Sekte, die [[Christengemeinschaft]].  
61. Als Willenswesen wendet sich der Mensch nicht an seinen
Organismus, sondern an die Außenwelt. Er fragt nicht,
wenn er gehen will, was empfinde ich in meinen Füßen,
sondern, was ist dort draußen für ein Ziel, zu dem ich kommen
will. Er vergißt seinen Organismus, indem er will. In
seinem Willen gehört er seiner Natur nicht an. Er gehört da
dem Geist-Reich der ersten Hierarchie an.|26|41}}


==== Die biologisch-dynamische Landwirtschaft ====
== Zusammenhang mit der Trinität ==


[[1924]] feuerte Steiner in Koberwitz bei Breslau mit einem landwirtschaftlichen Kurs den Startschuss für die Entwicklung der [[biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen Landwirtschaft]].  
Die drei Seelenkräfte hängen auch mit der [[Trinität]] zusammen. Das [[Denken]] neigt sich dem Verständnis des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] zu, das [[Fühlen]] dem [[Christus]] und das [[Wollen]] dem [[Vatergott]].


==== Die anthroposophisch erweiterte Medizin ====
{{GZ|Dieses dreigliedrige Wesen ist seinerseits so, daß das eigentliche
Denkerische hinneigt zum Verständnis desjenigen, was der Geist,
der Heilige Geist ist, daß das Fühlende hinneigt zum Verständnis
desjenigen, was der Sohn, der Christus ist, und daß alles Wollende
hinneigt zu dem Verständnis des Vaters. Man muß sich eigentlich
immer verbunden fühlen, indem man sich weiß als ein denkendes,
fühlendes und wollendes Wesen durch die seelische Dreiheit mit
dem Geist, mit dem Sohn, mit dem Vater.|343a|373}}


Ebenfalls in seiner letzten Lebenszeit krönte Steiner seine Anregungen für eine innerlich erweiterte [[Anthroposophische Medizin|Medizin]] durch das Werk [[Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen]], das er gemeinsam mit der Ärztin [[Ita Wegman]] herausgegeben hat. Der Ansatz ist dabei, dass die Schulmedizin keineswegs ''abgelehnt,'' sondern nur ''ergänzt'' wird, indem man bei der Behandlung ''anthroposophische Erkenntnisse berücksichtigt,'' bestimmte Methoden ''hinzufügt'' und nur ''zum Teil, auf Wunsch des Patienten,'' gewisse Therapien auch durch eigene anthroposophische ''ersetzt.''
== Die sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele ==


== Neue Ansätze für die Naturwissenschaften ==
Nach dem Philosophen und Anthroposophen [[Joachim Stiller]] gibt es genau sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele. Diese sind:


Wer Steiner Glauben teilt, Lebendes gehorche seinen eigenen Gesetzen, wird aufgeschlossen, um Dinge zu erforschen, die zwischen dem Lebendigen und dem Toten vermitteln, Brücken von dem einen zum andren schlagen. So haben vor allem [[Theodor Schwenk]] die [[Tropfenbildmethode]] zur Erforschung der Wassergüte und [[Ehrenfried Pfeiffer]] die Methode der [[Kupferchloridkristallisation]] zur Bestimmung der Qualität von Lebensmitteln entwickelt.
[[Datei:Bild 332yz.jpg|thumb|420px|Das Hexagramm als Gestaltbild für die sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele (Idee: [[Joachim Stiller]])]]


== Geistige Heimat und Zukunft ==
* [[Wahrnehmen]]
* [[Denken]]
* [[Vorstellen]]
* [[Empfinden]]
* [[Fühlen]]
* [[Wollen]]


Wie seine Kontakte mit Künstlern allerersten Ranges zeigen (so hat Steiner etwa für [[Wassily Kandinsky]], [[Christian Morgenstern]] und [[Joseph Beuys]] systematische weltanschauliche Anleitung gegeben), ist der Begründer der Anthroposophie im ''Ganzen'' der europäischen Kultur zuhause. Bei den von [[Gerhard Wehr]] bezeichneten Vorgängern wie [[Jakob Böhme]] handelt es sich nur um Vor''läufer.'' Der Grundzug, sich bewusst vor allem vom ''Materialismus'' abzugrenzen, dagegen stammt aus älterer Tradition. Hier ist [[Thomas von Aquin]] durch die Emanzipation der theologischen Wissenschaft von der Philosophie Steiners wichtigster Vorausverkünder, steht dieser in einer Reihe von Männern, die vom glühenden Erneuerer des Christentums, [[Bernhard von Clairvaux]], über Thomas, [[Francesco Petrarca]] als dessen moderneren Nachfolger in dem Beginnen einer Erneuerung, die ''das ganze Leben umfasst,'' Petrarcas wichtigste Verwirklicher ([[Leonardo da Vinci]], [[Rembrandt]]) und schließlich [[Goethe]] mit seiner hochgezüchteten ''Ruhe'' bis zu ihm führt, der durchs Bauen eine künstlerische Bedeutung erlangt hat, durch die er seinen Vorgängern im Führen und Begeistern der Menschen keine Schande antut. Bemerkungen bei Marie von Sivers lassen darauf zurückschließen, dass sie und ihr Mann auch dessen eigenes früheres Erdensein in [[Italien]] gesehen haben, das sie oft bereisten und auf seine Kunstwerke durchkämmten. Der Theaterkritiker und Zeitungsmann Steiner hat in seinen [[Wahrspruchworte|Wahrspruchworten]] und [[Mysteriendramen]] indessen auch einen eigenen literarischen [[Stil]] entwickelt, der ''ganz bewusst'' in abstrakten geistigen Bereichen verschwebt. [[Rosa Mayreder]] hat dies nach seinem Tod Goethes wirklichkeitsnahem Stil in [[Dichtung und Wahrheit]] gegenübergehalten. Ist der geistige Ursprung von Steiners Weltanschauung also so sehr allgemein nur ''ein Verbundensein mit den tiefsten und höchsten Werten der europäischen Kultur,'' dass den Anhängern 1919 auf seine Frage, wie man die neubegründete Schule, außer Waldorfschule, noch nennen könnte, nur "Kulturschule" einfiel und sich das eigentlich Besondere dieser Schulen noch heute nicht ''gefunden'' hat, obwohl es jeder ''spürt,'' so müssen auch die noch nicht gereiften Früchte seines Sinnstiftertums ganz in seinem Sinne nicht in einer eng begrenzten, wenn auch noch so geflissentlich weiterentwickelten weltanschaulichen Bewegung, sondern in einem möglichst ehrlichen und konstruktiven Weiterentwickeln der ''ganzen Weltkultur'' gesucht werden.
Es gibt dabei eine gewisse Wertigkeit, so Stiller:


== Werke ==
Die erste Primärtätigkeit der menschlichen Seele:
Rudolf Steiner hat neben 20 Büchern eine Vielzahl von Schriften und Artikeln veröffentlicht und rund 5900 Vorträge im In- und Ausland gehalten. Ein Großteil der Vorträge ist in Mitschriften von Berufsstenographen und Vortragszuhörern erhalten geblieben. Sie erschienen zunächst häufig im Privatdruck und in Zeitschriften . Später begannen verschiedene Verlage (u.a. Philosophisch-anthroposophischer Verlag, Rudolf-Steiner Verlag) die Vorträge, Bücher im engeren Sinne wie auch die dazu gehörigen Wandtafelbilder zu edieren und publizieren.
[[Bild:Steiner1923.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1923)]]


:Wahrheit und Wissenschaft, [[1892]]
* [[Wollen]]
:Die Philosophie der Freiheit, [[1894]]
:Rätsel der Philosophie, [[1900]]
:Das Christentum als mystische Tatsache, [[1902]]
:Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten, [[1904]]
:Theosophie, [[1904]]
:Aus der Akasha-Chronik, [[1904]] - [[1908]], als Buch [[1939]]
:Die Geheimwissenschaft im Umriss, [[1909]]
:Das Johannesevangelium, [[1909]]
:Vier Mysteriendramen, [[1910]]-[[1913]]
:Wendepunkte des Geistelebens, [[1911]]
:Wege zu einem neuen Baustil, [[1914]]
:Vom Menschenrätsel, [[1916]]
:Von Seelenrätseln, [[1917]]
:Aufruf an das Deutsche Volk, [[1919]]
:Die Kernpunkte der sozialen Frage, [[1919]]
:Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus, [[1919]]
:Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, [[1919]]
:Geisteswissenschaft und Medizin, [[1920]]
:Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit, [[1922]]
:Über das Wesen der Bienen, [[1923]]
:Mein Lebensgang, [[1924]]
:Eurythmie als sichtbare Sprache, [[1924]]
:Das Initiatenbewusstsein, [[1924]]


== Aktuelle Bezüge ==
Die ersten beiden Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
''Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluß von '''Amerika''', von dem Westen herüber haben, und der geht ... jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das '''Jahr 2000''' geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von '''Verbot''' für alles '''Denken''' von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu '''unterdrücken.'''''


Rudolf Steiner: Vortrag, Berlin, 4. April 1916
* [[Denken]], [[Wollen]]


''Dasjenige, was ein ewiges Friedensideal ist, das wird niemals durch ein Tröpfchen Blut erreicht, das hervorgerufen worden ist durch ein '''Kriegsinstrument'''. Das muss auf ganz andere Weise in die Welt gesetzt werden! Und sei es wer immer, der da sagt, er '''kämpfe für den Frieden''' und müsse deshalb '''Krieg''' führen, Krieg bis zur Vernichtung des Gegners, um Frieden zu haben, der lügt, wenn er sich dessen auch nicht bewusst ist, wer er auch immer sein möge.''
Die ersten drei Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:


Rudolf Steiner: Vortrag, Dornach, 18. Dezember 1916
* [[Denken]], [[Fühlen]], [[Wollen]]


== Literatur ==
Die ersten vier Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
*Taja Gut: "Aller Geistesprozess ist ein Befreiungsprozess" - Der Mensch Rudolf Steiner, Pforte Verlag, [[2000]]
*Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner - eine Biographie, Verlag Urachhaus, [[1999]]
*Johannes Hemleben: Rudolf Steiner in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlts Monographien 79, 151.-160. Tausend, Reinbek bei Hamburg [[1980]]


== Weblinks ==
* [[Denken]], [[Empfinden]], [[Fühlen]], [[Wollen]]
===Allgemein===
* http://www.rudolf-steiner.com- Website der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Archiv und Verlag in Dornach.
* http://www.goetheanum.org - Website des Goetheanum in Dornach.
* http://www.anthromedia.net - Übersicht über die anthroposophischen Tätigkeitsfelder.
* http://www.radio-anthroposophie.de - Blog zu Rudolf Steiner und aktuellen Entwicklungen in der Anthroposophie.
* http://www.rudolf-steiner.de - Weiterführende Information, Literaturdatenbank.
*[http://www.izf-group.de/Wikka/HomePage/ Forschungsanregungen Steiners] - und Forschungsergebnisse Steiners
* http://www.antroposofi.no/historie/Motzstrase30%20Berlin.pdf "Rudolf Steiner, wohnten und wirkten hier 1903-1923", Motzstraße 30, Schöneberg, Berlin.


===Werke===
Die ersten fünf Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
* http://www.rudolf-steiner.com - Website des Rudolf Steiner Archivs mit Volltextrecherchemöglichkeit.
* http://rudolf.steiner.home.att.net - Komplette Online-Edition der Schriften Rudolf Steiners (GA 1-28).
* http://www.anthroposophy.com/Steinerwerke/Steinerschriften.html - Grundlegende Werke Rudolf Steiners online.
* http://www.dr-rudolf-steiner.de - Einige Ausgaben letzter Hand
* http://www.datenbank-anthroposophie.de - Datenbank Anthroposophie [Privates Projekt].


===Anthroposophische Publikationen===
* [[Denken]], [[Vorstellen]], [[Empfinden]], [[Fühlen]], [[Wollen]]
* [http://www.anthroposophy.com/ Anthroposophie]
* [http://www.anthroposophie-de.com/ Die anthroposophische Gesellschaft in Deutschland]
* [http://www.goetheanum.ch/ Das Goetheanum der Anthroposopischen Gesellschaft]
* [http://www.sab.org.br/ Sociedade Antroposófica no Brasil (portugiesisch, englisch)]
* [http://www.info3.de Info3 - Monatsmagazin für Spiritualität und Zeitfragen]
* [http://www.anthroposophie.net/ Forum für Anthroposophie, Waldorpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft]


===Kunstwissenschaftliche Publikationen===
Alle sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:
* [http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2004/1385/ Rudolf Steiner Design : Spiritueller Funktionalismus – Kunst] - Dissertation von Reinhold Johann Fäth


===Goetheanistische Naturwissenschaft===
* [[Wahrnehmen]], [[Denken]], [[Vorstellen]], [[Empfinden]], [[Fühlen]], [[Wollen]]
* [http://www.izf-group.de Der IZF Group Verlag] - Forschungsprojekte zu Rudolf Steiner und Magazin


{| style="border:1px solid #800080; background-color:#FFF0F9;padding:5px;font-size:95%;"
== Literatur ==
|Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner Rudolf Steiner] aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org Wikipedia] und steht unter der [http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt GNU Lizenz für freie Dokumentation]. In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Rudolf_Steiner&amp;action=history Liste der Autoren] verfügbar.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
|}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
[[Kategorie:Biographie]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}}
[[Kategorie:Anthroposoph||Steiner, Rudolf]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), 5. Aufl., ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}} ; 6. Aufl., stark bearbeitete und erweiterte Neuauflage 2017: ISBN 3727412119
[[Kategorie:Philosoph|Steiner, Rudolf]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil'', [[GA 208]] (1992), ISBN 3-7274-2080-4 {{Vorträge|208}}
[[Kategorie:Mann|Steiner, Rudolf]]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270/2]] (1999),  ISBN 3-7274-2700-0 {{Vorträge|270b}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band I: Faust, der strebende Mensch , [[GA 272]] (1981), ISBN 3-7274-2720-5 {{Vorträge|272}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}


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{{Personendaten|
[[Kategorie:Joachim Stiller]]
NAME=Steiner, Rudolf
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
|ALTERNATIVNAMEN=
[[Kategorie:Seelenkräfte|!]]
|KURZBESCHREIBUNG=Philosoph, Esoteriker, Künstler, Goethe-Forscher und Begründer der Anthroposophie
|GEBURTSDATUM=27. Februar 1861
|GEBURTSORT=Donji Kraljevec
|STERBEDATUM=30. März 1925
|STERBEORT=Dornach (Schweiz)
}}

Version vom 27. November 2019, 00:19 Uhr

Drei grundlegende Seelenkräfte oder Seelenfähigkeiten, die das Seelenleben des heutigen Menschen prägen, lassen sich deutlich unterscheiden: das Denken, das Fühlen und das Wollen. Diese Dreigliederung des Seelenlebens wurde erstmals von Johannes Nikolaus Tetens (1736-1807) klar beschrieben, der eine „psychologische Analyse der Seele“ nach naturwissenschaftlicher Methode anstrebte.

Die Trennung dieser drei Seelenkräfte ist nicht in allen drei seelischen Wesensgliedern gleich stark ausgeprägt. In der Empfindungsseele sind Denken, Fühlen und Wollen noch sehr stark ineinander verwoben. In der Verstandes- oder Gemütsseele setzt sich das Wollen bereits deutlich ab, während Denken und Fühlen noch eng miteinander verbunden sind. Erst mit der Bewusstseinsseele beginnt die vollständige Trennung aller drei Seelenkräfte. Ein vollständige Trennung der drei Seelenkräfte wird auch durch eine entsprechend vorangeschrittene Geistesschulung erreicht, die bis zu einer Spaltung der Persönlichkeit führt.

„Wir unterscheiden zwar diese drei Seelenfähigkeiten, Denken, Fühlen und Wollen, aber in dem einheitlichen Leben der Seele sind sie durchaus nicht in strenger Weise von einander geschieden. Man müßte eigentlich sagen: Wenn wir vom Denken, vom Vorstellen reden, so reden wir von einer Seelenfähigkeit, in der durchaus zum Beispiel der Wille und auch das Gefühl drinnen ist, aber es ist hauptsächlich das Denken drinnen. Im Willen wiederum sind durchaus Gedanken drinnen, aber es ist hauptsächlich Wille drinnen. So ist es nur das Hervorstechendste, das in den einzelnen Seelenfähigkeiten bezeichnet wird, während überall unter der Oberfläche, kann man sagen, auch die anderen Seelenfähigkeiten liegen.“ (Lit.:GA 82, S. 120f)

In der germanischen Mythologie wird durch die Götterdreiheit Odin, Wili und We auf die drei Seelenkräfte hingewiesen.

Seelenkräfte und Wesensglieder

Die Seelenkräfte entfalten sich durch die Tätigkeit der vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen. Das Denken webt zwischen dem physischen Leib und dem Ätherleib, das Fühlen schwingt zwischen dem Ätherleib und dem Astralleib und das Wollen wirkt zwischen Ich und Astralleib.

„Da ist zunächst der physische Leib des Menschen (siehe Zeichnung, hell); da ist dann der Ätherleib des Menschen (rot). Zwischen beiden ist die webende Gedankenwelt, insofern sie eingegliedert ist in unseren Organismus. Zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib (grün) befindet sich die Gefühlswelt, und zwischen dem astralischen Leib und der Ich-Hülle (blau) befindet sich die Willenswelt.“ (Lit.:GA 208, S. 15)

Zeichnung aus GA 208, S. 15 (Tafel 1)
Zeichnung aus GA 208, S. 15 (Tafel 1)

Seelenkräfte und Lebensalter

Der Zusammenhang der Seelenkräfte wandelt sich mit dem Lebensalter. Das ist insbesondere in der Pädagogik zu berücksichtigen. Beim Kind ist das Fühlen noch ganz eng mit dem Wollen verbunden. Erst im Erwachsenenalter trennen sich Denken, Fühlen und Wollen voneinander. Im Alter wachsen Denken und Fühlen immer stärker zusammen.

„Der Mensch trägt in sich denkendes Erkennen, Fühlen und Wollen. Schauen wir das Kind an, dann haben wir in dem Bilde, das uns das Kind seelisch darbietet, eine enge Verknüpfung zwisehen Wollen und Fühlen. Man möchte sagen, Wollen und Fühlen sind im Kinde zusammengewachsen. Wenn das Kind zappelt, strampelt, so macht es genau die Bewegungen, die seinem Fühlen in diesem Augenblicke entsprechen; es ist nicht imstande, die Bewegungen etwa von dem Gefühl auseinanderzuhalten.

Anders wird das beim Greise. Bei ihm ist das Entgegengesetzte der Fall: denkendes Erkennen und Fühlen sind zusammengewachsen, und das Wollen tritt in einer gewissen selbständigen Art auf. Es verläuft also der menschliche Lebensgang in der Weise, daß das Fühlen, welches zuerst an das Wollen gebunden ist, sich allmählich im Laufe des Lebens vom Wollen loslöst. Und damit haben wir es gerade vielfach im Erziehen zu tun: mit dem Loslösen des Fühlens vom Wollen. Dann verbindet sich das vom Wollen losgelöste Fühlen mit dem denkenden Erkennen. Damit hat es dann das spätere Leben zu tun. Wir haben das Kind für das spätere Leben nur dann richtig vorbereitet, wenn wir in ihm bewirken, daß das Fühlen sich gut loslösen kann von dem Wollen; dann wird es in einer späteren Lebensära als Mann oder Frau auch das losgelöste Fühlen mit dem denkenden Erkennen verbinden können und wird so dem Leben gewachsen sein. Warum hören wir dem Greise zu, auch wenn er uns von seinen Lebenserfahrungen erzählt? Weil er im Laufe seines Lebens sein persönliches Empfinden verbunden hat mit seinen Begriffen und Ideen. Er erzählt uns nicht Theorien, er erzählt uns das, was er persönlich an Gefühlen hat anknüpfen können an die Ideen und Begriffe. Bei dem Greise, der wirklich sein Fühlen mit dem denkenden Erkennen verbunden hat, klingen daher die Begriffe und Ideen warm, klingen wirklichkeitsgesättigt, konkret, persönlich; während bei dem Menschen, der mehr im Mannes- oder Frauenalter stehengeblieben ist, die Begriffe und Ideen theoretisch, abstrakt, wissenschaftlich klingen. Das gehört einmal zum menschlichen Leben, daß von den menschlichen Seelenfähigkeiten ein gewisser Gang durchgemacht wird, indem sich das fühlende Wollen des Kindes entwickelt zu dem fühlenden Denken des Greises. Dazwischen liegt das menschliche Leben, und wir werden zu diesem menschlichen Leben nur gut erziehen, wenn wir eine solche Sache psychologisch ins Auge zu fassen vermögen.“ (Lit.:GA 293, S. 108f)

Zusammenhang mit früheren Weltentwicklungsstufen

Die drei grundlegenden Seelenkräfte des Menschen wurden bereits auf den der Erdentwicklung vorangegangenen Weltentwicklungsstufen veranlagt: Das Wollen auf dem alten Saturn, auf dem unter der Leitung der Geister des Willens auch die Grundlage des physischen Leibes geschaffen wurde, das Fühlen auf der alten Sonne, auf unter Führung der Geister der Weisheit der Ätherleib gebildet wurde, und das Denken auf dem alten Mond, auf dem der Menschenvorfahre unter der Herrschaft der Geister der Bewegung mit dem Astralleib begabt wurde. Von hier aus erhellt sich auch der weiter unten besprochene Zusammenhang mit den Wesenheiten der dritten Hierarchie, die während dieser früheren planetarischen Entwicklungsphasen ihre Menschheitsstufe durchmachten: Die Archai auf dem alten Saturn, die Archangeloi auf der alten Sonne und die Angeloi auf dem alten Mond.

„Es ist nun außerordentlich schwierig — denn alle Begriffe andern sich von Planetenzustand zu Planetenzustand — zu definieren, was die Mission der alten Saturn-, der alten Sonnen-, der alten Mondepoche war. Es ist dies nicht leicht, weil man zunächst die Mission unserer Erde sehr abstrakt charakterisieren muß. Man bekommt am leichtesten eine Vorstellung davon, wenn man sich vergegenwärtigt, wie die verschiedenen Kräfte beschaffen sind, die im Weltenraum sich offenbaren. Nun haben Sie, wenn Sie auf das menschliche Innere, auf das Seelenleben schauen, Wollen, Fühlen und Denken, und wiederum haben Sie, wenn Sie auf die menschlichen Hüllen blicken, auf das Äußere der Menschennatur, physischen Leib, Ätherleib und Astralleib, so daß Sie, wenn Sie den heutigen Menschen anschauen und von seinem Ich zunächst absehen, ihn als ein Gewebe auffassen können des physischen, Äther- und Astralleibes, in das hineingewoben sind — wie in eine äußere Hülle — Wollen, Fühlen und Denken.

Nun sind diese Kräfte im Menschen, sowohl im äußerlichen wie im inneren Menschen, immer verwandt mit irgendwelcher früheren Mission, die gebunden war an frühere Verkörperungen der Erde. Da haben wir zum Beispiel die Saturnmission. Wenn Sie sich eine annähernde Vorstellung von derselben machen wollen, dann können Sie sich dieselbe verwandt denken mit dem, was menschlicher physischer Leib auf der einen Seite und menschlicher Wille auf der anderen Seite ist. Das ist so zu denken, daß, wenn es keine Saturnverkörperung unserer Erde gegeben hätte, der Wille des Menschen auf der einen Seite und sein physischer Leib auf der anderen Seite nicht hätten zu ihrer heutigen Gestaltung kommen können. Der Mensch verdankt das, was er an Wille und physischem Leib hat, dem alten Saturn. Daß er den physischen Leib dem Saturn verdankt, entnehmen wir aus der Akashachronik. Es wirkt aber auch jeder vorhergehende Zustand in den auf diesen Zustand folgenden Gestaltungen nach. Was sich daher heute kundgibt als Wille, ist zurückzuführen auf die Nachwirkung des Saturnelementes. Das wird zu dem Ergebnisse, daß vom Innern des Menschen sich dessen Wesenheit als Wille kundgibt. Von der Mission des Sonnenzustandes bekommen Sie einen Begriff, wenn Sie das, was man menschlichen Ätherleib nennt, betrachten und daran anknüpfen das Fühlen. Daß der Ätherleib bis auf die alte Sonne zurückgeht, wurde Ihnen schon gesagt. Die Nachwirkung wirkt aber so, daß der Mensch die inneren Kräfte des Fühlens später entwickeln konnte. Und wenn wir endlich auf den Mondzustand blicken, so sehen wir, daß der Astralleib des Menschen und das menschliche Denken an denselben gebunden ist. So daß wir sagen können: Damit diese Kräfte des inneren und äußeren Menschen — physischer Leib, Ätherleib und Astralleib; Wollen, Fühlen und Denken — sich so haben entwickeln können, daß sie der Mensch heute als äußeres und inneres Leben besitzt, dazu waren drei aufeinanderfolgende kosmische Missionen nötig. Und diejenigen Wesenheiten, die wir als die Wesenheiten der Hierarchien bezeichnet haben, mußten, damit die Aufgabe der drei aufeinanderfolgenden Verkörperungen unserer Erde erfüllt werden und dem Menschen verliehen werden konnte, was in seiner heutigen Konstitution zum Vorschein kommt, jedesmal in entsprechender Wechseltätigkeit zusammenwirken.

Es mußte also die Mission des alten Saturnzustandes erfüllt werden, sonst hätte der Mensch nicht den Einschlag des physischen Leibes und des Wollens erhalten können. Es mußte die Mission der Sonne erfüllt werden, sonst hätte er nicht den Ätherleib und das Fühlen erhalten können, und endlich mußte die Mission des Mondes erfüllt werden, sonst hätte er nicht den Astralleib und das, was wir die Kraft des Denkens nennen, haben können. So sind die drei vorhergehenden Verkörperungen unserer Erde insbesondere demjenigen gewidmet, was wir eines der vorherrschenden Elemente unserer eigenen, persönlichen Wesenheit, unseres «Ich» nennen können. Es liegt nämlich die Tatsache vor, daß der äußere, physische Leib, der ausgeflossen ist aus dem Wesen des alten Saturn, aus den Geistern des Willens, nichts anderes darstellt, als den Willen von außen gesehen. Bei uns wirkt der Wille als Innenleben aus dem Inneren. — Diese Worte sind ganz genau gewählt, sie sind nicht phantastisch, sondern ganz genau der Natur der Sache entsprechend. Sie können aus ihnen viel lernen. — Die Sonnenperiode hat die Erde durchgemacht, um den Ätherleib auf der einen Seite zu begründen durch den Einfluß der Geister der Weisheit, und um zu begründen auf der anderen Seite durch das Fortwirken des Elementes der Weisheit dasjenige, was die innere Weisheit reflektiert: das Gefühl. Dasjenige, was die Mondenmission war, hängt mit dem Astralleibe und mit dem Denken in ähnlicher Weise zusammen.

Jetzt fragt es sich: Was haben die hauptsächlich auf der Erde wirkenden und die Erde formenden Geister der Form für eine besondere Mission gewählt?

Wir können zunächst sagen: Die Geister, die auf dem Saturn hauptsächlich gewirkt haben, die Geister des Willens oder Throne, hatten die Mission, das Element einzuweben, das später während der Erdenentwickelung in dem Willen sich offenbart. Das ist die große Saturnmission: den Willen einzuimpfen, die Willenskräfte einzupflanzen. Wenn wir so etwas betrachten, so bekommen wir Hochachtung und Respekt vor den waltenden kosmischen Mächten. Wir bekommen eine richtige Wertschätzung diesen Mächten gegenüber, wenn wir sehen, daß zu dem kunstvollen Gewebe von äußerem Willen, der in dem physischen Leibe lebt, und von innerem Willen eine besondere planetarische Mission notwendig war. Die gesamte Welt der Hierarchien mußte einen Planeten entstehen und wieder vergehen lassen, um das Verhältnis zustande zu bringen, was in uns als äußeres und inneres Willenselement eingewoben ist. Ebenso mußte die alte Sonne entstehen, um den Ätherleib und das Gefühlselement, das innere Weisheitselement entstehen zu lassen. Was sich dann in unserem Denkelement, in unserer Astralität, als inneres Gedankenelement im Menschen reflektiert, dazu war die Mondmission notwendig.“ (Lit.:GA 121, S. 95ff)

Zusammenhang mit Weisheit, Schönheit und Güte

"Nun hat man in den neueren Zeiten immer diese drei höchsten Ideale der Menschheit in Zusammenhang gebracht mit den drei uns bekannten und in den verschiedensten Beziehungen betrachteten menschlichen Seelenkräften. Man hat das Ideal der Weisheit mit dem Denken oder dem Vorstellen in Zusammenhang gebracht, das Ideal der Schönheit mit dem Fühlen, das Ideal der Güte mit dem Wollen.

Weisheit kann dem Menschen nur werden in klaren Vorstellungen, in klarem Denken. Das, was Gegenstand der Kunst ist, das Schöne, kann nicht so erfaßt werden. Das Fühlen ist diejenige Seelenkraft, die vorzugsweise zu tun hat mit der Schönheit, so sagten die Seelenforscher, die Psychologen seit langer Zeit. Und das, was als das Gute in der Welt sich verwirklicht, hängt mit dem Wollen zusammen." (Lit.: GA 272, S. 194)

"Daher sagten die Rosenkreuzer: Gestalte die Welt so, daß sie in sich enthält Weisheit, Schönheit und Stärke, dann spiegelt sich in uns Weisheit, Schönheit und Stärke. Hast du die Zeit dazu benutzt, dann ziehst du selbst aus dieser Erde hinaus mit dem Spiegelbild von Weisheit, Schönheit und Stärke. Weisheit ist das Spiegelbild des Manas; Schönheit, Frömmigkeit, Güte ist das Spiegelbild der Buddhi; Stärke ist das Spiegelbild des Atma.

Zuerst entwickeln wir um uns her ein Reich der Weisheit dadurch, daß wir die Weisheit fördern. Dann entwickeln wir ein Reich der Schönheit auf allen Gebieten. Dann tritt sichtbar Weisheit auf und es spiegelt sich in uns: Buddhi. Zuletzt verleihen wir dem Ganzen physisches Dasein, Weisheit im Inneren, Schönheit nach außen. Wenn wir die Kraft haben, dies durchzusetzen, dann haben wir Stärke: Atma, die Kraft, alles das in Realität umzusetzen. So richten wir in uns die drei Reiche auf: Manas, Buddhi, Atma.

Nicht durch müßige Beschaulichkeit gelangt der Mensch auf der Erde weiter, sondern indem er der Erde Weisheit, Schönheit und Stärke einverleibt. Durch die Arbeit unseres höheren Ich gestalten wir die uns von den Göttern gegebenen vergänglichen Leiber um und schaffen uns selbst ewige Leiber." (Lit.: GA 93a, S. 177)

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Symbole für die drei grundlegenden Seelenkräfte sind auch die drei Gaben der Weisen aus dem Morgenland, die in einer früheren Inkarnation Schüler des hohen Eingeweihten Zarathustra gewesen waren. Das Gold steht für die Weisheit des Denkens, der Weihrauch für die Frömmigkeit des Gefühls und die herbe Myrrhe für die Willenskraft.

„Eine ungeheure Anhänglichkeit entwickelte sich in den Schulen der Chaldäer zu der Individualität - nicht zu der Persönlichkeit - des Zarathustra. Sie fühlten sich verwandt, diese Weisen des Morgenlandes, mit ihrem großen Führer. Sie sahen in ihm den Stern der Menschheit, denn «Zoroaster» ist eine Umschreibung des Wortes «Goldstern» oder «Stern des Glanzes». Sie sahen in ihm einen Abglanz der Sonne selbst. Und aus ihrer tiefen Weisheit heraus- konnte es ihnen nicht verborgen bleiben, als ihr Meister in Bethlehem wiedererschien. Da wurden sie durch ihren Stern geführt und brachten ihm die äußeren Zeichen für das Beste, was er den Menschen hatte geben können. Das Beste, was man einem Menschen aus der Zarathustra-Strömung geben konnte, war das Wissen von der äußeren Welt, von den Geheimnissen des Kosmos, aufgenommen in den menschlichen Astralleib, in Denken, Fühlen und Wollen, so daß die Zarathustra-Schüler ihr Denken, Fühlen und Wollen, die Kräfte ihrer Seele, durchsetzen wollten mit der Weisheit, die man einsaugen kann aus den tiefen Grundlagen der göttlich-geistigen Welt. Für dieses Wissen, das man sich durch die Einsaugung der äußeren Geheimnisse zu eigen machen kann, hatte man als Symbole Gold, Weihrauch und Myrrhen: Gold als Symbolum für das Denken, Weihrauch für die Frömmigkeit, für das, was uns als Fühlen durchdringt, und Myrrhen für die Kraft des Wollens. So zeigten sie ihre Zusammengehörigkeit mit ihrem Meister, als sie vor ihm erschienen, da er wiedergeboren wurde in Bethlehem. Daher erzählt uns der Schreiber des Matthäus-Evangeliums tatsächlich richtig, wie die Weisen, unter denen der Zarathustra gewirkt hatte, wußten, daß er wiedererschienen war unter den Menschen, und wie sie durch die drei Symbole - Gold, Weihrauch und Myrrhen - , die Symbole für das Beste, was er ihnen gegeben hat, ihre Verwandtschaft mit ihm ausdrückten (Matthäus 11 EU).“ (Lit.:GA 114, S. 102f)

Zusammenhang mit den Hierarchien

Im engeren Sinn hängen die Fähigkeiten von Denken, Fühlen und Wollen mit den Wesenheiten der dritten Hierarchie zusammen.

„Wir Menschen denken. Wir glauben zunächst, nur unsere Gedanken zu erleben. Aber indem unsere Gedanken durch unsere Seele ziehen, leben in unseren Gedanken die Angeloi in Wirklichkeit darinnen. Und wie wir mit unseren Sinnen empfinden, wie wir irgend etwas angreifen, erfassen, so leben in unserem Denken - das ist ihr Empfinden - die Angeloi drinnen. Sie bringen uns das zum Bewußtsein. Und ebenso wie empfinden in unserem Denken die Angeloi, so erleben in unserem Fühlen die Archangeloi und so schauen in unserem Wollen die Archai.“ (Lit.:GA 270b, S. 108)

Betrachtet man die Sache in einem noch umfassenderen Sinn, erkennt man, dass letzlich alle Hierarchien an der Tätigkeit unserer Seelenkräfte beteiligt sind. In seinen anthroposophischen Leitsätzen hat Rudolf Steiner diesen Zusammenhang knapp und übersichtlich dargestellt. Im Denken spiegelt sich die dritte Hierarchie, im Fühlen die zweite Hierarchie und im Wollen die erste Hierarchie:

„59. Eine unbefangene Betrachtung des Denkens zeigt, daß die Gedanken des gewöhnlichen Bewußtseins kein eigenes Dasein haben, daß sie nur wie Spiegelbilder von etwas auftreten. Aber der Mensch fühlt sich als lebendig in den Gedanken. Die Gedanken leben nicht; er aber lebt in den Gedanken. Dieses Leben urständet in Geist-Wesen, die man (im Sinne meiner «Geheimwissenschaft») als die der dritten Hierarchie, als eines Geist-Reiches, ansprechen kann.

60. Die Ausdehnung dieser unbefangenen Betrachtung auf das Fühlen zeigt, daß die Gefühle aus dem Organismus aufsteigen, daß sie aber nicht von diesem erzeugt sein können. Denn ihr Leben trägt ein vom Organismus unabhängiges Wesen in sich. Der Mensch kann sich mit seinem Organismus in der Naturwelt fühlen. Er wird aber gerade dann, wenn er dies, sich selbst verstehend tut, sich mit seiner Gefühlswelt in einem geistigen Reiche fühlen. Das ist dasjenige der zweiten Hierarchie.

61. Als Willenswesen wendet sich der Mensch nicht an seinen Organismus, sondern an die Außenwelt. Er fragt nicht, wenn er gehen will, was empfinde ich in meinen Füßen, sondern, was ist dort draußen für ein Ziel, zu dem ich kommen will. Er vergißt seinen Organismus, indem er will. In seinem Willen gehört er seiner Natur nicht an. Er gehört da dem Geist-Reich der ersten Hierarchie an.“ (Lit.:GA 26, S. 41)

Zusammenhang mit der Trinität

Die drei Seelenkräfte hängen auch mit der Trinität zusammen. Das Denken neigt sich dem Verständnis des Heiligen Geistes zu, das Fühlen dem Christus und das Wollen dem Vatergott.

„Dieses dreigliedrige Wesen ist seinerseits so, daß das eigentliche Denkerische hinneigt zum Verständnis desjenigen, was der Geist, der Heilige Geist ist, daß das Fühlende hinneigt zum Verständnis desjenigen, was der Sohn, der Christus ist, und daß alles Wollende hinneigt zu dem Verständnis des Vaters. Man muß sich eigentlich immer verbunden fühlen, indem man sich weiß als ein denkendes, fühlendes und wollendes Wesen durch die seelische Dreiheit mit dem Geist, mit dem Sohn, mit dem Vater.“ (Lit.:GA 343a, S. 373)

Die sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele

Nach dem Philosophen und Anthroposophen Joachim Stiller gibt es genau sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele. Diese sind:

Datei:Bild 332yz.jpg
Das Hexagramm als Gestaltbild für die sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele (Idee: Joachim Stiller)

Es gibt dabei eine gewisse Wertigkeit, so Stiller:

Die erste Primärtätigkeit der menschlichen Seele:

Die ersten beiden Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:

Die ersten drei Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:

Die ersten vier Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:

Die ersten fünf Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:

Alle sechs Primärtätigkeiten der menschlichen Seele:

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.